[Tag 8] Samstag 1.9. Ruhetag am Skierffe

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute am südlichsten Ende des schwarzen Tourabschnitt Nr. 6.

Nach 6 Tagen Wandern freuen wir uns heute besonders auf den Pausentag. Auch wenn gestern dank Sonne und angenehmen Untergrund es nicht allzu schwierig war, der regnerische Tag im Rapadalen und die stürmische Nacht davor stecken uns noch in den Knochen.

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Umso schöner, dass der heutige Tag von endlos viel Sonne geprägt ist. In der Früh pflücke ich uns Blaubeeren zur Frühstücksverbesserung, anschließend liegen wir im Zelt und schauen sogar mitgebrachte Serien. Hier ist auch der geeignete Zeitpunkt, endlich mal Lob für einen zweiten Gegenstand auszusprechen: In dem Umfang, wie die Gamaschen bereits ihren Rang in der Ausrüstung erarbeitet haben, geht der heutige MVP-Titel an…. Meine Solarzelle!
Ich habe vor Beginn der Reise viel recherchiert, wie wir es mit der Stromversorgung machen können.
Folgende Gerätschaften mussten geladen werden: 2x Handy, 2x Kindle, 1x Systemkamera und evtl. 1x Satellitentelefon. Für die Kamera habe ich schließlich 3 Ersatzakkus mitgenommen und kam eigentlich recht gut über die Runden.

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Hier die Solarzelle auf einem Foto vom gestrigen Tag.

Klar war jedoch: Die Kindles dürfen nicht leer werden (sonst werden Markus und ich unerträglich 😉 ) und auch die Telefone sind von Bedeutung. Sowohl zum ab- und an Musik hören und Hörbüchern lauschen, vor allem aber aus dem Aspekt heraus, dass ich mit meinem Handy die gelaufene Strecke täglich aufzeichnen wollte und die Karten-App auch als Navigationshilfe diente.

Somit war klar, dass mein Handy der Hauptstromverbraucher sein würde. Durch Reduzierung des Tracking-Intervalls auf einmal alle 90 Sekunden, statt den voreingestellten 10 Sekunden, wird die Belastung für den Akku reduziert. Dennoch war mir klar, dass mehr als 2 Tage der Handyakku so nicht durchhalten würde. Jetzt hatten sowohl Markus, wie auch ich, je eine 20.000 mAh Powerbank dabei. Eine Powerbank reicht im Idealfall aber nur für 4,5x Laden meines Telefons, defacto also 9 Tage Nutzungsdauer. Und da waren Kindle und Kamera noch nicht mitgerechnet. Jetzt schleppt man entweder eine zweite Powerbank mit, ich hatte mich aber länger über Solarzellen schlau gemacht. Für etwa das gleiche Gewicht wie die Powerbank (~400gr.) habe ich mir eine 15W 3-Panel Solarzelle zugelegt (RavPower 15W). Diese lässt sich auf etwa A5 Format zusammenfalten und passt so gut in den Rucksack. Ausgeklappt lässt sie sich entweder gut in der Landschaft positionieren, beispielsweise beim Mittagessen, bei Bedarf kann sie aber auch am Rucksack außen befestigt werden und so während des Wanderns Strom produzieren.

Nun darf man sich keiner Illusion hingeben: Bei bewölktem Himmel ist die Ladeleistung extrem reduziert, ebenso wenn die Zellen nicht sehr gut zur Sonne ausgerichtet sind. De facto war es ein großes Glücksspiel mit dem Solarlader. Noch Tage vor Reisebeginn war ich wirklich unsicher ob ich sie mitnehmen soll, schließlich ist Skandinavien im Herbst nicht eine ideale Zeit für eine Solarzelle und ich befürchtete schon, die 400gr umsonst mitzuschleppen.

Interessanterweise hat sich die Solarzelle dann aber einwandfrei geschlagen. Unsere rund einstündigen Mittagspausen reichten meist aus, wieder 25-40% Ladeleistung ins Handy zu übertragen, somit blieben die Verluste des Telefons gut ausgeglichen. Und abends am Zelt schnell aufgebaut, konnte die Solarzelle dann auch die sonstige Elektronik versorgen.

Am heutigen Pausentag, an dem die Sonne wirklich beeindruckend vom Himmel knallte, spielte die Solarzelle dann auch wirklich ihre Stärke aus. Trotz Serien schauen und Musik hören habe ich mein Telefon zwei Mal vollgeladen gekriegt, Markus Telefon noch mal auf 100% gefüllt und sogar unsere Kindles wieder vollgeladen.
Das war jetzt recht ausführlich, aber wie ihr seht, ich bin von der Solarzelle recht begeistert und es hat sich auf alle Fälle gelohnt das Zusatzgewicht mitzuschleppen. De facto hätte ich die Powerbank auch daheim lassen können, genutzt habe ich diese nur die letzten 4 Tage. Dort war dann nämlich klar, dass die Powerbank locker den Strombedarf bis zum Ende des Urlaubs decken kann und somit habe ich mir die Arbeit gespart in den Pausen die Solarzelle auszupacken und aufzubauen.

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Haare waschen war dringend notwendig

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Ich nenne diese Frisur “der Mönch”

Serien schauen, Musik hören, Proviant futtern, der Pausentag entwickelt sich prächtig. So prächtig, dass Markus erst um 16:00 Uhr das Zelt verlässt. Ich hatte in der Zwischenzeit ein langerwartetes Bad im nahegelegenen Bach hinter mich gebracht (Wasser kalt wie immer, die Sonne hilft aber beim Trocknen) und habe den Großteil meiner Klamotten gewaschen und zum Trocknen ums Zelt gehängt. Selbst das vollgesogene Fleece schafft es bis abends wieder nahezu komplett getrocknet zu sein.

Abends klettern wir zum zweiten Mal auf den Skierffe, der Ausblick ist einfach zu gut, und die Wegstrecke da hoch zu kurz, um es sich entgehen zu lassen.

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Heute sehen wir endlich das Zelt im Tal (Bildmitte)
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Allerdings ist es doch ein wenig schwer erkennbar
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Bielloriehppe
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Bielloriehppe
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Bielloriehppe

Heute verbringe ich viel Zeit mit dem Fernglas auf dem Gipfel, ein Elch zeigt sich im Delta jedoch immer noch nicht. Auch ein paar Ansichten, die ich gestern noch nicht fotografiert habe, versuche ich abzulichten. Wie letztes Jahr finde ich es spannend zu sehen, wie unterschiedlich sich das einfallende Licht auf die Stimmung am Skierffe auswirkt. Das Rapadalen leuchtet dann in verschiedensten Farben oder sieht bedrohlich aus, auch die Gewässerfarbe scheint auf einem breiten Spektrum zu variieren.

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Dank mitgeschleppten Kocher gibt es heute wieder Abendessen am Gipfel, heute gibt es Nudeln.

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Tolle Abendstimmung

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“Und jetzt noch einen Schritt zurück bitte”
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Kochecke – windgeschützt.
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Blick in die morgige Wanderrichtung
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2 Besucher auf dem Abstieg

Anschließend verabschieden wir uns von dieser fantastischen Aussicht, Markus kehrt gar 3x zur Kante zurück und erklärt irgendwann, wie gerührt er von diesem Ort und dieser Aussicht ist. Dies kann ich vollkommen nachvollziehen, ich bin jetzt 4x auf dem Skierffe gewesen und doch bin ich jedes Mal aufs Neue ergriffen.

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Der Ausblick brennt sich ein.

Für die abschließende Planung des Abends muss ich einen Rückgriff auf unsere Wanderung 2015 auf dem Kungsleden machen. Da waren wir 12 Tage unterwegs und Markus sagte rückblickend, dass es ihm am Ende etwa 3 Tage zu lang war. Dadurch wurde der Abschluss für ihn eher anstrengend und hat ihm rückwirkend die schöne erste Woche ein bisschen zerstört, er wollte dann einfach nur noch ankommen und fertig sein mit dem Wandern.

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Als wir also die Tour für dieses Jahr planten, sprachen wir über die Problematik und was wir ändern könnten, damit Markus nicht noch einmal so ein Gefühl entwickelt, und der Urlaub ihm in guter Erinnerung verbleibt. Da ich die diesjährige Strecke auf knapp 14 Tage ausgelegt habe, überlegten wir uns wo mögliche Zwischenausstiege möglich wären. Im Sarek ist dies leider nicht so einfach, denn schließlich läuft man ja von den Rändern in den Nationalpark rein, und muss für einen Ausstieg wieder irgendwie zu den Rändern zurück.
Jetzt ist allerdings der Skierffe fast genau die Grenze des Sareks, wir sind ihn grob von Nordwest nach Ost durchlaufen. Nur 4 Kilometer vom Skierffe entfernt trifft man schon auf den Wanderweg Kungsleden, der einen in nur 2 Etappen wieder zur Straße bringt. Dies war ja auch der Grund, weshalb ich letztes Jahr bei meiner Wanderung einen dreitägigen „Ausflug“ in den Sarek an genau der Stelle gemacht habe, und anschließend dem Weg weiter gefolgt bin.

Als weitere Schwierigkeit kam hinzu: Der Ausstieg war nur für Markus gedacht, sofern ich keine körperlichen Probleme kriegen sollte, war ich nämlich fest entschlossen die ganze Strecke zurückzulegen. Dies bedeutete aber auch: Wir haben nur ein Zelt, einen Kocher. Wenn Markus aussteigt, muss er entweder innerhalb eines Tages zurück zum Bus kommen können, oder braucht Hütten.

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360° Panorama vom Skierffe

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So blieb als einzige Möglichkeit nun der Ausstieg nach dem Skierffe: So hatte Markus bereits eine Woche wandern hinter sich, würde dann noch 2 Tagesetappen auf dem Kungsleden haben und könnte nachts immer auf den Hütten am Kungsleden übernachten.

Schon bei der abendlichen Besteigung des Skierffe haben wir über Markus möglichen Ausstieg geredet. Er ist noch sehr unentschieden. Einerseits fühlt er sich fit, es macht ihm Spaß und nach 7 Tagen (bzw. 9 Tage inkl. Kungsleden-Etappen) aufzuhören erscheint ihm fast zu kurz. Dennoch ist ihm bewusst, dass er es gerade nur so genießt weil das Wetter herrlich ist und wir eigentlich ganz gut vorankommen. Sofern es plötzlich 4 Tage durchregnet in der zweiten Woche, hätte er denselben Effekt wie bei der 2015er Reise.
So richtig kriegen wir diese Problematik nicht aufgelöst. Ich bin fest davon überzeugt, dass Markus die für sich richtige Lösung finden muss. Ich wandere gerne mit ihm die zweite Woche, habe aber auch kein Problem die weitere Strecke Solo zurückzulegen. Also muss er entscheiden, was er präferiert.
Mehrmals entscheidet sich Markus um und kommt schließlich zu dem Entschluss noch eine Nacht drüber zu schlafen. Damit kann ich auf alle Fälle leben, wir nutzen so aber den Abend noch für eine sehr ausführliche Ratsch-Runde. Deutlich später als die vorherigen Nächte, bis kurz nach Mitternacht liegen wir so in den Schlafsäcken und quatschen. Sollte Markus und ich nun morgen tatsächlich getrennte Wege gehen, zumindest haben wir die wichtigsten Themen geklärt 😉

Insgesamt war heute also ein traumhafter Tag, genau richtig geplant als Pause. Und so sonnig wie es heute war, kann es die nächsten Tage gerne weiter gehen. Mit Spannung erwarte ich nun Markus Entscheidung am nächsten Morgen, freue mich aber so oder so auf die weitere Strecke.

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Tschüss Skierffe – bis zum nächsten Mal

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