Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem pinken Tourabschnitt Nr. 14, sowie danach auf dem roten Tourabschnitt 16. Habe nach der Mittagspause kurz vergessen den Track weiterlaufen zu lassen, daher der Abbruch in der Mitte, geflogen bin ich da nicht 😉
Nachts wurde der Wind noch eine Stufe stärker. Und wo er abends beim Zeltaufbau vom Gletscher her wehte, dreht er sich in der Nacht in Talrichtung, mein Zelt steht also 90° verkehrt zur Windrichtung, bei Tunnelzelten aufgrund der Konstruktion immer eine blöde Idee. So schlaf ich recht schlecht und wache öfters mit Sorge um mein Zelt auf.
Dies stellt sich jedoch als unnötig da, meine Festung hält das ohne Probleme aus. Und so werde ich in der Früh von der Sonne geweckt. Und weil ich abends früh im Schlafsack lag bin ich heute sogar um 6:45 Uhr wach, eine Uhrzeit bei der ich daheim höchstens „Grml, grml, umdrehen und weiterschlafen“ als konsekutiven Gedankengang fertig bringe. Die übliche Morgenroutine läuft nun wie von selber, nach ein paar Tagen tritt da ausreichend Gewöhnung ein. Die Solarzelle am Zelt fängt auch gleich die ersten Sonnenstrahlen ein.
Bei viel Wind klappe ich das Zelt zusammen und vermisse nun Markus, schon allein weil allein das Footprint (Zeltunterlage) zusammenfalten eine ätzende Aufgabe ist 😉
Beim Loslaufen ist es noch sehr frisch, es geht gleich über viele blockige und hügelige Abschnitte.
Nach und nach nimmt aber der grasige Untergrund überhand und man kommt gut voran. Ingmar sehe ich auch noch, er scheint ein wenig vor mir losgekommen zu sein und hat auf der anderen Uferseite einen Vorsprung von ein paar hundert Meter. In den Ohren liegt nun gute Musik und ich trabe in der Sonne entspannt den Weg entlang.
Der Berg Sarvatjarvatjåhkå auf der anderen Seite der Basstavágge-Talöffnung leuchtet mit seinen schroffen Gletschern und steilen Felswenden beeindruckend in naher Ferne.
Als ich zum Ende des Basstavágges komme, sehe ich nun die Bielavallda-Ebene. Vor 6 Tagen habe ich hier mit Markus pausiert und wir sind dann weiter ins Snávvávágge aufgestiegen, damals hat man die Öffnung ins Basstavágge schon sehen können. So schließt sich also der Kreis. Selbst den Einstieg ins Ruohtesvágge kann man erahnen, das Tal welches wir in den ersten zwei Tagen durchwandert haben. Besonders in die Richtung sieht es heute besonders finster und regnerisch aus, dafür ist in der Nähe von mir ein pittoresker Regenbogen zu sehen.
Jedoch biege ich nun nach Norden/Nordosten ab. Der vor mir liegende Bierikjávrre, Sareks zweitgrößter See, leuchtet in den schönsten Blautönen und davor brennt das Moos in den intensivsten Orange- und Rottönen und zeigt die ganze Stärke der Herbstfärbung.
Auf der Ostseite des Bierikjávrre, aber noch ca. hundert Höhenmeter den Hang hoch mache ich meine Mittagspause, auch wenn es durch den starken Wind empfindlich frisch ist. Heute lasse ich den Kocher auch dann noch weiter laufen, als der Topf mit Wasser schon längst wieder runter genommen ist. Ich habe immer noch viel zu viel Spiritus dabei, und so lasse ich 150 Milliliter abbrennen. Wieder 150gr weniger, die ich nach der Pause schultern muss.
Mit gefülltem Magen geht es die kleine Passhöhe zwischen dem Bierikvárásj und Berg 994 hinauf, nur um auf der anderen Seite gleich wieder abzusteigen. Dafür habe ich von oben einen wunderschönen Blick gen Nordosten und sehe nun die Wegstrecke des kommenden Tages vor mir ausgebreitet. Auch den Sluggá, an dessen Fuße ich morgen das Zelt aufschlagen will, ist schon klar sichtbar.
Nun steht allerdings die einzige Flussquerung des Tages am Bierikjåhkå an. Hier habe ich aus dem Reiseführer entnommen, dass die einzige Furtstelle da zu finden ist, kurz bevor der Fluss sich erweitert. So laufe ich zielstrebig auf diese Stelle zu und tatsächlich: Dort wird es deutlich flacher, an allen anderen Stellen hätte man wohl schwimmen müssen.
Nach der üblichen Umzieh-Aktion mache ich mich an die breiteste Querung der gesamten Reise. Der etwa 20m weite Weg rüber ist recht gut machbar, an manchen Stellen muss ich ein paar Schritte zurück und umplanen, da es plötzlich sehr tief wird, sicherlich über Hüfttief. Nur ganz am Ende muss ich noch einmal durch eine tiefere Rinne, dann ist der Fluss aber auch bezwungen.
Das nachfolgende Stück an Land ist sehr sumpfig und ich kämpfe mich deswegen recht mühsam und mit zahlreichen Schleifen und Haken hoch zum Gipfel des Vuojnesvárásj, den ich dann übersteige und auf der anderen Seite hinabsteige. Von oben hat man einen famosen Blick auf den Sluggá und auch die Brücke über den Guhkesvákkjåhkå, wo ich morgen früh rüber muss, ist dank Teleobjektiv auszumachen.
Etwa hundert Meter unter dem Pass finde ich eine gute Stelle zum Zeltaufbau, frisches Wasser ist auch in der Nähe. In der Ferne sehe ich noch 2 Personen, dies sind außer Ingmar heute die einzigen Menschen die von mir gesichtet wurden.
Heute Abend funktioniert das Sat-Telefon und ich erhalte von Markus die Bestätigung, dass er gestern es bis Saltoluokta geschafft hat und auch die dortige Sauna genießen konnte. Sauna… das klingt in dem Moment nach Musik in meinen Ohren, ich sitze bei kühler Brise vor dem Zelt. Man merkt es täglich stärker dass nun Herbst in Lappland ist, es wird Tag für Tag kühler und die Nächte werden auch kälter.
Ich habe heute rund 14 Kilometer zurückgelegt. Auch weiß ich heute, dass ich auf alle Fälle meinen Zeitplan einhalten werde. Ich habe nämlich noch zwei volle Etappen vor mir, aber noch drei ganze Tage Zeit. Das kommt mir wie gerufen, denn auf den Sluggá will ich sicher noch hoch und weitere Abstecher finde ich auch, sollte noch Zeit sein. Zufrieden krieche ich also in den Schlafsack und beende den wunderschönen Tag.