Rügen + Ostseeküstenradweg Tag 4

Tag 4: Zingst – Rostock

 

Nach dem Zusammenpacken habe ich auf dem Campingplatz noch frische Brötchen gekauft und habe mich daraufhin zum Frühstück ans Meer gesetzt, obwohl ein starker Wind eingesetzt hatte. Wenigstens strömte der in die richtige Richtung, jedoch flog mir fast das Essen davon und der Sand drang wirklich überall ein.

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“Leichte” SturmfrisurIMG_20180430_083628IMG_20180430_083612
Für das Foto hat es sich gelohnt das schwere Rad durch den tiefen Sand zu schleifen, nochmal muss das aber nicht sein.IMG_20180430_083605

Anschließend ging es auf der Insel auf dem Deich in Windrichtung entlang. So musste ich nicht wirklich treten und wurde vom Wind ohne viel Mühe nach Prerow geblasen, anschließend auf mehrheitlich guten Wegen weiter nach Ahrenshoop.

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Perfekt mit RückenwindIMG_20180430_094832

Anschließend ging es in Richtung Süden runter von der Insel, dabei hatte ich auf einem idyllisch anmutenden Waldweg plötzlich Konkurrenz, denn von hinten näherte sich ein Radfahrer. Gute 5 Kilometer flogen wir mit einem ordentlichen Tempo dahin, schließlich musste ich aber das Feld räumen und ihn passieren lassen. Allerdings war dies die erste Person in 4 Tagen, die schneller war als ich, und da er auf einem leichten, dynamischen Rad ohne Gepäck unterwegs war fühlte ich mich ziemlich erfolgreich, was mein Tempo und meine Trittfrequenz anging.

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Noch ein letztes Mal am Meer sitzen.IMG_20180430_110224

In Graal-Müritz bin ich dann vom Ostseeküstenradweg abgebogen und habe den relativ geraden Weg nach Rostock genommen.

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Im Wetterbericht war Rückenwind angekündigt, was ja bisher auch zutraf, jedoch auch ein kompletter Wetterumsturz mit viel Regen. Ewig lang durch ein Gewitter zu fahren wollte ich auf alle Fälle umgehen, so hatte ich eingeplant um 16 Uhr bereits in Rostock die Zug-Rückreise anzutreten. Jedoch kam ich so gut voran, dass sich bald abzeichnete, dass ich vermutlich den 14 Uhr Zug nehmen würde. Ein kurzer Platzregen setzte im Wald ein, gab mir dann aber doch noch die Gelegenheit meine mitgeschleppte Regenausrüstung anzulegen, so war die wenigstens nicht umsonst mitgekommen.

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Rostock in Sicht.IMG_20180430_130056

Schnell war ich in Rostock und bog dann das letzte Stück auf den Berlin-Kopenhagen Radweg ein, den ich sowohl von meiner letztjährigen Skandinavienfahrt, wie auch von meiner Reise nach Kopenhagen 2016 noch kannte und bis zum Stadtzentrum folgte.

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Hier stand ich schon 2016 davor

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Ein aller-allerletztes Mal Meer.

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Eh ich mich versah war ich am Hauptbahnhof und saß im Zug. Etwa 10 Minuten später setzte auch ein gewaltiger Platzregen ein, zeittechnisch habe ich damit eindeutig die strategisch perfekte Aufteilung gefunden. Zum Glück wollten in Rostock selber nur wenige Radfahrer_innen mit in die Bahn, dies änderte sich aber schlagartig ab Waren (Müritz), von wo an jedem Bahnhof 20 Radfahrende warteten.

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Ruhe vor dem Sturm

Natürlich hatte das Fahrrad-Abteil keinesfalls ausreichende Kapazitäten, was zu einer engen Verteilung führte und naturgemäß kriegten sich die Leute gehörig in die Haare. Ich saß jedoch relativ entspannt im Abteil und habe die Streiterein aus der Ferne beobachtet, bevor ich in Berlin-Gesundbrunnen mein Rad aus dem gordischen Knoten entfernt habe und ausgestiegen bin.

Anschließend ging es die letzten paar Kilometer wieder nach Hause, wo ich bereits um halb 6 wieder ankam. So habe ich heute ca. 75km zurückgelegt und die Radreise erfolgreich absolviert.

 

Home sweet home!

Fazit

Das Wetter und besonders die Windrichtung waren mir auf dieser Reise wirklich sehr hold. Gut vorangekommen bin ich auch, wobei das vielfach nicht an der Wegbeschaffenheit lag, die war stellenweise auf Rügen wirklich unter aller Kanone. Man merkt, dass Mecklenburg-Vorpommern die Investitionsgüter in die Radinfrastruktur (in letzter Zeit?) stark vernachlässigt hat.

Nichtsdestotrotz war es schön wieder im Modus „Radreise“ unterwegs zu sein, zu Zelten, das Wetter zu genießen und sich aktiv zu betätigen. Dies machte Lust auf mehr für diesen Sommer.

Rügen + Ostseeküstenradweg Tag 3

Tag 3: Moritzdorf – Zingst

 

Wie gestern geplant bin ich dann heute auch richtig früh aufgewacht. Sogar früher als antizipiert, nämlich erst um 5, dann wieder um 6 Uhr. Um 6.10 Uhr bin ich dann auch aufgestanden, weiterschlafen machte keinen Sinn mehr. Habe dann schnellstmöglichst alles zusammen geschmissen und zusammengepackt, habe das Zelt abgebaut und hatte dann noch einen Moment voller Adrenalin, als ich das vollgepackte Rad zum Weg zurück schob. Erst als ich auf dem Weg zurück war, konnte ich entspannen, denn nun kann mir keiner mehr beweisen, dass ich gezeltet habe.

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Die ersten Sonnenstrahlen des Tages

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Bin anschließend nur ein paar hundert Meter gefahren und habe dort eine überdachte Parkbank als Frühstücksgelegenheit auserkoren. Dort hätte man auch wunderbar schlafen können, es lag nicht im Naturschutzgebiet, aber natürlich erfährt man solche Sachen immer erst im Nachhinein. Nach einem Porridge-Frühstück bin ich los gefahren und kam relativ schnell voran.

 

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Bergab liest man so was gerne.

Die Wege waren mehrheitlich gut, nur einmal schwamm die ganze Straße, ich habe sehr vorsichtig versucht mein Rad durch die Pfütze zu schieben, doch als das schwere Rad drohte zur Seite zu kippen habe ich mir doch noch einen nassen Fuß eingefangen.

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Malerische MorgenstimmungPANO_20180429_073652IMG_20180429_082435
Erscheint mir, nun, ein wenig unpraktisch fürs alltägliche Zusammenleben… 😉

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Die bereits erwähnten nervigen Fliegen, die zu Herrscharen sich an mir festsetzten.

Schnell war ich wieder an der Brücke zurück nach Stralsund, teilweise gab es Seitenwind, aber nie anstrengenden Gegenwind.

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Brücke in SichtweiteIMG_20180429_101404
Blick nach Stralsund
IMG_20180429_101955IMG_20180429_101952Um rund 10:30 Uhr war ich wieder auf dem Festland, habe also nur knappe 45h auf Rügen verbracht. In Stralsund habe ich verzweifelt einen Bäcker und einen offenen Supermarkt gesucht, dies war aber an einem Sonntag nicht zu finden. Leider konnte ich so auch mein Wasser nicht auffüllen.

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Ozeaneum

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Gorch Fock
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Immer weiter an der Küste entlang.

Nach Stralsund ging es immer an der Küste entlang in Richtung Rostock.

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Die weitere Route: Von Stralsund über die Insel Darßt/Zingst nach Rostock (Links unten)

Eine ausführliche Mittagspause um 11 Uhr genoss ich in Ufernähe bei strahlendem Sonnenschein. Durch den frühen Start heute Morgen hatte ich da bereits 60km hinter mich gebracht und konnte mir Zeit lassen. Ein kurzes Rascheln hinter der Parkbank ließ mich dann zur Kamera greifen:

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Gut getarnt.

Das Mittagessen hatte aber ein Problem verschäft: Langsam aber sicher ging mir das Wasser aus und die vielen kleinen Dörfer, durch die ich fuhr, bestanden aus fünf Häusern und es gab keine Gelegenheit Wasser aufzufüllen. In einem Ort gab es plötzlich ein Restaurant und ich beschloss dort nach Wasser zu fragen, so wie ich es während meiner Skandinavien-Reise mehrfach gemacht hatte. An der Tür klebte sogar ein Bett+Bike Sticker, eine Idee des deutschen Fahrradclubs, mit dem fahrradfreundliche Unterkünfte gekennzeichnet werden, es wäre also anzunehmen gewesen, dass man Fahrradfahrenden solidarisch entgegentreten würde. Kaum durch die Tür schaut mich die Bedienung aber an als ob ich ein völliges Alien wäre, und das obwohl nur fünf Gäste im Raum saßen. Ganz freundlich schilderte ich ihr meine Bitte nach Leitungswasser, wurde dann aber mürrisch und abschätzig belehrt, dass dies aber 50ct pro Flasche kosten würde. Ich fand dieses Vorgehen so frech, dass ich dann lieber mit leeren Flaschen weiterfuhr. In ganz Skandinavien hat man mir nicht einmal meine Wassersuche vorgeworfen, immer gab es einen freundlichen Kontakt. Teilweise wurden an der Tankstelle zahlende Kunden vertröstet bis meine Flaschen voll waren, in einer Dönerbude gab es eine Cola gratis dazu. Und hier will man Geld damit verdienen. Klar liegt dieses Restaurant am Radweg, vermutlich kommen im Sommer einige Radfahrer auf Wassersuche ins Lokal. Trotzdem kann ich den Versuch, daraus noch Gewinn zu schlagen einfach nicht verstehen. Dann baut man halt im schlimmsten Fall einen Wasserhahn in den Garten und fertig.

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Sah schon mal fitter aus, es war allerdings dem Sonnenschein geschuldet.

Anschließend fuhr ich weiter nach Barth, dort fand ich auch eine öffentliche Toilette und konnte so endlich Wasser auffüllen. Den ganzen Tag gab es strahlenden Sonnenschein und mehrheitlich Rückenwind. So bin ich dann auch in kurzer Hose und T-Shirt übergesetzt nach Zingst. Doch schon auf dem Weg den Deich entlang merkte man, dass Nebel aufzog und gespenstisch vorbei waberte.

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In Zingst selber fuhr ich also mit dem oben genannten Outfit vorbei an allerlei Personen in dicken Mänteln und Schals, fühlte mich ein wenig deplatziert.

Im Ort bin ich dann zuerst bis zur Seebrücke, allerdings war kein wirklicher Ausblick auf Film zu bannen.

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Als Belohnung für einen langen Tag gab es noch ein Softeis und fürs Abendessen habe ich Fischbrötchen eingekauft.

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Anschließend ging es zum nahegelegenen Campingplatz „Am Freesenbruch“ in Zingst, der so schön und bezahlbar war, dass er hier namentlich erwähnt werden soll. Auf einem Extra-Bereich nur für Radfahrer hatte ich volle Stellplatzauswahl, war ich doch das einzige Zelt für die Nacht. Auch gab es hier keine Duschkarten oder Münzduschen, und all das für 10€ war mehr als vernünftig.

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Da ich heute so früh los kam, war ich bereits um 15 Uhr am Campingplatz, hatte aber trotzdem 110km zurückgelegt. So konnte ich Nachmittag und Abend dazu nutzen am Strand zu liegen und den Wellen zu lauschen und hatte nach zwei verschwitzten Tagen endlich wieder eine Dusche. Schon früh lag ich wieder im Zelt, genoss mein zweites Fischbrötchen und las bis ich in der Dunkelheit einschlummerte.

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Fischbrötchen #1

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Endlich wieder auf der Düne stehen.IMG_20180429_183519IMG_20180429_183618IMG_20180429_183755IMG_20180429_184005IMG_20180429_183804IMG_20180429_201401
Fischbrötchen #2

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Abenddämmerung am Campingplatz

Rügen + Ostseeküstenradweg Tag 2

Tag 2: Dranske – Moritzdorf

Heute bin ich einigermaßen früh aufgestanden, zwischen 8 und 8:30 Uhr. Kurz vor 9 Uhr war alles zusammengepackt und ich fuhr los. Ich bin wirklich schockiert über die Campingplatz Preise, ich zahle für gestern Abend 16 € inklusive Duschen, das ist schon echt happig und mehr als ich je in Skandinavien gezahlt habe.

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Aber die tierische Campingplatzbesatzung ist schon putzig.

Zu Beginn geht’s erst mal schön oben an der Steilküste entlang nach Kap Arkona.

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Am Kap Arkona angekommen fahre ich erstmal am Leuchtturm vorbei, finde es aber nicht so spannend, dass ich dort anhalten müsste, zudem kommt man da auch nicht runter ans Wasser.

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Ein paar hundert Metern später beim Peilturm gibt es einen Abstieg zum Wasser, da quäle ich mich dann runter in dem Wissen, dass ich mit dem Muskelkater in den Beinen später wieder hoch muss. Bin kurz den Strand entlanggewandert, habe die Kreidefelsen angeschaut und einen Angler beobachtet.

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Schön ist es alle mal, aber der Aufstieg sorgt mit wackligen Radler-Beinen doch für Anstrengung.

Zu Beginn war es ein Weg im schlechten Zustand, der richtig rumpelt und holpert und mein Vorankommen radikal ausbremst. Ich habe das Gefühl, ich habe in 2 Stunden 20 km zurückgelegt, und selbst danach zieht sich der Weg ziemlich. Dann begehe ich noch eine bedeutsame Fehlentscheidung indem ich auf der offiziellen Route bleibe, anstatt auf die Landstraße auszuweichen. Die offizielle Route führt hingegen in den Wald rein und besteht für mehrere Kilometer komplett aus Kopfsteinpflaster. Die Qualität dieses Kopfsteinpflasters hat sicher schon dazu geführt, dass damals die Römer sich über die Wegverhältnisse beschwert haben! Es ist sehr unangenehm, zudem geht es dauernd auf und ab, und ich komm überhaupt nicht voran. Bei dem Belag kann man nicht schnell fahren, zudem hatte mich schon vor der Kopfsteinpflasterstrecke ein wenig die Kraft verlassen. Da hatte ich auf der Landstraße mit Gegenwind zu kämpfen und merkte, wie gummiartig und kraftlos sich die Beine heute anfühlen. Als Gegenmittel hatte ich zwar in einer Ortschaft ein Fischbrötchen gekauft und als es gar nicht mehr ging habe ich Verpflegungspause an einem schönen Stein am Wegesrand gemacht, aber direkt an der nächsten Anhöhe gemerkt, dass die Kraft nicht wieder gekommen ist. So quäle ich mich also einige Kilometer später über die Kopfsteinpflaster-Holper-Strecke. Auf dem Weg komme ich mit einem entgegenkommenden Radler ins  Gespräch, der mir den Tipp gibt, den ich zuvor schon meinem Navi entlockt habe: Bald kommt eine Abbiegung, diese führt auf die Landstraße zurück. Als ich diese nach 4-5 km Wackeln und Zähneklappern endlich erreiche, geht es auf dieser perfekt asphaltierten Strecke mit Rückenwind und Erdanziehungskraft bergab nach Sassnitz. Da dauernd dann 5 Kilometer auch nur noch 10 Minuten. Angeblich wäre die Landstraße von Anfang an abschüssig gewesen, hätte also auf alle Fälle mir den Weg durch den Wald sparen sollen.

 

In Sassnitz begebe ich mich für einen kleinen Einkauf zu LIDL, bevor es auf mehrheitlich gut ausgebauten Radwegen neben der Landstraße vorangeht. Als eben jener Radweg direkt am Meer entlangführt, entschließe ich mich zu einer Mittagspause mit Meerblick. Bei Blick aufs Wasser und mit herrlicher Sonne von Oben genieße ich meine mitgebrachten Brote.

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Die Mittagspause war heute nach 60km angesetzt, anschließend ging es noch einige Kilometer auf und ab.

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Auch bei diesem Urlaub mal wieder: Nazibauten anschauen. In diesem Fall die Bausünden des ehemaligen Kraft-durch-Freude (KdF)-Seebads Prora. Der “Koloss von Prora” ist wahrlich kein Augenschmauß, der Gedanke dass man hier 20.000 Nazis in den Erholungsurlaub schicken wollte, ist mehr als beängstigend.

Besonders schön hingen war eine Waldstrecke, diesmal ohne Kopfsteinpflaster, sondern eher mit Sandboden auf dem es malerisch dahin ging. Hier habe ich einen kleinen Umweg zum Aussichtspunkt auf mich genommen, im Vergleich zu Kap Arkona war es dies auch mehr als wert!

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Überall Blümchen

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Nach 90 Kilometern komme ich an einem Campingplatz vorbei, habe dort aber gemerkt, dass die schon wieder 15 € wollen für eine Übernachtung. So habe ich erst mal gefragt ob ich meine Flaschen auffüllen kann und habe mir dabei die Sanitäranlagen angeschaut. Diese sahen aus wie frisch aus den 60ern und so habe ich beschlossen, dass es mir diese Geldsumme nicht wert ist und habe mich lieber wieder aufs Rad geschwungen.

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Wird langsam spät.

Nach ein paar hundert Metern kam ich ans Wasser und bin zum ersten Mal im Leben auf eine Ruderboot-Fähre gestiegen. Der „Kapitän“ rudert den ganzen Tag von einer Uferseite an die andere. Mühelos hob der mein schweres Rad ins Boot und am Ende wieder raus, der hat bei dem Job anscheinend Armmuskeln ohne Ende. War auch sehr praktisch, denn ich kam erst um Viertel vor Sechs dort an, regulär fährt die „Fähre“ aber nur bis 17 Uhr, er machte an dem Tag aber länger.

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Schiff ahoi!

Es war in der Umgebung kein weiterer Campingplatz eingezeichnet, dies bedeutete für mich also, dass ich eine Stelle zum Wildcampen finden musste.

Kurze Zeit später hatte ich eine Stelle auserkoren, die vielversprechend aussah, leider lag das Waldstück aber im Naturschutzgebiet, sprich man durfte dort keinesfalls Zelten. Ich habe mich an den Wegesrand gesetzt und Pause gemacht, um nachvollziehen zu können wie viel Wanderer und Spaziergänger dort vorbei kommen. Als in zwei Stunden nur ein Pärchen meine Sitzgelegenheit passierte, war ich guter Dinge dort unerkannt und unentdeckt übernachten zu können.

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Warten auf die Dunkelheit

Ich hatte mir bereits zurechtgelegt wo ich das Zelt aufstellen wollte, habe einen Fleck Gras gefunden, der nicht von der Straße einsehbar ist und habe dann am Weg selber ganz in Ruhe mein Abendessen zubereitet, mein Buch gelesen und Filme auf dem Telefon angeschaut und habe so alle Aufgaben erledigt, die vor dem zubettgehen erledigt werden mussten.

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Gut, dass es gestern das leckere Schnitzel gab.

Als es dann fast dunkel war so, um ca. halb 9, habe ich mich in die Büsche geschlagen und schnell das Zelt aufgebaut. Außer fünf Minuten lesen habe ich dann an dem Tag auch nichts mehr gemacht, so schlief ich bereits um 21 Uhr und kann morgen früh aufstehen um alles schnell abzubauen bevor jemand vorbeikommen könnte und mich sehen würde.

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Was ich gestern schon im Bericht erwähnen wollte und was mich wirklich krass schockiert, ist die Erkenntnis wie touristisch Rügen wirklich ist. Klar, ist jetzt keine bahnbrechende Erkenntnis, aber gefühlt ist jede Ortschaft eigentlich nur eine Ansiedlung aus Feriendörfern und Ferienhäusern. Unglaublich wie viel auszumietende Zimmer zur Verfügung stehen, besonders jetzt wo saisonal bedingt keine große Belegung vorzuweisen ist. Aber ich bin mir sicher, dass sich Rügens Population im Sommer verzehnfachen muss, denn manchmal fährt man kilometerlang an Feriendörfer vorbei.

IMG_20180428_170619Und überall werden neue Ferienhäuser aus dem Boden gestampft.

Rügen + Ostseeküstenradweg Tag 1

Neues Jahr, neuer Plan:
Nachdem ich mir im Herbst letzten Jahres noch ein Ergometer fürs Wohnzimmer zugelegt habe, um nicht ganz aus der Übung zu fallen, genieße ich nun seit den ersten Sonnenstrahlen im April es sehr, endlich wieder mit dem Rad die Berliner Umgebung zu erkunden.
Nun bot es sich an über das lange Wochenende rund um den 1. Mai wieder eine mehrtägige Radtour zu machen. Die Campingausrüstung soll ja nicht einstauben und ich hatte Lust wieder mehrere Tage im Sattel zu verbringen. Klar war, dass ich nicht viel Zeit auf eine Anreise verschwenden wollte. Ursprünglich war der Plan den Oder-Neiße-Radweg abzufahren, der war aber tatsächlich „zu kurz“, und über den Usedom-Berlin-Radweg zurück wollte ich nicht, da ich den vor Jahren schon gefahren bin.
Schließlich kam ich auf den Ostseeküstenradweg, speziell auf das Stück rund um Rügen und dann bis Rostock. Sowohl Stralsund wie auch Rostock sind mit der Bahn von Berlin aus schnell zu erreichen, und so konnte ich bis zur letzten Sekunde abwarten, wie das Wetter aussieht und (viel wichtiger) den Start- und Endpunkt an die Windrichtung anpassen. Los geht’s mit der Erzählung:

Tag 1: Berlin/Stralsund – Dranske

 

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Es geht endlich wieder los!

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Mein Ausblick für die nächsten 4 Tage

Ich habe heute um um 9 Uhr mein Rad gesattelt und bin zum Bahnhof Gesundbrunnen gefahren. Dort habe ich noch meine Fahrradkarte gekauft und habe dann noch gut 20 Minuten gehabt um am Gleis zu sitzen und auf den Zug zu warten. Der einfahrende Regionalexpress war extremst voll, im Fahrradabteil waren bestimmt schon 20 Fahrräder drin, andererseits wollten die alle nur nach Oranienburg, sprich ich habe mich kurz in den Gang gestellt und hatte nach Oranienburg einen Sitzplatz ergattert und das ganze Abteil war fast leer.

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Überrascht hat mich, wie schnell man nach Oranienburg oder Fürstenberg kommt. Dies waren Orte, die auf meiner letzten Radreise eine gesamte Tagestour eingenommen haben, mit dem Zug hat es dann nur 40 Minuten gedauert. Verrückt wie unterschiedlich die Zeit- und Wegstreckendimension ist. Ansonsten war es eine schöne Fahrt mit der Bimmelbahn, die wirklich an jeder Häuseransammlung gestoppt ist, teilweise war der Bahnsteig nicht mal bitte betoniert, sondern es waren tatsächlich nur in Stück Wiese neben den Schienen.

Um kurz vor 13 Uhr war Ankunft in Stralsund und habe mich dann sofort aufs Rad geschwungen. Bin dann über die Brücke nach Rügen geradelt

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Der Plan: Erstmal im Uhrzeigersinn von Stralsund aus rund um Rügen, dann weiter nach Westen an der Ostseeküste entlang nach Rostock.

Der Start war einfach fantastisch, weil perfekter Rückenwind genau in die Richtung in die ich wollte blies und ich in der Ebene mit etwa 28 bis 30 km/h dahin flog. Am Anfang waren es ein Radweg neben der Landstraße, so bin ich richtig schnell vorangekommen, dabei war es ein wenig sonnig, aber nicht wirklich warm, trotzdem habe ich irgendwann auf kurze Hose und T-Shirt umgesattelt und als man wirklich von den Landstraßen weg kam und mehr dem Ostseeküstenradweg gefolgt ist, merkte man schon dass die Strecke teilweise wirklich deutlich schlechter wurde. Ich hatte heute alles von wunderbar geteerten Fahrradweg über Kopfsteinpflaster, über extremst eklige Betonplatten/Kolonnenwege, bis hin zu tatsächlich einzelne Spuren und Sandwegen die mich wie verrückt durchgeschüttelt haben.

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Nun, Rügen gehört nicht zu den ärmsten Gebieten Deutschlands…

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Am Nachmittag habe ich gemerkt, dass meine Gabel locker war und der Steuersatz sich gelockert hatte. Was viereinhalbtausend Kilometer Skandinavien nicht geschafft haben, das schafft Rügen in 50 Kilometern. So musste ich heute Abend den Steuersatz nachziehen. damit der Lenker und die Gabeln aufhören zu wackeln. Auch wenn ein paar Wegteile schlecht waren kam ich relativ gut voran, auch weil ich relativ frei die Route gefunden habe; manchmal habe ich gemerkt dass es keinen Sinn macht auf biegen und brechen dem Ostseeküstenradweg zu folgen, sondern bin dann Stücke vom Rügen-Rundweg gefahren oder wirklich auf meinen eigenen Wegen geblieben. Es lässt sich extrem viel Wegstrecke einkürzen, da der Weg viele Schleifen macht. Sprich man fährt entweder 5 km Ostseeküsten-Radweg oder 500 m eine Verbindungsstraße dazwischen und kommt an der gleichen Stelle wieder raus.

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Wetter sieht ungemütlich aus, bleibt aber Trocken.

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Plattes Land

Gegen 15 Uhr zog es ein bisschen zu, da war ich in Schaprode und habe die Fähren beobachtet, die nach Hiddensee rüber fahren, habe da noch ein Eis gegessen, mich dann doch ein wenig wärmer angezogen weil es nicht mehr ganz so angenehm war und bin dann schnell weiter gefahren.

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Blick nach Hiddensee

Witzigerweise hatte ich dann danach eine Fahrt direkt am Ufer entlang, auf einem einspurigen kleinen Weg, der sehr bucklig war, dafür halt malerisch direkt am Wasser entlang. Endlich wieder den Geruch von Algen und Salzwasser in der Nase, den habe ich seit dem Nordkapp vermisst, schließlich war ich da das letzte Mal am Meer, so kommen viele Erinnerungen hoch.

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Anschließend eine kurze, knackige Fährfahrt mit einer süßen, kleinen Autofähre. Die hat auch nur 2,50€ gekostet, so habe ich mich nicht in Unkosten gestürzt.

IMG_20180427_162639IMG_20180427_170032Anschließend viel an Feldern entlang, wobei mir auffiel, dass der Raps in Rügen noch nicht blüht, sobald das passiert wird es hier sicherlich deutlich bunter stell ich mir vor. Generell sind die Aussichten im Inland nicht so anders, als bei meinen Fahrten rund um Berlin, aber sobald man an die Küste kommt und direkt ans Wasser es ist besonders schön. Hiddensee zu sehen und einige Segelboote fühlt sich schon anders an als daheim.

Auch wenn ich bereits merke, dass ich ein paar Sachen hätte daheim lassen können, bin ich froh diesmal nur mit 5 und nicht mit 6 Taschen wie bei der letzten Reise unterwegs zu sein. Ist halt doch leichter und praktischer und bei dem ganzen Rückenwind komme ich gut voran.

In der kleinen Ortschaft Dranske bin ich dann tatsächlich essen gegangen weil ich keine Lust hatte meinen Trangia anzuschmeißen und Fertignudelgerichte zu kochen. Stattdessen gab es ein leckeres Radler und ein großes Schnitzel.

IMG_20180427_175807Und selbst während ich mich dabei in Kosten gestürzt habe, blieb der Gedanken, dass dies etwa so viel kostete wie eine Portion Pommes + Cola an einer Tankstelle in Norwegen, hier also auf alle Fälle ein viel besseres Preis-Leistungsverhältnis.

Die Tierwelt war schön, so habe ich zahlreiche Greifvögel beim kreisen, aber auch in Aussichtsposition in den Bäumen gesehen. Erschrocken bin ich, als irgendwo auf einem Waldstück ein Reh mir fast vor den Reifen gesprungen ist und auch einen Fuchs in Lauerstellung hat sich mir gezeigt, der hat allerdings die Flucht ergriffen, als ich um die Ecke kam. Der einzige Nervfaktor waren  Millionen kleiner schwarzer Fliegen, die in großen Schwärmen über der Straße schwebten und sich dann an mir fest setzten als ich durchfuhr und sich in Kleidung und Körperbehaarung verfingen. Die scheinen gerade geschlüpft zu sein, weil sie in einer riesigen Quantität unterwegs sind, teilweise kann man nicht richtig atmen weil man bei jedem Einatmen die Fliegen mit reinzieht. Mal schauen, ob die bei mehr Wind in den nächsten Tagen auch rumschwirren oder ob das regionale begrenzt ist.

Nachdem ich um 18 Uhr schon zu Abend gegessen hatte, bin ich dann noch knappe 7 oder 8 km weiter zum Campingplatz namens Dranske Küstenblick Campingplatz. Der Platz war relativ klein und bot 50 Stellplätze, von denen derzeit etwa 6 belegt sind. Ich habe heute nicht mehr als zehn Leute auf dem Campingplatz gesehen, scheint also auf alle Fälle Nebensaison zu sein. Meine Furcht davor, mit hunderten Jugendlichen die feiern wollen an diesem langen Wochenende auf einem Campingplatz gefangen zu sein hat sich zum Glück nichts ergeben. Den Campingplatz erreichte ich nach knappen 90km Wegstrecke, und da ich erst um 13 Uhr richtig losgefahren bin, bin ich mit der zurückgelegten Strecke völlig zufrieden. Mal sehen wie die Beine sich morgen anfühlen, zum Ende der heutigen Tour war die Kraft auf alle Fälle aufgebraucht. Zum Glück fühlte sich der Hintern auf dem neuen Sattel einigermaßen passabel an, mal sehen wie das sich entwickelt.

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Gähnende Leere

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Abendstimmung am Campingplatz

Als dann mein Zelt steht habe ich dann noch meinen Steuersatz repariert, dabei aber gleich das nächste Malheur entdeckt. Meine Kettenölflasche, welche die ganze Fahrt durch Skandinavien in der Tasche überlebt hat, ist heute aufgegangen und hat ihren Inhalt in der Tasche verteilt, so durfte ich auch gleich ein wenig putzen. Somit komme ich aber auf dieser Tour nicht dazu, meine Kette nochmal zu schmieren.

Nach einer warmen Dusche liege ich bereits um halb 9 im Schlafsack und bin bereit einzuschlafen. Alles in allem also ein erfolgreicher erster Tag und mal schauen was mich die kommenden Tage erwartet.