[Tag 7] Freitag 31.8. Alep Vássjájågåsj – Wiese/Fluss westlich des Skierffe

Kurze Vorwarnung für den heutigen Blogpost: Es erwarten euch jede Menge Bilder. Genau wie letztes Jahr, kaum steht man auf dem Skierffe, schon läuft die Kamera im Dauerfeuer-Modus. Und bei dem atemberaubenden Ausblick schaffe ich es auch nicht, mich auf ein paar wenige Fotos zur Bebilderung festzulegen.

 

Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem schwarzen Tourabschnitt Nr. 6.

Wir werden heute früh vom Sonnenlicht geweckt, das in unser Zelt flutet und ich jubiliere innerlich, besonders nach dem nassen und trüben Tage gestern. Wir hängen draußen so viel wie möglich zum Trocknen auf, verbunden mit dem doch recht starken Wind funktioniert dies einwandfrei und selbst die dicke G-1000 Hose ist bis zum Aufbruch fast vollständig durchgetrocknet.

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Zeltplatz am Morgen. Blick zurück gen Westen, wo wir gestern herkamen.

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Blick in die heutige Gehrichtung Osten. Bei dem Bild verwundert es auch nicht, dass wir die Nacht schlecht geschlafen haben, weil wir dauernd von der Isomatte gerollt sind 😉
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Blick gen Süden auf das Bielloriehppe-Gebirge
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Neuschnee in den Höhenlagen
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Blick auf die andere Talseite
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Wunderschönes Delta
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Panorama vom Zeltplatz

Durch die Wärme ist alles im Zelt recht klamm, selbst mein Kindle hat eine Schicht Kondenswasser darauf. Die einzigen Teile, die wir nicht trocken kriegen sind Markus Klopapierrolle und meinen Backup-Reiseführer, die transportieren wir einen weiteren Tag im nassen Zustand mit uns rum.

Durch das viele Trocknen und unsere emsige Beschäftigung in der Früh kommen wir erst um Viertel vor 11 los. Dafür gab es heute zum ersten Mal bei mir Porridge, da das Müsli endlich aufgebraucht ist.

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Blick zurück
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Abmarschbereit
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Team Grün ebenfalls

Nach nur ein paar Gehminuten kommen wir am Lulep Vássjájågåsj an und müssen hier gleich wieder in die Crocs wechseln, da wir keine geeigneten Steine zum rüberhüpfen finden. Im Vergleich zum Alep Vássjájågåsj von gestern ist dies aber ein Klacks, die Strömung ist deutlich geringer, auch die Wassertiefe beeindruckt nicht wirklich.

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Abstieg zum Lulep Vássjájågåsj

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Nicht tief, aber kühl.
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Und auf der anderen Seite muss man wieder hoch. Die Bergkette im Bildhintergrund bitte im Kopf behalten, die spielt in 3 Tagen wieder eine Rolle, hier befindet sich der Pass ins Skájdásjvágge.
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Traumhaftes Wanderwetter

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Schon kurz nach dem losgehen sieht man den Pass ins Skájdásjvágge, wo wir 2-3 Tage später wieder vorbeikommen wollen, um ins andere Tal zu kreuzen. Zudem bleibt ein beeindruckender Blick zurück zum Låddebákte, den wir ja weder gestern noch vorgestern besteigen konnten. Heute erstrahlt dieser natürlich im tollsten Sonnenschein und auch kein Wölkchen verhüllt den Gipfel. Es ist zum Schreien, meine Pechsträhne was Bergbesteigungen mit Markus angeht, nimmt nach unserem Kebnekaisefiasko 2015 kein Ende. Entschädigt werden wir durch Blicke auf das Bielloriehppe-Massiv auf der südlichen Seite des Tals, eine Gebirgsformation, von der ich die kommenden Tage noch öfters schwärmen werde und hier zahlreiche Bilder dazu ergänze.

Die restlichen Flüsse des Tages schaffen wir auch ohne Schuhe ausziehen. Nervig bleibt bei den heutigen Flussquerungen jedoch, dass die Bäche sich tief in den Hang eingefräst haben, wir also auf der einen Seite steil absteigen müssen, einen kleinen Fluss oder Bach queren und dann geht es wieder steil auf der andere Uferseite hinauf. Dies kostet Zeit und vor allem Kraft.

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Zwischendurch mal flach.
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Dann aber wieder ein steiler Einschnitt beim nächsten Bachlauf
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Rentiere

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Bei dem Wetter (nach gestern besonders) kann man ja nur grinsen.
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Daniel hinterher

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Am anderen Ufer angekommen geht es wieder steil bergauf.

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Der Rest der Strecke ist heute jedoch angenehm flach zu begehen, zumeist auf schön grasigem Untergrund, teilweise jedoch ziemlich steinig. Wem der heutige Abschnitt bekannt vorkommt: Letztes Jahr bei meiner Padjelantaleden+Sarek-Tour bin ich diese Etappe schon in die Gegenrichtung gelaufen, da allerdings bei grauem, nebelverhangenen Bedingungen, und so genieße ich es umso mehr, in der warmen Sonne zu wandern. Auch erzähle ich Markus vom unvorbereiteten jungen Polen, den ich letztes Jahr auf dieser Teilstrecke getroffen habe.

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Die bisher größte Herde Rentiere

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Sehr früh sieht man auch den Tjahkelij, der kantige „Block“, der gegenüber dem Skierffe steht, genau dem Berg also, wo wir heute Abend hinkommen wollen.

Besagter Skierffe schiebt sich auch bald ins Bild, der kleine Nammásj in der Talmitte sieht man ob seiner Größe (Kleine?) erst relativ spät.

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Skierffe ahoi!
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Skierffe (links – 1179m), Tjahkeli (mitte – 1214m) und Nammásj (rechts in der Talmitte – 823m)
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Skierffe, Tjahkeli und Nammásj bilden von der anderen Seite gesehen die “Pforte zum Sarek”, doch auch von unserer Seite aus gesehen ist es ein erhabener Anblick.

Unsere Mittagspause nehmen wir recht spät zu uns, kurz vor der Blockfeld-Querung am Gierdogiesjtjåhkkå. Auf einem Stein sitzen, lecker WASA-Cracker essend, garniert mit leckeren Speckstreifen und den Blick in die sonnige Umgebung schweifen lassen, viel besser kann das Leben doch gar nicht werden.

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Die Rinne des Nammåsjjåhkå müssen wir noch runter.
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Steiler Abstieg

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Dennoch bin ich mir bewusst, dass die Blockfeld-Querung noch einmal sehr anstrengend wird. Wenn ich an letztes Jahr zurückdenke, da hatte ich teilweise nur 5 Meter Sicht dank Nebel. Zu weit Südlich wird das Blockfeld auch richtig steil, da geht es mehrere hundert Höhenmeter runter zum Talboden, zu weit nördlich heißt man muss am Ende wieder die ganzen Höhenmeter abbauen, die man mühsam hochgekraxelt ist.

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Hier sieht man das schwierige Blockfeld gut (fotografiert beim Mittagessen). Im unteren Bereich wird es zu steil, steigt man aber zu weit auf, muss man auf der anderen Seite alles wieder absteigen, denn zwischen Blockfeld und Skierffe wartet noch ein niedrigeres, grasiges Plateau.

Nun, und dann das tatsächliche Wandern? Ist überhaupt nicht schlimm, da wir schnell einen mit Steinmännchen markierten Pfad finden, an den wir uns halten können. Somit werden wir häufiger über Gras-Abschnitte geführt und auch die Passagen wo es von Stein zu Stein geht, sind weit weniger schlimm als erwartet. Erleichternd kommt hinzu, dass dieses Jahr die Steine nicht nass und höllisch rutschig sind. Vermutlich habe ich letztes Jahr im Nebel einfach kein Steinmännchen gesehen, und mir so selber einen Weg gefräst. Heuer war es auf alle Fälle deutlich angenehmer.

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Eh wir uns versehen, haben wir das Blockfeld gemeistert, hier der Blick zurück.
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Das Grasplateau vor dem Skierffe, hier fließt in der Mitte der Tjasskávárásj, dort werden wir das Zelt aufbauen, um danach zum Skierffe aufzusteigen.

Anschließend steigen wir auf ein grasiges Plateau ab, und entschließen hier das Zelt aufzubauen, nicht auf der Fläche direkt hinter dem Skierffe, da ich dort befürchte kein Wasser zu finden. Hier hingegen bauen wir 20 Meter vom Bach entfernt auf. Nach dem Zeltaufbau schmeißen wir schnell unseren Großteil des Rucksackinhalts ins Zelt und machen uns dann mit sagenhaft leichten Gepäck auf zum Skierffe, eine nur ca. 2km lange Wegstrecke. Auch wenn dabei ein paar hundert Höhenmeter zu überwinden sind, geht es uns dabei super, in 45 Minuten sind wir am Gipfel.

Wie versprochen, hier die Bilderflut 😉

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Bielloriehppe-Gebirge
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Dort unten auf der Grasfläche steht unser Zelt.
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Ich will auch ein knallrotes Zelt, dann sähe man es wenigstens von hier oben.

Auch wenn ich letztes Jahr sogar zwei Mal auf dem Gipfel war, auch diesmal haut mich der atemberaubende Ausblick schier um. Wir genießen das Licht rund um den nahenden Sonnenuntergang. Und seltsamerweise fühlt es sich sehr bekannt und vertraut an, wieder hier oben zu sein. Etwa so, wie wenn man lange nicht mehr besuchte Verwandte aufsucht.

Hier die Traumaufnahmen des Tages!

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Ein Überblick von da oben:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=FMrVBJ-EPPA&w=560&h=315]

Hier ein paar Zoom-Impressionen aus dem Tal:

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Die Aktse-Hütten auf dem Kungsleden. Ca. 4-5 Kilometer Luftlinie entfernt. Der erste richtige Anblick von Zivilisation seit einer Woche.

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Nur einmal will ich auf einem windigen Berggipfel stehen, ohne das die Frisur auf Fotos absolut scheiße aussieht *grummel*

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Das ist DIE Lösung!

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Das extra-Gewicht dass wir hochgeschleppt haben (bzw. „Markus hochgeschleppt hat“ 😉 ) enthielt unsere Kochutensilien. So machen wir uns dran Gipfel-Kartoffelpüree aufzukochen und genießen dann auf einem Stein sitzend mit eins der besten Abendessen auf der Tour.

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Ein Timelapse-Test vom Berg:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=WHCLqQcoH3A&w=560&h=315]

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Ein bisschen…
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Mutprobe muss sein! Knappe 700 Meter bis zum Talgrund.

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Sonnenuntergang, wunderbares Licht, und das vorher bereits erwähnte Panorama auf das Bielloriehppe-Massiv.

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Sonnenuntergang am Bielloriehppe

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Wir treffen oben noch einen Belgier, der auf dem Kungsleden unterwegs ist (dieser führt in nur 4-5 Kilometer Entfernung am Skierffe vorbei, womit der Skierffe ein willkommener Abstecher für viele Kungsleden-Reisende ist). Der Belgier hat bereits die Strecke Abisko – Vakkotavarre (die Markus und ich 2015 gelaufen sind) hinter sich, allerdings hat er nicht wie wir 12 Tage gebraucht, sondern nur 5 und auch heute ist er 30 Kilometer von Saltoluokta gelaufen. Dafür verschwindet sein Gepäck im Vergleich zu unseren massiven Rucksäcken förmlich.

Mit einsetzender Dunkelheit kühlt es auch merklich ab und so machen wir uns auf den Rückweg zum Zelt. Markus prägt hier noch unsere Teamnamen für den Abend. Wir sind nun in bester Laurel und Hardy-Manier das Team „Dick und Kalt“. Wer nun wer ist, und wer davon beleidigt sein soll, das überlasse ich eurer Fantasie 😉
Irritierenderweise haben wir vom Skierffe aus unser Zelt im Tal nicht sehen können, und als wir nun am Fuße des Berges stehen, aber noch 50 Höhenmeter Abstieg aufs Grasplateau vor uns haben und ca. 500m vom Zelt weg sein müssten, sehen wir unser Zelt immer noch nicht. Es ist inzwischen verdammt duster und das dunkelgrüne Zelt ist natürlich nicht vom Untergrund zu unterscheiden. Markus kommt dann aber auf die schlaue Idee, doch einmal aufs GPS zu schauen, und so können wir recht deutlich ausmachen, in welche Richtung wir weitergehen müssen.

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Bei den Lichtverhältnissen ist das grüne Zelt einfach zu gut getarnt.
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Bielloriehppe im letzten Licht.

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Blick hoch zum Skierffe

Nach all diesen Eindrücken, der vielen Sonne und den wunderschönen Ausblicken klettern wir heute besonders zufrieden in unsere Schlafsäcke. Verdoppelt wird diese Entspannung durch das Wissen, dass wir für morgen nach sechs Wandertagen einen Ruhetag eingeplant haben. So können wir morgen ausschlafen, es uns gut gehen lassen, erholen und je nach Wetter und Lust noch einmal auf den Skierffe klettern. Auch wird sich morgen dann zeigen, wie unsere Tour weiter laufen wird, doch dazu mehr im morgigen Eintrag.