Statistik der Nordkap-Reise

Nachdem ich unterwegs recht penibel Buch geführt habe, kann ich nun ein paar statistische Auswertungen der Reise beisteuern. Diese sind vielleicht hilfreich beim Planen der eigenen Reise und fassen einen so langen Urlaub zumindest teilweise in Zahlen ganz übersichtlich zusammen.

Reisedauer

Tage unterwegs 72
  • Davon auf dem Fahrrad
44
  • Davon beim Wandern
18
  • Ruhetage
10

Distanzen (Radtour)

Reisestrecke Rad FERTIG

Kilometer mit dem Fahrrad 4456 km (Tacho) // 4345 km (GPS)
  • Einmal ist mir der GPS-Track unterwegs abgebrochen.
  • Weitere Erklärungen für den Unterschied liegen darin begründet, dass evtl. im Tacho ein leicht falscher Radumfang eingestellt war
  • Das GPS bei Tunneldurchfahrten nicht funktioniert
  • Zudem das GPS nur alle 10 Sekunden einen neuen Punkt setzt (und somit eine 10 Sekunden lang gefahrene Kurve zu einer gerade/kürzeren Strecke erklärt)
Durchschnittliche Kilometer pro Tag 85,20 km
Durchschnittliche Kilometer pro Tag, abzüglich Ruhetage 98,76 km
Höhenmeter gesamt 52966 m (GPS-Messung)
36480 m (PC-Berechnung nach Rückkehr)
41310 m (PC-Berechnung vor der Abfahrt)
Dies spricht für die Ungenauigkeit von GPS-Höhenmessungen. Unterwegs weicht die gemessene Höhe zwischen den Messpunkten stark ab, bei PC-Berechnungen spielt das zugrundeliegende Kartenmaterial eine große Rolle. Die Wahrheit wird wohl irgendwo zwischen der GPS-Messung und der PC-Berechnung liegen

Dies zeigt mir, dass ich grundsätzlich alles richtig im Vorhinein geplant habe: Ich hatte vor, täglich ca. 100km zurückzulegen, zudem wollte ich nach 6 Tagen immer einen Ruhetag einlegen. Das meine gesamten Ruhetage leicht höher sind, liegt daran, dass zum Ende hin einige Pausentage dazu kamen (auf Rückflug warten, Sachen vor der Wanderung packen, etc.)

Distanzen (Trekking)

Sarek4

Kilometer beim Wandern 233,13 km
Durchschnittliche Kilometer pro Tag 12,95 km
Aber: 1 Ruhetag, erster Tag begann das Wandern erst um 16 Uhr, etc.
Höhenmeter gesamt 5624 m (GPS-Messung + PC-Berechnung)

Übernachtungen

Übernachtungen gesamt 71
  • Zeltplatz
12 Nächte
  • Wildcampen
42 Nächte (18 davon beim Wandern)
  • Hütte auf dem Zeltplatz
4 Nächte
  • Hostel
9 Nächte
  • Warmshower
4 Nächte

Ausgaben

Durchschnitt pro Tag: 32,59€

Dies enthält Essen, Campingplätze, Hostels, Reparatur-Einkäufe, aber auch Fähren, Reisebus auf die Lofoten, Wal-Safari und den Rückflug.
Gerechnet hatte ich mit ca. 30€/Tag, ohne Rückflug bin ich da gut drunter geblieben.
Skandinavien bleibt halt ein teueres Pflaster, fast jeder Einkauf kostete mehr als 40€ und reichte für ca. 2 Tage. Im Baltikum hätte ich wohl 3x so lange mit dem Budget reisen können.

Gesehene Tiere

1 Elch (da hätten es gerne mehr sein dürfen)
1 Braunbär
1 Fuchs
1 Vielfraß
2 Pottwale
1 Delfin
2 Frösche
1 Dino
1 Hase
2 Rehe (noch in Deutschland)
1 Krokodil (auf dem Vorderrad)
1 Maus
Über 100 Huskies
Mehrere Kuh- und Schafherden
Fische leider nur in dargestellter Form, oder auf dem Teller, dort aber umso schmackhafter!
Mehrere Eichhörnchen
Endlos viele Vögel (Darunter Seeadler, Storch, Möwen)
2-300 Rentiere
6524252 x10²³²³ Mücken!!!

 

 

 

 

Wetter

Vielleicht nicht ganz so spannend, auch nicht so aussagekräftig. Aber für mich ein guter Rückblick, manchmal hatte ich ja das Gefühl, ich fuhr wochenlang nur durch den Regen, eine Aussage, die hier einem Realitätscheck unterzogen wird.

Hierbei habe ich (erfahrene Meterolog_innen bitte weghören) drei Kategorien aufgestellt: Regen, Halb-Regen und Sonnig.
Dabei kann Regen auch Schneeregen mit fies kalten Temperaturen beinhalten, Halb-Regen heißt es hat maximal den halben Tag oder nur Etappenweise geregnet.
Sonnig hingegen steht für alle nicht-regnerischen Tage. Dabei muss nicht immer die Sonne geknallt haben, kann auch kalt und bewölkt gewesen sein, aber immerhin blieb es trocken.

Wie gesagt, nicht sonderlich wissenschaftlich, aber mehr Infos als diese drei Schlagworte habe ich nicht im Tagebuch festgehalten. Ist auch nicht ganz so wichtig, im Nachhinein bleiben immer die Sonnentage in Erinnerung, die Stunden die man halb erfroren und durchnässt sich durch die Botanik gequält hat werden erfolgreich verdrängt. Ist vielleicht auch besser so, sonst würde ich nie wieder so eine Tour in Angriff nehmen.

Von 72 Tagen Tour waren:

Sonnentage 42
Halb-Regen 10
Regen 20
Gegenwind-Tage 4 (Sowohl sonnig, wie auch windig. Diese sind mir beim Radfahren besonders in Erinnerung geblieben, da extrem anstrengend. Gegenwind ist wirklich das schlimmste beim Radfahren, dann lieber durchgängig Regen. Mit Rückenwind dagegen fühlt man sich wie ein Ferrari.)

Gab also doch einiges an Regen. Aber gemessen daran, dass das Reiseziel nun mal nicht Portugal, sondern Nordeuropa war, gar nicht mal so schlimm. Hatte im Vorhinein Reiseberichte gelesen wo Menschen von zweiwöchig durchgängigem Regen geschrieben hatten. Meine längste durchgängige Regenphase war hingegen 4 Tage. Reicht aber auch, dann wird das allabendliche Zeltaufbauen, sowie die Entledigung der nassen Klamotten doch zur Tortur.

Damit ist die meine Sommerreise 2017 abgeschlossen. Ich danke allen Personen, die mitgelesen und mitgefiebert haben. Auch über zahlreiche aufmunternde Emails via dem Kontaktformular habe ich mich sehr gefreut. Für mich war dies wirklich eine unglaublich intensive Reise, die meine kühnsten Erwartungen beim Planen weit übertroffen hat. So schnell werde ich eine Reise von so langer Dauer sicherlich nicht wieder machen können, nichtsdestotrotz habe ich für 2018 schon genug Pläne wo mein Rad mich hinbringen könnte. Es bleibt spannend!

 

Tag 72: Rückkehr nach Berlin

Heute ist es soweit. 72 Tage seit meinem Aufbruch in Berlin geht es heute per Flieger wieder nach Hause. Doch zuerst beginnt der Tag richtig entspannt mit Ausschlafen. Anschließend gibt es ein königliches Frühstück, welches zwar nicht an das Buffet in Saltoluokta gestern rankommt, aber den einsamen Müsliriegel der vergangenen Woche ganz schön in den Schatten stellt.

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Abschließend das Zelt ein letztes Mal zusammenpacken und dann mit dem Fahrrad die letzten 300m auf skandinavischen Boden zurücklegen.

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Das Hinterrad hält, wohl ist mir dabei aber nicht.

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Ich vermisse den Ort jetzt schon

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Die nächsten eineinhalb Stunden sind mit geschäftigem Umpacken gefüllt: Ich muss 6 Fahrradtaschen und einen Trekkingrucksack so arrangieren, dass am Ende eine Fahrradtasche als Handgepäck, ein Trekkingrucksack als Check-In Gepäckstück Nr. 1 und alle anderen Fahrradtaschen zusammengeschnürt das Check-In Gepäckstück Nr. 2 ergeben. Nach einiger Zeit macht sich dann Erleichterung breit, da absehbar ist, dass alles verstaut werden kann, selbst der gigantische Einkauf von gestern.

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Alle Radtaschen in Ikea-Tüte (Gepäckstück 1), Trekkingrucksack + Zelt in weißem Plastikbeutel (Gepäckstück 2), Fahrrad (Gepäckstück 3), eine Radtasche hinter dem Vorderrad (Handgepäck)

Anschließend geht es daran, das Rad fit für die Reise zu machen. SAS fordert zwar keine Radkiste oder –koffer, aber zur Vorsicht polstere ich den Rahmen mit der gestern gekauften Rohrisolierung. Auch Kleinigkeiten wie Klingel, Flaschenhalter, Tacho und mein Glücksbringer-Krokodil werden abgebaut. Am Check-In Schalter erfahre ich später, dass entgegen vorheriger Aussagen, auch die Pedale ab müssen, der Lenker geradegestellt und die Luft aus den Reifen gelassen werden muss. Zudem muss die Kette verpackt werden, um zu verhindern, dass die umliegenden Gepäckstücke vollgesaut werden.

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So bin ich sehr erleichtert als endlich mein Rad und meine zwei Gepäckstücke an der Gepäckaufgabe verschwinden und ich fortan nur noch mit meinem Handgepäck vorlieb nehmen muss. So leicht war ich seit Wochen nicht mehr unterwegs. 😀

Zur Belohnung gibt es nun noch einen gigantischen Salat zum Mittagessen (immer wieder unglaublich wie sehr man sich nach 18 Tagen im Fjäll auf frische Kost freut), dann verbringe ich die Zeit bis zum Abflug mit Lesen und Musik hören.

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VITAMINE!

Der Flug von Kiruna nach Stockholm verläuft einwandfrei, zum wiederholten Male freue ich mich wie ein kleines Kind über die Begebenheiten in Kiruna: Da der Flughafen so klein ist, läuft man vom Terminal einfach zum Flugzeug. Für jemanden in meinem Alter, der sich mehrheitlich an Flüge aus der Post-9-11 Zeit erinnert ist dies immer wieder ein Erlebnis.

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Ein kurzer Spaziergang zum Flieger

Leider verhindert eine nahezu durchgängige Wolkendecke einen Blick auf das Kebnekaisemassiv oder in den Sarek, ein paar Fotos entstehen nichtsdestotrotz.

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Kirunas Abraumhalde
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Viel Wasser

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In Stockholm habe ich rund eine Stunde zum Umsteigen, dies klappt ohne Probleme. Lediglich als wir mit dem Flughafenbus am Flieger ankommen und es nicht wie angekündigt eine Boing ist, sondern eine winzige Bombardier, wird mir kurz ein wenig blass um die Nase. Die Gepäckluke, durch die gerade Koffer geschoben werden, sieht so klein aus, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie dort mein Rad Eingang in den Cargobereich halten soll. So bleibt wenigstens ein bisschen Aufregung nach Ankunft in Berlin – Tegel ob es nun mein Rad geschafft hat, oder ob ich mit dem Bus nach Hause fahre.

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Deutschland sieht von oben doch ein wenig anders aus.
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Berlin von oben
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Berlin von oben

*trommelwirbel*

Wider Erwarten hat es mein Rad nach Berlin geschafft, keine Ahnung wie sie das Rad verstaut gekriegt haben. Zudem bin ich sehr erleichtert als ich feststelle, dass außer einer kleinen Plastikverkleidung am Bremsgriff, nichts fehlt, abgebrochen oder zerkratzt wurde. Beim Verlassen des Securitybereichs treffe ich dann auch noch auf sehr spezielles Empfangskomitee, was ich so nicht erwartet hätte. Das sind die ersten mir bekannten Gesichter seit 71,5 Tagen, als sich mein Kumpel Freddy als letzter des Start-Teams kurz hinter dem Oranienburger S-Bahnhof von mir verabschiedete und ich fortan alleine auf der Landstraße fuhr. Vielen, vielen Dank fürs Abholen ihr Beiden, dass ihr dann mir noch die erste Club Mate mitgebracht hat war der Oberhammer!

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Das Rad wieder fahrtüchtig zu bekommen und das Gepäck wieder auf 6 Radtaschen und einen Trekkingrucksack umzupacken dauert dann noch eine ganze Weile, aber schließlich ist es so weit, dass ich die letzten 13 Kilometer nach Hause antreten kann. In der aufziehenden Dunkelheit (Brr, was ein komisches Konzept, zum ersten Mal seit dem Nordkapptunnel schalte ich meine Fahrradbeleuchtung wieder ein) komme ich noch einmal an der Berliner Nordkapstraße vorbei, wo die offizielle Tour begann, dann geht es weiter nach Hause.

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Inzwischen ist es wohl die “Nördkapstraße” 😀

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Nach 4444km (Tacho) bzw. 4355km (GPS-Aufzeichnung) Radfahren und 232km Wandern (laut GPS-Aufzeichnung) stehe ich bei mir vor dem Haus.

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Ein einzelner Fazit-Blogeintrag mit Statistiken kommt noch, dort werde ich noch ein paar Gedankengänge Revue passieren lassen. Jetzt heißt es aber erstmal, sich wieder an das Leben in Berlin zu gewöhnen.

Tag 71: Saltoluokta – zurück nach Kiruna

Mein letzter voller Tag in Schweden und der letzte volle Tag auf dieser Reise. Heute ging es richtig früh raus aus den Federn. Nachdem das all-you-can-eat Buffet von 7-9 Uhr ging, war ich um halb 7 bereits wach und hab schnell das Zelt zusammengelegt.

Im Haupthaus gab es dann das beste Essen der gesamten Tour: Frisch gebackenes Brot, viele verschiedene Sorten Fleisch und Käse zum Belegen. Zudem Joghurt, Porridge, Müsli und allerlei Beilagen zum Mischen. Auch kam man so an frisches Obst, eine wahre Köstlichkeit nach 18 Tagen Fertiggerichten. Am Ende hatte ich 3 Teller mit Müsli-Joghurt-Porridge, 7 Brote, einen Liter O-Saft und 3 Kakao intus. Endlich mal wieder sich richtig pappsatt fühlen! War vielleicht ein wenig übertrieben, aber den Blicken des Personals nach war man an das Gelage gewöhnt. So hat es sich wirklich doppelt und dreifach gelohnt, die 10€ dafür waren ein skandinavisches Super-Schnäppchen.

Auch habe ich im Frühstücksraum den Sarek-Experten, sowie Elsa wieder getroffen, mit der ich das letzte Mal auf dem Skierffe geredet hatte. Die beiden hatten sich zusammengeschlossen und sind gemeinsam durch den Sarek, so hatten wir viel gegenseitig auszutauschen.

Ich wollte die Fähre um 10 Uhr erwischen, das wurde sogar ein wenig knapp, da ich mich auf dem ausufernden Campingplatz noch mal verlaufen habe. Aber habe es dann doch noch rechtzeitig zum Fähranleger geschafft und so ging es um Punkt 10 Uhr mit der Fähre über den Akkajaure nach Kebnats. Habe bereits auf dem Boot zahlreiche Leute angesprochen, in welche Richtung sie denn jetzt mit dem Auto wegfahren würden, und ob sie gegebenenfalls noch ein Plätzchen für mich übrig hätten. Das lag darin begründet, dass der Bus erst um 12.30 Uhr in Kebnats halten würde, so könnte ich es mir vielleicht sparen über zwei Stunden rumzustehen. Leider fuhren die Leute entweder in die falsche Richtung, weil sie in Vakkotavare weiter auf den Kungsleden wandern wollten, oder die Autos waren vollbesetzt. Gelogen hatte dabei nur eine Gruppe extra-hipper junger Erwachsener, die mir vorschwafelten, sie seien zu viert in einem Kleinwagen, da ginge nichts mehr rein. Habe böse geschaut als sie schließlich auf zwei Autos aufgeteilt an mir vorbeirauschten.

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Kebnats Fähranlieger. Mit wehmütigem Blick schaue ich auf die andere Uferseite nach Saltoluokta, rechts ist wieder der Lulep Gierkav, gäbe sicherlich noch einige spannende Wandertage in der Gegend zu füllen, sofern ich mehr Zeit hätte.

Zwei weitere junge Männer hatten denselben Plan gehabt wie ich und so standen wir an der Landstraße und hingen den Daumen raus zum Lüften. Wir hatten ausgemacht, sie dürften mitfahren wenn das Auto zwei Plätze frei hätte, ich hingegen wenn nur noch ein Platz im Wagen frei wäre. Ein paar Autos zogen an uns vorbei, aber nach nicht mal 5 Minuten hielt der Koch der Saltaluokta Fjällstation neben uns an und hatte gar Platz für uns alle und fuhr in die richtige Richtung. Er musste Besorgungen in Gällivare machen, ich wollte dorthin um von dort den Zug zurück nach Kiruna zu nehmen. Hat also alles wunderbar gepasst, wir kamen in Gällivare an, da wäre der Bus in Kebnats noch nicht mal losgefahren, und der Bus hätte zweieinhalb Stunden bis Gällivare gebraucht. Meine Mitfahrgelegenheit wollte zwar ein wenig Spritgeld, aber trotzdem kam ich mit der Hälfte der Kosten gegenüber der Busfahrt nach Gällivare. Wie immer nach so einer Tour ist es ein ganz seltsames Gefühl plötzlich wieder mit 100km/h dahin zu rauschen. Das Bewusstsein, dass eine Stunde Autofahrt etwa eine Tagesetappe auf dem Rad darstellt oder gar 5-6 Tage zu Fuß bleibt einfach eine technische Errungenschaft, die nach einer solchen Entschleunigung wieder schwer zu greifen und wahrzuhaben ist.

Zurück auf der Straße hatte ich auch erstmalig nach dem Start der Wandertour in Ritsem den Flugmodus des Telefons ausgeschaltet und so wurde ich mit Emails, SMS und Whatsapp-Nachrichten geflutet. Ich hatte vor dem Start der Wanderung Freunden und Verwandten Bescheid gegeben, dass ich zwischen dem 1. und dem 3. August wieder auftauchen würde, da am 4. August mein Rückflug ging. Nun hatte ich die Tour wegen der Sarek Exkursion ja ein wenig verlängert und so war heute tatsächlich der 3. August. Meine Mutter ist (typisch Mama! 😉 ) natürlich völlig durchgedreht und hatte bei den Hütten mit Telefonempfang sogar angerufen und gefragt ob ich dort irgendwo aufgetaucht wäre. Fehlte eigentlich nur noch, dass sie einen Suchhubschrauber oder zumindest einen Himmelsschreiber losgeschickt hätte. So konnte ich sie beruhigen und beweisen dass ich wieder in einem Stück aus der Wildnis zurückgekehrt war. Ich habe bereits nach wenigen Minuten gemerkt, dass ich diese Nachrichtenflut keineswegs vermisst hatte, die digitale Auszeit beim Wandern hat mir sehr gefallen. Klar distanziert man sich so von Weltpolitik und –geschehen, allerdings dreht sich die Erde auch ohne meine Beobachtung weiter.

In Gällivare hatte ich mir schnell und unkompliziert per App meinen Zug nach Kiruna gebucht. Dieser kam aber mit ordentlich Verspätung in Gällivare an und auf dem Weg nach Kiruna blieben wir mehrfach aufgrund von Reparaturarbeiten und Gleisbauarbeiten stehen. So habe ich knappe 1,5h verloren, hatte jedoch keinen Zeitdruck. Vom Bahnhof den gratis Busshuttle zum Busbahnhof und dann ging es die letzten Meter zu Fuß zum Hostel. Fühlte sich merkwürdig an mit diesem leichten Rucksack und auf Asphalt zu wandern.

Im Hostel war ich hocherfreut, dass mein Rad noch in der Personalküche stand und mein restliches Gepäck seine Zeit im Aufbewahrungsraum überlebt hatte. So habe ich die halbe Hostelküche genutzt um mein Zeug auf die Radtaschen und meinen Trekkingrucksack aufzuteilen. Das hat ziemlich viel Zeit gekostet, anschließend habe ich mir aber noch eine Dusche im Hostel gegönnt. Wir erinnern uns, mein letzter Waschgang war an der Fähranlegestelle nach Kvikkjokk am Ende von Tag 9, also genau 10 Tage her. Auch war es 3 Tage her seit meinem Bad im Matsch-Tümpel. Ihr glaubt gar nicht, wie gut sich die gammelige Dusche in Kiruna also anfühlte, es war wirklich allerhöchste Zeit. Bereits seit 5 Tagen hatte ich mein Schlauchtuch als Kopfbedeckung genutzt, denn die Haare standen wild in alle Richtungen und ließen sich nicht mehr bändigen. Nach so einer Dusche fühlte ich mich also wieder richtig menschlich.

Ursprünglich hatte ich vor die letzte Nacht im Hostel zu verbringen. Jedoch habe ich mich im Verlauf der Wanderung dagegen entschieden: Das Wetter sollte die Nacht über trocken bleiben, Bock auf das stickige „Bunker“-Zimmer im Hostel hatte ich auch nicht und ich konnte mich auch ohne Keycard im Hostel noch mal duschen. So war der Plan nun, die gesparten 350 Kronen für die Übernachtung zum lokalen Supermarkt für ein Festmahl zu schleppen und anschließend die letzten paar Kilometer zum Flughafen zu radeln. Da dies ein winziger Provinz-Flughafen ist, hatte ich die gute Hoffnung dort in der Nähe ein Plätzchen für mein Zelt zu finden und die letzte Nacht in Schweden so zu verbringen, wie ich die meisten Abend auf Tour verbracht habe: Auf einer Isomatte im Zelt, mit Essen vom Campingkocher.

So ging es mit dem Rad zum örtlichen Riesen-Supermarkt und dann ging der Schlemmer-Einkauf los. Nach einer entbehrungsreichen Wandertour schien mir das Angebot im Supermarkt gleich doppelt so reichhaltig wie zuvor. Der Fokus beim Einkauf lag natürlich auf Waren, die ich in Deutschland nicht kaufen kann, am Ende standen also über 600 Kronen in der Kassenanzeige. So habe ich wenigstens mein gesamtes schwedisches Geld aufbrauchen können. Im Supermarkt nebenan gab es dann auch noch Baumarkt-Bedarf, hier habe ich ein paar Rollen Rohrisolierung gekauft, diese will ich morgen dazu nutzen, das Rad ein wenig sicherer für die Flugreise zu verpacken.

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Das nenne ich mal viel Gepäck!

Problematischer als die Kosten des Einkaufs war es, die Waren anschließend in den eh schon vollen Gepäckstücken zu verpacken. Während der Fahrt zum Flughafen schielte ich verängstigt auf mein Hinterrad, schließlich war nun zum Gewicht der Fahrradtour auch ein 20 Kilogramm schwerer Rucksack hinzugekommen. Das ich dabei aussah, als würde ich meinen gesamten Hausstand auf dem Rücken rumtragen, dass versteht sich natürlich von selbst. Doch zum Glück hat das Rad tapfer durchgehalten. Die 10 Kilometer zum Flughafen haben mir großen Spaß gemacht, waren dass doch die ersten Kilometer auf dem Rad seit über zwei Wochen.

 

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Der Flughafen ist abends wie ausgestorben, nachdem dort keine Flüge mehr abfliegen scheint jegliches Personal sich in Luft aufzulösen. Vor dem ganzen Flughafen standen höchstens 10 PKW. Ein bisschen bin ich am Flughafen vorbeigefahren und habe mir dann ein schönes Fleckchen Gras wirklich direkt an der Straße als Zeltplatz auserkoren.

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Viel näher an die Straße konnte ich das Zelt nicht mehr setzen.
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Flughafennähe mal anders.
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Und mein “Hundeschlitten” hatte auch nen guten Parkplatz

Ein paar Leute fuhren mit ihren Autos vor, gingen mit ihrem Hund 10 Minuten Gassi im angrenzenden Wald und verschwanden dann wieder in Richtung Kiruna, ansonsten kam aber wirklich kein Mensch mehr vorbei. Und Camping mit Blick auf einen Flughafen hatte ich noch nie. Mein Flug morgen geht auch erst um 15 Uhr, aber so bin ich morgen ganz schnell da und kann die Zeit nutzen, um in Ruhe mein Gepäck und mein Fahrrad flugtauglich zu verpacken.

Das Zelt war schnell zum letzten Mal aufgebaut, und wider Erwarten passten auch alle Radtaschen + der Trekkingrucksack in eins der beiden Vorzelte. Zum Abendessen gab es den Klassiker Köttbullar + Baked Beans, ein Gericht welches es so einige Male auf dieser Tour gegeben hat. Auch freue ich mich jetzt schon auf die Leckereien die ich mir für morgen gekauft habe. Nach dem Essen genieß ich den letzten Abend an dem es nicht dunkel wird, morgen werde ich wohl in der Dämmerung in Berlin landen und fortan kann es nur noch dunkler werden.

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Und während ich wieder der vergangenen Tour ein wenig „nachtrauere“, erweckt mich der Gedanke an die heimische Dusche, sowie das Verlangen nach einem Bett, dass man nicht allabendlich aufblasen muss, mit Freude. Alle guten Reisen müssen schließlich irgendwann enden.

Tag 70 (Tag 18) See am Kungsleden – Saltoluokta

 

Gelaufene Kilometer: 14,7

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Blick auf den “Matsch-See”, wo ich heute Nacht gezeltet habe und wo gestern der erfolglose Waschversuch stattfand.

Der letzte volle Tag! Der Regen hat in der Nacht irgendwann wieder aufgehört und so scheint beim Aufwachen sogar die Sonne. Um 8 Uhr stehe ich auf und packe ein paar Klamotten auf die umliegenden Steine zum Trocknen. Danach lasse ich mir aber viel Zeit und komme so erst um 9.30 Uhr los. Einziges Problem heute: Ich hab kein Essen! Erst nach einer Viertelstunde laufen gibt es einen halben Müsliriegel, der stellt somit das Frühstück da. Die andere Hälfte muss bis zum Nachmittag reichen.

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Blick voraus!
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Blick zurück!

Bezogen auf den Weg geht es heute über eine breite Hochebene, kein Baum steht in der Umgebung und eine tolle Fernsicht begleitet mich. Einziger Nachteil: Man hat die ganze Zeit das Gefühl, nicht wirklich voranzukommen. Die Felswand an der ich nach dem Start langgelaufen bin begleitet mich auch 2 Stunden später, lediglich der Blickwinkel hat sich ein wenig verändert. Aber das ist mir trotzdem tausendmal lieber als durch den dichten Wald zu stiefeln.

Nach der Hälfte des heutigen Weges komme ich an der kleinen Rasthütte am Autsutjvagge vorbei.

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Autsutjvagge
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Schutzhütte am Autsutjvagge

Kleiner Fun-fact: Das Tal wird mitunter auch Áhusjavágge genannt, das laut Claes Grundsten „Tal mit einem tiefen Bach, der nicht durchwatet, sondern nur übersprungen werden kann“ bedeutet. (S. 48). Da sage mal wer, die Sami hätten keinen Natur-Humor!

Davor sitzen noch ein Australier und eine Dänin, mit denen ich mich kurz unterhalte. Ein Blick in die Hütte bringt dann den größten Lichtblick des Tages hervor, denn ich finde darin dies:

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Freudenschrei bitte hier vorstellen!

Leute die zu viel Essen dabei haben und in Saltoluokta ihre Tour beenden haben dort einiges an Sachen zurück gelassen. Neben Sprit und Gaskanister finde ich dann aber den Traumschatz. Zwei Packungen Ramen-Nudeln, eine halbe Packung Wasa-Cracker, Tubenkäse und süße Nachspeise liegen da rum. Ich kann mein Glück kaum fassen und beschließe daraufhin mein Mittagessen direkt abzuhalten, obwohl es eigentlich zu früh ist. Hätte ich diesen Vorrat nicht gefunden, so erwartete mich zum Mittagessen eine 80gr. Reispackung, dasselbe hätte es dann zum Abendessen gegeben. So verzehre ich aber alles von dem oben genannten, gefundenen Essen gleich hier zum Mittagessen und habe so beide 80gr Reispackungen fürs Abendessen noch übrig.

Danach bin ich seit Tagen mal wieder richtig pappsatt, das Gefühl hatte ich vermisst. Während ich da sitze holen mich auch Robert und Martin wieder ein und so ziehen wir gemeinsam die letzten 9 Kilometer los.

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Wir kommen gut voran, der Weg ist leicht zu gehen und der Rucksack fällt auf den Schultern kaum mehr ins Gewicht. Was für eine krasse Veränderung, wenn ich daran denke wie ich vor 18 Tagen gestartet bin, da überlegte man sich jedes Mal Rucksack-ausziehen gleich dreimal, da es ein solcher Akt war das gigantische Gewicht auf den Rücken zurück zu wuchten. Und nun hebe ich den Rucksack mit einer Hand auf und schmeiße ihn mir auf den Rücken.

Auf der linken Seite des Weges sieht man bald den Einblick in das Tal rund um den See Pietsaure, links vom See blickt man auf den Berg Rásek und rechts davon auf den Lulep Gierkav (den ich gerne bestiegen hätte, hätte ich in Rinim nicht einen halben bis ganzen Tag verloren).

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See Pietsaure, links der Rásek und rechts der Lulep Gierkav

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Zudem sieht man weiter hinten im Tal den Berg Sluggá, einer der symmetrischsten Berge ganz Schwedens.

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Sluggá im Regen
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Und kurz darauf auch im Sonnenlicht.

Kurz darauf hat man den Blick runter auf den See Akkajaure, den ich vor 18 Tagen mit dem Boot von Ritsem aus überquert habe und morgen von Saltoluokta aus wieder zurückqueren werde, da auf der anderen Seite die Landstraße zurück in die Zivilisation verläuft. Noch bin ich aber rund 250 Höhenmeter über dem See und kann so wunderbar an dem langgestreckten See entlangblicken.

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Akkajaure, teilweise sieht es noch ein wenig nach Regen aus
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Akkajaure
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Akkajaure, jetzt aber im Sonnenlicht, links der massive Lulep Gierkav, den man über die “Stufen” im Vordergrund besteigen kann.
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Noch mal ein Panorama mit Rásek (Mitte Links), hinter dem See Pietsaure dem Sluggá, Lulep Gierkav in der Bildmitte und rechts der langezogene See Akkajaure.
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Robert und Martin machen die letzten Kilometer alleine.

Ich lasse Robert und Martin davon ziehen und lege mich vor dem Abstieg nach Saltoluokta noch mal ins gemütliche Moos um diesen Blick zu genießen. Der Abstieg wird mich nämlich bald mit Bäumen umschließen und dann ist es vorbei mit der Freiheit des Fjälls. Diese Entspannungspause fühlt sich wie der letzte Moment des Urlaubs an, schließlich geht es dann wieder in die Zivilisation, übermorgen geht mein Rückflug nach Deutschland und dann wird die große Umstellung weg vom Abenteuerurlaub stattfinden. Also lieber entspannt in der Sonne liegen, den Blick schweifen lassen, die Füße aus den Schuhen holen und ein wenig Sonnen lassen und auch mein Kindle kriegt wieder die Aufmerksamkeit die er verdient.

Anschließend will ich mich an den Abstieg machen, allerdings kommt davor noch eine große Rentierherde an mir vorbei.

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Selfie mit Rentieren

Dürfte die größte Herde sein, die ich auf dieser Tour erblickt habe. Und die rennen über die Wiese, bleiben stehen und fressen ganz aufgeregt, bevor die Leittiere wieder 100m davonstürmen, den Rest der Herde im Schlepptau, dann geht es wieder ans Fressen. Keine Ahnung warum sie so aufgeregt sind, da sie mehrmalig wieder zurückrennen, dann wieder in die Gegenrichtung etc. kommt mir dies alles wie Energieverschwendung vor, ich genieße aber den Anblick der Tiere (sollten dann auch letzten Rentiere des diesjährigen Urlaubs sein).

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=tlBcm_NYYhE&w=560&h=315]

 

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Blick auf den Abstieg

Von der Hangkante aus sieht man Kebnats auf der anderen Seeseite, dort holt mich morgen der Bus ab. Und auch die Fjällstation Saltoluokta ist zwischen den Bäumen zu erkennen, zudem weht dort eine gigantische Fahne des Schwedischen Touristenverbandes, damit ist gefühlt die Zivilisation wieder in greifbarer Nähe.

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Kebnats auf der anderen Seeseite
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Die dazugehörige Fähre
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Weit ist es nicht mehr.

Den Abstieg über drehe ich noch einmal gute Laune Musik vom Handy auf. Während der Tour habe ich beim Laufen nie Musik gehört, da ich das Telefon zum Akkusparen ausgeschaltet hatte tagsüber, jetzt genieße ich das Laufen mit Kopfhörern auf den letzten Metern dafür umso mehr. Im Kopf gehe ich die Wanderreise durch, erinnere mich an die Highlights auf dem Weg, die Personen die ich kennengelernt habe und auch die zurückgelegte Strecke. Beim heutigen Sonnenwetter ist die Lust am Wandern auch wieder voll da, im Gegensatz zum Wandern im Regen gestern. Ich bin sehr dankbar diese Wandertour als Abschluss meiner Skandinavienreise noch gemacht zu haben, da diese Abkehr von der Zivilisation gefühlt sehr entschleunigt hat und mir Einblicke und Erfahrungen gegeben hat, von denen ich noch lange Zeit zehren werde.

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Der Abstieg
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Letztes Schild
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Ankunft!

In Saltoluokta ist der Zivilisationsschock perfekt, da auch gerade eine Fähre von Kebnats angekommen ist und so auf den Bänken vor der Hütte zahlreiche saubere Gestalten sitzen, denen man die Motivation zum Losgehen förmlich ansehen kann. Ebenso ist sie fast physisch greifbar und ich hätte gute Lust nun einfach umzudrehen und den gesamten Weg wieder zurück zu gehen.

Drinnen gibt es eine Cola als Belohnung, ebenso Kekse und Schokolade fürs Abendessen. Auch weil ich die Hütte in Sitojaure ausgelassen habe, ist bei mir das Gefühl umso größer, dass ich diese Belohnung mir verdient hätte. Doch es kommt noch besser: Die 100 Kronen, die ich durch die verkürzte Bootsfahrt von Rinim aus gespart habe, werden nun gewinnbringend investiert. Saltoluokta bietet nämlich für 105 Kronen ein All-you-can-eat Frühstück an, und da ich eh kein Essen mehr fürs Frühstück übrig habe, kommt das wie gerufen. Den ganzen Abend werde ich von diesem Frühstück fantasieren. Das ist also die späte Versöhnung dafür, dass ich von Ribák aus 3-4 extra Kilometer laufen musste. Martin und Robert treffe ich dort auch noch mal und wir beschließen alle, den Kungsleden ein paar hundert Meter wieder zurück zu gehen und im Wald noch mal wild zu zelten. Denn würde ich mein Zelt nahe der Hütte aufschlagen müsste ich dafür eine Gebühr bezahlen, zudem stehen da so viele Zelte, dass ich mich auf eine einsame letzte Nacht auf dem Wanderpfad freue.

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Die letzten Meter sind besonders schön idyllisch, mit weichem Moos.

Immerhin, den Luxus einer real existierenden Toilette in der Fjällstation weiß ich zu schätzen. Nur den Spiegel hätte es nicht gebraucht, Wahnsinn wie fertig ich aussehe, auch weil nun die Haare 9 Tage lang nicht mehr gewaschen wurden… BÄÄÄÄH!

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So gehts ja noch,

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Aber so? Igitt!

Dann geht es aber zurück und ich finde eine schöne Lichtung im Wald, dort sind mehre Stellen an denen bereits Andere in der Vergangenheit gezeltet haben.

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Man beachte die Wilder Westen Deko am Baum!

Hier hänge ich Klamotten zum Trocknen in die Sonne, baue das Zelt auf und genieße zum Abendessen meine volle Ladung Reis, die ich ja nun übrig habe, da das geschenkte Mittagessen mich entlastet hat. So werde ich da auch noch mal satt, besonders mit der neu gekauften Schokolade. Von meinem mitgebrachten Proviant, den ich 18 Tage lang durch die Gegend geschleppt habe, sind am Ende nur noch 3 Teebeutel übrig geblieben. In der Vergangenheit gab es da immer eine Packung Nüsse die nicht gegessen wurde oder eine Nudelspeise, aber diesmal ist alles komplett aufgebraucht. Genau richtig geplant würde ich sagen, da muss ich mich wenigstens nicht ärgern etwas umsonst mitgeschleppt zu haben. Liegt aber natürlich auch daran, dass ich ursprünglich vor hatte 16 Tage unterwegs zu sein, nun waren es aber 18, da ich nicht so lange zum Ende der Reise wieder in Kiruna rumsitzen wollte und stattdessen lieber den Abstecher in den Sarek unternommen habe.

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Grandiose Übersetzung ins Deutsche!

In Saltoluokta habe ich den Rucksack endlich gewogen. Dort wog er 17,8 kg ohne jegliches Essen. Das finde ich relativ viel, Martin hat mir erzählt dass er zum Beginn der Wanderung mit 18kg los ist, da waren aber 10 Tage Nahrung dabei. Nun ist aber weder mein Zelt besonders leicht, noch mein Rucksack. Es gäbe einiges an Einsparpotential, ich schleppe jedoch lieber zwei Kilo mehr mit mir rum, als dass ich irgendwo extrem friere weil ich meine Jacke doch daheim gelassen habe. Mal schauen ob ich bis zur nächsten Tour ein wenig einsparen kann. Zudem habe ich im Vergleich zu Martin noch 3kg Fotoausrüstung dabei.

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Der Rucksack sieht auch nur noch halb voll aus.
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18,5 kg, aber noch mit viel Wasser, sowie der nachgekauften Proviantschokolade.

Da Saltoluokta einen Stromanschluss hat und ich so beim Frühstück morgen all meine Technik laden kann nutze ich mein Telefon abends um einige Serien anzusehen und die Powerbank leer zu saugen. Auch lese ich viel und höre Hörbücher, so genieße ich den letzten Abend auf der Wandertour in vollen Zügen. Ich bin sehr erleichtert dass die Tour so gut geklappt hat, meine Zeitplanung gepasst hat, ich mich nicht ernsthaft verletzt habe und das Wetter einigermaßen gnädig zu mir war. Auch die zahlreichen Erlebnisse auf der Tour, die fantastischen Ausblicke auf die Berge ringsum, der Bär, die Rentiere, der Vielfraß, der Blick vom Skierffe und die Exkursion in den Sarek, sowie die verschiedenen Lichtstimmungen wollen mir nicht aus dem Kopf. Laut Berechnung habe ich in den 18 Tagen (waren ja eigentlich nur 17, da ich am ersten Tag nur von 16 – 18.30 Uhr gelaufen bin) um rund 230 Kilometer zurückgelegt, damit sind die 155km von der Tour vor zwei Jahren mit Markus mehr als nur überboten. Die Zeit schien mir genau richtig, habe Leute getroffen die nur 4-5 Tage zur Verfügung hatten und extrem hetzen mussten. Dann lieber so wie ich es gemacht habe, mit dem Wissen dass man sich voll auf die Umwelt einlassen kann.

Ich weiß jetzt schon, dass ich in einer Woche wieder total heiß sein werde aufs Wandern. Genau jetzt habe ich meine ganze Lust aufs Fahrradfahren zurückgewonnen, da war ich zu Beginn der Wandertour sehr froh endlich vom Drahtesel runter zu sein. Würde mir aber jemand jetzt anbieten morgen nicht zu fliegen, sondern die Strecke zurück nach Berlin mit dem Rad zurückzulegen, ich würde das Angebot sofort annehmen. So soll es aber auch sein, die Tour dann beenden wenn man überhaupt keinen Bock mehr drauf hat führt wohl dazu, dass man es nie wieder machen will. Ich hingegen plane im Kopf jetzt schon wieder Touren und überlege mir wo es hingehen könnte.

Tag 69 (Tag 17): Rinim – See am Kungsleden

 

Gelaufene Kilometer: 6,2

Der heutige Tag strengte sich an, ein ebensolcher Scheißtag zu werden wie gestern, hat sich dann aber glücklicherweise im Verlauf deutlich gebessert.

Zum Frühstück gab es einen mickrigen Fruchtriegel, mehr gaben die Vorräte nicht mehr her. Danach zusammengepackt, dabei versucht alles zu packen während ich noch im Zelt bin, da es die ganze Nacht durchgeregnet hatte und immer noch am Schütten war. Ich hab jetzt eine Menge nasse Klamotten, ein nasses Handtuch und ein nasses Zelt. Anschließen habe ich mich zur Hütte aufgemacht. Auf dem Weg zur Hütte war ein kleiner Bach zu queren, vielleicht 2 Meter breit. Der war gestern Abend fast nur ein Rinnsal, heute jedoch ziemlich reißend. Prompt bin ich vom Stein abgerutscht, auf den ich treten wollte und hatte schon wieder einen nassen Schuh! Die einzige Entschädigung war der Gedanke daran, wie angeschwollen die Flüsse im Sarek nun sein möchten und wie froh ich bin, diese nicht queren zu müssen. Die Bootsbesitzerin meinte ja gestern, wir fahren einfach los „wann immer es dir passt und du in der Früh hier aufmarschierst“. So war ich um 9 Uhr da, aber als in an die Tür klopfte hieß es plötzlich „ach, da kommen noch zwei andere, die sind im Zelt, die werden noch kommen und dann fahre ich euch drei gemeinsam rüber.“

Ich durfte mich dann in eine der Kåta (Naturhütten) setzen, die nah der Anlegestelle stand. Die Besitzerin quatschte irgendwas von „du kannst dir ja ein Feuer anzünden“, was absolut lachhaft war angesichts dessen, dass es in die Hütte reinregnete und die Feuerstelle eher eine Pfütze darstellte, die Hütte war in einem wirklich schlechten Zustand. So saß ich da wieder frierend und bibbernd.
Nach einer Stunde beschloss ich selbstständig zu dem Zelt zu gehen, dass ich oberhalb meines entdeckt hatte und wo ich vermutete, da säßen beide Mitfahrer drinnen. Stellte sich jedoch raus, dies waren Personen, die gestern aus Sitojaure angekommen waren und nun in den Sarek liefen. Wo meine beiden Mitfahrer waren, wusste ich nun also immer noch nicht. Also zurück in die kalte Hütte und weiter dort gewartet. Um halb 11 kamen dann endlich zwei schwedische Studenten am Steg an, somit war unsere Reisegruppe komplett.

Ich hatte vorher schon die Zeit genutzt und knappe 200 Liter Regenwasser aus dem Boot geschaufelt, trotzdem war die Besitzerin erst zufrieden als kaum mehr ein Tropfen im Boot lag, bei anhaltendem Regen keine leichte Aufgabe. Schließlich war dann aber alles eingeladen und dann ging es erst langsam im Boot am Ufer entlang. Ich vermute hier gibt es einige seichte Stellen und die fahren deswegen so vorsichtig. War mir jedoch da schon schweinekalt (auch bedingt durch die nassen Füße), war eine Erfrierung fast unumgänglich, als die Kapitänin endlich Tempo gab und wir über den See schossen.

Zum Gegenwind kam hinzu, dass das Wasser sehr aufgewirbelt war und wir  mit dem Boot von Wellenkamm zu Wellenkamm krachten, teilweise sprang das ganze Boot. Laut Berichten ist der Sitojaure ja wunderschön, gesehen habe ich davon heute nichts, alles war verregnet und Nebelverhangen. Irgendwann sagte die Kapitänin dann auch, dass sie uns heute nicht bis ganz zur Sitojaure-Hütte bringen könne, das Wasser wäre zu unruhig und das Stück vor der Hütte wäre zu steinig und das Boot bei der Rückfahrt zu Windanfällig. Ich allerdings vermute sie hatte einfach keinen Bock uns die letzten Kilometer noch zu fahren. Selbst erfahren habe ich es nicht, die schwedischen Studenten haben mir alles ins Englische übersetzt.

Stattdessen wurden wir nach 45 Minuten Überfahrt in Ribák rausgelassen, etwa 3-4 Kilometer von der Sitojaure-Hütte entfernt. Immerhin haben wir es geschafft, die Bootsführerin von 700 Kronen pro Person auf 600 SEK runterzuhandeln. Dafür mussten wir nun im Regen und absolut durchgefroren uns auf dem Weg zurück zum Kungsleden machen. Rückblickend hätte ich also auf alle Fälle gestern Abend mit dem Boot des Schwiegersohnes fahren sollen, da hätte ich mir den ganzen Stress gespart. Die Frau werde ich so nicht vermissen. Ärgerlich finde ich, dass alles so schlecht organisiert ist und kommuniziert wird. Alles was es gebraucht hätte wäre ein Schild in Rinim, wo dran steht wie es mit der Bootsfahrt läuft, mit einem austauschbaren Bereich wo sie hätte hinschreiben können, dass sie um X.XX Uhr wieder da ist, dann hätte ich mir gestern nicht so einen Stress machen müssen und alle Sorgen, der Ort wäre komplett verlassen, wären damit hinfällig gewesen. Auch versteh ich nicht, wieso man wie der Bettler zu Kreuze kriechen muss, sie hat es mehrmals beschrieben als tue sie mir einen gigantischen Gefallen mit der Bootsfahrt, fast als würde sie sich dabei ins eigene Fleisch schneiden. Allein durch unsere Überfahrt hat sie knappe 200€ eingenommen, am Vorabend waren ja auch mehrere Leute nach Rinim gekommen per Boot und sie berichtete, dass heute insgesamt 10 Leute diese Strecke zurücklegen wollten. Das macht rund 700€ aus, da versteh ich das ganze lamentieren nicht.

Aber wir standen nun einmal in Ribák, und so schloss ich mich Robert und Martin, zwei Ingenieursstudenten aus Lund, an und gemeinsam ging es zurück zum Kungsleden. Der Weg war stellenweise ein Quad-Pfad, manchmal nur eine wilde Wucherung und die gesamte Zeit über ging es durch klatschnasse Sumpfgebiete, während der Regen weiter auf unseren Kopf prasselte. So hüpften wir von Grasnarbe zu Grasnarbe und ich frischte den Wasserstand in meinen Schuhen mehrmals auf. Egal, ich rechnete nicht mehr damit, dass der Stiefel bis zum Ende dieser Tour trocknen würde. Hinzu kam das wir nach der Bootsfahrt alle verkühlt waren und so machte dieser Teil der Wanderung wirklich keinen Spaß. Das letzte Stück haben wir dann querfeldein abgekürzt, nachdem der Kungsleden schon von Weitem zu erkennen war. Dort machten wir eine ganz knappe Pause, wobei Robert und Martin nett genug waren mir etwas von ihrem Nuss-Mix abzugeben, nachdem ich ja fast kein Essen mehr hatte, zumindest nichts mehr was man nebenbei Essen könnte. Die hatten eine leckere Nuss-Mischung mit Schokolade, zudem gab es selbstgemachtes Beef Jerky. Ich, der bis dahin nur den 25gr. Fruchtriegel zum Frühstück (inzwischen 4 Stunden her) gehabt hatte, genoss das geschenkte Essen daher total.

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Angekommen am Abzweig Kungsleden/Ribákluokta. So eine Infotafel hätte ich mir samt Kontaktmöglichkeit auch in Rinim gewünscht.

Die weitere Wanderung haben wir viel gequatscht, die beiden haben mir von ihrem Studium und ihrer Arbeit bei den Pfadfindern erzählt, auch tauschten wir uns über begangene Wanderungen aus und kamen zu vielen sozio-ökonomischen und politischen Themen, wo sie mir die schwedische Realität und ich ihnen die Deutsche versuchte zu erklären und näherzubringen.

Auf dem Kungsleden selber stand für mich die Entscheidung an, ob ich wieder zurück zur Sitojaure-Hütte am Seeufer laufen wollte (das hätte etwa 4 Kilometer Wegstrecke hinzugefügt) oder ob ich auf Proviantnachkauf verzichte und weiter in Richtung Saltoluokta laufe, der letzten Hütte dieser Wanderung. Da es im Süden Richtung Sitojaure nach ordentlich Regen aussah,  ich zudem erst bergab zur Hütte und nachher wieder hoch gemusst hätte und die Mücken unten im Wald sicherlich schlimm wären, entschied ich mich für das weiterlaufen. Damit wählte ich zwar den Hunger, aber immerhin machte ich so keinen langwierigen Umweg. Wieder ärgerte ich mich, dass die Bootsführerin uns nicht bis zur Hütte gefahren hatte. So hatte ich noch genau ein Abendessen und zwei Mittagessen, sowie einen Müsliriegel über. Das war es also, mehr gibt’s nicht bis Saltoluokta.

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Regen aus Richtung Sitojaure
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Da hätte ich jetzt wieder runter laufen müssen, nein danke!

Eben weil sich ein erneuter Regenschauer abzeichnete, machten wir uns schnell dran das Mittagessen hinter uns zu bringen. So hatten wir auch endlich die Möglichkeit Schuhe + Socken auszuziehen, die bei uns allen Dreien extrem nass waren. Ich konnte nicht nur die Socken, sondern auch meine Schuhsohle auswringen, wirklich eklig. Macht auch keinen Sinn mehr trockene Socken anzuziehen, einmal auftreten in den nassen Schuhen und die Socken sind wieder feucht, also ziehe ich weiterhin die nassen Socken an. Wenigstens war das Mittagessen heute die einzige Regenpause des Tages, so gab es bei mir ein kleines Reis-Fertiggericht.

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Viel nasses Zeug.

Nach dem Mittagessen war die Regenwand über dem Sitojaure tiefschwarz und kam bedrohlich schnell näher. Wir liefen gemeinsam weiter, ich hatte allerdings beschlossen nur noch so weit zu laufen wie ich sicher sein konnte, dass vor dem Regenschauer mein Zelt steht. Zwar wollte ich heute eigentlich deutlich weiter in Richtung Saltoluokta kommen, aber so wie das Gewitter hinter uns her war hatte ich einfach keine Motivation im Starkregen weiterzugehen.

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Voraus noch einigermaßen hell…
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aber vom See kommt die Regenfront.

Leider gab es in der Gegend nirgendwo Frischwasser, schließlich habe ich mich entschieden neben einem kleineren See/Tümpel das Zelt aufzubauen, da es keine 10 Minuten mehr dauern würde bis der Regen uns eingeholt hätte. Habe mich von Robert und Martin verabschiedet und habe im Eiltempo das Zelt aufgebaut.

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Mit dem Gewitter nur noch Minuten entfernt, habe ich mich an den Zeltaufbau gemacht.

Als das Innenzelt um 16 Uhr stand hat es getröpfelt und als das Außenzelt drüber war und alles im Zelt verstaut, da schüttete es wie aus Eimern. Also alles richtig gemacht. Bis der Regen nachließ habe ich im Zelt gesessen, dabei gelesen und Hörbuch gehört, sowie mir mein letztes verbliebenes Abendessen zubereitet. Auch habe ich versucht zu schlafen, denn eingeschlafen empfindet man wenigstens kein Hunger. Ihr seht schon, das Motto der letzten drei Tage ist und bleibt: HUNGER! Heute habe ich laut Rechnung knappe 1000kcal zu mir genommen, kein Wunder dass der Schlafsack langsam aber sicher immer appetitlicher aussieht. 😉

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Schöne Symetrie.

Um 22 Uhr hat der Regen aufgehört und ich brauchte eh Trinkwasser vom See. Zudem hatte ich die Hoffnung, dass ich mich ein wenig dort waschen könnte, weil die letzte Körperwäsche am Abend vor Kvikkjokk am Fähranleger stattfand, das war jetzt inzwischen 8 Tage her. Absolut eklig und ich fühlte mich so siffig! Also hab ich mich in meinen Crocs zum kleinen See begeben, der vielleicht 30 Meter lang war. Nach dem Trinkwasser umfüllen kam nun also der Moment der Wahrheit und ich stieg energisch vom Stein am Wasserrand ins Wasser. Man konnte sehen, dass der Seeboden ein wenig matschig war, ich hoffte allerdings darauf, dass diese Matschschicht nicht dick war. Wie sehr ich mich täuschen sollte merkte ich nahezu sofort, als ich bis zur Mitte der Oberschenkel im Matsch stand. Beide Crocs blieben im Schlamm stecken und ich musste lange darin herumwühlen bis ich sie wieder befreit hatte. Wenn ich schon so nass und dreckig bin, kann ich nun wenigstens das Waschmittel bemühen, so kam ich zumindest zu ein wenig Körperhygiene. Da das Abwaschen allerdings mit dem braunen Brackwasser stattfand und ich die ganze Zeit über in einem gigantischen und angriffslustigen Mückenschwarm stand, blieb von der Sauberkeit nicht viel übrig, mit jedem Schlag auf die Schulter pappten wieder 15 tote Mücken an mir. Schließlich ergriff ich doch die Flucht und hakte diesen Waschgang als vollständige Pleite ab. Die Haare habe ich gar nicht erst versucht zu Waschen in dieser Situation.

Entschädigt wurde ich durch einen wundervollen Sonnenuntergang hinter der Bergkuppe.

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Eins meiner diesjährigen Lieblingsbilder.
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Photoshop-Spielerei

Auch merke ich, dass es jetzt jeden Abend doch ein wenig dunkler wird, ohne dass es sich jedoch vollständig verdunkelt. Trotzdem ungewohnt, seit Göteborg Anfang Juni blieb es gefühlt konstant hell die ganze Zeit. Bin mal gespannt wie sich das Konzept „Nacht“ in Berlin auf mich auswirkt.

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Lang nicht mehr bewusst wahrgenommen.

Abends gibt es noch einen Tee und eine Wärmflasche, ein schöner Ausklang zu einem echt frustrierenden Tag, bei dem ich einfach nicht vorangekommen bin und konstant gefroren habe. Allerdings bin ich sehr erleichtert, dass mich Regen in der heutigen Intensität nicht im Sarek überrascht hat, bzw. es davor auf dem Padjelantaleden auch höchstens Niesel-, nie aber Starkregen gab. Gesamt gesehen hatte ich über die Wanderung hinweg mehrheitlich gutes Wetter gehabt, auch der Blick vom Skierffe wäre mir sonst verwehrt geblieben. So kommt dieses schlechte Wetter erst zum Tourende, in ein paar Tagen gibt es wieder eine Dusche und zudem kommt langsam ein „scheiß-drauf“-Denken durch, dann bleiben die Schuhe und die Ausrüstung halt nass. Hauptsache der Schlafsack bleibt trocken! Zudem hilft das Wetter dabei, dass ich mich besser von dieser Tour „lösen“ kann. Ich glaube, wenn es strahlender Sonnenschein wäre und alles perfekt laufen würde, dann würde ich hier nie wieder weg wollen. So aber kommt doch ab und an die Vorfreude auf das heimische Bett und die heimische Dusche durch. Seit Tagen kriege ich den Gedanken an eine gigantische Pizza nicht aus meinem Kopf, wobei dies fast an Selbstfolter grenzt, fängt doch jedes Mal mein Bauch an zu grummeln wie verrückt! Langsam kommt also das Gefühl auf, dass es jetzt reicht mit der Wanderung. Sollte morgen alles nach Plan gehen, dann werde ich 18 Tage im Fjäll unterwegs gewesen sein, nun freue ich mich wieder auf zivilisatorische Mindeststandards.

So habe ich morgen noch 14 Kilometer bis Saltoluokta, aber auf dem Kungsleden lässt sich das ja gut gehen. Dort werde ich in der Nähe der Hütte mein Zelt aufschlagen und dann gibt es endlich, endlich Provianteinkauf!