Der Wecker klingelt um 6 Uhr erbarmungslos, da wir einen Bus erwischen müssen. Unser Frühstück besteht aus einem einzelnen Müsliriegel, viel mehr gibt unser Proviant auch nicht mehr her…. Perfekt rationiert würde ich sagen!
Es schüttet immer noch und zum zweiten Mal auf Tour haken wir das Innenzelt aus, packen drinnen sitzend unsere Rucksäcke und brechen dann im Regen das Außenzelt ab und machen uns auf den Weg.
Wie bereits am Vortag verraten sind wir sehr erleichtert, dass wir nach nur kurzem Marsch das Zelt von dem älteren Mann entdecken. Schneller als erwartet kommen wir an die Baumgrenze und müssen uns von der kargen Fjälllandschaft verabschieden. Der Abstieg zur Hütte ist relativ steil und durch die Bäume lässt sich auch dann ein großer Strommast erkennen. Ehe wir uns versehen stehen wir schon an der Straße und die Erkenntnis, dass die Tour zu Ende ist, trifft uns doch relativ unvorbereitet. Die Zivilisation kommt ruckartig.
Fertig!
Abgekämpft
Ziemlich unromantischer Endpunkt der Wanderung – da waren die letzten Hütten aber schöner!
Blick auf den See an der Vakkotavare-Hütte
Wir setzen uns noch für eine Stunde in die Hütte, füllen einen letzten Liter gutes Fjällwasser für die Reise auf und steigen dann mit vielen weiteren Leuten in den Bus nach Gällivare. Kleiner Servicehinweis: Es standen bei unserem Besuch unfassbar viele Gaskartuschen und Spiritus-Flaschen an der Hütte. Sollte jemand seine Tour in Vakkotavare starten, ich kann mir nicht vorstellen, dass man im Vorhinein Brennstoff besorgen muss. Wir haben auch noch knapp 0,8 L hinzugestellt.
Im Bus blicken wir raus in den Sarek, sehen in Kebnats die Zusteiger die vom Padjelanta oder aus dem Sarek kommen und mir noch tougher und verwahrloster erscheinen als unser einer, der sich über den ausgelatschten Kungsleden geschleppt hat 😉
Der Charme Gällivare’s …. 😉
In Gällivare haben wir knappe 4 Stunden bis der Zug nach Stockholm kommt. Diese verbringen wir im Supermarkt, wo ich mich all meinen Essens-Gelüsten hingebe und anschließend im Burger-Restaurant. Die Zugfahrt segnet uns mit einem wunderschönen blutroten Sonnenuntergang, sonst war es erstaunlich gemütlich für 16 Stunden im Sitzwagen. Wir konnten verhältnismäßig gut schlafen und kamen einigermaßen erholt in Stockholm an.
Die nächsten Tage wurden mit typischen Städtetour-Aktivitäten verbracht, wobei mir schnell auffiel, dass ich wieder in die Wildnis wollte. Ich hätte weiterlaufen können und plane nun schon fürs nächste Jahr.
Bis nächstes Mal!
Abschließende Gedanken
Hier eine lose Sammlung an Gedanken zur Tour:
• Der Weg war gut gewählt. Auch wenn ich die meisten Teile davon schon kannte, gelangweilt hat es mich nicht. Immer gab es was Neues zu betrachten oder eine interessante Lichtstimmung. Wie schon letztes Jahr empfehle ich die Nebentäler, da einsamer, wilder und spannender als die Hauptstrecke auf dem Kungsleden
• Ich will wieder ins Fjäll. Sarek, Padjelanteleden, Nordkalottleden, irgendwie sowas wird es schon werden!
• Zu zweit auf Tour gehen: Dies war für mich die größte Veränderung zu meinen vorherigen Touren, war ich doch bisher immer allein unterwegs gewesen. Markus und ich waren ein eingespieltes Team und es macht die Tour auf alle Fälle spannender, wenn man die Erlebnisse direkt mit jemandem teilt. Der Sicherheitsaspekt spielt für mich auch eine Rolle, alleine hätte ich mich am Kebnekaise echt unwohl gefühlt. Anders als erwartet haben wir uns auch nicht zerstritten oder sind uns extrem auf den Keks gegangen. Einziger (natürlich erwartbarer) Nachteil war, dass man nicht im gleichen Umfang wie bei einer Solotour frei entscheiden konnte was man machen wollte. Wie weit man läuft, wann man Pause macht, welche Route man einschlägt… all das muss abgesprochen werden.
Ich persönlich sehe in beiden Arten Vor- und Nachteile und würde auch in Zukunft beide Arten von Touren machen.
Nur das Aroma von 2 Personen im Zelt ist eine Sache für sich… an den eigenen Mief gewöhnt man sich schneller
• Das Zelt: Das Nordisk 3 Nordland (Vorgänger vom Oppland) war die einzige größere Neuanschaffung, die ich für die Tour machen musste. Ich habe zwar ein MSR Hubba Hubba 2 Personenzelt, aber auf Dauer wäre das doch zu eng gewesen. Mit Footprint wiegt das Zelt zwar stolze 4Kg, aber dafür hat man so himmlisch viel Platz. Im Innenzelt hatten wir knappe 40cm zwischen uns, und sicherlich noch 30cm Platz zur Zeltwand. Im Vorzelt lagen beide Rucksäcke, Schuhe, diverse Packsäcke und es konnte immer noch einer gemütlich da sitzen und sich die Schuhe anziehen. Ein Palast aus Stoff! Ja wir hatten einen kleinen Gestängebruch (ein Stangenelement ist an einer kleinen Stelle eingerissen, mehr nicht), aber dafür hat den Nordisk auch nach der Tour anstandslos kostenlos ersetzt und der Kontakt war einwandfrei!
• Die Aufteilung der Tour war taktisch ungünstig geplant. Wir hatten den Einfluss von 23 bzw. 26 kg Gepäck in den ersten Tagen unterschätzt und uns mit den langen Etappen zu Beginn etwas übernommen. Somit haben wir unseren eingeplanten Puffer auch direkt auf den ersten vier Tagen eingebüßt. Beim nächsten Mal würden wir es vermutlich die ersten Tage zum Eingewöhnen gemütlicher angehen lassen.
• Jemanden mitnehmen hilft, dass es am Ende der Tour auch ein paar Fotos von einem selber gibt. 😉 Letztes Jahr war ich viel zu faul um mit Selbstauslöser und der Kamera auf einem Stein rumzuhantieren…
Abschluss
Das war der diesjährige Bericht, über Kommentare und Anmerkungen würde ich mich sehr freuen. Ein Reisebericht ist immer eine Heidenarbeit, hier waren es 26 Seiten in Word, und die Sichtung von knapp 1300 Fotos. Da freut man sich über Feedback!