Tag 56 (Tag 4): Låddajåhhkåstugan – Zufluss am Didijávrre

Ab morgen kommen endlich die Fotos bei strahlendem Sonnenschein, ein letztes Mal müsst ihr graue, trübe Bilder ertragen.

Gelaufene Kilometer: 16,7

Heute früh hat es wieder geregnet und wir haben wieder einen späten Start hingelegt. Habe gestern im Zelt noch eine Route durch den Nationalpark Sarek geplant, worauf ich mich bereits sehr freue. Dazu nutze ich den genialen Reiseführer „Sarek – Trekking in Schweden“ von Claes Grundsten, der wirklich genial geschrieben ist und viele wichtigen Infos liefert. Ich werde aus dem Reiseführer zitieren, wenn es in ein paar Tagen in den Sarek geht.

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Heute ging es als Erstes direkt an den Aufstieg, ich fand den jetzt tatsächlich nicht schlimm, es zog sich einfach nur ein bisschen.

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Blick zurück zur Låddajåhhkåstugan

Martin hingegen war sehr am Fluchen, ich freue mich also einfach über meinen Fitnessstand, wenn mir sowohl Höhenmeter, wie auch Strecke nicht wirklich etwas ausmachen. Ich könnte gefühlt jeden Tag noch ein paar Kilometer weiter latschen, dieses Wissen im Hinterkopf genieße ich. Weit besser als meine letzte Tour mit Markus, wo mir die ersten Tage ordentlich zugesetzt haben.

Oben auf dem Plateau war der Blick sehr schön, zurück ins Tal nach Låddajåhhkå, auch auf den Huornnásj.

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Huornnásj rechts, sowie das Plateau.

Das Plateau ist jedoch recht klein, gefühlt geht es nach der Ankunft oben gleich über zum Abstieg. Wir haben eine Pause hinter einem Stein gemacht und uns anschließend wieder in Richtung Tal bewegt.

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Weg ins Nichts

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Abstieg nach Árasluokta

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Virihaure

Der Blick auf den Virihaure, einem gigantisch großen See, war sehr beeindruckend. Der Abstieg ging ganz schön auf die Knie, teilweise fängt auch ein Schienbein an zu ziepen und an beiden großen Zehen entsteht wohl wieder eine Druckblase. Erleichtert bin ich allerdings, dass die Ferse sich immer noch einwandfrei schlägt! Den Abstieg mache ich etwas zu schnell, man läuft halt bergab immer zu beschwingt herunter und wundert sich dann nachher warum die Beine wehtun 😉

Unten im Tal legen wir eine Rast am Miellädno-Fluss ein, kurz nachdem wir diesen per Brücke gequert haben. Um nach Árasluokta zu kommen muss man nun einen weiteren Anstieg in Kauf nehmen, der sich extrem lange zog. So sieht man zwar bereits die Sami-Siedlung im Tal, aber bis die Árasluokta-Hütte ins Blickfeld gerät läuft man noch ein ganzes Stück.

Heute war die Strecke teilweise sehr feucht, über lange Stellen lief man auf dem völlig durchweichten Weg im Matsch, was es auf alle Fälle anstrengend machte. In Árasluokta sind wir nicht mal zur Wanderhütte gelaufen, sondern haben gleich die Brücke überquert. Martin hat sich dort dann einen Platz fürs Zelt gesucht, da er ziemlich kaputt war nach den Höhenmetern des Tages. Mir hingegen ging es noch recht gut und ich hätte lieber morgen weniger Höhenmeter zurückzulegen. Aus diesem Grund bin ich dann allein weitergestapft. Diese Höhenmeter hatten es dann aber auch in sich, wobei ich nicht sagen kann, ob es daran lag, dass der restliche Tag bisher anstrengend gewesen war, oder ob es besonders steil war. Da ich teilweise mich mit den Händen an den Felsen hochziehen musste, tippe ich auf letzteres. Es war also ein ganz schönes Gekraxel, dafür dass ich nur 80-100 Höhenmeter überwinden musste. Dafür ging es nach der Anstrengung oben am Grat entlang, auch über mehrere Schneefelder.

Der Blick auf den Virihaure und die schneebedeckten Berge ringsum war so perfekt, dass ich einfach dort oben einen Zeltplatz gesucht habe und am Fluss zum Dijdderjávrre auch fündig wurde, als ich endlich ein flaches Stück Wiese entdeckte. Ganz flach war es nicht, die Nacht verbringe ich unter anderem damit, wieder auf die Isomatte zu rutschen. 😉 Aber es war erträglich. Ebenso finde ich den Wind hier nicht so schlimm, wie von zahlreichen Wanderern im Voraus prophezeit. Alle Personen scheinen sich da große Sorgen drum zu machen und versuchen so geschützt wie möglich das Zelt aufzustellen. Nur Daniel, der knallt sein Zelt vollkommen exponiert auf. Vermutlich kann mich nach den Windböen am Nordkapp nichts mehr schocken und ich habe großes Vertrauen in mein kleines mobiles Heim. Erstmalig habe ich einen Zeltplatz, wo ich absolut alleine bin, soweit ich blicken kann, bin ich hier oben das einzige Zelt.

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Blick vom Zeltplatz auf den Berg Allak, rechts am Ende des Sees liegt Àrasluokta.

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Zeltplatz vor dem gigantischen Virihaure-See, samt verschneiter Berge

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Auch wenn der Wind nicht stört, es ist schweinekalt da oben und das wunderschöne Panorama, welches ich nicht fotografiert habe, ist nach einer Stunde Erholung im Zelt komplett im Nebel versunken. Zudem hat es dann auch angefangen zu regnen. Jetzt ist die Umgebung sehr gespenstisch, was den Eindruck der Abgeschiedenheit nur noch verstärkt. Aber die Kälte greift immer weiter um sich, ich sehe IM Innenzelt meinen eigenen Atem. Auf alle Fälle wird nachher wieder eine Wärmflasche zubereitet.

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Zeltplatzpanorama 1

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Zeltplatzpanorama 2

Wie bereits am ersten Abend auf Wandertour habe ich alles ins Zelt geräumt und war um Viertel vor 6 bereits völlig eingerichtet. Habe mich schnell in den Schlafsack eingepackt, weil es mich so gefroren hat und eh ich mich versah war es 23 Uhr, da ich sofort wieder weggepennt bin. Bis ich dann gekocht hatte, war es bereits nach Mitternacht. Das liegt unter anderem daran, weil bei den Temperaturen sowohl der Spiritus ewig braucht, wie auch das Wasser aus den Gebirgsbächen unglaublich kalt ist. Wenigstens komme ich so noch dazu, ein paar Bilder vom Zeltplatz zu schießen.

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Selbst meine Taschentücher verheißen Abenteuer pur!

Morgen ist der Plan schnell nach Staluokta (6-7km entfernt) zu kommen, wo eine größere Hütte samt Heli-Landeplatz steht. Ich hoffe auf eine Waage für meinen Rucksack. Von  dort dann weiter in Richtung Tuottar. Morgen früh kann ich es ruhig angehen lassen, Martin holt mich nämlich am Zeltplatz ab.

Meine Schultern erholen sich langsam, es hilft ungemein, dass der Rucksack täglich ein dreiviertel Kilo verliert. Die Füße sind ok, es zieht mal hier, mal dort, aber nichts dauerhaftes, es geht also ganz gut.

Bisher macht es mir riesigen Spaß und mit der Idee am Ende der Tour noch einen Abstecher in den Sarek zu machen, muss ich jetzt erstmal ein wenig Strecke machen, dabei aber aufpassen, dass ich mich nicht kaputt mache und irgendwo einen Pausentag eingebaut kriege.