Tag 58 (Tag 6): Sommerbrücke zwischen Staloluokta und Tuottarstugorna – See zwischen Tuottarstugorna und Tarraluoppalstugorna

Gelaufene Kilometer: 14

Heute mal wieder aufgewacht zu wunderbaren Sonnenwetter. Ich war den ganzen Tag über im T-Shirt unterwegs, zwar gab es einen leichten Wind, der mich abkühlte, aber zumeist war es warm. Zudem macht Laufen bei solch perfekten Wetter einfach viel mehr Spaß.

Wir sind so gegen 9 Uhr los, nach einem entspannten Frühstück zusammen, welches wir auf einem Stein vor den Zelten abgehalten haben, allerdings wurden wir erneut von den Mückenschwärmen heimgesucht. Diese haben wir dann aber relativ bald hinter uns gelassen,  die Strecke bis Tuottarstugorna war geprägt von rollenden Hügeln und ein bisschen Auf und Ab Geklettere, aber keineswegs unangenehm und von der Landschaft her waren Ähnlichkeiten mit der Strecke zwischen Nallo und Sälka auf dem Kungsleden zu finden. Heute allerdings mit weniger Geröll und mehr Moos, also klassische Fjälllandschaft wie ich sie liebe.

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Man hatte dabei einen ganz tollen Blick auf den südlich von der Tuttorstugorna gelegenen Jungátjåhkka, der mich den ganzen Tag begleitet hat und der wunderschön ist. Vielleicht sieht man den auch morgen wieder.

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Jungátjåhkka

Zudem die ganzen Berge östlich der Tuttorstugorna, die die Grenze zum Sarek darstellen: Vássjábákte, Tsahtsa, Tjågnåristjåhkkå, etc. War beeindruckend auf diese Wand von schneebedeckten Bergen zuzugehen.

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Vássjábákte, Tsahtsa, Tjågnåristjåhkkå in der Ferne

Martin hat sich gestern ein bisschen am Fuß verletzt, er ist umgeknickt und das Innenband vom Fuß tut weh, er wird es heute also ein bisschen ruhiger angehen lassen und so machen wir aus, dass ich ihn an der Tuttorstugorna wiedersehe und so erst mal vorrausgehe. Macht ja keinen Sinn mit dem schweren Rucksack dauernd Pausen zu machen, bis er aufschließt, und dann braucht er sich nicht so gehetzt fühlen. Vor der Hütte kommen noch zwei Furtstellen, welche die ersten dieser Tour darstellten.

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Da muss ich rüber

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Klar ist das immer müßig, die Schuhe auszuziehen, die Hosen hochzukrempeln, die Wanderstiefel irgendwie am Rucksack zu befestigen und dann nach 1min Wasserdurchquerung wieder alles anziehen zu müssen, aber ich finde das nichtsdestotrotz immer recht abenteuerlich und es macht für mich den Charme dieses Gebietes mit aus. Zudem war das Wasser knapp unter Kniehoch und floß nur langsam aus dem See hinaus, die Watstelle war also leicht zu meistern. Nur das Wasser war empfindlich kalt, dass hatte ich aber so erwartet aufgrund der Schneefelder, die um den See lagen.

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Marin durfte nachher auch noch durchs Wasser

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Die Tuottarstugorna war sehr schön gelegen, zudem ist es ein reines Familienunternehmen. Als wir dort ankamen bestand die Sami-Familie aus drei Generationen, die dort die letzten 6 Wochen verbracht hatten und gerade am Mittagessen waren. Heute war ihr letzter voller Tag, dann sollten alle außer der Großmutter wieder ausgeflogen werden.

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Was für ein unfassbarer Ausblick von der Hütte!

Bei mir gab’s zum Mittagessen Kartoffelbrei und Mini-Salamis zum eintunken. So konnte ich entspannen während ich auf Martin wartete, der eine halbe Stunde nach mir ankam. Zusammen haben wir auf der Bank gesessen, die Ruhe genossen und das Panorama versucht abzuspeichern, nicht nur mit der Kamera sondern auch der Versuch, es tief ins Gehirn einzubrennen. Der Blick zurück zum Jungátjåhkka und sogar den Bergen, die hinter Staloluokta lagen, waren einfach zu fantastisch.

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Panorama Tuottarstugorna
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Der See direkt an der Hütte
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Und langsam kommt auch die Sonne wieder raus
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Jungátjåhkka

Die Hüttenfamilie hatte sehr viele Rengeweihe rumliegen, das habe ich in so großer Anzahl auch noch nicht gesehen.

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Es geht weiter in Richtung “Darreluopal” (samische Schreibweise), Tarraluopalstugorna

Habe dann für 55 SEK noch ein wenig Süßkram in ihrem Shop nachgekauft, dabei hätte ich bei meinem derzeitigen Hunger-Level auch den Shop leerkaufen können. 😉 Aber so purzeln vielleicht wenigstens die Kilos, wenn die Körpereigenen Reserven angegriffen werden. Zudem bereue ich, dort keinen geräucherten Fisch gekauft zu haben, das wäre eine lohnende Investition gewesen.

Nachmittags habe ich mich dann von Martin verabschiedet, der morgen einen Ruhetag an der Hütte einlegt und versucht seinen Fuß ein wenig zu kurieren. Passt auch vom Zeitablauf ganz gut, er hat 10 Tage zur Verfügung und wir waren jetzt 5 Tage bereits unterwegs und haben weit über die Hälfte seiner Wegstrecke nach Kvikkjokk hinter uns gebracht. Ich finde es immer noch cool, dass aus einem kurzen Gespräch im Bus auf der Herfahrt sich eine solche Situation entwickelt hat. Es hat großen Spaß gemacht 5 Tage mit ihm den Padjelantaleden zu entdecken. Es war schön mit jemandem zusammen zu campen, Ereignisse zu teilen und in nerdigen Gear-Talk zu verfallen. Beim Laufen an sich macht es gefühlt wenig Unterschied, da dackelt man ja eh hintereinander her und jeder hängt im Kopf den eigenen Gedanken nach. Manchmal hatten wir auch 100m Abstand zwischen einander. Aber in den Pausen hat mir die Gesellschaft sehr gefallen. Jetzt allerdings freue ich mich auf mein „eigenes“ Abenteuer alleine.

Ich bin dann weiter gedackelt und der Ausblick blieb spektakulär. Hochebene, viele kleine Seen, viel Schnee. Der Weg wurde vergnüglich abgelaufen, ich hatte in Tuottar 2 Stunden Pause gemacht und daher war ich relativ erholt. Hätte also fast noch weiter gehen können, aber dann habe ich diesen kleinen See gesehen mit einer Campgelegenheit daneben, welche so perfekt war, dass ich mir eingeredet habe es müsste jetzt für heute reichen. Ich bin heute also rund 14km gelaufen, habe dann ganz entspannt mein Zelt aufgebaut und dann etwas gemacht, was ich mir vorgenommen habe seit ich mich nicht getraut habe mit Klaus am Nordkapp in die Barentssee zu springen: In den Haussee springen, auf dem noch Eis treibt.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=NAR-lFkImro&w=560&h=315]

Wider Erwarten war das gar nicht mal so kalt, 1-2 Minuten mehr wären sogar gegangen. Warm und angenehm war es trotzdem nicht. Habe noch versucht auf den Eisberg zu klettern, der in der Mitte trieb, aber das war so vereist um die Kanten, da habe ich mich nicht hochziehen können. Wenigstens war ich erfrischt und ein witziges Video ist dabei auch rumgekommen.

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Vor dem Zeltaufbau
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Zelt auf der anderen Uferseite
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Mit Eisschollen
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Mein Refugium für die Nacht

Nachher habe ich einfach 20 Minuten lang ohne Gepäck die nähere Zeltumgebung erkundet. Ohne Gewicht auf dem Rücken und nur mit der Kamera bewaffnet fühlte es sich an, als schwebe ich über den Boden. Nebst schönen Fotos habe ich auch unfassbar viele Geweihe gefunden, hätte nie gedacht, dass man so viele abseits der Wege finden könnte. Ich werde diese Morgen an den Weg legen, dann können nachfolgende Personen diese mitnehmen, eins davon hänge ich mir jetzt aber auch an den Rucksack. Ist nur ein kleines und dafür sehr ebenmäßig geformt, zudem leicht genug um es die nächsten 10 Tage als Andenken mitzuschleppen.

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Alle selbst gefunden!
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Abendessen am Ufer

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Einer der schönsten Zeltplätze auf Tour
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Tschüss Sonne!
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Abendbeleuchtung in Richtung Sarek

Anschließend gab es noch den letzten Uncle Ben’s Reis zum Abendessen, da dies mit Abstand die schwerste Speise noch im Rucksack war. Der weitere Abend plätschert ganz entspannt dahin, ich muss ja nichts mehr machen, die Sonne scheint immer noch, Klamotten sind auch schon gewaschen und somit fehlt nur noch das Zähneputzen. Ich entscheide mich aber erstmal fürs Schokolade essen und lese noch ein Buch fertig.

Morgen dann kann ich in meinem eigenen Tempo entscheiden wann es losgeht, muss auf niemanden warten oder mich mit niemandem mehr über Pausen abstimmen. Erstmal geht es in der Früh zur Tarraluoppalstugorna, danach sollte die Hochebene relativ schnell aufhören. Laut Karte wird es dann richtig grün entlang dem Tarrakaisetal, welches ich die nächsten Tage begehen werde. Darauf freue ich mich momentan nicht so wirklich, ich genieße den Fernblick des Hochfjälls und will nicht wirklich durch den Wald laufen. Aber spätestens im Sarek geht es wieder an den Berghängen entlang, dass Fjäll kommt also wieder.

Jetzt genieße ich bis zum Schlafengehen erst mal die Sonne