Ich starte früh in den Tag, denn heute gibt es Frühstück in der Saltoluokta-Hütte. Und auch wenn ich nicht so hungrig bin wie letztes Jahr, beim Gedanken an das Buffet läuft mir das Wasser im Mund zusammen.
So stehe ich bereits um kurz nach 7 im Frühstücksraum und labe mich an frischem Brot, Aufstrich, Aufschnitt. Auch Joghurt und frische Früchte sind eine unglaubliche Wonne nach dem Fertigessen und dem Verzicht der letzten zwei Wochen.

Spreche ich anfänglich noch mit einem Deutschen, der auf dem Kungsleden unterwegs ist, tritt eine Stunde später ein bekanntes Gesicht in die Stube. Volker, der Stalker von der Herfahrt (siehe Tag 1), ist gerade eingetreten. 😉 Er ist wohl schon gestern in Saltoluokta angekommen und schnell stellt sich heraus dass wir beide heute zurück nach Luleå fahren. Dies ist jedoch noch nicht alles, denn er ist auf ein Blind-Date verabredet mit Anne, einem weiteren Outdoorforum-Mitglied. Die Beiden waren die letzten Jahre kreuz-und-quer in dieser Gegend unterwegs und so gibt es jede Menge spannenden Gesprächsstoff.
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Rückkehr zum Zelt
Nach dem Frühstück laufe ich zum Zelt zurück und packe es in aller Ruhe zusammen. Beim letzten Mal wird man schon wehmütig. Luft aus der Isomatte ablassen, Schlafsack in den Packsack stopfen, endlos viele Heringe aus dem Boden ziehen. Was die letzten zwei Wochen zum alltäglichen Vorgehen gehörte, wird nun durch das „normale“ Leben in der Zivilisation ersetzt.

Ein letztes Mal Zelt abbauen

Die Fähre verlässt Saltoluokta erst gegen 12:15 Uhr, wir sitzen also vor der Fjällstation und genießen die Sonnenstrahlen. In der Früh ist eine riesige Gruppe Eltern mit Kindern und vermutlich Erzieher_innen angekommen. Die Kleinen sind bis zur Nasenspitze in Outdoorklamotten und Gummistiefeln verpackt, ein sehr niedlicher Anblick. Auch ihre Hampelmann-Aufwärmübungen sind lustig anzuschauen.

Ein Gruppenfoto mit Anne und Volker (und dem Finger des eher weniger talentierten Fotografen 😉 )

Die Fjällstation Saltoluokta

Jugendherbergen-Charme


Eine Reisegruppe hat selbstgemachte Trophäen dabei, hier seht ihr den “silbernen Liegestuhl”. Es gibt auch noch den “Goldenen Kugelgrill”.

In der Früh zeigt sich der Lulep Gierkav noch bedeckt.

Dies ändert sich ein Stündchen später.
Ich hänge sogar noch mal meinen Rucksack an die Waage, zeigte der nach der letztjährigen Reise hier 18,5kg an, so blinken nun über 23kg auf. Nun ja, schwereres Zelt, schwererer Kocher und doch noch ein paar extra Utensilien. Trotzdem kommt er mir nun mit noch über 20kg unfassbar leicht vor, ich werfe ihn mir nahezu mühelos über die Schulter, vergangen ist das Hochwuchten der ersten paar Tage.

Mit Anne und Volker geht es ab zur Fähre


Lulep Gierkav

Und Blick nach Osten, wo es ein paar Sami-Häuser gibt.
Die Fährüberfahrt bei schönsten Sonnenschein lässt noch einmal tolle Ausblicke zu, ganz anders als bei der Herfahrt, wo Markus und ich ja nur saßen und vor uns hin froren.

Gierkav vom Boot aus
Nach der kurzen Überfahrt kommt auch bald der Bus an, der uns zurück nach Gällivare bringen wird.
Im Bus lerne ich noch Esther aus Deutschland kennen, so ist auch hier sichergestellt, dass ein Großteil der Fahrt mit aufgeklappter Landkarte verbracht wird, wir gleichen gegenseitig ab, wo wir im Sarek langgelaufen sind und berichten uns von vergangenen Radtouren (wobei ihre da deutlich abenteuerlicher sind 😉 )
In Gällivare selbst geht es dann zum COOP. Im Supermarkt stehen und den Mund nicht mehr zubekommen, auch das ein Klassiker nach der Wandertour. So habe ich aber bald meine geliebten Zimtschnecken im Einkaufswagen und kann der Zug-Weiterfahrt gelassen entgegensehen.
Volker, Anne und ich verabschieden uns noch von Esther, die zusammen mit ihrem Wanderkumpan noch ein paar Stunden in Gällivare hat, bevor sie beide mit dem Nachtzug nach Stockholm aufbrechen. Wir hingegen springen jetzt gleich in den Zug und eh man sich versieht sind wir in Luleå zurück.

Blick auf vorbeiflitzende Landschaft, die Langsamkeit der Wanderung ist damit auf alle Fälle passé.
Volker und Anne beziehen ein Hotel in Bahnhofsnähe. Ich habe gestern Abend mich drangemacht zu schauen, ob das Hotel (Clarion Sense) von der Hinfahrt noch bezahlbare Zimmer hat. Die erste Nacht mit Markus hat 80€ gekostet, für 2 Leute ein Schnäppchen in einem 4-Sterne Hotel. Markus berichtete gestern telefonisch, dass er bei seiner Rückfahrt ein anderes Hotel suchen musste, da sie für ein Einzelzimmer 120€ aufriefen. Ich habe jedoch Glück, bei mir soll es „nur“ 60€ kosten. Da aber auch ein Hostelzimmer kaum unter 40€ zu bekommen ist, gönne ich mir den Aufpreis. Ein Zimmer für mich allein und ein BETT! Ein echtes Bett. Mit KOPFKISSEN! Mein Jauchzen und Jubilieren, als ich im Zimmer stehe kennt keine Grenzen.

Ankunft im Hotel, die Laune ist super. Das Kopftuch versteckt allerdings ein schlimmes Geheimnis….

Die Haare sind nur noch eklig!!

Und stehen von alleine!
Bevor ich wieder in die Stadt verschwinde jedoch was ganz, ganz Wichtiges: die DUUUUUUSCHE! Mein letztes Bad war am Fuße des Sluggá, das ist jetzt fast 72 Stunden her und vor allem die Haare sehen grauenerregend aus. Nach diesem Gletscherbad nun unter der heißen Dusche stehen, so stelle ich mir den Himmel vor. Ich entschließe mich, Umwelt hin- oder her, doch zu testen was der Boiler des Hotels so hergibt. Nach 45 Minuten wird die Haut langsam schrumpelig und ich merke, dass der Heißwassertank doch mehr Reserven hat als ich.

Endlich wieder sauber!
Frisch gewaschen und in sauberen Klamotten (ich hatte vor der Abreise hier noch einen Rucksack im Hotel deponiert) geht es zum Abendessen. Dieses war ja bei der Anreise eine Katastrophe, der eklige Burger bei MAX um 23 Uhr soll diesmal nicht wiederholt werden.
Doch heute bin ich deutlich früher dran und bekomme einen wahnsinnig guten Burger in einem Restaurant mit dem illustren Namen „Bastard Burger“. Auch der Menü-Preis von 17€ ist für das Gebotene in Schweden mehr als nachvollziehbar, zudem sehr, sehr lecker.

Ausblick auf den Hafen Luleås

Pures Paradies nach den Tütennudeln der letzten Wochen.
Auf dem Rückweg zum Hotel geht es noch zum COOP, und ich verprasse meine letzten Kronen um mir schwedische Leckereien zu kaufen, die ich mit heim nehmen will.


Auf dem Rückweg bestaune ich noch kurz eine Feuershow.
Erschöpft und glücklich sinke ich abends ins Bett, der Nacken jubiliert endlich auf einem Kissen zu liegen. Nur die dicke Decke überfordert den Körper, es ist etwa 20° wärmer als die vergangenen Nächte, und ich schwitze dadurch wie bekloppt.