Was ist eigentlich geplant?
Nach dem Vorgeplänkel sollte ich jetzt mal erzählen, was ich überhaupt vor habe in Israel. Ich kannte vor einiger Zeit in Israel nur den Israel National Trail (INT), einen 1400km-Weitwanderweg der am südlichsten Punkt Israels bei Eilat anfängt und sich dann bis in den Nordgaliläa zieht.
Mir war recht früh klar, dass ich den nicht gehen würde. Für die ganze Strecke war auf keinen Fall Zeit, den südlichen Teil durch die Wüste Negev wollte ich an sich nicht machen (auch wegen der Wasser Problematik) und nur ein bisschen im Norden machen war mir irgendwie zu unbefriedigend.
Ansonsten kannte ich nur einige Tagestouren, welche ich letztes Jahr schon gemacht hatte. Dies waren Nationalparks in den Golanhöhen, genauer gesagt der Yehudia-, Banyas- und Hula-Nationalpark.
Bei der Recherche stieß ich aber auf 2 weitere Strecken, die keinesfalls so imposant sind wie der INT aber trotzdem mehrere Tage wandern in Nordisrael ermöglichen: Der Yam leYam und der Golan Trail.
Hier möchte ich zuerst den Yam leYam vorstellen. Wortwörtlich bedeutet dies einfach “Meer zu Meer” und reiht sich damit in einige Länder ein, welche einen “Coast 2 Coast”-Trail anbieten. Hier beginnt es am ersten Meer, ergo dem Mittelmeer. Der Clou liegt aber im Endpunkt des Trails: Hier wurde nämlich der See Genezareth kurzerhand zum “Meer” umgedeutet und schon hat man einen “Sea 2 Sea”-Trail draus gemacht. 😉
Wanderstrecke sind ca. 75-80km, und können laut manchen Informationsquellen im Internet in drei Tagen abgearbeitet werden. Ich habe insgesamt 4 gebraucht und hätte es keinesfalls schneller schaffen können, gab aber auch einige Angaben für ein 5-Stop-Strategie. Dieser Trail ist recht beliebt und in Israel auch einigermaßen bekannt. Wird sehr gerne von Jugendgruppen gegangen, ob das Pfadfinder sind oder Yeshiva-Studenten (Studenten aus Religionsschulen), in deren Ferienzeiten dürften einem da Einige begegnen.
Als ich da war, war das überhaupt kein Problem, ich habe in den 4 Tagen nicht eine Person getroffen, die auch den Yam leYam machte, sondern eher Tagestouren. Die letzten 2 Etappen des Yam leYam laufen auf der Strecke des INT und selbst da habe ich nur 2 Mädels getroffen, welche in der letzten Woche ihrer Megatour waren. Also von Überlaufen kann keine Rede sein.
Ich verrate jetzt schon, dass die zweite Tour, der Golan-Trail mir deutlich besser gefallen hat, aber der Chronologie folgend, will ich doch zuerst von meinen Erlebnissen auf dem Yam leYam berichten.
20.3. Abends: Tel Aviv -> Gesher Achziv Beach
Abends geht es mit dem Sherut (Sammeltaxi) wieder zum Bahnhof und von dort mit dem Zug nach Nahariya, die letzte größere Stadt an der Mittelmeerküste vor der libanesischen Grenze.
Alles wunderbar geplant, leider erwirtschaftet der Zug auf der 1,5 stündigen Reise eine 1,5 stündige Verspätung (absolut untypisch, alle anderen Zugfahrten funktionierten wie ein Uhrwerk) und ich komme erst nach Anbruch der Dunkelheit in Nahariya an. Von dort geht es noch 15 Minuten weiter mit dem Bus nach Gesher Achziv Beach, nördlich von Nahariya gelegen. Durch irgendwelche pubertierenden Teenager, die bei jeder Haltestelle die Stop-Taste drücken schaffe ich es auch nicht rechtzeitig mich beim Busfahrer bemerkbar zu machen, muss also eine Station später aussteigen und ca. 1,5 km zurücklaufen.
In Gesher Achziv Beach gibt es einen großen Campingplatz, ich hatte jedoch schon gelesen, dass dieser erst am 1.4. aufmacht, hatte trotzdem die Daumen gedrückt und hoffte auf das Beste. Dies wurde mir jedoch nicht erfüllt, der Campingplatz war dunkel, zudem mit hohen Mauern umschlossen und sah mehr als zu aus. Daneben stand aber auf der Anhöhe ein Haus, welches mit ordentlich Flutlicht ausgeleuchtet war und ich beschloss dort mal zu klingeln und zu fragen wie es mit Camping aussieht. So weit kam es jedoch gar nicht, denn als ich den Feldweg der Zufahrtsstraße betrat, kam ich etwa 5m weit, bevor ein Taschenlampenstrahl mich im Gesicht blendete und ich auf Hebräisch angemeckert wurde. Auch meine Beteuerungen, kein Wort zu verstehen wurden mit einer weiteren streng gerufenen Tirade auf Hebräisch erwidert. Schließlich blieb mir nur übrig ein “Camping ken o Camping Lo?” (Camping Ja oder Camping Nein?) dem Typen entgegen zu rufen, gesehen hatte ich ihn ja immer noch nicht, dafür sorgten die 4000 Lumen welche mir grade die Netzhaut wegbrannten. Ein unwirsches “LO!” besiegelte dann die Sache und ich beschloss den letzten Ausweg zu nehmen: Das Zelt einfach auf dem Strand aufzustellen.
Müde machte ich mich daran, um 20 Uhr mein MSR Hubba Hubba ohne Innenzelt (ganz blöde Idee bei all dem Sand und Wind!) auf einer flachen Stelle am Strand zu positionieren. Das mir der garstige Kerl von der Anhöhe mit der Taschenlampe hinterher leuchtete, trug nicht wirklich zu meiner Beruhigung bei.
Doch nachdem die Isomatte aufgepumpt war und der Schlafsack ausgerollt war, kam ich endlich dazu den neuen Gaskocher zu testen und so gab es lecker Couscous und danach eine heiße Schokolade. Hätte ich gewusst was mich die nächsten Tage erwartet, ich hätte wohl stundenlang nur noch gegessen doch dazu später…
Wie gesagt befindet sich Gesher Achziv in nächster Nähe zur libanesischen Grenze (unter 5km) und genau am Grenzzipfel steht eine riesige militärische Einrichtung. Auch der unfreundliche Herr auf der gut beleuchteten Anhöhe schien ein militärischer Außenposten zu sein. So wunderte es mich dann gar nicht, dass alle 20min auf der Straße, welche am Strand entlangführte ein Militärjeep anhielt, das Fernlicht anschaltete und schaute, was dieser verdächtige Mensch am Strand dort mit einem Zelt vorhatte. Die ersten Male habe ich noch recht freundlich gewunken, mich dann aber irgendwann ins Zelt verzogen, als es kühl wurde. Ich sollte jedoch in der Nacht noch einige Male vom Fernlicht wach werden, ich hatte wohl mein eigenes Beobachtungsteam auf mich gezogen.
Dies alles spielte zusammen, dass ich mich am ersten Abend nicht wirklich wohl fühlte. Am Menschenleeren Strand, unter Militärbeobachtung, das kann ja was werden. Mal schauen was die nächsten Tage so bringen…