[Tag 12] Sassikul-See – kurz vor Murghab

19. Juli 2019:

Mit dem Fahrrad 89 Kilometer und 900 Höhenmeter vom Sassikul See bis 20 Kilometer vor Murghab.

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Nach dem Aufwachen erstmal ein kleiner Schock. Das gestern auf 80% geladene Smartphone hat plötzlich nur noch 3% Akku. Da ich aber bereits in Schweden dachte “jetzt ist das Ding hinüber”, erstmal beruhigen. Und siehe da, nach 10 Minuten im Schlafsack hat der Akku plötzlich wieder 50% Ladestand. Nun, ein Beweis dafür, dass es hier oben auf dem Plateau doch ein wenig kälter ist nachts. 😉 Vorbei ist die Zeit, wo ich nur im Schlafsack-Inlay auf der Isomatte lag, und diese auch noch so viel Körperwärme zurückstrahlte, dass ich am Ende mich auf den kühleren Boden gelegt habe. Aber die Kälte ist auch eine gute Warnung für mich: Ab heute Abend nehme ich meinen Wasserfilter mit in den Schlafsack. Mein Sawyer-Wasserfilter funktioniert nämlich mit einer Membran, die Mikrometer-dünne Löcher enthält, durch die gefiltertes Wasser entweichen kann, Schmutzpartikel und Bakterien allerdings drinnen behält. Sollte in dieser Membran nun Restwasser gefrieren, kann die Membran platzen und der Filter wird unbrauchbar. Also nachts gut warm halten mit Körperwärme.

Gefrühstückt habe ich nach der traumatischen Mückenjagd von gestern Abend dann doch lieber im Zelt. Dabei habe ich es geschafft die erste von zwei Müsli-Packungen aufzubrauchen, die ich seit Duschanbe (!!!) mit mir rumschleppe. Nun, wieder ein Beweis dafür wie wenig ich in der ersten Woche gegessen habe, schließlich handelt es sich um lediglich 450gr Packungen.

Ich war mir sicher, nach dem ersten Schritt aus dem Zelt heraus, holen mich die Moskitos wieder ein, daher habe ich, so weit wie möglich, alles im Innenzelt gepackt. Das ist zwar immer recht eng und unbequem, aber besser als lebendig ausgesaugt zu werden. Zum Glück waren die Mücken dann doch ein wenig träger als gestern Abend beim Zeltaufbau, so geht der Abbau und das Verstauen am Fahrrad einigermaßen glimpflich über die Bühne. Anschließend muss ich das Rad wieder zur Straße zurück schieben, ziemlich anstrengend, da es in den Sand einsinkt, zudem sind ein paar hundert Meter zurückzulegen. Auch merkt man in diesen Momenten die dünne Höhenluft am stärksten. Sitze ich regulär auf dem Rad und strample vor mich hin, erscheint alles normal. Aber bei körperlicher Anstrengung wie dem Schieben bin ich nach 10 Schritten außer Atem und nur noch am keuchen.

Wieder auf der “leicht” renaturierten Straße von gestern komme ich an einigen Unterbrechungen an. Hier scheint die Straße durch Bäche oder Schneeschmelze weggeschwemmt worden zu sein. Es erklärt zumindest, warum dies nicht mehr die offizielle Route ist, mit dem Rad lassen sich diese Hindernisse aber gut umgehen, beziehungsweise um-schieben.

Bald schon bin ich zurück auf der Hauptstraße und etwa 5-6 Kilometer nach dem Start komme ich am perfekten Zeltplatz vorbei. Das ist doch mal wieder TYPISCH! Hatte ich mich gestern über die Zooplankton-Brühe im See geärgert, fließt hier ein etwa 1,5m breiter, kristallklarer Bach ins Tal, daneben saftige Wiesen, genug Erhebungen und große Steine, die als Freilufttoilette herhalten können. Nun, hätte ich mal besser auf die Karte geschaut, da ist dieses Rinnsal nämlich eingezeichnet gewesen.

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Das wäre er gewesen, der perfekte Übernachtungsplatz.

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Einziger Nachteil: Dieser Bach fließt genau unter der Hauptstraße durch und trotzdem lass ich es mir nicht nehmen: Ich geh jetzt erstmal baden. So stehe ich keine 3 Minuten später splitterfasernackt bis zu den Knien im Wasser neben der Hauptverkehrsader im östlichen Tadschikistan. Nun, im Gegensatz zu Deutschland kommt hier in meinen 5-10 Minuten Badevergnügen auch kein Auto oder Laster vorbei, ist vielleicht auch besser so. Das Wasser kam direkt aus den schneebedeckten Gletschern, und auch wenn es nicht ganz schwedisch-kalt war, es reichte für ein paar quietschende Äußerungen und Flüche, die durch zusammengekniffene Zähne gepresst wurden.

Dieses Bad konnte ich mir auch wirklich genehmigen, ich lag super in der Zeit, da ich um kurz nach 8 bereits mit dem Rad aufgebrochen war. Und auch wenn man bei dem ganzen Sport schnell wieder ins Schwitzen kommt, es tut doch unendlich gut sich den Dreck der letzten Tage abzuwaschen.

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Alichur in der Bildmitte

Nach der Erfrischung ging es noch ein wenig bergauf, dann aber direkt wieder bergab die letzten 4-5 Kilometer nach Alichur. Der Ort selber ist winzig, hat knapp über 1000 Einwohner_innen und wirkt völlig deplatziert.

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Aber ein tolles Panorama hat diese Stadt
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Alichur ist winzig

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Der Ort schlängelt sich entlang einer Kurve der M41. Da zwischen den Häusern unglaublich viel Platz gelassen wurde, erscheint der Ort größer als er ist, zusammengeschoben würde er wohl auf eine Fläche von 500x500m passen. Die Häuser sehen sehr ärmlich aus, fallen stellenweise auseinander und ab und an findet sich ein Autowrack an eine Hauswand gelehnt. Nun, ich bin mir ziemlich sicher, das Leben in Alichur ist nicht einfach, im Sommer knallt die Sonne, im Winter wird es hier empfindlich kalt und es bleibt wochenlang bei zweistelligen Minusgeraden.

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Ich finde in der Ortsmitte dank der Hilfe zweier Bauarbeiter einen kleinen Shop, dort gibt es Wasser, Cola und Snickers, was in diesen Breitengraden für ein vergleichsweise gut ausgestattetes Magasin spricht. Der alte Besitzer ist sehr nett und zeigt mir stolz seinen Laden. Ich kauf viel zu viel Wasser, auch die Cola hätte es nicht gebraucht, aber wenn es schon mal eine gute Coca Cola gibt, dann sage ich nicht nein. So verpacke ich 6,5 L Wasser + 1 L Cola aufs Rad, ein ziemlich schwerer Irrsinn. Nun, wenigstens ist es hier flach und dann kann ich später das Camp aufschlagen wo ich will, brauche nicht auf Wasservorräte zu achten.

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Mal ein Einblick, wie diese “Magasin” immer aussehen.
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Das Warenangebot ist minimal.

Draußen vor dem Laden begrüßen mich noch ein paar Kinder, die sehr interessiert am Fahrrad waren und sich schließlich sehr über ein Foto von sich freuten. Auch hier ist die Armut sichtbar, die Klamotten sind ziemlich heruntergekommen und mit ihren Rotznasen machen die kleinen Kids einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Doch bei meiner Losfahrt rennen sie fröhlich hinter mir her, winken, wollen abklatschen. Reich an Lebensfreude sind die Kleinen also allemal.

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Da ich im Ort noch eine Internetverbindung herstellen kann, gibt’s ein kurzes Telefonat mit meiner Mutter, und dann geht es wieder zurück auf die M41.

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Mama meinte während des Telefonats: “Ich hab gerade auf Google Alichur eingegeben, da gibt es ein Café Goldenfish, geh doch da jetzt schön was Essen. Ich glaube ihre Erwartungen übersteigen eher die Realität. Ich passe, danke!

 

Die Straße läuft jetzt 15 Kilometer schnurgerade. Das heißt, man sieht die ganze Zeit die Stelle wo die Kurve beginnt, aber man kommt einfach nicht näher. Mir persönlich gefällt das gerade super: Der weite Blick über das Plateau, die schneebedeckten Berge und ein kleiner Bach der parallel neben der Straße verläuft. Auch wenn ich noch nie da gewesen bin, die Landschaft erinnert mich an Erzählungen meiner Mama aus Montana. Wobei es da vermutlich mehr Bäume gibt. Es ist auf alle Fälle eine schöne Abwechslung zum (trotzdem sehr piktoresken) Panj-Fluss der ersten Woche.

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Ortsausgang Alichur. Ab jetzt immer geradeaus.
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Begleitet von einem kleinen Flüsschen

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Manchmal habe ich Rückenwind, stellenweise wieder Gegenwind, eine einzelne Regenwolke hängt über mir, mehr als ein paar Tropfen kriege ich aber zum Glück nicht ab. Es geht nur sehr graduell hoch und runter, auf 10 Kilometern steigt man vielleicht 30 Höhenmeter, sprich endlich kann ich im 11. Gang mit 15-20 km/h dahin fahren, bei Bergab-Passagen geht es natürlich noch schneller. Dazu noch gute Musik in den Ohren und es macht einfach nur unendlich Spaß, ab-und-zu kann ich mir einen Freudesjauchzer gar nicht verkneifen.

Kurz nach der Kurve kam dann der Al-Balik-See, der von der Größe her eher einem Tümpel entspricht. Das Besondere ist aber das kristallklare und tiefblaue Wasser. Völlig verdattert von der Farbe stehe ich minutenlang am Ufer, man sieht kleinere Fischschwärme vorbei ziehen und kann bis auf den Grund blicken. Der See ist den Einheimischen heilig, wer darin badet soll angeblich verschluckt werden, und kommt an einem anderen See im Pamir wieder raus. Klingt zwar wie die altertümliche Version des Beamens, ich bin trotzdem nicht bereit für ein Star Trek Erlebnis. Es fehlen noch Palmen, dann wäre absolutes Karibik-Feeling am See.

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Al-Balik-See
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Nein, die Farbe ist nicht Photoshop
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So kristallklar…
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Man sieht die Fischschwärme vorbeischwimmen

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Auf den Weg zum Mittagessen sehe noch zahlreiche Murmeltiere. Die graben ihren Bau öfters in Straßennähe und dümpeln dann in der Nähe in der Sonne. Immer wieder hört man ihre hochfrequenten Warnschreie, dann laufen die Murmeltiere in alle Richtungen und versuchen ihren rettenden Bau zu erreichen. Besonders schlau stellen sie sich dabei nicht an, wäre ich ein Jäger oder ein Greifvogel gäbe es wohl Murmeltier zum Mittagessen, so habe ich wenigstens mehr als genug Zeit zum Fotografieren. In diesen Momenten bin ich froh eine kleine Kompaktkamera mit ausreichend Zoom mitgenommen zu haben, die hat sich gelohnt für die Reise. Insgesamt sehe ich im Laufe des heutigen Tages sicherlich 100 oder gar 150 Murmeltiere, manchmal einzeln, manchmal in ganzen Gruppen. Unfassbar süß!

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Schnell ab ins Erdloch

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Pause mache ich nach 45 Kilometern auf einer schönen, grünen Wiese. Sofern man den Yak-Haufen ausweichen kann wird es nicht viel bequemer als dieser Pausenplatz. Zwar hatte ich laut Karte die Hoffnung, dass hier ein Fluss fließt, der ist jedoch eingetrocknet und so genieße ich die Wiese. Schon angenehm, wo ich doch die letzten Tage immer verzweifelt einen Schotterplatz im Schatten suchen musste. So ohne Schatten wird die Mittagspause heute trotzdem ganz schön warm, es hat zwar nur 18-20°C Lufttemperatur, aber bei Windstille und mit der alpinen Höhensonne knallt es bei knapp 4000m Höhe schon ganz schön runter. So lege ich mich unter mein Badehandtuch, baue mir so also einen provisorischen Schatten. Da gestern das Mittagessen ja ausfiel, gibt es heute gar eine doppelte Portion Ramen-Nudeln, die bis aufs letzte Gramm vertilgt werden. Wunderbar, wenn der Hunger endlich wieder da ist und man das Essen genießen kann.

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Kein Schatten weit und breit, ansonsten ein genialer Spot.
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Heute schmecken gar die Ramen Nudeln.

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Anschließend liege ich unter dem Handtuch und schaue Serien. Im flachen Gelände muss ich mich auch weniger über den Akkustand des Handys sorgen, das lädt an meinem Dynamo-Lader ganz wunderbar. Teilweise habe ich schon telepathische Kräfte, ich weiß wann der Lader mit eingebauter Powerbank voll ist. Gestern und heute habe ich zwei Mal genau rechtzeitig drauf geschaut, vielleicht werde ich hier oben in der Einsamkeit ja langsam verrückt und kann mit meinem Fahrrad kommunizieren. 😉

Anschließend sattele ich wieder mein Fahrrad.

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Ich komme an der nächsten Besiedlung nach Alichur vorbei
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Die allerdings winzig ist und fernab der Hauptstraße liegt.

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Ich komme an der tadschikischen Version des Ayers Rock vorbei, zumindest sieht er ihm zu verwechseln ähnlich, auch wenn es nur eine Miniatur-Version ist.

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Ayers Mini-Rock

Andere Reisende hatten mir schon erzählt das Rotel-Tours im Pamir aktiv ist. Das ist eine deutsche Firma, die quasi ein “Hotel auf Rädern” betreibt. Ich erinnere mich daran als Kind selber den Katalog der Firma durchgeblättert zu haben und mich in die endlosen Weiten der Welt hinausgewünscht zu haben. Nun, plötzlich kommt mir der Rotel-Bus entgegen und ich habe gerade noch genug Zeit die Kamera zu zücken und den (mehrheitlich älteren) Insassen zu winken. Schon ein schickes Stück Technik, heute bin ich aber froh nicht dort eingesperrt zu sein, sondern die Freiheit auf dem Fahrrad genießen zu können.

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Da kommt was auf mich zu.

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Man beachte das Kennzeichen.

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Es ging erst auf den Neizatash Pass (4137m) hoch, der ist von meiner Seite kommend kein wirklicher Pass, trotzdem kurbelt man sich 20 Kilometer langsam aber beständig in die Höhe, auch wenn es nur 200 Meter Höhenunterschied sind. Dann ist auch die höchste Stelle bis Murghab (die nächste Stadt, wo ich morgen hinkomme) erreicht. Zudem sieht der Pass wirklich wunderschön aus, eingerahmt von hohen, schroffen Bergen. Die Berge sehen hier nicht mehr wirklich hoch aus und sind weniger schroff.

Blick in Richtung Neizatash-Pass [Ein Klick auf obige Bilder vergrößert sie! (Besonders das Panorama)]

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Neizatash-Pass erreicht, ab jetzt geht es bergab!

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Mamazair…
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…auch hier eine winzige Ansammlung von Häusern

Der deutsche Offizier Wilhelm Filchner kam im Jahr 1900 mit seinem Pferd hier durch und schrieb dazu: „Die Nivellierungsarbeit der Witterungseinflüsse macht sich stark geltend. Die scharfen Bergformen sind vollkommen verschwunden, alles ist abgerundet, die relativen Höhen sind ganz gering geworden. Geröll und Sand hat die ehemaligen Täler ausgefüllt, die scharfen Bergkämme abgeschnitten und verschwinden lassen. Der Eindruck ist einem von Schneewehen ausgeglichenen, scharf coupierten Gelände nicht unähnlich. Nun herrscht die blendende gelbe Farbe des Sandes vor. Sven Hedin vergleicht dieses Gebiet sehr treffend mit einer Mondlandschaft.“ (Zitiert nach Bill; Schreiber: Tadschikistan, S.235.)

Nach 65 Kilometern war ich oben auf den Neizatash Pass auf 4137 Metern. Und von dort ging es nur noch bergab, bis fast nach Murghab. Eigentlich wollte ich nur noch fünf Kilometer zurücklegen, aber da der auf der Karte angepeilte Fluss vertrocknet war ging es weiter am Flusslauf entlang, immer in der Hoffnung was Schönes zu finden.

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Immer weiter bergab.

Dieser Streckenabschnitt war herrlich. Bergab fuhr ich mit 20-25km/h, fast ohne Treten über endlose Kilometer brauchbaren Asphalt und beleuchtet durch die tiefstehende Abendsonne. Irgendwann komme ich noch an die Abbiegung vom Zorkul-See vorbei, diesen Umweg zum Zorkul hatte ich in dem Bericht zum Wakhan-Tal schon beschrieben, das ist ein sehr verlassener See. Bin weiterhin froh auf der Straße geblieben zu sein und dass mir diese Strapazen entgangen sind. Es war eindeutig die richtige Routenwahl.

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Der gewünschte Wasserlauf kam und kam einfach nicht. Da macht es sich bezahlt dass ich in Alichur so viel Wasser gebunkert habe, so kann ich einfach überall anhalten. Dies tue ich auch, fahre etwa hundert Meter vom Pamir Highway in den ausgetrockneten Flusslauf und stelle dann da mein Zelt auf. Geht nur schwerlich, die Heringe halten nicht im steinigen Boden, schließlich klappt es aber doch. Während ich das Zelt aufbaue fahren noch einige Autos an mir vorbei, scheinbar ist das Verkehrsaufkommen zwischen Alichur und Murghab doch ein bisschen größer, trotzdem haben mich heute vielleicht 15-20 LKWs und 20-25 Autos überholt, verteilt auf über 6 Stunden auf dem Rad.

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Keine Lust mehr, ich biege ab von der Hauptstraße und schiebe ein wenig.
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Und finde so ein tolles Plätzchen für mein Zelt.

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Abends gibt’s schon wieder rote Linsen mit Mais, weit besser als mein klebriges Nudel-Missgeschick von gestern. Dabei leert sich endlich die erste Gas-Kartusche aus Duschanbe. Dafür, dass diese  auf dem Gratis-Haufen im Hostel lag und keineswegs voll gewesen sein dürfte, hat sie es echt lang ausgehalten. Seit Khorogh habe ich jeden Tag 1-2 Mahlzeiten damit gekocht habe und die Nudeln oder Linsen müssen wirklich lange kochen, auch weil der Wind abends doch immer auffrischt, was den Kochprozess verlängert. Da ich noch so viel Wasser übrig habe, schraube ich später noch die zweite Kartusche an den Kocher und bereite mir einen Liter Tee zu. In Murghab werde ich mir dann einen Liter Benzin für den Kocher auf Verdacht mitnehmen.

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Das Zelt als Windschutz

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Endlich Appetit, endlich ein tolles Abendessen!

Der Rest des Abends ist ausgefüllt mit Lesen und Entspannen. Ich habe nur noch 26 Kilometer bis Murghab, und es geht 300 Höhenmeter bergab. Und in Murghab werde ich auf alle Fälle einen Ruhetag einlegen, denn ich liege gut in der Zeit.

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Abendstimmung am Zeltplatz

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Braver Drahtesel!

Glücklich liege ich abends im Zelt. Ich bin fasziniert von den Landschaftseindrücken des Tages und bin so froh hier meinen Urlaub verbringen zu können. Verschwunden ist mein Gemecker der ersten Woche und ich habe einfach nur Spaß.

Nach Einbruch der Dunkelheit zieht es mich noch mal aus dem Zelt um Aufnahmen vom Sternenhimmel zu machen. Der Mond ging genau zwischen zwei Bergspitzen auf und tauchte die Umgebung in ein sanftes Licht, doch auch mit dem nackten Auge konnte man die Milchstraße sehen. Der Mond erschien fast Supermond-artig, man sah die zahlreichen Krater auf der Mondoberfläche. Etwa eine Stunde renne ich in der Dunkelheit umher, positioniere die Kamera neu, nutze im Zelt meine Taschenlampe etc. Auch wenn es ziemlich kühl und windig war, den Spaß war es allemal wert.

[Ich bin leider wahrlich kein Experte für die Bearbeitung von Nachtaufnahmen. Sollte jemand Erfahrung haben, wie ich aus diesen Bildern weit mehr herausholen kann, bitte meldet euch gerne. Ich würde mich sehr freuen! So zeige ich sie euch erstmal einfach so]

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Leider schien der Mond recht hell.

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Der Hauptdarsteller der Reise
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kriegt natürlich auch ein paar fotografische Auftritte.

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Na, erratet ihr was ich geschrieben habe?

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Ein Geist im Zelt

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