Tag 72: Rückkehr nach Berlin

Heute ist es soweit. 72 Tage seit meinem Aufbruch in Berlin geht es heute per Flieger wieder nach Hause. Doch zuerst beginnt der Tag richtig entspannt mit Ausschlafen. Anschließend gibt es ein königliches Frühstück, welches zwar nicht an das Buffet in Saltoluokta gestern rankommt, aber den einsamen Müsliriegel der vergangenen Woche ganz schön in den Schatten stellt.

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Abschließend das Zelt ein letztes Mal zusammenpacken und dann mit dem Fahrrad die letzten 300m auf skandinavischen Boden zurücklegen.

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Das Hinterrad hält, wohl ist mir dabei aber nicht.

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Ich vermisse den Ort jetzt schon

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Die nächsten eineinhalb Stunden sind mit geschäftigem Umpacken gefüllt: Ich muss 6 Fahrradtaschen und einen Trekkingrucksack so arrangieren, dass am Ende eine Fahrradtasche als Handgepäck, ein Trekkingrucksack als Check-In Gepäckstück Nr. 1 und alle anderen Fahrradtaschen zusammengeschnürt das Check-In Gepäckstück Nr. 2 ergeben. Nach einiger Zeit macht sich dann Erleichterung breit, da absehbar ist, dass alles verstaut werden kann, selbst der gigantische Einkauf von gestern.

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Alle Radtaschen in Ikea-Tüte (Gepäckstück 1), Trekkingrucksack + Zelt in weißem Plastikbeutel (Gepäckstück 2), Fahrrad (Gepäckstück 3), eine Radtasche hinter dem Vorderrad (Handgepäck)

Anschließend geht es daran, das Rad fit für die Reise zu machen. SAS fordert zwar keine Radkiste oder –koffer, aber zur Vorsicht polstere ich den Rahmen mit der gestern gekauften Rohrisolierung. Auch Kleinigkeiten wie Klingel, Flaschenhalter, Tacho und mein Glücksbringer-Krokodil werden abgebaut. Am Check-In Schalter erfahre ich später, dass entgegen vorheriger Aussagen, auch die Pedale ab müssen, der Lenker geradegestellt und die Luft aus den Reifen gelassen werden muss. Zudem muss die Kette verpackt werden, um zu verhindern, dass die umliegenden Gepäckstücke vollgesaut werden.

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So bin ich sehr erleichtert als endlich mein Rad und meine zwei Gepäckstücke an der Gepäckaufgabe verschwinden und ich fortan nur noch mit meinem Handgepäck vorlieb nehmen muss. So leicht war ich seit Wochen nicht mehr unterwegs. 😀

Zur Belohnung gibt es nun noch einen gigantischen Salat zum Mittagessen (immer wieder unglaublich wie sehr man sich nach 18 Tagen im Fjäll auf frische Kost freut), dann verbringe ich die Zeit bis zum Abflug mit Lesen und Musik hören.

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VITAMINE!

Der Flug von Kiruna nach Stockholm verläuft einwandfrei, zum wiederholten Male freue ich mich wie ein kleines Kind über die Begebenheiten in Kiruna: Da der Flughafen so klein ist, läuft man vom Terminal einfach zum Flugzeug. Für jemanden in meinem Alter, der sich mehrheitlich an Flüge aus der Post-9-11 Zeit erinnert ist dies immer wieder ein Erlebnis.

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Ein kurzer Spaziergang zum Flieger

Leider verhindert eine nahezu durchgängige Wolkendecke einen Blick auf das Kebnekaisemassiv oder in den Sarek, ein paar Fotos entstehen nichtsdestotrotz.

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Kirunas Abraumhalde
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Viel Wasser

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In Stockholm habe ich rund eine Stunde zum Umsteigen, dies klappt ohne Probleme. Lediglich als wir mit dem Flughafenbus am Flieger ankommen und es nicht wie angekündigt eine Boing ist, sondern eine winzige Bombardier, wird mir kurz ein wenig blass um die Nase. Die Gepäckluke, durch die gerade Koffer geschoben werden, sieht so klein aus, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie dort mein Rad Eingang in den Cargobereich halten soll. So bleibt wenigstens ein bisschen Aufregung nach Ankunft in Berlin – Tegel ob es nun mein Rad geschafft hat, oder ob ich mit dem Bus nach Hause fahre.

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Deutschland sieht von oben doch ein wenig anders aus.
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Berlin von oben
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Berlin von oben

*trommelwirbel*

Wider Erwarten hat es mein Rad nach Berlin geschafft, keine Ahnung wie sie das Rad verstaut gekriegt haben. Zudem bin ich sehr erleichtert als ich feststelle, dass außer einer kleinen Plastikverkleidung am Bremsgriff, nichts fehlt, abgebrochen oder zerkratzt wurde. Beim Verlassen des Securitybereichs treffe ich dann auch noch auf sehr spezielles Empfangskomitee, was ich so nicht erwartet hätte. Das sind die ersten mir bekannten Gesichter seit 71,5 Tagen, als sich mein Kumpel Freddy als letzter des Start-Teams kurz hinter dem Oranienburger S-Bahnhof von mir verabschiedete und ich fortan alleine auf der Landstraße fuhr. Vielen, vielen Dank fürs Abholen ihr Beiden, dass ihr dann mir noch die erste Club Mate mitgebracht hat war der Oberhammer!

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Das Rad wieder fahrtüchtig zu bekommen und das Gepäck wieder auf 6 Radtaschen und einen Trekkingrucksack umzupacken dauert dann noch eine ganze Weile, aber schließlich ist es so weit, dass ich die letzten 13 Kilometer nach Hause antreten kann. In der aufziehenden Dunkelheit (Brr, was ein komisches Konzept, zum ersten Mal seit dem Nordkapptunnel schalte ich meine Fahrradbeleuchtung wieder ein) komme ich noch einmal an der Berliner Nordkapstraße vorbei, wo die offizielle Tour begann, dann geht es weiter nach Hause.

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Inzwischen ist es wohl die “Nördkapstraße” 😀

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Nach 4444km (Tacho) bzw. 4355km (GPS-Aufzeichnung) Radfahren und 232km Wandern (laut GPS-Aufzeichnung) stehe ich bei mir vor dem Haus.

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Ein einzelner Fazit-Blogeintrag mit Statistiken kommt noch, dort werde ich noch ein paar Gedankengänge Revue passieren lassen. Jetzt heißt es aber erstmal, sich wieder an das Leben in Berlin zu gewöhnen.