Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem roten Tourabschnitt Nr. 20.
So, heute soll es endlich losgehen. Wach bin ich um 7 Uhr, was folgt ist eher ein lustloses Frühstück. Müsli mit Wasser statt Milch, das erfordert immer ein wenig Umstellung am Anfang. Wenigstens hat aber der Regen aufgehört.
Wir versuchen schnell zusammenzupacken, was aufgrund der vollen und dicken Rucksäcke nahezu unmöglich ist, und so doch mehr Zeit fordert als gedacht. Wenigstens kriegen wir beim heutigen Packen alles IM Rucksack verstaut, die Plastiktüten die uns gestern noch begleitet haben, sind nun im Rucksack verschwunden. Nach dem Abbau laufen wir zum Anleger und warten auf die Fähre.
Leicht nervös sind wir beide, wobei ich mir glaube ich mehr Sorgen mache. Was wenn die Stöcke nun nicht mehr auf dem Boot sind? Die Fähre nimmt natürlich auch Wandernde von unserer Seite zurück in Richtung Zivilisation. Im schlimmsten Fall planen wir, denen dann Stöcke abzukaufen, welche sie am Ende der Tour nicht mehr brauchen. Die ersten 8 Personen die ankommen am Steg haben jedoch keine Stöcke dabei. Schließlich tauchen aber doch noch 4 Leute mit Trekkingstöcken auf und ich entspanne mich merklich. Notfalls drücken wir denen unsere Kronen in die Hand und gehen mit deren Stöcke weiter.
Als das Boot fast am Ufer angekommen ist, steht plötzlich der Mitarbeiter von gestern vorne am Bug und reckt Markus Stöcke in die Höhe! In meinem Kopf läuft das alles in Slow-Motion ab, dazu singt Celine Dion „My Heart will go on“, denn es sieht einfach viel zu stark nach Leonardo DiCaprio und Kate Winslet aus. Wir stehen in Mitten abgekämpfter Hiker am Ende ihrer Tour und können nicht mehr an uns halten. Wir johlen, klatschen und feiern den Typen auf dem Boot. Elegant springt der dann vom Boot und gibt uns die Stöcke, bevor das Boot überhaupt vertäut ist. Klasse Typ und so kann unser Abenteuer nun endlich, endlich beginnen.
Schnell machen wir uns auf den Weg, die ersten paar Kilometer geht es auf dem Padjelantaleden-Wanderweg entlang. Und wie letztes Jahr als ich hier langlief ist es kühl, der Gegensatz ist aber, dass es diesmal nicht regnet und wir so die Blicke ringsum genießen können.
So kommen wir auf einigermaßen trockenen Pfaden schnell voran, Markus fordert die gelegentliche Pause zum Rucksack ausziehen und Schulter entlasten. Mir geht es da ja immer ganz anders, wenn der Rucksack erstmal geschultert ist, dann will ich den keinesfalls wieder absetzen, sonst muss ich die 30+ Kg ja wieder auf den Rücken hieven. Dafür merke ich allerdings, wie ich von dem Rucksackgewicht beim normalen Laufen stark von links nach rechts schwanke, so ganz ist Gleichgewichtssinn und Muskulatur noch nicht im Wandermodus angekommen.
Nach zwei Brücken suchen wir dann unseren Abzweig in den Sarek. Der ist laut Reiseführer relativ schwer zu finden, und auch mit GPS und Karte können wir den richtigen Einstieg nicht entdecken. Wir entschließen uns den Sarek gleich richtig zu würdigen und machen uns weglos auf in den Birkenwald.
Das funktioniert erstaunlich gut, wir müssen ein paar sumpfige Stellen umwandern, kommen aber schnell an den Schotterhügeln an, über die wir weiter in den Sarek aufsteigen wollen.
Dieser erste Anstieg ist dann auch gleich gut anstrengend, mit dem Rucksack hochkraxeln bringt mich gut ins Schwitzen.
Und da es oben eh gerade gut passt, machen wir auch gleich unsere Mittagspause. Hier kommt der Luxus der ersten Tage zum Tragen, denn so gibt es zum Mittagessen noch frisches Polarbröd, Salami und Tubenkäse. Insgesamt werden wir die ersten sechs Mittagessen uns nicht mit Kartoffelbreimischungen oder ähnlichem zufrieden geben müssen, es gibt genug Brot, Cracker, Tubenkäse und Fleischbeilage, dass wir immer satt werden.
Begrüßung beim Mittagessen
Hatten wir vorhin unser erstes Rentier für das Jahr entdeckt, finden wir beim weiteren Aufstieg hinter der nächsten Kuppe 2 Stück, kurz darauf 4 Stück. Wir fragen uns ja schon, ob und wie lang dieser exponentielle Anstieg weitergehen wird, und ob wir dann bis zum Ende des Urlaubs auf einer Wiese mit 16.000 Rentieren konfrontiert sein werden 😉
Das Wetter klart immer weiter auf, nun kommt sogar die Sonne ab und an raus. Zudem laufen wir auf einen recht deutlich sichtbaren Pfad und bisher hat keine einzige Mücke ihre Erscheinung gemacht. Perfekt also bis dahin! Auf einem Hang oberhalb des Sees Sjnjuvtjudisjávráisj machen wir eine weitere halbe Stunde Pause, ich nutze zum ersten Mal auf der Tour meine mitgenommene Solarzelle (mehr dazu später) und Markus gönnt sich einen Powernap.
Der letzte Teil des Tages geht zum Fluss Rákkasjåhkå, wobei wir die sumpfigen Gebiete davor gut umgehen und auch der Fluss auf Steinen zu queren ist, wir also uns nicht mal unserer Schuhe entledigen müssen. Da wir bis dahin auch 15 Kilometer absolviert haben, entscheiden wir uns dafür hier für heute Schluss zu machen und schlagen das Zelt auf einer wunderschönen Kuppe auf. Der Blick auf Ákkhá, Gisuris und Niják ist beeindruckend, besonders da alle Berge an der Spitze frisch mit Schnee bezuckert sind.
Wir gehen noch mal gemeinsam runter zum Fluss und zwingen uns zu einem Bad im Gletscherwasser, auch wenn das Level an Eintauchen und Nass machen zwischen uns Beiden deutlich variiert 😉
Am Zelt erleben wir immer wieder Rentierbesuch und können nun den Abend richtig entspannen, da wir bereits um halb fünf das Zelt errichtet haben.
Zum Abendessen gibt es Spaghetti Carbonara, und weil es so ewig braucht bis das Wasser kocht, machen wir uns langsam doch ein wenig Sorgen über unseren mitgeführten Nicht-Spiritus und ob der uns wohl reichen wird. Schließlich entscheiden wir uns dafür, die abendliche Tee- und Puddingrunde abzusagen, bis wir wissen wie viel Spiritus wir die kommenden Tage verbrauchen werden. Im Rückblick völlig unnötig, ich kam mit über einem halben Liter Spiritus am Ende der Wanderung am Bootsanleger an, zudem habe ich noch allerlei Spiritus unterwegs „verschwendet“, d.h. den Kocher nicht nach dem Wassererwärmen ausgeschaltet, sondern in Ruhe ausbrennen lassen, da hätte man also noch viel Spiritus sparen können. Aber, das wussten wir zu Beginn natürlich alles nicht. Und bevor wir am Ende der Tour unser Abendessen nicht mehr erwärmen können, haben wir lieber zu solchen konservatorischen Notlösungen gegriffen.
Abends kommt noch einmal die Sonne richtig kräftig raus und verbreitet eine wunderbare Lichtstimmung:
Auch ohne Tee war dies ein sehr erfolgreicher Tag und so mümmeln wir uns zufrieden in die Schlafsäcke und schauen was der morgige Tag so bringt.