Tag 53 (Tag 1): Änonjálme – Rastplatz Richtung Kisurisstugan

Padjelantaleden Wanderung

Jetzt geht es los mit dem Bericht zur Wanderung. Lange habt ihr darauf warten müssen, dafür entschuldige ich mich nochmal. Gab nach der Rückkehr nach Berlin einfach viel zu viel zu erledigen, zudem ist der Wanderbericht deutlich aufwendiger und umfangreicher geworden als der jeweilige Tagesbericht zur Radtour. (Über 1000 Fotos zu sichten und der geschriebene Reisebericht allein nimmt über 40 Word-Seiten ein.) Wo diese Wanderung stattfindet habe ich bereits an Tag 52 genauer beschrieben.

Vorab: Ich entschuldige mich im Voraus für die vielen samischen Orts-, Gewässer- und Bergbezeichnungen, die ich in den kommenden Reiseberichten einbauen werde. Grund dafür ist, dass der Bericht so auch in einem Wanderforum eingestellt wird, dort hilft die genauere Bezeichnung der jeweiligen Berge hoffentlich den Leser_innen und Nachwander_innen bei der Orientierung. Nicht-Ortskundige können sie einfach gepflegt überlesen 😉

Doch nun ab zum Bericht:

Tag 53: Änonjálme – Rastplatz Richtung Kisurisstugan

Gelaufene Distanz: 8,4km

Ich konnte erst um 1 Uhr einschlafen, dank den schnarchenden Menschen im Hostelzimmer, musste aber um 5 Uhr früh wieder aufstehen. Habe es geschafft das Zimmer zu evakuieren, ohne jemanden zu wecken. Habe alles in den Flur geschafft und habe dort gepackt und bin dann schnellst möglichst vom Hostel zur Busstation gelaufen und habe dort den gratis Transferbus zum Bahnhof genommen.

Habe an der Busstation noch eine Frau getroffen, die ihre Tour auf dem Kungsleden in Alesjaure abgebrochen hat und mit dem Hubschrauber nach Abisko zurück geflogen ist. Der Heli macht jetzt Charterflüge für 100€ zurück nach Abisko, weil so viele Leute abbrechen. Scheint wohl immer noch viel Schnee zu liegen, oder viel Wasser, wenn so viele Leute sich ausfliegen lassen.

Dann noch einen Deutschen, der Norge på Langs (Norwegen von Süd nach Nord) läuft, allerdings mit Überbrückungen und zu Fuß auf dem Weg zum Nordkapp ist… Gibt immer jemand der Härter ist als du 😉

Habe dann an der Bahnstation den Zug nach Gällivare genommen. Witzig zu sehen, wie die Landschaft, durch die ich einen ganzen Tag geradelt bin, in eineinhalb Stunden an mir vorbeizog. Außer Bäumen war nicht viel zu sehen, kein Wunder dass mir damals auf dem ewig langen Abschnitt der E45 so langweilig wurde.

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Der Abraumhügel Kirunas vom Zug aus

Frühstück gabs im Zug, nach Ankunft in Gällivare blieb dann noch Zeit für den heiligen letzten Besuch auf einem Spülklo. Von Gällivare aus ging es mit dem 93er Bus sehr, sehr langsam nach Ritsem, bedingt durch die vielen Zwischenstops. Neben der kurzen Pause in Kebnats steht der Bus besonders in Stora Sjöfallet eine ganze Weile. Dort komme ich im Bus mit einem Deutschen ins Gespräch. Dass dieser kurze Plausch dazu führen sollte, dass wir 5 Tage zusammen wandern wusste ich da noch nicht 😉

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Vakkotavare, hier endete vor 2 Jahren meine Wanderung mit Markus auf dem Kungsleden

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Fähranleger Kebnats, hier werde ich in knappen 2,5 Wochen wieder auf die Zivilisation stoßen

In Ritsem angekommen wollte ich versuchen in der Fjällstation noch meinen Rucksack zu wiegen, bin also nicht am Fähranlieger ausgestiegen, sondern noch weiter gefahren. Leider hatte die Fjällstation keine Waage da, so bin ich unverrichteter Dinge wieder zur Fähre zurückgelaufen. Mal schauen wann ich eine Gelegenheit finde, den Rucksack ordentlich zu wiegen.

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Info: Ich habe schließlich das verbrauchte Gewicht (Essen, Toilettenartikel, etc.) auf der Tour zusammen addiert, und am Ende der Wanderung den Rucksack gewogen. Ergebnis:  Das Startgewicht lag wohl bei 27,3kg + 1L Wasser

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Blick auf den Áhkká

Die halbe Stunde am Anlieger wurde mit Essen überbrückt, zudem mit dem herrlichen Blick auf den mächtigen Berg Áhkká. Den hat man bereits einige Zeit während der Busfahrt sehen können und sah sehr beeindruckend aus, wie er so in Schnee gehüllt am Ufer des Akkajaure stand. Das Wetter ist während der Busfahrt immer weiter zugezogen, jetzt seit dem Ausstieg in Ritsem tröpfelt, nieselt und regnet es immer mal wieder. Ist mal wieder typisch!

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Auf der Fähre wurden die Rucksäcke draußen vertäut und abgedeckt, so bleiben sie auch schön trocken. Die Überfahrt über den See, mit Áhkká im Blick nutze ich noch einmal zum Entspannen, komme mit meiner Sitznachbarin Gabriela ins Gespräch, die aus der Schweiz angereist ist.

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Ab zur Akkastugan

Nach dem Ausstieg um Viertel nach 3 machen Gabriela, ich und der Deutsche aus dem Bus, Martin, ein paar schnelle Startfotos, legen die Regenausrüstung an und machen uns dann zu dritt auf den Weg. Ab jetzt geht es die nächsten 9 Tage auf dem Padjelantaleden im Gegenuhrzeigersinn um den Nationalpark Sarek bis nach Kvikkjokk.

Die ersten 2 Kilometer bis zur Akkastugorna (Akka-Hütte) sind schnell zurückgelegt. Toll finde ich, wie man relativ schnell wieder am ersten Tag in den “Flow” kommt. Klar, der Rucksack ist super schwer, aber davon abgesehen läuft es einfach. Schnell fühlt man sich auf den Wegen wieder heimisch, die Erinnerungen an die Kungsleden-Wanderungen laufen vor dem inneren Auge ab und die Vorfreude der letzten Tage schreit mir nur noch ein “ENDLICH BIST DU WIEDER HIER!” ins Ohr.

An der Akkastugorna (Akka-Hütte) halten wir nicht einmal an, sondern laufen direkt weiter. Immer weiter bis zum ersten eingezeichneten Rastplatz nach der Brücke.

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Bis dahin ist der Weg eigentlich ganz gut, ein paar Bohlen sind arg nass und rutschig, ansonsten aber gut gehbar.

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Rutschig und regnerisch

Die Teile ohne Bohlen sind sehr matschig, teilweise geht man über längere Strecken an den Rand des Weges gequetscht, was auch wegen der Schrägstellung des Fußes ziemlich unangenehm ist. Die Hose ist dadurch sehr, sehr dreckig, der Matsch steht bis zum Knie. Da es aber nie besonders stark regnete, habe ich mich gegen die Regenhose entschieden, dass dünne Material der Hose trocknet auch so sehr schnell. Die Schuhe sind von außen gut nass, drinnen aber noch schön trocken. Trotzdem muss ich sagen, dass es bei Weitem nicht so schlimm ist, wie ich es nach den Berichten der letzten Tage befürchtet hatte. Einige Wege haben sich in Flussläufe verwandelt, der Matsch steht auch an manchen Stellen noch echt tief, aber das ist alles machbar.

Nachdem wir erst am Nachmittag gestartet sind, hat keiner von uns Ambitionen, es besonders weit zu schaffen, besonders bei dem Wetter und dem ungewohnten Rucksackgewicht. Am eingezeichneten Rastplatz gibt es ein paar ebene Flächen wo wir mit einigem Abstand zueinander unsere Zelte aufbauen, während der Regen langsam wieder zunimmt. Ich bin dann nochmal für alle Wasser holen gegangen, da es aber immer noch regnet und einiges an Mückengetier herumschwirrt, verabschieden wir uns erstmal in unsere Zelte. Bis dahin hatten wir auch 8 Kilometer Wegstrecke zurückgelegt, und haben beschlossen, das reicht für den ersten Tag, besonders da es schon nach 18 Uhr war, und jeder von uns genug Zeit für die Strecke der kommenden Tage eingeplant hat.

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Links noch Martins Zelt, rechts Gabrielas

Es war sehr kalt, ich hab ziemlich gefroren und es hat lange gedauert, bis ich tief im Schlafsack verkrochen endlich wieder aufgetaut bin. Habe ein paar Nüsse gefuttert und dann von 18 Uhr bis 19:30 Uhr geschlafen, dachte mir dann “ein bisschen geht noch” und prompt gingen alle Lichter aus. Aufgewacht bin ich schließlich nach 23 Uhr, habe dann beschlossen, dass ich nichtsdestotrotz mich ans Abendessen machen werde. Heute gab es Uncle Ben’s Chorizo Reis, weil der schnell geht und ziemlich schwer ist, also gerne zu Beginn der Tour weg kann.

Noch ein bisschen eingeschüchtert von der Dauer der Tour, habe jetzt den ersten Tag hinter mir und hoffe dass die nächsten 15-16 Tage weiterhin spannend bleiben, es keinen Grund für Langeweile gibt und das Wetter einigermaßen hält. Also die Gedanken, die mir immer zu Beginn einer Tour im Kopf rumschwirren 😉 Auf alle Fälle freue ich mich, dort stoppen zu können wo ich will und keine festen Tagesziele haben.

Der Rucksack ist ungewohnt schwer, geht ziemlich auf die Schultern und auf die Hüfte, dennoch halten sich die Schmerzen derzeit noch in Grenzen und ich bin mir sicher, es wird besser, wenn der Rucksack jeden Tag ein wenig leichter wird.

Ich freue mich die anderen Beiden getroffen zu haben, so haben alle ein bisschen Erfahrung und es war nett sich ein wenig auszutauschen können zu Beginn der Tour.

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