Freitag 28.3. Tel-Aviv nach Mas’ade (via Bus) und dann nach Odem Picknick (per pedes) ~ 10km

Um 9 Uhr bin ich mit dem Bus von Tel Aviv nach Kiryat Shmona, die nördlichste Großstadt fast an der libanesischen Grenze. Der Bus braucht dafür knapp über 3std, macht aber zwischendrin eine Pause und dank toller Klimaanlagen und sogar Gratis-WLAN geht die Zeit schnell vorbei. Sobald man in den Golanhöhen ist, schaut man eh nur noch staunend aus dem Fenster.

In Kiryat Shmona dann umgestiegen in den Bus der Golanlinie 58, welcher mich ans Ziel bringen sollte. Im Bus mit zwei jungen Briten geredet, welche ehrenamtlich in einem palästinensischen Flüchtlingslager gearbeitet hatten und nun vorhatten, den Berg Hermon zu besteigen. Alles ein bisschen blauäugig, es war etwa 13 Uhr an einem Freitag, ab Sonnenuntergang fängt in Israel der allumfassende Shabbat an und da sie nicht die geringste Ahnung hatten, wie sie auf den Berg Hermon kommen sollten, geschweige denn zurück zu ihrem Hostel in Haifa an der Mittelmeerküste, klang es für mich eher nach einem unorganisierten Roadtrip als einem geplanten Tagesausflug. Habe die Jungs nie wieder gesehen, wüsste gerne ob sie auf dem Hermon notbiwakieren mussten. 😉

Der Golan-Trail beginnt nördlich der Stadt Majdal Shams, schon auf halber Höhe des Bergs Hermon.


Hier ist Majdal Shams an den Flanken des Har Meron zu sehen.

Der 58er Bus, in dem ich saß, fährt auch zuerst nach Majdal Shams. Jedoch muss man dann zum Trail etwa 5-6km auf der Landstraße den Berg hochwandern (oder ein Taxi nehmen), nur um dann auf den Trail abzubiegen und den Berg wieder runter zu wandern. Da ich ja auch etwa 4 Std. für die Anreise gebraucht hatte, beschloss ich also im Bus sitzen zu bleiben und den Ausstieg in der Stadt Mas’ade vorzunehmen, da dort der Trail direkt vorbeiläuft. So verpasse ich die ersten 8km Trail, muss aber auch nicht 5km die Landstraße hochtrotten. Nur dass ich die Festung Nimrod nicht gesehen habe, an der der Trail anfänglich vorbeiführt finde ich natürlich schade. Habe die Festung aber letztes Jahr schon sehen dürfen, war also verschmerzbar.

In Mas’ade gibt es noch ein letztes Eis, Wasser ist voll aufgefüllt, es kann losgehen.

Eis mit Blick auf den Berg Hermon

Für Nachahmer: Solltet ihr von dem Startpunkt auf Berg Hermon aufgebrochen sein, würde ich in Mas’ade Wasser auffüllen, so spart man sich später den Umweg nach Buq’ata.

Dann ging es endlich los. Der Trail beginnt gleich im Osten des Ortes, erstmal entlang des Kratersee Ram. Hier treffe ich zwei Trekker beim Mittagessen, welche den Golan Trail in die Gegenrichtung machten, jedoch nur einen Tagesabschnitt, bevor der Shabbat beginnt. Mir geht es diesmal deutlich anders als beim ersten Trail. Ich fühle mich fit, habe richtig Lust auf den Trail und man läuft erst über schöne Feldwege.


See Ram mit toller Bergkulisse

Bereits 10min nach dem Start kreuzt eine Schildkröte meinen Weg, insgesamt sollte ich noch ein paar auf dem Trail sehen, wie natürlich hunderte Eidechsen, die aber leider zu flott zum fotografieren waren. 😉


Ab jetzt mein Begleiter für die 4 Tage: Der grün-blau-weiße Trailblazer des Golan-Trails.


Auch gemütlich aber ich bevorzuge mein Zelt


Deutlich bessere Beschilderung dieses Mal!


Ich will mal hoffen, das mein Trail erfolgreicher verläuft


Gemütliches Plätzchen


Scheinbar werden hier Plastiktüten und T-Shirts angebaut.


Blick auf Majdal Shams, die Hermon-Gebirgskette und den Weg auf dem ich gerade allerlei Felder durchquert habe.

Nach ein paar Kilometern kommt man zum Har Odem, der jedoch schnell bezwungen ist. Auf der Spitze des “Berges” steht eine verwaiste Bunkeranlage, von der ich ein paar Fotos mache. Oben gibt es eine kurze Pause, ich setze mich auf einen Geröllblock und sauge die Landschaft wirklich in mich auf. Im Norden gibt es den tollen Blick zum Har Hermon, der noch eine winzige Schneekappe trägt. Generell war der Winter dieses Jahr in Israel sehr mild, schlecht für die 3 Skilifte, welche den Har Hermon heraufführen.


Blick vom Har Odem.


Der verlassenen Bunker/Kommunikationsposten auf dem Har Odem.


Ausblick vom Har Odem


Har Odem und dahinter schon Har Hermonit, den ich morgen besteigen werde.

Gen Westen kann man bis zum Mittelmeer sehen, und im Südwesten glitzert schon der See Genezareth in weiter Ferne.
Bei einem sanften Abstieg kommt man dann in den Wald Odem, welcher sich früher angeblich bis zum Mittelmeer ausdehnte, nun aber nur noch wenige Quadratkilometer bedeckt. Es blühen einige Blumen und der Weg ist gut zu laufen. Deshalb erreiche ich schon nach 2,5std wandern den Schlafplatz für die Nacht, die Odem Picknick-Stelle.


Der gemütliche Weg durch den Odem-Wald.

Dort lerne ich schnell die einzigen zwei Mitcamper für die Nacht kennen: Papa Eres und sein dreizehnjährigen Sohn Gal. Beide haben sich ein Campingwochenende vorgenommen und laden mich schnell zum gemeinsamen Zusammensitzen ein. Da es genug Feuerholz gibt, haben sie beschlossen ihr Linsen-Reis-Gericht direkt über den Flammen zuzubereiten. Als der Papa dann fertig gekocht hat, ist ihm der Appetit vergangen, da er beim zubereiten so oft gekostet hat. Der Sohn isst auch nur 3 Löffel und so wird mir ein Topf mit ca. 800gr. kohlenhydrathaltigem Abendessen zugeschoben. Egal wie lang ich esse, ich kriege es nicht hin, dass es auch nur im geringsten so aussieht als wäre was aus dem Topf entfernt worden. Wenigstens der Papa freut sich, dass er morgen weniger schleppen muss und schmeißt den Rest weg. Ich habe ein paar nette Gespräche mit den Beiden, speziell der Sohn überrascht mit sehr gutem Englisch für sein Alter, laut eigener Aussage daher stammend, dass er “viel zu viele englischsprachige Youtube-Videos schaut.”

Da der Picknickplatz auch nachts noch von einigen Besuchern heimgesucht wird, welche direkt mit dem Auto vorfahren und an den Tischen ihr Abendessen zu sich nehmen, entscheide ich mich neben Vater und Sohn die Isomatte aufzuschlagen, dass Zelt bleibt heute im Rucksack. Das hat natürlich den Vorteil, dass ich mit Blick auf einen wunderschönen Sternenhimmel einschlafen kann.


Es muss nicht immer das Zelt aufgebaut werden, Cowboy-Camping sorgt für einen tollen Blick auf den Nachthimmel.

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