[Tag 14] Freitag 7.9. Rumok – Saltoluokta

 

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem blauen Tourabschnitt Nr. 13.

Noch eine Nacht ohne Polarlichter, wieder aber mit atemberaubenden Sternenhimmel. Dies werde ich nach der Rückkehr nach Berlin wieder vermissen, der klare Blick ganz ohne Lichtverschmutzung.

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Zeltplatz – Blick gen Sluggá

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Blick runter zum Pietsaure

Zum Frühstück gibt es den letzten Porridge, erweitert um selbst gepflückte Blaubeeren. Anschließend packe ich langsam zusammen. Ich merke heute wie der Körper deutlich träger geworden ist und besonders meine Füße sind im Eimer. (Siehe Fotos von gestern 😉 )

Nachdem es nachts mal kurz geregnet hat ist es jetzt trocken aber bewölkt. Doch die Lösen sich schnell auf und es strahlt die Sonne bei blaustem Himmel. Ich laufe von der Stelle wo mein Zelt aufgebaut war nahezu gerade den Hang runter, vorbei an ein paar Wasserfällen die hier ins Tal stürzen.

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Abstieg entlang des Wasserfalls

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Pietsaure und fantastische Reflektion des Alep Gierkav

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Eh ich mich versehe, stehe ich das erste Mal seit Tag 6 wieder zwischen Bäumen.

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Blick zurück auf den Wasserfall, oben hatte ich gezeltet.

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Unten im Tal angekommen finde ich schnell den besser ausgetretenen Weg zur Sami-Siedlung. Dabei habe ich vor allem die wunderschönen Spiegelungen der gegenüberliegenden Bergseite im Pietsaure im Blick.

Das letzte Stück vor der Siedlung läuft man auf einem traumhaften Sandstrand entlang, hier bin ich sogar ein wenig traurig gestern nicht bis hierher durchgehalten zu haben, wäre sicherlich auch ein schönes Fleckchen für mein Zelt gewesen.

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Blick auf das östliche Ende des Pietsaure

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Samt Sami-Siedlung

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Und traumhaften Sandstrand.

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Blick in Längsrichtung des Sees gen Westen.

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Am östlichen Ende des Pietsaure fließt dieser in den Ávtsusjjåhkå ab. Die Stelle ist nur ca. drei Meter breit, jedoch ist klar dass ich hier wieder in die Wat-Ausrüstung wechseln werden muss. Zumindest weiß ich, dass dies die letzte Wasserquerung der Reise ist. Das Wasser ist glasklar und die Strömung sieht harmlos aus. Erst als ich im Wasser drin bin merke ich meinen Fehler: Wenn ein mehrerer Kilometer langer See abfließt, dann hat der Strömung, egal ob man sieht wie das Wasser gegen Steine knallt, oder nicht. Und wenn das Wasser so glasklar ist, dann lässt sich die Tiefe extrem schlecht schätzen. Eh ich mich versehe steht das Wasser bis zur Unterhose, und der Wasserdruck bedeutet höchste Konzentration.

Trotzdem gelingt es mir dann den Abfluss schnell zu überqueren. Absolut verrückt, da wagt man sich den Urlaub über durch wilde Gebirgsbäche und Gletscherabflüsse, aber der seichte langsame Fluss am Ende stellt sich dann doch als schwierig heraus.

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Die doch nicht so harmlose Furtstelle des Ávtsusjjåhkå

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Die Sami-Siedlung ist wie ausgestorben, ich vermute die meisten Bewohner_innen sind schon abgereist.

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Nach der Siedlung steige ich den Hügel auf zum Pass am Tjeburisvárásj. Ich folge nun aber einem gut ausgeschilderten und ziemlich ausgetretenen Weg, da einige Tagesausflügler_innen von Saltoluokta wohl die Sami-Siedlung ansteuern und so eine Weg-Pflege durchgeführt wird. Zudem laufe ich das erste Mal seit 13 Tagen, seit den ersten paar Anfangskilometern auf dem Padjelantaleden, wieder auf Holzbohlen, die hier verlegt worden sind.

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Bohlenwege!

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Blick zurück zur heutigen Übernachtungsstelle, nahe des rechten Flusses.

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Blick bergauf zum Tjeburisvárásj 

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Am Pass am Tjeburisvárásj  angekommen, freier Blick nach Norden

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Der Lulep Gierkav zum Greifen nahe. Diese Chance kann ich mir nicht entgehen lassen.

Am Tjeburisvárásj angekommen gehe ich nicht den Abstieg nach Osten, der mich direkt zur Saltoluokta-Hütte bringen würde. Stattdessen halte ich die Höhe und gehe nach Westen. Dort findet sich der Einstieg um auf den Lulep Gierkav zu klettern, den ich gestern schon vom Sluggá aus bewundern durfte. Dies passt auch zeitlich wunderbar, denn es ist erst 12 Uhr Mittags und bis Saltoluokta wären es nur noch fünf Kilometer.

Am Fuße des Berges lade ich das Meiste aus meinem Rucksack aus und verstecke den Inhalt wasserdicht mit der Zeltplane hinter einem Stein. Mit leichtem Gepäck mache ich mich nun an den Anstieg. Dieser ist stellenweise ganz schön steil, dafür ist der Weg immer gut erkennbar.

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Blick auf die weiter unten verlaufenden Bohlenwege. Im Bildhintergrund verläuft der Kungsleden kurz vor der Hügelkette von links nach rechts.

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Blick gen Osten, samt Reisegruppe

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Ich bin der Zivilisation nun wieder deutlich näher gekommen

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Blick auf die gestrige Übernachtung, nahe des rechten Flusses/Wasserfalls

Ab der Hälfte flacht der Berg zu einem Plateau ab, man läuft also ganz schön viel horizontale Wegstrecke, dafür dass man eigentlich nur 350 Höhenmeter erklettern muss. Nach dem altbewährten Aufstieg stehe ich am Gipfel. Ganz anders als der kleine Sluggá hat der Gierkav oben ein großes Plateau. Das bedeutet man muss an das südliche Plateauende laufen, um einen schönen Blick runter nach Süden zu erhalten, ans westliche Plateauende für den Blick nach Westen und so weiter.

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Gipfel”kreuz”… Was haben die Schweden und Schwedinnen nur mit diesem martialischen Dekor?

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Der Pietsaure mit Slugga, dahinter die ganzen Bergketten des Sarek.

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Blick gen Osten auf den Akkajaure

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Akkajaure

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Am Seeufer liegt bereits das heutige Tagesziel sichtbar, die Fjällstation in Saltaluokta

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Deswegen hat das Telefonat wohl funktioniert. Funkantenne gegenüber

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Blick gen Westen auf den Suorva-Staudamm, den man gestern auch vom Sluggá sehen konnte.

Trotzdem sauge ich jeden Moment und jeden Blick auf die Umgebung förmlich auf. Ein letztes Mal sehe ich die ganzen Gipfel im Sarek, welche mich die letzten zwei Wochen dauernd begleitet haben. Oben schalte ich zudem das erste Mal mein Handy ein, weil man hier wieder Empfang erhält. Nach einem kurzen Telefonat mit meiner Mutter, die sehr erleichtert ist von mir zu hören, mache ich mich wieder auf den Weg runter. Man hätte auch oben bleiben können, leider ist mein Wasser fast alle und auch mein Mittagessen liegt irgendwo weiter unten hinter einem Stein versteckt.

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Tjeburisvárásj  unten im Tal, dort geht der Abstieg nach Saltoluokta weiter.

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Tjeburisvárásj

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Da war ich gestern oben: Sluggá

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Blick auf die knifflige Furtstelle heute am Ávtsusjjåhkå

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Und dem dahinterliegenden Abfluss-Delta

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*kicher*

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Steiler Abstieg

Den Rucksackinhalt sammele ich nach dem Abstieg wieder ein und mach mich auf in Richtung Saltoluokta. Ich hätte zwar lieber hier noch mein Mittagessen zubereitet, aber mit fehlendem Wasser wird das Kochen nicht funktionieren.

Nur noch fünf Kilometer bis zum Tourenende. Die ersten davon geht es noch im Kahlfjäll dahin. Ich genieße den Weitblick auf den Akkajaure und die entfernten Berggipfel.

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Blick zurück zum Lulep Gierkav, hier sieht man wie breit oben das Gipfelplateau ist.

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Die letzten Minuten im Kahlfjäll

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Lulep Gierkav

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Nicht mehr weit

Anschließend geht es wieder hinab unter die Baumgrenze. Ehe ich mich versehe steh ich im Birkenwald. Das letzte Mal habe ich Bäume an Tag 6 gesehen, als wir im Rapadalen durch den Wald liefen. Ich bleib dabei, Kahlfjäll ist schöner, aber für ein paar Kilometer finde ich nun die dichte Bewaldung eine gelungene Abwechslung, besonders weil der Wald vor lauter Herbstfarben förmlich explodiert.

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Nun geht es ab in den Wald.

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Dennoch zieht sich das Waldstück noch ganz schön. Ich nehme irgendwo einen falschen Abzweig und laufe auf einem kleineren Trampelpfad weiter ins Tal. Hier passiert mir auch ein selten dämliches Malheur. Ich rutsche/stolpere bei einem klatschnassen Stein und schaffe es mit einem halben Rückwärts-Purzelbaum zum Liegen zu kommen. Richtig wehgetan habe ich mir dabei nicht, ich lache eher über die Dämlichkeit, zwei Kilometer vor Tourenende mich noch einmal langgelegt zu haben. Schön Schlammverschmiert bin ich dadurch auch, dabei war die Hose dank dem Einsatz von Gamaschen bisher durch den ganzen Urlaub gekommen ohne groß verschmutzt zu sein. Hilft aber alles nichts, weiter gehts.

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Ankunft am Kungsleden

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Der Weg verbindet sich nun für den letzten Kilometer mit dem Kungsleden. Plötzlich bin ich auf einer Wander-Autobahn par excellence. Der Weg ist ca. vier Meter breit und ausgewaschen bis auf das Grundgestein. Laufen ist hier mit ganz schön viel Konzentration verbunden. Da lobe ich mir doch das weglose Gehen der letzten Tage, gefühlt ging dies besser.

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Die hier ansässige Wanderautobahn des Kungsleden

Bevor ich ganz beim Hüttenkomplex ankomme, finde ich eine schöne Zeltstelle, welche ich in Beschlag nehme. Ganz an der Hütte will ich nicht zelten, da muss man erstens für zahlen und zweitens genieße ich noch das letzte bisschen Abgeschiedenheit für eine Nacht. Meine Zeltstelle heuer ist auch unweit der Stelle wo ich letztes Jahr meine letzte Nacht im Fjäll verbracht habe, ein schönes bisschen Kontinuität.

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Da ich nun Wasser habe gibt es um 16 Uhr nach dem Zeltaufbau „Mittag“-Essen. Ich bin froh dieses Jahr nicht gar so verhungert wie letztes Jahr in Saltoluokta angekommen zu sein. Dennoch haben meine Lebensmittelplanungen für die Reise ziemlich gut gepasst. In meinem Rucksack befinden sich noch einige Teebeutel (wegen Tee-Rationierung in der ersten Woche), 2 Packungen Nüsse á 150gr., 2 Müsliriegel und ein unangetastetes Glas Erdnussbutter. Letzteres hätte man sich aus Gewichtsgründen auf alle Fälle sparen können, das war aber mein Notnagel sollte der Hunger während der Reise über mich hinwegfegen, dann habe ich halt 400gr umsonst geschleppt.

Beim Mittagessen und im Laufe des Abends werde ich übrigens von 3 Mücken besucht. Ja, ich habe mitgezählt, ganze drei Stück waren es. Die ersten 2 wurden erschlagen, die Letzte entgeht dem Schicksal, als ich beschließe ins Zelt zu krabbeln. Das bringt den Overall-Mücken-Counter auf 4 Stück, wovon 3 diese Begegnung mit dem Leben bezahlt haben. Ich verstehe wirklich nicht was dieses Jahr in Lappland los ist. Wenn ich da an die letzte Nacht 2017 in Norwegen, vor meinem Grenzübertritt nach Finnland denke, wo ich mich mit einem Kopfsprung ins Zelt gerettet habe und trotzdem die nächsten 20 Minuten mit Mücken töten beschäftigt war. Auch auf dem Padjelantaleden letztes Jahr war es teilweise richtig mückig. So habe ich jetzt zwar mein Mückenspray und mein Mückennetz umsonst mitgeschleppt, so rum ist es mir aber deutlich lieber 😉

Nach dem Essen laufe ich nun zur Fjällstation. Hier dann gleich der absolute Zivilisationsschock, überall Menschen, es scheint wohl auch gerade eine Fähre angekommen zu sein. Im Gegensatz zu all den fitten, sauberen Menschen hier fühle ich mich ganz schön dreckig und ausgelaugt, dafür aber auch immens glücklich.

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Zivilisationsschock an der Fjällstation Saltoluokta, offizielles Ende meiner Wanderung

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Hier stehen mehrere Unterbringungshäuser, Werkzeugschuppen, Klos, Sauna, Küche. Die volle Ladung Zivilisation nach meiner Zeit im Sarek.

Im Shop reizt mich gar nichts, so buche ich nur für Morgen mein Frühstück. Dies lässt mir jetzt schon das Wasser im Mund zusammenlaufen und da der Porridge verbraucht ist freue ich mich über ein reichhaltiges Buffet morgen als Abschluss.

So laufe ich relativ bald wieder zum Zelt zurück. Heute bin ich einfach glücklich angekommen zu sein. Die Wanderung hat wunderbar geklappt, ich habe meinen Zeitplan eingehalten. Größere Verletzungen habe ich nicht und außer der Kamera hat sich die Ausrüstung auch gut geschlagen. Tatsächlich freue ich mich nun auf die Rückkehr nach Berlin, es scheint genau die richtige Zeitspanne gewesen zu sein. Ich habe nicht das Bedürfnis noch zwei Wochen dranzuhängen und bin zeitgleich dankbar für die wunderschönen Ausblicke die ich genießen durfte. Ich habe also genau das geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Zudem habe ich anders als letztes Jahr nicht das Gefühl „jetzt geht eine sehr lange Reise zu Ende und es erwartet mich eine ungewisse Zukunft“, sondern es war halt ein perfekter Urlaub, der Enden musste.

So lasse ich den Abend sehr entspannt im Zelt ausklingen, schaue Serien und relaxe mit einem guten Buch. Auch ein Telefonat mit Markus ist drin, so haben wir die Gelegenheit uns gegenseitig zu erzählen, wie es uns im weiteren Verlauf ergangen ist.

Nach 184 Kilometern in 13 Tagen (inkl. einem Ruhetag) schlafe ich nun ganz entspannt ein und genieße die letzte Nacht im Zelt.

[Tag 13] Donnerstag 6.9. Fluss südlich des Sluggá – Rumok

 

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Die Nacht war dann tatsächlich ziemlich kalt, jedoch nicht ganz so frostig wie die Vorhergehende. Mein nächtliches Aufstehen und aus dem Zelt quälen zeigte wieder viele Sterne, leider keine Polarlichter.

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Morgendlicher Blick auf das Sarek-Massiv
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Und der Tageshöhepunkt glänzt jetzt schon im Sonnenlicht.

Da es heute direkt auf den Berg gehen soll, kann ich mir ein wenig Zeit lassen und schlafe bis 8 Uhr aus. Nach dem Frühstück geht es mit leichtem Marschgepäckt zum Sluggá. Den Berg hatte ich letztes Jahr bereits auf der letzten Etappe auf dem Kungsleden aus der Ferne gesehen und war begeistert. Auch wenn er mit 1279 Meter nur etwa 380 Meter über meinem heutigen Zeltplatz herausragt, ist er durch seine exponierte Lage dazu geeignet, tolle Blicke in alle Himmelsrichtungen zu ermöglichen. Zudem ist der Sluggá Schwedens symmetrischster Berg. Aus der Entfernung erinnert er an eine Pyramide, den schwedisch-samischen Namen „Beule“ finde ich nicht so passend.

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Fast da. Am Fuße des Berges gehe ich nach Rechts, um dann über den etwas flacheren Osthang zum Gipfel aufzusteigen.

Bis zum Fuße des Berges brauche ich etwa eine Dreiviertelstunde, vielfach wieder recht matschig und ich muss ein paar Stellen umgehen.

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Kurz vor dem Aufstieg an der Ostseite. Erstmalig ist nun der Blick nach Norden frei.
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Im Nordwesten sieht man schon den Akkajaure, den wir am ersten Tag mit der Fähre überquert haben.
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Und im Zoom sieht man dann auch die ersten Anzeichen von Zivilisation: Den Staudamm und Windkrafträder.
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Im Nordosten dann den Pietsaure, an dessen Längsseite ich heute Nachmittag entlanglaufen werde.

Am Berg selber geht es die Ostseite empor und obwohl es sehr steil ist, geht es nur selten über Blockfelder, ein wenig ausgetretener Pfad führt mehrheitlich über Grasflächen. Trotzdem muss ich mich an einigen großen Steinen hochziehen und bin nur froh über den leichten Rucksack auf dem Rücken.

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Die Ostseite des Sluggá, da muss ich nun hoch.
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Noch einmal der Staudamm und Windräder.
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Am östlichsten Ende des Pietsaure liegt eine kleine Sami-Siedlung

Und dann: Endlich oben!

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Gipfelkr… nun ja,
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…Gipfelkreuz!

Oben an der Bergspitze erwartet mich ein fantastisches Panorama: Im Westen blicke ich auf das Áhkká-Massiv, welches ich ja gestern schon bei der Brücke im Guhkesvágge sehen konnte. Im Südwesten dann das Sarekjåhkkå-Massiv, wieder mit dem markanten Gipfel des Sarvatjåhkkå. Im Süden das Ähpár-Gebirge, welches ich im Basstavágge umgangen habe. Neu ist der Blick gen Norden. Dort sieht man den Suorva-Staudamm in der Ferne, dort verläuft auch die einzige Straße weit und breit über die Markus und ich zu Beginn mit dem Bus angereist sind. Und am nördlichen Fußende des Sluggá beginnt zudem der Pietsaure-See, der sich nach Osten erstreckt und an dem ich weiter entlanglaufen werde um zum Abschluss der Tour zu gelangen. Auf der anderen Seite des Pietsaure steht der Alep Gierkav und der Lulep Gierkav, wobei Zweiterer morgen noch mal interessant werden wird 😉

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Panorama gen Norden mit dem Pietsaure See rechts, dem Akkajaure links.

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Panorama gen Süden, links-mittig das Ähpár-Gebirge, rechts daneben das Sarek-Gebirge und fast ganz rechts das Ákká-Massiv

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Erneuter Blick auf den Staudamm
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In diesem Bild sind die vergangenen Wandertage zu sehen. Gestern bin ich von den zwei niedrigen Hügeln (der Höhere ist der Vuojnesvárasj) in der Bildmitte bis zur rechten Bergflanke gelaufen und dann durch die Seen- und Felslandschaft bis zum Sluggá. (Hier sieht man auch, weshalb gestern der Weg so zäh war). Ganz hinten links sieht man einen weiteren niedrigen Hügel, das war der Bierikvárasj, hier bin ich aus dem Basstavágge gekommen und über den Pass, bevor ich durch den breiten Fluss gewatet bin.

Ich finde hier oben sogar ein Gipfelbuch, in welches sich seit 2006 vielleicht 100 Leute eingetragen haben, dass sollen die Alpen erstmal nachmachen. Zudem steht hier oben eine Wetterstation (?) auf einem Schlitten befestigt, ich kann mir kaum ausmalen wie das Teil hier hochgeschleppt wurde.

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Manche suchen schon den Kontakt zur Heimat 😉

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Wie kam dieses Ding hier hoch?

Dann passiert mir das teuerste Malheur der ganzen Tour: Habe ich gerade schon die ersten paar Aufnahmen von der Umgebung gemacht, schaltet sich plötzlich die Kamera aus. Wieder angeschaltet kriege ich 3 Fotos hin, dann geht sie wieder aus. Und beim erneuten Anschalten kommt ein Whitescreen und danach absolut gar nichts mehr. Akkuwechsel, Speicherkarte rein oder raus, mit oder ohne Objektiv, meine treue Olympus ist auf diesem Berg in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Zuerst macht sich gigantischer Frust breit. Schließlich führe ich mir aber vor Augen, was diese Kamera geleistet hat: 4 Wandertouren in Schweden, dann mehrere Urlaube in Israel, Griechenland, in den Alpen, bei Städtetouren und zahlreiche Astro-Versuche auf dem Acker. 4 Jahre hat die Kamera mich jetzt begleitet und hatte wahrlich nicht immer den kuscheligsten Platz in der Kameratasche.

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Ein letztes Abschiedsfoto meiner Olympus! Vielen Dank für all die schönen Aufnahmen!

Zudem bin ich heilfroh, dass die Kamera heute kaputt geht, am vorletzten Tag der Wanderung. Ich schleppe insgesamt 3 Objektive herum, Ersatzakkus und Zubehör. Die Kameratasche an der Hüfte ist über 2,5 Kilogramm schwer. Wäre die Kamera also in den ersten Tagen kaputt gegangen, ich hätte mich wohl unfassbar geärgert. Kann man ja nicht im Gebüsch liegen lassen und später holen, sondern hätte man als nutzloses Gewicht mit rumschleppen müssen. Zudem macht mir das Fotografieren wirklich Spaß, das wäre mit dem Handy einfach nicht dasselbe gewesen.

Apropos Handy, die nun folgenden Aufnahmen habe ich dem Telefon zu verdanken. Damit ist zwar der künstlerische Spielraum ganz schön begrenzt, aber besser als gar keine Fotos ist es allemal und für zwei Tage werde ich das durchhalten.

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Blick zurück zum Zeltplatz. Mein Zelt steht in der Nähe des dreieckigen Sees in der Bildmitte, oberes Bilddrittel. Hier hätte ich gerne wieder mein Zoomobjektiv 🙁

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Obligatorische Gipfel-Selfies

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Willkommen zu MEINEM Sarek

Nachdem es auf dem Gipfel empfindlich kühl war sog ich ein letztes Mal die tolle Aussicht gen Süden in mich auf und machte mich an den steilen Abstieg.

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Pietsaure vom Gipfel aus gesehen.
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Blick auf den steilen Abstieg.

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Wieder herunter vom Sluggá

Zurück klappte alles gut und 3 Stunden nach dem Losgehen stand ich wieder vor meinem Zelt.

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Blick auf meine “Badewanne”

Gestern hatte ich ja noch mit mir gehadert, ob ich einen halben Ruhetag mache oder weitergehen sollte am Nachmittag. Ich entschließe mich aber heute das gute Wetter nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Nach dem Mittagessen vor dem Zelt packe ich meine Habseligkeiten zusammen und mach mich auf den weiteren Weg. Der Plan ist heute noch ein paar Kilometer zu schaffen, damit es morgen erstens weniger nach Saltoluokta sind und vielleicht ist so auch eine Besteigung des Lulep Gierkav noch möglich.

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Hier geht es nun hoch zur Passhöhe. Dann kann ich oben am Hang am Pietsaure-See entlang laufen.

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Blick zurück zum Sarek-Gebirge, nach Ankunft an der Passhöhe.

So muss ich erst ein paar Höhenmeter zur Passanhöhe ableisten, danach geht es schräg am Hang entlang. Dieser stellt die Südflanke des Pietsaure-Sees da, ich habe also einen traumhaften Blick aufs Wasser. Zudem ist es hier oben wirklich sehr geröllhaltig und macht für einen obskuren Ausblick in näherer Umgebung. Trotzdem komme ich gut voran, die Füße tun nicht mehr zu sehr weh und auch der Untergrund erlaubt für schnelle Schritte.

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Nun bin ich auf der Pietsaure-Seite des Hangs angekommen und laufe bis fast zur hohen Erhebung in der Bildmitte (Rásek)

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Blick zurück zum Sluggá

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Das Sarek-Gebirge schaut gerade noch über den Hügel

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Gut begehbarer Untergrund.

Kurz vor dem Hügel Rumok, der direkt an der Abbruchkante steht finde ich ein kleineres Grasstück samt Wasser und beschließe somit bereits 2,5 Stunden nach dem Zusammenpacken nun wieder das Zelt aufzubauen. Leider ist die Wiese hier nicht so flach, es steht also eine recht ungemütliche Nacht an, wo ich dauernd auf einer Seite von der Isomatte rolle.

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Zeltplatz am Abend. Im Tal der Pietsaure, rechts der Hügel ist der Rásek und auf der anderen Talseite liegt der Lulep Gierkav.

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Lulep Gierkav und Pietsaure, die kleine Erhebung vorne links ist der Rumok

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Blick zurück zum Sluggá, ein paar Kilometer habe ich heute also doch geschafft.

Man sieht von hier Oben schon die Sami-Siedlung am Ostufer des Pietsaure, da muss ich morgen direkt hin. Da ich morgen in der Nähe der Saltoluokta-Station zelten werde, ist klar dass heute meine letzte Nacht in der „Wildnis“ sein wird, so versuche ich diese voll auszukosten und die Einsamkeit zu genießen.

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Über den Pass rüber, und dann beginnt auch schon der Abstieg nach Saltoluokta

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Zum Glück ist es bis dahin noch ein bisschen.

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Abendessen mit Ausblick

Schon relativ früh auf dieser Reise habe ich mich hier im Bericht über Fußschmerzen beschwert, ohne wirklich ins Detail zu gehen. Der Hintergrund dazu ist: Ich kriege einfach immer Blasen beim Wandern. Habe mich damit abgefunden, kann den Schmerz einigermaßen verdrängen und genieße lieber die schöne Natur um mich rum, als mir zu viel Sorgen um die Füße zu machen. Habe aber beschlossen heute doch mal zwei Beweisfotos zu posten, nicht dass ihr denkt ich bilde mir das alles ein. 😉 Empfindliche Seelen überspringen die Bilder einfach.

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Nicht ein oder zwei, nein ganze 3 Lagen Blasen übereinander. So bin ich nahezu täglich dabei die Füße neu mit Blasenpflastern zu versorgen.

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Nun aber lieber zu etwas erfreulicherem:

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Sluggá im Abendlicht.

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Und in der Dämmerung

 

[Tag 12] Mittwoch 5.9. Vuojnesvárásj – Fluss südlich des Sluggá

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem blauen Tourabschnitt Nr. 13.

Wie erwartet wurde die Nacht richtig kalt. Der Teebeutel, den ich gestern vor dem Zelt deponiert habe, ist komplett durchgefroren, auch das Restwasser in der Trinkflasche hat eine Eisschicht. So richtig gut geschlafen habe ich auch nicht, das Zelt wurde leicht schräg aufgebaut und ich rutsche die Nacht über immer wieder von der Isomatte, so tritt keine wirkliche Erholung ein.

Unterbrochen wurde meine Nacht auch von einem erneuten Versuch, endlich mal Polarlichter zu sehen auf der Reise. Aus diesem Grund habe ich seit vorgestern schon den Wecker immer auf 1:30 Uhr stehen, und schaue dann kurz vors Zelt. Kostet zwar eine Menge Überwindung aus dem Schlafsack zu kriechen, im kalten Vorzelt zu kauern und dann vors Zelt zu treten, aber ich hoffe ja doch noch auf Erfolg. Heute Nacht aber stellt sich dieser noch nicht ein. Ich blicke auf einen wunderschönen Sternenhimmel, selbst die Milchstraße ist mit bloßem Auge gut sichtbar. Aber das wabernde Grün der Aurora borealis zeigt sich nicht.

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Heutige Wegstrecke vom Zeltplatz aus gesehen. Am Ende des Tages…
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… will ich am Berg Sluggá ankommen.

Nach dem Loslaufen quatsche ich mit zwei Schweden, die gestern in Suorva am Damm gestartet sind, hier in der Nähe gezeltet haben und heute weiter in den Sarek vordringen wollen.

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Gegenverkehr

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Mein Weg führt mich nun weiter zur Brücke über den Guhkesvákkjåhkå, dies alles bei strahlendem Sonnenschein. Die Brücke ist eine von nur vier Brücken die im Sarek aufgestellt sind und ist trotz der vielen Flussquerungen erst die zweite Brücke, die ich auf der Tour überquere. Beim Blick ins Wasser ist aber auch völlig klar weshalb hier eine steht, denn ohne wäre hier ein Umdrehen angesagt, viel zu reißend und tief ist der Fluss.

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Tage später werde ich rausfinden, dass der Bootsdienst nicht mehr so spät im Jahr fährt, gut dass ich einen Bootstransfer sowieso nicht eingeplant hatte.

Toll ist der Blick gen Westen ins Guhkesvágge, am Ende dessen man sogar das Áhkká-Massiv in der Sonne leuchten sieht. An unserem ersten Tag haben Markus und ich dieses Gebirge umrundet und am Fuße davon gezeltet, jetzt wären es Luftlinie ca. 25 Kilometer bis dorthin.

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Blick ins Guhkesvágge, in der Mitte mit Schnee das Áhkká-Massiv. Gut das hier eine Brücke steht.
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Áhkká-Massiv
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Áhkká-Massiv
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Áhkká-Massiv

Auf der nördlichen Flussseite folge ich erst einmal einem gut erkennbaren Pfad, vorbei an wunderschön buntem Moos und bei herrlichstem Wetter und tollsten Ausblicken auf die umliegende Landschaft.

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Leichtes Vorankommen bei herrlichstem Farbrausch.
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Die Strecke ist ein wenig häufiger begangen.
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Blick zurück: In der Mitte das Ähpár-Gebirge, auf der anderen Seite des Gebirges liegt das Basstavágge-Tal durch das ich gestern und vorgestern gelaufen bin. In der Mitte der kleine Hang war die heutige Übernachtungsstelle.
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Ähpár-Gebirge
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Ruopsokjiegna-Gletscher im Ähpár-Gebirge
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Blick voraus zum Sluggá, hier ist das Wandern einfach und unbeschwert.
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Zumindest für mich, nicht alle haben so viel Glück.

Zudem höre ich seit gestern ein gutes Hörbuch (Andy Weir – Artemis), da läuft sich der Weg quasi von alleine. Dies ändert sich etwa zwei Kilometer vor der Rentierzüchterhütte entlang des Njirávbuollda. Dort verschwindet der Weg und es wird besonders eklig mit dem Vorankommen, denn nun geht es durch mannshohes Weidengestrüpp. Dies stellt einen massiven Kraftakt dar, dort durchzukommen. Man muss nämlich mit den Armen die Äste zur Seite drücken, einen Schritt vortreten, dabei nicht über die niedrigen Äste stolpern und dies wiederholt sich mehrere hundert Meter am Stück.

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Hier ist der Weg voraus noch gut begehbar.
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Doch man sieht schon…
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…jetzt wird es anstrengend!
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Dementsprechend ist auch die Laune.
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Ach quatsch, die lass ich mir doch nicht durch so was vermiesen.
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Blick zurück auf gestrüppigere Teile
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Alte Rentierzüchterhütte
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Und der Neubau dahinter
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Blick zurück.

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Rentier und Sluggá
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Rentiere und Sluggá

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An der Hütte angekommen sieht es dann so aus, als sei nur noch ein Hügel zu überwinden und dann ginge es flach voran bis zum Sluggá. Dies stellt sich jedoch bereits an der Hügelkuppe als optische Täuschung heraus.

Dort sieht man nämlich, dass die nächsten 5 Kilometer viel hoch und runter sein werden, und es dabei zumeist über Blockfelder geht, zudem kommen wieder einige Weidengestrüppabschnitte. Als wäre dies alles nicht genug bahnt man sich den Weg durch eine Seen-Landschaft und es kommen zu allem Überdruss noch sumpfige Bereiche.

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Hier dachte ich noch, ich müsste nur diesen Stein-übersäten Hügel hinter mich bringen.
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Doch der Schein trügt, danach bleibt es schwer begehbar.

Mit dieser traurigen Erkenntnis im Kopf mache ich hier auf dem Hügel meine Mittagspause, verschwende jedoch nicht zu viel Zeit, da ich vorankommen will und weiß wie anstrengend die nächsten paar Kilometer werden. Der Reiseführer sagt, das Gelände wäre „wegen großer Felsbköcke und des Weidengestrüpps anstrengend.“ Auch wird es eine „Geduldsprobe“ genannt. Der Reiseführer lügt hier nicht, der Weg ist wirklich eine Kraftanstrengung.

Froh bin ich über den strahlenden Sonnenschein, bei Regen wäre es auf den glitschigen Steinen sicherlich weit schwieriger. Dennoch bleibt es auch im Trockenen eine kraftraubende Angelegenheit, nur selten kann ich direkt Luftlinie laufen, sondern muss mir stellenweise Umgehungen suchen, da nach einem Hügel wieder ein See vor mir liegt. Und auch dort stellt sich taktisches Planen ein. Denn wenn ich dieses See nun rechts rum umgehe, laufe ich Gefahr, dass ich beim größeren See der danach anschließt eine weit längere Umgehung laufen muss. Also vielleicht doch lieber links um den See, aber sieht das dahinten nicht nach Sumpf aus? Und kommt da nicht schon wieder Gestrüpp?

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Sumpfig und Felsig.
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Zahlreiche Seen fordern Umwege.

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Ich komme dem Sluggá näher.
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Blick zurück.

Ihr seht, es ist mühselig und zeitraubend. Schließlich habe ich es aber geschafft, ich muss nur noch den Fluss überqueren, der südlich des Sluggá fließt. Leider finde ich auch hier keine Möglichkeit trockenen Fußes auf die andere Seite zu kommen, so muss ich auch für diesen relativ dünnen Bachlauf mich umziehen. Besonders nervig wird dies, da das Gestrüpp bis ans Ufer heranreicht, ich ziehe mich also aus während ich mitten im Weidengestrüpp balanciere, selbiges passiert mir beim Umziehen auch auf der anderen Seite.

Nun steige nach dem Fluss zwar bergauf, teilweise auch wieder durch Gestrüpp, aber ich habe ein Plateau als möglichen Zeltplatz schon fest im Blick. Zudem die Gewissheit, jeden Höhenmeter den ich nun aufsteige, muss ich morgen nicht bei der Begehung des Sluggá ableisten. Trotzdem bin ich nach den heutigen 13 Kilometer durch mehrheitlich schwieriges Gelände doch sehr fertig und deswegen froh als ich an dem Plateau ankomme und mein Zelt errichten kann.

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Endlich angekommen, eine freie Fläche für mein Zelt und der Sluggá in nächster Nähe.
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Zelt steht.
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Blick zurück auf die heutige Strecke, kurz vor den schneebedeckten Berggipfeln in der Bildmitte bin ich gestartet.

Danach überwinde ich mich auch zu einem schweinekalten Bad im nahegelegenen Fluss. Habe ich mich die letzten Tage eher in kleinen Wasserläufen gewaschen, formt der Fluss hier teilweise kleine See-Becken aus, in denen man tatsächlich schwimmen kann, zudem sind diese richtig tief.

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Meine heutige Badewanne

An ein entspanntes Schwimmen ist jedoch nicht zu denken, es ist so kalt, da springt man rein, dann schnell wieder raus, einseifen, wieder rein und abwaschen, dann überwinden und mit dem Kopf untertauchen. Dabei spürt man förmlich wie das Gehirn einfriert. Schnell wieder raus, Shampoo drauf und wieder rein zum Abspülen. Insgesamt dauert dieses Prozedere nicht länger als 2 Minuten, anschließend steht man schlotternd am Ufer und versucht wieder Leben in die eingefrorenen Gliedmaßen zu bekommen. Da aber knappe 200 Meter weiter eine Vierergruppe Schwed_innen ihr Lager aufgeschlagen hat, verkneife ich mir mein Quietschen beim Eintritt ins Wasser so gut wie möglich 😉 . Anschließend hetze ich zurück ins Zelt, selbst eine halbe Stunde später im Schlafsack sind die Füße immer noch Eisblöcke ohne Gefühl.

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Abendleuchten, Blick gen Süd-Westen
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Blick gen Norden

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Sarek-Gebirge im Abendlicht

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Der Sluggá ist vom Zelt zwei Kilometer entfernt. Soweit das Wetter also morgen hält werde ich in der Früh das Zelt stehen lassen und mit leichtem Gepäck zum Sluggá aufbrechen. An sich ist es nur noch eine Tagesetappe von 16 Kilometer bis Saltoluokta, ich habe aber noch zwei Tage Zeit. Werde dann nach der Rückkehr vom Sluggá überlegen ob ich weiter laufe oder einen halben Ruhetag zum Ende noch einlege.

Da es wieder eine Wolkenlose Nacht wird, bin ich sehr gespannt ob es noch einmal so kalt wird wie die vorherige Nacht.

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[Tag 11] Dienstag 4.9. Basstavagge, Zufluss vom Alep Bassteliegna – Vuojnesvárásj

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem pinken Tourabschnitt Nr. 14, sowie danach auf dem roten Tourabschnitt 16. Habe nach der Mittagspause kurz vergessen den Track weiterlaufen zu lassen, daher der Abbruch in der Mitte, geflogen bin ich da nicht 😉

Nachts wurde der Wind noch eine Stufe stärker. Und wo er abends beim Zeltaufbau vom Gletscher her wehte, dreht er sich in der Nacht in Talrichtung, mein Zelt steht also 90° verkehrt zur Windrichtung, bei Tunnelzelten aufgrund der Konstruktion immer eine blöde Idee. So schlaf ich recht schlecht und wache öfters mit Sorge um mein Zelt auf.

Dies stellt sich jedoch als unnötig da, meine Festung hält das ohne Probleme aus. Und so werde ich in der Früh von der Sonne geweckt. Und weil ich abends früh im Schlafsack lag bin ich heute sogar um 6:45 Uhr wach, eine Uhrzeit bei der ich daheim höchstens „Grml, grml, umdrehen und weiterschlafen“ als konsekutiven Gedankengang fertig bringe. Die übliche Morgenroutine läuft nun wie von selber, nach ein paar Tagen tritt da ausreichend Gewöhnung ein. Die Solarzelle am Zelt fängt auch gleich die ersten Sonnenstrahlen ein.

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Blick gen Osten
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Basstavárásj in der Morgensonne
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Blick gen Westen, die heutige Wanderrichtung
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Gletscher Alep Basstajiegna

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Bei viel Wind klappe ich das Zelt zusammen und vermisse nun Markus, schon allein weil allein das Footprint (Zeltunterlage) zusammenfalten eine ätzende Aufgabe ist 😉

Beim Loslaufen ist es noch sehr frisch, es geht gleich über viele blockige und hügelige Abschnitte.

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Blick zurück zum Basstavárásj
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Es bleibt steinig nahe der Wasserscheide
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Mehre Rinnsaale vereinigen sich auf dem Weg Richtung Talmitte

Nach und nach nimmt aber der grasige Untergrund überhand und man kommt gut voran. Ingmar sehe ich auch noch, er scheint ein wenig vor mir losgekommen zu sein und hat auf der anderen Uferseite einen Vorsprung von ein paar hundert Meter. In den Ohren liegt nun gute Musik und ich trabe in der Sonne entspannt den Weg entlang.

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Langsam wird es immer besser zu gehen.

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Blick zurück, der Basstavárásj ist noch zu sehen. Getrennt durch den Fluss in der Talmitte sehe ich Ingmar auf der anderen Seite laufen.

Der Berg Sarvatjarvatjåhkå auf der anderen Seite der Basstavágge-Talöffnung leuchtet mit seinen schroffen Gletschern und steilen Felswenden beeindruckend in naher Ferne.

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Erster Blick auf den Sarvatjarvatjåhkå am Talende
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Gratisverpflegung

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Als ich zum Ende des Basstavágges komme, sehe ich nun die Bielavallda-Ebene. Vor 6 Tagen habe ich hier mit Markus pausiert und wir sind dann weiter ins Snávvávágge aufgestiegen, damals hat man die Öffnung ins Basstavágge schon sehen können. So schließt sich also der Kreis. Selbst den Einstieg ins Ruohtesvágge kann man erahnen, das Tal welches wir in den ersten zwei Tagen durchwandert haben. Besonders in die Richtung sieht es heute besonders finster und regnerisch aus, dafür ist in der Nähe von mir ein pittoresker Regenbogen zu sehen.

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Blick auf die Bielavallda-Hochebene
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Mittig der Sarvatjarvatjåhkå
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Blick gen Nordwesten. Das dunkle Tal, dass etwa in der Bildmitte nach Rechts abzweigt ist das Ruohtesvágge, in dem wir die ersten 3 Tage unterwegs waren. Sieht regenreich aus, ich werde aber dadurch mit dem Regenbogen verwöhnt.

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Jedoch biege ich nun nach Norden/Nordosten ab. Der vor mir liegende Bierikjávrre, Sareks zweitgrößter See, leuchtet in den schönsten Blautönen und davor brennt das Moos in den intensivsten Orange- und Rottönen und zeigt die ganze Stärke der Herbstfärbung.

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Bierikjávrre
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Das Moos brennt förmlich
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Ausgang Basstavágge, Blick auf die Bielavallda-Hochebene und den darin liegenden Bierikjávrre-See
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Die Gesteinswand des Ähpár-Gebirges zu meiner Rechten

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Auf der Ostseite des Bierikjávrre, aber noch ca. hundert Höhenmeter den Hang hoch mache ich meine Mittagspause, auch wenn es durch den starken Wind empfindlich frisch ist. Heute lasse ich den Kocher auch dann noch weiter laufen, als der Topf mit Wasser schon längst wieder runter genommen ist. Ich habe immer noch viel zu viel Spiritus dabei, und so lasse ich 150 Milliliter abbrennen. Wieder 150gr weniger, die ich nach der Pause schultern muss.

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Erster Blick auf den Sarvajiegna-Gletscher
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Sarvajiegna-Gletscher
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Sarvatjåhkkå
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Blick zurück vom Bierikvárásj  auf Sarek-Gebirge (rechts) und See Bierikjávrre

Mit gefülltem Magen geht es die kleine Passhöhe zwischen dem Bierikvárásj und Berg 994 hinauf, nur um auf der anderen Seite gleich wieder abzusteigen. Dafür habe ich von oben einen wunderschönen Blick gen Nordosten und sehe nun die Wegstrecke des kommenden Tages vor mir ausgebreitet. Auch den Sluggá, an dessen Fuße ich morgen das Zelt aufschlagen will, ist schon klar sichtbar.

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Erster freier Blick gen Norden. Das See/Fluss-System Vuojnesluobbala und Liehtjitjávrre. Im Bildmittelpunkt weit weg…
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und nun ein wenig näher: Der Berg Sluggá
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Mehr Gratisnahrung

Nun steht allerdings die einzige Flussquerung des Tages am Bierikjåhkå an. Hier habe ich aus dem Reiseführer entnommen, dass die einzige Furtstelle da zu finden ist, kurz bevor der Fluss sich erweitert. So laufe ich zielstrebig auf diese Stelle zu und tatsächlich: Dort wird es deutlich flacher, an allen anderen Stellen hätte man wohl schwimmen müssen.

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Abstieg zum Fluss. Gequert wurde am dünnen Ende links im Bild.
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Am Fluss angekommen. Blick auf das Sarek-Massiv und den Sarvajiegna-Gletscher
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Hier gehts gleich rüber. Verschiedene Wassertiefen und doch recht kraftvoll.

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Nach der üblichen Umzieh-Aktion mache ich mich an die breiteste Querung der gesamten Reise. Der etwa 20m weite Weg rüber ist recht gut machbar, an manchen Stellen muss ich ein paar Schritte zurück und umplanen, da es plötzlich sehr tief wird, sicherlich über Hüfttief. Nur ganz am Ende muss ich noch einmal durch eine tiefere Rinne, dann ist der Fluss aber auch bezwungen.

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Geschafft! Blick vom anderen Ufer zurück auf den Bierikvárásj (ganz rechts im Bild, über den Bergpass bin ich gerade hierher gekommen) und in der Bildmitte der Bierikbákte, der “Verrücktenberg”
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Hier nochmal ein Blick zurück auf den Bierikvárásj  in der Bildmitte, man sieht gut den Pass über den ich kam.
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Panorama zurück, in der Mitte das Ähpár-Gebirge, rechts das Sarek-Massiv
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Ähpár-Gebirge, rechts in den Wolken der Bierikbákte. Verrücktenberg heißt dieser, weil laut samischer Legende ein Wahnsinniger versuchte ihn zu erklettern, aber nie zurückkehrte.

Das nachfolgende Stück an Land ist sehr sumpfig und ich kämpfe mich deswegen recht mühsam und mit zahlreichen Schleifen und Haken hoch zum Gipfel des Vuojnesvárásj, den ich dann übersteige und auf der anderen Seite hinabsteige. Von oben hat man einen famosen Blick auf den Sluggá und auch die Brücke über den Guhkesvákkjåhkå, wo ich morgen früh rüber muss, ist dank Teleobjektiv auszumachen.

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Sluggá und Mini-Sluggá 😉
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Blick ins Guhkesvágge…
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in dessen Talmitte eine Brücke liegt. Ist allerdings noch ein ganzes Stückchen bis dort.
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Aber Zoom-Objektiv machts möglich.
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Die ersten Menschen die ich seit Ingmar heute früh sehe.

Etwa hundert Meter unter dem Pass finde ich eine gute Stelle zum Zeltaufbau, frisches Wasser ist auch in der Nähe. In der Ferne sehe ich noch 2 Personen, dies sind außer Ingmar heute die einzigen Menschen die von mir gesichtet wurden.

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Panorama vom Zeltplatz
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Blick ins Guhkesvágge
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Blick in die morgige Laufrichtung, gen Norden zum Sluggá

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Heute Abend funktioniert das Sat-Telefon und ich erhalte von Markus die Bestätigung, dass er gestern es bis Saltoluokta geschafft hat und auch die dortige Sauna genießen konnte. Sauna… das klingt in dem Moment nach Musik in meinen Ohren, ich sitze bei kühler Brise vor dem Zelt. Man merkt es täglich stärker dass nun Herbst in Lappland ist, es wird Tag für Tag kühler und die Nächte werden auch kälter.

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Der abendliche Besuch scheint sich nicht für mich zu interessieren.
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Doch das Kameraklicken erweckt dann doch noch Aufmerksamkeit
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Ich fühle mich beobachtet.

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“Rentiere die auf Männer starren”

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Ich habe heute rund 14 Kilometer zurückgelegt. Auch weiß ich heute, dass ich auf alle Fälle meinen Zeitplan einhalten werde. Ich habe nämlich noch zwei volle Etappen vor mir, aber noch drei ganze Tage Zeit. Das kommt mir wie gerufen, denn auf den Sluggá will ich sicher noch hoch und weitere Abstecher finde ich auch, sollte noch Zeit sein. Zufrieden krieche ich also in den Schlafsack und beende den wunderschönen Tag.

[Tag 10] Montag 3.9. Fuß des Vássjábákte – Basstavagge, Zufluss vom Alep Basstajiegna

 

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem türkisen Tourabschnitt Nr. 15.

Der gestrige Abendausklang verlief höchst entspannt bei Tee, Serien und einem guten Buch auf dem Kindle. Nachts wurde es dann ziemlich kalt, auch ein wenig Regen gab es.

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Blick gen Süden und zum Bielloriehppe-Gebirge
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Gestern seh man den Anstieg aufgrund des Nebels nicht, aber hier geht es in einer Stunde gleich um die Wurst: Aufstieg zum Vássjábákte-Pass

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Der Morgen weckt mich mit wundervollem Sonnenschein und nach dem eisigen Abend gestern: Hitze im Zelt. Ein schnelles Frühstück im Vorzelt, dann trete ich heraus und habe sofort die Sonne im Gesicht. Ist ja fast schon zu heiß, was ist denn heute los? Schnell besinne ich mich darauf, dass es in Deutschland wahrscheinlich weiterhin über 25°C sind, da genieß ich das Wetter hier mal lieber.

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Blick auf den Vássjá gen Westen
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Heute: Strahlender Sonnenschein
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Blick gen Vássjábákte
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Die Herausforderung des Tages, 400 Höhenmeter geht es da nun rauf, wie steil es ist lässt sich auf dem Bild schwer wiedergeben.

Nach dem Zusammenpacken der Ausrüstung (Das Zelt lässt sich Solo ähnlich scheiße zusammenpacken wie aufbauen 🙁 ), steht nun das Kernstück des Tages an:
Gleich hinter dem Zelt gilt es bis zur Passhöhe des Vássjábákte aufzusteigen, um auf der anderen Seite durchs Skájdásvágge, einem steilen Tal bis zum Bastavágge abzusteigen. Knapp 400 Höhenmeter erwarten mich, und so stapfe ich ausgeruht, aber mit dem immer noch sauschweren Rucksack los. Die erste Hälfte des Aufstiegs ist noch flacher, die zweite Hälfte jedoch verrückt schräg. Ich kämpfe mich über Blockfelder hoch und verschwinde schnell in vorbeiziehenden Wolken oder Nebelschwaden.

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Die ersten hundert Höhenmeter sind geschafft, Blick zurück. (Unten auf der Grasfläche stand heute das Zelt.
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Wie weit ich noch muss lässt sich aufgrund des Nebels schwer sagen. Der Untergrund bleibt schwierig.
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Manchmal lichtet sich der Nebel ein wenig und gibt Hoffnung, dass dieser kräftezerrende Aufstieg bald vorbei ist.

Ohne Sonne und mit dem auffrischenden Wind hier oben wird es schnell empfindlich kühl, trotzdem laufe ich im T-Shirt weiter, dank körperlicher Anstrengung bleibt mir warm. Spätestens im letzten Drittel muss ich alle 20 Schritte Pause machen, um wieder zu Atem zu kommen. Zudem wackele ich auf den teils losen Steinblöcken ganz schön hin und her. Die zahlreichen Kilometer über Blockfelder am Vortag haben da als Übung wohl geholfen. Gestern bin ich ohne Sturz oder umknicken vorangekommen, witzigerweise habe ich es erst abends im Zelt geschafft mir wehzutun, als ich mich im Eingangsbereich mit viel Schwung hab hinplumpsen lassen und es dabei geschafft habe mit der Kniescheibe auf dem einzigen spitzen Stein zu landen. Tja doof, aber passiert. Das Knie fühlt sich heute noch ein wenig geprellt an, es geht aber trotzdem voran.

Nach knapp einer Stunde bin ich oben angekommen, wobei es keinen konkreten Gipfel hier gibt, mich erwartet stattdessen eine flache Ebene. Auch wenn der Aufstieg nicht lang war, mit dem Rucksackgewicht war es doch anstrengend und so macht sich Erleichterung und ein wenig Stolz breit, es in der Früh gleich geschafft zu haben.

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Ich nehm das jetzt mal als Gipfelkreuz
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Gipfel-Selfie
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Aber die Aussicht bleibt mies. Wie beschrieben auch kein wirklicher Gipfel, der Pass flacht oben einfach aus.
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Blick in die Gegenrichtung, hier kam ich gerade her.

Eine Pause auf einem Stein genehmige ich mir deshalb gleich, dabei geht es dem ersten Müsliriegel des Tages an den Kragen. Bisher im Blog unerwähnt ist auch mein selbstgemachtes Beef Jerky geblieben, welches hier oben gleich dreimal so gut schmeckt. Ein halbes Kilo hatte ich zu Tourenbeginn dabei, und mit ein wenig taktischem Haushalten hält es dann schließlich auch bis zum letzten Wandertag. Sogar vier Geschmacksrichtungen habe ich mir diesmal angefertigt, wobei die Sojasaucen-Variante ebenso wie die Whiskey-Soße geschmacklich ganz klar vor der Teriyaki-Version und der Süßsauer-Version ins Ziel kommen.

Plötzlich wird die Wolke, die das Plateau bedeckt, verblasen und damit werden herrliche Blicke auf das Ähpár-Massiv in nördlicher Richtung möglich. Dieser Blick blieb mir letztes Jahr bei der Übersteigung verwehrt, da hielten sich die Wolken.

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Ähpár-Massiv und weiterer Weg, ich steige jetzt ins Tal ab.

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Nach der Pause geht es an den langen, langen Abstieg. Musste ich 400 Höhenmeter aufsteigen geht es auf der anderen Seite nun ganze 800 Höhenmeter bergab, da das Basstavágge deutlich tiefer liegt als mein Anstieg an der Felskante des Rapadalen.

Jeder Muskel ist angespannt um die Balance zu halten. Stellenweise laufe ich über ein längeres Schneefeld, was deutlich angenehmer zu begehen ist. Dort kann ich das steilere Stück sogar in Skifahr-Stellung herunterrutschen, die mehrfache Übung bei einer diesjährigen Wanderung um den bayrischen Königssee, wo zahlreiche Schneefelder zu überqueren waren, macht sich bezahlt. Spannenderweise kann ich in eine Spalte im Schnee blicken und erkenne dadurch, dass das Schneefeld stellenweise immer noch mehrere Meter dick ist. Angesichts des verrückt heißen Sommers in Schweden ist dies wirklich unglaublich, ich wüsste gern wie dick die Schneeschicht im Winter ist.

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Ähpár-Gegbirge und viele steinige Höhenmeter bis dahin.
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Schneefeld als optimale Abkürzung

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Blick zurück zum Pass.

Der Abstieg danach bleibt weiterhin steil, ich bin also wirklich froh dieses und letztes Jahr in dieselbe Richtung unterwegs zu sein, und nicht den steilen Anstieg in die Gegenrichtung aushalten zu müssen.

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Steil geht es Bergab
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Doch nun kommt der Talboden in Sicht.

Zum Ende hin wird es noch einmal spannend: Ich bin bisher über eine Gebirgszunge abgestiegen, wobei westlich und östlich davon zwei Flüsse hinabfließen, die von den höhergelegenen Gletschern gespeist sind. Am Ende der Zunge vereinigen sich beide Flüsse, dort muss also zwangsläufig der Fluss gequert werden. Fun Fact: Der Name Skájdásjvágge  bedeutet „Tal zwischen den Bächen“, der Name ist also Programm. Im letzten Jahr ging die Querung via einer ziemlich unterschwemmten Schneebrücke (Nachzulesen an diesem Tag), und so bin ich gar nicht erstaunt als jetzt, 2 Monate später als bei der letztjährigen Tour, keine Schneebrücke mehr zu sehen ist.

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Hier sieht man gut, dass ich auf einer Gebirgszunge laufe, links und rechts fließen Flüsse ins Tal und vereinigen sich am Ende der Zunge
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Ende der Gebirgszunge.

Stattdessen bestaune ich wie sich zwei verschiedenfarbige Flüsse (je nach Sedimentgehalt) ineinander vereinigen und Talwärts donnern. Das Wasser ist auf alle Fälle reißend, durch die Sedimente lässt sich die tatsächliche Tiefe auch schwer ausmachen.

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Hier sieht man gut den Zusammenfluss und die verschiedenen Gewässerfarbend
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Da muss ich rüber. Weit ist es zwar nicht, dafür sehr reißend und verdammt kalt.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=52KqbWcpWjw&w=560&h=315]

Wanderstiefel, Socken, Gamaschen und Hose aus, diese zusammen mit der Kameratasche im Rucksack verstauen. Crocs an, Trekkingstöcke verlängern und dann geht es los. Davor habe ich jedoch noch das Satellitentelefon, welches ich in einer wasserdichten Tupperdose transportiere, mit einer Schnur versehen und mir um den Hals gehängt. Ich weiß noch letztes Jahr wie ich mir bei der Querung desselben Flusses weiter unten im Tal dachte „wenn jetzt was passiert wird es richtig doof, du wirst keine Möglichkeit haben um Hilfe zu rufen“. Mit aus diesem Grund will ich nun nicht riskieren, dass das Telefon im Rucksack verbleibt, welchen ich im Ernstfall bei einer missglückten Querung abwerfen müsste.

Hatte ich vor genau dieser Flussquerung jetzt eine Zeitlang Sorge, stellt sie sich als gut machbar heraus. Es ist zwar schweinekalt an den Füßen und die Strömung zerrt ganz schön an mir. Dafür ist es nur an einzelnen Stellen mehr als knietief und auch nicht sonderlich breit und so stehe ich schnell auf der anderen Seite und mache mich wieder losgehbereit. Diesmal gibt es noch eine ordentliche Runde Füße verarzten, die Blasen werden nämlich nun Tag für Tag schlimmer.

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Blick zurück auf die Gebirgszunge, über die ich jetzt mehrere hundert Höhenmeter abgestiegen bin.
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Blick talwärts, nun bin ich im Basstavágge angekommen.

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Blick zurück ins Skájdásvágge, ganz oben in der Bildmitte bin ich ins Tal gequert.

Der Rest des Abstiegs zieht sich zwar, lässt sich aber gut bewältigen. Nach Ankunft im Basstavágge mache ich erstmal Mittagessen in Ruhe, bereite mir dazu ganz entspannt meine Ramennudeln zu und genieße den Ausblick in dieses hochalpin anmutende Tal. Schon von weitem sehe ich einen einzelnen Wanderer, der das Tal in meine Richtung hinaufzieht.

Gen Ende meiner Pause fängt es an zu tröpfeln, es ist die letzten Stunden schon deutlich zugezogen am Himmel, vergessen ist der Sonnenschein von heute früh. Nach dem Loslaufen muss ich schnell erneut anhalten um mir meine Regensachen anzuziehen.

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Blick westwärts ins Bastavágge, da geht es nun lang
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Basstavágge gen Osten. Hier bin ich letztes Jahr zur Sami-Siedlung Rinim abgebogen. Alles was nun folgt ist für mich unbekannte Wegstrecke.
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Der Basstavárásj, der an einen Bremsklotz erinnert.
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Immer am Fluss Lulep Basstajåhkå entlang
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Langsam wirds ungemütlich, sowohl vom Untergrund her, wie auch vom stärker werdenden Regen.

Deswegen ist die Begeisterung wirklich verflogen, als ich nur einen Kilometer später vor einem weiteren Bachlauf stehe, wo ich keine Steine zur Querung finde. Um durch den Bach zu kommen, der vom Gletscher des Lulep Basstajiegna herabfließt, muss ich somit wieder alles ausziehen. Als ich auf der anderen Seite gerade fertig bin mit dem Wiederanziehen, erreicht der Wanderer vom Mittagessen auch den Bach. Ich warte also noch ein wenig und zeige ihm die Stelle an der ich gequert bin.

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Ohne Schuhe ausziehen ging hier nichts. Dann wartete ich noch auf den nachfolgenden Wanderer.

Auf der anderen Seite begrüßen wir uns, der Wanderer heißt Ingmar und ist ein Rentner aus Südschweden. Nachdem auch er seine Ausrüstung wieder angezogen hat, gehen wir gemeinsam weiter, schließlich habe ich seit knapp 40h keine weitere Menschenseele gesehen.

Ich bin wirklich von ihm fasziniert, er hat heute seinen ersten Tag im Sarek, will dort insgesamt 10 Tage verweilen. Leichtes Gepäck hat er, vor allem verglichen zu mir, er schleppt nur 16 Kilo auf dem Rücken. Dafür hat er meinen vollsten Respekt, denn er ist inzwischen 75 Jahre alt. Seine Frau ist wohl keine Wanderin, deswegen teilen sie sich einmal im Jahr auf, er geht auf Wanderurlaub und sie macht Wellness-Urlaub, wie er süffisant angeekelt berichtet. So frage ich ihn auch schnell, ob er schon einmal im Sarek war. Die Antwort hätte ich mir fast denken können: „Na klar, ich war 1976 hier, ich bin ja erstaunt dass es dieses Mal einen so klaren Pfad im Tal gibt“. Mensch, die Schweden mal wieder. Ich kann mir kaum ausmalen wie eine Wandertour im Sarek in den 70ern war. Kein Gore-Tex, keine leichten Silnylon-Zelte und ich vermute auch der Proviant war deutlich schwerer als die heutigen Nudelfertiggerichte.

So vergeht die Zeit beim Wandern mit ihm wie im Flug. Auch im Regen und Starkwind bleibt dieses Tal wunderschön, stellenweise läuft man über sehr schotterigen Untergrund, teilweise wieder über kurze Gras-Abschnitte oder Sedimenthügel.
Der Reiseführer schreibt dazu: „[Das Basstavágge] bietet den am deutlichsten ausgeprägten hochalpinen Charakter unter den Haupttälern des Sarek, Die Vegetation ist durchweg dürftig, an der Wasserscheide […] überwiegt Schotter. […] Früher galt es bei den Samen als ein magisches Tal, man hielt es für unheimlich und es bildete sich ein spezieller Kult aus. Nur die Nåjder, die samischen Priester, zogen mit ihren heiligen Trommeln durch das Tal während die übrigen Menschen sowie die Rentiere östlich des Ähpár-Massivs blieben.“

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Grasflächen nahe des Basstavárásj, hier wird auch der Fluss immer kleiner.
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Blick zurück, durch die Tal-Einbuchtung rechts bin ich heute heruntergekommen.
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Geröllhügel nahe der Wasserscheide.

Wir laufen auf den Basstavárásj zu, der wie ein Bremsklotz in der Talmitte steht. Kurz danach stehen wir auch an der Wasserscheide des Tals, also dem höchsten Punkt. Die Flüsse fließen entweder ostwärts (die Richtung aus der wir gerade kamen) oder westwärts, aber für ein Stückchen laufen wir genau in der Talmitte ohne Wasser.

Wir kommen recht schnell an den Gletscher Alep Basstajiegna, aus dem der Alep Basstajåhkå-Fluss entfließt.

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Nach der Wasserscheide, der Gletscher Alep Basstajiegna
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Basstavárásj

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Nun nicht mehr am Lulep Basstajåhkå, der gen Osten fließt, sondern am Alep Basstajåhkå und Blick gen Westen.

Dieser sammelt auf seinem Weg zahlreiche weitere Abflüsse von den umliegenden Bergen ein und wird so im weiteren Verlauf des Tals immer reißender. Aus diesem Grund sollte man bereits hier oben im Tal das Gewässer queren, sofern dies für den weiteren Weg notwendig ist. Da Ingmar am Ende des Tals nach Süden abbiegen will, muss er nun über das Gewässer, ich werde auf der Nordseite des Tals weiter laufen und kann so von einer Querung absehen.

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Ingmar stürzt sich in die Fluten
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Und ist trotz des kalten Gletscherwassers schnell drüben.

So stehe ich noch kurz am Ufer und beobachte Ingmar bei der Querung, die zur breitesten des heutigen Tages gehört und auch hier mit viel Druck fließt. Bereit bin ich ja in die Fluten zu springen und ihm zu helfen, sollte dies notwendig sein, doch Ingmar zeigt sich als wahrer Profi (vielleicht haben die Schweden das im Blut) und ist schnell auf der anderen Seite. Wir winken uns noch einmal zu und er läuft am Ufer entlang auf der Suche nach einem Rastplatz für die Nacht.

Mir reicht es nach dem anstrengenden Tag heute auch völlig und so gehe ich ca. zweihundert Meter zurück, wo wir über eine Sandbank gelaufen sind. Hier baue ich mein Zelt auf, schön umrahmt von jeder Menge Wollgras. Bei all dem böigen Wind ist der Aufbau jedoch eine recht schwierige Angelegenheit, die viel Zeit kostet und kalte Finger beschert.

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Blick gen Westen
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Basstavárásj
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Wollgras

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Fönfrisur?

Der Blick auf den Alep Basstajiegna Gletscher ist ebenso famos, wenn auch ein wenig traurig. Anfang des 20. Jahrhunderts ging dieser Gletscher nämlich noch bis zur Talmitte, nun hat er sich bereits gehörig in das Seitental zurückgezogen.

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Gletscher Alep Basstajiegna
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Mit dem Zoom-Objektiv bin ich fast am Gletscher
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Tatsächlich ist es da noch ein Stückchen hin, ich ärgere mich trotzdem da wegen dem Regen nicht hinspaziert zu sein Abends.
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Regenschauer im Westen

Im Zelt gibt es zum Aufwärmen Kartoffelpüree, dann zwinge ich mich zu einer mehr als notwendigen Katzenwäsche im kalten Alep Basstajåhkå. Wie beschrieben kommt das Wasser direkt aus dem Gletscher, dementsprechend ist das ganze Erlebnis eher unangenehm, verbunden mit dem Nieselregen und starken Wind.

Markus dürfte heute Abend in Saltoluokta, der letzten Hütte auf dem Weg angekommen sein. So versuche ich mehrmals am Abend mit dem Satellitentelefon Empfang zu bekommen. Doch mit dem Basstavárásj direkt vor der Nase klappt es nicht ein freies Sichtfeld nach Süden hinzukriegen, und somit empfängt das Telefon auch keine Signale. Dieser Berg wurde früher von den samischen Priestern als seite, als heiliger Fels, verehrt. Nun, nun heiligt er weiterhin meinen digital Detox, ich gehe auch ohne Satellitenempfang fröhlich ins Bett.

[Tag 9] Sonntag 2.9. Wiese/Fluss westlich des Skierffe – Fuß des Vássjábákte

 

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem schwarzen Tourabschnitt Nr. 6 (Obwohl ich eine Route nördlich um das Gebirge gelaufen bin, um zur türkisen Tour 15 zu gelangen).

Habe heute den Wecker auf 7 Uhr gestellt und erwarte nun Markus Einschätzung zum weiteren Verlauf. Die Nacht hat ihm tatsächlich geholfen einen Entschluss zu fassen:
Auch wenn es ihm 1-2 Tage zu früh ist, so wird er heute auf den Kungsleden wechseln und ich werde alleine im Sarek weiterziehen. Und auch wenn es für ihn zu früh ist, er bevorzugt diesen Ausstieg als die Option, mehrere Tage im Regen weiter wandern zu müssen, dies kann ich natürlich nachvollziehen.

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Großes Ausrüstungstauschen
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Skierffe, heute grauer als gestern.

So dauert das Packen heute früh doch länger, schließlich müssen wir alles korrekt aufteilen, wäre unangenehm wenn ich erst heute Abend feststelle, dass mir die Feuerzeuge fehlen. Der größte Nachteil an Markus Weggang ist, neben dem Fakt das es mit ihm verdammt Spaß gemacht hat, dass nun mein Rucksack wieder schwerer wird:
Ich hatte von Anbeginn der Reise das Zelt und den Kocher getragen, diese zwei Posten machen zusammen fast 5KG aus. Im Gegenzug dafür hat Markus unsere Abendessen und Mittagessen transportiert. Die sind zwar auch schwer, werden aber Tag für Tag ein wenig leichter. (So ja auch der Unterschied im Start-Rucksackgewicht von 32kg zu 27kg) Wäre Markus jetzt im Sarek geblieben, hätten wir langsam die verbleibenden Mahlzeiten auf zwei Rucksäcke aufteilen können, ich hätte ihm im Gegenzug aber Teile vom Zelt und vom Kocher gegeben, damit wir mit ähnlich schweren Rucksäcken weitergegangen wären.

Jetzt behalte ich jedoch die schwere Ausrüstung und mit einem leicht süffisanten Grinsen überreicht mir Markus nun 6 Portionen Abendessen und 6x Mittagessen. Hinzu kommen noch das Sattelitentelefon, die Zahnpasta und dankenswerterweise auch sein Taschenmesser. Gefühlt bin ich also fast wieder beim Ausgangsgewicht von 32kg, es fühlt sich auf jeden Fall wieder mächtig schwer an am Rücken.

Der Abschied nach dem Zeltabbau fällt uns beiden schwer, allerdings verlässt mich Markus auch mit dem schönsten Lob: „Danke für die Planung, lief alles top bisher“, dies verstehe ich als Auszeichnung für die ausführlichen Planungen der letzten Monate, die ich zum größten Teil alleine vorgenommen habe. Ich bin natürlich auch sehr erleichtert, dass bisher das Meiste geklappt hat, denn als Allein-Planer hat man ja auch automatisch die Verantwortung für die zweite Person gleich mit.

An dieser Stelle: Danke fürs Mitkommen Markus! Hat mir sehr viel Spaß gemacht mit dir den Sarek zu erkunden und gemeinsam über die Landschaft staunen zu können. Danke für eine Vielzahl an running gags und ausführliche Gespräche. Gerne bald wieder!

Nach der Verabschiedung laufen wir nun in getrennte Richtungen davon: Markus in Richtung Skierffe um dort den Weg zurück zum Kungsleden zu finden. Für mich geht es wieder westwärts, denn nachdem wir nun am östlichen Rand des Sareks gelangt waren, will ich wieder ins Zentrum des Nationalparks zurück. Mein Ziel für Morgen ist die Querung des Skájdásvágge, um so ins Tal Basstavágge zu gelangen. Auch diese Strecke bin ich letztes Jahr schon gelaufen, kenne mich also aus was mich da erwartet. Um zum Skájdásvágge zu gelangen, müsste ich die Strecke von Vorgestern in Gegenrichtung zurücklaufen. (Hatte da im Tages-Eintrag ja schon angemerkt, dass man in der Früh bereits die Querung sehen konnte.) Nun bin ich die Strecke letztes Jahr einmal gelaufen und dann vorgestern in die Gegenrichtung. Ein drittes Mal wirklich exakt dieselbe Strecke? Muss nicht sein, würde ich gerne vermeiden.

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Markus beim Aufstieg nahe des Skierffe
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Zoomobjektiv machts möglich.

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Noch sichtbar in der Bildmitte
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In echt aber schon ein ganzes Stückchen weg.

Nach einer ausführlichen Schmökerei im Grundsten-Reiseführer habe ich schließlich eine Alternative gefunden. Zwar wird diese als deutlich länger beschrieben (30km statt etwa 16 km), doch nach einem detaillierten Blick in die Karte geh ich davon aus, dass dort vom Kungsleden aus gerechnet wird und auch am Ende noch ein Stück mit eingeflossen ist, welches ich nicht gehen muss. (Diese Erkenntnisse stellen sich im Laufe des Tages als korrekt heraus!).
Die heutige Wanderung geht somit nicht an der nördlichen Abbruchkante des Rapadalen entlang. Stattdessen biege ich gleich nach Norden ab und laufe über die Jågåsjgaskaláhko-Hochebene in Nordwestliche Richtung, um dann am Fluss im Vássjávágge nach Westen aufzusteigen und auf der Südseite des Berges Vássjábákte mein Zelt aufzustellen. Denn dort beginnt morgen der Passanstieg ins Skájdásvágge.

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Erster Blick auf meine heutige Wanderung: Die Jågåsjgaskaláhko-Hochebene
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Jågåsjgaskaláhko-Hochebene mit Berg Suorkisjnjurttje links

Das erste Stück bis zum See Ábbmojávrre ist sehr einfach zu gehen, begleitet von wunderschönen Herbstfarben. Auch ziehen, wie in den letzten Tagen, zahlreiche Rentiere an mir vorbei, heute nehme ich mir auch ausreichend Zeit um diese fotografisch festzuhalten.

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Leichte erste “Fluss”-Querung
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Pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen kommen nun ein paar Rentiere vom Grat herunter
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Neugieriges Beäugen aus der Ferne

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Toll vor diesen Herbstfarben
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Ich wiederhole mich, aber: Es hat sich gelohnt das Telezoom-Objektiv mitzunehmen.

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Kleine Herde

Ein wenig melancholisch bin ich schon, entscheide mich dann aber beim Laufen doch Musik zu hören und in Gedanken die Woche mit Markus Revue passieren zu lassen.

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Blick zurück, links-mittig der Skierffe

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Restschneefelder
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Blick auf den See Ábbmojávrre. Der dunkle Berg in der Bildmitte ist der Dágarlåbddå, davor werde ich nach links abbiegen und das Seitental hochsteigen.

Als ich beim Abfluss des Sees Niehterjávrre ankomme, habe ich bereits drei Flüsse problemlos passiert. Dies wird mir bei dem Fluss allerdings nicht gelingen. Das Wasser ist zwar nicht tief, aber es finden sich kaum Steine im Wasser, ich finde einfach keine Verbindung zur anderen Uferseite. Also Schuhe ausziehen und ab durchs Wasser.

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Beim Abfluss des Ábbmojávrre…
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…komme ich noch gut über Steine zum anderen Ufer.
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Blick zurück zum Ábbmojávrre.
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Danach wird die Strecke ein wenig steiniger.
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Aber beim Niehterjávrre komme ich nicht rüber ohne Schuhwechsel. Man sieht zwar wie flach das Wasser an dieser Engstelle ist, trotzdem aber zu tief für Wanderstiefel

Auf der anderen Seite beschließe ich gleich Mittagspause zu machen, dann können auch die Füße in Ruhe trocknen. Erstmalig auf der Tour schmeiße ich nun den Kocher zum Mittagessen an, die ganzen Brotlastigen Mittagsspeisen haben wir schon aufgegessen und was übrig war habe ich Markus mitgegeben, damit er Mittags auch was zu beißen hat, wenn ich schon mit dem Kocher weiterziehe.

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Mittagspause am Seeufer

Bin ich heute früh teilweise noch im T-Shirt gelaufen und die Sonne schien ab und an wird es nun doch deutlich bewölkter und der Wind gewinnt an Stärke, was zugleich die gefühlte Temperatur ordentlich in den Keller plumpsen lässt. Ich beende die Pause somit vorzeitig und gehe weiter. Vielfach geht mein Blick zum Skierffe, auch den Tjahkelij sieht man noch mehrmals. Zudem blicke ich nach Osten auf die Hochebene, auf der der Kungsleden verläuft, in dem Wissen das Markus da gerade irgendwo langstapft.

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Steinig geht es nach dem Mittagessen weiter, immer auf den Berg Dágarlåbddå zu.
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Blick zurück. Etwa in Bildmitte, hinter dem spitzen Berg ist der Pass, wo ich heute nach dem Zeltabbau auf diese Hochebene gequert bin.
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Dágarlåbddå voraus
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Eigentlich nur noch Steine.

Die Hochebene wird nach dem Mittagessen deutlich steiniger, spätestens nach der Abbiegung ins Vássjávágge-Tal. Hier geht es über knappe 4 Kilometer knappe 380 Höhenmeter empor, und dies auf einem nahezu durchgängigen Blockfeld. Die Strecke zieht sich trotz guter Musik im Ohr ganz schön. Vor dem Aufstieg hat man einen schönen Blick auf den Dágarlábddå gehabt, auf den ich den vorherigen Teil des Tages direkt zulief.

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Links vom Dágarlåbddå geht es nun in den Aufstieg des Vássjávágge-Tals.
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Dauerhafter Untergrund
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Dies beschert mir allerdings fantastische Steinformationen und -zusammensetzungen.

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Etwa die Hälfte des Aufstiegs im Vássjávágge-Tal geschafft, Blick zurück.

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Nun jedoch dominieren Wolken und Nebelfetzen die Szenerie. Oben angekommen steh ich an der Wasserscheide, hier liegt tatsächlich noch eine Menge Schnee und es ist wirklich bitter kalt.

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Restschnee an der Wasserscheide
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Das obere Ende des Tals erreicht wird der Blick auf das Bielloriehppe-Gebirge wieder freigegeben.

Quer zum Hang laufe ich nun zur morgigen Einstiegsstelle am Fuße des Berges. Dabei komme ich noch an schlafenden Rentieren vorbei, ein Anblick, den ich so noch nie erlebt habe. Lange bleiben kann ich jedoch nicht, es ist sicherlich gute 10° kälter als gestern Abend und ich will nur schnell eine gute Stelle für mein Zelt finden.

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Wie die bei diesem Temperaturen relaxen können?
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Blick von Oben auf den Flusslauf des Lulep Vássjájågåsj. Diesen haben wir am Tag 7 als erstes in der Früh gequert auf dem Weg zum Skierffe.
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Nun kommt ein wenig Leben in die Gruppe

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Fluss Lulep Vássjájågåsj
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Bielloriehppe-Gebirge auf der anderen Talseite des Rapadalen.
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Berg Vássjá
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Mit Altschneefeldern.

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Vássjá und Sumpfgras

Bald finde ich eine grasige Stelle, wo auch in der Nähe ein kleineres Bach-Rinnsal mit frischem Wasser vorhanden ist. Dies gefällt mir sehr, schließlich habe ich letztes Jahr nur ein paar Kilometer weiter westlich mein Zelt auf purem Schotter aufgestellt, dies wäre mit dem diesjährigen Tunnelzelt wohl nicht gegangen.

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Der Berg Vássjábákte, direkt hinterm Zelt. Hier werde ich morgen direkt aufsteigen und ins nächste Tal queren.
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Ausblick gen Süden ins Rapadalen/Bielloriehppe vom Zeltplatz aus

Der Zeltaufbau dauert heute Abend ewig! Verglichen mit zwei Personen und vier Händen ist es allein doch komplizierter das Zelt ordentlich abzuspannen, besonders weil hier oben ein ganz schöner Wind weht. Das Zelt will gespannt werden und bis ich 20 Heringe im Boden versenkt habe, vergeht einiges an Zeit. Dafür habe ich aber nun im Zelt aber luxuriös viel Platz. Das mitgenommene Nordisk Oppland 3-Personen Zelt ist schon für Markus und mich zu zweit wirklich geräumig, schließlich hat man ca. 190cm Innenzelt-BREITE und auch im Vorzelt konnten ganz ohne Probleme zwei große Rucksäcke liegen und man konnte immer noch im Vorzelt sitzen und kochen. Alleine kann ich mich also nun ausbreiten wie ich will, das ist natürlich herrlich.

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Gen Süden
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Gen Süden
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Gen Westen, Berg Vássjá
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Gen Norden, der morgen zu besteigende Vássjábákte
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Derzeit noch im tiefhängenden Nebel.

Die morgige Querung liegt heute Abend noch im Nebel, es ist jedoch bereits abzusehen, dass es ein steiler Aufstieg wird. Abends gibt es noch Nudeln Bolognese.

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Viel Platz zum Kochen.

Zudem ist nun mehr als ersichtlich, dass wir viel zu viel Spiritus dabei haben. Ich hatte ja zu Beginn der Reise erzählt, dass wir anderen Spiritus gekauft hatten, und nicht ganz klar war, ob dieser ebenfalls so gut brennt. Aus dem Grund hatten wir das abendliche Tee-Zubereiten weggelassen um im Notfall noch genug Spiritus für den Rest der Reise zu haben. Nun habe ich aber nur noch 5 weitere Tage vor mir und von den ursprünglichen 2 Liter Spiritus sind immer noch ca. 1,5 Liter vorhanden, die schwer auf meinem Rücken lasten. Ich werde vermutlich die kommenden Tage ein bisschen Spiritus in verschwenderischer Absicht abbrennen, aus diesem Grund gibt es ab jetzt aber auf alle Fälle wieder Tee. Im langsam aufwärmenden Zelt zu liegen mit einem Liter Tee und meinem Kindle ist wirklich ein toller Ausklang zu einem sehr schönen Wandertag. Außer Markus in der Früh ist mir keine Menschenseele begegnet, die Einsamkeit gefällt mir nach unserer Zeit am Skierffe, wo man natürlich deutlich mehr Menschen begegnet ist. (Aber auch nicht mehr als 5 oder 6 Personen am Tag)

Abends besuchen mich dafür noch Rentiere direkt am Zelt. Diese sind so nah, ich habe manchmal das Gefühl sie knabbern das Zelt an.

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Nächtliche Besucher

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[Tag 8] Samstag 1.9. Ruhetag am Skierffe

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute am südlichsten Ende des schwarzen Tourabschnitt Nr. 6.

Nach 6 Tagen Wandern freuen wir uns heute besonders auf den Pausentag. Auch wenn gestern dank Sonne und angenehmen Untergrund es nicht allzu schwierig war, der regnerische Tag im Rapadalen und die stürmische Nacht davor stecken uns noch in den Knochen.

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Umso schöner, dass der heutige Tag von endlos viel Sonne geprägt ist. In der Früh pflücke ich uns Blaubeeren zur Frühstücksverbesserung, anschließend liegen wir im Zelt und schauen sogar mitgebrachte Serien. Hier ist auch der geeignete Zeitpunkt, endlich mal Lob für einen zweiten Gegenstand auszusprechen: In dem Umfang, wie die Gamaschen bereits ihren Rang in der Ausrüstung erarbeitet haben, geht der heutige MVP-Titel an…. Meine Solarzelle!
Ich habe vor Beginn der Reise viel recherchiert, wie wir es mit der Stromversorgung machen können.
Folgende Gerätschaften mussten geladen werden: 2x Handy, 2x Kindle, 1x Systemkamera und evtl. 1x Satellitentelefon. Für die Kamera habe ich schließlich 3 Ersatzakkus mitgenommen und kam eigentlich recht gut über die Runden.

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Hier die Solarzelle auf einem Foto vom gestrigen Tag.

Klar war jedoch: Die Kindles dürfen nicht leer werden (sonst werden Markus und ich unerträglich 😉 ) und auch die Telefone sind von Bedeutung. Sowohl zum ab- und an Musik hören und Hörbüchern lauschen, vor allem aber aus dem Aspekt heraus, dass ich mit meinem Handy die gelaufene Strecke täglich aufzeichnen wollte und die Karten-App auch als Navigationshilfe diente.

Somit war klar, dass mein Handy der Hauptstromverbraucher sein würde. Durch Reduzierung des Tracking-Intervalls auf einmal alle 90 Sekunden, statt den voreingestellten 10 Sekunden, wird die Belastung für den Akku reduziert. Dennoch war mir klar, dass mehr als 2 Tage der Handyakku so nicht durchhalten würde. Jetzt hatten sowohl Markus, wie auch ich, je eine 20.000 mAh Powerbank dabei. Eine Powerbank reicht im Idealfall aber nur für 4,5x Laden meines Telefons, defacto also 9 Tage Nutzungsdauer. Und da waren Kindle und Kamera noch nicht mitgerechnet. Jetzt schleppt man entweder eine zweite Powerbank mit, ich hatte mich aber länger über Solarzellen schlau gemacht. Für etwa das gleiche Gewicht wie die Powerbank (~400gr.) habe ich mir eine 15W 3-Panel Solarzelle zugelegt (RavPower 15W). Diese lässt sich auf etwa A5 Format zusammenfalten und passt so gut in den Rucksack. Ausgeklappt lässt sie sich entweder gut in der Landschaft positionieren, beispielsweise beim Mittagessen, bei Bedarf kann sie aber auch am Rucksack außen befestigt werden und so während des Wanderns Strom produzieren.

Nun darf man sich keiner Illusion hingeben: Bei bewölktem Himmel ist die Ladeleistung extrem reduziert, ebenso wenn die Zellen nicht sehr gut zur Sonne ausgerichtet sind. De facto war es ein großes Glücksspiel mit dem Solarlader. Noch Tage vor Reisebeginn war ich wirklich unsicher ob ich sie mitnehmen soll, schließlich ist Skandinavien im Herbst nicht eine ideale Zeit für eine Solarzelle und ich befürchtete schon, die 400gr umsonst mitzuschleppen.

Interessanterweise hat sich die Solarzelle dann aber einwandfrei geschlagen. Unsere rund einstündigen Mittagspausen reichten meist aus, wieder 25-40% Ladeleistung ins Handy zu übertragen, somit blieben die Verluste des Telefons gut ausgeglichen. Und abends am Zelt schnell aufgebaut, konnte die Solarzelle dann auch die sonstige Elektronik versorgen.

Am heutigen Pausentag, an dem die Sonne wirklich beeindruckend vom Himmel knallte, spielte die Solarzelle dann auch wirklich ihre Stärke aus. Trotz Serien schauen und Musik hören habe ich mein Telefon zwei Mal vollgeladen gekriegt, Markus Telefon noch mal auf 100% gefüllt und sogar unsere Kindles wieder vollgeladen.
Das war jetzt recht ausführlich, aber wie ihr seht, ich bin von der Solarzelle recht begeistert und es hat sich auf alle Fälle gelohnt das Zusatzgewicht mitzuschleppen. De facto hätte ich die Powerbank auch daheim lassen können, genutzt habe ich diese nur die letzten 4 Tage. Dort war dann nämlich klar, dass die Powerbank locker den Strombedarf bis zum Ende des Urlaubs decken kann und somit habe ich mir die Arbeit gespart in den Pausen die Solarzelle auszupacken und aufzubauen.

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Haare waschen war dringend notwendig

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Ich nenne diese Frisur “der Mönch”

Serien schauen, Musik hören, Proviant futtern, der Pausentag entwickelt sich prächtig. So prächtig, dass Markus erst um 16:00 Uhr das Zelt verlässt. Ich hatte in der Zwischenzeit ein langerwartetes Bad im nahegelegenen Bach hinter mich gebracht (Wasser kalt wie immer, die Sonne hilft aber beim Trocknen) und habe den Großteil meiner Klamotten gewaschen und zum Trocknen ums Zelt gehängt. Selbst das vollgesogene Fleece schafft es bis abends wieder nahezu komplett getrocknet zu sein.

Abends klettern wir zum zweiten Mal auf den Skierffe, der Ausblick ist einfach zu gut, und die Wegstrecke da hoch zu kurz, um es sich entgehen zu lassen.

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Heute sehen wir endlich das Zelt im Tal (Bildmitte)
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Allerdings ist es doch ein wenig schwer erkennbar
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Bielloriehppe
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Bielloriehppe
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Bielloriehppe

Heute verbringe ich viel Zeit mit dem Fernglas auf dem Gipfel, ein Elch zeigt sich im Delta jedoch immer noch nicht. Auch ein paar Ansichten, die ich gestern noch nicht fotografiert habe, versuche ich abzulichten. Wie letztes Jahr finde ich es spannend zu sehen, wie unterschiedlich sich das einfallende Licht auf die Stimmung am Skierffe auswirkt. Das Rapadalen leuchtet dann in verschiedensten Farben oder sieht bedrohlich aus, auch die Gewässerfarbe scheint auf einem breiten Spektrum zu variieren.

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Dank mitgeschleppten Kocher gibt es heute wieder Abendessen am Gipfel, heute gibt es Nudeln.

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Tolle Abendstimmung

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“Und jetzt noch einen Schritt zurück bitte”
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Kochecke – windgeschützt.
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Blick in die morgige Wanderrichtung
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2 Besucher auf dem Abstieg

Anschließend verabschieden wir uns von dieser fantastischen Aussicht, Markus kehrt gar 3x zur Kante zurück und erklärt irgendwann, wie gerührt er von diesem Ort und dieser Aussicht ist. Dies kann ich vollkommen nachvollziehen, ich bin jetzt 4x auf dem Skierffe gewesen und doch bin ich jedes Mal aufs Neue ergriffen.

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Der Ausblick brennt sich ein.

Für die abschließende Planung des Abends muss ich einen Rückgriff auf unsere Wanderung 2015 auf dem Kungsleden machen. Da waren wir 12 Tage unterwegs und Markus sagte rückblickend, dass es ihm am Ende etwa 3 Tage zu lang war. Dadurch wurde der Abschluss für ihn eher anstrengend und hat ihm rückwirkend die schöne erste Woche ein bisschen zerstört, er wollte dann einfach nur noch ankommen und fertig sein mit dem Wandern.

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Als wir also die Tour für dieses Jahr planten, sprachen wir über die Problematik und was wir ändern könnten, damit Markus nicht noch einmal so ein Gefühl entwickelt, und der Urlaub ihm in guter Erinnerung verbleibt. Da ich die diesjährige Strecke auf knapp 14 Tage ausgelegt habe, überlegten wir uns wo mögliche Zwischenausstiege möglich wären. Im Sarek ist dies leider nicht so einfach, denn schließlich läuft man ja von den Rändern in den Nationalpark rein, und muss für einen Ausstieg wieder irgendwie zu den Rändern zurück.
Jetzt ist allerdings der Skierffe fast genau die Grenze des Sareks, wir sind ihn grob von Nordwest nach Ost durchlaufen. Nur 4 Kilometer vom Skierffe entfernt trifft man schon auf den Wanderweg Kungsleden, der einen in nur 2 Etappen wieder zur Straße bringt. Dies war ja auch der Grund, weshalb ich letztes Jahr bei meiner Wanderung einen dreitägigen „Ausflug“ in den Sarek an genau der Stelle gemacht habe, und anschließend dem Weg weiter gefolgt bin.

Als weitere Schwierigkeit kam hinzu: Der Ausstieg war nur für Markus gedacht, sofern ich keine körperlichen Probleme kriegen sollte, war ich nämlich fest entschlossen die ganze Strecke zurückzulegen. Dies bedeutete aber auch: Wir haben nur ein Zelt, einen Kocher. Wenn Markus aussteigt, muss er entweder innerhalb eines Tages zurück zum Bus kommen können, oder braucht Hütten.

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360° Panorama vom Skierffe

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So blieb als einzige Möglichkeit nun der Ausstieg nach dem Skierffe: So hatte Markus bereits eine Woche wandern hinter sich, würde dann noch 2 Tagesetappen auf dem Kungsleden haben und könnte nachts immer auf den Hütten am Kungsleden übernachten.

Schon bei der abendlichen Besteigung des Skierffe haben wir über Markus möglichen Ausstieg geredet. Er ist noch sehr unentschieden. Einerseits fühlt er sich fit, es macht ihm Spaß und nach 7 Tagen (bzw. 9 Tage inkl. Kungsleden-Etappen) aufzuhören erscheint ihm fast zu kurz. Dennoch ist ihm bewusst, dass er es gerade nur so genießt weil das Wetter herrlich ist und wir eigentlich ganz gut vorankommen. Sofern es plötzlich 4 Tage durchregnet in der zweiten Woche, hätte er denselben Effekt wie bei der 2015er Reise.
So richtig kriegen wir diese Problematik nicht aufgelöst. Ich bin fest davon überzeugt, dass Markus die für sich richtige Lösung finden muss. Ich wandere gerne mit ihm die zweite Woche, habe aber auch kein Problem die weitere Strecke Solo zurückzulegen. Also muss er entscheiden, was er präferiert.
Mehrmals entscheidet sich Markus um und kommt schließlich zu dem Entschluss noch eine Nacht drüber zu schlafen. Damit kann ich auf alle Fälle leben, wir nutzen so aber den Abend noch für eine sehr ausführliche Ratsch-Runde. Deutlich später als die vorherigen Nächte, bis kurz nach Mitternacht liegen wir so in den Schlafsäcken und quatschen. Sollte Markus und ich nun morgen tatsächlich getrennte Wege gehen, zumindest haben wir die wichtigsten Themen geklärt 😉

Insgesamt war heute also ein traumhafter Tag, genau richtig geplant als Pause. Und so sonnig wie es heute war, kann es die nächsten Tage gerne weiter gehen. Mit Spannung erwarte ich nun Markus Entscheidung am nächsten Morgen, freue mich aber so oder so auf die weitere Strecke.

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Tschüss Skierffe – bis zum nächsten Mal

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[Tag 7] Freitag 31.8. Alep Vássjájågåsj – Wiese/Fluss westlich des Skierffe

Kurze Vorwarnung für den heutigen Blogpost: Es erwarten euch jede Menge Bilder. Genau wie letztes Jahr, kaum steht man auf dem Skierffe, schon läuft die Kamera im Dauerfeuer-Modus. Und bei dem atemberaubenden Ausblick schaffe ich es auch nicht, mich auf ein paar wenige Fotos zur Bebilderung festzulegen.

 

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem schwarzen Tourabschnitt Nr. 6.

Wir werden heute früh vom Sonnenlicht geweckt, das in unser Zelt flutet und ich jubiliere innerlich, besonders nach dem nassen und trüben Tage gestern. Wir hängen draußen so viel wie möglich zum Trocknen auf, verbunden mit dem doch recht starken Wind funktioniert dies einwandfrei und selbst die dicke G-1000 Hose ist bis zum Aufbruch fast vollständig durchgetrocknet.

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Zeltplatz am Morgen. Blick zurück gen Westen, wo wir gestern herkamen.

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Blick in die heutige Gehrichtung Osten. Bei dem Bild verwundert es auch nicht, dass wir die Nacht schlecht geschlafen haben, weil wir dauernd von der Isomatte gerollt sind 😉
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Blick gen Süden auf das Bielloriehppe-Gebirge
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Neuschnee in den Höhenlagen
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Blick auf die andere Talseite
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Wunderschönes Delta
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Panorama vom Zeltplatz

Durch die Wärme ist alles im Zelt recht klamm, selbst mein Kindle hat eine Schicht Kondenswasser darauf. Die einzigen Teile, die wir nicht trocken kriegen sind Markus Klopapierrolle und meinen Backup-Reiseführer, die transportieren wir einen weiteren Tag im nassen Zustand mit uns rum.

Durch das viele Trocknen und unsere emsige Beschäftigung in der Früh kommen wir erst um Viertel vor 11 los. Dafür gab es heute zum ersten Mal bei mir Porridge, da das Müsli endlich aufgebraucht ist.

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Blick zurück
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Abmarschbereit
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Team Grün ebenfalls

Nach nur ein paar Gehminuten kommen wir am Lulep Vássjájågåsj an und müssen hier gleich wieder in die Crocs wechseln, da wir keine geeigneten Steine zum rüberhüpfen finden. Im Vergleich zum Alep Vássjájågåsj von gestern ist dies aber ein Klacks, die Strömung ist deutlich geringer, auch die Wassertiefe beeindruckt nicht wirklich.

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Abstieg zum Lulep Vássjájågåsj

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Nicht tief, aber kühl.
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Und auf der anderen Seite muss man wieder hoch. Die Bergkette im Bildhintergrund bitte im Kopf behalten, die spielt in 3 Tagen wieder eine Rolle, hier befindet sich der Pass ins Skájdásjvágge.
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Traumhaftes Wanderwetter

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Schon kurz nach dem losgehen sieht man den Pass ins Skájdásjvágge, wo wir 2-3 Tage später wieder vorbeikommen wollen, um ins andere Tal zu kreuzen. Zudem bleibt ein beeindruckender Blick zurück zum Låddebákte, den wir ja weder gestern noch vorgestern besteigen konnten. Heute erstrahlt dieser natürlich im tollsten Sonnenschein und auch kein Wölkchen verhüllt den Gipfel. Es ist zum Schreien, meine Pechsträhne was Bergbesteigungen mit Markus angeht, nimmt nach unserem Kebnekaisefiasko 2015 kein Ende. Entschädigt werden wir durch Blicke auf das Bielloriehppe-Massiv auf der südlichen Seite des Tals, eine Gebirgsformation, von der ich die kommenden Tage noch öfters schwärmen werde und hier zahlreiche Bilder dazu ergänze.

Die restlichen Flüsse des Tages schaffen wir auch ohne Schuhe ausziehen. Nervig bleibt bei den heutigen Flussquerungen jedoch, dass die Bäche sich tief in den Hang eingefräst haben, wir also auf der einen Seite steil absteigen müssen, einen kleinen Fluss oder Bach queren und dann geht es wieder steil auf der andere Uferseite hinauf. Dies kostet Zeit und vor allem Kraft.

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Zwischendurch mal flach.
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Dann aber wieder ein steiler Einschnitt beim nächsten Bachlauf
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Rentiere

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Bei dem Wetter (nach gestern besonders) kann man ja nur grinsen.
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Daniel hinterher

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Am anderen Ufer angekommen geht es wieder steil bergauf.

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Der Rest der Strecke ist heute jedoch angenehm flach zu begehen, zumeist auf schön grasigem Untergrund, teilweise jedoch ziemlich steinig. Wem der heutige Abschnitt bekannt vorkommt: Letztes Jahr bei meiner Padjelantaleden+Sarek-Tour bin ich diese Etappe schon in die Gegenrichtung gelaufen, da allerdings bei grauem, nebelverhangenen Bedingungen, und so genieße ich es umso mehr, in der warmen Sonne zu wandern. Auch erzähle ich Markus vom unvorbereiteten jungen Polen, den ich letztes Jahr auf dieser Teilstrecke getroffen habe.

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Die bisher größte Herde Rentiere

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Sehr früh sieht man auch den Tjahkelij, der kantige „Block“, der gegenüber dem Skierffe steht, genau dem Berg also, wo wir heute Abend hinkommen wollen.

Besagter Skierffe schiebt sich auch bald ins Bild, der kleine Nammásj in der Talmitte sieht man ob seiner Größe (Kleine?) erst relativ spät.

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Skierffe ahoi!
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Skierffe (links – 1179m), Tjahkeli (mitte – 1214m) und Nammásj (rechts in der Talmitte – 823m)
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Skierffe, Tjahkeli und Nammásj bilden von der anderen Seite gesehen die “Pforte zum Sarek”, doch auch von unserer Seite aus gesehen ist es ein erhabener Anblick.

Unsere Mittagspause nehmen wir recht spät zu uns, kurz vor der Blockfeld-Querung am Gierdogiesjtjåhkkå. Auf einem Stein sitzen, lecker WASA-Cracker essend, garniert mit leckeren Speckstreifen und den Blick in die sonnige Umgebung schweifen lassen, viel besser kann das Leben doch gar nicht werden.

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Die Rinne des Nammåsjjåhkå müssen wir noch runter.
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Steiler Abstieg

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Dennoch bin ich mir bewusst, dass die Blockfeld-Querung noch einmal sehr anstrengend wird. Wenn ich an letztes Jahr zurückdenke, da hatte ich teilweise nur 5 Meter Sicht dank Nebel. Zu weit Südlich wird das Blockfeld auch richtig steil, da geht es mehrere hundert Höhenmeter runter zum Talboden, zu weit nördlich heißt man muss am Ende wieder die ganzen Höhenmeter abbauen, die man mühsam hochgekraxelt ist.

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Hier sieht man das schwierige Blockfeld gut (fotografiert beim Mittagessen). Im unteren Bereich wird es zu steil, steigt man aber zu weit auf, muss man auf der anderen Seite alles wieder absteigen, denn zwischen Blockfeld und Skierffe wartet noch ein niedrigeres, grasiges Plateau.

Nun, und dann das tatsächliche Wandern? Ist überhaupt nicht schlimm, da wir schnell einen mit Steinmännchen markierten Pfad finden, an den wir uns halten können. Somit werden wir häufiger über Gras-Abschnitte geführt und auch die Passagen wo es von Stein zu Stein geht, sind weit weniger schlimm als erwartet. Erleichternd kommt hinzu, dass dieses Jahr die Steine nicht nass und höllisch rutschig sind. Vermutlich habe ich letztes Jahr im Nebel einfach kein Steinmännchen gesehen, und mir so selber einen Weg gefräst. Heuer war es auf alle Fälle deutlich angenehmer.

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Eh wir uns versehen, haben wir das Blockfeld gemeistert, hier der Blick zurück.
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Das Grasplateau vor dem Skierffe, hier fließt in der Mitte der Tjasskávárásj, dort werden wir das Zelt aufbauen, um danach zum Skierffe aufzusteigen.

Anschließend steigen wir auf ein grasiges Plateau ab, und entschließen hier das Zelt aufzubauen, nicht auf der Fläche direkt hinter dem Skierffe, da ich dort befürchte kein Wasser zu finden. Hier hingegen bauen wir 20 Meter vom Bach entfernt auf. Nach dem Zeltaufbau schmeißen wir schnell unseren Großteil des Rucksackinhalts ins Zelt und machen uns dann mit sagenhaft leichten Gepäck auf zum Skierffe, eine nur ca. 2km lange Wegstrecke. Auch wenn dabei ein paar hundert Höhenmeter zu überwinden sind, geht es uns dabei super, in 45 Minuten sind wir am Gipfel.

Wie versprochen, hier die Bilderflut 😉

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Bielloriehppe-Gebirge
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Dort unten auf der Grasfläche steht unser Zelt.
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Ich will auch ein knallrotes Zelt, dann sähe man es wenigstens von hier oben.

Auch wenn ich letztes Jahr sogar zwei Mal auf dem Gipfel war, auch diesmal haut mich der atemberaubende Ausblick schier um. Wir genießen das Licht rund um den nahenden Sonnenuntergang. Und seltsamerweise fühlt es sich sehr bekannt und vertraut an, wieder hier oben zu sein. Etwa so, wie wenn man lange nicht mehr besuchte Verwandte aufsucht.

Hier die Traumaufnahmen des Tages!

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Ein Überblick von da oben:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=FMrVBJ-EPPA&w=560&h=315]

Hier ein paar Zoom-Impressionen aus dem Tal:

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Die Aktse-Hütten auf dem Kungsleden. Ca. 4-5 Kilometer Luftlinie entfernt. Der erste richtige Anblick von Zivilisation seit einer Woche.

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Nur einmal will ich auf einem windigen Berggipfel stehen, ohne das die Frisur auf Fotos absolut scheiße aussieht *grummel*

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Das ist DIE Lösung!

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Das extra-Gewicht dass wir hochgeschleppt haben (bzw. „Markus hochgeschleppt hat“ 😉 ) enthielt unsere Kochutensilien. So machen wir uns dran Gipfel-Kartoffelpüree aufzukochen und genießen dann auf einem Stein sitzend mit eins der besten Abendessen auf der Tour.

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Ein Timelapse-Test vom Berg:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=WHCLqQcoH3A&w=560&h=315]

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Ein bisschen…
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Mutprobe muss sein! Knappe 700 Meter bis zum Talgrund.

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Sonnenuntergang, wunderbares Licht, und das vorher bereits erwähnte Panorama auf das Bielloriehppe-Massiv.

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Sonnenuntergang am Bielloriehppe

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Wir treffen oben noch einen Belgier, der auf dem Kungsleden unterwegs ist (dieser führt in nur 4-5 Kilometer Entfernung am Skierffe vorbei, womit der Skierffe ein willkommener Abstecher für viele Kungsleden-Reisende ist). Der Belgier hat bereits die Strecke Abisko – Vakkotavarre (die Markus und ich 2015 gelaufen sind) hinter sich, allerdings hat er nicht wie wir 12 Tage gebraucht, sondern nur 5 und auch heute ist er 30 Kilometer von Saltoluokta gelaufen. Dafür verschwindet sein Gepäck im Vergleich zu unseren massiven Rucksäcken förmlich.

Mit einsetzender Dunkelheit kühlt es auch merklich ab und so machen wir uns auf den Rückweg zum Zelt. Markus prägt hier noch unsere Teamnamen für den Abend. Wir sind nun in bester Laurel und Hardy-Manier das Team „Dick und Kalt“. Wer nun wer ist, und wer davon beleidigt sein soll, das überlasse ich eurer Fantasie 😉
Irritierenderweise haben wir vom Skierffe aus unser Zelt im Tal nicht sehen können, und als wir nun am Fuße des Berges stehen, aber noch 50 Höhenmeter Abstieg aufs Grasplateau vor uns haben und ca. 500m vom Zelt weg sein müssten, sehen wir unser Zelt immer noch nicht. Es ist inzwischen verdammt duster und das dunkelgrüne Zelt ist natürlich nicht vom Untergrund zu unterscheiden. Markus kommt dann aber auf die schlaue Idee, doch einmal aufs GPS zu schauen, und so können wir recht deutlich ausmachen, in welche Richtung wir weitergehen müssen.

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Bei den Lichtverhältnissen ist das grüne Zelt einfach zu gut getarnt.
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Bielloriehppe im letzten Licht.

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Blick hoch zum Skierffe

Nach all diesen Eindrücken, der vielen Sonne und den wunderschönen Ausblicken klettern wir heute besonders zufrieden in unsere Schlafsäcke. Verdoppelt wird diese Entspannung durch das Wissen, dass wir für morgen nach sechs Wandertagen einen Ruhetag eingeplant haben. So können wir morgen ausschlafen, es uns gut gehen lassen, erholen und je nach Wetter und Lust noch einmal auf den Skierffe klettern. Auch wird sich morgen dann zeigen, wie unsere Tour weiter laufen wird, doch dazu mehr im morgigen Eintrag.

[Tag 6] Donnerstag 30.8. See 1066 im Snávvávágge – Alep Vássjájågåsj

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem blauen Tourabschnitt Nr. 5.

Leider gibt es von gestern Abend und heute Morgen überhaupt keine Bilder. Draußen hat es so stark geregnet, da wollte keiner von uns Beiden noch einmal raus. Schade, ich hätte gerne versucht zu zeigen wie übel die Situation tatsächlich war, so gibt es Bilder halt erst wieder im Tal.

Die Nacht war ziemlich übel. Der Wind verschwand nicht, der Regen trommelte weiter auf das Zeltdach. Ich wache mehrmals auf, aber viel lässt sich nicht machen, Oropax wieder rein und versuchen weiter zu schlafen. Irgendwann am Morgen ereilt uns dann die Katastrophe: Die Tür an der Front des Zeltes, die direkt in den Wind steht, wurde von uns falsch mit den Heringen befestigt. So greift der Wind unter die Tür und schafft es wohl nach und nach, die Tür aufzudrücken. Ein bis zwei Stunden war so die Tür zum Vorzelt sperrangelweit offen, der Wind und vor allem der Regen haben so mehr als genug Zeit und Angriffsfläche um im Vorzelt Chaos anzurichten.

Kurze Bestandsaufnahme nach dem Aufwachen: Markus Rucksack ist tropfnass, meiner ein bisschen nass, ebenso ist unser Backup-Reiseführer nass, Markus Klopapierrolle ist eher ein Klumpen, sein Buch sah auch schon mal besser aus und die Powerbank hat ein paar Tropfen abgekriegt. Schlimmer hat es nur noch unsere Schuhe erwischt, die sind geflutet und all unsere Regenklamotten, die wir im Vorzelt zum Trocknen ausgelegt haben sind klatschnass, ebenso unsere Hosen.

Das nennt man wohl einen beschissenen Start in den Tag. Markus äußert die berechtigte Angst, dass es verdammt kalt werden wird wenn wir in nassen Klamotten und Schuhen durch den Regen stapfen. Er ist da weit mehr eine Frostbeule als ich. Jedoch gibt es eigentlich keine andere Option als hierzubleiben: Die Hoffnung den Låddebákte zu besteigen ist bei diesem Wetter hinfällig, und wenn wir hier einen Tag ausharren werden auch die Klamotten nicht trocknen, denn es bleibt kalt und windig und nass.

Also Frühstücken wir missmutig, dann packen wir alles IM Zelt zusammen, hängen das Innenzelt aus und verpacken es einzeln. Immerhin ist das Zelt bis auf einen gerissenen Gummizug gut durch die Nacht gekommen.

In der geduckten Haltung im Zelt die Regenklamotten anzuziehen bleibt eine anstrengende Kunst für sich. Anschließend verlassen wir unsere sichere Heimstatt und bauen in Windeseile mit klammen Fingern das Zelt ab. Wieder ist bei dem Wind eine Person nur dafür zuständig, dass Zelt festzuhalten.

Schnell machen wir uns an den Abstieg aus dem Snávvávágge, dazu geht es erstmal 2,5km bergab. Ich verbringe gefühlt mehr Zeit damit, dem Tal entgegen zu rutschen, die Beine und Füße wollen nicht so wie ich will. Besonders letztere sind zu Eisbrocken gefroren, die Socken waren in dem Moment durchnässt, in dem ich in den Schuhen stand. Am Ende des Abstiegs wartet auf uns noch eine Flussquerung, die bei den Wassermassen nicht zu den angenehmsten zählt. Wenigstens ist heute der Versuch die Schuhe trocken zu halten von eher nachgeordneter Bedeutung, wir stapfen also schnell über die Steine, auch wenn sie teilweise unter Wasser liegen.

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Hier kann ich mich erstmalig dazu aufraffen die Kamera auszupacken: Ankunft im Tal, nun stehen wir also im dichten Wald.

Im Tal angekommen verschwinden wir im dichten Wald des Rapadalen. Vor dieser Etappe gruselt es mir ehrlich gesagt schon seit der Planung. Ich mag Waldwege eher weniger, zudem klingt dieser Abschnitt im Reiseführer wenig erfreulich, ich befürchte dass wir öfters mal querfeldein müssen, was sicherlich anstrengend werden würde. Doch die Hass-Etappe entschärft sich dadurch, dass wir schnell einen begehbaren Pfad finden. Die Skårki-Hütte sehen wir nicht, obwohl diese direkt am Weg liegen müsste, aber nicht so schlimm, wir laufen weiter. Der Pfad ist sehr, sehr nass; auch durch die vielen Äste, Sträucher und Bäume trocknen unsere Klamotten natürlich nicht, sondern werden immer weiter durchnässt.

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Blick auf die gegenüberliegende Seite des Rapaselet, zwei Bäche die aus dem Bielloriehppe-Gebirge ins Tal fließen.

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Die Landschaft für den heutigen Tag: Viele nasse Sträucher, damit es auch dauerhaft nass und ungemütlich in den Regenklamotten bleibt.

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Dichter Birkenwald, zum Glück finden wir einen recht passablen Pfad vor.

Wenigstens hat der Wind, der uns beim Abstieg wirklich zu schaffen gemacht hat, nachgelassen, beziehungsweise wird durch den umliegenden Wald eingebremst. Dennoch ist der Pfad in einem weit besseren Zustand als von mir erwartet, so machen wir uns an die 9 Kilometer Wegstrecke, die wir im Tal zurückzulegen haben. Unsere Pausen beschränken sich immer auf 5 Minuten, da wir viel zu schnell anfangen zu frieren nach dem Stehenbleiben.

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Pausenstimmung: Eher angespannt.

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Gereizt.

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Und gezwungenermaßen kalt und ungemütlich.

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Aber auch der Wald hat seine schönen Seiten.

Es gibt im Rapadalen auf unserer Flussseite 2 Möglichkeiten zu laufen. Die erste Variante läuft durch den Wald, die zweite Variante läuft am Flussufer entlang, teilweise über Inseln und Kanäle im Fluss. Der zweite Weg soll leichter begehbar sein, zudem sieht man so mehr Umgebung, wir finden aber schlicht und ergreifend den Einstieg nicht. Irgendwann verzetteln wir uns am Ufer auf einem Weg, stapfen einen trockenen Bachlauf hinauf und müssen uns durch das Gebüsch kämpfen. Die 200-300m zurückgelegte Wegstrecke dauern so über 20 Minuten und sind eine kraftraubende Angelegenheit. Bloß gut dass der Rest des Weges nicht so ist. Wir geben den Plan auf, am Ufer entlang zu laufen, und finden wieder zum Waldweg zurück.

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Manchmal verschwinden wir regelrecht im Dickicht.

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Ein Stückchen ist es noch, etwa in der Bildmitte werden wir aufsteigen und den Wald hinter uns lassen.

Der Fluss Skoarkkijávrátja ist noch mal eine richtige Herausforderung. Angeschwollen durch den ganzen Regen teilt sich der Fluss in 5 Arme auf, mal kommt man mit einem beherzten Hopser zur nächsten Insel, inmitten des tosenden Wahnsinns. Teilweise sind diese Inseln aber auch überflutet und wir stehen dann auf Baum, der das einzig trockne in der Umgebung ist. Dennoch kommen wir ohne Schuhwechsel über den Fluss, auch wenn ab und an ein bisschen Wasser in die Schuhe nachschwappt.

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Rückblick auf den Skoarkkijávrátja

Der weitere Weg zum Fluss Alep Vássjájågåsj zieht sich wie Kaugummi. Zwischenzeitlich laufen wir durch Sümpfe. Da wären wir in den ersten Tagen im weiten Bogen drum herum gestiefelt, heute latschen wir einfach mitten durch, begleitet von dem saftigen Schmatzen nach jedem Schritt, wenn der Matsch den Schuh wieder freigibt. Dieses Sauggeräusch verfolgt mich noch Tage später. Ich merke auch, dass die Energie für heute aufgebraucht ist. Zwar hat es zwischenzeitlich aufgehört zu regnen, aber es bleibt kalt, wir sind durchnässt und ohne richtige Mittagspause heute sind wir seit 4 Stunden nahezu durchgängig gelaufen.

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Sumpfgebiet, der Weg führt mittendurch.

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Trotzdem ist der Hang an dem wir aufsteigen wollen nun zum Greifen nah.

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Blick zurück auf den Fluss Skoarkkijávrátja

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Blick zurück bis zum Anfang der heutigen Etappe: In der Bildmitte ist der Låddebákte nun in seiner ganzen Pracht zu sehen, kein Wölkchen trübt den Gipfel. Ich werde wehmütig, wollte ich den Berg doch sehr gerne hochklettern und von da oben den Ausblick ins Rapadalen haben. Wir haben heute Nacht am rechten unteren Rand des Låddebákte gezeltet.

Der Alep Vássjájågåsj versucht uns als letzter Torwächter noch am Weiterkommen zu hindern. Denn während wir ganz gut zur Mitte kommen, ist der letzte Bacharm so reißend, dass wir nicht einmal sicher sind, ob wir da in Watschuhen durchkommen würden, das Wasser ist über Hüfthoch. Stattdessen Hangeln wir uns so über einen umgefallen Birkenstamm. Sieht auf Fotos nicht beeindruckend aus, fühlte sich in dem Moment aber an, wie ein Hochseilakt auf der Zugspitze. Das Wasser schoss unter uns vorbei, war zudem so tief, dass ein Sturz auf alle Fälle zu einer Schwimmeinlage geführt hätte. Auch war der Stamm nicht sonderlich breit, verdammt glitschig und wir mit unseren riesigen Rucksäcken hatten auch unsere liebe Müh, das Gleichgewicht zu halten. Teilweise hielt man sich an einem 1cm dünnen Ast fest, der nicht wirklich Halt, aber doch zumindest Stabilität bot.

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Hier ist Fußspitzengefühl gefragt.

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Bin ich die letzten Kilometer schon auf meiner internen Notreserve gelaufen, kommt nun die Kür des Tages. Wir müssen nämlich nun wieder 350 Höhenmeter aus dem Tal aufsteigen, um auf ein Plateau an der Hangseite zu gelangen. Der Weg führt am Alep Vássjájågåsj steil bergauf, und ich kämpfe mit jedem Höhenmeter und mit den steilen Tritten. Pause mache ich alle 30-40 Schritte.

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Aufstieg entlang des östlichen Ufers des Alep Vássjájågåsj

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Blick zurück zum wolkenfreien Låddebákte

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Herausgezoomt erkennt man wenigstens die 9 Kilometer durch den Wald, die wir seit dem Abstieg heute morgen im Tal zurückgelegt haben.

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Weiter oben ist der Alep Vássjájågåsj tief im Flussbett, eine Querung hier wäre wohl schwer möglich.

Schließlich lassen wir die Baumgrenze hinter uns, was ein berauschendes Gefühl ist: Bis Saltoluokta, dem Endpunkt unserer Tour, sollten wir nun nicht mehr durch den Wald laufen. Kurz hinter der Baumgrenze laufen wir nun auch quer zum Hang, es geht also ein wenig sanfter voran.

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An der Baumgrenze angekommen!

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Blick auf das Bielloriehppe-Gebirge

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Bielloriehppe-Gebirge (zentral), rechts der Låddebákte, der nun ein paar Sonnenstrahlen abkriegt. Man sieht auch schön wie verzweigt das Flussdelta im Tal ist, und wo wir stellenweise über Inseln und Kanäle hätten wandern können.

Bei einer Pause, die zur Abwechslung mal ich einfordere, weil ich kaum mehr stehen kann, begegnet uns ein Franzose, der mit Wasserbeuteln und Flaschen zum Fluss rennt. Aussage: „Den ganzen Tag läuft man durch den Regen, und Abends gibt es dann kein Wasser.“ Zudem ist der Abstieg zum Alep Vássjájågåsj hier sehr steil, vermutlich klettert er also wieder ein paar hundert Höhenmeter herunter, bis er einen einfacheren Zugang zum Wasser findet. Wir beschließen, dass wir diesem Schicksal auf alle Fälle entfliehen wollen, müssen in Konsequenz aber so lange am Hang entlang gehen, bis der nächste Bach quert.

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Der Weg flacht aus.

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Tolle Lichtstimmung im Westen wo wir herkamen.

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Bedrohliches Bielloriehppe

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Dabei erwartet uns eine anstrengende Blockfeldquerung, und die Kraft ist bei mir wirklich weg. Zur weiteren Motivation „rick-roll“ ich mich selber. Schnaufend, stampfend und „Never gonna give you up, never gonna let you down“-murmelnd stolpere ich voran. Zum Glück finden wir am nächsten Fluss seine geeignete Stelle zum Zeltaufbau. Zwar ist das Plateau nicht so waagrecht wie gewünscht, aber wir haben heute keine Ansprüche.

Da dies ja mein Blog ist, und ich hier somit sagen kann was ich will, ein herzliches „SCHEIß TAG, SCHEIß WALD, SCHEIß BERG, SCHEIß REGEN!“ 😀 Dies war mit Abstand der anstrengendste Tag auf Tour bisher, vielleicht kommt der sogar in meine Top 3 der jeweils anstrengendsten Tage überhaupt.

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Blick gen Westen vom Zeltplatz.

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Der Tielma in Bildmitte, ganz rechts der Låddebákte

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Ein ganzer Wandertag mit nassen Socken in nassen Wanderstiefeln fordert seinen Tribut!

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Wunderbare Abendstimmung, langsam versöhne ich mich mit dem Tag.

Heute Abend bin ich wirklich nicht mehr zu viel zu gebrauchen und umso dankbarer, dass Markus mir viel Arbeit abnimmt. Mit Muschelnudeln und Gemüse im Bauch, und dem Körper im Schlafsack verpackt sieht die Welt jedoch bald weitaus positiver aus. Zudem erhalten wir auf dem Satellitentelefon eine SMS von Markus Vater, dass ab Morgen trockenes Wetter angekündigt ist, was sehr positiv von uns aufgenommen wird.

Mit ordentlich Muskelkater, zahlreichen neuen Blasen an den Füßen und einem generellen Erschöpfungszustand schlafe ich heute bereits um halb 10 komatös ein. Ich freue mich jedoch morgen auf eine flachere Etappe, die ich zudem bereits kenne, da ich sie im Vorjahr in die Gegenrichtung gelaufen bin.

[Tag 5] Mittwoch 29.8. Máhtujågåsj – See 1066 im Snávvávágge

 

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem blauen Tourabschnitt Nr. 5.

Der Tagesbeginn läuft so ab, wie die letzten Tage erprobt. Einzige Änderung: Heute habe ich eine halbe Tasse voller Blaubeeren gesammelt für das Frühstück, ein Vorgehen, dass mein Müsli geschmacklich etwa um das 100fache optimiert.

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Vitaminbombe
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Zeltplatz am morgen. Wir (nun ja, eher Markus) haben noch viel zu verstauen.

Wir laufen bei bedecktem, grauem Himmel los, aber bisher ist es trocken.

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Los gehts. Zu sehen ist schon in der rechten Bildhälfte…
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der Einschnitt ins Hochtal “Snávvávágge”, wo wir heute Abend das Zelt aufschlagen wollen.
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Im Zoom ist bereits….
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der Aufstieg zu sehen.

Nach zwei Kilometern kommen wir an den Tjågnårisjågåsj, ein Fluss, der laut meinem Grundsten-Sarek-Reiseführer äußerst schwierig sein kann zu queren. Da wird empfohlen eine Schneebrücke zu überqueren, sofern dies nicht geht eine markierte Furtstelle zu suchen, und wenn all das aufgrund des Wasserstands nicht geht, dann muss man 400 Höhenmeter aufsteigen und über den Gletscher wandern, der diesen Fluss speist. Und wir? Wir müssen zwar in die Crocs wechseln, aber dann ist der Fluss auch wirklich schnell überwunden, das Wasser ging nicht mal übers Knie. Wieder einmal zeigt sich, dass nach dem abnormal heißen Sommer die Wasserstände wirklich sehr niedrig sind.

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Ankunft am Tjågnårisjågåsj (zu sehen der Weg, der sich am Fluss nach oben schlängelt, bis man wohl bei der Schneebrücke ankommen würde)
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Wir sind eher weniger beeindruckt vom Wasserstand
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Hier kommt man gut rüber
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Und schon stehen wir auf der anderen Seite

Im Anschluss an die Querung kommen wir gut voran, es ist relativ flach und der Weg gut zu gehen. Kurz unterhalten wir uns mit 2 Schweden, die in die Gegenrichtung unterwegs sind.

Die Mittagspause verbringen wir im Windschatten des Bielavárásj. Witzigerweise kommen dann ein französisches Pärchen an uns vorbei gestiefelt, wobei dies eindeutig die falsche Wortnutzung ist, denn statt in Stiefeln gehen sie die Strecke in ihren Crocs. Scheint bei denen doch schlimmer zu sein mit den Blasen am Fuß. Unser Mittagessen dient dazu endlich die letzten Reste der 650gr. Salami aus dem Rucksack zu leeren. Zudem blicken wir Bielavallda-Hochebene und können jetzt schon die Einbuchtung des Basstavágge sehen, ein Tal in dem wir in ca. einer Woche wandern werden. Wir könnten jetzt glatt uns eine Woche sparen, der Weg zum Tal ist nur 4 Kilometer entfernt. Allerdings müsste man das erstmal wollen, und da wir eher dabei sind jeden Tag einzeln zu genießen fühlt sich selbst der Gedanke an Abkürzen falsch an. Sehen könnt ihr das Basstavágge in der Karte zu Beginn dieses Blogposts. Es ist pink markiert und ist mit “Tour 14” beschrieben. Da seht ihr auch wie nah die blaue Tour 5 und Tour 14 aneinander rankommen.

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Panorama auf der Bielavallda-Hochebene. Der Taleinschnitt in der Mitte ist das Basstavágge, da komme ich eine Woche später wieder heraus. Links davon das Ähpár-Gebirge, allen voran der schroffe Berg Bierikbákte (1789). Namentlich heißt dieser “steiler Verrücktenberg”, wohl auch weil er aus dieser Perspektive unbezwingbar aussieht. Ganz rechts im Bild der Låddebákte, den wir morgen besteigen wollen und dazwischen das Hochtal Snávvávágge, in das wir jetzt aufsteigen werden. Vor Markus ist eine kleine Erhebung zu sehen, dies ist der Hügel Bielavárásj, wo wir unsere Mittagspause abgehalten haben.
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Ein näherer Blick auf Basstavágge und Ähpár-Massiv.

Anschließend beginnen wir mit dem Aufstieg ins Snávvávágge. Um zu diesem Tal zu gelangen müssen wir längere Zeit quer am Hang uns heraufarbeiten. Hat man den Tag über schon die Einstiegsstelle gesehen (siehe Bild weiter oben mit der rot markierten Route), war mir bis zum Schluss nicht ganz klar, wo es da nun genau hoch geht, erst bei näherer Betrachtung erkennt man die Marschrichtung.

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Schlechtes Wetter umspielt den Låddebákte
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In diesen Tal-Einschnitt müssen wir rein
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Langsamer, aber noch gemütlicher Aufstieg
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Blick zurück. Rechts der Mitte ist das Rouhtesvágge, in dem wir die letzten 3 Tage gewandert sind. Am Ende des Tals lag die Schutzhütte.
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Üppige Vegetation

Pünktlich mit Ende des Mittagessens ist auch das Wetter in den Streik getreten. So begleitet uns beim Aufstieg ein fieser Nieselregen. Wenigstens der Blick runter ins Flussdelta unter uns entschädigt mit saftigen Wiesen und mäandernden Wasserläufen. Leider erbarmt sich kein Elch, sich uns in voller Pracht zu präsentieren. Dabei befindet sich im Tal sogar der „Geisterstein“ (spökstenen), das sollte doch ein Motivationsschub für die Tierwelt sein.

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Blick zurück und auf das Flussdelta. Bis zu der Anhöhe rechts war der Weg noch einfach, danach wurde es knackig und anspruchsvoll.
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Blick zurück bis zum Ruohtesvágge

Der Anstieg wird nun steiler, der Pfad ist schmal und besteht aus glitschigen Steinen. Auch wird die 21cm-Treppenhöhe-DIN-Norm keineswegs eingehalten, jeder Schritt fühlt sich so an, als müsste man das Knie zur Nasenspitze ziehen, nur um den nächsthöheren Stein zu erreichen. Durch die physische Anstrengung, aber auch die Konzentration, die von Nöten ist um keinen falschen Schritt zu machen, werden das sehr intensive 200 Höhenmeter aufstieg.

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Durch dieses Blockfeld müssen wir durch und dann hoch zum Tal-Einschnitt. Sieht zwar nicht so aus…
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ist aber mächtig steil.
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Und vielfach erfordert es doch knackige Kletterpassagen, beim stärker werdenden Regen kein Vergnügen.

Oben flacht der Weg aus, der Gegenwind und der Regen werden dafür aber immer stärker. Das Snávvávágge begrüßt uns mit alpiner Landschaft, es ist rau und karg in diesem Hochtal. Genau meine Landschaft also, ich bevorzuge dies eindeutig, verglichen damit tagelang durch den Wald zu stapfen. Auch der See welcher längs in Talmitte liegt, wird durch den Wind wild aufgepeitscht. Laut Reiseführer ist der See „kristallklar und lädt bei gutem Wetter zu einem Bad ein“. Nun, heute eher nicht so. Das Berg-Highlight dieses Tals, der Låddebákte, ist leider komplett im Nebel verschluckt.

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Das Snávvávágge empfängt und recht grau und feindlich.
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Der Låddebákte versteckt sich leider auch in den Wolken.
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Das Panorama zeigt die Kargheit des Snávvávágge. Außer Gras, Geröll und großen Felsen ist hier nichts.

Am südlichen Talende entschließen wir uns noch die hundert zusätzlichen Höhenmeter aufzusteigen, um nahe eines kleinen Sees zu campieren. Ich träume davon morgen den Låddebákte hoch zu klettern, da hätten wir uns schon mal 100 Höhenmeter gespart.

In den Gegenwind muss man sich inzwischen reinlehnen um nicht verblasen zu werden, und auch der Regen kommt uns wie Nadelstiche entgegen. Durch die vorbeiziehenden Wolken und Nebelfelder ist uns auch nicht völlig klar, wo wir gerade genau sind. Als wir für ein paar Sekunden einen freien Blick auf den See erhaschen, merken wir dass wir bereits fünfzig Meter zu weit aufgestiegen sind, und kämpfen uns in den widrigsten Bedingungen über ein Blockfeld wieder nach unten.

Markus und ich haben beide den Fehler begangen keine Regenhose anzuziehen, als der Regen sich verstärkte und nun stehen wir also völlig durchnässt und unterkühlt am See, während das Wetter versucht noch ungemütlicher zu werden. Wir suchen uns also die erste einigermaßen flache Stelle die wir finden können und machen uns an den Zeltaufbau. Dieser stellt in dem Wetter eine ganz schöne Herausforderung dar, eine Person ist dauerhaft beschäftigt das Zelt festzuhalten, nicht dass es uns davongeweht wird. Auch macht der Aufbau mit klammen, nassen Händen weniger Spaß.

Kaum steht das Zelt schmeißen wir unsere gesamte Ausrüstung rein, ich geh noch mal Wasser holen und dann heißt es: rein in die gute Stube. Aufgrund der vielen ausgebreiteten nassen Klamotten ist es anfänglich ein wenig schwierig, alles ordnungsgemäß verstaut zu kriegen und als ich dann im Schlafsack liege bin ich so unterkühlt, dass es deutlich länger als normal dauert, bis mir nicht mehr kalt ist.

Bei diesem Wetter kriegt uns absolut nichts mehr vor die Tür. Wir haben beim Aufbau allerdings darauf geachtet, dass das Tunnelzelt schön zum Wind positioniert wurde, so dürften auch die stärkeren Windböen dem Zelt und vor allem dem Zeltgestänge nicht gefährlich werden. Trotzdem blicke ich mit Sorge darauf, wenn das Zelt mal wieder von den Böen durchgeschüttelt wird. Es schlägt sich aber tapfer, jetzt heißt es nur hoffen, dass die Windrichtung in der Nacht nicht dreht, im schlimmsten Fall müssten wir nachts das Zelt dann 90° drehen. Auch steckt das Zelt den prasselnden Regen gut weg, die Wände flattern aber ganz schön bei all dem Wind.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=7NY-Ty-N7zs&w=560&h=315]

Erstmalig kochen wir auf dieser Tour im Vorzelt, denn raus will bei dem Regen keiner von uns Beiden. Dafür wärmt das Kartoffelpüree umso mehr, wir genießen das Abendessen schön in unsere Schlafsäcke gekuschelt.

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Auch wenn die Kamera von Kondens beschlägt, sie schafft es die Freude über warmen Kartoffelpüree abzubilden.

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Abends fliegt ein Vogel in der Nähe des Zeltes vorbei, das Piepen ist aber vielmehr ein Quietschen. Markus kann sich ein „der ist wohl schlecht geölt“ nicht verkneifen. Dieser Spruch des Tages wird auch in kommender Zeit immer wieder für Lacher sorgen.

Viel gibt es heute nicht zu tun, bei dem Wetter vergeht der späte Nachmittag und der Abend mit Lesen und Musik hören. Ich hoffe jetzt einfach darauf, dass das Wetter sich bis morgen wandelt und wir dann in der Früh noch auf den Låddebákte können, der Blick von dort oben ins Delta soll legendär sein.