28.7.2014 Sälka -> Nallo

Nach dem Aufwachen ist das Wetter erstaunlich gut, also erstmal das Zelt zum Trocknen stehen lassen und ab in den Trockenraum um die Klamotten zusammenzusammeln. Wie erwartet, ist nicht wirklich etwas trocken geworden. Zudem demotiviert der Stuvgard nachdem er auf meine Stiefel geschaut hat mit der Aussage: “Ah, Gore-Tex shoes, they won’t dry, even if your tour is another 7 days long”. Konnte ich so erstmal nicht beurteilen, hat sich zum Glück aber als Falschaussage erwiesen. Vielleicht wollte er ein wenig Werbung für seine leichten Trailrunners machen.

Was ich allerdings nicht hätte machen sollen: Frische Socken anziehen! Kaum waren die im Stiefel und kaum stand ich mit dem Körpergewicht auf den Einlegesohlen, presste es so viel Wasser aus ebendiesen heraus, dass ich sofort wieder nasse Socken hatte. Na toll, da bleibt nur die Hoffnung, dass sie im Gehen trocknen!

Wieder Aufbruch um 10, früher schaffe ich es einfach nicht! Da die letzten 2 Tagestouren für meine Verhältnisse überaus anstrengend waren, lass ich es heute ruhig angehen. Da ich die Besteigung des Kebnekaise auslasse habe ich mir einen Vorsprung herausgearbeitet, da begnüge ich mich mit dem kurzen Weg zum Nallo.

Also Abmarsch und damit auch endlich die Abbiegung weg vom Kungsleden. War schön bisher, jedoch recht viele Menschen unterwegs und nun freu ich mich auf den Nallo und das Vistasvaggi, welches schon auf Fotos hier im Forum außerordentlich vielversprechend aussah!


Weg von der Sälkahütte


Aber die Wegfindung ist nicht schwer

Am Anfang noch anstrengend den Berg hinauf ist es nach Ankunft in der Ebene recht angenehm. Die Blockfelder nehme ich langsam, ansonsten genieß ich den Blick auf diese deutlich alpinere Landschaft, koche mir im Windschatten eines großen Felsblocks Mittagessen und laufe am See entlang.


Endlich Mittagessen!

Endlich auch meine erste Begegnung mit einem Lemming, nachdem ich mir im Vorfeld der Reise so viele Sorgen über eine Lemmingplage und damit verbundene Trinkwasserverschmutzung gemacht habe. Dieses Tier wird seiner Art mehr als gerecht, attackiert erst meinen Schuh, als ich mich hinknie zum Fotografieren wird meine Hand zum neuen Objekt der Begierde auserkoren. Dumm wie Brot das Viech, wäre ich ein gefürchteter Fressfeind wäre es das mit dem Lemming gewesen, so hingegen kommen ein paar außergewöhnliche Fotos zustande.

Abenteuerlich wird es erst wieder kurz nach der Furt auf die Westseite des Flusses.


Die einfache Furtstrecke

Da muss ein Zufluss überquert werden, wobei man erst über ein Schneefeld läuft, dann auf die Steine im Wasser absteigt und von Stein zu Stein auf die andere Seite des Flusses hüpft. Ging alles einigermaßen, der Schock kam erst beim Blick zurück: Das Schneefeld war sicher 2m untertunnelt, das Wasser drunter floss auch ziemlich schnell und bei einem Einbruch wäre man vermutlich in den Zufluss geflogen. Keine schöne Aussicht, erst recht nicht, da dies meine erste “Schneebrücke” war. Nunja, lief ja alles ganz glimpflich.


Blick vor der Querung


Die gruselige Wahrheit nach Ankunft auf der anderen Seite

Auch wenn ich heute (in übermäßiger Vorsicht nach dem gestrigen Tag) dauernd “Regenhosen-Tango” spiele, bleibt das Wetter bis auf ein paar Tropfen gut. Nie dauert der Nieselregen länger als eine Minute, dann kann das ganze Regenequipment wieder ausgezogen werden.


Der erste richtige Blick auf den Nallo – Wunderschön!

2km nach der Flußkreuzung bin ich schon an der Nallo-Hütte. Bei bestem Wetter sitze ich vor der Hütte, dazu gibt es nette Gespräche mit zwei Rentnern aus Berlin und dem ods-User “derneueheiko”. Einfach mal 2 Std rumsitzen, Proviant essen und die Seele baumeln lassen ist deutlich angenehmer als das “Powerwalking” der letzten Tage.

Nach dieser Pause ist der Wander-Akku wieder voll und da ich eh nicht neben der Hütte campieren wollte, geht es noch ein Stückchen weiter am Nallo entlang. Der ist tatsächlich so beeindruckend wie auf allen Fotos, die ich bisher gesehen hatte, trotz der vielen Wolken.


Weiter gehts!


Nallo von unten

Zeltplätze gibt es genug am Fuße des Nallo, allerdings mache ich mir doch ein wenig Sorgen um einen möglichen Geröllabgang, bis ich einen wunderschönen Zeltplatz hinter einer Senke finde. Somit wäre ich im Falle eines möglichen Abgangs geschützt gewesen.


Gut geschützt hinter der Senke!


Mehr “am Fuße des Nallo” geht nicht mehr 😉


Blick Talabwärts

Als es anfängt zu regnen habe ich bereits im nahen Bach meine Socken gewaschen, das Zelt aufgebaut und mich heimelig eingerichtet. Da es erst früher Nachmittag ist, habe ich alle Zeit der Welt um Musik zu hören, am E-Reader zu lesen und zu mampfen.


Tütennudeln im Zelt!

Die Strecke heute war super, ich fühle mich wieder vollständig regeneriert und ich habe nur 15 Leute gesehen. Passend finde ich in einem meiner Ebooks noch das perfekte Zitat für den heutigen Tag:
Reisen ist ein bisschen wie vom Leben den Rücken gekrault zu bekommen!

Abends entdecke ich noch mein erstes Rentier vor dem Zelt, ansonsten gibt es außer dem rhythmischen Klopfen der Regentropfen auf das Zeltdach keine Auffälligkeiten. Und irgendwie macht dieser Sound den Aufenthalt im Zelt noch gemütlicher und solange es beim Weiterlaufen aufhört, ist das ja alles kein Problem.


Leider unglaublich hohe Iso, da es doch wirklich dunkel war und das Rentier nicht stillhalten wollte 😉

27.7.2014 Kebnekaise Fjällstation -> Sälka

27.7.2014 Kebnekaise Fjällstation -> Sälka

Auch wenn es mollig warm war im Zelt, habe ich trotzdem recht mies geschlafen. Immerhin hell, trocken und sonnig nach dem ersten Blick durch die Zelttür. Jedoch brauche ich einige Zeit beim Zusammenpacken, was sicherlich daran liegt, dass es am ersten Tag mit vollem Rucksack immer besonders tetris-eque ist 😀 . So komme ich erst um 10 Uhr los.


Weiter gehts


Kebnekaise in Wolken gehüllt

Flaches Stück bis zur Einbiegung ins Tal Richtung Singi. Lässt sich sehr gut und schnell laufen. Zusammen mit einer jungen Familie erlebe ich eine Szene wie aus Hitchcocks “die Vögel”. 3 Vögel attackieren uns dauerhaft im Tiefflug, vermutlich um von ihren Jungtieren abzulenken. Papa, Mama und ich finden es recht spannend, ihr Sohn hingegen ist stark verängstigt und verkriecht sich hinter seiner Mama. Interessanterweise bleibt deren Hund absolut entspannt, auch wenn die Vögel kaum 10cm vor seiner Nase vorbeizischen. War schon sehr beeindruckend, hätte man da den Wanderstock gehoben, wäre der Vogel mit großer Sicherheit dagegen geflogen, so nah kamen sie uns.


Kurzzeitig mal ein wenig anstrengender

Habe mich entschieden statt nach Singi und dann weiter nach Sälka zu laufen, gleich den Pass nach Sälka, vorbei am See auf 980m, zu nehmen.


Rechts geht es zum Aufstieg

Auch wenn der Aufstieg sicherlich beschwerlicher ist als der Weg untenrum entlohnt die Aussicht von oben alle Mühen!


Endlich oben!


Blick ins Tal

Schaffe es einen Adler beim kreisen zu beobachten und genieße den Blick runter nach Singi.

Auch komme ich so in ein nettes Gespräch mit 3 jungen Schweden, die von Abisko aus gestartet waren und als größtes Weh-Wehchen einen ordentlichen Sonnenbrand auf der Glatze aufweisen konnten. Auch nicht wirklich Lappland-typisch! 😀

Die 5km runter ins Tal gehen sehr schnell, häufig muss ich mich bremsen. Ursprünglich hatte ich vor, ins Sinnivaggi abzubiegen, aufzusteigen bis zu den Seen, dort zu übernachten und am nächsten Tag die Besteigung des Kebnekaise via dem Durlings Led in Angriff zu nehmen. Im Laufe des heutigen Tages hatte ich mir aber eine ordentliche Blase an der Hacke gelaufen (nicht eingelaufene Bergstiefel lassen grüßen), war noch richtig kaputt vom gestrigen Marsch mit dem vielen Gewicht und zudem gab es Wettermäßig zweifelhafte Angaben. Deshalb entschied ich mich weiter zu laufen in Richtung Sälka, der Kebnekaise läuft mir ja nicht weg.


Hier hätte ich zum Durlings Led abbiegen müssen.


Dann doch lieber geradeaus in Richtung Sälka

Nach Sälka sollten es 9km sein, so weit wollte ich nicht, einfach irgendwo auf dem Weg dorthin das Zelt aufschlagen. Allerdings laufe ich einer ordentlichen Regenwolkenwand entgegen, mache noch kurz Pause an der Schutzhütte zum Essen und hatte dann vor, nur noch einen Kilometer zurückzulegen um dann das Zelt aufzustellen. Genau auf diesem einen Kilometer holt mich jedoch der Regen ein.


Regen im Anmarsch!

Schnell den Rucksack hingeschmissen, Regenjacke angezogen und weitergestiefelt. Blöderweise lasse ich die Regenhose aus, in der Hoffnung dass der Sturm schnell vorbeizieht. Großer Anfängerfehler!

Der Regen will nicht aufhören, nach einer halben Stunde ist meine Hose so vollgesogen, dass meine Schuhe bis zum Schaft voll Wasser laufen. Innerlich verfluche ich mich für diesen blöden Fehler, stampfe aber missmutig weiter. Auch wird mir leicht unwohl, stehe ich doch recht exponiert mit 2 schönen Alutrekkingstöcken auf weiter Flur, während es blitzt und donnert. Hilft ja nichts, jetzt brauch ich auch nicht anfangen das Zelt aufzubauen, da kann ich einfach weiterlaufen. So komme ich schließlich doch noch nach Sälka und siehe da: Kaum sind die Hütten in Sicht, hört der Regen auch auf!

Wenigstens sehe ich heute “nur” 36 Leute (immer fleißig mitgezählt), also eine deutliche Verbesserung zu gestern.
Völlig aufgeweicht bei der Hütte angekommen gibt es erstmal einen leckeren Tee, dann baue ich das Zelt auf den “Delta-Flächen” auf.


Zeltplatz in Sälka


Traumhafte Aussicht!

Wahnsinn wie schnell die Pegel steigen, wie dreckig und aufgewühlt das Wasser aussieht. Schnell alles ab in den Trockenraum (gibt es ein adäquates Adjektiv für das Kriechen unter nassen Thermohosen, Trekkingsocken, Regenjacken und Schuhen außer: “Eklig”?) und dann ab zur Sauna, denn wenn ich schon fürs Zelten zahle, dann kann ich die Möglichkeit zum aufwärmen gleich mitnehmen!

Nach dem zweiten Saunagang kehrt die innere Wärme zurück und die Gespräche in der Sauna werden auch lustiger. Mein persönliches Highlight: Der schwedische Richter, der mir und 4 anderen deutschen Studenten (zufällig auch aus München) und 2 Franzosen mit Bezug auf die Fußball WM ein “Don’t talk about the ball” (im Stile eines “don’t talk about the war”) entgegenbringt. Mir als Fußballhasser grade recht, die deutschen Sportstudenten würden vielleicht doch lieber drüber reden.

Nach 21km gestern und 23km Wegstrecke heute bin ich erledigt, meine Blase am Fuß ist gewachsen ohne Ende und so genieße ich den Tagesausklang mit meinem Essen in der Hütte. Schon schön, nicht in der Hocke essen zu müssen, sondern gemütlich am Herd alles zuzubereiten. Gemütliche Gespräche bis 23 Uhr, dann einmal umfallen und bevor ich im Zelt überhaupt den Schlafsack zugezogen habe, bin ich schon längst eingeschlafen.

26.7.2014 Nikkaluokta -> Kebnekaise Fjällstation

Nach den 2 Hüttenwochen in Nordschweden wurde es Zeit für die Kungsleden-Tour. Mich juckte es total in den Füßen, gut dass es endlich losging. Eine Vielzahl Sorgen hatte sich durch das überdurchschnittlich gute Wetter der letzten 2 Wochen zerstreut. Die Softshell-Jacke habe ich meiner Mutter mitgegeben, auch das langärmlige T-Shirt. Das Wetter war irre, und sollte es auch bleiben. Perfekt Bedingungen, besonders im Vergleich mit der Vielzahl der Horrorberichte aus diesem Forum, wo es mehr Wasser als Grashalme zu geben schien.

26.7.2014 Nikkaluokta -> Kebnekaise Fjällstation

Gepackt, geduscht und einsatzbereit ab ins Auto. Meine Mutter fährt mich bis Nikkaluokta, um dann zurück zum Flughafen zu flitzen und die Heimreise anzutreten. Ich habe die Waage an der Hütte genutzt und musste ganz schön schlucken: 23,5kg zeigt sie mir an und damit doch ein wenig mehr, als bei meinem Trip in Israel, und da kam das Gewicht wenigstens durch 3,5L Wasser zustande, die im Laufe des Tages verschwanden. In Schweden hingegen nur einen knappen Liter zu trinken dabeigehabt. Naja, wird schon schiefgehen, erst mal loslaufen.


Los gehts!

Das anfängliche Stück lässt sich wunderbar laufen, da sind Forstwege in Deutschland ja unwegsamer.


Wanderautobahn

Nach nur einer Stunde komme ich am 6km entfernten Fähranleger an. Auch wenn ein Lapdonalds Rentierburger was Feines wäre, entscheide ich mich dazu ein wenig Gewicht abzubauen und genieße mein Knäckebrot!


Blick auf das Kebnekaisemassiv

In der Sonne sitzend wird es richtig warm, gut das man die Füße in den wunderschönen, Türkis schimmernden, See eintunken kann und mit Blick auf das Kebnekaise-Massiv entspannen kann.

Der weitere Weg zur Kebnekaise Fjällstation ist recht ereignislos. Der Weg bleibt gut, lediglich die letzten 4km werden zur Tortur, da sich das Rucksackgewicht und die weite Strecke bemerkbar macht.


Blick auf die Kebnekaise Fjällstation und den Schnee-Gipfel des Kebnekaise

Die Ausmaße der Fjällstation hatte ich zwar gelesen, trotzdem zog es mir fast die Schuhe aus, diese mit eigenen Augen zu sehen: Bohlenwege, garniert mit Wegbeleuchtung, die 2 riesigen Hauptgebäude und der hässliche Funkmast sind schon ein Erlebnis.

Da ich mich jedoch richtig kraftlos fühle und nur dank eines Snickers langsam wieder zu Kräften komme, zieht es mich nach einer Pause weiter, um einen schönen Zeltplatz zu finden. Vor der Fjällstation schien jeder m² mit einem Zelt besetzt worden zu sein, und auch danach sah es eher nach Rock am Ring, als nach lappischer Wildnis aus.


Jeder Fleck belegt

Doch auch diese Zeltkolonie endete sehr abrupt und 1km hinter der Station finde ich einen tollen Platz mit Frischwasserversorgung und ohne Nachbarn.


Dann lieber meine Einsamkeit!

Schnell das Zelt aufstellen, Abendessen zu mir nehmen und ab auf die Isomatte. Schön zu sehen wie die Berge im Schatten versinken, als die Sonne hinter dem Kebnekaise versinkt. Dunkler als das wird es aber auch die gesamte Tour nicht mehr.

Ich habe mal wieder den klassischen Anfänger-erster-Tag-Fehler gemacht: Zu weit gelaufen, zu schnell, nicht genug gegessen und mich dadurch richtig überarbeitet. Hier also auch nichts anderes, als mein erster Tag auf der Israel-Tour 😉
Sorgen hatte ich mir vor Tourantritt über die “Wanderautobahn Kungsleden” gemacht und heute schien diese Sorge mehr als berechtigt: 119 Leuten bin ich auf dem Weg (Hütten nicht mitgezählt!) begegnet, ein Erlebnis dass ich so schnell nicht wieder brauche. Zum Glück nimmt diese Personenanzahl in den folgenden Tagen deutlich ab.

2,5 Tage-Tour im Abisko-Nationalpark

Ein wenig wandern wollte meine Mutter auch, Zelt und weitere Ausrüstung hatte ich ja sowieso mitgenommen. Eine Zwei-Tagestour konnte ich ihr dann auch schmackhaft machen und so wurde die Route Abisko Touriststation -> Karsavaggestuga -> Aufstieg aus dem Karsavaggetal zur Abiskojaurestugorna -> Abisko Touriststation geplant.

Ich wollte zum Ende meiner Kungsledentour eh ins Karsavagge, es war also ne gute Gelegenheit die Gegend schon anzuschauen, zudem war es von Kiruna aus schnell zu erreichen.

Leider habe ich die Gehgeschwindigkeit meiner Mutter überschätzt und ihr mit dieser Tour sicherlich zu viel zugemutet, aber das nur im Voraus.


Eingang ins Karsavaggetal – noch recht waldig


Mittagspause


Übergang ins Kahlfjäll


Vogelsichtung aus nächster Nähe

Die Wanderung ins Karsavaggetal ging wunderbar und zum Tagesabschluss wurde es auch nochmal abenteuerlich: Die Furt zur Südseite des Tals war für uns beide die erste Flußkreuzung überhaupt, zudem haben wir es ca. 1km östlich der Karsavaggestuga versucht, da es dort einigermaßen machbar aussah.

Bei mir ging es einwandfrei, meine Mutter, die deutlich leichter und kleiner ist als ich, hatte es da schwerer. Nachdem ich jedoch meinen Rucksack auf der anderen Seite abgelegt hatte und zurück ging um ihr zusätzlichen Halt zu geben, hat es gut funktioniert.


Die Watstelle

Da es jedoch bereits 19 Uhr war, haben wir dann in Ufernähe das Zelt aufgebaut und den Abend ausklingen lassen.


Abendstimmung

Der nächste Tag wurde dann weitaus anstrengender als ich antizipiert hatte:
Der Aufstieg zu P1150 hat gut funktioniert, wir haben zwar einige Pausen machen müssen, aber der Weg war gut durch Steinmännchen gekennzeichnet (der Abstieg auch einigermaßen) und der Blick zurück ins Karsevagge war atemberaubend schön!


Blick vom Zelt zur Überquerungsstelle (links am Gipfel vorbei)


Blick zum Talende


Auf halber Höhe

Oben am “Gipfel” ein wahnsinnig schöner Blick in Richtung Alesjauretal und auf den Giron.


Blick zurück ins Karsavaggetal


Blick nach Abiskojaure, auf den Giron und in Richtung Unna Allakas


Abiskojaurestugan in weiter Ferne (quasi ein “Suchbild”)


Blick in Richtung Unna Allakas

Der Abstieg in Richtung Abiskojaurestugorna hatte es für meine Mutter jedoch in sich. Schon nach wenigen Höhenmetern hat ihr Knie die Belastung mit Schmerzen quittiert und fortan ging es im Schneckentempo den Berg hinunter. Im oberen Bereich ist der Abstieg sehr schön, da es über weitläufige Plateaus geht, teilweise noch über Schneefelder. Die untere Hälfte war jedoch recht matschig und die letzten 150Hm kämpften wir uns durch einen kleinen Birkenwald, welcher durch einen kurzen Regenschauer auch noch extrem glitschig geworden war.

Als wir endlich an der Abiskojaurestugorna ankamen hatten wir für die Übersteigung knappe 6std gebraucht, etwa 2std für Aufstieg und 4 für den Abstieg. Dies hatte meine Zeitplanung keinesfalls so vorhergesehen, schließlich war es von der Wegstrecke her nur ca. 7km.

An ein sofortiges Weitergehen in Richtung Abisko Turiststation war nicht zu denken und kurzfristig hatten wir überlegt an der Abiskojaurestugorna das Zelt aufzustellen. Bei dem herrlichen Wetter haben wir jedoch erstmal für ein Nickerchen im Gras votiert und sind dann gegen 19 Uhr von der Hütte aufgebrochen. Das Knie hatte sich soweit beruhigt, dass es kein stechenden Schmerz mehr abgab und meine Mutter auf ebenen Untergrund wieder einigermaßen schnell gehen konnte.


Regenbogen vor dem Giron

Da man im Abisko-Nationalpark außerhalb der ausgewiesenen Stellen nicht campieren darf, schleppen wir uns bis zum Zeltplatz 5km vor Abisko und bauen da um 23 Uhr noch schnell das Zelt auf. Somit ging ein richtig langer Tag zu Ende.


Kurz vor dem Zeltplatz

Am nächsten Tag sind wir schon um 5 auf, um 6 Uhr abmarschbereit und um 7.30 Uhr zum ersten Kaffee in der Abisko Turiststation und fahren danach wieder mit dem Auto zur Hütte in Kiruna.


Aufbruch in der Morgensonne


Im Canyon kurz vor Abisko


Angekommen!


Angekommen!

Insgesamt eine sehr gelungene Tour, auch wenn wir 2,5 statt 2 Tage gebraucht haben. Schade, dass meine Mutter sich mit ihrem Knie so quälen musste, nichtsdestotrotz haben wir tolle Ausblicke und das Wanderleben genießen können. Und ich kam wieder ins Training, einen schweren Rucksack zu tragen, da ich das meiste Zeug für uns beide geschleppt habe. Dürften knappe 18kg gewesen sein, leider deutlich unter dem Gewichtswert, den ich für meine Solotour zu stemmen hatte.

Auf und neben dem Kungsleden – Meine erste Tour in Lappland. Juli/August 2014

Auf und neben dem Kungsleden – Juli/August 2014

Nikkaluokta – Kebnekaise Fjällstation – Sälka – Nallo – Vistasvaggi – Alesjaure – Abiskojaure – Abisko

Auch wenn das Gebiet ausführlich in zahlreichen Reiseberichten beschrieben wurde, möchte ich trotzdem meine Erfahrungen hier mitteilen. Da es meine erste Fjälltour war, hoffe ich Input für andere Anfänger geben zu können und den Nordschwedenkennern zumindest ein paar Fotos bereits bekannter Gegenden zu präsentieren. 😉

Vor dem Reisebericht zum Kungsleden gibt es noch Impressionen von den Lofoten und einem Kurztrip im Abisko-Nationalpark.

Trip auf die Lofoten

Das Highlight der Hüttenwoche war ein dreitägiger Ausflug auf die Lofoten nach Norwegen. Eine beeindruckende Fahrt durch Norwegen und auf den Lofoten selbst hatten wir dann auch noch unglaubliches Glück mit dem Wetter.


Abends am Campingplatz


Fischfang


…und die Überreste

Ich bin alleine den Reinebringen hochgestiefelt um die obligatorischen Fotos zu machen. Eine anstrengende aber sehr lohnende Wanderung, zudem gab es auf dem Gipfel einen netten Schnack mit ein paar Studenten.


Da gehts nun rauf – der Reinebringen.


Wahnsinnsblick von Oben


Nur keinen Schritt nach hinten wagen.

Ein wenig im Meer schwimmen war auch drin und die faszinierende Landschaft hat es mir sehr angetan!


Hier ließ sich tatsächlich ganz gut schwimmen!

Abschließende Bemerkungen zum Israel Trip

Abschließende Betrachtungen

Abschließend möchte ich noch was zu den beiden Trails sagen:
Sollte jemand Interesse haben, diese Trails zu laufen, könnt ihr euch gerne bei mir melden, ich habe sowohl einige GPX-Tracks für die Strecke, wie auch eine 14-seitige, detaillierte Wegbeschreibung, die ich mir auf englischen Seiten zusammengesucht habe und die sicherlich bei der Wanderung hilft.

Zum Personenaufkommen: Wie ihr ja lesen konntet war es bei mir einigermaßen leer, der einzige Stau wurde vom Schul-Wandertag verursacht. 😉 Natürlich ist es keine Wanderung in Skandinavien, wo man tage- wenn nicht gar wochenlang alleine, fernab der Zivilisation unterwegs ist. Man kreuzt min. einmal täglich eine Straße und es gibt einige Dörfer und Städte in Nähe des Trails. Andererseits kann man so auch Proviant aufstocken und ist bei Verletzungen schnell in Reichweite möglicher Hilfe.
Alle wanderbegeisterten Israelis, welche ich getroffen habe waren unglaublich hilfreich, an einem interessiert und sprachen zumeist recht gut Englisch (außer die Ultraorthodoxen, bei denen kann man es aber auch mit Deutsch versuchen, welches ja einige Überschneidungen mit dem Jiddischen hat 😉 ).

Was sicherlich die meisten Wanderer stören wird ist der Müll, der rumliegt. Nicht überall, aber besonders in Zivilisationsnähe und auf den großen Picknickplätzen merkt man, dass es einfach keinerlei Bewusstsein dafür gibt, den Müll wieder mitzunehmen oder gar in die Vielfach aufgestellten Müllcontainer zu packen. Das schmälert ein wenig das Naturgefühl aber kommt nur an einigen Stellen vor, dort aber umso heftiger.

Als ich da war, waren die Campingplätze immer komplett leer, man sah zwar ein paar Tagesausflügler, hatte aber nachts den Platz für sich allein. Hat natürlich seine Vorteile, jedoch auch seine Nachteile. Wenn man nicht allein unterwegs ist, macht das sicherlich wenig Unterschied.

Beim ersten Trail hangelte man sich doch ein wenig von Wasserquelle zu Wasserquelle. Da die Flüsse durch zahlreiche Kühe kontaminiert sind, wäre es eine gute Idee einen Wasserfilter mitzunehmen, ansonsten muss man wie ich es gemacht habe, Umwege in Kauf nehmen um den Wasservorrat aufzufüllen.

Fasziniert war ich von der Pflanzen- und Tierwelt. Wo letzten Oktober die gesamten Golanhöhen verdorrt und vertrocknet aussahen, sprießte es jetzt überall, man lief die gesamte Zeit durch Blumenwiesen und sah allerlei Tiere. Das bestätigt mich darin, den Frühling als perfekte Zeit für diese beiden Trails zu bewerten, im Sommer wird es unerträglich heiß, im Herbst geht es aber man hat sicher nicht mehr die reichhaltige Pflanzenwelt und im Winter kann es auch gehen, wenn auch in den Bachbetten einiges mehr an Vorsicht aufgewendet werden muss.

Eine Erklärung zu den Fotos: Ich habe ja einige Fotos zu verwaisten Militäranlagen gemacht. Dies ist von den Israelis nicht gern gesehen und kann an der Grenze zu intensiveren Befragungen führen. Diesmal ist es mir nicht passiert, aber letztes Mal hat man stichprobenartig meine Fotos angeschaut bei der Ausreise. Also, entweder nicht fotografieren, oder die Fotos anderweitig nach Hause mitnehmen, euch fällt schon was ein. 😉 Vermutlich kann man es auch einfach erklären und wird damit durchkommen, meine Ideen sind nur dahin orientiert, einer möglichen Befragung aus dem Weg zu gehen.
Wenn man bei den Trailangels auf der Matte steht, sollte man vorher anrufen (ich habe es leider nicht getan) und speziell bei den religiösen Trailangels einen Gedanken an Shabbat verschwenden. 😉

Wie beschrieben hat mir der Golan-Trail deutlich besser gefallen, was nicht allein daran lag, dass ich dabei endlich mal was gegessen habe 😉 sondern weil auch das landschaftliche Panorama mir weitaus mehr zusagte. Vom Schwierigkeitsgrad würde ich den Yam leYam auch höher einschätzen, wobei beide nicht sonderlich schwer sind. Aber das sind natürlich rein subjektive Empfindungen.

Zum Ende noch eine Anmerkung zu meiner Ausrüstung.

Mein Zelt hätte es vermutlich nicht gebraucht, ein leichtes Tarp hätte gereicht. Ganz ohne Dach über dem Kopf würde ich aber nicht dorthin reisen, wie beschrieben kann es doch einige regenreiche Tage geben.
Auch bin ich froh das ich meinen guten Daunenschlafsack mitgenommen habe, speziell in den Golanhöhen war es Nachts sicherlich 6-7° kalt, tagsüber angenehme 20-23°.

Zum Spirituskocher ist ja bereits alles gesagt worden, kurzum: Vergesst es! 😀 Ich glaube aber fast, man könnte auch mit nem Hobo dort auskommen, wo ich überall war, gab es immer ein wenig Totholz, dann könnte man sich das Brennstoff-Schleppen sparen. Ob es überall erlaubt ist kann ich aber nicht sagen, keine Ahnung!

Ich habe mir nicht die Landkarte (Nr. 2 für den Yam leYam und Nr. 1 für den Golantrail) gekauft, sondern bin mit meinen Zusammenfassungen aus dem Internet und GPX-Tracks auf dem Handy sehr gut gefahren. Speziell der Golantrail ist sehr gut beschildert, man schaut bloß 2 oder 3x täglich aufs Handy um sich zu vergewissern, dass die Abbiegung jetzt korrekt war. Auch gab es auf dem Golantrail zahlreiche Hinweistafeln welche den kommenden Wegabschnitt detailliert dargestellt haben.

Die Wanderstöcke waren ein Segen auf beiden Trails, ich hätte es nicht ohne machen wollen, auch wenn es sicherlich gut möglich ist. Rückblickend hätte ich auch lieber Wanderschuhe gehabt, welche über den Knöchel gehen, um so das häufige Umknicken zu verhindern.

Regenjacke ist ein Muss, Regenhose oder Gamaschen kann man meiner Meinung nach aber daheim lassen.

Aufpassen mit Messern in Israel, da gibt es recht strenge Regelungen, wobei ich leider viele unterschiedliche Meinungen gefunden habe, was geht und was nicht. Ein Schweizer Taschenmesser sollte gehen, viel mehr würde ich aber nicht nehmen. Auch aufpassen das man Messer und Gaskartuschen etc. nicht mit in die Einkaufscenter nimmt, die haben vor jedem Laden einen Metalldetektor und das würde sicherlich zu langen Erklärungen führen.

Die absolute Ausrüstungsenttäuschung war das Trek n’ Eat Vollmilchpulver vom Globetrotter. Egal in welchem Verhältnis ich es angerührt habe, es hat einfach eklig geschmeckt. 🙁  Dann doch lieber Müsli mit Wasser oder Tee und ich spar mir in Zukunft das Zusatzgewicht 😀

Der Rest hat ganz gut gepasst, und auch wenn die ganze Ausrüstung zu schwer war (am Anfang mit allem Essen ca. 15kg + Wasser), war es doch gut zu transportieren. Die nächsten paar Trails werden zeigen, wo ich noch ein wenig Ausrüstungsgewicht abspecken könnte!

Aber es war jetzt keinesfalls so, dass ich mir auf der ersten Tour den Rücken gebrochen habe und einen unhebbaren Rucksack mitgenommen hätte.

Das war es jetzt soweit erstmal von mir, ich hoffe euch hat der Bericht gefallen und ich würde mich über Anmerkungen oder Fragen sehr freuen.

Grüße
Daniel

Dienstag, 1.4. Giv’at Yoav -> Tel Aviv

In der Früh hat mich der Hostelbesitzer dankenswerterweise zur Bushaltestelle am Ortseingang gefahren. Sein Rat “Der Bus kommt eh erst in einer halben Stunde, fahr halt per Anhalter”.

Gesagt getan und so bin ich nach ca. 8 Minuten total verdattert als eine brandneue Mercedes E-Klasse neben mir anhält und anbietet mich mitzunehmen. Auch will er, dass ich meinen Rucksack nicht in den Kofferraum sondern auf die Rücksitzbank werfe, angesichts des blütenweißen Lederbezugs eine gewagte Äußerung des Fahrers. Ich bin ehrlich, hätte ich so ein Auto, ich hätte keinen schlammigen, dreckigen Anhalter mitgenommen aber auch das ist Israel. In Serpentinen geht es daraufhin im Affenzahn (ca. 170 statt erlaubter 90km/h) den Hang hinunter und einmal um den See nach Tiberias. Ich nutze die 20 Minuten Fahrt, um noch ein paar letzte Blicke auf die Golanhöhen zu erheischen, bevor es mit dem Bus zurück nach Tel Aviv geht.

Die letzten 4,5 Tage gibt es dann das heilsame Konzept namens Strand, Falafel, Humus um richtig Kraft zu tanken bevor die Uni wieder anfängt und auch für einen Kurzbesuch bei einem Freund in Jerusalem ist noch genug Zeit.

Hier noch ein paar Impressionen:


Strand Tel-Aviv mit Blick auf Jaffa


Endlich ein wenig entspannen!


Ausblick von der Universität in Jerusalem auf Westbank


Ausblick 2


Mehane-Yehuda Markt in Jerusalem. Ähnlich wie der Carmel-Markt in Tel-Aviv sicherlich DIE Quelle um Essen vorm Trip zu kaufen 🙂


Brücke Jerusalem


Letzter Abend in Tel Aviv 🙁 (und ich will schon wieder hin 😉 )

Montag 31.3. Daliot Camping -> Giv’at Yoav ~20km

Der letzte “Full-Time-Wandertag” in diesem Bericht…

Nachts hört der Wind schnell auf und obwohl ich allein auf dem Campingplatz bin, schlafe ich super. Heute soll mein letzter Trekking-Tag sein, da ich am 1.4. mit einem Freund in Tel Aviv verabredet bin und laut den Berichten die letzten 25km auch nicht so wahnsinnig spannend sind (von schönen Ausblicken über den See Genezareth mal abgesehen).

Da es auch nicht so weit gehen soll, kann ich erstmal gemütlich bis 8 Uhr ausschlafen, dann wird alles zusammengepackt und um 9 Uhr bin ich abmarschbereit. Die ersten Teile des Weges verlaufen durch Militärtrainingsgelände, genau wie große Teile des gestrigen Tages (das habe ich aber erst erfahren, nachdem es mir meine 2 Wasserspender am Abend erzählt haben).
Da es aber nur 3-4km sind, entscheide ich mich, dieses Gebiet einfach schnell zu durchqueren, danach soll es in einen schönen Bachlauf gehen. Teilweise läuft man auf dem Weg in den Spuren, welche Panzerketten in die feuchte Erde gedrückt haben.


Mehr Disteln


Sogar mit Balanceeinlage, der Rucksack zieht aber zu stark für meine Schwebebalkeneinlage.


Grün, grüner, am Grünsten!


Wie der Reifen wohl dahin kam?

Der Weg runter in die Schlucht, durch welcher der Bach läuft ist die ersten 8km doch recht anstrengend, da es auf schmalen Wegen an der Kante der Hänge entlangläuft. Vielerlei Disteln versüßen einem das Durchlaufen. 😀


Einstieg in die Schlucht.


Da geht es heute runter!

Zudem geht es doch manchmal recht steil bergab, meine Wanderstöcke leisten mir hier gute Dienste. Unten im Tal angekommen muss ich mich durch eine Engstelle voll mit Schilf kämpfen.

In der letzten Sekunde, bevor er zu Schaschlik verarbeitet wird, entdecke ich das ein Flußkrebs/Krabbe auf dem Stein sitzt wo ich beinahe unachtsam meinen Trekkingstock hingebohrt hätte. So sehe ich also noch eine Tierart, nachdem ich es am Vormittag erneut nicht geschafft habe, eine Gruppe Gazellen zu fotografieren.

Bald nach der Kletterstelle komme ich zu einer Brücke, die teilweise im Schatten liegt. Da es bereits halb 1 ist, entscheide ich mich für eine kurze Mittagspause im Schatten. Die Schuhe sind gerade ausgezogen, das Buch und die Kekse aus dem Rucksack gefischt, als plötzlich der Jeep vom Daliot-Parkplatz an mir vorbeiknattert und direkt neben der Brücke hält. Die zwei Israelis, welche mir gestern noch Wasser gegeben haben, grüßen freundlich und laden mich zum Frühstück/Mittagessen unten am Fluss ein. Diese nette Einladung kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen und so geselle ich mich zu ihnen, um ihnen bei der Zubereitung zu helfen.

Es gibt Schakschuka, ein traditionelles Frühstücksgericht aus Tomaten, Auberginen, Paprika und garniert mit einem Spiegelei. Bedanken kann ich mich wenigstens, indem ich ihnen meine Gaskartusche schenke, die werde ich heute Abend nicht mehr brauchen und vor dem Rückflug hätte ich sie eh wegwerfen müssen.

Natürlich erfahre ich allerlei über die zwei Israelis und es wird nett geschnackt und so sitze ich ca. 1std mit ihnen am Fluss. Dieser ist an dieser Stelle übrigens tief genug, dass man gut hätte drin Baden können, nach den 4 Tagen ohne Dusche wäre dies vielleicht auch empfehlenswert gewesen, jedoch weiß ich das mich heute Abend eine Dusche erwartet.

Ich packe erst zusammen und gehe weiter, als ich merke wie die Gluthitze sich langsam in einen Sonnenbrand verwandelt. Die vorherigen Tage hatte man eigentlich immer eine angenehme Brise, welche über die Golanhöhen fegte, aber heute im Tal staut sich die Hitze ganz schön. Von der Brücke geht es links einen Weg hoch, dem man einige Kilometer folgt, bevor es einige Kilometer auf diesem Weg wieder ganz in die Tiefe der Schlucht geht. Dabei sind ca. 250Hm zu überbrücken und der Weg spendet überhaupt keinen Schatten. Schlechtes Timing, dass ich das jetzt bei Sonnenhöchststand absolviere. Man hat am Rand der Schlucht einen wunderschönen Blick über das Tal, teilweise sehen ein paar Hänge eher aus wie Alpenwiesen und dabei lässt der Ausblick schon ein wenig vom tiefer gelegenen See Genezareth durchscheinen und man erkennt im Dunst sogar die Stadt Tiberias, welche am gegenüberliegenden Ufer des Sees liegt und von wo ich morgen mit dem Bus nach Tel Aviv zurückfahren werde.


Beim Abstieg


Man sieht endlich den See Genezareth!

In meiner Wegbeschreibung steht nun “jump into the stream because after that you will walk 40-60min uphill“. Rein springen tu ich nicht, aber dafür wird das T-Shirt und die Kopfbedeckung nass gemacht.


Beim Aufstieg: Sieht doch tatsächlich ein wenig aus wie Alpen oder?

Vor dem Aufstieg treffe ich auf ein nettes Rentnerpärchen, welches ich an der Brücke bereits getroffen habe und welche deswegen eine Stunde Vorsprung hatten. Gemeinsam beschließen wir den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Da ihr Englisch recht gut ist, gibt es auch allerlei zu erzählen. Der Mann Ephraim erklärt mir, wie er den Yom Kippur Krieg als Fallschirmjäger auf dem Har Meron erlebt hat und den darauffolgenden Vorstoß nach Damaskus. Als er mir erzählt, wie sie vor dem Krieg im Training alles aus einem Hubschrauber nehmen mussten, was nicht festgenietet war und dann umständlich auf den nächsten Gipfel schleppen mussten, wird mir klar, wie dieser rüstige Mann mit 72 Jahren mir davon laufen kann. 😀 Der Umstand, dass ihre Tagesrucksäcke auch 12kg weniger wiegen als mein Trekkingrucksack spielt aber hoffentlich auch mit rein.

Beide scheinen gerne und oft Wandern zu gehen, nicht umsonst ist Wandern eine Art “Nationalsport” der Israelis. Seine Frau Ahawa (hebräisch für Liebe) gibt dagegen eher den patenten Naturguide. Sie versucht mir allerlei Pflanzennamen beizubringen, erklärt mir welche Früchte essbar sind usw. Alle 3 von uns bleiben öfters stehen um die tolle Landschaft um uns herum zu fotografieren.


Ahawa und Ephraim


Fast fertig für heute!

Nach ca. 45 Minuten entspannten Wanderns erreichen wir die “Road 789” auf der sie gen Norden laufen wollen um zur Busstation zu kommen und auf derer ich nach Süden zum Örtchen “Giv’at Yoav” laufen werde. Schnell noch ein Foto von ihnen, und eins von mir (endlich ein Foto, für das ich mir keinen Stein als Stativ suchen muss 😉 ) und dann trennen sich unsere Wege.

Bis zu diesem Punkt bin ich bereits 15km gelaufen, es geht auf 15:30 Uhr zu und so beschließe ich, tatsächlich auf der Landstraße zur Stadt zu laufen und nicht dem Trail weiter zu folgen, da dieser über Stock und Stein geht und nur um den Ort herumläuft. Laut GPS Karte gibt es zwar aus dem Westen noch einen eingezeichneten Weg in den Ort, jedoch steht in meiner Internetbeschreibung das dort einige Minenfelder noch sind und bevor ich nachher 3-4km zurücklaufen muss, nehme ich lieber die langweilige Landstraße. Leider verpasse ich dadurch einen tollen Aussichtspunkt, welcher den See Genezareth überblickt und bei Sonnenuntergang die phantastischsten Ausblicke bietet. Den habe ich aber schon letztes Jahr besucht, ich hoffe ihr akzeptiert also davon ein paar ältere Bilder 😉


Alle 3 Bilder vom letzten Jahr, man sieht aber wie toll dieser Aussichtspunkt bei Sonnenuntergang sein kann!

Die Landstraße sind nochmal 6km, der Asphalt brennt noch mal richtig von unten und auch von Oben ist kein Schatten gegen die gleißende Sonne zu erwarten.


Immer gradeaus..


Wenigstens ist der Ausblick schön.

Da aber das Ende meiner Tour in absehbarer Nähe ist, geht es doch recht zügig bergauf und nach 1,5 Std. habe ich den Ortseingang erreicht.


Endlich das Ziel erreicht!

Direkt am Ortseingang ist auch gleich ein Supermarkt, wo es meine Standesgemäße “Tour-Beendigungs-Belohnung” gibt: Noch ein Eis, noch ein Eistee. (Und ich sehe schon wieder so fertig aus, diesmal fühle ich mich aber deutlich besser :-D)


Same procedure as last time…

Ich war letztes Jahr (allerdings mit dem Mietwagen) in Giv’at Yoav und habe da ein tolles “Hostel” entdeckt und habe beschlossen dort dieses Jahr meine Tour ausklingen zu lassen.


Komisch, mein Zelt ist über Nacht doch etwas gewachsen…


Und die Inneneinrichtung ist auch ein wenig luxuriöser.

In 20 Minuten streife ich durch den Ort und erreiche dann das “Hostel”. Hostel in Anführungszeichen, da es “Ghengis Khan in the Golan” heißt und von dem Besitzerehepaar 10 mongolische Jurten aufgebaut wurden, komplett mit Aircon/Heizung, Teppichen und Schaumstoffmatratzen. Jede Jurte hat Platz für 3-8 Gäste und neben jeder Jurte steht ein eigenes Dusch-/WC-Häuschen. Zudem gibt es eine große Gemeinschaftsküche, viele Sitzgelegenheiten und tolle Blumen im Garten. Mit 100 Shekel pro Nacht (ca. 20€) ist es auch gut bezahlbar und damit kann ich das Zelt heute Abend im Packsack lassen.


Ankunft bei den Jurten.


Ich gebe es zu, ein wenig Stolz schwingt mit!

Exakt wie letztes Jahr bin ich die einzige Person für die Nacht, hab also eine Jurte ganz für mich alleine. Nach einer tollen Dusche, welche aber gehörig auf dem heute erarbeiteten Sonnenbrand knallt gibt es eine Riesenportion Nudeln mit Tomaten-Thunfischsoße. In Autoreifen im Garten gibt es einen kleinen Kräutergarten voll leckerer Minze und allerlei anderen Kräutern und damit werden die Nudeln zu einem vollen Erfolg.


Ordentlicher Sonnenbrand…


Der “Kräutergarten”


Blumen im Garten…

Während ich die Wanderung Revue passieren lasse, falle ich auch schon gegen 22 Uhr todmüde auf die Matratze.

Sonntag 30.3. Alonei Habashan -> Daliot Camping ~18km

Die Rechnung folgt auf dem Fuße. Um 3 Uhr werde ich wach… *platt – platt – platt* schlägt der Regen aufs Zeltdach. Hmm, erstmal abtasten, Schlafsack trocken? – Yo!… *denkpause* Rucksack im Außenzelt trocken? – Yo so einigermaßen! *denkpause* Wie spät ist es eigentlich? – 3:10 Uhr laut Handy… *Denkpause* Na, dann kann ich ja weiterschlafen… *denkpause*
VERDAMMT, die Schuhe sind draußen noch aufm Baum!!!

Wie ein geölter Blitz schieße ich aus dem Zelt und rette die Schuhe, auf die ich keine Lust im Innenzelt hatte, vom Baum runter. Jetzt habe ich den Mief doch noch im Innenzelt, na toll!

Als ich um 8 aufstehe ist immer noch alles Grau in Grau, und voll mit tiefhängenden Wolken.


Großer Unterschied zu gestern.

Beide Trail Angels sind schon zur Arbeit gegangen, und so mache ich mich langsam ans zusammenpacken und breche dann gegen 9 Uhr auf. Die ersten 2km führen weiter die Landstraße entlang. Kaum habe ich das Örtchen verlassen, tröpfelt es schon wieder und keine 2min steh ich im strömenden Regen. Schnell reiße ich die Regenjacke aus dem Rucksack (wenigstens habe ich die jetzt nicht die ganze Zeit umsonst mitgeschleppt! 😀 ) und ziehe die Regenhülle über den Rucksack!


Nass, kalt, igitt! Fernsicht gleich 0.

Nach den 2km biegt man nach Osten auf einen Feldweg ab. Hier ist es wirklich richtig matschig, der Regen kommt eher horizontal. Die Hose ist bereits komplett durchnässt, aber die Regenjacke schlägt sich tapfer. Dann komme ich irgendwie an ein paar Bäumen vorbei, und bevor ich weiß was Sache ist, hört man ein schönes *ratsch* und in der Deuter-Regenhülle ist ein ca. 20cm langer Riss. Ich fluche bitterböse, das ist das erste mal das die Regenhülle in Benutzung ist und sie hat nicht einmal eine halbe Stunde überlebt. Zudem war der Rucksack nicht rappelvoll, die Hülle also nicht auf Zugbelastung gespannt und bei der Kontrolle der 2 Äste, die vermutlich die Übeltäter waren finde ich nicht mal Dornen. Hätte ja nicht gedacht, dass die so empfindlich ist und werde mal schauen was der Deuter-Service dazu sagt.

Wenigstens ist der Riss am Unteren Drittel, da kann ein wenig Wasser eindringen ohne den Rucksack zu fluten. Weiter geht es über den Weg, welcher leider extrem matschig geworden ist. Ich finde überhaupt keine “Traktion” mehr auf dem Boden und bin nur froh, dass der Weg relativ ebenmäßig verläuft. Die Schuhe gewinnen auch je ca. 1kg Matsch-Ballast und so wird das laufen doch zur Tortur.

Doch nach ca. 2 Stunden klart der Himmel ein wenig auf, der Regen hört auf und es geht um einiges gemütlicher voran. Da ich jetzt auch noch vom Feldweg abbiege und durch wunderschöne Blumenwiesen laufe hilft zwar nicht der Hose beim Trocknen, bietet aber eindeutig mehr fürs Auge.

Zur Mittagszeit erreiche ich die Ruinen des verlassenen, ehemals syrischen, Dorfes “Faradge“. Kurz streife ich durch die Gebäude, betrachte die Ruinen der Moschee und schaue mir die anderen eingestürzten Gebäude an.

Ein paar Kekse später ziehe ich auch endlich den Pulli aus und weiter geht’s.

Zwischenzeitlich liegt die Wegführung auf einem Art Damm, welcher durch die Landschaft läuft. Da aber alles noch recht nass ist und der Weg auf dem Damm von Steinen und Schrägen übersät, laufe ich doch lieber direkt neben dem Damm.

Heute hat man kein beeindruckendes Fernpanorama, sieht dafür aber die tollsten Blumen und auch einiges an Tieren. Sehr zahlreich kommen schwarz-orangene Raupen in den Wiesen vor, deutlich seltener sieht man ein paar Gazellen durchs hohe Gras streifen. Diese sind aber so was von flink und scheu, bevor der Gedanke “Ich könnte jetzt die Kamera auspacken” das Gehirn erreicht hat, sind sie bereits davon gesprungen.


Deswegen als Fotobeweis nur die Raupen.

Auf einer Wiese verliere ich den Weg, da aber keine Minenwarnschilder angebracht sind, quere ich das Feld einfach so. In der Mitte läuft nur leider ein kleines Bächlein durch, und natürlich schaffe ich es reinzufallen. 😉  Jetzt war die Hose grade trocken und schon geht es mit einem nassen Schuh und Hosenbein weiter. 😀 Da es jetzt durchs hohe Gras geht, welches mit recht vielen verdeckten Steinen gefüllt ist, kommen jetzt auch wieder die Stöcke zum Einsatz. Zahlreiche Wegmarkierungen sind vom hohen Frühlingsgras ein wenig verdeckt aber mit ein bisschen schauen findet man den Weg schon!


Hier hätte ich mich nicht verlaufen dürfen.


An vielen Stellen geht es auf breiten Wegen gut voran.

Dann kommt auch das Daliot Wasserreservoir in den Blick, da kann der Campingplatz nicht fern sein.


Das Daliot-Reservoir


Piekst schön!


Auf dem Rand des Sees geht es weiter.


Das Waldstück wo der Campingplatz drin liegt.

Man umrundet auf dem Trail das Reservoir und kommt dann ein bisschen Abseits zu einem Waldstück mit Picknickbänken, Parkplatz und einigen Freiflächen zum Zeltaufstellen.

Schnell den Rucksack hingepfeffert und dann geht es an den Zeltaufbau. Als ich ankomme ist es richtig windig und so beschließe ich das Zelt in einen der aufgebauten Steinkreise reinzusetzen um doch ein wenig Windschutz zu haben. Auch wenn dies zu Lasten der Eingangstüren geht, welche ein wenig eingedrückt werden, funktioniert der Aufbau einwandfrei.

Ein einsamer Jeep steht noch im Parkplatzgelände und so gehe ich doch mal kurz hallo sagen, als zwei junge Männer zurück zu ihrem Wagen kommen. Ich rede kurz mit ihnen und freu mich zu hören, dass der Wind bald nachlassen soll und kein weiterer Regen zu erwarten ist. Sie fragen (wie so viele andere Israelis auf dem Trail) mich gleich nach meinen Wasservorräten. Als ich erwidere, dass ein Liter mehr nicht schaden könnte, zeigt er auf den 20L Kanister auf der Rückseite des Jeeps und ich darf mich bedienen. Sehr zuvorkommend!

Alle Klamotten habe ich mal zum Trocknen ausgelegt, auch der Schlafsack darf mal endlich richtig auslüften!


Alles wird getrocknet.


Der Wassereinbruch und Regen hat heute Spuren hinterlassen.

Abends gibt es dann die doppelte Portion Kartoffelsnack (ich schleppe zwar Nudeln und Couscous mit mir rum, habe aber keine Lust darauf und vernichte damit jeden Abend nur die leichtesten Sachen in meinem Essensvorrat – so was von taktisch unklug 😉 ), viel Tee und sogar eine Orange, die ich seit Tel-Aviv mit mir rumschleppe.


Abendstimmung am Daliot Camping.

Samstag 29.3 Odem Picknick -> Alonei Habashan ~30km

Nach einer recht kühlen Nacht und einigen Mücken werde ich um 6.30 Uhr von dem Vater-Sohn-Gespann geweckt, welches grade die Schlafsäcke verstaut. Sie laufen dann auch früher als ich los, während es bei mir noch ein Müsliriegel-Frühstück gibt. Der Picknickplatz grenzt an die “Palsar 7”- Gedenkstätte, in Erinnerung an die (ich glaube) 24 Israelis, die während dem Yom Kippur Krieg hier bei einem Angriff einer syrischen Kommandoeinheit in ihren gepanzerten Fahrzeugen ums Leben kamen. Eins der zerstörten israelischen APC’s ist in die Gedenkstätte einbetoniert. Via Lautsprecher kann man sich auf Hebräisch und Englisch die Geschichte dazu anhören.


Das Palsar-7 Memorial

Nach dem alles im Rucksack verstaut ist, geht es erstmal über eine Schotterstraße in Richtung “Har Hermonit”. Jetzt sieht man erstmal, wovon die Berichte im Internet warnen:

Links und Rechts des Weges sind die Felder mit Stacheldraht umzäunt und markiert, da diese Landminen enthalten. Ich habe mich vor Beginn der Tour gefragt, was der Sinn dieser Minenfelder ist. Im Falle eines syrischen Angriffes wüssten die Syrer ja eh, wo diese Minen liegen, sind sie ja selbst in israelischen Landkarten vermerkt. Als ich einen Israeli in der Gegend darauf ansprach, hat er mich aufgeklärt. Diese Landminen wurden noch von den syrischen Streitkräften verlegt, vor dem Sechstagekrieg 1967. Dementsprechend haben die Israelis keine Aufzeichnungen, wo genau und wie viele Minen dort liegen. Und da eine Räumung all dieser Flächen extrem kostenaufwendig wäre und natürlich ein Sicherheitsrisiko für die eingesetzten Spezialkräfte, hat man sich entschlossen die Gebiete einfach zu kennzeichnen und sich selbst zu überlassen. Der Israeli erzählte mir auch, dass die einzige Gefahr nun schwere Unwetter sind, wenn sich alles in Matsch auflöst kann es vorkommen, dass die Minen im Schlamm “wandern”. Zudem erzählte er, dass jedes Jahr “Ein lauter Knall zu hören ist, und es dann doch ab und an eine Kuh erwischt”. Nicht schön, aber ihre Lösung scheint mir sinnvoller als die Gefahr einzugehen, die alle zu räumen.

An sich braucht man dabei keine Angst zu haben, es ist alles weiträumig abgesperrt und es hängen genug “Danger Mines!” Schilder rum. Man sollte halt dann doch den gesunden Menschenverstand nutzen und nicht versuchen abzukürzen über irgendwelche dubiosen Wiesen.

Nachdem ein Asphaltweg mich den halben Hügel (Berg wäre übertrieben ) begleitet, verpasse ich aus Unachtsamkeit eine Abbiegung des Golantrails nach links und laufe stattdessen weiter bis zum Gipfel. Hat aber den Vorteil, dass ich noch 2 verlassene Bunkeranlagen besichtigen kann.


Noch mal ein Blick zurück auf Har Hermon. Der rechte, schneebedeckte Teil und die Stadt am Fuße des Berges liegen schon in Syrien.


Hier hätte ich links auf den Feldweg abbiegen müssen, stattdessen bin ich der Asphaltstraße gefolgt und musste nachher zurücklaufen.

Wieder unten bei der Abbiegung kommen mir Vater und Sohn entgegen. Sie haben sich doch dagegen entschlossen weiter zu laufen, sondern wollen jetzt zurück zu ihrem Auto hitchhiken und dann den Rest des schönen Samstags am Meer genießen. Fand ich sehr schade, wäre gerne mit ihnen gewandert, allerdings überlassen sie mir noch 3L ihrer Wasservorräte (Hätte es nicht unbedingt gebraucht, die Möglichkeit zum Nachfüllen kam bald danach), was ich sehr nett fand!

Jetzt geht es am Berg entlang, so dass der Berg immer auf der rechten Schulter ist. Faszinierend ist der Blick, der sich mir bietet. Ich schaue nach Osten und bin keine 3km von der Grenze zu Syrien entfernt. Im Tal kann man den Grenzzaun in der Sonne glitzern sehen, man sieht einige hohe Berge in Syrien selbst und kann auf 2-3 größere Städte/Dörfer blicken. Wirklich surreal wird die Situation dadurch, dass man ab und an Gewehrschüsse hört, und als es dann mal lauter knallt blicke ich zu einem der syrischen Städte und sehe eine Rauchsäule aufsteigen. Wahnsinn, ich bin hier auf einer Trekkingtour und auf der anderen Seite der Grenze (in Sichtweite!) bringen sie sich gegenseitig um. Eine leicht bedrückende Situation, auch wenn ich mich die ganze Zeit über sicher fühlte.


Blick von Har Hermonit auf Syrien, links im Norden noch Har Hermon. In der Mitte sieht man sogar Rauch aus einem der Dörfer aufsteigen.


Hier sieht man etwa in der Bildmitte den Grenzzaun.


Nochmal der Grenzzaun.


Hier sieht man noch mal die Bunkeranlage auf dem Hermonit, diesmal von der anderen Seite.


Ein zurückgelassener, zerstörter Panzer. Ob syrisch oder Israelisch vermag ich nicht zu sagen.

Danach komme ich zu einer zweiten Gedenkstätte. Diese überblickt die “Valley of Bacha” welche sich aber im Yom Kippur Krieg zur “Valley of Tears” entwickelte. 127 israelische Panzer trafen hier auf den syrischen Panzerangriff mit über 1400 Panzern. Viele Soldaten von beiden Parteien starben in den Feldern unterhalb des Aussichtspunktes und so finden sich an dieser Gedenkstätte ein israelischer und ein syrischer Panzer als Mahnmal. Die israelischen Einheiten, welche hier kämpften waren später auch mit an vorderster Front, als nach dem syrischen Überraschungsangriff die israelische Armee bis fast nach Damaskus vorstieß.


Blick auf “Valley of Bacha”/”Valley of Tears”


Weinfelder mit Blick zurück auf Har Hermonit. Der Golanwein soll sehr gut sein, eine Möglichkeit zum Kosten kam mir aber leider nicht unter


Was ein Unterschied zu den Wegen auf der Yam leYam-Tour 😀

Ein sanfter Abstieg vom Berg und nach ca. 1.5 Std weiterem Laufens stehe ich am angeblichen Ende eines Tourabschnitts bei den Ruinen von Bab-el-Hawa. Da es wirklich erst 10.30 Uhr in der Früh ist, setze ich mich auf einen Stein, frühstücke einen weiteren Müsliriegel und mache mich dann auf den weiteren Weg.


See samt Har Bental


Blick zurück auf Har Hermonit und Har Hermon im Hintergrund.

Nun umrunde ich einen kleinen See und steige dann auf den Har Bental. Dieser Berg hat mit Abstand den steilsten Aufstieg der ganzen Golantour, aber selbst der ist in etwa 40min erledigt.

Auf dem Gipfel begegnen mir zahlreiche Touristen und die Lösung dafür sollte ich schnell finden: Es ist dank Straße möglich, mit dem Auto bis zum Gipfel zu fahren und viele Tagesausflügler nehmen diese Möglichkeit wahr. Oben finden sich alte Verteidigungsanlagen, welche man besichtigen kann und (leider) mit zahlreichen Metallsilhouetten von kämpfenden Soldaten verziert sind.


Was sie zu diesen Metallfigürchen bewogen hat, weiß ich leider auch nicht.


Blumenfelder und gleich dahinter der Grenzzaun.


Nochmal Grenzzaun.

Weit wichtiger ist aber das Gebäude am Gipfel, welches das “Cafe Anan” (ob der Wortwitz nun geplant oder zufällig ist, kann ich nicht sagen 😉 ) beheimatet. Da es grade 12 Uhr ist, beschließe ich heute mir ein etwas üppigeres Mittagessen zu gönnen und so sitze ich kaum 10 Minuten später mit einem riesen Thunfischsandwich (richtig lecker, meine Empfehlung!) und einer “Eisschokolade” auf der Veranda und genieße das 360° Panorama, welches vorher schon genannte markante Punkte, See Genezareth, Berg Hermon, Syrien etc. toll hervorhebt.


Vor dem Café ist eine große Metallskulpturen-Ausstellung.

Als ich die Bedienung frage, wo ich denn meine PET Flasche wegwerfen kann, wird mir diese entwendet und sofort aufgefüllt. War zwar jetzt nicht wirklich nötig, aber dort könnte man also gut Wasser auffüllen. Um 14 Uhr mache ich mich wieder auf den Weg. Den Abstieg vom Berg muss man leider auf der Landstraße machen, es sind jedoch nur 2 oder 3km und die sind schnell geschafft.

Unten im Tal biegt man sofort von der Straße ab und die nächsten 3km geht es auf einem wunderschönen Naturpfad über blühende Wiesen und durch schattige Waldstücke.


Immer schön auf den Wegweiser achten 😉


Noch ein Panzer, der vor sich hin rostet.

Dann kreuzt man die Straße nahe der religiösen Gemeinde “Ein Zivan” und hält auf den Berg “Bni-Rasan” zu. Dieser ist kaum zu übersehen, hat er doch einige Windräder oben drauf. Sobald man den Berg erwandert hat, wird man vom Tosen der Propeller begrüßt.


Har Bni-Rasan.


Blick gen Norden von Bni-Rasan.


Auf dem Berg sind noch ein paar Verteidigungsanlagen, zudem ist jetzt schon der See Genezareth zu sehen!


*Zirrrr*

Auf der anderen Seite des Berges begibt man sich an den Abstieg. Hier entscheide ich mich dagegen, dem Trail weiter zu folgen, da dieser durch den Wald zur religiösen Gemeinde “Alonei Habashan” führt. Da es jedoch bereits 17.30 Uhr ist und es knappe 7km auf dem Golantrail bis zur Gemeinde sind, entschließe ich mich zur Landstraße zu laufen. Dort kann ich im Notfall immer noch die 4km zum Dorf laufen, plane aber ein Auto anzuhalten. Nachdem ich einen Kilometer auf der Landstraße gelaufen bin, sammelt mich auch ein nettes Pärchen ein und fährt mich die letzten 3km bis nach Alonei Habashan.

Alonei Habashan ist eine religiöse Gemeinde. Das darf man sich jetzt nicht wie ein Dorf voller Ultraorthodoxer vorstellen, wie dies in manchen Regionen, speziell in Jerusalem, vorkommt. Eher sind es orthodoxe oder nationalreligiöse Juden, die ganz normal arbeiten und leben, jedoch den Shabbat deutlich intensiver feiern.

Dementsprechend war es natürlich taktisch unklug, an einem Samstag in den frühen Abendstunden dort zu erscheinen. Shabbat endet am Samstag erst mit Sonnenuntergang, also schlich ich ein wenig durch den Ort. Habe dann eine Frau getroffen, welche wie viele andere Israelis auf diesem Trip, unglaublich hilfsbereit war. Sie hat mir erzählt, dass es ein Pärchen in dieser Gemeinde gibt, die Trekker in ihrem Garten schlafen lässt, also angelehnt an das amerikanische “Trail-Angel”-System. Sie hat mich dann auch gleich zur Synagoge gebracht und Anwesende gefragt, wo dieses Pärchen denn grade sei. Schließlich hat sie mich mit ihrem Mann losgeschickt, die Trail Angels zu finden. Dies klappte nach einer Viertelstunde auch ganz gut und Assaf, der Trail Angel lädt mich auch gleich zur abendlichen Feier bei den Nachbarn ein. Ich entscheide mich aber, ihnen etwas Privatsphäre zu lassen und lieber mein Zelt im Dunkeln aufzubauen. Ich frage Assaf, ob das denn jetzt ok wäre, wo doch noch Shabbat ist, worauf er mir absolut undogmatisch “You’re not jewish, you can do whatever you like” antwortet. 😀


Der Trail-Angel lässt einen in seinem Garten ein Zelt aufstellen.


Hier sieht man, dass es auch ein paar Sitzgelegenheiten gibt und direkt hinter meinem Zelt ist auch eine Spüle mit fließendem Wasser installiert.


Komisch, irgendwie sind meine Füße heute zweifarbig 😀 war wohl doch staubiger als gedacht.

Als das Zelt steht ist es schon dunkel und Assaf und seine Frau kehren nach Hause zurück. Sie schließen dann auch eine Steckdosenleiste ein, und da sie einen Wasserkocher für die Gäste haben, kann der Kocher heute im Rucksack bleiben. Einen leckeren Kartoffelsnack, nen Tee und ne heiße Schokolade später geht es mir richtig gut. Als mir seine Frau dann noch eröffnet, sie habe von der Party der Nachbarn mir noch 3 Stück Kuchen mitgebracht, bin ich im Paradies.


Der bereitgestellte Wasserkocher und der köstliche Kuchen von den Nachbarn!

Kurz vor der Schlafenszeit komme ich noch mit Assaf und seiner Frau in ein detailliertes Gespräch. Sie erzählen mir, dass ihnen das Trail Angel sein großen Spaß macht, nur im Sommer stehen scheinbar ab und an bis zu 15 Zelte im Garten, und dann limitieren sie ihre Hilfsbereitschaft auch ein wenig (ich z.B. durfte ihre Toilette nutzen – das machen sie bei min. 15 Leuten ganz sicher nicht mehr). Ich erfahre das er im landwirtschaftlichen Planungsrat der Golanhöhen sitzt, die Frau arbeitet in der Buchhaltung eines nahen Weinanbaugebietes. Danach gehen die Themen in alle möglichen Richtungen: Über den Trail, Outdoor-Ausrüstung bis hin zum Bürgerkrieg in Syrien (während wir auf der Couch sitzen hört man ein paar Explosionen) und dem Yom Kippur Krieg.

Ich frage sie dann auch, ob sie irgendwelche Auswirkungen des Bürgerkriegs spüren und als Assaf mir dann erzählt, dass sowohl eine Granate zwischen 2 Häusern in der Gemeinde eingeschlagen sind, wie auch ein Nachbar (der sich wunderte warum es im Auto nass ist), welcher MG-Einschusslöcher an der Autotür fand, wird mir dann doch ein wenig mulmig. In der Nacht in der ich dort war, sind nahe der religiösen Siedlung Ein Zivan (an der ich ein paar Stunden früher schon vorbei kam) 3 bewaffnete Männer von Syrien aus über den Zaun nach Israel eingedrungen. 2 davon wurden daraufhin von israelischen Soldaten verwundet, der dritte konnte wieder zurück nach Syrien fliehen. Irgendwie schon ein komisches Gefühl, wenn man merkt wie nah der Konflikt plötzlich ist.

Heute war auf beiden Touren der Tag, wo ich die meisten KM abgeleistet habe. Knappe 30km + 3km per Anhalter waren für mich zumindest eine stramme Leistung. Aber ich fühlte mich nicht wirklich kaputt, hatte eine lange Mittagspause gemacht und wäre die Sonne nicht verschwunden, hätte ich locker noch ein paar machen können. Das schönste Lob kam von Assaf selber, der mir bei der Beschreibung meines Tagespensums ein “Wow, you walked far” entgegenbrachte, absolutes Balsam für die Seele. 😉

Assaf hatte mir noch erzählt, dass sie in der Gemeinde nachts die Hunde abketten (sind wohl wegen den vielen Kindern angekettet, welche tagsüber durch die Gegend laufen) und ich lieber alles mit ins Innenzelt nehmen sollte oder auf den Baum werfen sollte, was die Hunde entführen könnten.