[Biking] – Israel 2019
[Tag 14] Nahal Zihron – Mitzpe Ramon
12. Dezember 2019: 59 Kilometer, 1166 ermüdende Höhenmeter von Nahal Zihron nach Mitzpe Ramon.
GPX-Daten
Hier die heute gefahrene Route, anschließend in Relation zur Gesamtstrecke:
Zeit in Bewegung: 5:12h
Tempodurchschnitt: ~11,3km/h
Maximalgeschwindigkeit: 55,0km/h (!!!)
Gesamtstrecke (Rot) in Relation zur heutigen Strecke (Blau)
Heute geht es nach dem Abbau gleich los zum ersten Anstieg. Immer wieder geht es auf und ab, ich klettere mal 150 Höhenmeter bergauf, nur um dann direkt wieder bergab zu fahren.
Zeitgleich rauscht heute mehrmals ein Kampfjet über mir vorbei. Aus der Entfernung höre ich den Überschallknall, auch das Fauchen des Nachbrenners lässt sich vernehmen. Der Kampfjet dreht seine Runden, in der Nähe ist eine große Airforce-Basis, zudem hat der Waffenhersteller Rafael hier ein Testgelände, ich vermute die werden hier einiges erproben.
Die letzten Tage hätten mein 10 jähriges Ich vermutlich sehr beeindruckt. Immer wieder Kriegsgerät aus nächster Nähe, Schüsse und Explosionen. Ich muss allerdings anmerken, dass es sich nie unsicher anfühlt, auch wenn man an Panzerbataillonen vorbeifährt. Die Übungsgelände sind weitläufig, geschossen wird nur von Straßenseite ins Inland der Übungsgelände, nie von innen nach außen.
Nach einem steilen Anstieg auf über 600 Meter geht es nun endlich in den Ramon-Krater hinab. Doch leider stellt dieser sich nicht als das Traumziel heraus, auf das ich mich seit Wochen freue, sondern eher als der ultimative Endgegner. Denn kaum bin ich im Krater, setzt ein sehr starker Wind ein, der als Gegenwind oder von der Seite her auf mich einballert. Jeder LKW, der an mir vorbei zieht und den Windstrom unterbricht, schickt mich in einem Schwenk 1,5m in eine Richtung, danach gleich wieder in die andere. Der Wetterbericht spricht von 40km/h Wind und 75km/h Böen.
Auch merke ich dadurch, dass der Akku, besonders in den Beinen nun so richtig leer ist. Bis zum Ramon Krater habe ich knappe 900 Höhenmeter absolviert, und nun geht es im dritten Gang durch die Ebene. Ich fluche, mache viele Pausen, doch so richtig hilft es ja nix, ich muss weiter.
Und dann kommt der absolute Endgegner-Moment: Um den Krater zu verlassen und ins Dörfchen Mitzpe Ramon zu kommen, muss ich von 500m auf 850m schier senkrecht an der Kraterwand aufsteigen.
Die Straße hat zwar Serpentinen, jedoch liegen diese zumeist in voller Windrichtung. Es hilft nichts, als ich im ersten Gang nicht mehr voran komme, bleibt mir nur zu schieben. Über eine Stunde schiebe ich 5 Kilometer mein Rad den Berg hoch. Teilweise muss ich mich komplett in den Wind lehnen um nicht davon zu fliegen.
Oben angekommen ist der Himmel unglaublich zugezogen. Ich rette mich schnell ins Visitor Center, besuche aber davor noch den Kraterrand. Ich sehe aber nicht mal mehr den Kraterboden.
Deswegen füge ich hier der Form halber noch Bilder von einem Besuch im Ramon-Krater 2016 ein. Damals war ich 2,5 Tage im Krater wandern. Ich habe einmal auf einem Campingplatz im Krater übernachtet, einmal die Isomatte auf dem Kraterrand aufgeschlagen. Damals hatte ich perfektes Wetter und die Ausblicke im Krater waren fantastisch:
Ein Klick aufs Bild vergrößert es.
Im Visitor Center kann ich mich entspannen und endlich um 13.30 Uhr mein Mittagessen nachholen. Witzigerweise treffe ich dann genau dort den ersten Radreisenden meiner Tour. Moshe kommt aus Baden-Württemberg und wohnt derzeit in Jerusalem. Über 2 Stunden quatschen wir und tauschen allerlei Infos aus.
Als der Sturm sich in einen Sandsturm verwandelt hat, kommt auch noch Regen dazu, das Fahrrad ist anschließend ganz schön eingesaut.
Doch um 16 Uhr bleibt nur noch der starke Wind, die Sonne ist inzwischen wieder zum Vorschein gekommen. Nach einem Zwischenstopp im örtlichen Supermarkt geht es dann zu einem kleinen Waldgrundstück in Mitzpe Ramon selber, wo man campen darf. Ich habe so heute nur 60km geschafft, aber bei den Wettervehältnissen bringt mich nichts aus der Stadt raus. Trotz starkem Wind kriege ich mein Zelt aufgebaut, glücklicherweise ist das seit gestern erst der zweite Spot auf der Tour wo man die Heringe auch in den Boden bekommt.
Abends in der Dunkelheit kommt noch Moshe an, er hat sich doch dazu entschlossen hier zu campen. So können wir zahlreiche Gespräche fortsetzen und den Abend genießen.
Heute war wirklich sau anstrengend, der Gegenwind und das Klettern hat mir alle Kraft geraubt. Ich hoffe inständig, dass morgen der Wind entweder gedreht hat oder nachgelassen hat.