[Biking] – Israel 2019
[Tag 0] Anreise
28. November 2019: Anreise per Flugzeug von Berlin nach Tel-Aviv.
Die Nacht vor der Anreise wird nicht geschlafen, denn bereits um 2.45 Uhr sammelt mich ein Taxi ein.
Ja, diesmal ein Taxi, ich hab aus meinem Fehler mit dem schweren Fahrradkarton am Frankfurter Flughafen vor der Pamir-Tour gelernt.
Am Flughafen bin ich erstaunt über die Unfähigkeit so einiger Mitpassagiere einen Check-In zu absolvieren, verbringe ansonsten die meiste Zeit mit rumstehen. Spannend wird es noch als zwei herrenlose Koffer auftauchen, genau gegenüber dem Check-In nach Tel Aviv ruft das natürlich die Security auf den Plan. Diese reagieren eher BER als TXL-tauglich, in dem Sinne das sie absolut unfähig sind da eine schnelle, angemessene Reaktion zu finden. Erst wird ein Polizist mit einem Pröbchen losgeschickt um zu messen, ob da Sprengstoffreste auffindbar sind, dann wird der Koffer einfach von der Polizei händisch entfernt. Dauer der ganzen Aufgabe: über 40 Minuten. Gut dass es doch nur gedankenverlorene Mädels aus demselben Flug waren und keine anschlagswilligen Profis, ansonsten wäre der Blog hier wohl zu Ende. So hatten wir alle Glück nicht evakuiert zu werden. In Israel hätte es wohl keine 5 Minuten gedauert, bis der Koffer kontrolliert gesprengt worden wäre.
Der Flug fühlte sich lang an, daran hatte sowohl die Bestuhlung und Beschallung durch Ryanair seinen Teil, wie auch die zahlreichen plärrenden Kinder, die durch den Gang hasteten. Nun, vielleicht spielte auch meine Schlaflosigkeit eine Rolle.
Am Ben-Gurion Flughafen angekommen rückte die Schlange vor der Passkontrolle wieder nur in Zentimeter-Schritten vorwärts. Als ich jedoch selber an der Reihe war, wurde ich erstaunlich schnell durchgewunken und hielt mein Entry-Visum in Händen. Sollten sie etwa gemerkt haben, dass ich bei den vorherigen 3 Besuchen im Land kein Unfrieden gestiftet habe?
Mein Gepäck wartet auch schon auf mich und sieht unbeschädigt aus, große Erleichterung macht sich breit.
Und dann erklärt sich ein Busfahrer auch noch dazu bereit mich nach Tel-Aviv mitzunehmen, trotz riesigem Fahrradkarton. So spare ich mir also so die ersten 20 Kilometer Fahrradfahren in einem durchwachten Zustand und am Schwitzen, denn Israel empfängt mich nach dem Ausstieg mit tollen 24°C, eine Abwechslung zu den 6° in Berlin.
In Tel-Aviv weiß ich ungefähr wo ich raus muss, als ich einen Stadtpark genau bei einer Haltestelle sehe, nutze ich meine Chance. Im Park bau ich eine Stunde lang das Rad wieder zusammen, dann geht es zu meiner Übernachtungsmöglichkeit.
Ich habe über die Fahrrad-spezifische Couchsurfing-Plattform “Warmshowers” eine Übernachtung bekommen bei Chen und Alison. Diese leben im Künstler*innenviertel Neve Zedek in einem schnuckligen, aber winzigen Häuschen. Umso dankbarer bin ich über ihre Einladung.
Ich stelle nur schnell das Rad ab, dann geht es in die Stadt zum Einkaufen. Es ist bereits 15 Uhr, ich würde dies gerne vor Einbruch der Dunkelheit erledigt haben.
Auf dem Markt flippe ich fast aus vor Warenüberangebot, vor allem die Obst- und Gemüsestände quollen über. Kopfschüttelnd denke ich darüber nach, wie ich in Tadschikistan im Magasin versucht habe, die am wenigsten verschimmelte Zwiebel zu finden.
Hier ergattere ich eine gigantische Avocado für etwa einen Euro, da kann die Rewe Avocado daheim nicht mithalten. Auch Pomelos und allerlei andere Köstlichkeiten wandern in meinen Rucksack.
Im gigantischen und unübersichtlichen Dizengoff-Einkaufszentrum bekomme ich dann noch eine SIM-Karte von Golan Telefon. Kostet zwar knappe 25 Euro, was ich happig finde, aber ich brauche einen einmonatigen Prepaid Tarif, zudem habe ich damit ganze 30, ich wiederhole, 30 GB zur Verfügung. Netflix and Zelt steht also nix im Wege.
Nur eins kriege ich nicht: Gas-Kartuschen für meinen Kocher. Es ist wie verhext, 2014 suchte ich verzweifelt nach Spiritus und habe deswegen einen Gaskocher gekauft, heute finde ich keine Gas-Kartuschen. 3 Outdoor-Läden zucken nur mit den Schultern, es ist wohl ausverkauft in der Stadt. Sie empfehlen mir unterwegs an Tankstellen zu schauen, diese führen es wohl im Sortiment.
Die Tankstellen die ich auf dem Weg zurück zu meiner Warmshower-Unterkunft ansteure sind jedoch lediglich 24h-Selbstbedienungsanlagen, ich muss also auf Morgen hoffen. Ein wenig frustrierend, aber bei diesem tollen Warenangebot kann ich notfalls auch 3 Wochen lang kalt essen, ich bleibe also erstmal entspannt und optimistisch.
Den Abend verbringe ich mit Chen, wir reden über jede Menge Rad-bezogene Themen, da er und seine Frau ganz schön rumgekommen sind mit dem Rad. Aber das Gespräch berührt auch Tel-Aviv bezogene Aspekte wie zum Beispiel die verrückten Wohnkosten hier. Das Grundstück gegenüber wurde für 15 Millionen Schekel, das entspricht 4 Millionen Euro, verkauft. Dafür erhielt der Käufer 100 Quadratmeter mit einem baufälligen Haus drauf, welches er nun abreisst und neu baut. Auch waren Chen und Allison lange Jahre in Kanada und er berichtet mir von ihrem Umzug nach Israel.
Nach einer tatsächlichen “warm shower” laufe ich abends noch die 300m an den Strand, denn wer kann, der kann 😉
Anschließend geht es schnellstmöglichst ins Bett. Es ist zwar erst 10 Uhr abends, ich bin jedoch bereits 38 Stunden wach und nicht im Geringsten mehr aufnahmefähig. Das Alison um Mitternacht von einer Freundin heimkommt, das kriege ich gar nicht mehr mit.
Ist auch besser so, denn die beiden haben zwei Katzen und ich reagiere eigentlich stark allergisch auf Katzen. Da hilft nur schnelles Einschlafen. Mit Gedanken an das morgen beginnende Abenteuer geht das auch ganz schnell.