Ankunft in Israel

[Vorwarnung: Am Anfang gibt es noch mehr Text und wenig Bilder, ich entschuldige mich dafür schon mal im Voraus]

19-20. März. Tel Aviv – oder auch: Das Brennstoff-Debakel

Komme am 19.3. wirklich in aller Herrgottsfrühe an, aber dadurch waren die Flüge einigermaßen bezahlbar, kann ich also mit Leben.

Wenn ich auch die zwei Ankunftstage am Strand verbringen will gibt es noch eine Outdoorbesorgung, die keinen Aufschub duldet: Brennstoff für den Kocher kaufen.

Hier an dieser Stelle soll gleich meine große Weisheit für diesen Reisebericht verteilt werden:
Nehmt keinen Spiritus-Kocher mit! Ihr werdet keinen Spiritus finden!

Vor meiner Abreise stand ich hier im Forum mit dem User “happy” in Kontakt, welcher im Februar Teile des Israel National Trail gelaufen ist, und er hatte mir schon diesen Ratschlag mit auf den Weg gegeben. Leider habe ich mir überheblich gedacht: “Mei, der wird halt nicht richtig geschaut haben, ich hab ja zwei Tage Zeit” und *schwupps* lag der Trangia-Spirituskocher im Rucksack.

Also, ab zum Outdoorladen. Erstmal in Strandnähe zum Outdoorgeschäft “Maslul” in der Bograshov St. 47. Da hat ein Mitarbeiter schon mal von Trangia gehört, Brennstoff kriege ich dafür an der Tanke und mit einer Wegbeschreibung werde ich entlassen.

Natürlich hat die Tanke nichts in die Richtung und so geht es zu Tel Avivs größten Outdoorshop “Lametayel” im Dizengoff Shopping Center. Ein unglaubliches Einkaufszentrum, 5 Stockwerke hoch und leider hat sich irgendwer überlegt, in den Stockwerken asymmetrische Anordnungen der Geschäfte vorzunehmen und so jegliche anfängliche Übersicht zunichte zu machen.

Nach zähem Suchen finde ich Lametayel im 4. Stock. Ziemlich großer, meiner Meinung nach gut ausgestatteter Shop. Allerdings ist es dort doch um einiges teurer als in Deutschland, ein Großeinkauf lohnt sich also keineswegs. Hier jedoch weiß man sofort was mit dem Begriff “Trangia” anzufangen und auch wenn sie keinen Brennstoff dafür verkaufen, wird mir gleich gesagt, wo ich ihn denn finden kann: In der Super-Pharm Apotheke im Erdgeschoss. Auf meine Anfrage hin, dass Apotheke doch sicherlich auch Apothekenpreise mit sich bringt werde ich nett beruhigt, das wäre alles nicht so schlimm.

In der Apotheke angekommen wird mir jedoch sofort eröffnet, dass sie allerhöchstens 65-70% Alkohol dahaben, und der schick verpackt in kleinen 150ml Flaschen zu erwerben ist. Das kann es also nicht sein und so lief ich schnell noch mal in den vierten Stock zum Outdoorshop um mich zu vergewissern. Dort wird mir ein verächtliches “Die Apotheker haben doch keine Ahnung” entgegengeschnaubt, bevor der Mitarbeiter dazu übergeht, genaue Anweisungen auf hebräisch auf ein Post-It zu kritzeln und sogar die Telefonnummer des Outdoorgeschäfts hinzuzufügen, damit die Apotheke bei nichtverstehen gleich durchrufen kann.

Wieder unten im Erdgeschoss angekommen scheint man mich nun in der Apotheke endlich verstanden zu haben. Bei der Ausgabe für rezeptpflichtige Medikamente wird mir Stolz eine Flasche 95% Alkohol entgegen gehalten. “Ha, dachte ich es mir doch, Happy hat einfach nicht ausführlich genug gesucht” fährt es mir durch den Kopf und ich wähne mich schon am Ziel. Das böse Erwachen steht mir jedoch noch bevor. Nachdem ich mich bereit erklärt habe, die ganze Literflasche zu kaufen (ob jetzt 700ml oder 1L ist jetzt auch schon egal), wird mir nämlich der Preis offenbart:
Diese Flasche soll 280 Shekel kosten! Zum besseren Verständnis: ~5 Shekel sind 1 € und somit hätte mich ein Liter dieser Kostbarkeit spottbillige 56€ gekostet. Nach dem ich mich vergewissert habe, dass dies tatsächlich der Liter-Preis ist, und ich nicht auf hebräisch nach einer Badewanne voll verlangt habe, verlasse ich enttäuscht den Laden.

Eine Hoffnung gibt es noch. Bei uns wird ja Spiritus häufig auch im Supermarkt vertrieben also schnell los zum Billigmarkt im 2. Untergeschoss. Doch auch hier Fehlanzeige, Spiritus scheint es einfach nicht zu geben, ich finde Lampenöl, und jegliche Grillanzünder auf Petroleum-Basis, von Spiritus aber keine Spur.


Lampenöl


aber kein Spiritus

Noch mal hoch zum Outdoorladen. Diesmal passiert etwas, was für mich prägend durch ganz Israel war. Nach meiner Erzählung über den Alkoholpreis lässt der Angestellte, der mir vorher den hebräischen Zettel schrieb alles stehen und liegen, und ging auf Shoppingtour durch das Einkaufszentrum. Ein kurzer hitziger Wortwechsel in der Apotheke, schon stürmt er mit mir zum Supermarkt. Doch auch dort muss er feststellen, dass es außer oben genannten Brennmitteln nichts gibt. Wir klappern noch 3 Spirituosenhändler ab, bevor er frustriert zu dem Fazit kommt, dass es wohl keinen Brennstoff für den Trangia geben wird.

Jedoch erhalte ich durch seine Erklärungen Einsicht, weshalb es so schweineteuer ist: Spiritus (also mit Gällmittel) gibt es in Israel von Haus aus nicht. Gibt also nur die Möglichkeit, fast reinen Alkohol zu verwenden. 2011 gab es in ganz Israel radikale Steuererhöhungen (die zu den Sozialprotesten im Land führten, welche es selbst in die deutschen Nachrichten schafften). Eine Erhöhung betraf dabei alkoholische Getränke. Nur sagte man nicht: “2 Shekel mehr auf Alkohol” sondern es wurden Staffelpreise je nach Alkoholgehalt festgelegt. Das mag ein Bier nur einen Shekel teurer machen, aber bei 95% Alkohol führt es zu diesen extremen Preisauswüchsen. Deswegen führen auch nur noch Apotheken nahezu reinen Alkohol, früher hatten das selbst Spirituosengeschäfte in der Auslage.

Frustriert und verärgert geht es also wieder zurück zum Outdoorgeschäft. Wenigstens der nette Mitarbeiter der mit mir durchs Einkaufszentrum gehechtet ist hat jetzt was davon, denn nun bleibt mir nichts anderes übrig als den günstigsten Gaskocher (immerhin 150Shekel = 30€) zu kaufen. Im Shoppingcenter selbst dürfen keine Kartuschen verkauft werden, also zurück zum “Maslul”-Outdoorladen, wo noch eine Kartusche für 28 Shekel (= 5,50€) dazu kommt.

Lektion gelernt, ich hätte auf Happy hören sollen, ich ärger mich aber extrem, denn einen Gaskocher habe ich im Keller auch rumliegen. Aber wenigstens muss jetzt keiner nach mir den Fehler machen. 😀

Im Supermarkt wird aber wenigstens noch Couscous, ne Dose Thunfisch und das Müsli für die kommenden Tage gekauft. Gibt auch einige leckere Müsliriegel und große Auswahl an Nudeln etc, ich hatte mir jedoch eine ganze Hand voll Müsliriegel aus Deutschland mitgebracht.

Den Rest der Zeit verbringe ich aber entspannt am Strand, beim Falafelessen und kann mir schwer vorstellen die nächsten Tage im Zelt zu verbringen und tagsüber weite Strecken zurückzulegen. 😛

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