[Biking] – Israel 2019
[Tag 17] Nizam-Strand – Tel-Aviv
15. Dezember 2019: 54 Kilometer, 420 Höhenmeter vom Strand in Nizam zurück nach Tel-Aviv um die Israel-Rundfahrt komplett zu machen.
GPX-Daten
Hier die heute gefahrene Route, anschließend in Relation zur Gesamtstrecke:
Zeit in Bewegung: 3:00h
Tempodurchschnitt: ~17,9km/h
Maximalgeschwindigkeit: 39,9km/h
Gesamtstrecke (Rot) in Relation zur heutigen Strecke (Blau)
Nach dem reichhaltigen Abendessen gestern schlafe ich auch schnell ein, da auch der angekündigte Wind nachts nicht kommt bleibt es eine ruhige Nacht.
Beim Zusammenpacken in der Früh zeigt sich der einzige Nachteil einer Nacht am Strand: Bis ich das Zelt vom Sand befreit habe, ist einige Zeit vergangen.
Schnell bin ich wieder zurück auf dem Highway, den ich nun knappe 30 Kilometer folge.
Teilweise macht das echt Spaß, bspw. wenn ich den morgendlichen Rush-Hour-Stau auf dem Standstreifen überhole. Auch die Ausblicke sind schön. Dennoch, häufig ist es ganz schön hektisch auf dem Highway, zudem erfordert es viel Konzentration, um nicht unter die Räder zu kommen. Manchmal muss ich nach einer Zusammenführung verschiedener Ausfahrten gar über 2-3 Spuren mit schnell fahrenden Verkehr kreuzen um wieder auf den Standstreifen zu kommen.
In Rishon Lezion biege ich dann vom Highway ab, nun geht es in Richtung Meer, um dort auf kleineren Straßen der Küste bis nach Tel Aviv zu folgen. Doch Großstadtverkehr ist natürlich auch etwas, was ich auf der Tour nicht wirklich vermisst habe. Wo ich tagsüber in der Regel 50 Kilometer einer Straße folgte, stehe ich nun alle 300 Meter an einer roten Ampel, werde von wahnsinnigen Verkehrsteilnehmer*innen gehetzt und gejagt und muss alle 20 Sekunden aufs Navi schauen, um mich nicht zu verfahren.
Ganz kurz vor Schluss, lege ich mich dann noch mal lang auf dieser Reise: Die Taschen bleiben bei der Durchfahrt an einem Poller hängen, ich kann mich mit dem Fuβ nicht mehr aus den Pedalen ausklippen und kippe in Slow-Motion um. Sieht doof aus, zum Glück ist auf der Straße niemand. Neben einem schmerzenden Ellbogen und Knie ist es vor allem die Wut über ein kaputtes Teil: Mein Rückspiegel ist abgebrochen. Ich war 9 Kilometer davon entfernt schreiben zu können, dass mein Fahrrad die Tour ohne JEGLICHEN Schaden überstanden hat. Und nun muss ich zerknirscht zugeben, dass ein Teil kaputt ist. Nun, immerhin finde ich zurück in der Heimat raus, dass der Spiegel sich problemlos kleben lässt, es ist also kein finanzieller Schaden entstanden, nur Ellbogen und Ego sind ein wenig angekratzt.
Es ist also ein mühsamer Kampf auf den letzten Kilometern. Wenigstens halte ich in Jaffa bei meiner Lieblingsbäckerei, und mit den Leckereien im Gepäck bleibt Zeit fürs Mittagessen auf der Grünpromenade am Meer.
So gestärkt fahre ich die letzten Kilometer nach Tel-Aviv. Einen kleinen Boxenstopp bei Chen und Alison, meinen Warmshower-Hosts der ersten Nacht, nutze ich um meinen Rucksack abzuholen, den sie für mich verwahrt haben.
Anschließend fahre ich zum Hostel. Als dort die Taschen im Gepäckraum verwahrt sind und das Rad im Mitarbeiter*innenkeller angeschlossen ist, dämmert mir langsam, dass die Radreise zu einem Abschluss gekommen ist. Rund 1240 Kilometer und dazu eine Milliarde Eindrücke aus diesem spannenden und komplexen (gelobten) Land. Dafür ist alles sehr erfolgreich vergelaufen, ich wurde weder überfahren noch von einer Rakete getroffen, habe zahlreiche Höhenmeter erklettert, dafür aber auch so manche Abfahrt genossen.
Immer wieder muss ich an einen Satz denken, den mir der Radreisende Moshe in Mitzpe Ramon mitgegeben hat. Seine Familie sagt: “In Israel braucht man keinen Fahrradhelm, man überlebt sowieso nur 60 Sekunden.“ Da bin ich aber froh, dass ich es doch ein wenig länger ausgehalten habe, ebenso mein Helm.
Den Nachmittag verbringe ich mit ziellosem Wandern durch die Stadt. Ich habe morgen einen ganzen, übermorgen einen halben Tag um Tel-Aviv zum wiederholten Mal zu erkunden. Lediglich um einen Karton für mein Fahrrad, sowie die Fahrt zum Flughafen, muss ich mich kümmern, den Rest der Zeit kann ich entspannen. Dazu kommen noch Blogeinträge mit Eindrücken, bevor ich abschließend ein Fazit zur Reise ziehe. Stay tuned!