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Freitag 28.3. Tel-Aviv nach Mas’ade (via Bus) und dann nach Odem Picknick (per pedes) ~ 10km

Um 9 Uhr bin ich mit dem Bus von Tel Aviv nach Kiryat Shmona, die nördlichste Großstadt fast an der libanesischen Grenze. Der Bus braucht dafür knapp über 3std, macht aber zwischendrin eine Pause und dank toller Klimaanlagen und sogar Gratis-WLAN geht die Zeit schnell vorbei. Sobald man in den Golanhöhen ist, schaut man eh nur noch staunend aus dem Fenster.

In Kiryat Shmona dann umgestiegen in den Bus der Golanlinie 58, welcher mich ans Ziel bringen sollte. Im Bus mit zwei jungen Briten geredet, welche ehrenamtlich in einem palästinensischen Flüchtlingslager gearbeitet hatten und nun vorhatten, den Berg Hermon zu besteigen. Alles ein bisschen blauäugig, es war etwa 13 Uhr an einem Freitag, ab Sonnenuntergang fängt in Israel der allumfassende Shabbat an und da sie nicht die geringste Ahnung hatten, wie sie auf den Berg Hermon kommen sollten, geschweige denn zurück zu ihrem Hostel in Haifa an der Mittelmeerküste, klang es für mich eher nach einem unorganisierten Roadtrip als einem geplanten Tagesausflug. Habe die Jungs nie wieder gesehen, wüsste gerne ob sie auf dem Hermon notbiwakieren mussten. 😉

Der Golan-Trail beginnt nördlich der Stadt Majdal Shams, schon auf halber Höhe des Bergs Hermon.


Hier ist Majdal Shams an den Flanken des Har Meron zu sehen.

Der 58er Bus, in dem ich saß, fährt auch zuerst nach Majdal Shams. Jedoch muss man dann zum Trail etwa 5-6km auf der Landstraße den Berg hochwandern (oder ein Taxi nehmen), nur um dann auf den Trail abzubiegen und den Berg wieder runter zu wandern. Da ich ja auch etwa 4 Std. für die Anreise gebraucht hatte, beschloss ich also im Bus sitzen zu bleiben und den Ausstieg in der Stadt Mas’ade vorzunehmen, da dort der Trail direkt vorbeiläuft. So verpasse ich die ersten 8km Trail, muss aber auch nicht 5km die Landstraße hochtrotten. Nur dass ich die Festung Nimrod nicht gesehen habe, an der der Trail anfänglich vorbeiführt finde ich natürlich schade. Habe die Festung aber letztes Jahr schon sehen dürfen, war also verschmerzbar.

In Mas’ade gibt es noch ein letztes Eis, Wasser ist voll aufgefüllt, es kann losgehen.

Eis mit Blick auf den Berg Hermon

Für Nachahmer: Solltet ihr von dem Startpunkt auf Berg Hermon aufgebrochen sein, würde ich in Mas’ade Wasser auffüllen, so spart man sich später den Umweg nach Buq’ata.

Dann ging es endlich los. Der Trail beginnt gleich im Osten des Ortes, erstmal entlang des Kratersee Ram. Hier treffe ich zwei Trekker beim Mittagessen, welche den Golan Trail in die Gegenrichtung machten, jedoch nur einen Tagesabschnitt, bevor der Shabbat beginnt. Mir geht es diesmal deutlich anders als beim ersten Trail. Ich fühle mich fit, habe richtig Lust auf den Trail und man läuft erst über schöne Feldwege.


See Ram mit toller Bergkulisse

Bereits 10min nach dem Start kreuzt eine Schildkröte meinen Weg, insgesamt sollte ich noch ein paar auf dem Trail sehen, wie natürlich hunderte Eidechsen, die aber leider zu flott zum fotografieren waren. 😉


Ab jetzt mein Begleiter für die 4 Tage: Der grün-blau-weiße Trailblazer des Golan-Trails.


Auch gemütlich aber ich bevorzuge mein Zelt


Deutlich bessere Beschilderung dieses Mal!


Ich will mal hoffen, das mein Trail erfolgreicher verläuft


Gemütliches Plätzchen


Scheinbar werden hier Plastiktüten und T-Shirts angebaut.


Blick auf Majdal Shams, die Hermon-Gebirgskette und den Weg auf dem ich gerade allerlei Felder durchquert habe.

Nach ein paar Kilometern kommt man zum Har Odem, der jedoch schnell bezwungen ist. Auf der Spitze des “Berges” steht eine verwaiste Bunkeranlage, von der ich ein paar Fotos mache. Oben gibt es eine kurze Pause, ich setze mich auf einen Geröllblock und sauge die Landschaft wirklich in mich auf. Im Norden gibt es den tollen Blick zum Har Hermon, der noch eine winzige Schneekappe trägt. Generell war der Winter dieses Jahr in Israel sehr mild, schlecht für die 3 Skilifte, welche den Har Hermon heraufführen.


Blick vom Har Odem.


Der verlassenen Bunker/Kommunikationsposten auf dem Har Odem.


Ausblick vom Har Odem


Har Odem und dahinter schon Har Hermonit, den ich morgen besteigen werde.

Gen Westen kann man bis zum Mittelmeer sehen, und im Südwesten glitzert schon der See Genezareth in weiter Ferne.
Bei einem sanften Abstieg kommt man dann in den Wald Odem, welcher sich früher angeblich bis zum Mittelmeer ausdehnte, nun aber nur noch wenige Quadratkilometer bedeckt. Es blühen einige Blumen und der Weg ist gut zu laufen. Deshalb erreiche ich schon nach 2,5std wandern den Schlafplatz für die Nacht, die Odem Picknick-Stelle.


Der gemütliche Weg durch den Odem-Wald.

Dort lerne ich schnell die einzigen zwei Mitcamper für die Nacht kennen: Papa Eres und sein dreizehnjährigen Sohn Gal. Beide haben sich ein Campingwochenende vorgenommen und laden mich schnell zum gemeinsamen Zusammensitzen ein. Da es genug Feuerholz gibt, haben sie beschlossen ihr Linsen-Reis-Gericht direkt über den Flammen zuzubereiten. Als der Papa dann fertig gekocht hat, ist ihm der Appetit vergangen, da er beim zubereiten so oft gekostet hat. Der Sohn isst auch nur 3 Löffel und so wird mir ein Topf mit ca. 800gr. kohlenhydrathaltigem Abendessen zugeschoben. Egal wie lang ich esse, ich kriege es nicht hin, dass es auch nur im geringsten so aussieht als wäre was aus dem Topf entfernt worden. Wenigstens der Papa freut sich, dass er morgen weniger schleppen muss und schmeißt den Rest weg. Ich habe ein paar nette Gespräche mit den Beiden, speziell der Sohn überrascht mit sehr gutem Englisch für sein Alter, laut eigener Aussage daher stammend, dass er “viel zu viele englischsprachige Youtube-Videos schaut.”

Da der Picknickplatz auch nachts noch von einigen Besuchern heimgesucht wird, welche direkt mit dem Auto vorfahren und an den Tischen ihr Abendessen zu sich nehmen, entscheide ich mich neben Vater und Sohn die Isomatte aufzuschlagen, dass Zelt bleibt heute im Rucksack. Das hat natürlich den Vorteil, dass ich mit Blick auf einen wunderschönen Sternenhimmel einschlafen kann.


Es muss nicht immer das Zelt aufgebaut werden, Cowboy-Camping sorgt für einen tollen Blick auf den Nachthimmel.

Shvil haGolan (Golan-Trail) – Vorbemerkungen

Nach einigen Tagen Entspannung am Strand von Tel-Aviv musste es jetzt aber doch wieder losgehen. Ich hatte Lust mir zu beweisen, dass ich auch den zweiten Trail auch schaffen würde, zudem schmerzte der Fuß nicht mehr und nur am Strand liegen und relaxen geht bei mir nicht für länger als ein paar Tage.

Das nächste Ziel war der Shvil haGolan. Ich hatte bei meinem letzten Besuch in Israel einige Nationalparks in den Golanhöhen besucht, war dort zwei Tage unterwegs und es hat mir super gefallen. Als ich nun rausfand, dass es dort einen längeren Trail gibt, war ich sofort Feuer und Flamme und der kam augenblicklich auf meine “To-Do-Liste”. 😉

Der Shvil haGolan erstreckt sich von Nord nach Süd durch die Golanhöhen. Er fängt ganz im Norden, am Fuße des Berg Hermon an, und zieht sich dann die meiste Zeit nah an der syrischen Grenze entlang, bis es nach ca. 55km in südwestliche Richtung zum See Genezareth geht. Der Trail läuft die letzten 25km dann an den Klippen oberhalb des See Genezareth entlang. Die Gesamtlänge des Trails beläuft sich auf ~ 125km und wird in den meisten Guidebooks als 7 Tages tour ausgelegt. Ich habe mir die ersten 8km gespart (mehr dazu gleich) und die letzten 25km, habe also knapp über 90km zurückgelegt, war aber auch nur 3,5 Tage unterwegs. Hätte ich das Stück am Anfang noch gemacht, wären wohl 4 Tage fällig gewesen und 25km am Ende übrig geblieben. Ich denk also man kann sicher sagen, dass 7 Tage nicht unbedingt nötig sind, man es eher als 6-, wenn nicht gar als 5-tägige Tour aufziehen kann.

Da ich hier die Karte nicht anhängen darf, man findet den blau eingezeichneten Golan-Trail hier in einer PDF: http://www.golan.org.il/2023/ Einfach auf den grünen “Map” Link klicken

Auch wenn das Gebiet sicherlich von dem Gefährdungslevel höher einzuschätzen ist als bei der vorherigen Tour, hatte ich nie ein ungutes Gefühl dabei. Es gibt jedoch ein paar Sachen zu beachten, auf die ich im Verlauf des Texts eingehen werde.
Im Vergleich zur Yam leYam Tour muss ich sagen, dass mir dieser Trail deutlich besser gefallen hat, dementsprechend wird es auch einiges mehr an Fotos geben, da ich richtig Lust hatte, die immer neuen Landschaftsansichten auch wirklich festzuhalten. Und diesmal auch dauerhaft den Kameraholster vor dem Bauch geschnallt hatte was der Motivation deutlich zuträglicher ist als der Gedanke “Oh Man, schon wieder den Rucksack ausziehen und Kamera rausholen” 😀

Fazit Yam leYam-Trail

Das war also die erste Tour in Israel und meine erste Mehrtagestour überhaupt. Um jetzt ein wenig vorzugreifen: Natürlich habe ich die zweite Tour auch noch gemacht 😉

Nach der ersten Tour habe ich arg an mir gezweifelt. Da war das Problem, dass ich nicht genug essen konnte, die Kraftlosigkeit und das Gefühl, ich muss die ganze Zeit auf den nächsten Schritt achten und kann die Landschaft um mich herum nicht genießen. Habe es jetzt noch mal beim Schreiben gemerkt, klingt nach viel Gemecker, stellt aber nur ehrlich dar, wie ich mich während des Trails gefühlt habe.

Zudem die Sorge, wenn ich bereits solche Probleme bei dieser Viertagestour habe, wie soll das dann erst bei 10 Tagen auf dem Kungsleden in Schweden werden? Dort gibt es ja auch keine Ausstiegsmöglichkeiten.

Das Hauptproblem dürfte aber tatsächlich das Essen gewesen sein. Als ich danach zusammengezählt habe, dass ich grob:
2x Kartoffelsnack á 48gr
150gr Müsli
220gr Couscous
1x Orange, 2x Tomaten
1/2 Sandwich
2x Heiße Schokolade und
nur 220gr Müsliriegel
in 4,5 Tagen gegessen habe, war mir auch klar, weshalb ich mich im Verlauf der Wanderung immer kraftloser fühlte und mich speziell zum Ende hin wirklich nur voranschleppte. Hätte ich das in einem Tag oder 1,5 Tagen gefuttert, dann wäre es wohl in Ordnung gewesen, aber so…

Auch die Landschaft hat mir, von den Obstplantagen und der Aussicht vom Har Meron abgesehen, eher weniger zugesagt. Man verbringt die meiste Zeit im Bachlauf, hat also wenig Fernsicht und muss immer auf den nächsten Schritt achten.
Aber nur soviel sei verraten, der zweite Trail war der absolute Hammer und keins der Probleme, dass ich auf dem Yam leYam-Trail hatte fand seinen Einzug in die zweite Tour.

Hier geht es die Tage dann weiter mit der Beschreibung vom Golan-Trail, dort habe ich auch deutlich mehr Fotos gemacht, für all die Leute die sich “oh mein Gott, wird das ein Roman?” gedacht haben. 😀

Montag 24.3 Ruine im Amud Stream -> Ginosar am See Genezareth ~18km


Der Zeltplatz hoch über dem Amud Stream


Jonas beschauliche Schlafstatt


Der Blick auf die kleine Ruine


Blick ins Tal


Da muss ich wieder runter.

Wie geplant brechen wir recht früh das Lager ab. Dann noch mal hoch zur Mikwe wo diesmal nur noch ein Mann im Wasser badet und sich von uns nicht sonderlich gestört fühlt. Zurück beim Rucksack macht sich Jonas sehr flott auf den Weg, da er deutlich fitter und erholter losmarschiert sehe ich ihn auch den gesamten Tag nicht mehr.

Ich arbeite mich langsam wieder ins Tal zurück. Laut Tagesbeschreibung soll es heute nur noch Bergab gehen, eine Hoffnung welcher ich mich trügerisch hingebe. Das zwar die Grundausrichtung bergab ist, dies aber nicht heißt, dass man heute nicht kraxeln müsste, wird mir schnell klar.

Die nächsten 5km schlängelt sich der Weg durchs enge Bachbett, mal läuft man auf dem felsigen Bachbett selber, meist aber geht es in kleinen verschlungenen Wegen an den Rändern auf und ab. Teils sind die Wege so steil, das metallene Griff- und Trittbretter in den Stein gehauen wurden.


Das Bachbett

Dieser Abschnitt kostet mich viel Kraft. Obwohl ich die Wanderstöcke nutze, knicke ich häufig schmerzhaft um. Erst knapp vor der zu überquerenden Straßen weitet sich der Weg in einen Feldweg aus und es lässt sich sehr angenehm laufen.


Endlich Feldwege!

Ich laufe seit gestern auf dem Weg, über den auch der Israel National Trail verläuft und so treffe ich heute die ersten (und einzigen) zwei INT-Läuferinnen. Diese haben bereits 4 oder 5 Wochen hinter sich und meinten, dass sie in unter einer Woche in Tel Dan, dem nördlichsten Punkt der Route ankommen und ihre Tour dort beenden wollen. Wie vielmals auf diesem Hike bin ich fasziniert von ihrer Ausrüstung. Wo hier im Forum Weitstreckenplanungen von Leichtrucksäcken, gekürzten Zahnbürsten etc. dominiert werden, laufen diese Mädels komplett in Baumwollklamotten, jede mit einem alten, bockschweren Rucksack auf den Schultern ohne Hüftgurt, der auch noch eine riesige aufblasbare Isomatte an der Seite befestigt hat. Der absolute Knüller sind aber die, bei allen israelischen Wanderern sehr beliebten, einfachen Sandalen, mit denen mal schnell 1400km ohne jegliches Sohlenprofil zurückgelegt wird… Respekt!

Nach diesen 5km erreiche ich endlich die Straße und nachdem ich den weiteren Weg trotz großer Baustelle finden kann, geht es auf der anderen Straßenseite weiter im Bachbett. Jetzt jedoch ist der Weg gänzlich anders, es ist recht flach und man läuft auf einem sehr schmalen Pfad, kaum 30cm breit, durch üppige Wiesen. Das dabei teilweise die Vegetation aus vielen Distel-ähnlichen Pflanzen besteht ist für mich nicht so schlimm, ich empfehle aber jedem eine lange Hose mitzunehmen. Auf diesem Weg kommt man sich vor wie im Urwald, viele überhängende Bäume, man hört allerlei Insekten und Vögel und ein bisschen Schatten gibt es auch.

Wer richtig mit den ganzen Stacheln zu kämpfen hat, sind die Schüler, die heute ihren Wandertag absolvieren. Bereits an der Straße hatte ich die 2 großen Reisebusse erkannt, welche die halbe Schule, alle zwischen ca. 11 – 17 Jahre alt dort ausgespuckt haben. Diese laufen nun durch das Tal und werden bei der nächsten Straßenquerung vom Bus wieder eingesammelt. Auch hier wieder viele Sandalen aber auch einige Modesünden, die wohl eher dazu dienen sollten, die Mitschüler zu bezirzen, als eine gemütliche Wanderung zu ermöglichen. Hotpants oder Leggins sind halt doch kein Erfolgsmodell bei Dornenbüschen. 😀

Leider ist es schwierig diese große Karawane von ca. 200 Schülern, die jeweils im dreißig-köpfigen Verband marschieren, effektiv zu überholen. Langsam aber sicher komme ich aber doch an ihnen vorbei, auch wenn es seine Zeit dauert. Da diese Kinder (wie scheinbar alle Israelis) irre gerne singen war es ganz lustig. So durfte ich mir von alten, zionistischen Pioniersliedern bis hin zur aktuellen Justin Bieber Single den recht schiefen Gesang von diesen Jugendlichen anhören. 😀

Die Mittagspause verschiebe ich, denn ich habe keine Lust, dass mich alle Schüler wieder überholen und das ganze Spiel von vorne beginnt. Der Weg wird in den letzten 2km unglaublich schlecht, jetzt läuft man nur noch im Flussbett und dementsprechend knicke ich oft um. Besonders beim letzten Umknicker stehe ich fluchend im Bachlauf und wünsche mir nur, dass ich bald ankomme. Zum Glück tut der Fuß beim Laufen nicht zu sehr weh, erst später im Bus merke ich wie steif er wird und wie ich die nächsten Tage umeinander humpele.

Als ich die nächste Straße erreiche, habe ich die Tour fast geschafft, nur noch 4-5km trennen mich vom Ziel. Am Parkplatz treffe ich auf ein Pärchen, welches eine Tagestour geplant hat und mir bereitwillig ein Liter Wasser schenkt, einwandfrei!
Der letzte Talabschnitt verläuft deutlich offener, und über schöne Feldwege, ich habe also deutlich mehr Zeit für die Umgebung. Und plötzlich habe ich ein Déjà-vu vom Beginn der Reise. Denn nun laufe ich wieder durch Bananen- und Orangenplantagen.


Obst und noch mehr Obst

Hier kommt dann auch die Abbiegung, welche in meiner Internetquelle beschrieben wurde. Der INT biegt nämlich nun nach rechts, gen Süden nach Migdal ab, während der schwarze Trail, der bisher parallel lief, nun weiter nach Osten läuft und am Ufer des See Genezareth endet. Ich folge also dem schwarzen Trail und merke wie der Körper sämtliche Reserven nochmal aufwendet, jetzt wo das Ziel so nah vor Augen ist.


Hier biegt der schwarze Trail nach links ab, der INT geht nach rechts. Empfehlung: INT folgen!


Blick auf die Klippen von Berg Abel. Da habe ich letztes Jahr eine Tagestour gemacht, eine tolle Wanderung!

Ich warte dauernd auf einen Blick auf den See, leider bleibt mir dieser verwehrt. Generell kann ich die Empfehlung, den schwarzen Markern weiter zu folgen nicht teilen. Den ganz am Ende schlägt sich der schwarze Trail ins Unterholz und wo ich jetzt hoffe, endlich auf einen tollen Strand zu treffen, wo ich mich in die Fluten schmeißen kann, stehe ich plötzlich in einem sehr zugewucherten Schilfhain, und direkt an der Wasserkante treibt allerlei Müll im Wasser, welches sich irgendwann im Schilf verfangen hat. Also kämpfe ich mich leicht unorthodox in südliche Richtung weiter, bis ich um 15:00 Uhr das Kibbutz Ginosar erreiche, welches direkt am Ufer des See Genezareth liegt.

Hier gönne ich mir im Supermarkt einen Eistee und ein Eis, welches ich fälschlicherweise für ein Calipo hielt. Überraschend stellte sich heraus, dass im Eis plötzlich Gummibärchen eingeschlossen waren *brrr*, eine wirklich seltsame Eissorte.


Ein Eis (wenn auch seltsam) und einen Eistee. Mehr braucht man nicht zum Glücklichsein.

Eine Frau im Supermarkt hat mir erzählt, dass ich auch problemlos an einem der Strände im Ort baden gehen könnte und auch wenn die Badestelle nicht wirklich attraktiv ist, nutze ich die Gelegenheit, mich ins kühle Nass zu werfen.


Die Badestelle in Ginosar

Doch zuvor wird wieder die Flasche mit dem Meerwasser aus dem Mittelmeer hervorgekramt, um diese Tradition zu einem würdigen Abschluss zu bringen.


Vermischen


Und in den See schütten.

Nach dem Schwimmen wieder ein wunderbares Beispiel der israelischen Hilfsbereitschaft: Ich hatte die Frau im Supermarkt gefragt wo und wann hier im Ort ein Bus nach Katzrin abfährt. Das Wo konnte sie mir beantworten, dass Wann leider nicht. Grade als ich aus dem Wasser steige, kommt besagte Frau zum Strand und drückt mir einen Zettel in die Hand. Sie ist tatsächlich nach Hause gegangen und hat den Busfahrplan ausgedruckt. Ich bin absolut begeistert.

Leider wird es mit Katzrin nichts, denn das Hostel, welches ich mir dort ausgesucht habe ist leider voll. Da aber mein Fuß aufmuckt und ich mich sehr kraftlos fühle, entscheide ich mich schnell nach Tel Aviv zurückzufahren um dort ein paar Erholungstage am Strand zu haben. Ob ich die zweite Tour mache oder nicht, kann ich ja dort immer noch entscheiden.
Also ein letztes mal den Rucksack geschultert, zur Bushaltestelle gelaufen und dort einen Bus nach Tiberias (der einzigen Großstadt am See Genezareth) und von dort einen Bus nach Tel Aviv zu nehmen.

Nahezu lachhaft erscheint es mir, dass in dem Moment als ich am Busbahnhof in Tiberias stehe, mein Appetit zurückkehrt und ich dort einen riesigen Hotdog verspeise. Um ca. 21 Uhr Abends bin ich damit wieder im Hostel in Strandnähe und während ich es kaum in den ersten Stock zu meinem Bett im Schlafsaal schaffe, freue ich mich riesig auf die Entspannung am Strand die nächsten Tage.

Sonntag 23.3. Lower Meron Campsite -> Ruine im Amud Stream ~18km

Um 6 bin ich wieder bei Tagesanbruch wach. Allerdings merke ich jetzt noch viel stärker als in den ersten Tagen die langsam einsetzende Entkräftung.


Der Zeltplatz mit Har Meron im Hintergrund

Bis 7.30 Uhr packe ich langsam zusammen und dann reichen selbst die 50 Stufen der Treppe um wieder zum Wasserhahn zu kommen aus, dass mir schwummrig wird. Nichtsdestotrotz gibt es ein wenig Müsli, der Wasservorrat wird wieder komplett aufgefüllt (was es heute gar nicht gebraucht hätte, da hätten auch 2L gereicht) und los gehts.
Der Tag fängt gleich mit der Besteigung des Har Meron (Berg Meron) an, zu dessen Fuße ich gecamped hatte. Mit 1.208m Höhen ist er der höchste Berg Israels innerhalb der 48er Grenzen, nur noch geschlagen durch den Har Hermon in den Golanhöhen.
Jedoch gehen die 300Hm zum Gipfel auf diesem schönen Pfad doch recht schnell und nach einer Dreiviertelstunde stehe ich an einem Aussichtspunkt. Da der Gipfel von einer Militäreinrichtung in Beschlag genommen wird, läuft man knapp unterhalb des Gipfels entlang.
Die tolle Aussicht auf den Libanon im Norden, Syrien im Nordosten, die Golanhöhen im Osten und dem Zielpunkt, dem See Genezareth im Südosten ist wirklich Atemberaubend. Auch Berg Hermon mit winziger Schneekappe ist in der Ferne zu sehen.


Der Aussichtspunkt


Alles Abwerfen und Fotos machen.


Berg Hermon in weiter Ferne mit Schneekappe.


Komplettes Panorama von Norden nach Osten.


Am höchsten Punkt der Tour


In weiter Ferne ist schon der See Genezareth zu sehen (Mitte-Rechts im Bildausschnitt)

Links im Bild der Har Meron, ganz rechts auf der Hügelkette ist die Stadt Safed, kurz unterhalb der Stadt schlage ich heute das Nachtlager auf. Wenn das Bild noch weiter nach rechts gehen würde, sähe man den See Genezareth im Osten.
Von jetzt an geht es, grob gesprochen, immer Bergab in Richtung See Genezareth. Der Feldweg vom Gipfel runter ermöglicht für die nächsten 4km ein sehr entspanntes Wandern. Zum ersten Mal auf diesem Trip ziehe ich die Ohrstöpsel aus der Tasche und laufe unter großen Gekicher zu Marc-Uwe Klings “Das Känguru-Manifest” (Absolute Lese-/Hörempfehlung!) den Weg entlang. Nur die letzten 2km sind sehr steil und über grobe, große Steine. Dies erfordert einiges an Konzentration und lässt mich ein erneutes Loblied auf meine mitgenommenen Wanderstöcke singen, wobei sie erst am darauffolgenden Tag ihre absolute Notwendigkeit beweisen sollten.

Der Weg endet am Fuße des Dorfs Meron und hier gibt es die Möglichkeit Wasser aufzufüllen. Leider scheinen die Wasserleitungen komplett überirdisch zu verlaufen, selbst nach einiger Zeit kommt das Wasser immer noch mit 40-50° aus der Leitung, ich war also gar nicht so traurig, in der Früh zu viel eingepackt zu haben. Toiletten gibt es dort auch, und die Möglichkeit ein Zelt aufzuschlagen, jedoch waren die Toiletten als ich dort war verschlossen. Keine Ahnung ob das ein dauerhafter Zustand ist oder nur dem Faktor, dass es nicht Hauptsaison war, geschuldet ist.

Die Hoffnung auf ein kühles Getränk motiviert mich dazu, mich an die Straße zu stellen und zu schauen ob mich jemand mit dem Auto ins 2km entfernte Dorf mitnimmt. Dies braucht unerwartet viel Zeit, beim Hitchhiken in den Golanhöhen hatte ich deutlich schneller Erfolg. Aber wie mir schließlich die Person erzählt, welche mich mitnahm gab es in den letzten Jahren einige Gewaltverbrechen beim Trampen und da die Galiläa-Provinz deutlich besser mit den Öffis vernetzt ist als die Golanhöhen scheint wohl weniger Bereitschaft vorhanden zu sein, einen Tramper mitzunehmen. Oben im Dorf gibt es beim Kiosk am Ortseingang ne Flasche Eistee und 2 Packungen Bonbons, nachdem ich mit Enttäuschung feststellen muss, dass sämtliches Eis in der Kühltruhe nicht gefroren ist. Verdammt, ich hatte mich schon extrem auf ein Magnum gefreut!

Nachdem ich mir dann für den Weg zurück zur Wasserstelle ein Auto organisiert habe, biege ich unten in den Nahal Meron ein, der im weiteren Verlauf des Tages in den Nahal Amud aufgeht. Viel hoch und runter samt Flussbettsteinen begleitet mich von nun an. Wieder muss die höchste Konzentration auf den Weg vor einen gerichtet werden und so bleibt leider wenig Möglichkeiten sich mit der Natur um einen herum zu beschäftigen. Im Nachhinein merke ich auch, dass sich dies im fast vollständigen Ausbleiben von Fotos äußert, da ich keine Lust hatte den Rucksack abzusetzen. Ich hoffe ihr verzeiht mir diese doch recht “textlastigen” Teile, ich verspreche das es spätestens bei der 2. Tour mehr als genug Fotos gibt, da habe ich geknipst wie ein Wahnsinniger. 🙂

Nach 2 Stunden komme ich bei den Sechvi Pools an, samt vielen Tagestourlern, die dort die Füße ins Wasser gehängt haben und entspannen. Hier werde ich recht schnell von einem der Ranger angesprochen, einem absoluten Original mit dem Namen “Lazer”. Ich schätze den Mann auf Ende 60, Anfang 70 mit langen weißen Haaren, einem selbstgebastelten “Patronengurt” aus PET-Flaschendeckeln, die er nutzt um zahlreich weggeworfene PET-Flaschen zurück zu den Mülleimern zu transportieren. Recht streng erklärt er mir, dass es jetzt um 15:00 Uhr für mich zu spät wäre um weiterzulaufen, das Gebiet ist ein Naturschutzgebiet, in dem sich nachts niemand aufhalten darf. Da ich aber so ungefähr weiß wo ich heute Abend campen will, zeigt er mir auf meiner GPS-Karte auf dem Handy samt Gefluche (“I am to old for this technology” 😀 ) wo ich hin muss.

Laut seiner Aussage kommt nach 45min auf der linken Bachbettseite ein blauer Wegweiser, welcher mich den Hang hinauf zu einer Campmöglichkeit bringen wird. Dieser Campingplatz liegt auf der selben Hügelkette wie die Stadt Safed (oder Hebräisch Tzefat). Leider habe ich mir diese Stadt nicht mehr angeschaut, man könnte aber sicher auch dort seine Übernachtung planen und könnte damit eine Stadt besichtigen, welche zwischen einem großen Künstlerviertel und jüdischer Gelehrsamkeit viele Widersprüche vereint. Safed war im 16. Jahrhundert DAS Zentrum für Kabbalismus.

Den Wegweiser für die Abbiegung erreiche ich bereits um 15:30 Uhr und mache erstmal eine kurze Pause, bevor der Hang in Angriff genommen wird. Dieser Weg ist richtig steil und ich ziehe mich mehr an den Stöcken hoch, als das ich den Hang erwandere 😉 . Zum Glück ist es nun einigermaßen bewölkt, ich mache trotzdem alle 10 Höhenmeter eine kurze Pause. Nach 30min erreiche ich eine kleine Ruine mit einer flachen Wiese davor. Laut den Informationen aus dem Internet soll ich hier mein Camp aufschlagen.

Weiter oben sollte es noch eine Wassermöglichkeit geben, mit Rucksack da noch weiter hin zu kraxeln hatte ich aber keine Lust. Also erstmal Zelt aufbauen und dann ohne Rucksack den Weg zum Wasser erklommen. Dieser dauert keine 5min, ich hätte also doch eher oben das Zelt aufbauen sollen. Die Wasserstelle hingegen stellte sich als eine Mikwe (ein rituelles Tauchbad für Juden) heraus, in der grad zahlreiche männliche Orthodoxe sich wuschen und beteten. Wasser kann man jedoch beim Ausfluss direkt am Tauchbad auffüllen, da ich aber noch genug für die Nacht hatte, beschloss ich das erst am Morgen zu machen um die Betenden nicht zu stören.

Als ich grade meinen Campingkocher angefeuert habe, um mir in der herannahenden Dunkelheit das Abendessen zuzubereiten, kommt noch eine einsame Gestalt aus der Dunkelheit den Weg entlanggelaufen. Wir reden kurz auf Englisch miteinander und er fragt ob es mich stören würde, wenn er neben meinem Zelt auf einer Isomatte schlafen würde. Tut es gar nicht, ich freue mich über ein wenig Gesellschaft, nachdem ich die letzten 48h nahezu allein verbracht habe. So setzt er sich mit seinem Abendessen zu mir an den Gaskocher und wir reden noch ein wenig. Lustigerweise stellen wir beide erst nach 10min Gespräch fest, dass wir beide Deutsche sind und das Gespräch von Englisch nach Deutsch verlagern. So sitze ich noch ein Stündchen mit Jonas quatschend auf einer kleinen Mauer.

Hier fällt mir jedoch erneut auf, dass mein Essensverhalten dieser Wanderung nicht förderlich sein kann. Während ich mit Mühe und Not einen 48gr “Pfanni Kartoffelsnack” runterbringe, haut sich Jonas gleich die 250gr Couscous in den Kocher.
Schon frühzeitig gehen wir ins Zelt, nachdem wir noch ein wenig einer Gruppe Schakale zugehört haben, die mit schaurig-schönen Rufen durch die Schlucht heulen. Jonas hat im Flussbett noch Bekanntschaft mit einem Wildschwein gemacht, so hoffen wir, dass diese sich heute Nacht nicht auf den Weg hier oben verirren. Frühzeitig schlafen wollen wir auch, da mich 2 vorbeiwandernde Israelis aufgeklärt haben, dass diese Ruine formal noch zum Naturschutzgebiet gehört, wir hier also vermutlich nicht campen dürften, sondern erst oben bei der Mikwe. So ist der Plan recht früh aufzustehen und das Zelt abzubauen um jeglichen Ärger mit den Rangern aus dem Weg zu gehen.

Samstag 22.3. Abirim -> Lower Meron Campsite ~20km

Als ich in der Früh aufstehe, ist das israelische Pärchen schon weg. Ich bereite mich langsam vor, und komme erst gegen 9 Uhr los. Davor habe ich mir grade noch so ein halbes Berghaferl Müsli rein würgen können, mehr ging leider nicht.


Blick ins Tal bevor es an den Abstieg geht. Blick in Richtung Osten.


Der Berg in der Bildmitte dürfte Har Meron sein, an dessen Fuße ich heute das Lager aufschlagen will.

Ich muss heute östlich von Abirim mich wieder runter in den Bachlauf begeben. Dass funktioniert ganz gut, nachdem ich erst die richtige Abzweigung gefunden habe, davor irre ich ein wenig planlos über ein Feld.


Heute folge ich fast ausschließlich dem grünen Wegweiser.

Schön ist jetzt der Abstieg, relativ flach geht es auf Feldwegen mit Allee-Feeling entlang. Vom Aussehen der Umwelt her könnte es auch Griechenland sein und nicht Israel. Viele Blumen und schattenspendende Bäume. Heute habe ich gleich von Anfang an meine Stöcke vom Rucksack geholt, der selbe Fehler wie gestern soll mir nicht erneut passieren.


Griechenland-Feeling


Alles blüht.

Unten im Bachbett geht es viel hoch und runter, immer mal wieder wird die Seite gewechselt, was dank Niedrigwasser und Steinen auch ohne Schuhe ausziehen funktioniert, trotzdem komme ich nur sehr langsam voran. Ich merke wie es mir schwer fällt die Umgebung richtig in sich aufzunehmen, wenn man dauernd den Blick auf den Untergrund fixieren muss um nicht umzuknicken. Das Rinnsal, das gestern wenigstens noch attraktiv genug aussah um die Kopfbedeckung mal nass zu machen, hat sich heute in eine eklige Brühe verwandelt, der man keinesfalls zu Nah kommen will.


Brühe samt Kühe

Heute finde ich aber endlich eine Gelegenheit für eine Mittagspause im Schatten, schaue dabei ein paar Kühen beim grasen zu und lese ein spannendes Buch. Sehr erholsam bis auf die Tatsache, dass ich wieder nur einen halben Müsliriegel runterbringe.


Mittagspause im Schatten


Leicht entkräftet aber zufrieden.

So verwundert es auch nicht weiter, dass ich mich nach der Mittagspause sehr kraftlos fühle und mich weiterschleppen muss. Jetzt geht es verstärkt über Geröll, was mir höchste Konzentration abverlangt. Übermächtig hängt über mir die Wegbeschreibung für heute, welche besagt dass ganz am Ende ein steiler Aufstieg aus der Schlucht stattfindet. Dabei muss ich natürlich an den kräfteraubenden Aufstieg von gestern denken.

Bevor ich jedoch zum endgültigen Aufstieg komme, treffe ich noch 3 Israelis samt britischen Besuch, mit denen ich mich nett unterhalte. Sie sind es auch, die mich beim Aufstieg einholen und dankenswerterweise die letzten 150Hm mit mir zurücklegen. Wenn man jemand zum Reden hat, kann man sich viel besser motivieren und denkt doch weniger über die Beschwerlichkeiten nach.
Oben am Hang angekommen ist auch gleich der Parkplatz wo ihr Auto stand und der Campingplatz ist. Bei Bedarf gibt es in einem der Gebäude neben der Straße scheinbar sogar ein Hostel/Hotel, dies kann ich aber nicht verifizieren, ich war mit dem Zeltaufbau beschäftigt! 😉


Endlich Oben!

Wieder lerne ich die israelische Gastfreundschaft kennen als sie einen Campingkocher aus dem Kofferraum zaubern und es Tee gibt. Auch werde ich bombardiert mit allem Essen, welches sie im Laufe ihrer Tagestour nicht verzehrt haben. Ein Sandwich finde ich eine nette Geste, aber als ich danach der Frau ausreden muss, mir 9 Orangen zu schenken, weil ich sie einfach nicht tragen kann am nächsten Tag, finde ich das sehr witzig. Schließlich ist sie einverstanden, mir “nur” eine zu überlassen 😉

An diesem Campingplatz gibt es keine sanitären Einrichtungen, dafür ist er gratis, es gibt sogar einen Wasserhahn und ich bin ganz allein auf dem ganzen Campingplatz. Schnell wird das Zelt aufgestellt und schon wird es dunkel. Mein Abendessen besteht aus einem halben Sandwich, einem “Pfanni Kartoffelsnack” und der besten Orange meines Lebens. Viel ist es nicht aber immerhin mehr als gestern. Da ein wunderschöner Sternenhimmel lockt, versuche ich Nachtaufnahmen mit Zelt zu fotografieren.


Nachtaufnahme, auch ohne Fuchs.

Als es plötzlich raschelt und ich die Stirnlampe einschalte, sehe ich sofort einen Fuchs in Nähe des Zeltes stehen, den ich nun Dank Wikipedia als einen Rüppellfuchs charakterisieren konnte (http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BC…reitungsgebiet). Wie häufig in Campingplatznähe ist dieser Fuchs nicht im geringsten von meiner Anwesenheit beeindruckt. Während ich an einer Vorzeltseite grade was im Innenzelt verstaue, traut sich der Fuchs frecherweise, einfach mal am Rucksack zu kratzen, der auf der anderen Vorzeltseite steht. Kaum laufe ich ums Zelt um ihn zu verjagen, nimmt er sich den Eingang vor, vor dem ich gerade noch kniete. Frecher Kerl! und das bedeutet für mich heute Nacht alles mit ins Innenzelt zu nehmen, nicht dass er doch noch einen Schuh oder ähnliches klaut.

Heute schlafe ich gar schon um 20.00 Uhr, der Tag hat mich dann doch richtig geschafft.

Freitag 21.3. Gesher Achziv -> Abirim, ~23km

Aufgewacht bin ich am Strand bereits um 6.30 Uhr. Fühle mich fit, packe schön den Schlafsack zusammen im Zelt, summe ein wenig vor mich hin, trällere ein Liedchen, denn schließlich bin ich ja allein am riesen Strand. – Denkste! Mein Fehler bemerke ich erst, als ich um 7 aus dem Zelt krieche und 7-8 ältere Herren in der Nähe des Zeltes stehen und angeln… Fettnäpfchenalarm 😀


Die Landzunge am Horizont markiert die Grenze an den Libanon, dort ist auch die Militäreinrichtung aufgebaut, von wo die Jeeps ankamen um mal ein Auge auf mich zu werfen 😉

Eine Tradition, welche beim Yam leYam besteht ist, dass man in einem kleinen Fläschchen Meerwasser zum See Genezareth transportiert, dort mit Seewasser vermischt und vergießt. Die UL-Trekker im Forum weinen wahrscheinlich grade, nichtsdestotrotz habe ich ein paar Milliliter des Meerwassers mit auf die Tour genommen 😉


Der Schrecken eines jeden UL-Anhängers!

Ziemlich langsamer Start, so bin ich erst um 8.30 Uhr bereit zum Abmarsch. Direkt auf der anderen Straßenseite geht es los in östlicher Richtung und die ersten 5km werden damit verbracht auf Staubstraßen durch Bananen-, Avocado- und Orangenplantagen zu laufen. Es duftet wunderschön, leider waren noch keine Früchte reif 😉

Nach dem Marsch durch die Plantagen geht es 2km die Landstraße entlang. Hier habe ich ein ziemlich ärgerliches Erlebnis mit einem Autofahrer. Ich laufe dem Verkehr entgegen, habe aber im Laufe meiner Trails mitgekriegt, dass das in Israel ganz unüblich ist. Ein Fahrer, der im großen Geländewagen von hinter mir auf mich zufährt hat sich scheinbar in den Kopf gesetzt, er müsste mich erschrecken, fährt auf die Gegenfahrbahn ein, und wirklich richtig knapp (ca. 50cm) an mir vorbei, wobei er meint, auch noch Hupen zu müssen als er ganz nah hinter mir ist. Die Motivation dafür entzieht sich mir natürlich völlig, ich verbringe aber doch ne Minute oder Zwei damit, mir die Seele aus dem Leib zu schimpfen, schon allein wegen dem Schrecken.


Tolle Blumenfelder am Wegesrand

Nach diesem kurzen Stück auf der Straße biegt man nun in das Bachbett “Nahal Achziv” ein. (Nahal heißt einfach “Fluss”). Darin werden die restlichen 10km des Tages absolviert, während es (wie für den Rest der Tour auch) grob in östliche Richtung geht.


Der Beginn des mächtigen und tosenden Achziv-Flusses 😉


Der Feldweg mit Blick auf die noch etwas entfernte Festungsruine von Montfort, eine Kreuzritterburg.


Detailansicht Montfort

Heute sind es recht befestigte Wege und ich komme schnell mit einem jungen israelischen Ingenieurspärchen ins Gespräch, welche in die gleiche Richtung laufen. Geredet wird über alles, inklusive ein Geschimpfe auf ihre Regierung und sie scheinen äußerst interessiert an der Sicht eines nicht-Israelis auf den Nahostkonflikt. Sehr nettes Gespräch, ich merke jedoch erst als sie abbiegen um einen anderen Weg zu laufen, dass sie viel schneller gegangen sind (da sie auch nur einen leichten Tagesrucksack dabei hatten) als es für mich sinnvoll gewesen wäre. Ich fühle mich jetzt wirklich erledigt.


Überall blüht es in den schönsten Farben.


Der weitere Verlauf im “Achziv-Tal”

Jetzt kommen wir aber auch schon zum Problem des Tages: Es ist Freitag, mit Sonnenuntergang fängt Shabbat in Israel an und da ist wirklich alles geschlossen. Am Donnerstag hatte ich mir vor der Zugfahrt noch knappe 4L Wasser im Hostel aufgefüllt, aber die sind natürlich mit dem Kochen am Strand und dem Trinken tagsüber fast komplett aufgebraucht. Wasser im Tal auffüllen ginge nur, sofern man Wasser aus der Quelle holen würde (im Rest des Bachbetts gibt es nur ein dünnes Rinnsal, wenn überhaupt). Für die Quelle bräuchte man aber ein Mittel zur Wasserklärung, ob Chemisch oder via Wasserfilter. Da ich aber weder das eine, noch das andere habe, steht fest das ich heute das Tal verlassen muss, und in einer der kleinen Ortschaften, welche auf den Hügeln gebaut wurden mein Wasser auffüllen muss.

Ich merke für mich selber, wie ich nervös werde, dass es nicht klappen könnte und ich dann beispielsweise auf meine Mittagspause verzichte. Ich bin seit 8.30 Uhr unterwegs, nun ist 14.30 Uhr und außer mal so 2-3x für 5min am Wegesrand anhalten habe ich keine Pause gemacht. Richtig schlimm ist nun der Aufstieg aus dem Tal. Es sind ca. 250Hm schätze ich, aber der Weg ist richtig steil, hohe Steinstufen, wo man alle Kraft braucht um sich hochzudrücken. In meinem Wahn mich zu beeilen hole ich auch nicht meine Trekkingstöcke aus dem Rucksack, wo sie den ganzen Tag vor sich hin vegetieren. Inzwischen stolpere ich kraftlos vor mich hin, muss fast alle 20m eine Pause machen. Innerlich verfluche ich den Trail, wenn es mir am ersten Tag Nachmittags schon so dreckig geht, wie wird das erst die nächsten Tage?

Oben am Berg laufe ich noch knapp 1km eine Teerstraße lang und stehe dann vor der Ortschaft “Abirim”. Mein Herz sinkt, als ich merke, dass das große Tor am Ortseingang verschlossen ist, aber zum Glück gibt es einen kleinen Durchgang für Passanten am Rand. Inzwischen habe ich auch schon länger nichts mehr getrunken, da ich meinen halben Liter Notreserve nicht antasten will und so halte ich wirklich das erste Auto an, dass mir im Ort entgegen kommt und frage ihn ob es einen Supermarkt gibt. “Ne, der ist in der nächsten Ortschaft, 10km von hier” – Mein Herz sinkt weiter. Aber als ich meine ich brauche nur Wasser, deutet er auf die vielen Rohre die durch den Ort führen und meint, hier könnte man sich gratis Trinkwasser abzapfen. Zudem gebe es die Straße runter einen Campingplatz der von einem Ehepaar geführt wird, zu diesem Campingplatz “Makom Balev” schleppe ich mich nun.

Die Frau des Hauses diskutiert nicht lang, sondern bietet mir gleich nen Platz am Küchentisch an und stellt ne Wasserflasche vor mich hin. Scheinbar sehe ich doch fertiger aus als ich dachte. 😀 Dabei finde ich dann auch raus, dass die meisten Siedlungen im Galiläa entweder unreligiös oder sogar druzisch oder arabisch sind, ich mir also wegen Shabbat und Wasser deutlich weniger Sorgen hätte machen müssen.

Ursprünglich hatte ich vor, nur Wasser aufzufüllen und dann noch weiter zu gehen, aber der Blick aufs GPS zeigt, dass ich für heute auch schon 23km hinter mir habe und es halb 4 ist, wobei es um 6 schon richtig dunkel ist. Dann soll eine Übernachtung hier auch nur 10€ kosten, inkl. Duschen, WC und Mitbenutzung der Küche. Dieser Ausblick auf ein wenig Luxus lässt mich sofort zusagen und ich habe die Entscheidung nicht bereut. Eine tolle Anlage mit vielen Pferden, Ziegen und allerlei zutraulichen Hunden, zudem hinter der Scheune ein Waldstückchen, mit 15 gerodeten Plätzen, um sein Zelt aufzubauen.


Ein richtiger “Urwald” mit Freiflächen fürs Zelt.

Nach dem das Zelt steht, kommt noch ein israelisches Pärchen, welches auch die Nacht dort bleibt. Wir kochen gemeinsam Abendessen und unterhalten uns sehr angeregt noch ein Stündchen.

Jedoch merke ich hier schon das etwas nicht stimmt: Von meinen 150gr Couscous, welche ich mir am Abend zubereitet habe, bringe ich mit Mühe und Not die Hälfte runter, den Rest muss ich wegschmeißen. Sobald ich anfange zu Essen wird mir extrem schlecht. Dies hielt bereits den ganzen Tag schon an, und so habe ich insgesamt über den Tag verteilt auch nur 1,5 Müsliriegel runter gewürgt. Noch schiebe ich es einfach auf die Erschöpfung vom Laufen, dass die Müdigkeit und Kraftlosigkeit mein Hungergefühl überdeckt.

Nachdem ich hier beim Lesen von Reiseberichten mich immer gefragt habe “Wie schaffen die das schon um 23 Uhr zu schlafen, das wird mir nie passieren, ich bin ja so richtig nachtaktiv und Langschläfer” passiert mir genau das selbe. Nach der Dusche schlafe ich um 22 Uhr schon wie ein Stein, Erschöpfung sei Dank.

20. März: Yam Le Yam, die erste (Tor-)tour!

Was ist eigentlich geplant?

Nach dem Vorgeplänkel sollte ich jetzt mal erzählen, was ich überhaupt vor habe in Israel. Ich kannte vor einiger Zeit in Israel nur den Israel National Trail (INT), einen 1400km-Weitwanderweg der am südlichsten Punkt Israels bei Eilat anfängt und sich dann bis in den Nordgaliläa zieht.

Mir war recht früh klar, dass ich den nicht gehen würde. Für die ganze Strecke war auf keinen Fall Zeit, den südlichen Teil durch die Wüste Negev wollte ich an sich nicht machen (auch wegen der Wasser Problematik) und nur ein bisschen im Norden machen war mir irgendwie zu unbefriedigend.

Ansonsten kannte ich nur einige Tagestouren, welche ich letztes Jahr schon gemacht hatte. Dies waren Nationalparks in den Golanhöhen, genauer gesagt der Yehudia-, Banyas- und Hula-Nationalpark.

Bei der Recherche stieß ich aber auf 2 weitere Strecken, die keinesfalls so imposant sind wie der INT aber trotzdem mehrere Tage wandern in Nordisrael ermöglichen: Der Yam leYam und der Golan Trail.

Hier möchte ich zuerst den Yam leYam vorstellen. Wortwörtlich bedeutet dies einfach “Meer zu Meer” und reiht sich damit in einige Länder ein, welche einen “Coast 2 Coast”-Trail anbieten. Hier beginnt es am ersten Meer, ergo dem Mittelmeer. Der Clou liegt aber im Endpunkt des Trails: Hier wurde nämlich der See Genezareth kurzerhand zum “Meer” umgedeutet und schon hat man einen “Sea 2 Sea”-Trail draus gemacht. 😉

Wanderstrecke sind ca. 75-80km, und können laut manchen Informationsquellen im Internet in drei Tagen abgearbeitet werden. Ich habe insgesamt 4 gebraucht und hätte es keinesfalls schneller schaffen können, gab aber auch einige Angaben für ein 5-Stop-Strategie. Dieser Trail ist recht beliebt und in Israel auch einigermaßen bekannt. Wird sehr gerne von Jugendgruppen gegangen, ob das Pfadfinder sind oder Yeshiva-Studenten (Studenten aus Religionsschulen), in deren Ferienzeiten dürften einem da Einige begegnen.

Als ich da war, war das überhaupt kein Problem, ich habe in den 4 Tagen nicht eine Person getroffen, die auch den Yam leYam machte, sondern eher Tagestouren. Die letzten 2 Etappen des Yam leYam laufen auf der Strecke des INT und selbst da habe ich nur 2 Mädels getroffen, welche in der letzten Woche ihrer Megatour waren. Also von Überlaufen kann keine Rede sein.

Ich verrate jetzt schon, dass die zweite Tour, der Golan-Trail mir deutlich besser gefallen hat, aber der Chronologie folgend, will ich doch zuerst von meinen Erlebnissen auf dem Yam leYam berichten.

20.3. Abends: Tel Aviv -> Gesher Achziv Beach

Abends geht es mit dem Sherut (Sammeltaxi) wieder zum Bahnhof und von dort mit dem Zug nach Nahariya, die letzte größere Stadt an der Mittelmeerküste vor der libanesischen Grenze.

Alles wunderbar geplant, leider erwirtschaftet der Zug auf der 1,5 stündigen Reise eine 1,5 stündige Verspätung (absolut untypisch, alle anderen Zugfahrten funktionierten wie ein Uhrwerk) und ich komme erst nach Anbruch der Dunkelheit in Nahariya an. Von dort geht es noch 15 Minuten weiter mit dem Bus nach Gesher Achziv Beach, nördlich von Nahariya gelegen. Durch irgendwelche pubertierenden Teenager, die bei jeder Haltestelle die Stop-Taste drücken schaffe ich es auch nicht rechtzeitig mich beim Busfahrer bemerkbar zu machen, muss also eine Station später aussteigen und ca. 1,5 km zurücklaufen.

In Gesher Achziv Beach gibt es einen großen Campingplatz, ich hatte jedoch schon gelesen, dass dieser erst am 1.4. aufmacht, hatte trotzdem die Daumen gedrückt und hoffte auf das Beste. Dies wurde mir jedoch nicht erfüllt, der Campingplatz war dunkel, zudem mit hohen Mauern umschlossen und sah mehr als zu aus. Daneben stand aber auf der Anhöhe ein Haus, welches mit ordentlich Flutlicht ausgeleuchtet war und ich beschloss dort mal zu klingeln und zu fragen wie es mit Camping aussieht. So weit kam es jedoch gar nicht, denn als ich den Feldweg der Zufahrtsstraße betrat, kam ich etwa 5m weit, bevor ein Taschenlampenstrahl mich im Gesicht blendete und ich auf Hebräisch angemeckert wurde. Auch meine Beteuerungen, kein Wort zu verstehen wurden mit einer weiteren streng gerufenen Tirade auf Hebräisch erwidert. Schließlich blieb mir nur übrig ein “Camping ken o Camping Lo?” (Camping Ja oder Camping Nein?) dem Typen entgegen zu rufen, gesehen hatte ich ihn ja immer noch nicht, dafür sorgten die 4000 Lumen welche mir grade die Netzhaut wegbrannten. Ein unwirsches “LO!” besiegelte dann die Sache und ich beschloss den letzten Ausweg zu nehmen: Das Zelt einfach auf dem Strand aufzustellen.

Müde machte ich mich daran, um 20 Uhr mein MSR Hubba Hubba ohne Innenzelt (ganz blöde Idee bei all dem Sand und Wind!) auf einer flachen Stelle am Strand zu positionieren. Das mir der garstige Kerl von der Anhöhe mit der Taschenlampe hinterher leuchtete, trug nicht wirklich zu meiner Beruhigung bei.

Doch nachdem die Isomatte aufgepumpt war und der Schlafsack ausgerollt war, kam ich endlich dazu den neuen Gaskocher zu testen und so gab es lecker Couscous und danach eine heiße Schokolade. Hätte ich gewusst was mich die nächsten Tage erwartet, ich hätte wohl stundenlang nur noch gegessen doch dazu später…

Wie gesagt befindet sich Gesher Achziv in nächster Nähe zur libanesischen Grenze (unter 5km) und genau am Grenzzipfel steht eine riesige militärische Einrichtung. Auch der unfreundliche Herr auf der gut beleuchteten Anhöhe schien ein militärischer Außenposten zu sein. So wunderte es mich dann gar nicht, dass alle 20min auf der Straße, welche am Strand entlangführte ein Militärjeep anhielt, das Fernlicht anschaltete und schaute, was dieser verdächtige Mensch am Strand dort mit einem Zelt vorhatte. Die ersten Male habe ich noch recht freundlich gewunken, mich dann aber irgendwann ins Zelt verzogen, als es kühl wurde. Ich sollte jedoch in der Nacht noch einige Male vom Fernlicht wach werden, ich hatte wohl mein eigenes Beobachtungsteam auf mich gezogen.

Dies alles spielte zusammen, dass ich mich am ersten Abend nicht wirklich wohl fühlte. Am Menschenleeren Strand, unter Militärbeobachtung, das kann ja was werden. Mal schauen was die nächsten Tage so bringen…

Ankunft in Israel

[Vorwarnung: Am Anfang gibt es noch mehr Text und wenig Bilder, ich entschuldige mich dafür schon mal im Voraus]

19-20. März. Tel Aviv – oder auch: Das Brennstoff-Debakel

Komme am 19.3. wirklich in aller Herrgottsfrühe an, aber dadurch waren die Flüge einigermaßen bezahlbar, kann ich also mit Leben.

Wenn ich auch die zwei Ankunftstage am Strand verbringen will gibt es noch eine Outdoorbesorgung, die keinen Aufschub duldet: Brennstoff für den Kocher kaufen.

Hier an dieser Stelle soll gleich meine große Weisheit für diesen Reisebericht verteilt werden:
Nehmt keinen Spiritus-Kocher mit! Ihr werdet keinen Spiritus finden!

Vor meiner Abreise stand ich hier im Forum mit dem User “happy” in Kontakt, welcher im Februar Teile des Israel National Trail gelaufen ist, und er hatte mir schon diesen Ratschlag mit auf den Weg gegeben. Leider habe ich mir überheblich gedacht: “Mei, der wird halt nicht richtig geschaut haben, ich hab ja zwei Tage Zeit” und *schwupps* lag der Trangia-Spirituskocher im Rucksack.

Also, ab zum Outdoorladen. Erstmal in Strandnähe zum Outdoorgeschäft “Maslul” in der Bograshov St. 47. Da hat ein Mitarbeiter schon mal von Trangia gehört, Brennstoff kriege ich dafür an der Tanke und mit einer Wegbeschreibung werde ich entlassen.

Natürlich hat die Tanke nichts in die Richtung und so geht es zu Tel Avivs größten Outdoorshop “Lametayel” im Dizengoff Shopping Center. Ein unglaubliches Einkaufszentrum, 5 Stockwerke hoch und leider hat sich irgendwer überlegt, in den Stockwerken asymmetrische Anordnungen der Geschäfte vorzunehmen und so jegliche anfängliche Übersicht zunichte zu machen.

Nach zähem Suchen finde ich Lametayel im 4. Stock. Ziemlich großer, meiner Meinung nach gut ausgestatteter Shop. Allerdings ist es dort doch um einiges teurer als in Deutschland, ein Großeinkauf lohnt sich also keineswegs. Hier jedoch weiß man sofort was mit dem Begriff “Trangia” anzufangen und auch wenn sie keinen Brennstoff dafür verkaufen, wird mir gleich gesagt, wo ich ihn denn finden kann: In der Super-Pharm Apotheke im Erdgeschoss. Auf meine Anfrage hin, dass Apotheke doch sicherlich auch Apothekenpreise mit sich bringt werde ich nett beruhigt, das wäre alles nicht so schlimm.

In der Apotheke angekommen wird mir jedoch sofort eröffnet, dass sie allerhöchstens 65-70% Alkohol dahaben, und der schick verpackt in kleinen 150ml Flaschen zu erwerben ist. Das kann es also nicht sein und so lief ich schnell noch mal in den vierten Stock zum Outdoorshop um mich zu vergewissern. Dort wird mir ein verächtliches “Die Apotheker haben doch keine Ahnung” entgegengeschnaubt, bevor der Mitarbeiter dazu übergeht, genaue Anweisungen auf hebräisch auf ein Post-It zu kritzeln und sogar die Telefonnummer des Outdoorgeschäfts hinzuzufügen, damit die Apotheke bei nichtverstehen gleich durchrufen kann.

Wieder unten im Erdgeschoss angekommen scheint man mich nun in der Apotheke endlich verstanden zu haben. Bei der Ausgabe für rezeptpflichtige Medikamente wird mir Stolz eine Flasche 95% Alkohol entgegen gehalten. “Ha, dachte ich es mir doch, Happy hat einfach nicht ausführlich genug gesucht” fährt es mir durch den Kopf und ich wähne mich schon am Ziel. Das böse Erwachen steht mir jedoch noch bevor. Nachdem ich mich bereit erklärt habe, die ganze Literflasche zu kaufen (ob jetzt 700ml oder 1L ist jetzt auch schon egal), wird mir nämlich der Preis offenbart:
Diese Flasche soll 280 Shekel kosten! Zum besseren Verständnis: ~5 Shekel sind 1 € und somit hätte mich ein Liter dieser Kostbarkeit spottbillige 56€ gekostet. Nach dem ich mich vergewissert habe, dass dies tatsächlich der Liter-Preis ist, und ich nicht auf hebräisch nach einer Badewanne voll verlangt habe, verlasse ich enttäuscht den Laden.

Eine Hoffnung gibt es noch. Bei uns wird ja Spiritus häufig auch im Supermarkt vertrieben also schnell los zum Billigmarkt im 2. Untergeschoss. Doch auch hier Fehlanzeige, Spiritus scheint es einfach nicht zu geben, ich finde Lampenöl, und jegliche Grillanzünder auf Petroleum-Basis, von Spiritus aber keine Spur.


Lampenöl


aber kein Spiritus

Noch mal hoch zum Outdoorladen. Diesmal passiert etwas, was für mich prägend durch ganz Israel war. Nach meiner Erzählung über den Alkoholpreis lässt der Angestellte, der mir vorher den hebräischen Zettel schrieb alles stehen und liegen, und ging auf Shoppingtour durch das Einkaufszentrum. Ein kurzer hitziger Wortwechsel in der Apotheke, schon stürmt er mit mir zum Supermarkt. Doch auch dort muss er feststellen, dass es außer oben genannten Brennmitteln nichts gibt. Wir klappern noch 3 Spirituosenhändler ab, bevor er frustriert zu dem Fazit kommt, dass es wohl keinen Brennstoff für den Trangia geben wird.

Jedoch erhalte ich durch seine Erklärungen Einsicht, weshalb es so schweineteuer ist: Spiritus (also mit Gällmittel) gibt es in Israel von Haus aus nicht. Gibt also nur die Möglichkeit, fast reinen Alkohol zu verwenden. 2011 gab es in ganz Israel radikale Steuererhöhungen (die zu den Sozialprotesten im Land führten, welche es selbst in die deutschen Nachrichten schafften). Eine Erhöhung betraf dabei alkoholische Getränke. Nur sagte man nicht: “2 Shekel mehr auf Alkohol” sondern es wurden Staffelpreise je nach Alkoholgehalt festgelegt. Das mag ein Bier nur einen Shekel teurer machen, aber bei 95% Alkohol führt es zu diesen extremen Preisauswüchsen. Deswegen führen auch nur noch Apotheken nahezu reinen Alkohol, früher hatten das selbst Spirituosengeschäfte in der Auslage.

Frustriert und verärgert geht es also wieder zurück zum Outdoorgeschäft. Wenigstens der nette Mitarbeiter der mit mir durchs Einkaufszentrum gehechtet ist hat jetzt was davon, denn nun bleibt mir nichts anderes übrig als den günstigsten Gaskocher (immerhin 150Shekel = 30€) zu kaufen. Im Shoppingcenter selbst dürfen keine Kartuschen verkauft werden, also zurück zum “Maslul”-Outdoorladen, wo noch eine Kartusche für 28 Shekel (= 5,50€) dazu kommt.

Lektion gelernt, ich hätte auf Happy hören sollen, ich ärger mich aber extrem, denn einen Gaskocher habe ich im Keller auch rumliegen. Aber wenigstens muss jetzt keiner nach mir den Fehler machen. 😀

Im Supermarkt wird aber wenigstens noch Couscous, ne Dose Thunfisch und das Müsli für die kommenden Tage gekauft. Gibt auch einige leckere Müsliriegel und große Auswahl an Nudeln etc, ich hatte mir jedoch eine ganze Hand voll Müsliriegel aus Deutschland mitgebracht.

Den Rest der Zeit verbringe ich aber entspannt am Strand, beim Falafelessen und kann mir schwer vorstellen die nächsten Tage im Zelt zu verbringen und tagsüber weite Strecken zurückzulegen. 😛

Israel – Prolog

Hi,

ich versuche euch im Folgenden an meinen Erlebnissen im März 2014 in Israel teilhaben zu lassen.
Da beide Trails im deutschsprachigen Raum noch kein Reisebericht gewidmet wurde und ich die meisten Infos von englisch- und hebräischsprachigen Websites erhalten habe, werde ich nun versuchen diesen Bericht ein wenig ausführlicher zu gestalten, vielleicht mache ich den Weg ja für einige von euch Schmackhaft. 😉

Prolog

Irgendwann Mitte letzten Jahres hatte mich der Wandervirus erwischt. Woher der genau kam weiß ich nicht. Das letzte Mal intensiven Wanderns waren Tagestouren in die Alpen gewesen, und da müssen ca. 10-12 Jahre seitdem vergangen sein.
Schnell ging das Interesse in eine wirkliche Planungsphase über, gepaart mit dem Ausrüstungskauf, der leider ein größeres Ausmaß annahm. Wenn ich nachts still liege, höre ich manchmal noch meinen Geldbeutel weinen. Schwamm drüber, so ein bisschen G.A.S. (Gear Aquisition Syndrom) muss sein, man gönnt sich ja sonst nichts. 😉

Geplant war die erste richtige Tour dann als Kungsleden-Tour im Juli 2014. Aber dann kam es doch ein wenig anders:
Ende Februar nach drei ellenlangen Uni-Hausarbeiten entsprang der Wunsch, doch eine Probetour vor dem Juli zu absolvieren, schließlich wollte ich wissen ob ich Ausrüstungsmäßig versorgt bin und ob ich überhaupt körperlich dem ganzen Gelaufe gewachsen bin.

Da im nächsten Unisemester auch die Bachelorarbeit ansteht und ich jetzt schon Word-Dokumente und Unibibliothek satt hatte, wurde kurzfristig entschlossen: Der letzte Abschnitt der Semesterferien wird zum Laufen genutzt.

Klar hatte ich mich die letzten Monate hier im Forum mithilfe von Reiseberichten ein wenig eingelesen, aber die eigentliche Locationsuche stellte sich dann doch als happig heraus. Da wäre der GR221 in Mallorca gewesen, ich traute mir aber die vielen Höhenmeter nicht zu. Schottland wäre ein wettertechnisches Roulettespiel geworden und das wollte ich auf der ersten Tour wenn möglich vermeiden.

Während ich über den Lykischen Weg in der Türkei nachgrübelte, kam dann doch noch der Geistesblitz: Nach meinem Sightseeing-Besuch vom letzten Jahr, könnte es doch diesmal zum Hiken nach Israel gehen. Der Urlaub hat mir letztes Jahr unglaublich gut gefallen, in der Zwischenzeit ist ein Unisemester Hebräischgrundkurs an mir vorbeigezogen und hat mich mit den wirklich rudimentärsten Wörtern ausgestattet und da 2 der 3 geschriebenen Hausarbeiten sich mit Israel befassten und die kommende Bachelorarbeit wohl in selbige Richtung gehen wird, kann es ja keinesfalls schaden, noch mehr israelische Kultur in sich aufzunehmen.

Zudem hat Israel zu der Zeit ein sehr angenehmes Klima, es ist noch einigermaßen mild bei 20-24°C (ganz im Gegensatz zu meiner Tagestour letzten September in den Golanhöhen, welche bei 37°C zur Belastungsprobe wurde), dabei ist aber mit viel Sonnenschein und wenig Regen zu rechnen.

Schnell sind die Flüge vom 19.3 – 6.4 gebucht und die Trekkingausrüstung wird ordentlich gewogen und ich grübele tagelang, was mit soll und was auf alle Fälle daheim bleiben kann. Rückblickend muss ich sagen, dass ich es doch recht gut austariert habe, ein paar Gegenstände habe ich nach der ersten Tour im Hostel gelassen, aber insgesamt scheine ich das Wesentliche eingepackt zu haben.


Das große Einpacken

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