[Biking] – Israel 2019
[Tag 1] Tel Aviv – Megiddo
29. November 2019: 86 Kilometer, 850 Höhenmeter von meiner Warmshower-Unterkunft in Tel Aviv bis in einen Wald nahe Megiddo.
GPX-Daten
Hier die heute gefahrene Route, anschließend in Relation zur Gesamtstrecke:
Zeit in Bewegung: 5:29h
Tempodurchschnitt: 15,7km/h
Maximalgeschwindigkeit: 40,3km/h
Gesamtstrecke (Rot) in Relation zur heutigen Strecke (Blau)
Die Nacht war trotz Katzen angenehm, ich hab geschlafen wie ein Stein.
In der Früh räume ich noch ein wenig meine Taschen um, eine nie-enden wollende Aufgabe von “das pack ich jetzt in diese Tasche, dafür nehme ich das raus und tue es dorthin”. Zudem komme ich endlich ausführlich dazu mit Alison zu quatschen.
Anschlieβend breche ich zu einem nahegelegenen Händler auf, eine Empfehlung von Chen. Und tatsächlich, Amisra-Gaz hält was der Name verspricht, neben hunderten Grills für alle Lebenslagen führen sie nämlich auch Gas-Kartuschen. Ich bin gerettet, warmes Essen steht wieder auf der Speisekarte 😉
Nach einem kurzen Frühstück, mehr packen und viel mehr quatschen kann ich mich endlich von den beiden Losreißen. Es war ein toller Aufenthalt bei Chen und Alison, sie sind unglaublich herzlich und haben mich für einen Abend komplett in ihr Haus und Leben aufgenommen. Danke euch beiden!
Ich komme so erst um kurz vor 10 los, was sich später noch rächen sollte.
Die ersten 20 Kilometer sind heute vielleicht die schönsten: Es geht an der Strandpromenade Tel-Avivs entlang, dann weiter bis nach Herzliya.
Salzige Meeresluft in der Nase, ein Blick auf Sand, Palmen und zahlreiche gut-aussehenden Strandgänger*innen, so schön kann das Leben sein. In Tel-Aviv kenne ich mich noch ganz gut aus, komme an vielen bekannten Stellen vorbei, danach ist es für mich Neuland. (Oder sollte ich jetzt in Herzlscher Dichtart von “Altneuland” sprechen? 😉 )
In Netanya erwarten mich schreckliche Neubauten, überall stehen diese Wohnhochhäuser im immer gleichen Versuch “modern” auszusehen. Zum Glück kommt man dann wieder an die Promenade, von da an sieht es wieder fantastisch aus.
Hinter Netanya verirre ich mich, bis ich es merke stehe ich auf einer groben Sandpiste und habe keine Lust mehr umzukehren. Nun gut, ich schiebe für einen Kilometer, es ist anstrengend wie sonst noch was, der Schweiß läuft in Strömen, so ganz ohne Fahrtwind. Ansonsten hat es heute nämlich maximal 26° das lässt sich gut aushalten auf dem Rad, bleibt aber immer noch ein beachtlicher Unterschied zu den einstelligen Temperaturen, denen ich in Deutschland entflohen bin.
Nachdem ich irgendwann meinen Weg wieder gefunden habe gibt es nun eine Mittagspause am Meer. Pita-Brot mit einer Knoblauch-Käse Creme (man hat wohl gestern meine Baba Ganoush-Bestellung verwechselt) und dann auch noch mit Avocado. Und meine Fresse, schmecken die gut hier. Nicht nur das die so groß sind wie ein Neugeborenes, nein, die schmecken auch richtig nach was. Nun der Wasser Verbrauch im Anbau ist wohl ähnlich eklatant, aber wenigstens wurden sie jetzt nicht um den halben Planeten geflogen, die haben höchstens einen Laster zu Gesicht gekriegt.
Anschließend steht ein schwieriges Stückchen an, ich werde tatsächlich auf die Haupt-Nord-Süd-Straße gelenkt. Hier gibt es einen breiten Seitenstreifen, trotzdem kommt es mir schräg vor, wenn auf den restlichen 3 Spuren Autos mit 100km/h an mir vorbei donnern. Doch das wird sich jetzt erstmal nicht ändern. Dabei bleibt immer eine leichte Sorge, ob ich auf diesem Highway/Autobahn überhaupt fahren darf. Aber die Polizeiwagen, die ich passiere, lassen mich in Frieden. Es scheint also erlaubt zu sein.
In Hadera geht es ab in Richtung Osten, weg von der Küste. Hier warten weitere knappe 40 Kilometer Landstraße auf mich. Der Grund dafür ist, dass ich den Weg an der Küste durch Haifa und Akko vermeiden will, große Städte kosten einfach immer viel Kraft beim Durchfahren. Zudem habe ich mit dem heutigen Tagesziel Megiddo im Landesinneren mir etwas ganz besonderes ausgesucht, doch die Auflösung wird bis morgen warten müssen.
Auf den letzten Kilometern kommt es noch zum ultimativen Showdown: Immer noch auf dieser Landstraße geht es nun auf 15 Kilometern Strecke 250 Höhenmeter bergauf. Und als ob das nicht genug wäre, ist es ein Wettrennen zwischen mir und dem Sonnenuntergang. Ich hatte ja mir fest vorgenommen immer vor Einbruch der Dunkelheit einen Zeltplatz zu haben. Und jetzt sieht es aus, als weiche ich schon am ersten Abend von diesem Plan ab.
So fahre ich auf Teufel komm raus und komme mit einem Unentschieden oben an.
Jetzt geht es nur noch 3km bergab in der stärker werdenden Dämmerung bis ich einen Abzweig nehme und in ein kleines Waldstück radle. Hier bin ich hoffentlich gut genug vor neugierigen Blicken geschützt. Ich baue in der Dunkelheit mein Zelt auf, keine leichte Aufgabe, gut dass ich inzwischen weit über 100 Nächte in diesem Zelt verbracht habe. Das ist natürlich der Nachteil an einem Urlaub Ende November, um 5 Uhr ist es dunkel.
Zum Abendessen gibt es noch 250gr. Nudeln mit Gemüse, die mein Kocher dank Gas Kartusche wunderbar hinbekommt. Die ganze Portion schaffe ich nicht, vielleicht esse ich sie zum Frühstück. Es ist nun kurz nach 9 und ich werde wohl demnächst schlafen gehen. Ich hab immer noch Schlaf nachzuholen und will meinen Rhythmus jetzt so umstellen, dass ich um 7 abfahrbereit bin. So nutze ich die kurze Tagesdauer optimal. Zudem bin ich platt vom Aufstieg am Tagesende. Wenn man sich das Höhenprofil zu Beginn dieses Beitrags anschaut, kann man das vielleicht nachvollziehen 😉
Der Tag war ein richtiges Abenteuer, viele unterschiedliche Straßen und Orte und ich hab heute so richtig Lust auf mehr gekriegt. Mit großer Erleichterung und noch größerer Vorfreude auf die kommenden Tage krieche ich in den Schlafsack!