[Tag 20] Kichi-Karakul – Gulcha

27. Juli 2019:

Mit dem Fahrrad 67 Kilometer und 700 Höhenmeter von meinem Camp am Fluss bis hinter Gulcha.

 

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Ich komme in der Früh nicht aus dem Knick, selbst um 7 Uhr kann ich mich nicht losreißen und Frühstücken. Doch da ich für heute nicht ganz so viel vor habe, darf ich auch ein wenig trödeln. Bis Osh sind es noch 130 Kilometer, bis zur Stadt Gulcha 50 Kilometer. Hinter Gulcha kommt noch ein ziemlich heftiger Pass, den ich keinesfalls heute fahren werde, also will ich irgendwo in der Nähe von Gulcha einen Zeltplatz finden, von dem ich mich dann morgen an den Aufstieg zum letzten (!!!) Pass machen kann. Da es anschließend 1500 Höhenmeter nach Osh auf 60 Kilometer Wegstrecke runtergeht, sollte das übermorgen dann auch zu schaffen sein, ich kann es heute also ein bisschen ruhiger angehen lassen.

Die Nacht wird wieder kälter, dafür scheint in der Früh die Sonne aufs Zelt und es wird angenehm warm. Ich schlafe so gut, dass ich mehrmals meinen Wecker nach hinten verschiebe, ganz anders als mein verrückter Schlafrhythmus im Pamir. Jetzt gibt es erstmal das letzte Müsli zum Frühstück, damit ist auch die zweite Müslipackung aufgebraucht, die ich damals in Duschanbe gekauft habe. Weit gereistes Müsli (und ich hätte es mir sparen können, 400gr über jeden Bergpass zu schleppen…).

Beim Zusammenpacken fällt mir auf, dass im morgendlichen Sonnenlicht die Berge nun überhaupt nicht mehr Rot aussehen, bei Gegenlicht glänzen sie eher Orange.

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Ich schwinge mich wieder aufs Rad und komme nach 5 Kilometern an einem Magasin vorbei, die draußen ein großes Werbeschild von beeline, meinem SIM-Kartenanbieter, hängen haben. Aufladen können sie mir die SIM-Karte jedoch trotzdem nicht. So gibt es nur einen Eistee für den Tagesstart.

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Das ist mal ne Webadresse.

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Im nächsten Ort wiederholt sich das Spiel, schließlich frage ich am Ortsausgang in der Tankstelle nach. Ein uralter Mann, mit dem ich nicht im geringsten kommunizieren kann, zückt sein Handy, ruft irgendeine Hotline an, und nach zwei Minuten kriege ich die Bestätigung-SMS aufs Telefon, dass das Aufladen geklappt hat. Zwar funktioniert aus irgendeinem Grund die Datenübertragung immer noch nicht, aber hey, wenigstens ist das Geld nun auf dem Telefon. Verrückt dass der Tankstellenbesitzer das hinkriegt, all die spezialisierten Shops davor aber nicht, ich vermute da fehlte es am Willen.

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Während ich noch an der Tankstelle warte, kommen Markus und sein Sohn Adrian aus der Gegenrichtung angeradelt. Sie sind gestern in Osch gestartet und haben etwa einen Kilometer vor der Tankstelle ihr Zelt aufgeschlagen. Somit sind sie recht frisch auf ihrer Radtour unterwegs und wissbegierig schnappen sie alle Pamir-Infos auf. Ich nehme mir noch zwei Tage für den Weg nach Osch, bin also fasziniert dass sie es in einem Tag geschafft haben. Sie erzählen aber von fantastischem Rückenwind, sie hätten 1500 Höhenmeter mit 15km/h dadurch hingekriegt. Nun, das erklärt ihre absolvierte Strecke. Ich fahre wohl den Rest der Tour gegen den Wind, kann also nicht auf die Unterstützung zählen. Auch erzählen sie von ihren ersten kirgisischen kulinarischen Erkenntnissen. Neben Käsebällchen, die überall am Straßenrand verkauft werden und wohl recht streng schmecken, gibt es den Hinweis auf Kumys. Dazu wird Stutenmilch in eine auf “links gedrehte” Schafshaut eingefüllt und in der Sonne zum fermentieren gelassen, bis es sauer und Alkoholhaltig ist. Nun, ich kotze fast an der Tankstelle, nur durch die Erzählung davon. Wenigstens weiß ich jetzt, was ich keinesfalls probieren muss in diesem Urlaub.

Zu guter Letzt kaufen sie mir noch meine übrig gebliebenen tadschikischen Somoni ab. Ich kriege noch 70€ dafür, was wohl ein weit besserer Kurs ist, als wenn ich in Osch versucht hätte zum Geldumtauschen zu gehen. Und in Berlin hätte ich es sicher nicht mehr gewechselt gekriegt. Mit Markus gibt es einen 1:7,7 Wechselkurs, gestern in Sary-Tash bot mir die Besitzerin des Hostels 1:6 an, gut dass ich es mir also aufgespart habe. Wir quatschen eine halbe Stunde, dann gehen wir getrennte Wege.

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Friedhof

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Gut bewässert sind sie, die Pappeln.

Im nächsten Ort frage ich im Shop noch mal nach, ob mir wer mit den mobilen Daten helfen kann. Doch selbst als ich die Anwendersprache des Telefons auf Russisch umstelle kriegen wir das gemeinsam mit den Daten nicht hin. Dafür schenkt mir der Shop-Besitzer netterweise eine Süßigkeit und ich stocke dort noch ein paar Sachen auf. Interessanterweise sind die Lebensmittel in Kirgistan noch günstiger als in Tadschikistan, was ich kaum nachvollziehbar finde. So kostet die Packung Kekse, die in Tadschikistan 1,50€ kostete hier nur noch 50 Cent.

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Keine Datenverbindung, aber was zu naschen.

Anschließend geht es fast nur bergab bis zur größeren Stadt Gulcha. Wenn mal bergauf, dann nur für 50-60 Höhenmeter und gleich danach flitze ich wieder bergab. So fahre ich die meiste Zeit 18-25km/h. Auch in Kirgistan erwarten mich allerlei winkende Kinder am Straßenrand, die begeistert abklatschen wollen. Nur ein Kind verarscht mich heute, zieht in letzter Sekunde die Hand zurück und hält stattdessen einen Stock hin, weshalb ich die nächste Minute fluchend weiterfahre und meine Hand ausschüttele. Auch bin ich heute auf eine Gruppe Kinder getroffen, die weder winken noch abklatschen, sondern unter lautem Gejohle lieber versucht haben mich mit Steinen zu bewerfen. Ich bin jedoch zu schnell und zu weit weg als das sie getroffen hätten, und ich fokussiere mich lieber auf die mehreren hundert fröhlichen Kinder, die ich bisher auf dieser Reise getroffen habe.

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Während der Fahrt versuche ich ein Video von der Landschaft aufzunehmen, nur um just in dem Moment von zwei Hunden attackiert zu werden, die aus einer Seitenstraße geschossen kommen. Zum Glück geht es bergab und ich kann schnell beschleunigen und davon fahren, ansonsten wäre dies bei den aggressiven Hunden wohl nicht so glimpflich ausgegangen, denn diese hingen mir quasi am Hinterrad.

Die Landschaft zieht mich heute vollends in ihren Bann. Es ist einfach so GRÜN! Fantastische Felsformationen erblickt man überall, auch jeder Blick in die Nebentäler zeigt nur noch mehr Wiesen und Berge. Zahlreiche Tiere laufen hier frei umher und ich weiche öfters trägen Kühen aus, die mitten auf der Fahrbahn Stellung bezogen haben.

Der Bach, dem ich gestern seit dem Taldyk-Pass folge, und an dessen Ufern ich die Nacht gezeltet habe, ist nun zu einem breiteren Fluss angeschwollen und fließt mal stärker, mal schwächer neben mir ins Tal.

Ursprünglich hatte ich geplant einen Zeltplatz 3 Kilometer vor Gulcha anzusteuern und dort zu bleiben. Doch ich habe Lust die Stadt zu sehen und dort ein paar Einkäufe zu tätigen. Und anschließend wieder 3 Kilometer zurück zu fahren zu einem Zeltplatz, nur um morgen erneut nach Gulcha rein zu fahren? Erscheint mir widersinnig, so werde ich mir heute Nachmittag Gulcha anschauen und anschließend noch ein paar Kilometer danach in die richtige Richtung hinter mich bringen, damit ich morgen außer einem hohen Pass keine Anstrengungen mehr habe.

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Ausblicksplattform
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Gulcha

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Am Ortseingang kommt man an einer Sehenswürdigkeit vorbei, von derer aus man die ganze Stadt überblicken kann. Anschließend geht es auf kleineren Nebensträßchen in die Stadt. Die Häuser sehen hier immer noch aus wie Bauernhäuser und auch die Straßen sind nicht geteert. Ich umkurve und fahre mitten durch Schafsherden, die auf dem Weg stehen. Und das sind jetzt keine ländlichen Vororte von Gulcha, das IST Gulcha, zumindest wenn man von den Hauptstraßen weg kommt.

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Ich hatte in Google Maps gesehen, dass beeline, mein SIM-Provider einen Laden in Gulcha hat, die werden mir ja hoffentlich helfen können mit meinem Daten-Problem. Der Laden ist jedoch leider nicht dort, wo er bei Maps eingezeichnet ist. Eine kurze Nachfrage bei jemanden am Straßenrand, schon springt der Mann zu seiner Familie ins Auto und fährt die ganze Strecke zum Laden vor, ich hinterher. Sehr hilfreich und freundlich und deutlich erfolgsversprechender als wenn er mir jetzt auf Russisch den Weg erklärt hätte. 😉

Der Beeline-Shop ist leider geschlossen, doch scheinbar nur zur Mittagszeit. Bereits nach 15 Minuten kommt ein Angestellter wieder angehastet. Ich habe das Telefon erneut auf Russisch umgestellt, der Mann drückt 10 Mal in irgendwelchen Sub-Menüs rum und schon habe ich Datenempfang auf dem Handy. Keine Ahnung wie, aber jetzt klappt es 🙂 Nun wäre vielleicht der richtige Zeitpunkt um zur Kostenauflösung dieser SIM-Karte zu kommen. ich habe nun dank der Aufladung für die nächsten 7 Tage täglich (!!!) 8GB Daten zur Verfügung, dabei habe ich für die Karte selber 30 Som gezahlt, für die Daten 100 Som. Das sind alles in allem zirka 1,50€! Und zudem gibt es hier Datenempfang etwa an jeder Milchkanne, zumeist mit 3G, manchmal auch mit 4G. In den Städten sowieso nur einwandfreies 4G. Da kann sich Deutschland nur verwundert die Augen reiben, wo nach einem Jahrzehnt immer noch keine flächendeckende Datenmobilität gegeben ist und wir für 3GB im Monat über 10€ zahlen.

Ich verbringe dann noch einige Zeit in dem Mobilfunkladen, denn inzwischen ist es draußen wirklich kochend heiß (ich merke, dass ich nicht mehr auf über 3000 Meter unterwegs bin) und der Laden hat eine wunderbare Klimaanlage.

In Gulcha begegnet mir die erste Ampel seit ich in Khorogh los bin. Der komplette Pamir war ohne eine einzige Rotphase zu überqueren.

Anschließend grase ich die Einkaufsstraße noch ab, wo hunderte kleine Lädchen sich aneinander reihen. Endlich gibt es hier wieder Obst in allen Variationen, ich zahle 60ct für ein Kilo Nektarinen und dasselbe für die gleiche Menge Aprikosen. Auch sichere ich mir genug Wasservorräte, damit ich heute Nachmittag früh zelten kann und mir keine Gedanken über Wasser machen muss. Gestern hatte ich zu wenig dabei, dabei verlangt jede Faser meines Körpers nach dem Radfahren nach Wasser, da macht es keinen Spaß sich limitieren zu müssen. So habe ich nun gleich einen 5 Liter Kanister besorgt, der hinten aufs Rad kommt.

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Maximale Beladung

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Es gibt ein kleines Restaurant und davor brutzeln Schaschlik-Spieße so verführerisch auf dem Holzkohle-Grill, da kann ich mich nicht zurückhalten. Und während der jugendliche Sohn keine Schwierigkeiten hat mir alles auf Englisch zu erklären und meine Bestellung aufzunehmen, scheint die Tochter Mitte 20 völlig überfordert zu sein. Vor Nervosität kann sie sich scheinbar an ihr Schul-Englisch überhaupt nicht mehr erinnern.

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2,50€ für ein Mittagessen

Ich höre hinter mir viel Geflüster, als das Essen endlich auf dem Tisch steht, die Tochter fragt noch 3 Mal nach wie man das jetzt richtig sagt, dann läuft sie schnell an mir vorbei, wirft mir ein “Bon Appetit” entgegen und zieht sich wieder kichernd und leicht errötet zu ihren Freundinnen zurück. Und ich mach mich lachend daran mein Essen zu mir zu nehmen.

Schaschlik mit Brot und eine Kanne Tee kostet mich knappe 2,50€ und danach bringe ich keinen Bissen mehr herunter. Die Preise hier sind für mein Verständnis immer noch unverständlich niedrig. Der Lebensstandard in Kirgistan ist um Welten höher als in Tadschikistan, trotzdem bleiben Lebensmittel unglaublich günstig.

Habe ich schon die Tochter vollkommen aus dem Konzept gebracht erschrecke ich nun noch die Mütter, als mich der Sohn durch die Küche begleitet um mir die Toilette zu zeigen. Die Mütter in der Küche kriegen sich gar nicht mehr ein, kreischen und kichern und verstecken ihre Gesichter spaßeshalber vor mir, während der Sohn und ich uns ganz schön beömmeln. Das Klo ist dann ein sehr dreckiges Plumpsklo im Hinterhof, die Erinnerung daran verdränge ich lieber schnell.

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Aber euch verschone ich nicht damit, wundervollste Restauranttoiletten 😉

Auch gehe ich in Gulcha zum Geldautomat, um mir die ersten kirgisischen Som abzuholen, bisher habe ich meine bisherigen Ausgaben mit tadschikischen Somoni noch beglichen. Bei einem Wechselkurs Euro – Som von 1:80 komm ich mir ganz schön reich vor, auch wenn ich unter 40€ abhebe.

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Ich schwinge mich nach der Mittagspause wieder aufs Rad. Um aus der Stadt raus zu kommen habe ich eine Brücke entdeckt, die mich schnell zurück auf die Hauptstraße bringt. Nun, erst als ich davor stehe erkenne ich meinen Fehler. Eindeutig eine Fußgängerbrücke, hier schiebe ich ganz sicher nicht mein Rad drüber.

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Die Fußgängerbrücke
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Nichts für mein schwer beladenes Fahrrad
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Die Polizisten hängen hier den ganzen Tag nur rum.

Als ich Gulcha hinter mich gelassen habe, suche ich aktiv einen Platz für mein Zelt. Ich habe morgen einen hohen Pass vor mir, der wohl viel Kraft kosten wird, danach geht es aber immer nur bergab bis Osch, das wird also schätzungsweise gut zu schaffen sein. So habe ich beim Mittagessen geplant heute nur 50 Höhenmeter noch zu fahren und dann das Zelt aufzuschlagen.

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Doch die nächsten 2, 3, 5 Kilometer kommt kein Platz der mir gefällt. Es wird die letzte Nacht im Zelt, da liegen die Ansprüche doch ein wenig höher. Ich komme durch einen Ort, der am Ortsschild als “Ressort” ausgeschildert ist, leider bedeutet dies wohl nur, dass die laute Technomusik hinzunehmen ist, die durch den Ort schallt. Also weiter. Neben der Straße begleitet mich wieder ein Fluss und es wäre toll einen Platz zu finden, der nah am Wasser ist, ich will bei den heißen Temperaturen doch noch mal die Füße in den Fluss halten.

Es ist heiß, das Rad ist nach dem Wassereinkauf schwer beladen und ich schwitze mir ordentlich einen Ab. Doch dann, nach neun Kilometer Wegstrecke und 180 Höhenmeter, nachdem ich fast alle Hoffnungen auf einen schönen Platz aufgegeben habe, finde ich die perfekte Wiese. Abseits der Straße nach einer kurzen Fahrt auf einem Schotterweg, versehen mit weichem, grünen Gras und schattenspendenden Bäumen liegt hier eine ideale Zeltwiese direkt am Fluss. Samt allerlei Gumpen um Getränke zu kühlen und dutzenden großen Steinen, damit man am Ufer sitzen kann und die Beine ins Wasser halten kann.

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Angekommen am Traum-Campingplatz
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Kühlschrank…
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… und Badewanne in Einem.
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Hier lässt es sich aushalten.

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Es ist auch erst 16 Uhr, ich habe also eine Menge Zeit bevor es dunkel wird. Am Nachmittag kommen mich noch ein paar Kühe besuchen, sofern diese aber heute Nacht nicht über mein Zelt trampeln kann ich damit gut leben. Witzigerweise sind hier überall Aprikosenbäume, ich hätte also nicht das Kilo Aprikosen vorher in Gulcha kaufen sollen. Nun, bei bereits erwähnten Preisen lässt sich das alles verschmerzen.

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Abends gehe ich noch schwimmen im Fluss, das funktioniert trotz Strömung einigermaßen, sofern ich mich hinsetze und die Füße gegen Felsen stemme. So bin ich frisch gewaschen, meine Klamotten sind einigermaßen sauber und ich verbringe die Zeit mit Lesen, Filme schauen und kann hier auch ein wenig Surfen, dank funktionierender SIM-Karte 😉

Zum Abendessen gibt es dann auch was Besonderes: Seit Deutschland schleppe ich nun 2 Packungen Kartoffelbrei und eine Packung Kartoffelknödel mit mir rum. Diese waren ursprünglich dazu gedacht, Trost zu spenden wenn ich mir vollkommen den Magen verdorben habe oder keine Lust mehr auf einheimisches Essen habe. Doch der Fall ist so nicht eingetreten, weshalb ich in Gulcha kein neues Abendessen gekauft habe, sondern stattdessen mir Knödel zubereiten werde.

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Weit gereist.

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Knödel müssen ja relativ lange im kochenden Wasser verbringen, leider spinnt heute mein Kocher ganz schön. Der zweite Benzin-Einsatz verläuft nicht so versprechend wie ich es gerne hätte, der Kocher lodert, produziert aber nur eine einzelne, stehende Flamme, die nicht reicht um den Topf zu erwärmen. Ich versuche mehrmals das Ventil und andere Teile am Kocher zu säubern, kriege es aber nicht hin. Zum Glück habe ich heute früh nicht die Gas-Kartusche in Gulcha entsorgt, so nutze ich die letzten Reste der Kartusche, um die Knödel fertig zuzubereiten. Ich werde in Deutschland den Kocher im Benzin-Einsatz auf alle Fälle noch mal testen müssen. Ich bin einfach froh diese Probleme nicht mitten im Pamir gehabt zu haben, am Ende der Reise ist dies ja einigermaßen erträglich und vorallem folgenlos. Die Knödel sind dafür unendlich lecker. Verbunden mit einem Eistee ist es ein Wohlfühlessen, welches auch schon allein dadurch besser wurde, dass ich mich seit einer Woche darauf freue.

 

 

Ich bin heute seit Gulcha bereits 180 Höhenmeter geklettert, morgen geht es direkt vom Zeltplatz weg erstmal von 1730 Meter auf 2400 Höhenmeter, ich habe also noch mal knappe 700 Höhenmeter vor mir. Das wird anstrengend, aber so komme ich wenigstens noch mal auf über 2000 Meter Höhe. Osch hingegen liegt auf unter 1000 Meter, d.h. ich hab nach der Passquerung eine knapp 65km lange Abfahrt, bei der ich über 1400 Höhenmeter abbauen darf. Die letzten Tage habe ich überlegt, ob ich wieder einen Laster anhalte und mich nach oben mitnehmen lasse, inzwischen bin ich aber überzeugt es aus Muskelkraft bis nach oben zu schaffen. Das dauert sicherlich 2-3 Stunden, aber dann genieße ich die letzten Stunden meiner Radreise und die Abfahrt nach Osch.

Generell ist es hier wieder deutlich heißer. Nicht so warm wie zu Beginn meiner Tour in Kulob, dennoch warm genug, dass ich nur in Unterwäsche auf der Isomatte liege und der Schlafsack unausgepackt in der Tasche verbleibt. Ich bin mir sicher, in Osch werde ich wieder zerfließen…

Ich freue mich nun über eine Nacht am perfekten Zeltplatz und bin sehr dankbar, diesen für die letzte Übernachtung gefunden zu haben.