[Tag 4] Dienstag 28.8. Rákkasjåhkå – Máhtujågåsj

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem roten Tourabschnitt Nr. 20.

Der Wecker klingelt heute um Viertel nach Sieben, Markus ist so aber ganz sicher nicht zum Aufstehen zu bewegen, und so beginnt unsere Morgenroutine doch erst um 8. In der Früh scheint immer noch die Sonne, dafür weht aber ein fieser Gegenwind.

Wir nutzen die Frühstückspause, um mal unser mitgebrachtes Satellitentelefon zu testen. Dies hatten wir erst ganz knapp vor Abreise vom Vermieter abgeholt, sind also nicht ganz sicher, was den Funktionsumfang und auch die Funktionsfähigkeit des Geräts angeht. Ist dann tatsächlich auch schwieriger als gedacht, da die richtige Ausrichtung und Positionierung hinzukriegen.

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Blick gen Süden, unsere heutige Marschrichtung
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Blick zurück nach Norden, in Bildmitte noch einmal der Gisuris
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Kantberget/Gavelberget

Um Viertel vor Zehn sind wir dann unterwegs, finden auch schnell einen Trampelpfad, auf dem es fantastisch einfach vorwärts geht. Die Sonne verzieht sich alsbald, es bleibt aber den ganzen Tag trocken.

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Ankunft am Smájllájåhkå, Blick auf Berg 1504
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Am Ufer des Smájllájåhkå

Nach 2 Kilometern kommt die erste Furt, diese ist leider doch einen Ticken zu tief, um trockenen Fußes auf der Gegenseite anzukommen. Aber mit Watschuhen meistern wir schnell die Querung des Smájllájåhkå. Hier ist der Fluss noch einfach zu queren, weiter Talabwärts sind bei Versuch der Querung schon mehrere Menschen ums Leben gekommen. Im weiteren Verlauf zeigt sich auch wie sehr der Wasserdruck steigt, der Fluss hat sich in einen richtigen Canyon eingegraben.

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Smájllájåhkå
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Noch ist nicht genug Platz um beim furten alles im Rucksack zu verstauen. Da dieser Fluss aber weder tief noch reißend war, überhaupt kein Problem. ©Markus
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Wanderschuhe um den Hals ©Markus
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Nicht tief, aber frostig! ©Markus

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Deswegen umso mehr Freude nach Ankunft am gegenüberliegenden Ufer ©Markus

Anschließend geht es weiter auf dem Pfad die westliche Talseite entlang, dabei bleibt der Weg gut begehbar und meist trocken.

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Teilweise Steinig
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Hier sieht man nochmal gut wie der Fluss an der Furtstelle sich in ein kleines Delta aufgeteilt hat.
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Ab jetzt wird der Fluss immer breiter

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Wir laufen auf einem kleinen Pfad

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Ich bin hier einfach rüber gestiefelt, Markus befürchtet aber die Schuhe zu fluten und zieht sich so auf der Mittelinsel noch mal um.

Die Mittagspause kommt erst nach 9km, wir fühlen uns heute ausnahmsweise ziemlich fit. Auch kommen wir heute ziemlich ins quatschen, wo wir gestern und vorgestern eher weniger in Plauderlaune waren. Dauert halt auch seine Zeit, bis man sich ans Laufen und Staunen gewöhnt hat, selbiges Vorgehen hatten wir schon auf der letzten Tour. Wenn wir dann aber erstmal quatschen, dann gibt’s wenig halten mehr, und so vergeht der weitere Weg wie im Fluge. Auch die Schmerzen halten sich so in Grenzen, wobei ich meine Füße immer stärker merke. Es formen sich neue Blasen, und auch die Fersen haben einen unnatürlichen Blauton angenommen.

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Der Gletscher ab Gipfel Såltatjåhkkå. Dieser hieß früher Såltajiegna, benannt nach einem reichen Samen, der hier zahlreiche Rentiere zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlor, als die überhängende Gletscherzunge ins Tal stürzte.

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Blick gen Süden auf das Ålkatj-Gebirge
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Blick zurück auf Kantberget/Gavelberget
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Heute ist doch ein wenig kühler, doch die Laune ist top!

Ich schaffe es dann heute auch noch, bei einer ganz kleinen Bachquerung auf einem Stein auszurutschen, und so sitze ich auf dem Hintern im eiskalten Wasser. Mit dem großen Rucksack wieder auf die Füße zu kommen ist leider auch nicht sonderlich elegant, wenigstens ist dabei die ganze Elektronik trocken und verschont geblieben. Passiert ist mir dabei nichts, außer dass die eigene Wander-Ehre geknickt ist und ich die kommenden Kilometer mit nassen Klamotten vor mich hin schlurfe.

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Skárja-Hütte kommt in den Blick
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An dieser Stelle wäre der Smájllájåhkkå auch nicht mehr, oder nur mit größter Schwierigkeit, zu queren.
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Hütte ahoi

Gegen Nachmittag kommen wir an den Knotenpunkt Skárjá vorbei. Hier steht die einzige für Wandernde offen zugängliche Nothütte „Mihká“ des ganzen Sareks, innen ist auch noch das einzige Nottelefon eingebaut.

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Das einzige Klo im Sarek
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Klein und fein.
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Nottelefon
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Und noch ein anderes “Notinstrument”. Wenigstens mit Klebeband befestigt, und nicht mit ner Stecknadel.

Wir verbringen die Zeit damit die Sprüche an den Wänden zu lesen, tragen uns ins Hüttenbuch ein und machen uns dann an die Brücke über den Smájllájåhkå zu überschreiten. Sind wir den Fluss heute Vormittag locker durchwatet, hat er im weiteren Verlauf einige Zuläufer-Bäche eingesammelt und schießt hier durch einen engen Steincanyon mit aller Macht und Gewalt. Gut dass hier eine von nur einer Handvoll Brücken des Sareks aufgebaut ist.

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Der Canyon wird enger

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Obwohl die Brücke so hoch über dem Canyon tront wird sie im Winter demontiert und im Frühling neu montiert

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Das Wasser schießt in den Canyon

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So machen wir an der Brücke noch eine kurze Pause, bevor es weiter zum nächsten Fluss geht. Den Máhtujågåsj erreichen wir nach schnellen 2 Kilometern, bei denen wir durchgehend auf einem Pfad waren.

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Blick zurück ins Ruohtesvágge
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Blick voraus: Die Passquerung in der Bildmitte steigen wir morgen ins Snávvávágge empor.
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Máhtujågåsj

War auch besser so, denn dadurch hatte man die Gelegenheit, die vorbeiziehenden Rentiere aufs ausgiebigste zu bestaunen. Der Flussname Máhtujågåsj kommt vom jungen Máhtu, der hier ertrunken sein soll.

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Máhtujågåsj

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Nachdem der Fluss gequert ist, stellen wir auf der anderen Uferseite unser Zelt auf einem Plateau auf, und ich überwinde mich zu einer sehr, sehr kalten Katzenwäsche, nachdem Markus mit gutem Beispiel vorangegangen war.

Uncle Ben Reis stellt das heutige Abendessen dar, der Reis musste mit 250gr/Packung auch dringend mal gegessen werden. Von unserem Zeltplatz aus hat man einen guten Blick auf unsere morgige Etappe, auf die Biela-Hochebene und dann auf den Låddebákte und ins Snávvávágge.

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Blick vom Zeltplatz Richtung Westen ins Guohpervágge
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Im Guohpervágge beginnt der Ráhpajåhkå-Bachlauf, der in den Ráhpaädno und in den Rapaselet mündet. Dieser Fluss wird uns bis zum Skierffe die kommenden 3 Tage begleiten.
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Blick auf die gegenüberliegende Felswand des Ålkatj-Gebirge
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Rechts im Bild das Tal Ruohtesvágge, in dem wir die letzten 3 Tage unterwegs waren.
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Blick voraus richtung Snávvávágge

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Abends noch ein paar Sonnenstrahlen, auch wenn es ganz leicht nieselt.

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Heute war es leider nicht ganz so Menschenleer, ganze 7 Leute haben wir gesehen, ist ja fast wie auf dem Kungsleden hier 😉 Auch diese Menschenansammlungen können das Gefühl der Einsamkeit beim Wandern nicht verdrängen, was mich sehr glücklich macht. Und auch das heutige Wetter, zwar durchweg bedeckt und mit starkem Gegenwind, aber wenigstens nicht regnerisch, schätze ich als positiv ein.

[Tag 3] Montag 27.8. Rákkasjåhkå – Ruohtesjávråsj

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem roten Tourabschnitt Nr. 20.

Langsamer Start, auch weil es immer wieder regnet und so keine Eile geboten ist. Wir Essen im Zelt, Markus schläft zwischenzeitlich immer wieder ein. So kommen wir erst gegen 10 Uhr los.

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Niják am Morgen. Diesmal regnerisch und Wolkenverhangen.

Erstes Ziel für heute ist der Fluss Suottasjjåhkå. Der vier Kilometer lange Weg dorthin zieht sich ganz schön in die Länge, häufiger müssen wir durch dichtes Weidengestrüpp, zahlreiche Sümpfe umwandern und es geht fleißig bergauf und bergab. Zudem begleiten uns öfters kurze Schauer. So brauchen wir bis zum Fluss dann doch ganze 2 Stunden.

Am Fluss angekommen versuchen wir ohne Schuhwechsel auf die Mittelinsel zu kommen. Von dort ist es aber unmöglich trockenen Fußes auf die andere Seite zu kommen, jede Route die wir ausprobieren hat irgendwann zu große Abstände zwischen den einzelnen Felsbrocken. Also doch in die Crocs wechseln und ab ins empfindlich kalte Wasser. Ganz am Ende der Querung nimmt die Strömung und Wassertiefe nochmal deutlich zu. Ich stehe recht wacklig und muss mich besinnen es langsam angehen zu lassen und vorsichtig einen Schritt vor den anderen zu setzen.

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Bis zur kleinen Gras-Insel sind wir noch gekommen, dort aber mussten die Schuhe gewechselt werden.
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Markus tastet sich voran. Im Hintergrund der Áhkká
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Auf der anderen Seite angekommen. Das letzte Stück war noch einmal tiefer. Im Hintergrund der Berg Gisuris.
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Blick zurück auf den Áhkká
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Nun sind wir ganz nah am Niják an dessen Westseite wir nun entlang gehen werden.
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Panorama vom Àhkká-Massiv, bevor diese Aussicht hinter der Wegbiegung verschwindet.

Der weitere Verlauf des Tages ist weit angenehmer. Zwar müssen wir noch ein paar Sümpfe umgehen, dafür bleiben wir vom Gestrüpp verschont.

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Schotterhügel an der Westseite des Niják

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Aufstieg am Westhang des Niják, im Hintergrund leuchtet heute wieder das Bergmassiv Boajsátjåhkkå (links) und Ruohtestjåhkkå (rechts). Dazwischen der Gletscher Oarjep Ruohtesjiegna

Gegen 14 Uhr gibt es die wohlverdiente Mittagspause, dabei brauchen wir endlich das Polarbröd auf und mein Rucksack ist nun soweit „geleert“, dass alles reinpasst, ich nichts an der Außenseite befestigen muss.

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Wir nutzen die Verwerfungen für eine Mittagspause im Windschatten
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Sieht zwar wunderschön und leicht begehbar aus, dieser Wiesentyp spricht aber meist für sumpfiges Gelände und wir versuchen daher zumeist außen rum zu laufen.
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Aufstieg
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Einer der vielen kleinen Seen entlang des Ruohtesvágge
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Viel hoch und runter
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Boajsátjåhkkå in den Wolken
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Niják und Kantberget

Anschließend geht es weiter und tiefer ins Ruohtesvágge, viele Bodenwellen und so sieht man nur selten den Ausblick voraus. Wir ziehen langsam am Niják vorbei, der Áhkká ist bereits ganz aus dem Sichtfeld verschwunden. Stattdessen dominieren nun der Boajsátjåhkkå und die umliegenden Gletscher das Ruohtesvágge.

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Boajsátjåhkkå (links) und Ruohtestjåhkkå. Dazwischen der Gletscher Oarjep Ruohtesjiegna. Rechts noch der Berg 1504.
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Ruohtestjåhkkå
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Zerklüftete Landschaft
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Blick in Wanderrichtung auf das Ruohtesvágge. War es bis jetzt relativ offen kommen im weiteren Talverlauf die Bergwände doch näher, werden steiler und schroffer. Links der Kantberget.
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Das Wasser frisst sich hier in einen Canyon rein.
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Rentierzüchterhütte in Talmitte. Dahinter zu sehen: der Hügel “Ruohtesvárásj”.

Wir laufen bis zum kleinen Berg in der Talmitte, dem Ruohtesvárásj und kommen hier an einem namenlosen See vorbei. Dieser stellt zugleich die Wasserscheide im Tal dar, und so können wir entspannt in der Talmitte laufen. Allerdings kommt so auch kein Fluss an dem wir campen können. So entschließen wir uns, doch ein paar Meter zurückzuwandern, um das Zelt in Nähe eines ziemlich vertrockneten Bachs aufzustellen.

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Das Tal wird nun deutlich flacher. Rechts der Ruohtesvárásj
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Stehen im Sumpf und lassen es sich schmecken.
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Gravelberget
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Blick weiter in Wanderrichtung
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Gestern Abend noch aus der Ferne gesehen, nun direkt vor der Haustür: Der Boajsátjåhkkå

Schnell steht unsere Behausung vor diesem traumhaften Panorama und so verbringen wir den Abend dabei, vor dem Zelt in der Sonne zu liegen und zu lesen.

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Boajsátjåhkkå (links) und Ruohtestjåhkkå. Rechts Berg 1504.
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Kantberget/Gavelberget

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Blick zurück, Rechts der Gisuris in der Ferne.
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Alep Ruohtesjiegna-Gletscher zwischen Ruohtestjåhkkå und Berg 1504.
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Alep Ruohtesjiegna-Gletscher

Auch die Solarzelle kommt so voll auf ihre Kosten, ich habe bisher nicht einmal meine mitgeschleppte Powerbank anstöpseln müssen. Auch kann ich bei dem milden Wetter mal die Füße aus den Schuhen nehmen und die ersten Blasen an den Zehen begutachten, mit der leisen Vorahnung dass es ja heiter werden kann die nächsten Tage.

Nach einem malerischen Sonnenuntergang gibt es Schinkennudeln, im Anschluss daran verschwinden wir jedoch schnell im Zelt, denn es wird empfindlich kalt.

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Sonnenuntergang hinter dem Ruohtesvárásj
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Unsere morgige Etappe im letzten Licht
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Unser Wasserlieferant des heutigen Abends
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Im Hintergrund der Gisuris im Abendlicht
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Blick auf Kantberget/Gavalberget im letzten Licht

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Hangstruktur
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Gisuris

So geht ein wirklich toller Wandertag zu Ende und insgesamt haben wir heute nur 3 Personen in der Ferne entdeckt, die Einsamkeit war also ein erwarteter (und begrüßter) Begleiter. Dafür haben wir zwölf Rentier-Geweihe rumliegen sehen, das Zahlenverhältnis gefällt mir.

Ein weiteres Lob geht an die Gamaschen, die sich heute den Titel des MVP (aus dem amerikanischen Sport entliehen, Most Valuable Player) bei all dem Sumpf und Gestrüpp hart erarbeitet haben. Man kann so viel sorgloser vor sich hinstapfen, ohne sich Sorgen über die Hose zu machen. Zudem hält die Gamasche einiges an Wasser ab, besonders wenn man durch nasse Sträucher läuft lohnt sich das, denn die Hose und die Schuhe werden nicht völlig aufgeweicht.

[Tag 2] Sonntag 26.8. Änonjálmne – Rákkasjåhkå

 

 

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem roten Tourabschnitt Nr. 20.

So, heute soll es endlich losgehen. Wach bin ich um 7 Uhr, was folgt ist eher ein lustloses Frühstück. Müsli mit Wasser statt Milch, das erfordert immer ein wenig Umstellung am Anfang. Wenigstens hat aber der Regen aufgehört.

Wir versuchen schnell zusammenzupacken, was aufgrund der vollen und dicken Rucksäcke nahezu unmöglich ist, und so doch mehr Zeit fordert als gedacht. Wenigstens kriegen wir beim heutigen Packen alles IM Rucksack verstaut, die Plastiktüten die uns gestern noch begleitet haben, sind nun im Rucksack verschwunden. Nach dem Abbau laufen wir zum Anleger und warten auf die Fähre.

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Das Wetter zumindest meint es heute gut mit uns.
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Angespanntes Warten
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Anlegestelle, Boot in Bildmitte

Leicht nervös sind wir beide, wobei ich mir glaube ich mehr Sorgen mache. Was wenn die Stöcke nun nicht mehr auf dem Boot sind? Die Fähre nimmt natürlich auch Wandernde von unserer Seite zurück in Richtung Zivilisation. Im schlimmsten Fall planen wir, denen dann Stöcke abzukaufen, welche sie am Ende der Tour nicht mehr brauchen. Die ersten 8 Personen die ankommen am Steg haben jedoch keine Stöcke dabei. Schließlich tauchen aber doch noch 4 Leute mit Trekkingstöcken auf und ich entspanne mich merklich. Notfalls drücken wir denen unsere Kronen in die Hand und gehen mit deren Stöcke weiter.

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Das Áhkká-Massiv
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Reichlich Schnee
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Und wechselhafte Lichtstimmung

Als das Boot fast am Ufer angekommen ist, steht plötzlich der Mitarbeiter von gestern vorne am Bug und reckt Markus Stöcke in die Höhe! In meinem Kopf läuft das alles in Slow-Motion ab, dazu singt Celine Dion „My Heart will go on“, denn es sieht einfach viel zu stark nach Leonardo DiCaprio und Kate Winslet aus. Wir stehen in Mitten abgekämpfter Hiker am Ende ihrer Tour und können nicht mehr an uns halten. Wir johlen, klatschen und feiern den Typen auf dem Boot. Elegant springt der dann vom Boot und gibt uns die Stöcke, bevor das Boot überhaupt vertäut ist. Klasse Typ und so kann unser Abenteuer nun endlich, endlich beginnen.

Schnell machen wir uns auf den Weg, die ersten paar Kilometer geht es auf dem Padjelantaleden-Wanderweg entlang. Und wie letztes Jahr als ich hier langlief ist es kühl, der Gegensatz ist aber, dass es diesmal nicht regnet und wir so die Blicke ringsum genießen können.

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Wir sind endlich unterwegs!!!
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Àhkká in nicht mehr so weiter Ferne. Über den nicht ganz so hohen Pass rechts neben dem Berg werden wir in den Sarek einsteigen.
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Bohlen. Birken. Herbstfärbung.

So kommen wir auf einigermaßen trockenen Pfaden schnell voran, Markus fordert die gelegentliche Pause zum Rucksack ausziehen und Schulter entlasten. Mir geht es da ja immer ganz anders, wenn der Rucksack erstmal geschultert ist, dann will ich den keinesfalls wieder absetzen, sonst muss ich die 30+ Kg ja wieder auf den Rücken hieven. Dafür merke ich allerdings, wie ich von dem Rucksackgewicht beim normalen Laufen stark von links nach rechts schwanke, so ganz ist Gleichgewichtssinn und Muskulatur noch nicht im Wandermodus angekommen.

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Schnell kommen wir bei der Àhkká-Hütte an, laufen aber gleich weiter.
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Brücke über den Vuojatädno
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Stabile Brücke, aber beeindruckende Wassermassen

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Vuojatädno + Àhkká
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Am Vuojatädno ©Markus
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Am Vuojatädno ©Markus
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Der Rucksack ist zu breit, ich kann mich kaum drehen 😀 ©Markus
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Blick auf den Vuojatädno Richtung Südwesten, da läuft der Padjelantaleden weiter entlang.

Nach zwei Brücken suchen wir dann unseren Abzweig in den Sarek. Der ist laut Reiseführer relativ schwer zu finden, und auch mit GPS und Karte können wir den richtigen Einstieg nicht entdecken. Wir entschließen uns den Sarek gleich richtig zu würdigen und machen uns weglos auf in den Birkenwald.

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Rechts geht der Padjelantaleden weiter, wir schlagen uns hier aber in Blickrichtung durch den Wald um endlich in den Sarek zu kommen.

Das funktioniert erstaunlich gut, wir müssen ein paar sumpfige Stellen umwandern, kommen aber schnell an den Schotterhügeln an, über die wir weiter in den Sarek aufsteigen wollen.

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Endlich Weglos in den Sarek unterwegs. Vor uns die Schotterhügel, der eingeschneite Berg hinten ist schon im Ruohtesvágge.
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Blick auf die imposante Westseite des Àhkká
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Gutes Vorankommen bei grasigem Untergrund.

Dieser erste Anstieg ist dann auch gleich gut anstrengend, mit dem Rucksack hochkraxeln bringt mich gut ins Schwitzen.

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Erste Stufe geschafft. Blick zurück auf den bisher heute zurückgelegten Weg und den Akkajaure, den wir gestern mit der Fähre überquert haben.
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Etwa dort wo in der Bildmitte der Fluss in den See fließt liegt Änonjálmme, unser heutiger Startpunkt.

Und da es oben eh gerade gut passt, machen wir auch gleich unsere Mittagspause. Hier kommt der Luxus der ersten Tage zum Tragen, denn so gibt es zum Mittagessen noch frisches Polarbröd, Salami und Tubenkäse. Insgesamt werden wir die ersten sechs Mittagessen uns nicht mit Kartoffelbreimischungen oder ähnlichem zufrieden geben müssen, es gibt genug Brot, Cracker, Tubenkäse und Fleischbeilage, dass wir immer satt werden.

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Begrüßung beim Mittagessen

Hatten wir vorhin unser erstes Rentier für das Jahr entdeckt, finden wir beim weiteren Aufstieg hinter der nächsten Kuppe 2 Stück, kurz darauf 4 Stück. Wir fragen uns ja schon, ob und wie lang dieser exponentielle Anstieg weitergehen wird, und ob wir dann bis zum Ende des Urlaubs auf einer Wiese mit 16.000 Rentieren konfrontiert sein werden 😉

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Àhkká-Westseite
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Àhkká-Westseite und teilweise gestrüppiger Weg
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Blick auf den Gisuris
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Àhkká-Westseite
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Blick zurück auf die heutige Wegstrecke.

Das Wetter klart immer weiter auf, nun kommt sogar die Sonne ab und an raus. Zudem laufen wir auf einen recht deutlich sichtbaren Pfad und bisher hat keine einzige Mücke ihre Erscheinung gemacht. Perfekt also bis dahin! Auf einem Hang oberhalb des Sees Sjnjuvtjudisjávráisj machen wir eine weitere halbe Stunde Pause, ich nutze zum ersten Mal auf der Tour meine mitgenommene Solarzelle (mehr dazu später) und Markus gönnt sich einen Powernap.

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Guter Weg beim Einstieg ins Ruohtesvágge
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Niják links, dahinter Boajsátjåhkkå und Ruohtestjåhkkå
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Niják
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Boajsátjåhkkå (links) und Ruohtestjåhkkå. Dazwischen der Gletscher Oarjep Ruohtesjiegna
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Herrliches Wetter.

Der letzte Teil des Tages geht zum Fluss Rákkasjåhkå, wobei wir die sumpfigen Gebiete davor gut umgehen und auch der Fluss auf Steinen zu queren ist, wir also uns nicht mal unserer Schuhe entledigen müssen. Da wir bis dahin auch 15 Kilometer absolviert haben, entscheiden wir uns dafür hier für heute Schluss zu machen und schlagen das Zelt auf einer wunderschönen Kuppe auf. Der Blick auf Ákkhá, Gisuris und Niják ist beeindruckend, besonders da alle Berge an der Spitze frisch mit Schnee bezuckert sind.

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Panorama vom abendlichen Zeltplatz. In der Bildmitte der Gisuris, links bereits der Niják
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Blick auf den Gisuris (links)
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Blick nach Norden
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Niják zwischenzeitlich mit Wolkenkrone
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Südseite des Àhkká
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Àhkká
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Àhkká
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Sanftes Ruohtesvágge

Wir gehen noch mal gemeinsam runter zum Fluss und zwingen uns zu einem Bad im Gletscherwasser, auch wenn das Level an Eintauchen und Nass machen zwischen uns Beiden deutlich variiert 😉

Am Zelt erleben wir immer wieder Rentierbesuch und können nun den Abend richtig entspannen, da wir bereits um halb fünf das Zelt errichtet haben.

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Abendlicher Besuch
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Ich lege mich fest:
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Es hat sich jetzt schon gelohnt das schwere 70-300mm Teleobjektiv mitzuschleppen.

Zum Abendessen gibt es Spaghetti Carbonara, und weil es so ewig braucht bis das Wasser kocht, machen wir uns langsam doch ein wenig Sorgen über unseren mitgeführten Nicht-Spiritus und ob der uns wohl reichen wird. Schließlich entscheiden wir uns dafür, die abendliche Tee- und Puddingrunde abzusagen, bis wir wissen wie viel Spiritus wir die kommenden Tage verbrauchen werden. Im Rückblick völlig unnötig, ich kam mit über einem halben Liter Spiritus am Ende der Wanderung am Bootsanleger an, zudem habe ich noch allerlei Spiritus unterwegs „verschwendet“, d.h. den Kocher nicht nach dem Wassererwärmen ausgeschaltet, sondern in Ruhe ausbrennen lassen, da hätte man also noch viel Spiritus sparen können. Aber, das wussten wir zu Beginn natürlich alles nicht. Und bevor wir am Ende der Tour unser Abendessen nicht mehr erwärmen können, haben wir lieber zu solchen konservatorischen Notlösungen gegriffen.

Abends kommt noch einmal die Sonne richtig kräftig raus und verbreitet eine wunderbare Lichtstimmung:

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Niják mit Regen und Regenbogen
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Niják links, dahinter Boajsátjåhkkå und Ruohtestjåhkkå
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Sonne versinkt hinter dem Sjnjuvtjudis.
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Sjnjuvtjudis (rechts) und Gisuris (links)

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Gisuris
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Gisuris (rechts), Niják fast vollständig wolkenverhangen (links)
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Niják mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages

Auch ohne Tee war dies ein sehr erfolgreicher Tag und so mümmeln wir uns zufrieden in die Schlafsäcke und schauen was der morgige Tag so bringt.

[Tag 1] Samstag 25.8. – Anreise Part 2

Als ich Markus in der Früh wecke habe ich schon die letzten 2 Stunden rumgelegen und Pläne geschmiedet. Mit viel Zuarbeit und gutem Zureden schaffe ich es, Markus zu einem Frühstück zu überreden. Das normale Buffet ist leider nicht verfügbar um diese unheilige Uhrzeit, aber ein paar Kleinigkeiten kriegt man auch um 5 Uhr in der Lobby.
Danach noch die Rucksäcke im Zimmer geschultert und ab zum Bahnhof. Dorthin sind es zu Fuß auch nur 10 Minuten, das geht schnell. Aber der Rucksack versucht schon ganz schön ordentlich der Erdanziehung nachzugeben, das kann ja heiter werden die nächsten Tage.

Kaum sitzen wir im Zug nach Gällivare, spricht mich aus heiterem Himmel ein Mann an: „Hey, dich kenn ich, du bist Daniel!“. Erster Gedanke: „Was zum Teufel?“, zweiter Gedanke „NSA, Verfassungsschutz, oder doch ein unbekannter Verehrer/Stalker, der mir hinterherreist?“ Als sich dann rausstellt, dass wir im selben Outdoorforum aktiv sind und er meine Reiseberichte und Nachfragen vor dem Urlaub gelesen hat, entspanne ich mich merklich.
Dennoch ist es viel zu früh für einen langen Plausch, ich bin mir sicher wir können nachher im Bus miteinander quatschen und über die kommenden Touren sprechen. Als er in Murjek jedoch aufsteht und sich abmarschbereit macht, merke ich, dass er eine andere Route durch den Sarek nehmen wird. Spoilergefahr: Wir sehen uns noch wieder und zu einem Plausch zwischen Volker und mir ist es in aller Ausführlichkeit doch noch gekommen, also alles gut.

Markus die olle Pennnase schläft die 2,5h Zugfahrt ohne Pause, ich nutze die Steckdose im Zug noch um Filme auf dem Handy anzuschauen.

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Endlich wieder “schwedische Landschaft”

In Gällivare angekommen ist der Bus nach Ritsem so voll, dass wir und einige andere an der Busstation zurückbleiben und auf einen Backupbus warten müssen, was aber innerhalb von 20 Minuten organisiert wird.

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Präsentation der übervollen Rucksäcke. Nicht mit im Bild: 2x Plastiktüten voll mit Essen, die auch noch verstaut werden müssen.

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2 Menschen, 2 Rucksäcke und 2 Paar Trekkingstöcke. Letzteres wird noch eine Rolle spielen…

Die Weiterfahrt bei Bus ist dann doch sehr schön, erst geht es auf der E45 entlang, die ich vom letzten Jahr kenne, schließlich habe ich mit dem Rad über 1000km auf dieser Straße zurückgelegt. So stellt sich schnell wieder das Gefühl ein „angekommen zu sein“, einen leichten Anflug davon hatte ich schon beim Blick aus dem Zugfenster auf die vielen Sümpfe und Wälder.

Der Bus hält lange in Stora Sjöfjället. Dies nutze ich noch für einen Einkauf, da ich meine abendlichen Nachspeisen gestern nicht im Supermarkt gefunden habe. Sprit hätte es hier auch gegeben, nachher ist man halt immer schlauer.

Draußen schüttet es wie aus Kübeln, so sitze ich lieber im Bus und schaufele den Salat in mich rein. Da ja bald die vierzehntägige Tütennudel-Dürreperiode einsetzt, tut es Not, sich nun an frischen Lebensmitteln zu laben, so lang es noch geht. Nur die Falafel, die an der Salatbar noch gut aussahen, entpuppen sich als ziemlich trockene Angelegenheit. „Markus, wie findest du die Falafel im Salat?“ – „Moment, ich sammele noch Spucke, bevor ich antworten kann“.

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Bald schon sind wir in Vakkotavarre, wo Markus und ich 2015 nach unserer Tour auf dem Kungsleden in den Bus gestiegen sind. Das Wetter war den ganzen Tag schon mies, nun wird es aber noch mal schlimmer als wir in die Nähe von Ritsem kommen. So stehen wir die halbe Stunde am Fähranleger im Regen, kramen verzweifelt nach der Regenjacke und leider sieht man auch dieses Jahr absolut nichts vom Áhkká-Massiv, es ist zum Mäusemelken.

Die Rucksäcke kommen im Boot unter ein Tarp am Bug, wir sitzen leicht frierend und voller Vorfreude im Boot und bereiten uns vor. Der Plan ist heute noch die 4-5 Kilometer auf dem Padjelantaleden zu laufen, bis unsere Abzweigung in den Sarek kommt. Dort dann noch ein bisschen weiter bis wir einen schönen Zeltplatz finden. Insgesamt plane ich so 7-8km zu laufen, dass ist angesichts der Tatsache, dass es bereits halb 4 ist, als wir aus dem Boot steigen, auf alle Fälle realistisch.

In Änonjálmne angekommen springen wir wie alle aus dem Boot, und packen uns am Ufer richtig ein. Regenhose an? Check!
Gamaschen an? Check!
Daniel Trekkingstöcke auf Länge gebracht? Check!
Markus Trekkingstöcke ….
Moment, wo sind die Trekkingstöcke?
Verstört blicken wir uns nach einer Bedenksekunde um: Und schauen auf die Fähre, die bereits 5-600m weitergefahren ist und wo Markus Stöcke noch gemütlich am Bug liegen dürften. Diese hatte er nämlich beim Einstieg aufs Boot in Ritsem getrennt von seinem Rucksack gelegt, auf Anraten des Mitarbeiters. Bloß mitgenommen hat er sie beim Ausstieg dann nicht mehr.

So, und nun? Ohne Trekkingstöcke für Markus in den Sarek, da sind wir uns schnell einig, ist eine dumme Idee. Flüsse queren müssen und Berge hoch und runter ohne Stöcke? Keine schöne Aussicht. An das Boot kommen wir heute allerdings nicht mehr ran. So bleibt nur eins: Am Anleger campieren und morgen hoffen dass sie uns mit der ersten Fahrt um 9 Uhr auch die Stöcke wieder mitbringen.
Spannenderweise hat man am Anleger noch Telefonempfang, wir rufen also in Ritsem an der Hütte an und geben Bescheid, die sollen dem Boot bitte melden nicht die Stöcke in Ritsem auszuladen.

Dann laufen wir noch am Ufer entlang und halten nach einer geeigneten Zeltstelle, ein bisschen abseits des Sami-Dorfs, Ausschau. Wir finden dann auch etwas in Wassernähe, obwohl die Stelle ziemlich uneben ist und wir mit dem Abspannen einige Probleme kriegen. Nun, der Boden ist ziemlich nass und immer mal wieder fängt der Regen von neuem an, aber weder ist es stürmisch, noch befürchten wir Starkregen in der Nacht.

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Blick auf den See Akkajaure vom Zeltplatz aus. ©Markus
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Waldgebiete am heutigen Zeltplatz. ©Markus
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Blick auf den Akkajaure vom Zeltplatz aus. ©Markus

Nach dem Zeltaufbau sitze ich noch eine halbe Stunde am Wasser, beobachte das Áhkká-Massiv dabei im Nebel zu verschwinden, und genieße die leicht gespenstische Stimmung.

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Blick auf den Strand, im Hintergrund der Áhkká.

Um 16 Uhr liegen Markus und ich im Zelt. Und obwohl Markus heute Nacht geschlafen hat, dann die ganze Zugfahrt und gefühlt 80% der Busfahrt, pennt er sofort wieder ein. Ich auch, aber ich darf das, habe ja schließlich sonst nicht geschlafen 😉

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Die erste Nacht im Freien.

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Gut abgespannt geht anders

Gegen 20 Uhr mache ich mich daran, das Abendessen für uns beide zuzubereiten. Es regnet immer noch, nichtsdestotrotz stehe ich vor dem Zelt und kümmere mich um unsere Tortellini mit Tomatensoße. Für den ersten Abend haben wir nämlich immer ein relativ schweres Luxus-Essen dabei, und so kann ich mich freuen, dass Morgen der viel zu schwere Rucksack so zumindest 900gr leichter geschultert wird.
Das Kochvorhaben bringt auch Erleichterung, als wir merken, dass der (Nicht-)Spiritus einigermaßen annehmbar brennt. Wäre doch ziemlich übel gewesen, hätten wir jetzt rausgefunden dass wir kein Brennmaterial hätten.
Die Essensaufnahme findet bereits im Zelt statt, draußen ist es einfach zu nass und kalt. Nach dem Zähneputzen schaffe ich es, ganze 3 Seiten zu lesen, schon schlafe ich wieder. Mal sehen was der morgige Tag bringt, wenn es dann endlich, endlich losgeht mit dem Wandern.

[Tag 0] Freitag 24.8 – Anreise (Berlin -> Luleå)

Monatelanges planen, Reiseführer wälzen, mit Markus telefonieren, Flüge vergleichen, um Urlaubstage feilschen, all das kulminiert im heutigen Beginn der Reise.
Hatte ich schon letztes Wochenende die meisten Sachen auf der Couch verteilt, muss es heute “nur” noch in den Rucksack gestopft werden und dann bin ich endlich abmarschbereit.

IMG_20180818_191937Jo, das soll alles in den Rucksack.

IMG_20180818_191946Und das sind nur die Snacks und das Frühstück! Markus hat das Mittag- und Abendessen dabei.

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Skeptischer Blick! Nachvollziehbar, da der Rucksack nun voll ist und mein zweiter Rucksack fürs Handgepäck auch aus allen Nähten platzt.

Zum Flughafen wird es trotzdem noch mal stressig, nach einer ausgefallenen Tram und einer verspäteten S-Bahn stehe ich schließlich im Bus nach Tegel. Es ist kochend heiß, der Bus knackevoll, und so bleibt mir nur stehen und schwitzen. Nun, wenigstens das Wetter wird die kommenden Wochen anders werden. Vor dem Check-In Schalter versuche ich noch meinen Trekkingrucksack in einen Schutzbeutel zu packen, was mit viel schieben und drücken schließlich gelingt. Obwohl mit 25kg Gewicht das Abgabegepäck 2kg über dem Limit ist, wird das von SAS-Angestellten nicht bemängelt. Ärger gibt es nur, weil er den Gepäck-Tag nicht am Verschluss befestigen will, sondern auf die Seite der Verpackung klebt. Erst als mein Rucksack auf dem Gepäckband um die Ecke verschwindet denke ich mit Schrecken daran, dass nirgendwo im Rucksack meine Adresse und Kontaktdaten drauf sind, na hoffen wir das es gut geht.

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Los gehts!

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Olympiastadion

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Havel

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Landeanflug Stockholm

Flug nach Stockholm ist problemlos, ich kriege sogar eine Dreierreihe nur für mich. Im Stockholmer Flughafen geht dann die Suche los Markus zu finden. Klappt schließlich, auch wenn ich anders als er nicht in die SAS Lounge darf… verdammte VIPs. Gemeinsam warten wir auf den Weiterflug nach Luleå, der sich leider um fast eine Stunde verspätet.

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Flug in den Sonnenuntergang

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SAS-Werbekampagne? Ich tausche die Bildrechte gerne gegen 2-4 Flüge gen Norden 😉

Nach Ankunft am Flughafen Erleichterung, da mein Rucksack als Drittes, Markus seiner als Fünfter das Gepäckband betritt. Schnell flitzen wir zur Bushaltestelle, glücklicherweise fährt der nächste Bus auch gleich in 5 Minuten. Bis zum Stadtzentrum ist es eine schnelle Fahrt, nach einmal umfallen sind wir auch im Hotel angekommen. Dort schmeißen wir alles ins Zimmer und machen uns auch direkt auf den Weg die letzten Einkäufe zu erwerben. Wir brauchen noch 6-7 Mittagessen, ich etwa einen Kilo Schokolade, Essen für die Zug/Busfahrt morgen und am Allerwichtigsten: Spiritus für den Kocher.

Ab zum COOP, die haben allerdings keinen Spiritus. 10 Minuten latschen später stehen wir vor dem ICA, die haben ebenfalls keinen, empfehlen aber die 24h Tanke. Da ICA „nur“ noch bis 22.00 Uhr offen hat, bleiben uns dort nur 20 Minuten um durch den Supermarkt zu flitzen und den restlichen Einkauf zu erledigen. Weitere 5-10 Minuten später stehen wir an der Tankstelle, die haben leider keinen Spiritus, dafür aber ‘Spisbränsle’, und uns wird versichert der funktioniert ähnlich. Wir entscheiden uns dafür 2L zu kaufen, was sich als deutlich zu viel herausstellen wird, aber nachher ist man immer schlauer.
Dann eine Viertelstunde zurück zum COOP, weil im ICA die Salatbar schon geschlossen war und wir dringend was Frisches fürs morgige Mittagessen wollen.
Nach dem letzten Einkauf haben nun auch wirklich alle Restaurants in der Stadt geschlossen. Hochgradig ärgerlich, hatte meine Mutter doch noch am Morgen angekündigt sie spendiert das Abendessen und die erste Runde Cocktails (und wer schwedische Preise im Kopf hat, weiß wie GROß dieses Geschenk war). Stattdessen wird es nun ein Burgermenü to go bei MAX, einem leicht ekligeren Abklatsch von McDonalds, auch das will was heißen.

Markus hat vergessen 2 Flaschen Wasser für sich zu kaufen, die die kommende Woche als Trinkflasche dienen sollen, flitzt also 5 vor 11 zurück zum COOP, um vor Schließzeit noch das Wasser zu kaufen. Ich laufe zwischenzeitlich mit einem Rucksack voller Essen und Spiritus, zwei Salatboxen + 2 Burger in den Armen zurück zum Hotel.
Diesmal haben wir kein schäbiges Hostel, stattdessen ein sehr schickes 4-Sterne Hotel, ich warte also wirklich auf den Anschiss, als ich mit dem fettigen Essen an der Rezeption vorbeischleiche. Stattdessen werde ich gefragt ob ich Besteck brauche und ob sie die Salate bis morgen im Kühlschrank verwahren sollen. Was ein Service, das ist doch ein schöner Einstieg.

Im Hotelzimmer angekommen futtern wir schnell unsere Burger, die wie erwartet nicht zur Gourmetverköstigung taugen.

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Gourmet geht anders…

Die nächsten 1,5 Stunden verbringen wir damit, das Hotelzimmer in einen ad-hoc Globetrotter zu verwandeln. Alternativ sieht es aus, als hätten wir mit Sprengladungen unsere Rucksäcke im Zimmer verteilt. Viel Umgepacke, viel schieben, viel „verdammt, beim Probepacken ging das auch rein“ und viel „ähhh, wo habe ich jetzt eigentlich XYZ hin?“

IMG_20180824_234445IMG_20180824_234452PANO_20180824_234509

Wir haben sogar eine Kofferwaage dabei und so wissen wir am Ende des traurigen Procedere, das Markus morgen mit 27kg starten wird, wo er auf der letzten Tour doch 23kg hatte. Und ich, der letztes Jahr schon mit 28kg gestartet ist, staune nicht schlecht als die Kofferwaage bei 32kg Rucksackgewicht + 1,5kg Tütengewicht stehenbleibt. Uff, na das kann ja was werden die nächsten Tage, ich bin gespannt. Ein wenig frage ich mich ja schon, wieso der Rucksack jedes Jahr mehr wiegt, ich kann es mir zwar logisch erklären, damit abfinden kann ich mich in diesen Minuten damit trotzdem nicht.

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Markus 65 (+10) Liter Rucksack. Im Hauptfach nimmt das Essen nahezu den kompletten Raum ein. Lediglich der 10 Liter Auszug bleibt noch für andere Habseeligkeiten. Dafür hat er auch seine eigenen Snacks, sein Frühstück, sowie 13x Mittagessen und Abendessen für uns Beide dabei.

Eine nervige halbe Stunde verbringen wir damit auf Markus Handy die Fjällkarte in die Navi-App laden zu wollen, will bloß leider so gar nicht wie wir und das geben wir schließlich auf.
Zum letzten Mal genießen wir die warme Luxusdusche und mümmeln uns dann in tiefe Kissen und flauschige Bettdecken. Bis wir wirklich im Bett sind ist es 1:30 Uhr nachts, der Wecker wird uns in dreieinhalb Stunden sicherlich quälen.

Schnell stellt sich raus: Markus wird er dann quälen, ich liege nach 45 Minuten Halbschlaf hellwach im Bett und mein Gehirn kommt nicht zur Ruhe: Hast du denn auch ganz sicher dein Handtuch eingepackt? Du weißt dass du im Ruohtesvágge nördlich vom Fluss bleiben musst? Wie sieht wohl das Wetter am Skierffe aus wenn wir dort ankommen? Welche Buslinie brauchst du morgen nochmal? Und so weiter und so fort!

Sarek 2018 – Prolog

Disclaimer: Dieser Reisebericht ist sowohl für meinen Blog und „fachfremde Personen“, wie auch für ein Outdoorforum geschrieben, wo sich zahlreiche ortskundige Personen herumtreiben. Deswegen findet sich öfters eine deutlich detailliertere Beschreibung des Weges und der umliegenden Landschaft. Im Gegenzug erfolgt aber auch stellenweise eine ausführlichere Beschreibung von den Aktionen, die für wandererfahrene Personen selbstverständlich sein dürften. Ihr pickt euch dann bitte je nach Lust und Laune einfach raus, was für euch spannend ist.

Prolog

Bevor ich in die chronologische Erzählung springe, nur ein kurzer Infopost, worum es in dieser Reise gehen wird:

Zusammen mit meinem Freund Markus, mit dem ich bereits 2015 auf dem Kungsleden unterwegs war, geht es erneut nach Lappland in Schweden. Letztes Jahr bin ich dort den Padjelantaleden gelaufen, ein wunderschöner Wanderweg wo man im Tagesabstand auf Wanderhütten trifft und einem vorgeplanten Weg folgt. Dieser Weg führt einmal um den Nationalpark Sarek. Dieser Nationalpark, mit 1970km² etwa doppelt so groß wie Berlin wird vielfach als „letzte Wildnis Europas“ betitelt. Vollmundige Worte, aber mit einem wahren Kern, auch wenn es sicherlich andere, teilweise noch „wildere“ Gebiete gibt: Außer einer Nothütte samt Nottelefon im Zentrum des Nationalparks, einer Handvoll (vier) Brücken über die reißendsten Ströme, sowie ein paar Observatorien die der schwedische Geograph Axel Hamberg zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet hat, findet sich hier nichts außer ungebrochener, wilder Natur. Was bei Hipstern und Influencern nun ganz hip ist, stellt sich im Sarek ganz von alleine ein: Digital Detox! Das Gebiet hat nämlich auch kein Funkempfang, sobald man die Ränder verlässt. Auch keine Stromleitungen, Wege oder gar Straßen verschandeln den Ausblick.

Das heißt man hat hier einen Nationalpark mit der höchsten Konzentration an Bergen und Gletschern in ganz Schweden. 200 Gipfel, davon 7 über 2000 Meter Höhe sowie 100 Gletscher erwarten uns. Zudem zahlreiche Flüsse und verschiedenste Vegetationen. Von dichtem Birkenwald und Weidengestrüpp, hin zu grasiger Fjälllandschaft und hochalpinen Bergtälern mit Schotter und Blockfeldern. Unerfreulich für Wanderinteressierte: Der Sarek ist das regenreichste Gebiet ganz Schwedens, auch darauf sollte man vorbereitet sein.

In der Regel läuft man im Sarek durch die Täler, eingerahmt von Bergen auf beiden Seiten. An den Verbindungspunkten wechselt man dann in andere Täler und kann sich so die Route durch den Sarek zusammenstückeln. Jedoch ist es natürlich auch möglich an vielen Stellen am Berghang aufzusteigen und dann über den Bergrücken ins nächste Tal abzusteigen. Flüsse müssen durchwatet werden, mit ein bisschen Glück kann man bei manchen über Steine ans andere Ufer kommen.

Wege gibt es wie bereits erwähnt nicht. Das heißt nicht, dass man nicht stellenweise einem Trampelpfad oder einem Wildpfad folgen könnte. Besonders an markanten Stellen (etwa einem Flusslauf in Tal-Mitte) kann man sich meist sicher sein auf der anderen Seite einen Trampelpfad in Ufernähe zu finden. Wer kreuzt schon einen Fluss und steigt anschließend 100 Höhenmeter auf der anderen Seite hoch, bevor er weiter durchs Tal läuft? Dies sind aber nur kleine, wenig ausgetretene Pfade, schnell verlieren sie sich wieder in den Tälern. Ganz anders als Kungsleden und Padjelantaleden, wo ein klarer Weg vorgegeben ist, dies durch Markierungen und ausgelegte Holzbohlen auch so festgehalten ist. Hier hingegen sucht man sich im Sarek selber seinen Pfad. Das kann einfach über eine Grasfläche sein, unter Umständen muss man jedoch auch einplanen wie das sumpfige Gelände voraus umgangen werden kann, ob man jetzt lieber diesen einen Fluss kreuzt oder über Blockfelder läuft. Kurzum: Freie Routenwahl, die einem aber auch ein bisschen Mitdenken abfordert.

Bei der letztjährigen Padjelantaleden-Wanderung bin ich für 3 Tage in den Sarek abgebogen und war sofort in den Bann gezogen. Die Abgeschiedenheit und das Gefühl von ungefilterter Natur um mich rum bewegten mich dazu, sofort nach meiner Heimkehr über eine Rückkehr in den Sarek nachzudenken.

Jetzt, fast genau ein Jahr später geht es also los. Geplant habe ich eine Route die in 11 Tagen zu gehen ist und zusätzlich haben wir zwei Puffertage mit, die wir entweder zum Abwettern nutzen können, um spannende Gipfel zu besteigen oder auch einfach als Pausen- und Erholungstage.

Die Route ist gegliedert nach den verschiedenen Tälern durch die es geht. Die Tournummern helfen der Identifikation auf der Karte und sind dem Reiseführer von Claes Grundsten entnommen, einer unverzichtbaren Lektüre für eine Wanderung im Sarek:

Auf die Route klicken, dies vergrößert das Bild deutlich 😉

Ruohtesvágge (Tour 20):

Vuojatädno – Niják: 22km
Niják – Skárjá: 15km

Rapadalen (Tour 5):

Skárjá – Skårki-Hütte: ~21km (via Snávvávágge)

Rapadalen (Tour 6):

Skarki-Hütte – Alep Vássjájågåsj: 10km

Alep Vássjájågåsj – Skierffe: ~15km

Dann eine Strecke retour: Skierffe – Alep Vássjájågåsj: ~15km

Skájdásvágge (Tour 15): ~10km

Basstasvagge (Tour 14):

Skájdásvágge – Bierikjåhka: ~18km

Richtung Suorva (Tour 16):

Bierikjåhka – Guhkesvágge: ~6km

Richtung Saltoluokta (Tour 13):

Guhkesvágge – Sluggá: 12km

Sluggá – Saltoluokta: 16km

Die Planung habe ich diesmal wieder fast in Eigenregie übernommen. Wichtig war es mir diesmal, das Markus mehr Ahnung von der Route hat als 2015 auf dem Kungsleden, schon allein aus Sicherheitsapekten.

Der Sommer war dieses Jahr in Schweden ziemlich verrückt: Genau wie im restlichen Europa wurden alle Klimarekorde gebrochen. Teilweise zogen gigantische Waldbrände übers Land, Feuer machen und Grillen waren über längere Zeit verboten. Ich las Berichte von Kungsleden-Wandernden, dass über weite Strecken jegliches Wasser fehlte, ganz anders als meine eigenen Erlebnisse auf den vergangenen Wanderungen. Was dies für uns bedeutete, wussten wir nicht genau. Leicht zu querende Flüsse oder hohe Wasserpegel durch überdurchschnittliche Schneeschmelze? Mückenplage oder Mückenarmut? Sonnenbrand? Oder kippt jetzt das Wetter komplett und wir laufen zwei Wochen lang durch den Regen? Es mischte sich die Vorfreude mit einer gespannten Erwartung….

Genug gesabbelt, ich hoffe ihr freut euch auf den Reisebericht dazu 🙂

Rügen + Ostseeküstenradweg Tag 4

Tag 4: Zingst – Rostock

 

Nach dem Zusammenpacken habe ich auf dem Campingplatz noch frische Brötchen gekauft und habe mich daraufhin zum Frühstück ans Meer gesetzt, obwohl ein starker Wind eingesetzt hatte. Wenigstens strömte der in die richtige Richtung, jedoch flog mir fast das Essen davon und der Sand drang wirklich überall ein.

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“Leichte” SturmfrisurIMG_20180430_083628IMG_20180430_083612
Für das Foto hat es sich gelohnt das schwere Rad durch den tiefen Sand zu schleifen, nochmal muss das aber nicht sein.IMG_20180430_083605

Anschließend ging es auf der Insel auf dem Deich in Windrichtung entlang. So musste ich nicht wirklich treten und wurde vom Wind ohne viel Mühe nach Prerow geblasen, anschließend auf mehrheitlich guten Wegen weiter nach Ahrenshoop.

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Perfekt mit RückenwindIMG_20180430_094832

Anschließend ging es in Richtung Süden runter von der Insel, dabei hatte ich auf einem idyllisch anmutenden Waldweg plötzlich Konkurrenz, denn von hinten näherte sich ein Radfahrer. Gute 5 Kilometer flogen wir mit einem ordentlichen Tempo dahin, schließlich musste ich aber das Feld räumen und ihn passieren lassen. Allerdings war dies die erste Person in 4 Tagen, die schneller war als ich, und da er auf einem leichten, dynamischen Rad ohne Gepäck unterwegs war fühlte ich mich ziemlich erfolgreich, was mein Tempo und meine Trittfrequenz anging.

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Noch ein letztes Mal am Meer sitzen.IMG_20180430_110224

In Graal-Müritz bin ich dann vom Ostseeküstenradweg abgebogen und habe den relativ geraden Weg nach Rostock genommen.

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Im Wetterbericht war Rückenwind angekündigt, was ja bisher auch zutraf, jedoch auch ein kompletter Wetterumsturz mit viel Regen. Ewig lang durch ein Gewitter zu fahren wollte ich auf alle Fälle umgehen, so hatte ich eingeplant um 16 Uhr bereits in Rostock die Zug-Rückreise anzutreten. Jedoch kam ich so gut voran, dass sich bald abzeichnete, dass ich vermutlich den 14 Uhr Zug nehmen würde. Ein kurzer Platzregen setzte im Wald ein, gab mir dann aber doch noch die Gelegenheit meine mitgeschleppte Regenausrüstung anzulegen, so war die wenigstens nicht umsonst mitgekommen.

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Rostock in Sicht.IMG_20180430_130056

Schnell war ich in Rostock und bog dann das letzte Stück auf den Berlin-Kopenhagen Radweg ein, den ich sowohl von meiner letztjährigen Skandinavienfahrt, wie auch von meiner Reise nach Kopenhagen 2016 noch kannte und bis zum Stadtzentrum folgte.

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Hier stand ich schon 2016 davor

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Ein aller-allerletztes Mal Meer.

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Eh ich mich versah war ich am Hauptbahnhof und saß im Zug. Etwa 10 Minuten später setzte auch ein gewaltiger Platzregen ein, zeittechnisch habe ich damit eindeutig die strategisch perfekte Aufteilung gefunden. Zum Glück wollten in Rostock selber nur wenige Radfahrer_innen mit in die Bahn, dies änderte sich aber schlagartig ab Waren (Müritz), von wo an jedem Bahnhof 20 Radfahrende warteten.

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Ruhe vor dem Sturm

Natürlich hatte das Fahrrad-Abteil keinesfalls ausreichende Kapazitäten, was zu einer engen Verteilung führte und naturgemäß kriegten sich die Leute gehörig in die Haare. Ich saß jedoch relativ entspannt im Abteil und habe die Streiterein aus der Ferne beobachtet, bevor ich in Berlin-Gesundbrunnen mein Rad aus dem gordischen Knoten entfernt habe und ausgestiegen bin.

Anschließend ging es die letzten paar Kilometer wieder nach Hause, wo ich bereits um halb 6 wieder ankam. So habe ich heute ca. 75km zurückgelegt und die Radreise erfolgreich absolviert.

 

Home sweet home!

Fazit

Das Wetter und besonders die Windrichtung waren mir auf dieser Reise wirklich sehr hold. Gut vorangekommen bin ich auch, wobei das vielfach nicht an der Wegbeschaffenheit lag, die war stellenweise auf Rügen wirklich unter aller Kanone. Man merkt, dass Mecklenburg-Vorpommern die Investitionsgüter in die Radinfrastruktur (in letzter Zeit?) stark vernachlässigt hat.

Nichtsdestotrotz war es schön wieder im Modus „Radreise“ unterwegs zu sein, zu Zelten, das Wetter zu genießen und sich aktiv zu betätigen. Dies machte Lust auf mehr für diesen Sommer.

Rügen + Ostseeküstenradweg Tag 3

Tag 3: Moritzdorf – Zingst

 

Wie gestern geplant bin ich dann heute auch richtig früh aufgewacht. Sogar früher als antizipiert, nämlich erst um 5, dann wieder um 6 Uhr. Um 6.10 Uhr bin ich dann auch aufgestanden, weiterschlafen machte keinen Sinn mehr. Habe dann schnellstmöglichst alles zusammen geschmissen und zusammengepackt, habe das Zelt abgebaut und hatte dann noch einen Moment voller Adrenalin, als ich das vollgepackte Rad zum Weg zurück schob. Erst als ich auf dem Weg zurück war, konnte ich entspannen, denn nun kann mir keiner mehr beweisen, dass ich gezeltet habe.

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Die ersten Sonnenstrahlen des Tages

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Bin anschließend nur ein paar hundert Meter gefahren und habe dort eine überdachte Parkbank als Frühstücksgelegenheit auserkoren. Dort hätte man auch wunderbar schlafen können, es lag nicht im Naturschutzgebiet, aber natürlich erfährt man solche Sachen immer erst im Nachhinein. Nach einem Porridge-Frühstück bin ich los gefahren und kam relativ schnell voran.

 

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Bergab liest man so was gerne.

Die Wege waren mehrheitlich gut, nur einmal schwamm die ganze Straße, ich habe sehr vorsichtig versucht mein Rad durch die Pfütze zu schieben, doch als das schwere Rad drohte zur Seite zu kippen habe ich mir doch noch einen nassen Fuß eingefangen.

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Malerische MorgenstimmungPANO_20180429_073652IMG_20180429_082435
Erscheint mir, nun, ein wenig unpraktisch fürs alltägliche Zusammenleben… 😉

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Die bereits erwähnten nervigen Fliegen, die zu Herrscharen sich an mir festsetzten.

Schnell war ich wieder an der Brücke zurück nach Stralsund, teilweise gab es Seitenwind, aber nie anstrengenden Gegenwind.

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Brücke in SichtweiteIMG_20180429_101404
Blick nach Stralsund
IMG_20180429_101955IMG_20180429_101952Um rund 10:30 Uhr war ich wieder auf dem Festland, habe also nur knappe 45h auf Rügen verbracht. In Stralsund habe ich verzweifelt einen Bäcker und einen offenen Supermarkt gesucht, dies war aber an einem Sonntag nicht zu finden. Leider konnte ich so auch mein Wasser nicht auffüllen.

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Ozeaneum

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Gorch Fock
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Immer weiter an der Küste entlang.

Nach Stralsund ging es immer an der Küste entlang in Richtung Rostock.

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Die weitere Route: Von Stralsund über die Insel Darßt/Zingst nach Rostock (Links unten)

Eine ausführliche Mittagspause um 11 Uhr genoss ich in Ufernähe bei strahlendem Sonnenschein. Durch den frühen Start heute Morgen hatte ich da bereits 60km hinter mich gebracht und konnte mir Zeit lassen. Ein kurzes Rascheln hinter der Parkbank ließ mich dann zur Kamera greifen:

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Gut getarnt.

Das Mittagessen hatte aber ein Problem verschäft: Langsam aber sicher ging mir das Wasser aus und die vielen kleinen Dörfer, durch die ich fuhr, bestanden aus fünf Häusern und es gab keine Gelegenheit Wasser aufzufüllen. In einem Ort gab es plötzlich ein Restaurant und ich beschloss dort nach Wasser zu fragen, so wie ich es während meiner Skandinavien-Reise mehrfach gemacht hatte. An der Tür klebte sogar ein Bett+Bike Sticker, eine Idee des deutschen Fahrradclubs, mit dem fahrradfreundliche Unterkünfte gekennzeichnet werden, es wäre also anzunehmen gewesen, dass man Fahrradfahrenden solidarisch entgegentreten würde. Kaum durch die Tür schaut mich die Bedienung aber an als ob ich ein völliges Alien wäre, und das obwohl nur fünf Gäste im Raum saßen. Ganz freundlich schilderte ich ihr meine Bitte nach Leitungswasser, wurde dann aber mürrisch und abschätzig belehrt, dass dies aber 50ct pro Flasche kosten würde. Ich fand dieses Vorgehen so frech, dass ich dann lieber mit leeren Flaschen weiterfuhr. In ganz Skandinavien hat man mir nicht einmal meine Wassersuche vorgeworfen, immer gab es einen freundlichen Kontakt. Teilweise wurden an der Tankstelle zahlende Kunden vertröstet bis meine Flaschen voll waren, in einer Dönerbude gab es eine Cola gratis dazu. Und hier will man Geld damit verdienen. Klar liegt dieses Restaurant am Radweg, vermutlich kommen im Sommer einige Radfahrer auf Wassersuche ins Lokal. Trotzdem kann ich den Versuch, daraus noch Gewinn zu schlagen einfach nicht verstehen. Dann baut man halt im schlimmsten Fall einen Wasserhahn in den Garten und fertig.

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Sah schon mal fitter aus, es war allerdings dem Sonnenschein geschuldet.

Anschließend fuhr ich weiter nach Barth, dort fand ich auch eine öffentliche Toilette und konnte so endlich Wasser auffüllen. Den ganzen Tag gab es strahlenden Sonnenschein und mehrheitlich Rückenwind. So bin ich dann auch in kurzer Hose und T-Shirt übergesetzt nach Zingst. Doch schon auf dem Weg den Deich entlang merkte man, dass Nebel aufzog und gespenstisch vorbei waberte.

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In Zingst selber fuhr ich also mit dem oben genannten Outfit vorbei an allerlei Personen in dicken Mänteln und Schals, fühlte mich ein wenig deplatziert.

Im Ort bin ich dann zuerst bis zur Seebrücke, allerdings war kein wirklicher Ausblick auf Film zu bannen.

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Als Belohnung für einen langen Tag gab es noch ein Softeis und fürs Abendessen habe ich Fischbrötchen eingekauft.

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Anschließend ging es zum nahegelegenen Campingplatz „Am Freesenbruch“ in Zingst, der so schön und bezahlbar war, dass er hier namentlich erwähnt werden soll. Auf einem Extra-Bereich nur für Radfahrer hatte ich volle Stellplatzauswahl, war ich doch das einzige Zelt für die Nacht. Auch gab es hier keine Duschkarten oder Münzduschen, und all das für 10€ war mehr als vernünftig.

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Da ich heute so früh los kam, war ich bereits um 15 Uhr am Campingplatz, hatte aber trotzdem 110km zurückgelegt. So konnte ich Nachmittag und Abend dazu nutzen am Strand zu liegen und den Wellen zu lauschen und hatte nach zwei verschwitzten Tagen endlich wieder eine Dusche. Schon früh lag ich wieder im Zelt, genoss mein zweites Fischbrötchen und las bis ich in der Dunkelheit einschlummerte.

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Fischbrötchen #1

PANO_20180429_183557PANO_20180429_183400IMG_20180429_183335IMG_20180429_183512
Endlich wieder auf der Düne stehen.IMG_20180429_183519IMG_20180429_183618IMG_20180429_183755IMG_20180429_184005IMG_20180429_183804IMG_20180429_201401
Fischbrötchen #2

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Abenddämmerung am Campingplatz

Rügen + Ostseeküstenradweg Tag 2

Tag 2: Dranske – Moritzdorf

Heute bin ich einigermaßen früh aufgestanden, zwischen 8 und 8:30 Uhr. Kurz vor 9 Uhr war alles zusammengepackt und ich fuhr los. Ich bin wirklich schockiert über die Campingplatz Preise, ich zahle für gestern Abend 16 € inklusive Duschen, das ist schon echt happig und mehr als ich je in Skandinavien gezahlt habe.

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Aber die tierische Campingplatzbesatzung ist schon putzig.

Zu Beginn geht’s erst mal schön oben an der Steilküste entlang nach Kap Arkona.

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Am Kap Arkona angekommen fahre ich erstmal am Leuchtturm vorbei, finde es aber nicht so spannend, dass ich dort anhalten müsste, zudem kommt man da auch nicht runter ans Wasser.

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Ein paar hundert Metern später beim Peilturm gibt es einen Abstieg zum Wasser, da quäle ich mich dann runter in dem Wissen, dass ich mit dem Muskelkater in den Beinen später wieder hoch muss. Bin kurz den Strand entlanggewandert, habe die Kreidefelsen angeschaut und einen Angler beobachtet.

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Schön ist es alle mal, aber der Aufstieg sorgt mit wackligen Radler-Beinen doch für Anstrengung.

Zu Beginn war es ein Weg im schlechten Zustand, der richtig rumpelt und holpert und mein Vorankommen radikal ausbremst. Ich habe das Gefühl, ich habe in 2 Stunden 20 km zurückgelegt, und selbst danach zieht sich der Weg ziemlich. Dann begehe ich noch eine bedeutsame Fehlentscheidung indem ich auf der offiziellen Route bleibe, anstatt auf die Landstraße auszuweichen. Die offizielle Route führt hingegen in den Wald rein und besteht für mehrere Kilometer komplett aus Kopfsteinpflaster. Die Qualität dieses Kopfsteinpflasters hat sicher schon dazu geführt, dass damals die Römer sich über die Wegverhältnisse beschwert haben! Es ist sehr unangenehm, zudem geht es dauernd auf und ab, und ich komm überhaupt nicht voran. Bei dem Belag kann man nicht schnell fahren, zudem hatte mich schon vor der Kopfsteinpflasterstrecke ein wenig die Kraft verlassen. Da hatte ich auf der Landstraße mit Gegenwind zu kämpfen und merkte, wie gummiartig und kraftlos sich die Beine heute anfühlen. Als Gegenmittel hatte ich zwar in einer Ortschaft ein Fischbrötchen gekauft und als es gar nicht mehr ging habe ich Verpflegungspause an einem schönen Stein am Wegesrand gemacht, aber direkt an der nächsten Anhöhe gemerkt, dass die Kraft nicht wieder gekommen ist. So quäle ich mich also einige Kilometer später über die Kopfsteinpflaster-Holper-Strecke. Auf dem Weg komme ich mit einem entgegenkommenden Radler ins  Gespräch, der mir den Tipp gibt, den ich zuvor schon meinem Navi entlockt habe: Bald kommt eine Abbiegung, diese führt auf die Landstraße zurück. Als ich diese nach 4-5 km Wackeln und Zähneklappern endlich erreiche, geht es auf dieser perfekt asphaltierten Strecke mit Rückenwind und Erdanziehungskraft bergab nach Sassnitz. Da dauernd dann 5 Kilometer auch nur noch 10 Minuten. Angeblich wäre die Landstraße von Anfang an abschüssig gewesen, hätte also auf alle Fälle mir den Weg durch den Wald sparen sollen.

 

In Sassnitz begebe ich mich für einen kleinen Einkauf zu LIDL, bevor es auf mehrheitlich gut ausgebauten Radwegen neben der Landstraße vorangeht. Als eben jener Radweg direkt am Meer entlangführt, entschließe ich mich zu einer Mittagspause mit Meerblick. Bei Blick aufs Wasser und mit herrlicher Sonne von Oben genieße ich meine mitgebrachten Brote.

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Die Mittagspause war heute nach 60km angesetzt, anschließend ging es noch einige Kilometer auf und ab.

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Auch bei diesem Urlaub mal wieder: Nazibauten anschauen. In diesem Fall die Bausünden des ehemaligen Kraft-durch-Freude (KdF)-Seebads Prora. Der “Koloss von Prora” ist wahrlich kein Augenschmauß, der Gedanke dass man hier 20.000 Nazis in den Erholungsurlaub schicken wollte, ist mehr als beängstigend.

Besonders schön hingen war eine Waldstrecke, diesmal ohne Kopfsteinpflaster, sondern eher mit Sandboden auf dem es malerisch dahin ging. Hier habe ich einen kleinen Umweg zum Aussichtspunkt auf mich genommen, im Vergleich zu Kap Arkona war es dies auch mehr als wert!

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Überall Blümchen

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Nach 90 Kilometern komme ich an einem Campingplatz vorbei, habe dort aber gemerkt, dass die schon wieder 15 € wollen für eine Übernachtung. So habe ich erst mal gefragt ob ich meine Flaschen auffüllen kann und habe mir dabei die Sanitäranlagen angeschaut. Diese sahen aus wie frisch aus den 60ern und so habe ich beschlossen, dass es mir diese Geldsumme nicht wert ist und habe mich lieber wieder aufs Rad geschwungen.

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Wird langsam spät.

Nach ein paar hundert Metern kam ich ans Wasser und bin zum ersten Mal im Leben auf eine Ruderboot-Fähre gestiegen. Der „Kapitän“ rudert den ganzen Tag von einer Uferseite an die andere. Mühelos hob der mein schweres Rad ins Boot und am Ende wieder raus, der hat bei dem Job anscheinend Armmuskeln ohne Ende. War auch sehr praktisch, denn ich kam erst um Viertel vor Sechs dort an, regulär fährt die „Fähre“ aber nur bis 17 Uhr, er machte an dem Tag aber länger.

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Schiff ahoi!

Es war in der Umgebung kein weiterer Campingplatz eingezeichnet, dies bedeutete für mich also, dass ich eine Stelle zum Wildcampen finden musste.

Kurze Zeit später hatte ich eine Stelle auserkoren, die vielversprechend aussah, leider lag das Waldstück aber im Naturschutzgebiet, sprich man durfte dort keinesfalls Zelten. Ich habe mich an den Wegesrand gesetzt und Pause gemacht, um nachvollziehen zu können wie viel Wanderer und Spaziergänger dort vorbei kommen. Als in zwei Stunden nur ein Pärchen meine Sitzgelegenheit passierte, war ich guter Dinge dort unerkannt und unentdeckt übernachten zu können.

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Warten auf die Dunkelheit

Ich hatte mir bereits zurechtgelegt wo ich das Zelt aufstellen wollte, habe einen Fleck Gras gefunden, der nicht von der Straße einsehbar ist und habe dann am Weg selber ganz in Ruhe mein Abendessen zubereitet, mein Buch gelesen und Filme auf dem Telefon angeschaut und habe so alle Aufgaben erledigt, die vor dem zubettgehen erledigt werden mussten.

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Gut, dass es gestern das leckere Schnitzel gab.

Als es dann fast dunkel war so, um ca. halb 9, habe ich mich in die Büsche geschlagen und schnell das Zelt aufgebaut. Außer fünf Minuten lesen habe ich dann an dem Tag auch nichts mehr gemacht, so schlief ich bereits um 21 Uhr und kann morgen früh aufstehen um alles schnell abzubauen bevor jemand vorbeikommen könnte und mich sehen würde.

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Was ich gestern schon im Bericht erwähnen wollte und was mich wirklich krass schockiert, ist die Erkenntnis wie touristisch Rügen wirklich ist. Klar, ist jetzt keine bahnbrechende Erkenntnis, aber gefühlt ist jede Ortschaft eigentlich nur eine Ansiedlung aus Feriendörfern und Ferienhäusern. Unglaublich wie viel auszumietende Zimmer zur Verfügung stehen, besonders jetzt wo saisonal bedingt keine große Belegung vorzuweisen ist. Aber ich bin mir sicher, dass sich Rügens Population im Sommer verzehnfachen muss, denn manchmal fährt man kilometerlang an Feriendörfer vorbei.

IMG_20180428_170619Und überall werden neue Ferienhäuser aus dem Boden gestampft.

31.8. Vakkotavare -> Zug nach Stockholm [+Fazit]

Der Wecker klingelt um 6 Uhr erbarmungslos, da wir einen Bus erwischen müssen. Unser Frühstück besteht aus einem einzelnen Müsliriegel, viel mehr gibt unser Proviant auch nicht mehr her…. Perfekt rationiert würde ich sagen!

Es schüttet immer noch und zum zweiten Mal auf Tour haken wir das Innenzelt aus, packen drinnen sitzend unsere Rucksäcke und brechen dann im Regen das Außenzelt ab und machen uns auf den Weg.

Wie bereits am Vortag verraten sind wir sehr erleichtert, dass wir nach nur kurzem Marsch das Zelt von dem älteren Mann entdecken. Schneller als erwartet kommen wir an die Baumgrenze und müssen uns von der kargen Fjälllandschaft verabschieden. Der Abstieg zur Hütte ist relativ steil und durch die Bäume lässt sich auch dann ein großer Strommast erkennen. Ehe wir uns versehen stehen wir schon an der Straße und die Erkenntnis, dass die Tour zu Ende ist, trifft uns doch relativ unvorbereitet. Die Zivilisation kommt ruckartig.


Fertig!


Abgekämpft


Ziemlich unromantischer Endpunkt der Wanderung – da waren die letzten Hütten aber schöner!


Blick auf den See an der Vakkotavare-Hütte

Wir setzen uns noch für eine Stunde in die Hütte, füllen einen letzten Liter gutes Fjällwasser für die Reise auf und steigen dann mit vielen weiteren Leuten in den Bus nach Gällivare. Kleiner Servicehinweis: Es standen bei unserem Besuch unfassbar viele Gaskartuschen und Spiritus-Flaschen an der Hütte. Sollte jemand seine Tour in Vakkotavare starten, ich kann mir nicht vorstellen, dass man im Vorhinein Brennstoff besorgen muss. Wir haben auch noch knapp 0,8 L hinzugestellt.

Im Bus blicken wir raus in den Sarek, sehen in Kebnats die Zusteiger die vom Padjelanta oder aus dem Sarek kommen und mir noch tougher und verwahrloster erscheinen als unser einer, der sich über den ausgelatschten Kungsleden geschleppt hat 😉


Der Charme Gällivare’s …. 😉

In Gällivare haben wir knappe 4 Stunden bis der Zug nach Stockholm kommt. Diese verbringen wir im Supermarkt, wo ich mich all meinen Essens-Gelüsten hingebe und anschließend im Burger-Restaurant. Die Zugfahrt segnet uns mit einem wunderschönen blutroten Sonnenuntergang, sonst war es erstaunlich gemütlich für 16 Stunden im Sitzwagen. Wir konnten verhältnismäßig gut schlafen und kamen einigermaßen erholt in Stockholm an.

Die nächsten Tage wurden mit typischen Städtetour-Aktivitäten verbracht, wobei mir schnell auffiel, dass ich wieder in die Wildnis wollte. Ich hätte weiterlaufen können und plane nun schon fürs nächste Jahr.


Bis nächstes Mal!

Abschließende Gedanken
Hier eine lose Sammlung an Gedanken zur Tour:

• Der Weg war gut gewählt. Auch wenn ich die meisten Teile davon schon kannte, gelangweilt hat es mich nicht. Immer gab es was Neues zu betrachten oder eine interessante Lichtstimmung. Wie schon letztes Jahr empfehle ich die Nebentäler, da einsamer, wilder und spannender als die Hauptstrecke auf dem Kungsleden

• Ich will wieder ins Fjäll. Sarek, Padjelanteleden, Nordkalottleden, irgendwie sowas wird es schon werden!

• Zu zweit auf Tour gehen: Dies war für mich die größte Veränderung zu meinen vorherigen Touren, war ich doch bisher immer allein unterwegs gewesen. Markus und ich waren ein eingespieltes Team und es macht die Tour auf alle Fälle spannender, wenn man die Erlebnisse direkt mit jemandem teilt. Der Sicherheitsaspekt spielt für mich auch eine Rolle, alleine hätte ich mich am Kebnekaise echt unwohl gefühlt. Anders als erwartet haben wir uns auch nicht zerstritten oder sind uns extrem auf den Keks gegangen. Einziger (natürlich erwartbarer) Nachteil war, dass man nicht im gleichen Umfang wie bei einer Solotour frei entscheiden konnte was man machen wollte. Wie weit man läuft, wann man Pause macht, welche Route man einschlägt… all das muss abgesprochen werden.
Ich persönlich sehe in beiden Arten Vor- und Nachteile und würde auch in Zukunft beide Arten von Touren machen.
Nur das Aroma von 2 Personen im Zelt ist eine Sache für sich… an den eigenen Mief gewöhnt man sich schneller

• Das Zelt: Das Nordisk 3 Nordland (Vorgänger vom Oppland) war die einzige größere Neuanschaffung, die ich für die Tour machen musste. Ich habe zwar ein MSR Hubba Hubba 2 Personenzelt, aber auf Dauer wäre das doch zu eng gewesen. Mit Footprint wiegt das Zelt zwar stolze 4Kg, aber dafür hat man so himmlisch viel Platz. Im Innenzelt hatten wir knappe 40cm zwischen uns, und sicherlich noch 30cm Platz zur Zeltwand. Im Vorzelt lagen beide Rucksäcke, Schuhe, diverse Packsäcke und es konnte immer noch einer gemütlich da sitzen und sich die Schuhe anziehen. Ein Palast aus Stoff! Ja wir hatten einen kleinen Gestängebruch (ein Stangenelement ist an einer kleinen Stelle eingerissen, mehr nicht), aber dafür hat den Nordisk auch nach der Tour anstandslos kostenlos ersetzt und der Kontakt war einwandfrei!

• Die Aufteilung der Tour war taktisch ungünstig geplant. Wir hatten den Einfluss von 23 bzw. 26 kg Gepäck in den ersten Tagen unterschätzt und uns mit den langen Etappen zu Beginn etwas übernommen. Somit haben wir unseren eingeplanten Puffer auch direkt auf den ersten vier Tagen eingebüßt. Beim nächsten Mal würden wir es vermutlich die ersten Tage zum Eingewöhnen gemütlicher angehen lassen.

• Jemanden mitnehmen hilft, dass es am Ende der Tour auch ein paar Fotos von einem selber gibt. 😉 Letztes Jahr war ich viel zu faul um mit Selbstauslöser und der Kamera auf einem Stein rumzuhantieren…

Abschluss
Das war der diesjährige Bericht, über Kommentare und Anmerkungen würde ich mich sehr freuen. Ein Reisebericht ist immer eine Heidenarbeit, hier waren es 26 Seiten in Word, und die Sichtung von knapp 1300 Fotos. Da freut man sich über Feedback!