[Biking] – Israel 2019
[Tag 8] En Gedi – Nirgendwo im Negev
6. Dezember 2019: 98 Kilometer, 960 Höhenmeter von En Gedi am Toten Meer bis zum Wildcampen in der Negev Wüste nahe Ein Hatseva.
GPX-Daten
Hier die heute gefahrene Route, anschließend in Relation zur Gesamtstrecke:
Zeit in Bewegung: 6:30h
Tempodurchschnitt: ~15,0km/h
Maximalgeschwindigkeit: 57,6km/h (!!!)
Gesamtstrecke (Rot) in Relation zur heutigen Strecke (Blau)
Heute habe ich es endlich geschafft um 6 Uhr aufzustehen, erstaunlicherweise war der halbe Campingplatz da bereits auf den Beinen. Bis ich alles wieder in den Radtaschen verstaut habe ist es dann Bereits Viertel nach 7, trotzdem komme ich früher los als die letzten Tage.
Die ersten 30 Kilometer bis Ein Bokek gingen gut, auch weil in der Früh der Wind noch nicht eingesetzt hatte. Auf dem Weg komme ich noch an der Bergfestung Masada vorbei, die ich 2013 zum Sonnenaufgang erklommen habe.
In Ein Bokek hole ich dann das nach, was mir in Ein Gedi verwehrt blieb: Im Toten Meer schwimmen. Genau wie bei meinem letzten Bad im Toten Meer 2013 eine surreale Erfahrung, das Schweben im stark salzhaltigen Gewässer fühlt sich wirklich schräg an und man merkt der Kopf kommt nicht hinterher damit die Sinneseindrücke auszuwerten.
Nach der Schwebeeinlage komme ich noch mit einem Local ins Gespräch und werde zum wiederholten Male vor der Route 90 gewarnt, ab jetzt soll es wohl wirklich gefährlich werden mit dem Verkehr.
Dies bestätigt sich dankenswerterweise nicht gleich, dafür geht es erst mal fies bergauf, zum Glück muss ich nicht den Abzweig nach Arad nehmen. Dieser Abzweig windet sich nämlich steil aus dem Tal heraus.
Dafür hat der Wind an Kraft gewonnen und ich komme selbst auf gerader Ebene nur mit 12-14km/h voran. Dies ist auf Dauer ziemlich demotivierend und kostet Kraft ohne Ende. Da helfen dann nur Podcasts, gute Musik und die Freude darauf, ein paar Kilometer später nicht die steile Straße in den Klippen hoch zu müssen, die gen Dimona führt.
Die Landschaft bleibt spannend, zum Südende des Toten Meeres dominieren die ganzen Industrieanlagen, die Mineralien verarbeiten.
Anschließend bin ich endlich in der Negev-Wüste angekommen. Zuerst erkennt man der Natur ganz deutlich an, dass sie ebenfalls unter Wasser stand wie einst das Tote Meer, dann werden es aber mehr und mehr Wadis und der Blick weitet sich.
So vergeht der Tag, alle 30-40 Kilometer passiere ich eine Tankstelle und kann da zum Glück meine Wasservorräte auffüllen..Besonders praktisch, da es heute am Toten Meer stellenweise über 30 Grad heiβ wurde, und man förmlich spürt wie die salzige, trockene Luft einem die Feuchtigkeit aus dem Körper zieht.
Pause mache ich erst um 14 Uhr nach 75 Kilometer. Daran gemessen, dass ich bereits seit 7 Uhr auf dem Rad sitze ist dies natürlich viel zu spät.
Ein paar Kilometer später treffe ich an einer Tankstelle mit angehängtem Café auch noch eine große Gruppe Mountainbiker*innen. Im Gespräch stellt sich raus, das diese auf einem inoffiziellen Rennen unterwegs waren, ganze 160 km haben sie heute schon hinter sich, und dass auf Offroad-Pfaden, ich bin beeindruckt. Die eine Person mit der ich spreche ist sogar Ultra-Sportler, für ihn war das heute eine entspannte Tour… Verrückt! Wenn ich schon mal so jemanden vor mir sitzen habe, kann ich wenigstens endlich fragen wie er es mit dem Sattel macht, denn ich bin immer noch nicht zufrieden mit dem 4. Sattel dieses Jahr. Nach 50 Kilometer kann ich nicht mehr sitzen, stehe alle hundert Meter aus dem Sattel auf, positioniere mich neu, bis der Druckschmerz zu groß wird und alles erneut von vorn beginnt. Ich bin beruhigt, als er sagt “there is no solution, my ass always looks like a baboon’s ass after a race”… 😀
Danach fahre ich noch 10 Kilometer, nach knappen 100 Kilometern heute bei dem fiesen Gegenwind reicht es dann aber auch völlig. Zudem ist es nun wieder 16 Uhr und ich will auf dieser Straße, vor der mich alle warnen, keinesfalls im Dunkeln unterwegs sein müssen. Wobei ich heute keine kritischen Situationen erlebt habe, die Autos lassen mir viel Freiraum und in 95 Prozent der Fälle ist der Seitenstreifen auch ausreichend.
Heute schlage ich mich mal wieder in die Büsche, ich habe meine Wasservorräte aufgefüllt und habe Lust auf ein wenig Wüsten-Feeling allein. Hier gibt es genug Möglichkeiten, hier behindern mich keine Zäune mehr wie zu Beginn meiner Reise. Dafür lerne ich schnell und schmerzhaft, dass der Schatten unter Akazienbäumen keine gute Zeltmöglichkeit ist, verdammt sind diese Dornen spitz.
So genieße ich noch einen angenehmen Abend, esse (wie könnte es anders sein) meine Nudeln mit Gemüse und lass es mir gut gehen.