Sarek 2018 – Prolog

Disclaimer: Dieser Reisebericht ist sowohl für meinen Blog und „fachfremde Personen“, wie auch für ein Outdoorforum geschrieben, wo sich zahlreiche ortskundige Personen herumtreiben. Deswegen findet sich öfters eine deutlich detailliertere Beschreibung des Weges und der umliegenden Landschaft. Im Gegenzug erfolgt aber auch stellenweise eine ausführlichere Beschreibung von den Aktionen, die für wandererfahrene Personen selbstverständlich sein dürften. Ihr pickt euch dann bitte je nach Lust und Laune einfach raus, was für euch spannend ist.

Prolog

Bevor ich in die chronologische Erzählung springe, nur ein kurzer Infopost, worum es in dieser Reise gehen wird:

Zusammen mit meinem Freund Markus, mit dem ich bereits 2015 auf dem Kungsleden unterwegs war, geht es erneut nach Lappland in Schweden. Letztes Jahr bin ich dort den Padjelantaleden gelaufen, ein wunderschöner Wanderweg wo man im Tagesabstand auf Wanderhütten trifft und einem vorgeplanten Weg folgt. Dieser Weg führt einmal um den Nationalpark Sarek. Dieser Nationalpark, mit 1970km² etwa doppelt so groß wie Berlin wird vielfach als „letzte Wildnis Europas“ betitelt. Vollmundige Worte, aber mit einem wahren Kern, auch wenn es sicherlich andere, teilweise noch „wildere“ Gebiete gibt: Außer einer Nothütte samt Nottelefon im Zentrum des Nationalparks, einer Handvoll (vier) Brücken über die reißendsten Ströme, sowie ein paar Observatorien die der schwedische Geograph Axel Hamberg zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet hat, findet sich hier nichts außer ungebrochener, wilder Natur. Was bei Hipstern und Influencern nun ganz hip ist, stellt sich im Sarek ganz von alleine ein: Digital Detox! Das Gebiet hat nämlich auch kein Funkempfang, sobald man die Ränder verlässt. Auch keine Stromleitungen, Wege oder gar Straßen verschandeln den Ausblick.

Das heißt man hat hier einen Nationalpark mit der höchsten Konzentration an Bergen und Gletschern in ganz Schweden. 200 Gipfel, davon 7 über 2000 Meter Höhe sowie 100 Gletscher erwarten uns. Zudem zahlreiche Flüsse und verschiedenste Vegetationen. Von dichtem Birkenwald und Weidengestrüpp, hin zu grasiger Fjälllandschaft und hochalpinen Bergtälern mit Schotter und Blockfeldern. Unerfreulich für Wanderinteressierte: Der Sarek ist das regenreichste Gebiet ganz Schwedens, auch darauf sollte man vorbereitet sein.

In der Regel läuft man im Sarek durch die Täler, eingerahmt von Bergen auf beiden Seiten. An den Verbindungspunkten wechselt man dann in andere Täler und kann sich so die Route durch den Sarek zusammenstückeln. Jedoch ist es natürlich auch möglich an vielen Stellen am Berghang aufzusteigen und dann über den Bergrücken ins nächste Tal abzusteigen. Flüsse müssen durchwatet werden, mit ein bisschen Glück kann man bei manchen über Steine ans andere Ufer kommen.

Wege gibt es wie bereits erwähnt nicht. Das heißt nicht, dass man nicht stellenweise einem Trampelpfad oder einem Wildpfad folgen könnte. Besonders an markanten Stellen (etwa einem Flusslauf in Tal-Mitte) kann man sich meist sicher sein auf der anderen Seite einen Trampelpfad in Ufernähe zu finden. Wer kreuzt schon einen Fluss und steigt anschließend 100 Höhenmeter auf der anderen Seite hoch, bevor er weiter durchs Tal läuft? Dies sind aber nur kleine, wenig ausgetretene Pfade, schnell verlieren sie sich wieder in den Tälern. Ganz anders als Kungsleden und Padjelantaleden, wo ein klarer Weg vorgegeben ist, dies durch Markierungen und ausgelegte Holzbohlen auch so festgehalten ist. Hier hingegen sucht man sich im Sarek selber seinen Pfad. Das kann einfach über eine Grasfläche sein, unter Umständen muss man jedoch auch einplanen wie das sumpfige Gelände voraus umgangen werden kann, ob man jetzt lieber diesen einen Fluss kreuzt oder über Blockfelder läuft. Kurzum: Freie Routenwahl, die einem aber auch ein bisschen Mitdenken abfordert.

Bei der letztjährigen Padjelantaleden-Wanderung bin ich für 3 Tage in den Sarek abgebogen und war sofort in den Bann gezogen. Die Abgeschiedenheit und das Gefühl von ungefilterter Natur um mich rum bewegten mich dazu, sofort nach meiner Heimkehr über eine Rückkehr in den Sarek nachzudenken.

Jetzt, fast genau ein Jahr später geht es also los. Geplant habe ich eine Route die in 11 Tagen zu gehen ist und zusätzlich haben wir zwei Puffertage mit, die wir entweder zum Abwettern nutzen können, um spannende Gipfel zu besteigen oder auch einfach als Pausen- und Erholungstage.

Die Route ist gegliedert nach den verschiedenen Tälern durch die es geht. Die Tournummern helfen der Identifikation auf der Karte und sind dem Reiseführer von Claes Grundsten entnommen, einer unverzichtbaren Lektüre für eine Wanderung im Sarek:

Auf die Route klicken, dies vergrößert das Bild deutlich 😉

Ruohtesvágge (Tour 20):

Vuojatädno – Niják: 22km
Niják – Skárjá: 15km

Rapadalen (Tour 5):

Skárjá – Skårki-Hütte: ~21km (via Snávvávágge)

Rapadalen (Tour 6):

Skarki-Hütte – Alep Vássjájågåsj: 10km

Alep Vássjájågåsj – Skierffe: ~15km

Dann eine Strecke retour: Skierffe – Alep Vássjájågåsj: ~15km

Skájdásvágge (Tour 15): ~10km

Basstasvagge (Tour 14):

Skájdásvágge – Bierikjåhka: ~18km

Richtung Suorva (Tour 16):

Bierikjåhka – Guhkesvágge: ~6km

Richtung Saltoluokta (Tour 13):

Guhkesvágge – Sluggá: 12km

Sluggá – Saltoluokta: 16km

Die Planung habe ich diesmal wieder fast in Eigenregie übernommen. Wichtig war es mir diesmal, das Markus mehr Ahnung von der Route hat als 2015 auf dem Kungsleden, schon allein aus Sicherheitsapekten.

Der Sommer war dieses Jahr in Schweden ziemlich verrückt: Genau wie im restlichen Europa wurden alle Klimarekorde gebrochen. Teilweise zogen gigantische Waldbrände übers Land, Feuer machen und Grillen waren über längere Zeit verboten. Ich las Berichte von Kungsleden-Wandernden, dass über weite Strecken jegliches Wasser fehlte, ganz anders als meine eigenen Erlebnisse auf den vergangenen Wanderungen. Was dies für uns bedeutete, wussten wir nicht genau. Leicht zu querende Flüsse oder hohe Wasserpegel durch überdurchschnittliche Schneeschmelze? Mückenplage oder Mückenarmut? Sonnenbrand? Oder kippt jetzt das Wetter komplett und wir laufen zwei Wochen lang durch den Regen? Es mischte sich die Vorfreude mit einer gespannten Erwartung….

Genug gesabbelt, ich hoffe ihr freut euch auf den Reisebericht dazu 🙂