Montag 24.3 Ruine im Amud Stream -> Ginosar am See Genezareth ~18km


Der Zeltplatz hoch über dem Amud Stream


Jonas beschauliche Schlafstatt


Der Blick auf die kleine Ruine


Blick ins Tal


Da muss ich wieder runter.

Wie geplant brechen wir recht früh das Lager ab. Dann noch mal hoch zur Mikwe wo diesmal nur noch ein Mann im Wasser badet und sich von uns nicht sonderlich gestört fühlt. Zurück beim Rucksack macht sich Jonas sehr flott auf den Weg, da er deutlich fitter und erholter losmarschiert sehe ich ihn auch den gesamten Tag nicht mehr.

Ich arbeite mich langsam wieder ins Tal zurück. Laut Tagesbeschreibung soll es heute nur noch Bergab gehen, eine Hoffnung welcher ich mich trügerisch hingebe. Das zwar die Grundausrichtung bergab ist, dies aber nicht heißt, dass man heute nicht kraxeln müsste, wird mir schnell klar.

Die nächsten 5km schlängelt sich der Weg durchs enge Bachbett, mal läuft man auf dem felsigen Bachbett selber, meist aber geht es in kleinen verschlungenen Wegen an den Rändern auf und ab. Teils sind die Wege so steil, das metallene Griff- und Trittbretter in den Stein gehauen wurden.


Das Bachbett

Dieser Abschnitt kostet mich viel Kraft. Obwohl ich die Wanderstöcke nutze, knicke ich häufig schmerzhaft um. Erst knapp vor der zu überquerenden Straßen weitet sich der Weg in einen Feldweg aus und es lässt sich sehr angenehm laufen.


Endlich Feldwege!

Ich laufe seit gestern auf dem Weg, über den auch der Israel National Trail verläuft und so treffe ich heute die ersten (und einzigen) zwei INT-Läuferinnen. Diese haben bereits 4 oder 5 Wochen hinter sich und meinten, dass sie in unter einer Woche in Tel Dan, dem nördlichsten Punkt der Route ankommen und ihre Tour dort beenden wollen. Wie vielmals auf diesem Hike bin ich fasziniert von ihrer Ausrüstung. Wo hier im Forum Weitstreckenplanungen von Leichtrucksäcken, gekürzten Zahnbürsten etc. dominiert werden, laufen diese Mädels komplett in Baumwollklamotten, jede mit einem alten, bockschweren Rucksack auf den Schultern ohne Hüftgurt, der auch noch eine riesige aufblasbare Isomatte an der Seite befestigt hat. Der absolute Knüller sind aber die, bei allen israelischen Wanderern sehr beliebten, einfachen Sandalen, mit denen mal schnell 1400km ohne jegliches Sohlenprofil zurückgelegt wird… Respekt!

Nach diesen 5km erreiche ich endlich die Straße und nachdem ich den weiteren Weg trotz großer Baustelle finden kann, geht es auf der anderen Straßenseite weiter im Bachbett. Jetzt jedoch ist der Weg gänzlich anders, es ist recht flach und man läuft auf einem sehr schmalen Pfad, kaum 30cm breit, durch üppige Wiesen. Das dabei teilweise die Vegetation aus vielen Distel-ähnlichen Pflanzen besteht ist für mich nicht so schlimm, ich empfehle aber jedem eine lange Hose mitzunehmen. Auf diesem Weg kommt man sich vor wie im Urwald, viele überhängende Bäume, man hört allerlei Insekten und Vögel und ein bisschen Schatten gibt es auch.

Wer richtig mit den ganzen Stacheln zu kämpfen hat, sind die Schüler, die heute ihren Wandertag absolvieren. Bereits an der Straße hatte ich die 2 großen Reisebusse erkannt, welche die halbe Schule, alle zwischen ca. 11 – 17 Jahre alt dort ausgespuckt haben. Diese laufen nun durch das Tal und werden bei der nächsten Straßenquerung vom Bus wieder eingesammelt. Auch hier wieder viele Sandalen aber auch einige Modesünden, die wohl eher dazu dienen sollten, die Mitschüler zu bezirzen, als eine gemütliche Wanderung zu ermöglichen. Hotpants oder Leggins sind halt doch kein Erfolgsmodell bei Dornenbüschen. 😀

Leider ist es schwierig diese große Karawane von ca. 200 Schülern, die jeweils im dreißig-köpfigen Verband marschieren, effektiv zu überholen. Langsam aber sicher komme ich aber doch an ihnen vorbei, auch wenn es seine Zeit dauert. Da diese Kinder (wie scheinbar alle Israelis) irre gerne singen war es ganz lustig. So durfte ich mir von alten, zionistischen Pioniersliedern bis hin zur aktuellen Justin Bieber Single den recht schiefen Gesang von diesen Jugendlichen anhören. 😀

Die Mittagspause verschiebe ich, denn ich habe keine Lust, dass mich alle Schüler wieder überholen und das ganze Spiel von vorne beginnt. Der Weg wird in den letzten 2km unglaublich schlecht, jetzt läuft man nur noch im Flussbett und dementsprechend knicke ich oft um. Besonders beim letzten Umknicker stehe ich fluchend im Bachlauf und wünsche mir nur, dass ich bald ankomme. Zum Glück tut der Fuß beim Laufen nicht zu sehr weh, erst später im Bus merke ich wie steif er wird und wie ich die nächsten Tage umeinander humpele.

Als ich die nächste Straße erreiche, habe ich die Tour fast geschafft, nur noch 4-5km trennen mich vom Ziel. Am Parkplatz treffe ich auf ein Pärchen, welches eine Tagestour geplant hat und mir bereitwillig ein Liter Wasser schenkt, einwandfrei!
Der letzte Talabschnitt verläuft deutlich offener, und über schöne Feldwege, ich habe also deutlich mehr Zeit für die Umgebung. Und plötzlich habe ich ein Déjà-vu vom Beginn der Reise. Denn nun laufe ich wieder durch Bananen- und Orangenplantagen.


Obst und noch mehr Obst

Hier kommt dann auch die Abbiegung, welche in meiner Internetquelle beschrieben wurde. Der INT biegt nämlich nun nach rechts, gen Süden nach Migdal ab, während der schwarze Trail, der bisher parallel lief, nun weiter nach Osten läuft und am Ufer des See Genezareth endet. Ich folge also dem schwarzen Trail und merke wie der Körper sämtliche Reserven nochmal aufwendet, jetzt wo das Ziel so nah vor Augen ist.


Hier biegt der schwarze Trail nach links ab, der INT geht nach rechts. Empfehlung: INT folgen!


Blick auf die Klippen von Berg Abel. Da habe ich letztes Jahr eine Tagestour gemacht, eine tolle Wanderung!

Ich warte dauernd auf einen Blick auf den See, leider bleibt mir dieser verwehrt. Generell kann ich die Empfehlung, den schwarzen Markern weiter zu folgen nicht teilen. Den ganz am Ende schlägt sich der schwarze Trail ins Unterholz und wo ich jetzt hoffe, endlich auf einen tollen Strand zu treffen, wo ich mich in die Fluten schmeißen kann, stehe ich plötzlich in einem sehr zugewucherten Schilfhain, und direkt an der Wasserkante treibt allerlei Müll im Wasser, welches sich irgendwann im Schilf verfangen hat. Also kämpfe ich mich leicht unorthodox in südliche Richtung weiter, bis ich um 15:00 Uhr das Kibbutz Ginosar erreiche, welches direkt am Ufer des See Genezareth liegt.

Hier gönne ich mir im Supermarkt einen Eistee und ein Eis, welches ich fälschlicherweise für ein Calipo hielt. Überraschend stellte sich heraus, dass im Eis plötzlich Gummibärchen eingeschlossen waren *brrr*, eine wirklich seltsame Eissorte.


Ein Eis (wenn auch seltsam) und einen Eistee. Mehr braucht man nicht zum Glücklichsein.

Eine Frau im Supermarkt hat mir erzählt, dass ich auch problemlos an einem der Strände im Ort baden gehen könnte und auch wenn die Badestelle nicht wirklich attraktiv ist, nutze ich die Gelegenheit, mich ins kühle Nass zu werfen.


Die Badestelle in Ginosar

Doch zuvor wird wieder die Flasche mit dem Meerwasser aus dem Mittelmeer hervorgekramt, um diese Tradition zu einem würdigen Abschluss zu bringen.


Vermischen


Und in den See schütten.

Nach dem Schwimmen wieder ein wunderbares Beispiel der israelischen Hilfsbereitschaft: Ich hatte die Frau im Supermarkt gefragt wo und wann hier im Ort ein Bus nach Katzrin abfährt. Das Wo konnte sie mir beantworten, dass Wann leider nicht. Grade als ich aus dem Wasser steige, kommt besagte Frau zum Strand und drückt mir einen Zettel in die Hand. Sie ist tatsächlich nach Hause gegangen und hat den Busfahrplan ausgedruckt. Ich bin absolut begeistert.

Leider wird es mit Katzrin nichts, denn das Hostel, welches ich mir dort ausgesucht habe ist leider voll. Da aber mein Fuß aufmuckt und ich mich sehr kraftlos fühle, entscheide ich mich schnell nach Tel Aviv zurückzufahren um dort ein paar Erholungstage am Strand zu haben. Ob ich die zweite Tour mache oder nicht, kann ich ja dort immer noch entscheiden.
Also ein letztes mal den Rucksack geschultert, zur Bushaltestelle gelaufen und dort einen Bus nach Tiberias (der einzigen Großstadt am See Genezareth) und von dort einen Bus nach Tel Aviv zu nehmen.

Nahezu lachhaft erscheint es mir, dass in dem Moment als ich am Busbahnhof in Tiberias stehe, mein Appetit zurückkehrt und ich dort einen riesigen Hotdog verspeise. Um ca. 21 Uhr Abends bin ich damit wieder im Hostel in Strandnähe und während ich es kaum in den ersten Stock zu meinem Bett im Schlafsaal schaffe, freue ich mich riesig auf die Entspannung am Strand die nächsten Tage.

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