Tag 58 (Tag 6): Sommerbrücke zwischen Staloluokta und Tuottarstugorna – See zwischen Tuottarstugorna und Tarraluoppalstugorna

Gelaufene Kilometer: 14

Heute mal wieder aufgewacht zu wunderbaren Sonnenwetter. Ich war den ganzen Tag über im T-Shirt unterwegs, zwar gab es einen leichten Wind, der mich abkühlte, aber zumeist war es warm. Zudem macht Laufen bei solch perfekten Wetter einfach viel mehr Spaß.

Wir sind so gegen 9 Uhr los, nach einem entspannten Frühstück zusammen, welches wir auf einem Stein vor den Zelten abgehalten haben, allerdings wurden wir erneut von den Mückenschwärmen heimgesucht. Diese haben wir dann aber relativ bald hinter uns gelassen,  die Strecke bis Tuottarstugorna war geprägt von rollenden Hügeln und ein bisschen Auf und Ab Geklettere, aber keineswegs unangenehm und von der Landschaft her waren Ähnlichkeiten mit der Strecke zwischen Nallo und Sälka auf dem Kungsleden zu finden. Heute allerdings mit weniger Geröll und mehr Moos, also klassische Fjälllandschaft wie ich sie liebe.

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Man hatte dabei einen ganz tollen Blick auf den südlich von der Tuttorstugorna gelegenen Jungátjåhkka, der mich den ganzen Tag begleitet hat und der wunderschön ist. Vielleicht sieht man den auch morgen wieder.

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Jungátjåhkka

Zudem die ganzen Berge östlich der Tuttorstugorna, die die Grenze zum Sarek darstellen: Vássjábákte, Tsahtsa, Tjågnåristjåhkkå, etc. War beeindruckend auf diese Wand von schneebedeckten Bergen zuzugehen.

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Vássjábákte, Tsahtsa, Tjågnåristjåhkkå in der Ferne

Martin hat sich gestern ein bisschen am Fuß verletzt, er ist umgeknickt und das Innenband vom Fuß tut weh, er wird es heute also ein bisschen ruhiger angehen lassen und so machen wir aus, dass ich ihn an der Tuttorstugorna wiedersehe und so erst mal vorrausgehe. Macht ja keinen Sinn mit dem schweren Rucksack dauernd Pausen zu machen, bis er aufschließt, und dann braucht er sich nicht so gehetzt fühlen. Vor der Hütte kommen noch zwei Furtstellen, welche die ersten dieser Tour darstellten.

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Da muss ich rüber

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Klar ist das immer müßig, die Schuhe auszuziehen, die Hosen hochzukrempeln, die Wanderstiefel irgendwie am Rucksack zu befestigen und dann nach 1min Wasserdurchquerung wieder alles anziehen zu müssen, aber ich finde das nichtsdestotrotz immer recht abenteuerlich und es macht für mich den Charme dieses Gebietes mit aus. Zudem war das Wasser knapp unter Kniehoch und floß nur langsam aus dem See hinaus, die Watstelle war also leicht zu meistern. Nur das Wasser war empfindlich kalt, dass hatte ich aber so erwartet aufgrund der Schneefelder, die um den See lagen.

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Marin durfte nachher auch noch durchs Wasser

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Die Tuottarstugorna war sehr schön gelegen, zudem ist es ein reines Familienunternehmen. Als wir dort ankamen bestand die Sami-Familie aus drei Generationen, die dort die letzten 6 Wochen verbracht hatten und gerade am Mittagessen waren. Heute war ihr letzter voller Tag, dann sollten alle außer der Großmutter wieder ausgeflogen werden.

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Was für ein unfassbarer Ausblick von der Hütte!

Bei mir gab’s zum Mittagessen Kartoffelbrei und Mini-Salamis zum eintunken. So konnte ich entspannen während ich auf Martin wartete, der eine halbe Stunde nach mir ankam. Zusammen haben wir auf der Bank gesessen, die Ruhe genossen und das Panorama versucht abzuspeichern, nicht nur mit der Kamera sondern auch der Versuch, es tief ins Gehirn einzubrennen. Der Blick zurück zum Jungátjåhkka und sogar den Bergen, die hinter Staloluokta lagen, waren einfach zu fantastisch.

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Panorama Tuottarstugorna
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Der See direkt an der Hütte
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Und langsam kommt auch die Sonne wieder raus
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Jungátjåhkka

Die Hüttenfamilie hatte sehr viele Rengeweihe rumliegen, das habe ich in so großer Anzahl auch noch nicht gesehen.

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Es geht weiter in Richtung “Darreluopal” (samische Schreibweise), Tarraluopalstugorna

Habe dann für 55 SEK noch ein wenig Süßkram in ihrem Shop nachgekauft, dabei hätte ich bei meinem derzeitigen Hunger-Level auch den Shop leerkaufen können. 😉 Aber so purzeln vielleicht wenigstens die Kilos, wenn die Körpereigenen Reserven angegriffen werden. Zudem bereue ich, dort keinen geräucherten Fisch gekauft zu haben, das wäre eine lohnende Investition gewesen.

Nachmittags habe ich mich dann von Martin verabschiedet, der morgen einen Ruhetag an der Hütte einlegt und versucht seinen Fuß ein wenig zu kurieren. Passt auch vom Zeitablauf ganz gut, er hat 10 Tage zur Verfügung und wir waren jetzt 5 Tage bereits unterwegs und haben weit über die Hälfte seiner Wegstrecke nach Kvikkjokk hinter uns gebracht. Ich finde es immer noch cool, dass aus einem kurzen Gespräch im Bus auf der Herfahrt sich eine solche Situation entwickelt hat. Es hat großen Spaß gemacht 5 Tage mit ihm den Padjelantaleden zu entdecken. Es war schön mit jemandem zusammen zu campen, Ereignisse zu teilen und in nerdigen Gear-Talk zu verfallen. Beim Laufen an sich macht es gefühlt wenig Unterschied, da dackelt man ja eh hintereinander her und jeder hängt im Kopf den eigenen Gedanken nach. Manchmal hatten wir auch 100m Abstand zwischen einander. Aber in den Pausen hat mir die Gesellschaft sehr gefallen. Jetzt allerdings freue ich mich auf mein „eigenes“ Abenteuer alleine.

Ich bin dann weiter gedackelt und der Ausblick blieb spektakulär. Hochebene, viele kleine Seen, viel Schnee. Der Weg wurde vergnüglich abgelaufen, ich hatte in Tuottar 2 Stunden Pause gemacht und daher war ich relativ erholt. Hätte also fast noch weiter gehen können, aber dann habe ich diesen kleinen See gesehen mit einer Campgelegenheit daneben, welche so perfekt war, dass ich mir eingeredet habe es müsste jetzt für heute reichen. Ich bin heute also rund 14km gelaufen, habe dann ganz entspannt mein Zelt aufgebaut und dann etwas gemacht, was ich mir vorgenommen habe seit ich mich nicht getraut habe mit Klaus am Nordkapp in die Barentssee zu springen: In den Haussee springen, auf dem noch Eis treibt.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=NAR-lFkImro&w=560&h=315]

Wider Erwarten war das gar nicht mal so kalt, 1-2 Minuten mehr wären sogar gegangen. Warm und angenehm war es trotzdem nicht. Habe noch versucht auf den Eisberg zu klettern, der in der Mitte trieb, aber das war so vereist um die Kanten, da habe ich mich nicht hochziehen können. Wenigstens war ich erfrischt und ein witziges Video ist dabei auch rumgekommen.

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Vor dem Zeltaufbau
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Zelt auf der anderen Uferseite
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Mit Eisschollen
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Mein Refugium für die Nacht

Nachher habe ich einfach 20 Minuten lang ohne Gepäck die nähere Zeltumgebung erkundet. Ohne Gewicht auf dem Rücken und nur mit der Kamera bewaffnet fühlte es sich an, als schwebe ich über den Boden. Nebst schönen Fotos habe ich auch unfassbar viele Geweihe gefunden, hätte nie gedacht, dass man so viele abseits der Wege finden könnte. Ich werde diese Morgen an den Weg legen, dann können nachfolgende Personen diese mitnehmen, eins davon hänge ich mir jetzt aber auch an den Rucksack. Ist nur ein kleines und dafür sehr ebenmäßig geformt, zudem leicht genug um es die nächsten 10 Tage als Andenken mitzuschleppen.

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Alle selbst gefunden!
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Abendessen am Ufer

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Einer der schönsten Zeltplätze auf Tour
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Tschüss Sonne!
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Abendbeleuchtung in Richtung Sarek

Anschließend gab es noch den letzten Uncle Ben’s Reis zum Abendessen, da dies mit Abstand die schwerste Speise noch im Rucksack war. Der weitere Abend plätschert ganz entspannt dahin, ich muss ja nichts mehr machen, die Sonne scheint immer noch, Klamotten sind auch schon gewaschen und somit fehlt nur noch das Zähneputzen. Ich entscheide mich aber erstmal fürs Schokolade essen und lese noch ein Buch fertig.

Morgen dann kann ich in meinem eigenen Tempo entscheiden wann es losgeht, muss auf niemanden warten oder mich mit niemandem mehr über Pausen abstimmen. Erstmal geht es in der Früh zur Tarraluoppalstugorna, danach sollte die Hochebene relativ schnell aufhören. Laut Karte wird es dann richtig grün entlang dem Tarrakaisetal, welches ich die nächsten Tage begehen werde. Darauf freue ich mich momentan nicht so wirklich, ich genieße den Fernblick des Hochfjälls und will nicht wirklich durch den Wald laufen. Aber spätestens im Sarek geht es wieder an den Berghängen entlang, dass Fjäll kommt also wieder.

Jetzt genieße ich bis zum Schlafengehen erst mal die Sonne

Tag 57 (Tag 5): Zufluss am Didijávrre – Bis zur Sommerbrücke zwischen Staloluokta und Tuottar

Gelaufene Kilometer: 13

Die Nacht war heute noch mal richtig kalt, da pfiff alles drüber, viel Nebel, der den See verdeckte. Ich hab heute voll eingepackt geschlafen: T-Shirt dann Fleece, drüber dann Daunenjacke drüber Mütze, Schal und Handschuhe und trotzdem ziemlich gefroren. Heute früh war zumindest das Wetter klar und aufgehellt aber relativ grau. Ich habe länger geschlafen, weil ich ja wusste, dass Martin länger brauchen wird mich einzuholen. Deswegen habe ich es ruhig angehen lassen.

War ganz witzig, der erste Hubschrauber der nach Staluokta geflogen ist, flog so niedrig, dass er unterhalb des Zeltes vorbeiflog, sprich ich konnte von oben auf den Hubschrauber drauf gucken. Habe den Morgen genutzt um ein paar Fotos zu schießen und hoffe, dass die was geworden sind. Traumhaft war der Blick auf den Allak heute früh, den ich Hilleberg zu Ehren natürlich fotografiert habe 😉

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Virihaure im Sonnenlicht!
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Nochmal der Allak, diesmal sonnenbeschienen.

Um etwa Viertel vor Elf hat mich dann Martin eingeholt, der konnte es nicht so richtig glauben, dass ich gestern noch so weit geschafft habe, ein Lob dass echt gut tat. Dann ging es gemeinsam relativ aufwendig immer oben an der Klippe entlang, dabei hatte man aber weiterhin einen tollen Blick auf den Virihaure mit viel Schnee außen rum. Sah wirklich spitze aus und dann haben wir bei den Seengruppen wo der Weg vorbeiführt eine Pause gemacht und sind abschließend noch abgestiegen nach Staloluokta.

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Virihaure Panorama
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Windig war’s heute
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Vom Akkajaure im Norden aus, habe ich schon ein ganz schönes Stückchen zurückgelegt.
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Blick zur Hütte in Staloluokta

Der Abstieg war zwar anstrengend, aber okay und in Staloluokta haben wir uns dafür eine längere Pause gegönnt, auch weil jetzt zum Mittag endlich die Sonne in ihrer ganzen Pracht erstrahlte, was den Rest des Tages auch so bleiben sollte. In Staloluokta hat man auch einige Rebhühner gesehen, die rund um die Hütten gerannt sind.

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Sami-Kata
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Sami-Kirche
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Rebhuhn

Haben die Luxustoiletten genossen und wollten eigentlich noch ein bisschen Essen nachkaufen, aber es gibt keinen Shop an der Hütte, sondern nur einen kleinen Verkauf im Sami-Dorf, der auch erst um 16 Uhr aufmachen sollte. So lange wollten wir nicht rumhängen, also haben wir uns um halb 3 wieder auf die Socken gemacht.

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Blick zurück nach Staloluokta

Der Weg verlief mit viel hoch und runter, sprich es war relativ hügelig, nichtsdestotrotz aber ganz nett bis wir in den Sumpfgebiet kamen um den Gieddávrre herum. Hier wollten wir uns ursprünglich auftrennen und Martin sein Camp aufschlagen und den See zur Wäsche nutzen. Aber da war so viel Sumpfgebiet um den See herum und die Moskitos haben uns echt gefressen, zudem gab es überhaupt keine Wiesen und wenn doch, dann waren die winzig klein und überschwemmt, also absolut untauglich zum Zelt aufstellen. Wir sind dann einfach weiter.

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Hüfthohes Weidengestrüpp + Wasser = Mückenplage!

Zum Ende hin war das letzte Stück ziemlich fies mit vielen Stellen, die unter Wasser lagen und schwer zu laufen waren.  Wir kamen zu einer Furt Stelle, wo man wahrscheinlich die Schuhe ausziehen hätte müssen, ich habe mir dann dadurch beholfen, indem ich mit Gepäck auf die andere Seite gesprungen bin, was mit dem Rucksack Gewicht vielleicht keine gute Idee war.

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Die Sommerbrücke

Dann kamen wir aber zur Sommerbrücke und haben quasi direkt dort auf der anderen Uferseite gezeltet. Es gab dort einige Zeltstellen und man kam leicht an frisches Wasser und konnte den tollen Blick auf den reißenden Fluss genießen. Zelt schnell aufgebaut und dann war es auch wirklich dringend notwendig nach vier ganzen Wandertagen, fünf Tagen „on the Road“, jetzt endlich mal ins Wasser zu gehen. Man merkte, dass die Haut trocken ist, stark juckt und man fühlt sich einfach „stinkig“. Deswegen war es unfassbar erfrischend, ins Wasser zu springen. Zuerst aber wurden die Klamotten gewaschen, dabei merkte man schon „Ja, die Hände werden ein wenig kalt“ und daran anschließend bin ich in den Fluss rausgewatet. Unerwarteterweise ging es von den Temperaturen her. Okay die Füße waren relativ schnell taub, aber ich fand den Rest gar nicht so schlimm. Martin hingegen fand es katastrophal, aber ich konnte damit eigentlich ganz gut umgehen. Ich bin jetzt endlich mal sauber, und so frisch gewaschen mit allem Drum und Dran ist wirklich ein tolles Gefühl.

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Wäsche trocknet endlich mal anständig

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Blick in Richtung Tuottar, die morgige Wanderrichtung

Durch die Sonne war es jetzt anständig warm geworden, was natürlich auch die Mücken mögen, die sind in voller Zahl erschienen. Deshalb haben wir nach dem Waschen die ganze Wäsche ausgelegt, die in einem rasanten Tempo trocknete. Auch freuen wir uns, weil wir in Staloluokta gehört haben, dass es jetzt sieben Tage lang ein Hochdruckgebiet geben soll, wäre sehr angenehm wenn es jetzt länger mal freundliches Wetter hätte. Wir haben zusammen draußen auf dem Stein gegessen und uns derweil die Landschaft in all ihrer Pracht angeguckt. Es schwirren allerdings so viele Mücken umher, dass wir uns gegen 8 Uhr uns ins Zelt zurückgezogen haben um die Ruhe vor den Viechern zu genießen. Die Wärme im Zelt ist fantastisch, seit langem liege im Mal wieder auf dem Schlafsack, habe keine Socken an und kann die Füße austrocknen lassen. Ich habe die leise Hoffnung, ich brauch heute mal keine Leggings und kann ganz entspannt im T-Shirt die Nacht ohne frieren genießen. Mal sehen ob das Zelt sich in der Früh wieder richtig aufheizt, aber da ich ein bisschen früher los will, auf alle Fälle um 9 Uhr rum, kann es ja nicht schaden, sollte die Sonne mich aus dem Zelt schmeißen.

Morgen geht’s jetzt über die Hochebene zur Tuottarstuga, dort wird Martin einen Ruhetag einlegen und ich alleine weiterwandern. Ich genieße die Hochebene gerade besonders, da laut Karte es übermorgen ins Terradalen (Terra-Tal) geht, wo alles grün und bewaldet sein wird, worauf ich wenig Lust habe. Ich freue mich, wenn es schön steinig ist, und man den Fernblick der Hochebene hat.

Der Plan mit der Sarek-Kurztour steht immer noch und ich hoffe, dass es sich von der Zeit her ausgeht. Heute hat auf alle Fälle großen Spaß gemacht, der Körper fühlt sich auch immer besser an, einzig der dauernd anhaltende H-U-N-G-E-R nervt, aber das kenne ich ja von mir 😉

Tag 56 (Tag 4): Låddajåhhkåstugan – Zufluss am Didijávrre

Ab morgen kommen endlich die Fotos bei strahlendem Sonnenschein, ein letztes Mal müsst ihr graue, trübe Bilder ertragen.

Gelaufene Kilometer: 16,7

Heute früh hat es wieder geregnet und wir haben wieder einen späten Start hingelegt. Habe gestern im Zelt noch eine Route durch den Nationalpark Sarek geplant, worauf ich mich bereits sehr freue. Dazu nutze ich den genialen Reiseführer „Sarek – Trekking in Schweden“ von Claes Grundsten, der wirklich genial geschrieben ist und viele wichtigen Infos liefert. Ich werde aus dem Reiseführer zitieren, wenn es in ein paar Tagen in den Sarek geht.

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Heute ging es als Erstes direkt an den Aufstieg, ich fand den jetzt tatsächlich nicht schlimm, es zog sich einfach nur ein bisschen.

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Blick zurück zur Låddajåhhkåstugan

Martin hingegen war sehr am Fluchen, ich freue mich also einfach über meinen Fitnessstand, wenn mir sowohl Höhenmeter, wie auch Strecke nicht wirklich etwas ausmachen. Ich könnte gefühlt jeden Tag noch ein paar Kilometer weiter latschen, dieses Wissen im Hinterkopf genieße ich. Weit besser als meine letzte Tour mit Markus, wo mir die ersten Tage ordentlich zugesetzt haben.

Oben auf dem Plateau war der Blick sehr schön, zurück ins Tal nach Låddajåhhkå, auch auf den Huornnásj.

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Huornnásj rechts, sowie das Plateau.

Das Plateau ist jedoch recht klein, gefühlt geht es nach der Ankunft oben gleich über zum Abstieg. Wir haben eine Pause hinter einem Stein gemacht und uns anschließend wieder in Richtung Tal bewegt.

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Weg ins Nichts

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Abstieg nach Árasluokta

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Virihaure

Der Blick auf den Virihaure, einem gigantisch großen See, war sehr beeindruckend. Der Abstieg ging ganz schön auf die Knie, teilweise fängt auch ein Schienbein an zu ziepen und an beiden großen Zehen entsteht wohl wieder eine Druckblase. Erleichtert bin ich allerdings, dass die Ferse sich immer noch einwandfrei schlägt! Den Abstieg mache ich etwas zu schnell, man läuft halt bergab immer zu beschwingt herunter und wundert sich dann nachher warum die Beine wehtun 😉

Unten im Tal legen wir eine Rast am Miellädno-Fluss ein, kurz nachdem wir diesen per Brücke gequert haben. Um nach Árasluokta zu kommen muss man nun einen weiteren Anstieg in Kauf nehmen, der sich extrem lange zog. So sieht man zwar bereits die Sami-Siedlung im Tal, aber bis die Árasluokta-Hütte ins Blickfeld gerät läuft man noch ein ganzes Stück.

Heute war die Strecke teilweise sehr feucht, über lange Stellen lief man auf dem völlig durchweichten Weg im Matsch, was es auf alle Fälle anstrengend machte. In Árasluokta sind wir nicht mal zur Wanderhütte gelaufen, sondern haben gleich die Brücke überquert. Martin hat sich dort dann einen Platz fürs Zelt gesucht, da er ziemlich kaputt war nach den Höhenmetern des Tages. Mir hingegen ging es noch recht gut und ich hätte lieber morgen weniger Höhenmeter zurückzulegen. Aus diesem Grund bin ich dann allein weitergestapft. Diese Höhenmeter hatten es dann aber auch in sich, wobei ich nicht sagen kann, ob es daran lag, dass der restliche Tag bisher anstrengend gewesen war, oder ob es besonders steil war. Da ich teilweise mich mit den Händen an den Felsen hochziehen musste, tippe ich auf letzteres. Es war also ein ganz schönes Gekraxel, dafür dass ich nur 80-100 Höhenmeter überwinden musste. Dafür ging es nach der Anstrengung oben am Grat entlang, auch über mehrere Schneefelder.

Der Blick auf den Virihaure und die schneebedeckten Berge ringsum war so perfekt, dass ich einfach dort oben einen Zeltplatz gesucht habe und am Fluss zum Dijdderjávrre auch fündig wurde, als ich endlich ein flaches Stück Wiese entdeckte. Ganz flach war es nicht, die Nacht verbringe ich unter anderem damit, wieder auf die Isomatte zu rutschen. 😉 Aber es war erträglich. Ebenso finde ich den Wind hier nicht so schlimm, wie von zahlreichen Wanderern im Voraus prophezeit. Alle Personen scheinen sich da große Sorgen drum zu machen und versuchen so geschützt wie möglich das Zelt aufzustellen. Nur Daniel, der knallt sein Zelt vollkommen exponiert auf. Vermutlich kann mich nach den Windböen am Nordkapp nichts mehr schocken und ich habe großes Vertrauen in mein kleines mobiles Heim. Erstmalig habe ich einen Zeltplatz, wo ich absolut alleine bin, soweit ich blicken kann, bin ich hier oben das einzige Zelt.

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Blick vom Zeltplatz auf den Berg Allak, rechts am Ende des Sees liegt Àrasluokta.

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Zeltplatz vor dem gigantischen Virihaure-See, samt verschneiter Berge

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Auch wenn der Wind nicht stört, es ist schweinekalt da oben und das wunderschöne Panorama, welches ich nicht fotografiert habe, ist nach einer Stunde Erholung im Zelt komplett im Nebel versunken. Zudem hat es dann auch angefangen zu regnen. Jetzt ist die Umgebung sehr gespenstisch, was den Eindruck der Abgeschiedenheit nur noch verstärkt. Aber die Kälte greift immer weiter um sich, ich sehe IM Innenzelt meinen eigenen Atem. Auf alle Fälle wird nachher wieder eine Wärmflasche zubereitet.

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Zeltplatzpanorama 1

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Zeltplatzpanorama 2

Wie bereits am ersten Abend auf Wandertour habe ich alles ins Zelt geräumt und war um Viertel vor 6 bereits völlig eingerichtet. Habe mich schnell in den Schlafsack eingepackt, weil es mich so gefroren hat und eh ich mich versah war es 23 Uhr, da ich sofort wieder weggepennt bin. Bis ich dann gekocht hatte, war es bereits nach Mitternacht. Das liegt unter anderem daran, weil bei den Temperaturen sowohl der Spiritus ewig braucht, wie auch das Wasser aus den Gebirgsbächen unglaublich kalt ist. Wenigstens komme ich so noch dazu, ein paar Bilder vom Zeltplatz zu schießen.

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Selbst meine Taschentücher verheißen Abenteuer pur!

Morgen ist der Plan schnell nach Staluokta (6-7km entfernt) zu kommen, wo eine größere Hütte samt Heli-Landeplatz steht. Ich hoffe auf eine Waage für meinen Rucksack. Von  dort dann weiter in Richtung Tuottar. Morgen früh kann ich es ruhig angehen lassen, Martin holt mich nämlich am Zeltplatz ab.

Meine Schultern erholen sich langsam, es hilft ungemein, dass der Rucksack täglich ein dreiviertel Kilo verliert. Die Füße sind ok, es zieht mal hier, mal dort, aber nichts dauerhaftes, es geht also ganz gut.

Bisher macht es mir riesigen Spaß und mit der Idee am Ende der Tour noch einen Abstecher in den Sarek zu machen, muss ich jetzt erstmal ein wenig Strecke machen, dabei aber aufpassen, dass ich mich nicht kaputt mache und irgendwo einen Pausentag eingebaut kriege.

Tag 55 (Tag 3): Brücke nahe Kutjaurestugan – Kurz hinter Låddajåhhkåstugan

Gelaufene Kilometer: 12,2

Heute einen relativ späten Start hingelegt, da es in der Früh noch lange geregnet hat und weder Martin noch ich Lust hatten, bei diesem Wetter vor die Tür zu gehen. Sind dann trotz Regen los, ich konnte mein Zelt aber so einigermaßen trocken verstauen. Zu Beginn war der Weg relativ steil, wobei ich es gar nicht so schlimm fand, Übung der letzten Monate sei Dank.

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Aufstieg nach dem Zeltplatz heute Nacht.

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Blick zurück zur Brücke und zum Zeltplatz

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Blick auf den Vastenjaure

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Vastenjaure

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Panorama Vastenjaure im Regen

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Manchmal wurde es doch ein wenig nass, noch aber ist jegliches Gewässer selbst mit Wanderschuhen gut zu queren.

Vor der Låddajåhhkåstugan ging es dann noch mal steil bergab, davor hatte man aber erstmal einen tollen Blick auf den langezogenen Vastenjaure, der im Hintergrund von wunderschönen, schneebedeckten Bergen ringsum umrahmt wurde.

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Die Låddajåhhkåstugan liegt im Tal-Einschnitt, der weitere Weg führt dann am Hang gegenüber bergauf.

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Pfad zu erkennen links neben dem Schneefeld

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Abstieg zur Låddajåhhkåstugan 

Wir haben heute nicht wirklich Mittagspause gemacht, da es zu kalt war, haben uns stattdessen 2x in den Graben gelegt und Müsliriegel gegessen, eine längere Pause aber weggelassen.

An der Låddajåhhkåstugan haben wir draußen gesessen und ich hab mir einen kompletten Räucherfisch beim Stuvgard (Hüttenwart) gekauft, der zusammen mit meinen eigenen Brotvorräten absolut fantastisch schmeckte.

Viel besser als die mitgebrachte Pfeffersalami und der Bacon-Tubenkäse, auch da ich dies seit 2 Monaten zu Mittag esse 😉 Hat wirklich gut geschmeckt und wir saßen etwa eine Dreiviertelstunde vor Ort rum. Zudem gab es vor Ort noch die Luxus-Plumpsklos. 😉

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Wir hatten eigentlich vor den Anhang hinter der Låddajåhhkåstugan zu erklimmen, der rüber nach Árasluokta, der nächsten Hütte, führt. Allerdings ist das Plateau oben sehr windig, steinig und kalt, und uns wurde mehrmals davon abgeraten, dort oben das Lager aufzuschlagen. Also hätten wir entweder auf der anderen Seite des Plateaus auch noch nach Árasluokta absteigen müssen, so wären noch ca. 7km Wegstrecke dazugekommen. Da wir bis zur Låddajåhhkåstugan bereits 12km in den Knochen hatten und gestern auch schon so lang gelaufen sind, entscheiden wir uns dazu, den Aufstieg auf den Folgetag zu verschieben. So zelten wir auf der Uferseite gegenüber der Låddajåhhkåstugan und machen uns morgen früh an den 200m Aufstieg.

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Witzigerweise machen mir bisher die Höhenmeter sehr wenig aus, war ich doch bei den letzten Touren überhaupt kein Fan von. Die Muskeln in den Beinen haben sich während der Radtour also auf alle Fälle entwickelt. Martin dagegen ist sehr am Fluchen, bei mir scheint’s also zu laufen. Ich mache mir immer noch Sorgen, dass die Blase an der Ferse sich entwickeln wird, wobei es derzeit nicht danach aussieht, auch das Leukoplast-Tape hält gut.

Die Schultern fühlten sich gestern nach der provisorischen Wärmflasche (Wasser aufm Kocher erhitzen und dann ab in die Trinkflasche) deutlich besser an. Dies werde ich heute Abend erneut wiederholen, denn über den Tag hinweg sind die Schmerzen wieder schlimmer geworden. Es ist halt einfach die Belastung, dass der schwere Rucksack nach hinten Kippen will und die Schultern sind der Teil am Körper, der den Rucksack zurück hält. Da scheuern die Schulterträger den ganzen Tag an den Schultern, besonders auch an der Stelle am Schlüsselbein, wo eh wenig “Fleisch” zur Polsterung beiträgt. Aber es war heute schon deutlich besser als gestern. Und der Rucksack wird derzeit jeden Tag 700-800gr. leichter, das wird sich also bald einrenken.

Es bleibt zu hoffen, dass es morgen trockener wird, so wie vom Wetterbericht angesagt. Sonne wäre toll, aber mir würde auch Trockenheit vorerst mal reichen.

Tag 54 (Tag 2): Rastplatz Richtung Kisurisstugan – Brücke Kutjaurestugan

Gelaufene Kilometer: 17,5

Bin gestern trotz dem Vorschlafen am Abend wieder schnell eingeschlafen, heute um 7 Uhr wach geworden und der Regen prasselte noch auf die Zeltwand. Habe heute erstmalig Schokoporridge gekocht und bin ziemlich überzeugt davon. Habe dann zusammengepackt IM Zelt, was ewig gedauert hat. Typisches Problem am Anfang der Tour, der Rucksack ist einfach viel zu voll und es dauert ewig, bis alles korrekt an Ort und Stelle verstaut ist.

Martin und ich haben uns dann von Gabriela verabschiedet, welche es heute ruhig angehen lassen wollte und sowieso in den Sarek abbiegt. So sind Martin und ich alleine losgetigert.

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Infotafel Padjelantaleden
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Viel ist noch nicht geschafft.

War zu Beginn viel durch den Wald, an einigen Stellen wussten wir leider nicht so genau, ob das nun der Weg war, oder doch ein Bach. Meistens war es dann Beides 😀

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Also ziemlich nass alles, aber wir kamen gut voran. Vor der Kisuris-Hütte gab es dann noch einen Aufstieg und dann waren zur Mittagszeit an der Hütte.

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Nächste Hütte: Låddajåhhkåstugan in 24km

Martin hat sich die Tagesgebühr geleistet, durfte deswegen die Hütten betreten und hat in der Küche gekocht. Ich war dafür zu geizig, hab lieber meine Daunenjacke übergeschmissen und es mir vor der Hütte gemütlich gemacht. Die Hüttenwärtin war zu Beginn relativ abweisend uns gegenüber, was nicht dadurch verbessert wurde, dass Martin mit schlammigen Schuhen in die Hütte gestapft ist. Den Besuch beim Plumpsklo hat sie mich dann auch gleich durch Wasser-schleppen abarbeiten lassen. Jedoch hat sich die Hüttenwärtin später noch zu mir vor die Hütte gesellt und ist dort ein wenig aufgetaut. Habe ihr dann von der Nordkapp-Tour erzählt und so sind wir ein wenig ins Gespräch gekommen. Überdacht vor der Hütte gab es dann ein leckeres Mittagessen, vor allem da ich für die ersten Tage noch Brot und Wurst als mittägliche Köstlichkeit dabei hatte. War zwar lecker, so richtig Entspannung kam aber bei den Temperaturen, dem Nieselregen und den nassen Klamotten nicht wirklich auf.

Zusammen sind wir von der Kisurisstugan aufgebrochen. Der Weg war relativ flach, es gab einige Bohlen und auch viele Stellen wo man nebeneinander laufen konnte und deswegen besser miteinander quatschen. Ging es nach der Hütte noch durch den Wald, so war das letzte Stück vor der Übernachtungsstelle oben an einem Grat entlang, so kamen wir endlich zu mehr Fernsicht und der Weg wurde deutlich trockener.

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Schließlich schlagen wir unser Camp an der Brücke auf, die rüber zur Kutjaurestugan führt. Dort konnten wir direkt in Brückennähe das Lager aufschlagen, so fällt es leicht, Frischwasser fürs Abendessen zu kriegen. Der Spot ist beliebt, bis zum Schlafengehen stehen schließlich 7 Zelte in der Gegend, das ist ja schon fast Rock am Ring Niveau 😉

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Camping direkt an der Brücke
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Schneebedeckte Gipfel in der Ferne
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Martin “darf” Wasser holen
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Direkt an der Brücke über den Vuojatädno. Seit unserem Start gestern in Änonjálmme haben wir bereits 28km hinter uns gebracht.
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See bei “Sonnenuntergang”
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Schneefelder bis an den Wasserrand

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Zum Abendessen gibt es Brokkoli-Pasta und eine Packung Nüsse hinterher.

Die Beine fühlen sich voll ok an, auch die Füße fühlen sich gut an, an der Ferse ziept es ein wenig und auch der große Zeh ist ein wenig roh. Diesmal hatte ich aber Leukoplast-Tape aufgeklebt, bevor ich überhaupt aus dem Bus gestiegen bin, nachdem ich in den letzten Jahren fiese Blasen beim Wandern gekriegt habe. Die Hüfte kämpft noch ein wenig mit dem Rucksackgewicht, viel schlimmer sind aber die Schultern, die fühlen sich einfach an als wäre dort, wo die Träger aufliegen, alles blau. Ich mache mir jetzt auf Martins Anraten hin aus meiner Trinkflasche erst mal eine Wärmflasche und schaue ob das hilft.

Jetzt hoffe ich, dass der Rucksack sich schnell leichter anfühlt. Soll jetzt aber nicht so klingen, als wäre ich nur am Leiden, der Tag hat mir großen Spaß bereitet. Am Vormittag gab es zwar noch viel Regen, aber durch die nachlassende Feuchte am Nachmittag und Abend schaffe ich es sogar meine Klamotten abends am Zeltplatz zu trocknen. Auch das Zelt ist endlich ausgetrocknet, hoffentlich kann ich das morgen trocken wegpacken.

Witzig war heute, dass uns eine Zeit lang ein Hund begleitet hat, dem seine beiden Herrchen zu langsam waren und der sich lieber uns angeschlossen hat. Wahnsinn mit was für eine Energie der um uns rum geflitzt ist. Auch jedes Schneefeld scheint der Hund weit mehr genossen zu haben als wir, da hat er sich drin gewälzt als hätten wir gerade 30° Umgebungstemperatur.

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Ein paar Rentiere sind heute in relativer Nähe aufgetaucht und haben sich dann wieder zurückgezogen.

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Tag 53 (Tag 1): Änonjálme – Rastplatz Richtung Kisurisstugan

Padjelantaleden Wanderung

Jetzt geht es los mit dem Bericht zur Wanderung. Lange habt ihr darauf warten müssen, dafür entschuldige ich mich nochmal. Gab nach der Rückkehr nach Berlin einfach viel zu viel zu erledigen, zudem ist der Wanderbericht deutlich aufwendiger und umfangreicher geworden als der jeweilige Tagesbericht zur Radtour. (Über 1000 Fotos zu sichten und der geschriebene Reisebericht allein nimmt über 40 Word-Seiten ein.) Wo diese Wanderung stattfindet habe ich bereits an Tag 52 genauer beschrieben.

Vorab: Ich entschuldige mich im Voraus für die vielen samischen Orts-, Gewässer- und Bergbezeichnungen, die ich in den kommenden Reiseberichten einbauen werde. Grund dafür ist, dass der Bericht so auch in einem Wanderforum eingestellt wird, dort hilft die genauere Bezeichnung der jeweiligen Berge hoffentlich den Leser_innen und Nachwander_innen bei der Orientierung. Nicht-Ortskundige können sie einfach gepflegt überlesen 😉

Doch nun ab zum Bericht:

Tag 53: Änonjálme – Rastplatz Richtung Kisurisstugan

Gelaufene Distanz: 8,4km

Ich konnte erst um 1 Uhr einschlafen, dank den schnarchenden Menschen im Hostelzimmer, musste aber um 5 Uhr früh wieder aufstehen. Habe es geschafft das Zimmer zu evakuieren, ohne jemanden zu wecken. Habe alles in den Flur geschafft und habe dort gepackt und bin dann schnellst möglichst vom Hostel zur Busstation gelaufen und habe dort den gratis Transferbus zum Bahnhof genommen.

Habe an der Busstation noch eine Frau getroffen, die ihre Tour auf dem Kungsleden in Alesjaure abgebrochen hat und mit dem Hubschrauber nach Abisko zurück geflogen ist. Der Heli macht jetzt Charterflüge für 100€ zurück nach Abisko, weil so viele Leute abbrechen. Scheint wohl immer noch viel Schnee zu liegen, oder viel Wasser, wenn so viele Leute sich ausfliegen lassen.

Dann noch einen Deutschen, der Norge på Langs (Norwegen von Süd nach Nord) läuft, allerdings mit Überbrückungen und zu Fuß auf dem Weg zum Nordkapp ist… Gibt immer jemand der Härter ist als du 😉

Habe dann an der Bahnstation den Zug nach Gällivare genommen. Witzig zu sehen, wie die Landschaft, durch die ich einen ganzen Tag geradelt bin, in eineinhalb Stunden an mir vorbeizog. Außer Bäumen war nicht viel zu sehen, kein Wunder dass mir damals auf dem ewig langen Abschnitt der E45 so langweilig wurde.

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Der Abraumhügel Kirunas vom Zug aus

Frühstück gabs im Zug, nach Ankunft in Gällivare blieb dann noch Zeit für den heiligen letzten Besuch auf einem Spülklo. Von Gällivare aus ging es mit dem 93er Bus sehr, sehr langsam nach Ritsem, bedingt durch die vielen Zwischenstops. Neben der kurzen Pause in Kebnats steht der Bus besonders in Stora Sjöfallet eine ganze Weile. Dort komme ich im Bus mit einem Deutschen ins Gespräch. Dass dieser kurze Plausch dazu führen sollte, dass wir 5 Tage zusammen wandern wusste ich da noch nicht 😉

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Vakkotavare, hier endete vor 2 Jahren meine Wanderung mit Markus auf dem Kungsleden

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Fähranleger Kebnats, hier werde ich in knappen 2,5 Wochen wieder auf die Zivilisation stoßen

In Ritsem angekommen wollte ich versuchen in der Fjällstation noch meinen Rucksack zu wiegen, bin also nicht am Fähranlieger ausgestiegen, sondern noch weiter gefahren. Leider hatte die Fjällstation keine Waage da, so bin ich unverrichteter Dinge wieder zur Fähre zurückgelaufen. Mal schauen wann ich eine Gelegenheit finde, den Rucksack ordentlich zu wiegen.

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Info: Ich habe schließlich das verbrauchte Gewicht (Essen, Toilettenartikel, etc.) auf der Tour zusammen addiert, und am Ende der Wanderung den Rucksack gewogen. Ergebnis:  Das Startgewicht lag wohl bei 27,3kg + 1L Wasser

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Blick auf den Áhkká

Die halbe Stunde am Anlieger wurde mit Essen überbrückt, zudem mit dem herrlichen Blick auf den mächtigen Berg Áhkká. Den hat man bereits einige Zeit während der Busfahrt sehen können und sah sehr beeindruckend aus, wie er so in Schnee gehüllt am Ufer des Akkajaure stand. Das Wetter ist während der Busfahrt immer weiter zugezogen, jetzt seit dem Ausstieg in Ritsem tröpfelt, nieselt und regnet es immer mal wieder. Ist mal wieder typisch!

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Auf der Fähre wurden die Rucksäcke draußen vertäut und abgedeckt, so bleiben sie auch schön trocken. Die Überfahrt über den See, mit Áhkká im Blick nutze ich noch einmal zum Entspannen, komme mit meiner Sitznachbarin Gabriela ins Gespräch, die aus der Schweiz angereist ist.

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Ab zur Akkastugan

Nach dem Ausstieg um Viertel nach 3 machen Gabriela, ich und der Deutsche aus dem Bus, Martin, ein paar schnelle Startfotos, legen die Regenausrüstung an und machen uns dann zu dritt auf den Weg. Ab jetzt geht es die nächsten 9 Tage auf dem Padjelantaleden im Gegenuhrzeigersinn um den Nationalpark Sarek bis nach Kvikkjokk.

Die ersten 2 Kilometer bis zur Akkastugorna (Akka-Hütte) sind schnell zurückgelegt. Toll finde ich, wie man relativ schnell wieder am ersten Tag in den “Flow” kommt. Klar, der Rucksack ist super schwer, aber davon abgesehen läuft es einfach. Schnell fühlt man sich auf den Wegen wieder heimisch, die Erinnerungen an die Kungsleden-Wanderungen laufen vor dem inneren Auge ab und die Vorfreude der letzten Tage schreit mir nur noch ein “ENDLICH BIST DU WIEDER HIER!” ins Ohr.

An der Akkastugorna (Akka-Hütte) halten wir nicht einmal an, sondern laufen direkt weiter. Immer weiter bis zum ersten eingezeichneten Rastplatz nach der Brücke.

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Bis dahin ist der Weg eigentlich ganz gut, ein paar Bohlen sind arg nass und rutschig, ansonsten aber gut gehbar.

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Rutschig und regnerisch

Die Teile ohne Bohlen sind sehr matschig, teilweise geht man über längere Strecken an den Rand des Weges gequetscht, was auch wegen der Schrägstellung des Fußes ziemlich unangenehm ist. Die Hose ist dadurch sehr, sehr dreckig, der Matsch steht bis zum Knie. Da es aber nie besonders stark regnete, habe ich mich gegen die Regenhose entschieden, dass dünne Material der Hose trocknet auch so sehr schnell. Die Schuhe sind von außen gut nass, drinnen aber noch schön trocken. Trotzdem muss ich sagen, dass es bei Weitem nicht so schlimm ist, wie ich es nach den Berichten der letzten Tage befürchtet hatte. Einige Wege haben sich in Flussläufe verwandelt, der Matsch steht auch an manchen Stellen noch echt tief, aber das ist alles machbar.

Nachdem wir erst am Nachmittag gestartet sind, hat keiner von uns Ambitionen, es besonders weit zu schaffen, besonders bei dem Wetter und dem ungewohnten Rucksackgewicht. Am eingezeichneten Rastplatz gibt es ein paar ebene Flächen wo wir mit einigem Abstand zueinander unsere Zelte aufbauen, während der Regen langsam wieder zunimmt. Ich bin dann nochmal für alle Wasser holen gegangen, da es aber immer noch regnet und einiges an Mückengetier herumschwirrt, verabschieden wir uns erstmal in unsere Zelte. Bis dahin hatten wir auch 8 Kilometer Wegstrecke zurückgelegt, und haben beschlossen, das reicht für den ersten Tag, besonders da es schon nach 18 Uhr war, und jeder von uns genug Zeit für die Strecke der kommenden Tage eingeplant hat.

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Links noch Martins Zelt, rechts Gabrielas

Es war sehr kalt, ich hab ziemlich gefroren und es hat lange gedauert, bis ich tief im Schlafsack verkrochen endlich wieder aufgetaut bin. Habe ein paar Nüsse gefuttert und dann von 18 Uhr bis 19:30 Uhr geschlafen, dachte mir dann “ein bisschen geht noch” und prompt gingen alle Lichter aus. Aufgewacht bin ich schließlich nach 23 Uhr, habe dann beschlossen, dass ich nichtsdestotrotz mich ans Abendessen machen werde. Heute gab es Uncle Ben’s Chorizo Reis, weil der schnell geht und ziemlich schwer ist, also gerne zu Beginn der Tour weg kann.

Noch ein bisschen eingeschüchtert von der Dauer der Tour, habe jetzt den ersten Tag hinter mir und hoffe dass die nächsten 15-16 Tage weiterhin spannend bleiben, es keinen Grund für Langeweile gibt und das Wetter einigermaßen hält. Also die Gedanken, die mir immer zu Beginn einer Tour im Kopf rumschwirren 😉 Auf alle Fälle freue ich mich, dort stoppen zu können wo ich will und keine festen Tagesziele haben.

Der Rucksack ist ungewohnt schwer, geht ziemlich auf die Schultern und auf die Hüfte, dennoch halten sich die Schmerzen derzeit noch in Grenzen und ich bin mir sicher, es wird besser, wenn der Rucksack jeden Tag ein wenig leichter wird.

Ich freue mich die anderen Beiden getroffen zu haben, so haben alle ein bisschen Erfahrung und es war nett sich ein wenig auszutauschen können zu Beginn der Tour.

Tag 52: Kiruna

Letzter Blogbeitrag für länger! Erklärung folgt im Text! 

Der heutige Tag wird zum Entspannen, aber auch zur Vorbereitung auf die anstehende Wanderung genutzt.

Dazu muss ich sowohl mein Trekkingpaket, als auch meine Radtaschen genau durchgehen und überlegen, was im Hostel bleiben kann, und welche Gegenstände, die auf der Radtour dabei waren nun auch mit zum Wandern müssen. Schlafsack, Kochequipment, bestimmte Klamotten etc.

So verwandel ich das Hostel Zimmer in ein Schlachtfeld! 

Essen für 16 Tage! 

Rad bleibt im Hostel im Personalzimmer 

Was ist denn nun eigentlich der Plan?

Morgen geht es früh mit dem Zug nach Gällivare (da bin ich auf dem Weg gen Norden schon mit dem Rad durch gekommen) und dann mit Bus nach Ritsem. Dort beginnt unter anderem der Padjelantaleden (siehe Wikipedia – Artikel, den ich verlinkt habe), ein 140 Kilometer langer Wanderweg, der südlich an den Kungsleden angrenzt, den Markus und ich vor zwei Jahren begangen haben. Der Padjelantaleden führt einmal um den Sarek (erneut Wikipedia), Europas letzter Wildnis. Insgesamt habe ich vor rund 155km auf dem Padjelantaleden zurückzulegen, und von Ritsem nach Saltoluokta einmal um den Sarek zu laufen, wobei ich versuchen werde, für eine Tage auch in den Sarek vorzustoßen.

Ritsem links oben, Saltoluokta rechts oben, und deswegen geht es einmal gegen den Uhrzeigersinn um den Sarek. 

Von Saltoluokta geht es dann per Bus/Zug wieder zurück nach Kiruna, von wo aus der Rückflug stattfindet. Ich habe mir nun für die Wanderung etwa 16 Tage Zeit gegeben, mit Ruhetagen, Bergbesteigungen und ausreichend Fotopausen dürfte sich das zeitlich gut ausgehen.

Der Padjelantaleden ist recht gut ausgebaut, alle 10-20 Kilometer kommt eine kleine bewirtete Hütte, an der man kostenpflichtig übernachten kann und manchmal auch Proviant nachkaufen kann. Nach derzeitigem Stand habe ich aber mein Essen für die gesamte Zeit bereits im Rucksack und werde eher wild zelten. Auch wenn die Wege begangen sind, hat sich beim Wandern auf den Kungsleden gezeigt, dass man viel alleine sein kann, etwas dass ich mir vom weniger begangenen Padjelantaleden auch erhoffe.

Apropos Fotoausrüstung: Hier freue ich mich gigantisch, endlich meine richtige Kamera mit Wechselobjektiven wieder in Händen zu halten, und diese mit auf den Padjelantaleden nehmen zu können. Ich habe schwer mit mir gekämpft, als es darum ging, das Equipment für die Radtour einzupacken, viel zu gerne hätte ich da schon die bessere Kamera mitgenommen. Aber da sie viel Platz wegnimmt, sich nicht sonderlich über das ständige Gerüttel freut, habe ich mich dagegen entschieden. Zudem habe ich keine Position gefunden, wo ich die Kamera am Rad befestigen könnte, so dass sie geschützt wäre, aber zeitgleich schnell darauf zugegriffen werden kann. Und die beste Kamera der Welt bringt nichts, wenn ich erst einen Rollverschluss öffnen muss, und eine Plastiktüte aufknoten, bevor ich an die Kamera komme. Bis dahin ist der Elch bereits im Wald verschwunden.

So hatte ich mich für eine sehr günstige Kompaktkamera entschieden, die mit in die Lenkertasche passte. Und wurde damit zeitgleich zum größten Kritiker all der Fotos, die ich auf diesem Blog eingestellt habe. All die Probleme, die mit einer solchen Kamera einhergehen, haben mich genervt, allen voran der fehlende Dynamikumfang und Kontrast bei den Bildern. Der ständig zu dunkle Vordergrund, bei ausgewaschenem, überbelichteten Himmel macht mich wirklich fertig. Zum Ende hin habe ich immer öfters das Mobiltelefon genutzt, da dort die Kamera besser war. Ihr seht also, warum ich mich so darüber freue, endlich wieder die Spiegelreflexkamera in Händen zu halten. Sollten nun die Fotos schlecht werden, liegt die Schuld eindeutig bei der Person hinter dem Sucher, und nicht mehr an den Komponenten innerhalb der Kamera.

Der Padjelantaleden und vorallem der Sarek ist abgeschieden. Das bedeutet keine Straßen, keine Strommasten und nur wenig Personen. Das bedeutet vorallem, dass ich in einem 16 Tage langen Funkloch versinken werde. Darauf freue ich mich, auch wenn politisches Tagesgeschehen so in kompletter Ferne passiert. Es bedeutet aber auch, dass heute der letzte Blogpost sein wird, bis ich wieder zurück in Kiruna bin, in knapp zweieinhalb Wochen.

Danke an alle, die so fleißig mitgelesen und mitgefiebert haben, an die vielen Nachrichten und Aufmunterungen, die mich erreicht haben. Den Blog alle 2-4 Tage zu aktualisieren hat ziemlich viel Zeit verschlungen, aber wenn ich die Zugriffszahlen und das Feedback sehe, weiß ich, dass es sich gelohnt hat.

In diesem Sinne: Rucksack geschultert, auf ins nächste Abenteuer! 

Tag 51: Svappavaara – Kiruna (Ende der Radtour) 

Der Regen hat nicht nachgelassen, seit ich mich gestern ins Zelt verkrochen habe. Frühstück gibt es also zum wiederholten Male drinnen, während ich im kuscheligen Schlafsack liege. Auch das Packen findet drinnen statt, damit am Ende nur noch das Zelt nass verpackt werden muss. Besonders eklig ist es, in die nassen und kalten Radklamotten von gestern zu schlüpfen, da ist natürlich nichts getrocknet.

Und so schwinge mich auf und beginne meinen letzten Tag auf dem Rad. Fotos gibt es keine, denn es ist nass, kalt und ein tiefhängender Nebel sorgt dafür, dass die Sicht höchstens 200m beträgt. Einzig ein Rentier leistet mir für ein paar Sekunden Gesellschaft, ansonsten bin ich wieder auf der stark befahrenen E10, wo der Verkehr mich auf den Seitenstreifen verbannt.

In dem Wissen, dass es nach Kiruna nur 50 Kilometer sind, dort ein Hostel, ein Bett, eine Waschmaschine und, noch viel wichtiger, eine warme Dusche auf mich wartet, kämpfe ich mich voran. Wie schon das letzte Mal auf diesem Abschnitt merke ich, dass es konstant bergauf geht. Nie steil, aber genug um eine dauerhafte Belastung herzustellen und steil genug um zu verhindern, dass ich Tempo aufbauen kann.

Im Geiste gehe ich so die vergangene Radtour durch. Die Plätze an denen ich mein Zelt aufgeschlagen habe, Personen mit denen ich gefahren bin, mit denen ich geredet habe und welche mich in ihr Zuhause eingeladen haben. Die wechselnden Landschaften, die anstrengendsten Passagen und die besten Abfahrten. Die vielen Tiere und die verschiedenen Grün- und Grauschattierungen meiner Umwelt. Auch eine gute Möglichkeit, um die Zeit verstreichen zu lassen.

Nass!!! 

Mit dem heutigen Tag entwickelt sich meine Tour zu einem Triathlon: Neben Radfahren (die letzten 7 Wochen), Wandern (die nächsten 2 Wochen) kommt bei den heutigen Wetterverhältnissen eindeutig noch schwimmen dazu.. 😀

Auch wenn die letzten 3 Kilometer sich noch mal richtig ziehen, endlich stehe ich nach 50 Kilometern wieder in Kiruna.

 51 Tage sind vergangen, seit ich in Berlin in der Nordkappstraße mein Start-Foto gemacht habe. Und damit zeigt sich auch, dass meine detaillierte Planung vor Tourbeginn sich wirklich ausgezahlt hat. Dort hatte ich 45 Tage auf dem Rad + Pausentage berechnet. Gebraucht habe ich genau 45 Tage auf dem Rad + 6 Pausentage (1x Göteborg, 1x Mora, 2x Kiruna, 1x Tromsø, 1x Nordkapp)

Am Ende zeigt der Tacho 4444 Kilometer und fast 255 Stunden an. Klar, hätte im Auto nur 5 Tage gedauert, aber ich bin irre stolz, es doch so weit auf zwei unmotorisierten Rädern geschafft zu haben. Meine bisher längste Tour bis Kopenhagen hatte knapp unter 700 Kilometern und war in einer Woche erledigt. Nun habe ich mir bewiesen, dass ich den Durchhaltewillen habe, auch 7 Wochen ein solches Abenteuer zu bestreiten.

Am Nachmittag geht es endlich zu der Postfiliale, die ich telefonisch nicht erreichen konnte. Und nach dem bangen Warten steht dann auch endlich das riesige Paket vor mir, dass von Berlin aus unterwegs war. Darin ist meine Trekking-Ausrüstung und ich bin sehr erleichtert, das Paket unbeschädigt in Empfang nehmen zu können. Wäre dies nämlich irgendwo verschollen, hätte ich mich von meinen Wanderplänen verabschieden können, da in 3 Wochen bereits der Rückflug veranschlagt und gebucht ist.

So aber gibt mir die Postbotin sogar noch eine große Plastiktüte mit, damit der Karton bei dem Starkregen nicht komplett aufweicht.

Nach 2 Versuchen, mit dem wackeligen Karton tatsächlich zum Hostel zurück zu fahren, hebe ich den Karton erneut aufs Rad und entscheide mich, von jetzt an zu schieben. So laufe ich eine halbe Stunde durch tiefe Pfützen und werde wunderbar durchweicht, allerdings steht nun der Dusche nichts im Wege.

Und so verbringe ich den Abend damit, die ganze nasse Wäsche endlich in die Maschine zu schmeißen und mir ein anständiges Abendessen zu kochen, ganz ohne die notwendigen Verrenkungen, die ein kochen im Vorzelt so mit sich bringt. Auch das Zelt kommt auf den Wäscheständer und wird so vor der Wanderung mal wieder vollständig getrocknet. 

Tag 48 – 50: Vuottasjávri – Svappavaara

​Tag 48: Vuottasjavri – Palojärvi

Der Tag beginnt trocken aber windig. Nach dem Zusammenpacken im Zelt muss nun nur noch das Zeug in die Taschen, das Zelt zerlegt werden und alles ans Rad. Natürlich sucht sich der Wind nun den Moment aus, um völlig abzuflauen. Damit die armen Mücken ja auf keinen Fall auch noch gegen den Wind ankämpfen müssen.

So wird die Abreise noch mal richtig unentspannt, ein riesen Mückenschwarm umschließt mich und ich Mühe mich ab, so schnell wie möglich zu packen.

Doch erst mal auf dem Rad, fliege ich ohne den Gegenwind der letzten Tage nur so dahin. Auch wenn das Gelände sehr wellig ist, mache ich schnell Fortschritte.
Dabei fällt mir wie gestern auf, dass die Landschaft sehr sandig zu sein scheint. Wie in weiten Teilen Brandenburgs stehen Kiefern auf Sandboden, es erinnert also an die ersten Tage auf Tour. Allerdings mit weniger Dörfern… Und weniger Nazis 😉

Die entgegenkommenden Autoinsassen schauen ein wenig verwundert, singe ich doch nach Leibeskräften (und dazu ziemlich schräg) alles mit, was meine Spotify “Happy Music” – Playlist mir vorgibt. Auf ebener Fläche und nicht gegen den Wind ankämpfend bleibt genug Sauerstoff um “I’m walking on sunshine” mitzuschmettern. Kein Wunder, dass ich heute keinem Elch begegnet, der versucht sich wahrscheinlich verzweifelt die Ohren mit jungen Birkenzweigen zu verstopfen. 😉

Zur Mittagszeit rum habe ich es nach Kautokeino geschafft, 65 Kilometer stehen auf dem Tacho. Gestern dank Wind waren es in der selben Zeit 30 Kilometer weniger.

Es wird wirklich Zeit für die Dusche! 

So verbrate ich bei einem Großeinkauf die letzten norwegischen Kronen und verbringe eine entspannte Stunde auf der Parkbank beim Mittagessen, mit Blick über die “Großstadt” Kautokeino.

Das da Götterspeise drin ist, habe ich beim Kauf nicht gesehen… 

Danach raffe ich mich auf und mache mich wieder auf den Weg. Auch die nächsten Kilometer gehen ganz gut, wenn auch ich die Beine langsam merke und der Hintern ganz schön Plattgesessen ist.

Unterwegs unterhalte ich mich kurz mit einem mir entgegenkommenden Radfahrer. 

Dieser ist in Hamburg losgefahren und scheint auf einem Gewaltmarsch par excellence zu sein. Bisher macht er 160-230km täglich, und ist in 16 Tagen ohne Ruhetag durchgefahren. Er erzählt, dass die Route vor zwei Jahren gescheitert ist, weil sein Mitfahrer nach 3 Tagen keine Lust mehr auf die Strapazen hatte, er versucht es ihm jetzt anscheinend zu beweisen. Klingt für mich leicht ungesund, vorallem weil er mir sehr kaputt erscheint, aber er will auch in zwei Tagen am Kapp sein. Naja, er wird schon wissen was er tut.

Nach 108 Kilometer erreiche ich den Grenzübertritt nach Finnland! Der vorletzte Grenzübertritt und das erste Land auf Tour, welches ich erstmalig besuche.

Hier gehen die Uhren auch gleich für eine Stunde vor, was leicht verwirrend ist. Ganz in der Nähe ist der einzige Punkt der Welt mit 3 Zeitzonen: Norwegen (+1), Finnland (+2) und Russland (+3).

Zehn Kilometer hinter der Grenze fahre ich dann auf einen Campingplatz, genau eine Woche nach dem letzten Besuch auf einem Campingplatz. Nach 7 Tagen lechtzt alles nach einer Dusche! Diese ist dann aber auch so was von befriedigend. Man spürt fast, wie das Wasser sich verfärbt.

Und da ich endlich in Finnland bin, endlich wieder in Euro zahlen kann, und die Preise nicht mehr typisch “skandinavisch” sind, gönne ich mir am Campingplatz Restaurant sogar ein Schnitzel zum Abendessen.

13€ dafür, da hätte ich in Norwegen wahrscheinlich den dreifachen Preis gezahlt. Spannenderweise ist der kleine Camping-Mini-Markt hier sogar billiger als der gigantische Discount-Supermarkt, wo ich heute Mittag in Norwegen eingekauft habe.

So erholt genieße ich den Campingplatz und freue mich, morgen frisch in den nächsten Tag starten zu können. 

Tag 49: Palojärvi – Idivuorna

Da der Tag mit prasselnden Regen auf dem Dach beginnt, entschließe ich mich für die “der Schlafsack ist viel zu kuschelig, ich drehe mich jetzt noch mal um” – Variante.

Der dreht sich nicht mehr um.. 

Los geht die Fahrt dann bei leichtem Nieselregen. 

Ab auf die E8. Die Ortsnamen werden immer schwieriger. 

Nach 28 Kilometer entdecke ich nahe der Ortschaft Hetta ein Schild, welches eine gratis Husky-Farm Besichtigung für Langstreckenradfahrer anbietet. Nun glaube ich so einer zu sein, nehme also das Angebot gleich wahr.

Passte eh gerade Perfekt, ich brauche eine kurze Pause und es sollte gerade eine Führung los gehen. Diese Farm hat 186 Huskys, welche für den Einsatz als Schlittenhunde im Winter trainiert und gezüchtet werden.

So besuche ich die zahlreichen Käfige und Außenanlagen, wo die Huskys untergebracht sind, schau mir die Trainingsstädten an und kann zahlreiche Huskys mal streicheln. Am Ende sind meine Klamotten SEHR dreckig (gut dass es die Regenklamotten waren, das wird der nächste Schauer abwaschen), die Nase voll mit dem Geruch von knapp 200 Hunden und ich vom Level der Professionalität überrascht: Die Farm führt für jeden Hund Listen über tägliche Auslaufsstrecke, Futterverbrauch, Zyklus der weiblichen Huskys, Krankheiten und benötigte Medikamente usw.

Nach einer Stunde ist die ausführliche Tour zu Ende und ich schwinge mich wieder aufs Rad. Dann schaffe ich es noch, meine Regenhose irgendwo in den Graben zu schmeißen, darf also insgesamt 6 Kilometer Umweg fahren, um sie wieder einzusammeln.

Der Nachmittag ist wettermäßig unbeständig, immer wieder nieselt es leicht, hört aber relativ schnell wieder auf.

 Zeitweise fahre ich mit einem norwegischen Pärchen zusammen, die ich gestern Abend auf dem Campingplatz kennengelernt habe, und die seit 5 Jahren Fahrrad Touren durch Skandinavien zusammen unternehmen.

Kurz vor der Grenze nehme ich noch einen finnischen Supermarkt wegen den deutlich günstigeren Preisen in Anspruch. Ne Dose Cider für 2€, das ist ja schon fast Diebstahl! In Norwegen hat der “Light-Cider”, den ich gefunden habe, immer min. 6 Euro die Dose gekostet, weshalb ich auch nicht einmal dran dachte, mir einen mitzunehmen. Heute allerdings kann ich nicht widerstehen.

Nach knapp unter 24 Stunden und 116  Kilometern ist es jetzt schon wieder Zeit Finnland zu verlassen. Über den Grenzfluss geht es von Kaaresuvanto (FIN) nach Karesuando (SE). Ein absolut unspektakulärer Grenzübertritt, EU sei Dank.

Ab nach Schweden!

Grenzfluss

Nur den Entfernungs-Baum auf schwedischer Seite finde ich spannend, so viele Orte, an denen ich auf dieser Tour gewesen bin.

In Schweden selber fahre ich noch einmal knappe 20 Kilometer, während der Regen immer schlimmer wird. 

Endlich wieder auf der E45, auf der habe ich auf der Fahrt nach Norden weit über 1000km verbracht! Nun steht auch schon Kiruna angeschrieben. 

Kurz hinter der Ortschaft Idivuorna reicht es mir dann, nach 117 Kilometer gebe ich auf und beziehe in einem schönen Waldstück, auf Moosboden, meinen Zeltplatz für die Nacht.

Die obligatorischen Mücken sind natürlich da, und langsam sieht die Zelt Innenseite echt eklig aus, so viele zerdrückte Mücken haben Spuren hinterlassen.

Morgen soll es angeblich ordentlich regnen. Aber es sind nur noch 150 Kilometer bis Kiruna und ich habe noch zwei Garnituren frische Wäsche. Also werde ich morgen noch einen Hunderter Fahren, das Zelt im Regen aufbauen und habe Freitag dann entspannte 50 – Abschlusskilometer vor mir. Das wird schon hinhauen. 

Tag 50: Idivuona – Svappavaara

Der Tag beginnt mit Ausschlafen, Regen und eine nervige halbe Stunde in der Hotline-Warteschlange der schwedischen Post, die leider nicht dazu führt, dass ich tatsächlich mal mit einer lebenden Person reden darf, mich aber trotzdem gerne daran erinnert, dass ich dranbleiben soll, denn “your call is very important to us”… Am Arsch die Räuber! Die Aufklärung des Problems kommt hoffentlich im morgigen Blogpost.

Der Tag beginnt mit einer Fruchtbombe! 

Anschließend bin ich gerade am Packen, da fahren an der Straße zwei Radreisende vorbei, das norwegische Pärchen von gestern. Heute finde ich auch endlich ihre Namen raus, sie heißen Unn-Kristin und Ola. Ich sage schnell hallo und verspreche sie bald einzuholen.

Das schaffe ich nach 10 Kilometern auch, sie hatten nur 10 Minuten Vorsprung.
Die nächsten 30 Kilometer sind traumhaft: eben oder abschüssig, dabei perfekter Asphalt und ein starker Rückenwind. Die erste Stunde falle ich nie unter 23km/h. Den Rest des Tages fahren wir zusammen, die beiden sind auch in Richtung Kiruna unterwegs, um von dort die selbe Strecke nach Narvik zu nehmen und von dort noch nach Bodo weiterzufahren, wo sie leben. 

So gibt es viele Geschichten zu teilen, besonders da beide extrem viel Rad fahren, seit 5 Jahren mit ihren Urlaubstagen Skandinavien per Rad erkunden und wirklich viel abgeklappert haben. Ich bin am meisten von ihrer Fitness beeindruckt, mit Mitte 50 fahren sie jeden Tag mehr Kilometer als ich, wenn auch mit leichteren Rädern. Dabei sind sie nicht super schnell unterwegs, ich merke, dass ich mich mit dem Tempo heute ein wenig zurückhalte. Aber ausdauernd sind sie und wie sie selber sagen “verdammt sturköpfig”.

Die Ablenkung vom Fahren tut gut, denn ansonsten ist es heute sehr langweilig. Wieder nur durch den Wald und dazu kommt tiefhängender Nebel, und feinster Nieselregen, der in absolut jede Pore kriecht. Auch wenn man nicht wirklich das Gefühl kriegt, dass es regnet, am Ende des Tages ist doch alles nass. So gibt es auch nicht wirklich etwas zu fotografieren und das macht die Gespräche umso schöner. Wegstrecken, Lebensplanung, Fahrradinformationen, Anekdoten, Politik, Leben in Deutschland und Norwegen, es gibt kaum ein Thema, das unberührt bleibt.

Sehr schwedisch und äußerst ökologisch angetrieben! 

Um die Mittagszeit warten wir ewig auf eine überdachte Bank, oder anderweitige Sitzgelegenheit, aber da kommt einfach überhaupt nichts. So schlagen wir uns schließlich bei Regen in den Wald und setzen uns auf den Waldboden. Damit es nicht ganz so kalt ist, entfachen die beiden ein wunderschönes Feuer, so lässt es sich einigermaßen aushalten.

Da der Regen beim Essen immer stärker wird, beschließen wir jedoch bald weiterzufahren, auch, weil es einfach zu kalt wird.

In Vittangi entern wir den örtlichen Supermarkt und beide halten mich für völlig durchgeknallt, dass ich jetzt bei dem Wetter mir ein Eis kaufe. Das hat mir Mr. “5-Kronen-Eis-bei-Rema1000-Klaus” aber anders beigebracht und deswegen genieße ich das Eis besonders.

Von Vittangi aus sind es noch 27 Kilometer bis Svappavaara, wo die E45, auf der wir jetzt fahren, in die E10 abbiegt nach Kiruna. Diese Kilometer bringen wir noch hinter uns, und nach 108 Kilometer schlage ich mich kurz vor Svappavaara in die Büsche. Unn-Kristin und Ola wollen noch in den Ort und dort eine Campinghütte beziehen. So verabschieden wir uns schon mal vorsorglich voneinander, sie fahren morgens immer ziemlich früh los und wollen morgen schnell nach Kiruna und dann weiter an den Torneträsk (also die Strecke nach Narvik, die ich am 29. und 30. Tag gemacht habe), also sind die Chancen gering, dass wir uns nochmal sehen. Danke euch beiden für einen unterhaltsamen Tag zusammen!

Mein Zelt baue ich heute auf dickem Moos und Blaubeerbüschen auf, meine Isomatte liegt fast wie so eine teure Ergo-Memory-Schaum-Matratze im Zelt, genau an die Körperkonturen angepasst.

Allerdings kriechen dafür die Schnecken an der trockenen Zeltwand hoch. 

Den gesamten Abend über regnet es und so koche ich mir meine Nudeln im Zelt, schaue Filme und lese mein Buch weiter.

Morgen sind es jetzt 48 Kilometer nach Kiruna. Das entspricht rund einem Neunzigstel der Gesamtstrecke. Auch wenn es morgen wie aus Kübeln regnen soll, diesen letzten kurzen Abschnitt will ich vollends genießen, bevor ich in Kiruna wieder Kräfte sammel, die Vorteile der Zivilisation genieße und mich auf meine Wanderung vorbereite.

Tag 45 – 47: Nordkapp – Vuottasjávri

​Tag 45: Nordkapp – Muotkejávri

Dann endlich, um kurz vor zwei Uhr nachts, brechen wir auf nach Honningsvåg. Der starke Gegenwind des Tages hat zum Glück komplett aufgehört, so kommen wir zügig voran.

Die Landschaft ist durch die tiefstehende Sonne in ein Art Dämmer-Licht gehüllt, und bis auf ein paar Rentiere liegt eine komplette Stille über der Insel, die einen mit Ehrfurcht erfüllt.

So spät in der Nacht überholen uns nur 3 Autos, sowie ein paar Motorräder, auf der ganzen Strecke. So nutzen wir die Gelegenheit um uns gegenseitig beim Fahren zu fotografieren, kosten die volle Fahrbahnbreite aus und müssen uns mal nicht nur auf den Verkehr konzentrieren.

Ich genieße es, die Landschaft um mich rum zu sehen und fotografieren zu können, lag dies auf der Hochfahrt doch im Schlechtwetter-Schleier gefangen.

Dadurch, dass Klaus neben mir fährt, kriege ich das erste Mal auf dieser Tour Bilder von mir beim Fahren, natürlich revanchiere ich mich bei Klaus auch dafür:

Alle © Klaus

Auf der steilsten und längsten Abfahrt schaffe ich es, endlich, endlich den Geschwindigkeitsrekord aus Südschweden einzustellen. Muss zwar treten wie ein Bekloppter, aber am Ende zeigt der Tacho 68,99km/h und das GPS 67,7km/h. Auch sonst genieße ich es, den ganzen Hügel lang mit über 50 Stundenkilometer hinab zu brausen, wo ich auf dem Herweg doch eine halbe Stunde lang mich so arg schinden musste.

Abfahrt von unten gesehen. 

Zweite Abfahrt und Campingplatz. 

Campingplatz

Als wir an dem Campingplatz vorbeikommen, wo Klaus und ich vor 2 Nächten die Hütte gemietet hatten, kommt uns beide eine Idee: Keine 5 Minuten später stehen wir in der Gemeinschaftsküche und kochen einen gigantischen Topf Nudeln. Nudel-Abendessen um 4 Uhr in der Früh hatte ich schon lange nicht mehr und hätte nicht erwartet, dass auf Tour zu erleben. Aber da wir eh Zeit überbrücken müssen und die Abfahrt draußen so kalt war, dass ich wie Espenlaub zittere, kommt es uns sehr gelegen.

Fische zur Trocknung im Hafen

Die restlichen 8 Kilometer nach Honningsvåg sind dann auch schnell geschafft und so stehen wir um kurz vor 5 nach 34 Kilometern Rückfahrt am Kai und warten auf die Fähre.

Diese kommt gegen 6, ein riesiges Kreuzfahrtschiff der Hurtigruten-Linie.

Und im Gegensatz zu den bisher genutzten Autofähren ist dies wirklich Luxus pur. 9 Stockwerke, Glas-Aufzug im Foyer, dicke Teppiche und sogar einen Jacuzzi.

Ich hingegen mache es mir auf einem Loungestuhl bequem und nachdem ich mehrmals überprüft habe, dass mein Wecker an ist, schaffe ich es sogar eine Stunde relativ unentspannt zu schlafen, Schrecke ich doch dauernd auf und befürchte meinen Ausstieg  verschlafen zu haben.

Nach zwei Stunden zeichnet sich in den Panoramafenstern das Dorf Havøysund ab, wo ich an Land gehen werde.

 Deshalb ist es auch an der Zeit, sich von Klaus zu verabschieden, da dieser 20 Stunden lang auf der Fähre bleiben wird, bis Tromsø erreicht ist.
Klaus, vielen Dank für die Zeit zusammen.   Die spannenden Gespräche, das gemeinsame Erkunden des Nordkapps und deine großzügige Spenden, was meinen Blutzuckerwert angehen, dafür danke ich dir. Der “Drive-By-Softcake” am letzten Aufstieg bleibt unvergessen! Hoffe du kommst gut nach Hause! Die 3 Tage zusammen waren eine tolle Abwechslung zum alleine fahren.

Havøysund bei Traumwetter 

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Dieses Foto von mir hat Klaus geschossen, der an Bord verblieben ist. Plötzlich wieder allein unterwegs… © Klaus

So fühlt es sich in Havøysund selbst nach der kurzen Zeit zu zweit leicht seltsam an, wieder auf mich allein gestellt zu sein. Ich fahre erstmal zum Supermarkt (ihr erinnert euch, alle Vorräte alle) und muss dort 40 Minuten davor warten, bis dieser endlich um 9 aufmacht. So ausgestattet geht es nun auf die Panoramastraße 889, die mich von Havøysund zurück nach Olderfjord bringen soll.

Dies war auch der Grund für die Fährfahrt, ich muss so nicht erneut durch den Nordkapptunnel und keine 130km auf einer Strecke zurücklegen, die ich bereits zum Kapp gefahren bin.

In Havøysund zeigt sich die Sonne und zum ersten Mal seit einer Woche fahre ich im T-shirt. Kurz hinter der Ortschaft zieht ein Pass auf 250m Höhe, dieser lässt sich aber gut bewältigen, ebenso der nächste nach 10 Kilometern.

Der erste Anstieg von unten…

Und oben.

Zweiter Anstieg voraus! 

Ansonsten zeigt sich die Insel von ihrer schönsten Seite, wunderbare Gesteinsformationen konkurrieren mit den malerischen Fjorden und den mächtigen Bergen um die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Das Meer ist traumhaft blau. 

Auch die Tierwelt weiß zu überzeugen, so sehe ich unzählige Rentiere, wobei es mir die Jungtiere, die so tapsig sind, besonders angetan haben.

Auch ein Rentier im Meer ist mal was neues.

Ein Fuchs mit Fisch oder Vogel als Beute im Maul entdecke ich am Straßenrand. Dieser lässt daraufhin die Beute fallen und flüchtet blitzschnell die Bergflanke hinauf.

Suchbild mit Fuchs.

Mittagessen mache ich nach 50 Kilometern auf der Insel und über 80km Tagespensum auf einem schönen Sandstrand, direkt am Wegesrand. Da ich ja so früh unterwegs war, nehme ich mir nun viel Zeit, esse, lese und halte auch ein kurzes Schläfchen in der Wiese liegend, Sonne sei Dank.

Mittagspause


Nach eineinhalb Stunden geht es weiter. Bis auf die zwei Pässe ist die Insel bemerkenswert flach, verbunden mit einem leichten Rückenwind schiebe ich mich effizient die Straße lang. Die Blicke fesseln mich immer noch, auch das türkise Meer ist eine Wucht!

Die letzten 15 Kilometer sind dann die Landverbinung zum nächsten Fjord, es geht leicht bergauf und ein fieser Gegenwind zieht auf. Aber nach so einem Tag kann ich das ertragen und strampel fröhlich vor mich hin.

Blick auf die Landverbindung 

Nur der Wildcamping Spot ist heute leider nur drittklassig.

Nachdem am anvisierten See entweder Sumpf oder Ferienhäuser-Bebauung zu finden war, fuhr ich noch deutlich weiter und hab dann einen etwas kargen Platz, fernab des Wassers. Aber nachdem ich heute nur noch kochen und schlafen will, ist das verschmerzbar.

Insgesamt habe ich heute 116 Kilometer zurückgelegt, und obwohl ich zur Zeit des Blogschreibens 36 Stunden wach bin, fühle ich mich erstaunlich gut. Die zwei kurzen Päuschen auf der Fähre und beim Mittagessen waren zu kurz um wirklich einen Effekt zu haben, deswegen bin ich umso überraschter.

Die Panoramastraße 889 war wunderschön, eine absolute Empfehlung für alle Leute, die in die selbe Richtung unterwegs sind. Abends schreckt mich noch ein kleiner, kurzer Regenschauer auf, ansonsten bleibt es aber klar und sonnig. Angesagt ist das selbe Wetter für Morgen, mal sehen

Tag 46: Muotkejávri – Lassevarri

Tja, manchmal ist Sonne auch zuviel des Guten. Obwohl ich gehofft habe, heute ein wenig ausschlafen zu können, knallt die Sonne so heftig aufs Zelt, dass ich ab halb 7 den Schlafsack von mir werfe, mich der Klamotten entledige und die Tür zum Vorzelt aufmache. Leider bedeutet dass nur, dass mir jetzt ein wenig Kühler ist, aber 20 Mücken sich an mir laben.

So stehe ich schon um 7 auf, frühstücke im Zelt und mach mich dann auf den Weg. Nach 8 Kilometern erreiche ich Olderfjord.

Hier kam ich letztes Mal von Alta aus angefahren, nun nehme ich aber die andere Straße, weiter nach Lakselv.

Obwohl es recht windig ist, komme ich gut voran. Vorallem genieße ich es, den zweiten Tag in Folge in kurzer Radhose und T-Shirt unterwegs zu sein. Bis Lakselv geht es den gigantischen Porsanger-Fjord entlang.

Unterwegs treffe ich einen deutschen Rentner aus Oranienburg, der in die Gegenrichtung unterwegs ist und zum Kapp will. Wir tauschen Erfahrungen aus, und er warnt mich vor riesigen Aufstiegen hinter Lakselv und vor den Mücken.

Kaum 5 Kilometer später beginnt die Quälerei des Tages. Der Wind hat sich ein wenig verschoben und kommt nun nicht mehr von der Seite, sondern direkt von Vorn. Und da er sich auf 30km/h verstärkt hat, muss ich richtig Kämpfen. 25 Kilometer geht das so, teilweise auf ebener Straße im 3. Gang bei 7km/h strampel ich gegen die Naturgewalten an. Es macht zu dem Zeitpunkt überhaupt keinen Spaß, und Lakselv will einfach nicht näher kommen.

Als ich es dann endlich geschafft habe, merke ich, dass selbst in diesem größeren Ort am Sonntag alle Geschäfte zu haben, anders als in Schweden. So verbringe ich meine Pause eine Stunde lang in der örtlichen Tankstelle, esse mittelmäßige Pommes und hoffe das der Wind sich ein wenig abschwächt.

Als ich mich wieder aufs Rad schwinge ist dieser tatsächlich nicht mehr ganz so fies, so fahre ich weiter auf der E6, immer Richtung Süden.

Ab nach Karasjok

Ein allerletzter Blick aufs Meer, hat es mich doch jetzt zwei Wochen begleitet. Von nun an geht die Reise dauerhaft ins Inland, Meer sehe ich erst wieder vom Flieger. 

Längere Zeit geht es durch militärisches Übungsgebiet, die Kampfeinheiten scheinen aber ihr Wochenende zu genießen und ich bekomme niemanden zu Gesicht.

Am Campingplatz in Skoganvarri entscheide ich mich trotz kurzem Regenguss noch weiter zu fahren.

Hoch geht’s! 

Nun kommt auch der erste wirklich knackige Anstieg des Tages, allerdings längst nicht so schlimm wie vom Oranienburger beschrieben. (Er tut mir dann ein wenig Leid, muss er doch durch den Tunnel und die steilen Anstiege entlang zum Kapp). Allerdings merke ich, dass die zahlreichen Kilometer gegen den Wind dort ordentlich Kraft gekostet haben, die Beine fühlen sich gummiartig an, und ich muss beim Aufstieg mehr Pausen machen als sonst.

Blick zurück, vom Fluss bin ich gestartet.

Oben angekommen finde ich eine Raststätte, wo ich nach 110 Kilometer auch das Zelt aufschlagen werde. Allerdings hat der Oranienburger bei seiner zweiten Warnung nicht gelogen. Sofort werde ich unablässig von einem Schwarm Mücken attackiert. Also bewaffne ich mich mit der Chemiekeule und baue dann erst das Zelt auf. In der Zeit, die es braucht bis der Schlafsack und Co. Ins Innenzelt geräumt sind, haben bereits 30 Insekten den Weg ins Zeltinnere gefunden. Ich verbringe 5 Minuten damit, möglichst viele Umzubringen, dann endlich gönne ich mir eine Stunde Schlaf.

Beweisbild des Gewaltausbruchs 

Das Zelt zum Kochen zu verlassen kostet Überwindung, wieder nutze ich die chemische Abwehr um in Ruhe meine Pasta zubereiten zu können. Und auch wenn ich bei der Armee gegen mich überhaupt keine Lust darauf habe, muss ich abends noch mal im Fluss mich abwaschen. Schließlich war die letzte Dusche am Mittwoch, 4 Tage ohne sind zu viel!

Auch wenn ich mich wie verrückt beeile, und nur 3 Minuten im Knietiefen Wasser bin, als ich mit der Hand über meinen Rücken fahre, töte ich dabei mindestens 10 Mücken, manche sogar schon mit ordentlich Blut im Magen.

Also schnell wieder zurück ins Zelt, die eingedrungenen Insekten zerlegen und dann schwöre ich mir, heute nicht mehr das Zelt zu verlassen.

Diese Mücken Begegnung zeigt mir, wie viel Glück ich auf dem Weg hoch durch Schweden hatte, scheinbar waren sie da noch nicht in den Zahlen geschlüpft wie jetzt. Die nächsten Tage machen mir ein wenig Sorgen, aber im schlimmsten Fall werde ich mich halt öfters einsprühen müssen. Nur bei den Pausen nerven die Viecher wirklich extremst, da kann man sich auf nichts mehr konzentrieren und will einfach nur ins Innenzelt und den Reißverschluss zu machen.

Tag 47 Lassevarri – Vuottasjávri

Heute schlafe ich bis fast 8 Uhr aus, das Zelt ist auch so positioniert, dass die Sonne nicht volle Kanne gegen die Zeltwand scheint.

Nachdem die Mücken immer noch so zahlreich draußen herumschwirren, nehme ich mein Frühstück im Innenzelt zu mir, und packe alles so weit es geht, ohne den Reißverschluss öffnen zu müssen.

Die nächsten 10 Minuten sind eine verzweifelte Mischung aus Ziehen, Stopfen, Fuchteln, Schlagen und Fluchen, während ich alles so schnell wie möglich verstaue, das Zelt zerlege und alles auf das Rad packe, während die Mücken mich als Frühstück auserkoren haben.

Also, nicht verweilen, sondern schnellstmöglich wieder auf die Straße. Zuerst wartet noch ein weiterer Aufstieg auf mich, diesen bringe ich aber schnell hinter mich. Leider pfeift heute der Wind erneut in Gegenrichtung über mich hinweg.

Die 37 Kilometer bis Karasjok werden so zu einem zweieinhalb stündigen Kampf gegen die Elemente. Generell schätze ich, dass ich bei so starkem Wind doppelt so viel Energie verbrauche, als ohne. Dazu kommt die Frustration, nicht vom Fleck zu kommen.

Einzigst die letzten 4 Kilometer machen Spaß, da geht es steil abwärts nach Karasjok. Im Ort angekommen plünde ich den örtlichen Rema1000 Supermarkt und sitze lange im Eingangsbereich, ohne mich aufraffen zu können.

Schließlich aber geht es weiter, nun bin ich von der E6 abgebogen, welche weiter gen Osten nach Kirkenes, nah der russischen Grenze, verläuft. Ich hingegen fahre auf der 92 nach Kautokeino.

Jetzt bin ich wunderbar 90° abgebogen von der vorherigen Straße, allerdings dachte sich der Wind wohl “hey, warum immer nur nach Norden pusten, ich will auch mal in östliche Richtung wehen…” Und so habe ich ERNEUT Gegenwind. Über ein laues Lüftchen würde ich mich nicht beschweren, aber mit 20-25km/h artet dieser Wind wirklich in einen Kraftakt aus.

Es geht am Fluss entlang nach Westen.

Die Landschaft erinnert an meine lange Fahrt auf der E45 durch Schweden, spektakuläre Blicke auf Gipfel und das Meer sind somit Geschichte. Einzig die rollenden Hügel und die vielen Grünschattierungen wissen noch zu begeistern, ansonsten ist es aber schon recht eintönig.

Ich gebe auf bei den Namen. 

Dank Musik, Hörbuch und viel Willensstärke quäle ich mich weitere 30 Kilometer bis zu einem Rastplatz, wo ich in Ruhe meine Mittagspause abhalten will.

Vor dem Essen noch ein letzter Meilenstein, diesmal habe ich es aber verhauen mit dem anhalten. 

Kaum sitze ich da, lässt der Wind nach, genau in dem Moment wo ich seinen einzigen Vorteil nutzen könnte: Bei starkem Wind fliegen die Mücken nicht. Und so verbringe ich die nächste Stunde mit Essen, lesen und verzweifelten Um-Mich-Schlagen. Es ist wirklich zu nervig!

Scheinbar bin ich nicht der einzige, der das Mittagessen genießt. Einziger Unterschied, für mich war es nicht die letzte Mahlzeit.

Da ich mich überhaupt nicht entspannen kann, entscheide ich mich weiter zu fahren. Nach 10 Kilometern kommt ein Pass mit 150 Höhenmetern, diesen schaffe ich aber ohne größere Probleme. Brauche kaum zu erwähnen, dass der Wind nach der Pause wieder auffrischte, oder?

In der Ferne ist ein deutlicher Wetterumschwung erkennbar, ich fahre genau auf die Regenwand zu. Rechtzeitig schmeiße ich mich in die richtigen Klamotten und fahr dann stoisch in den Regen. Wenigstens fliegen so keine Mücken.

Nach 101 Kilometern sehe ich eine Halbinsel, welche sich mit Sandstrand in den See erstreckt. Auch wenn ich eigentlich noch vor hatte 10 zusätzliche Kilometer anzuhängen, diese Chance nehme ich wahr und biege auf den Feldweg ab.

Kaum bin ich bereit das Zelt aufzubauen, lässt sowohl der Wind wie auch der Regen schlagartig nach. Während zweiteres sehr wünschenswert ist, bedeutet ersteres, dass ich unverzüglich in einen Mückenschwarm eingehüllt bin, der das Camping gestern Abend zu einer wünschenswerten Erinnerung aus der Vergangenheit verwandelt.

Dick eingepackt lassen es sich die Mücken nicht nehmen, auch nur meine Hände und mein Gesicht zu attackieren. Allein beim Zeltaufbau esse ich unabsichtlich 3 oder 4 von den dummen Viechern. Zudem attackieren sie jede freie Stelle, sei das nun die Ohrmuschel, das Nasenloch, was auch immer. So was von unangenehm. Beinahe mit Kopfsprung flüchte ich ins Zelt und verbringe die nächsten 10 Minuten mit einem Massenmord an der hereingelangten Insektenschar. Dann erst kann ich mir erlauben, mich endlich zu entspannen.

Heute Abend koche ich erstmalig im Innenzelt. Zwar nicht ganz ungefährlich, aber außer für einmal Pinkeln gehen, will ich es mit allen Mitteln vermeiden, den Reißverschluss zum Außenzelt noch einmal öffnen zu müssen.

Entschuldigt bitte, wenn das gerade alles ein wenig negativ klingt, ihr seht: Im Moment macht es nicht so großen Spaß. Weder der Wind, der mir Energie klaut ohne Ende, noch die Mücken, die jeden Stillstand, jede Möglichkeit für Erholung in absoluten Horror verwandeln, helfen wirklich dabei, die Situation gerade zu genießen. So denke ich mit Freude an die Erlebnisse am Nordkapp zurück und bin froh, dass es bis Kiruna nicht mehr allzu weit ist.
Ich hoffe mal vorsichtig, dass die nächsten Tage schöner werden.