Tag 59 (Tag 7): Zwischen Tuottarstugorna und Tarraluoppalstugorna – Nördliche Brücke zwischen der Tarraluoppalstugorna und der Sammarlappastugan

Gelaufene Kilometer: 16,9

Gestern beim Einschlafen war es ziemlich heiß, da habe ich mich irgendwie halb aus dem Schlafsack rausgerollt, während die Sonne aufs Zelt schien. Dann ging die Sonne unter und es wurde richtig kalt heute Nacht. In der Früh schien wieder Sonne aufs Zelt und ab 7 Uhr waren an Schlafen nicht mehr zu denken. Ich habe mich dann relativ schnell raus gequält aus der nächtlichen Behausung, weil es mir in der Hitze gereicht hat. Zum Frühstück gab es Müsliriegel weil mein Porridge erstmalig alle ist, ein echt unbefriedigender Start in den Tag also 😉

Anschließend zusammengepackt und losgelaufen, das erste Stück war einfach traumhaft, diese vielen Seen und die umliegende Hochgebirgslandschaft verwöhnte wirklich die Augen. Immer blieben dabei die hohen Berge im Sarek,  Vássjábákte, Tsahtsa im Sichtfeld, wie gestern schon beschrieben.

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All die Berge im Sarek
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Tierische Begleitung

Die Stuvgard-Familie (Hüttenwart), die auf dem Weg nach Hause war, war zur selben Zeit unterwegs und so haben wir uns je nach Pause am Wegrand immer wieder überholt. Sie nehmen den Heli von der Tarraluoppalstugorna, müssen also ebenso wie ich bis zur nächsten Hütte laufen. Der Weg war gut zu gehen, es war aber abartig heiß heute, im Verlauf des Tages habe ich ganze Viereinhalb Liter getrunken, ein Rekord für mich im Fjäll. Besonders arg wurde die Hitze, weil heute öfters Windstille herrschte und man so in der Hitze gebacken wurde. Die Rentiergeweihe, die ich gestern auf meiner kurzen abendlichen Wanderung gefunden habe, wurden von mir neben dem Wegmarker platziert, nachdem ich mein bevorzugtes Geweih am Rucksack verzurrt hatte. Ich hoffe dass irgendwer mit den restlichen Geweihen etwas anfangen kann. Zum Ende des Vormittags hin ging es abschließend bergab bis zur Tarraluoppalstugorna, wo ich anschließend eine sehr lange Pause gemacht habe.

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Blick ins Tarradalen
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Erster Blick auf die Tarraluoppalstugorna
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Hütte vorraus

Der Stuvgard hatte gerade seine Eltern zum Heliport gebracht, aber nach dessen Rückkehr habe ich zwei Brote und einen geräucherten Fisch erstanden und vor Ort erst mal anständig Mittagessen gemacht.

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Nun weiter in Richtung Sammarlappastuga
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Königliches (teures) Mittagessen!

Die zwei Stunden in der Sonne waren sehr entspannend, habe dem Stuvgard noch von meiner Nordkapp-Tour erzählt und mich mit den Hüttenwärten aus der Tuottar-Hütte unterhalten, die auf ihren Helikopter warteten. War spannend zu erfahren, dass sie eigentlich in Jokkmokk wohnen, im Sarek/Padjelanta eine Rentierherde haben und nun für sechs Wochen die Hütte betreut haben.

Im Vergleich zu ihrem regulären Leben, verglichen sie die Hütte als „Urlaub“ und freuten sich über die letzten paar Tage bei gutem Wetter, da der Großteil ihres restlichen Aufenthalts nicht mit gutem Wetter gesegnet war. Erstaunlicherweise hatten die 6 Erwachsenen gerade mal 4 große Trekkingrucksäcke dabei, die anderen zwei hatten jeweils Kleinkinder auf dem Rücken. Dafür, dass sie über eineinhalb Monate die Hütte bewohnt haben, konnten sie wirklich leicht packen.

Um ein Uhr bin ich von der Tarraluoppalstugorna wieder aufgebrochen und von da an ging es sofort ab ins Tal, ins Tarradalen und man sah einfach sofort, ab jetzt wird es grün.

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Von den 900-1000 Meter Höhe bei der Übernachtung gestern ging es nun bergab, bis auf 600m Höhe. Zudem kam nach einigen Tagen Hochebene nun auch der Bewuchs zurück, es wurde sehr grün und die Hitze wurde nur noch drückender. Der Birkenwald war dann aber tatsächlich schöner als ich ursprünglich dachte. Der Weg ist relativ schwer zu gehen mit vielen überhängenden Büschen, gegen die man schrammt und das Terrain ist relativ hügelig, ich gehe konstant hoch- und dann sofort wieder runter in die nächste Senke. Viele Blumen leuchten nach all den kargen Tagen mit ganzer Leuchtkraft. Durch die Sumpflandschaften führten ein paar Bretter. Nach einem Blick in die Karte vermute ich, dass die Begrünung die kommenden Tage immer dichter werden wird.

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Ich habe dann noch ein paar Mal Pause gemacht, einfach weil es sehr, sehr heiß war. Ein Muskel an der Ferse ziepte ein wenig, wobei das gegen Abend endlich aufhörte und ich hoffe, davon die nächsten Tage verschont zu bleiben. Als ich dann schließlich die anvisierte Brücke erreicht habe, waren dort auch ein paar freie Stellen, die gerade dazu einluden mein Zelt aufzustellen. Da ich heute mein angedachtes Tagespensum erfüllt habe, stelle ich mein Zelt mutterseelenallein auf. Ich genieße dieses alleine Zelten sehr, ohne Blick auf andere wandernde Personen in der Umgebung.

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Gen Süden habe ich einen unglaublichen Blick auf eine Bergwand, wo ich nicht genau weiß, ob dies der Rivggonjunnje ist, mit dahinterliegendem Juovvabuollda, oder ob ich doch schon bis zum Staika schauen kann. Habe abends noch ein paar schöne Fotos vom Zelt aufgenommen, nachdem ich mich aufraffen konnte, wieder aus dem Zelt zu krabbeln. Angekommen war ich nämlich um 16:30 Uhr und habe quasi alles ins Zelt geschmissen, bin hinterher gekrabbelt und dabei fast auf dem Zeltboden eingeschlafen. Jedoch überwog die Sorge, wieder bis Mitternacht zu schlafen und dann hungrig und desorientiert aufzuwachen, stattdessen gibt es also Zeltfotos. 😉

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Ganz allein
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mit so einem Ausblick

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Weiterhin habe ich den Abend viel mit Lesen verbracht und meine Kameratasche, welche an der Hüftgurtbefestigung aufgerissen ist, mit Zahnseide geflickt. Diese hatte ich am Tag zuvor von Martin erhalten. Bin ja mal gespannt, wie lang diese Not-OP hält.

Anschließend war ich noch am Fluss meine Wäsche waschen und bin selber noch mal reingesprungen. Das dritte Bad in 3 Tagen, so langsam gewöhne ich mich an die Temperatur. Zudem genieße ich das Gefühl, frisch gewaschen in den Schlafsack zu kriechen und lieber ertrage ich die kalten Fluten, als wie zu Beginn der Reise 5 Tage ungewaschen zu sein.

Eine witzige Anekdote zum Wandern mit Martin und Gabriela vom ersten Tag ist mir noch eingefallen: Nach all dem Radfahren habe ich mich nämlich dabei erwischt, wie ich nach dem Loslaufen immer wieder nach links unten schaute, wenn ich wissen wollte, wo die anderen Beiden blieben. Ich schaute zwar immer nur verdattert in die Botanik, aber die vergangenen Wochen war da immer mein Fahrrad-Rückspiegel gewesen und dadurch war ein solcher Automatismus entstanden, dass ich dieses Verhalten beim Wandern anfänglich nicht abschalten konnte.

Heute Abend hat es zwei Mal stark geregnet und auch jetzt ist es ein wenig wolkenverhangen. Bleibt zu beobachten, ob es sich im weiteren Verlauf komplett zuzieht und wie es morgen beim Blick aus dem Zelt aussieht. An sich ist jedoch gutes Wetter angesagt. Die zurückgelegte Strecke betrug heute 17 Kilometer, womit ich sehr zufrieden bin. Viel mehr ging bei dem Weg auch nicht, dafür muss man zu sehr schauen wo es lang geht und wo der nächste Schritt hin soll.

Heute habe ich 270 Kronen ausgegeben, was mich ein bisschen schockt. Der Fisch war mit 130 Kronen weit teurer als der letzte Räucherfisch in Laddajahkka, der nur 100 SEK kosten sollte. Zudem  war das selbstgebackene Brot, welches sie an der Hütte verkauft haben mit 30 Kronen pro Fladen ziemlich überteuert. Die besondere Belohnung in Form einer Cola habe ich vorher bei meiner Wäsche im Fluss gekühlt und nun im Zelt genossen.

Leider habe ich es beim Abendessen auch geschafft meinen Salzstreuer umzukippen und das Salz auf der Wiese zu verteilen. Dabei hatte mir Klaus am Nordkapp dankenswerterweise meinen Salzvorrat aufgefüllt und der Streuer war noch 85% voll. Zudem hat mein Körper ein gigantisches Bedürfnis nach Salz und der Gedanke daran, mit den kläglichen Überresten nun sparsam umgehen zu müssen, ärgert mich sehr.

Morgen geht es weiter bis zur Tarrekaisestugan oder knapp dahinter, je nachdem wie es morgen vorwärts geht. Beim derzeitigen Wetter ist das Wandern ein wunderbares Spektakel, und außer meinem konstanten Heißhunger geht es mir super. Dringend brauche ich allerdings neue Schokolade und mein Frühstück ohne Porridge ist wirklich unbefriedigend, da werde ich irgendeinen Ersatz für finden müssen, denn einfach nur Müsliriegel machen keinen guten Start in den Tag aus.