[Tag 7] Shlomtzion – En Gedi

[Biking] – Israel 2019

[Tag 7] Shlomtzion – En Gedi

5. Dezember 2019: 84 Kilometer, 860 Höhenmeter von Shlomtzion, einem Besuch in Jericho bis En Gedi am Toten Meer.

GPX-Daten

Hier die heute gefahrene Route, anschließend in Relation zur Gesamtstrecke:

Zeit in Bewegung: 5:43h
Tempodurchschnitt: ~14,7km/h
Maximalgeschwindigkeit: 59,9km/h (!!!)

Gesamtstrecke (Rot) in Relation zur heutigen Strecke (Blau)

Mein Zeltplatz am Morgen (E-M5, 15mm, f/9, 1/125sec, ISO-100)
Blick vom Zeltplatz in Richtung Jericho (E-M5, 11mm, f/9, 1/125sec, ISO-100)
(E-M5, 9mm, f/9, 1/125sec, ISO-100)

Heute kriege ich einen einigermaßen frühen Start hin. In der Nacht kam keiner mehr vorbei, ein Qualitätsmerkmal eines ausgezeichneten Wildcampingspots. Erst als ich gerade abfahrbereit auf dem Rad sitze, fährt plötzlich der Bauer des Palmenhains an mir vorbei. Glück gehabt. 😉 Es geht jetzt erstmal nach Jericho, knappe 20 Kilometer entfernt.

Jede Bushaltestelle in der Westbank ist mit Betonpollern gegen vehikuläre Terrorangriffe gesichert. Diese dienen dann auch gleich als Wahlwerbeträger (E-M5, 14mm, f/9, 1/200sec, ISO-100)
(E-M5, 23mm, f/9, 1/100sec, ISO-100)
(E-M5, 37mm, f/9, 1/200sec, ISO-100)
(E-M5, 45mm, f/9, 1/250sec, ISO-100)

Der Eingang zur Stadt ist wahrlich nicht verlockend, was sowohl an den Schildern wie auch der Stadt selber liegt.

An der Abbiegung nach Jericho (E-M5, 30mm, f/9, 1/200sec, ISO-100)
Mehr Warnungen (E-M5, 45mm, f/9, 1/125sec, ISO-100)
Jericho (E-M5, 33mm, f/9, 1/400sec, ISO-100)

Jericho erscheint mir in den Außenbezirken hochgradig vermüllt, es liegen Flächen brach, teilweise bricht der Asphalt mitten auf der Straße weg und wird durch Schotter ersetzt. Auch wird am Wegesrand Müll verbrannt, ich quäle mich durch die eklige Luft.

Berg der Versuchung im Hintergrund, Schutt im Vordergrund (E-M5, 35mm, f/9, 1/250sec, ISO-100)
(E-M5, 28mm, f/9, 1/125sec, ISO-100)

Ich hatte mir als Sehenswürdigkeit in Jericho Tel as-Sultan rausgesucht, eine Ausgrabungsstätte, die Jerichos Besiedlung bis ins 10. JahrTAUSEND v. Chr. nachzeichnen kann, eingefasst in 23 Fundschichten übereinander. Bereits im Neolithikum wurde hier gesiedelt, es wurden bei Ausgrabung der älteste bekannte Turm der Welt (erbaut 8050 v. Chr.) mit den ältesten bekanntesten Treppenstufen entdeckt. Jericho preist sich als eine (die?) der ältesten dauerhaft besiedelten Orte der Welt mit unbegreiflich weit zurückreichenden Wurzeln der Urbanisierung.

Dies könnte einen unglaublich faszinierenden Aufenthalt darstellen, leider ist die Ausgrabungsstätte jedoch absolut lieblos gestaltet. Man merkt es fehlt an allen Ecken und Enden das Geld, sowohl für die Ausgrabungen, aber auch für die Aufrechterhaltung des musealen Betriebs der Ausgrabungsstätte. Teilweise ist die Wegfindung nicht klar, es fehlen die meisten Infotafeln oder sie sind verblichen und zerstört, auch die mitgegebene Flyer-Karte ist unbrauchbar.

Wenig hilfreich zur Orientierung (E-M5, 16mm, f/9, 1/400sec, ISO-100)
Tel as-Sultan mitten in der Stadt (E-M5, 16mm, f/8, 1/320sec, ISO-100)
Der weltälteste Turm samt Treppenstufen (E-M5, 14mm, f/10, 1/40sec, ISO-100)

So gebe ich Tel as-Sultan nicht die Aufmerksamkeit, die es vermutlich verdient hätte und stehe nach 30 Minuten wieder am Ausgang. Der Besuch hat zumindest ein paar schöne Ausblicke ergeben und mit 10 Shekel Eintritt (=2,5 Euro) war es nun wahrlich kein teures Vergnügen. Ich finde es trotzdem frustrierend und traurig zu sehen, wie solch ein wichtiges zeithistorisches Dokument der Menschheitsgeschichte dem Verfall anheim gelassen wird.

Es gibt aber auch blühende Gärten und Villen in Jericho (E-M5, 14mm, f/10, 1/200sec, ISO-100)
(E-M5, 35mm, f/10, 1/80sec, ISO-100)
Pepsi-Städtepartnerschaft? (E-M5, 22mm, f/10, 1/250sec, ISO-100)
Martialische Darstellung in Jericho (samt Existenzleugnung Israels in der Landkarte) (ZTE A2017G, 4.216mm, f/1.8, 1/950sec, ISO-100)
(E-M5, 30mm, f/10, 1/30sec, ISO-100)

Anschließend stoße ich noch in die schöneren Viertel Jerichos vor und mache einen etwas größeren Einkauf, da morgen wieder Freitag und somit Shabbat ist. Ich will verhindern am Freitag und Samstag ohne Essen da zu stehen, vor allem da ich nun in die Wüste fahre. Jericho selber bleibt laut und geschäftig, die Marktstände sind rege besucht. Auch ziehe ich keinerlei Aufmerksamkeit auf mich, im Gegenteil, ich stehe an allen Ständen Ewigkeiten an, weil dauernd irgendwer vordrängelt.

(E-M5, 40mm, f/10, 1/200sec, ISO-100)
Nun heißt es sich entscheiden: Abzweig nach Jerusalem (E-M5, 34mm, f/10, 1/160sec, ISO-100)

Nach dieser kurzen Stippvisite verlasse ich Jericho wieder. Kurz hinter der Stadtgrenze komme ich an den Abzweig, wo die Straße entweder weiter bergab zum Toten Meer führt oder in die Gegenrichtung nach Jerusalem aufsteigt. Ich hatte mir ursprünglich beim Planen der Route überlegt, dass es witzig wäre nach Jerusalem hochzufahren. Doch die Vorraussetzungen sind ähnlich meiner angedachten Routenerweiterung am Berg Hermon in den Golanhöhen: Ich müsste nun knappe 1000 Höhenmeter auf mich nehmen, um Abends in Jerusalem anzukommen und mich in ein Hostel einquartieren zu müssen. Nur um dann Morgen auf exakt der gleichen Route wieder 1000 Höhenmeter zurück in die Wüste zu brettern. Und da ich Jerusalem bereits 3 Mal ausführlicher besucht habe, ergeht es diesem Plan ähnlich wie die Befahrung des Berg Hermon: Er wird schnell über den Haufen geschmissen! Ich habe dieses Jahr mehr als genug Höhenmeter geleistet, muss mir nichts beweisen und freue mich mir solche Kraftakte sparen zu können.

Da müsste ich nun hoch nach Jerusalem (E-M5, 24mm, f/10, 1/400sec, ISO-100)
Hoch in die Berge gen Jerusalem (E-M5, 18mm, f/10, 1/250sec, ISO-100)

Also weiter in die Gegenrichtung, nun steht auch Eilat dran.

Die nächsten Ziele, nun steht auch schon Eilat angeschrieben (E-M5, 34mm, f/10, 1/160sec, ISO-100)
Grenzübertritt nach Jordanien (E-M5, 29mm, f/10, 1/125sec, ISO-100)
Dann doch lieber weiter Bergab! (E-M5, 37mm, f/10, 1/320sec, ISO-100)
Endlich im Blick: Das Tote Meer! (E-M5, 43mm, f/10, 1/250sec, ISO-100)

Schon bald komme ich am Toten Meer an, an dessen Westufer es nun bis zum Südende entlang geht. Leider weht auch heute ein starker Gegenwind, ich vermute dass grundsätzlich am Nachmittag der Wind immer anzieht. Vielleicht sollte ich morgen früher los kommen und die ruhigere Luft dadurch besser nutzen.

(E-M5, 29mm, f/10, 1/125sec, ISO-100)
Totes Meer und Jordanien auf der anderen Seite (E-M5, 20mm, f/10, 1/200sec, ISO-100)
Blick zurück (E-M5, 14mm, f/10, 1/200sec, ISO-100)
(E-M5, 28mm, f/10, 1/200sec, ISO-100)

Auch läuft es heute ziemlich wellig am Ufer entlang. Direkt am Toten Meer entstehen in der trocknen Landschaft viele plötzlich auftretende Erdkrater („Sinkholes“), die Straße ist also ein bisschen ins Inland versetzt. Und dort steigen die Klippen ziemlich steil an, des erklärt die dauernden Bergauf- und Bergabpassagen der Route. Auch ist die Luft hier ganz schön drückend, heute werden gar die 27° C geknackt. Wetterglück habe ich also weiterhin ohne Ende!

(E-M5, 14mm, f/10, 1/40sec, ISO-100)

Eine Mittagspause gibt es im Schatten einer Busstation, das Highlight dabei ist heute die Mango aus Jericho. So saftig und frisch, die hing vermutlich gestern noch am Baum. Fantastisch.

Frische Mango, besser wird es nicht mehr! (ZTE A2017G, 4.216mm, f/1.8, 1/640sec, ISO-100)

Der Nachmittag wartet noch mit einer größeren Steigung auf, ich quäle mich 150 Höhenmeter bergauf. Doch dafür knacke ich auf der sehr steilen Abfahrt auch locker die 60km/h, ohne Bremsen wären vermutlich die 100km/h erreicht worden, ich will allerdings nichts riskieren mit dem bepackten Rad.

Voraus wird es nun leider steil (E-M5, 45mm, f/10, 1/100sec, ISO-100)
Totes Meer Panorama (E-M5, 11mm, f/10, 1/160sec, ISO-100)
Ein Klick darauf vergrößert das Bild!
Salzformationen (E-M5, 14mm, f/10, 1/100sec, ISO-100)

Ich verlasse die Westbank wieder. Kurz bin ich besorgt, weil ein Schild erklärt, man dürfte keine frischen Waren zurück nach Israel einführen und ich sehe mich schon den gesamten Einkauf aus Jericho abgeben. Doch die Soldat*innen, die jedes Auto kontrollieren, sind bei mir extrem cool. Sie winken nur, wünschen mir einen guten Trip und öffnen die Schranke. Toda raba! Back to Israel!

Checkpoint zur Ausreise aus der Westbank (ZTE A2017G, 4.216mm, f/1.8, 1/1900sec, ISO-101)

Kurz danach komme ich in En Gedi an, hier war ich damals bei meinem ersten Israel-Urlaub wandern. Leider ist dank der vorher beschriebenen Erdkrater der Zugang zum Strand nicht mehr möglich. Da hier nicht viele Wildcamp-Möglichkeiten kommen, steuere ich den En Gedi Campingplatz an, der leider noch mal 60 Meter über der Hauptstraße liegt.

Abendstimmung (E-M5, 45mm, f/10, 1/60sec, ISO-100)
(E-M5, 30mm, f/10, 1/100sec, ISO-100)
Campingplatz samt Betonfläche zum Zeltaufbau… (E-M5, 17mm, f/10, 1/40sec, ISO-100)
Kloschild am Campingplatz (ZTE A2017G, 4.216mm, f/1.8, 1/40sec, ISO-103)

Wenigstens gibt es so heute Nachmittag eine Dusche, ich kann meine Wäsche auch gleich noch mal handwaschen und den Abend entspannt auf Polstermöbel ausklingen lassen. Hoffentlich schaffe ich es dafür morgen an den Strand, ich will noch mal ins Tote Meer springen.

Gemütlicher Zeltplatz geht anders, aber der Ausblick ist schick! (E-M5, 14mm, f/10, 1/20sec, ISO-100)

Der Campingplatz ist nicht besonders schön, sein Zelt baut man auf Asphalt auf, Halt für die Heringe gibt es somit natürlich nicht. Als ich ein paar Meter vom Zelt entfernt bin, reißt eine Windböe mein Zelt um, und es schlittert ein paar Meter auf dem Asphalt. Auch wenn das ganze Unterfangen nur ein paar Sekunden dauert, ich habe ein paar hässliche, kleine Löcher im Außenzelt und ärgere mich maßlos. Nun, das werde ich nach Rückkehr nach Deutschland auf alle Fälle flicken müssen.

(E-M5, 33mm, f/10, 1/200sec, ISO-100)
Jordanien im Abendrot (E-M5, 40mm, f/10, 1/25sec, ISO-100)
(E-M5, 9mm, f/10, 1/30sec, ISO-100)

Entschädigt werde ich dadurch, dass ich Abends noch von den Nachbarn zu gegrilltem Hähnchen und Gemüse eingeladen werde. Die 5er Gruppe Freunde hat viel zu viel gekocht und ich darf mich nach Herzenslust bedienen. Deutlich besser als meine üblichen Nudeln mit Gemüse! Wir reden viel, die Männer sind ca. 50 Jahre alt und verbringen jedes Jahr ein gemeinsames Wanderwochenende irgendwo in Israel. Kennengelernt haben sie sich bei ihrem Wehrdienst, was erneut zeigt was der israelischen Armee für ein sozialer Faktor innewohnt und wie dabei Kontakte für das restlichen Leben geknüpft werden. Dies gilt nicht nur für den sozialen Bereich, auch von beruflichen Kontakten höre ich immer wieder.

Gesättigt falle ich ins Bett.

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