Tag 15: Mora (Ruhetag) 

Stehe früh auf, hab in dieser Hütte hervorragend geschlafen, merke aber, ich muss hier alle Fenster aufreißen, sonst kann ich wegen der Wärme nicht schlafen… Outdoormodus 😉 

Fahre dann zum Postamt, da seit einer Woche ein Paket nach Mora für mich unterwegs ist. Und höre dann am Schalter “Ne, dass ist noch nicht da, dürfte aber zwischen 16-17 Uhr heute kommen”. Toll, die Post macht auch um 17 Uhr zu. 

Also weiter zum Supermarkt, dann fahre ich ans andere Ende der Stadt zu einem Autohändler, und frage ob die einen Lötkolben haben, den ich nachher nutzen darf, wenn meine Postsendung angekommen ist. Die Erlaubnis habe ich dann auch prompt erhalten. 




Dann zurück zum Campingplatz, es ist 11 Uhr, und ich überbrücke in der Küche die Zeit bis ich wieder zum Postamt kann. Als ich mal raus zum draußen stehenden Fahrrad gehe, merke ich, dass ich Opfer ganz fieser Diebe geworden bin: Ein bisschen Essen hatte ich in einer Tüte hinten auf die Radtaschen geschnallt. Da klafft ein riesen Loch drin und die drin verpackten Tortellini sind aufgegessen. Auch einen geriebenen Käse haben die Übeltäter entführt und zerpflückt. Werden wohl die Elstern gewesen sein, die da rum schwirrten. 


Schlimmer ist aber die nächste Erkenntnis: Das Hinterrad ist wieder platt. Ich bin einfach komplett frustriert, das flicken geht ja in einer Stadt wie ich es jetzt bin. Aber jetzt sind mehr als 300km bis zur nächsten großen Stadt, und so bleibt das in Zukunft auch, da muss ich mich auf mein Rad verlassen können. 

Die Idee nicht nur den Schlauch zu wechseln, sondern auch den Mantel hatte ich auch schon, leider führt das Radgeschäft nur billige China-Mäntel, die dann auch noch dünner sind als meine bisherigen Reifen. Und nach 2000km hätte ich mit den Dingern sicherlich wieder Stress. 

Völlig niedergeschlagen und mit wieder anschwellenden Regen sitze ich in der Küche und google schon mal provisorisch Rückflüge und schaue wo Busse hier in der Gegend hinfahren. Schließlich fahre ich doch noch mal zum Radgeschäft. 

Diesmal kümmert sich der Chef nicht im Hinterzimmer um den Reifen, sondern repariert vor mir im Kundenraum. Und als wir den Schlauch checken merke ich: Ey, das Loch ist exakt an der selben Stelle, als beim Schlauch den ich heute Morgen geflickt habe. Da MUSS was im Mantel sein. Also gehen wir diesmal ganz, ganz detailliert auf Fehlersuche und schließlich zeigt sich der Bösewicht:


Wie etwas so kleines mich so um den Verstand bringen kann, verrückt! Mit dem Splitter entfernt bleibt zu hoffen, dass jetzt so schnell nicht wieder eine Panne entsteht *daumendrück*

Dem Radhändler war es vermutlich auch peinlich, gestern den Splitter nicht gefunden zu haben, denn der Wechsel und der neue Schlauch bleibt für mich kostenlos, was ich eine nette Geste finde. 

Anschließend geht es zum Postamt und die haben mein Paket! Begeistert flitze ich zur Autowerkstatt, und verbringe die nächste halbe Stunde auf dem Boden sitzend mit einem Lötkolben in der Hand. Total nett von denen, die kommen immer mal wieder vorbei, bieten Hilfe an, bringen Werkzeug und unterstützen. Ich wette in Deutschland hätte man mir den Aufenthalt in der Werkstatt “aus Versicherungstechnischen Gründen” o. Ä. Versagt. 

So bin ich nun endlich wieder in Besitz eines funktionierenden Ladegeräts für mein Telefon. Hatte zwar eins dabei, dass hat aber am ersten Tourtag bereits den Geist aufgegeben. In Rostock habe ich in meinem Rad-Forum jemanden gefunden, der seinen Lader gebraucht hergeben würde und nach ein paar Tagen haben wir es sogar geschafft den Versand postlagernd nach Schweden zu organisieren. Dieser Lader hängt nun am Nabendynamo und kann dann via USB-Buchse Handy, Kindle, Kamera, etc. Aufladen. Damit bin ich also endlich wieder autark, auch wenn ich ein paar Tage nicht am Campingplatz verweile. Das beruhigt ungemein, zudem find ich es einen coolen Gedanken, durch mein Gestrampel wenigstens noch mein Telefon voll zu kriegen. 

 cooler Lader 😉 
Abschließend fahre ich erneut zum Supermarkt um mein geklautes Abendessen zu ersetzen. Dafür weiß ich jetzt, dass ich die Nacht erneut in der Hütte am Campingplatz verbringen werde, da es inzwischen 18 Uhr ist. So kann ich auch Sachen einkaufen, die auf dem Camping Kocher nicht gelingen, denn heute Abend habe ich ja eine voll funktionsfähige Küche. 

Nach Wiedereinzug in meine kleine 4-Personen Hütte, gibt es dieses Mega Menü zum Abendessen: Köttbullar und frisches Gemüse, yummy! 


Und die Nachspeise wird eine entspannte Rum-Cola in meiner Hütte, sowie eine Blaubeerschnecke. Life is good! 

Jetzt habe ich wieder extrem Bock morgen weiter zu fahren. Dieser “Ruhetag” hat seinen Namen wirklich nicht verdient, es war stattdessen ein Wechselbad der Gefühle und ich hab mir heute ernsthafte Sorgen über den weiteren Verlauf meiner Tour gemacht. Auch ist Mora unglaublich weitläufig, so bin ich an meinem Ruhetag nichtsdestotrotz über 25km mit dem Rad gefahren. 

Morgen soll allerdings kein Regen vorherrschen, so hoffe ich ein bisschen Strecke wieder wett zu machen, den Lader auszuprobieren und hoffentlich ohne Panne einen angenehmen Tag auf dem Rad zu verbringen. Hatte ja bereits geschrieben, dass ich jetzt vollständig im Wald bin, das bleibt jetzt auch zwei Wochen so, ab morgen fängt aber die Strecke an, wo für 100km auch mal keine Örtchen kommt. Mal sehen wie es mir damit ergeht. 

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