Tag 22 – 23: Storuman – Ljusselsstugan 

Tag 22: Storuman – Fiskträsk 

In der Früh knallt zwar wieder die Sonne, aber erst ab 7. Zudem wird so wenigstens die Wäsche vor dem Zelt trocken. 

Morgendlicher Nachbar in Nähe des Zeltes 

Ich packe zusammen und mache mich in gleichem Sonnen-Outfit wie gestern auf den Weg. 

Bananenpause an einem wilden, reißenden Fluss. 

Heute barg drei Highlights, die ich chronologisch abarbeiten will:

1) Nach 60km, knapp vor meiner Mittagspause erreichte ich endlich Meilenstein Nr. 2.

Fühlt sich gut an, auch weil die Distanz bis zum nordschwedischen Kiruna immer weiter schmilzt und ich weiß, dass ich in einer Woche etwa in Norwegen sein werde, und ein landschaftlicher Wechsel eintreten wird. 

Abendessen kaufe ich dann beim Besuch im Ort Sorsele, da ich aber erst 70km hinter mir habe, geht es zügig weiter. 

Land unter.. 

 Ab heute bin ich auch endlich in der Provinz Norrbotten angekommen. So groß wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen, 23% des schwedischen Staatsgebiets, aber nur 2,8% der Einwohner. (Laut Wikipedia)   

2) Kaum 10 Kilometer später steht plötzlich ein Riese vor mir: Auf der Straße steht eine voll ausgewachsene Elchkuh! Gestern bereits das erste Rentier, heute gleich den ersten Elch gesehen, ich bin überrascht und absolut begeistert. Alles passt: Es kommt gerade kein Auto um den Elch zu verschrecken, und nach 2 schnellen Fotos verschwindet das Tier wieder neben der Straße im Unterholz. Bis ich die 50m geradelt bin, kann ich den Elch nicht mehr sehen, was eine geniale Tarnung. Ich bin so glücklich diese Begegnung erlebt zu haben und hoffe auf viele weitere in den nächsten Tagen! 

Ein paar Minuten später treffe ich auf ein schwedisches Pärchen, welches per Rad in die Gegenrichtung unterwegs ist. Wir halten an zum quatschen, und ich erfahre, dass ein weiterer Radler in die gleiche Richtung unterwegs ist, allerdings hat dieser 6 Stunden Vorsprung. Und das bedeutet: Wenn er nicht irgendwo Pause macht, werde ich ihn wohl nicht zu Gesicht bekommen, was leicht frustrierend ist. Als ich den Schweden von meiner Elchsichtung erzähle, meinen sie noch, in ein paar Kilometern kämen Rentiere. 

3) Und wider erwarten sind diese auch noch da, als ich vorbeikomme. Diesmal kein einzelnes Tier sondern eine kleine Herde mit 4-5 Individuen. Zwei davon in wunderschönem Weiß, selbst die Hörner sind weiß. Lang stehe ich am Straßenrand und fotografiere und beobachte die Tiere, bis sie sich in den Wald zurückziehen. 

Kurz überlege ich, ob ich in Slagnäs auf dem Campingplatz einchecken soll, entschließen mich aber, dort nur Wasser aufzufüllen und das gute Wetter noch in den Abend hinein zu nutzen. 

Hinter Slagnäs wird es unangenehm steil:

Mein Navi hat mir eine Umfahrung vorgeschlagen, diese wäre allerdings 15km länger und wäre unter Umständen wieder auf schlechten Schotterstraßen. So entschließe ich mich, so weit heute durch die Berge zu kurbeln, bis ich keine Lust mehr habe. Dann ist wenigstens morgen früh weniger zu machen. Die 6% Steigung geht tatsächlich, im zweiten Gang, manchmal im ersten, Kurbel ich mich langsam aber sicher die Anhänge hoch. Man darf halt nicht hetzen und langsam habe ich die Ruhe um nicht frustriert zu werden, wenn es Ewigkeiten mit 5km/h voran geht. Dafür ist der Blick auf das tiefer liegende Umland spektakulär.

Hügel machen mich fertig! 

Nach 111km entscheide ich mich, dass es mir reicht, der Rest muss bis morgen warten. Dafür finde ich eine tolle Stelle zum Campen: Nah an der Straße, ohne Einsehbar zu sein. Flach und trocken. Schnell steht das Zelt und auf einer bereits genutzten Grillstelle schaffe ich es sogar beim ersten Anlauf ein Feuer zu entzünden, nachdem ich bisher nur den Kocher genutzt habe. Zum Abendessen gibt es Kartoffeln, danach ziehe ich mich wegen der Mückenschwärme ins Zelt zurück. 

Ich bin wirklich dankbar, heute drei so tolle Highlights erlebt zu haben. Dies wertet den Weg durch den ewigen Wald auf alle Fälle auf, und an die ersten Tierbegegnungen werde ich sicherlich noch lange zurückdenken. Mal sehen was mir die Tage noch begegnet.  

Tag 23: Fiskträsk – Ljusselsstugan 

Der Tag beginnt mit einer ordentlichen Kletterpartie, allerdings hatte ich scheinbar gestern das Schlimmste bereits hinter mich gebracht und so komme ich nach einigen Steigungen endlich im Flachen an. 

Ich begegne heute einer Vielzahl Rentiere, wusste doch, dass die sich alle noch blicken lassen würden. Teilweise sind es einzelne Tiere, mal begleitet mich ein Paar die Straße herunter, die traben 200m mit mir mit. Und ein anderes Mal ist es gleich eine kleine Herde, die ganz entspannt am Wegesrand rumsteht. Tiere kommen hier also wirklich nicht zu kurz. 

Trifft zu! 

Tierische Brückensperrung


Nach 40km komme ich in Arvidsjaur an, die Stadt, die seit der Fahrt aus Östersund raus immer oben auf den Distanzschildern stand. Schön da auch endlich angekommen zu sein. 

Echte wären mir lieber… 

Auch verrückt, wenn man merkt, dass hier im Winter Ski gefahren wird. 

Ich decke mich im örtlichen Supermarkt ordentlich ein, denn der nächste Supermarkt liegt in Jokkmokk, 160km weiter die Straße entlang! So habe ich nun für 2 Tage Essen dabei, bis auf die Tatsache, dass die Tasche sehr voll ist, geht das eigentlich ganz gut. 

Endlich neue Ziele, die Distanzen sind aber wieder verrückt! 



Ebenso finde ich in Arvidsjaur noch Zeit für Pommes und entdecke in einem Schuhgeschäft endlich ein Schuh-Deo (fragt nicht, ich sage nur: Dauernutzung und Nässe… Keine gute Kombi) 

Dann geht es weiter, noch hält  der Sonnenschein, auch wenn es teilweise bedeckt ist. Mein Mittagessen genieße ich am See. 

Mittag am See

Dieses Gras habe ich nun mehrmals entdeckt, füllt manchmal ganze Felder. Sieht aus als ob da kleine Köpfe raus schauen. 

Der letzte Campingplatz gefällt mir nicht, deswegen lasse ich mich 10km später erneut zum Wildcampen nieder. 

Diesmal aber an einem gigantischen, reißenden Fluss, der dezidiert Campstellen am Ufer hat. Als das Zelt steht, habe ich endlich wieder die Gelegenheit zum “duschen”, besonders nach dem Lagerfeuer-Rauch-Geruch von gestern ist das wirklich notwendig. So richtig rein in den Fluss kann man nicht, dafür ist die Strömung zu stark, aber am Rand sitzen und sich nassspritzen funktioniert ganz gut. 

Wegen einem aufkommenden Regenschauer wird die Pasta im Vorzelt fertig gekocht, den Rest des Abends verbringe ich mit Flussrauschen als konstantes Hintergrundgeräusch. 

Morgen soll das Wetter vormittags noch halten, am Nachmittag wieder Regen einsetzen, ich will also versuchen, zeitig loszukommen.