Ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert die Ansicht. Wir befinden uns heute auf dem blauen Tourabschnitt Nr. 13.
Die Nacht war dann tatsächlich ziemlich kalt, jedoch nicht ganz so frostig wie die Vorhergehende. Mein nächtliches Aufstehen und aus dem Zelt quälen zeigte wieder viele Sterne, leider keine Polarlichter.


Da es heute direkt auf den Berg gehen soll, kann ich mir ein wenig Zeit lassen und schlafe bis 8 Uhr aus. Nach dem Frühstück geht es mit leichtem Marschgepäckt zum Sluggá. Den Berg hatte ich letztes Jahr bereits auf der letzten Etappe auf dem Kungsleden aus der Ferne gesehen und war begeistert. Auch wenn er mit 1279 Meter nur etwa 380 Meter über meinem heutigen Zeltplatz herausragt, ist er durch seine exponierte Lage dazu geeignet, tolle Blicke in alle Himmelsrichtungen zu ermöglichen. Zudem ist der Sluggá Schwedens symmetrischster Berg. Aus der Entfernung erinnert er an eine Pyramide, den schwedisch-samischen Namen „Beule“ finde ich nicht so passend.

Bis zum Fuße des Berges brauche ich etwa eine Dreiviertelstunde, vielfach wieder recht matschig und ich muss ein paar Stellen umgehen.




Am Berg selber geht es die Ostseite empor und obwohl es sehr steil ist, geht es nur selten über Blockfelder, ein wenig ausgetretener Pfad führt mehrheitlich über Grasflächen. Trotzdem muss ich mich an einigen großen Steinen hochziehen und bin nur froh über den leichten Rucksack auf dem Rücken.



Und dann: Endlich oben!


Oben an der Bergspitze erwartet mich ein fantastisches Panorama: Im Westen blicke ich auf das Áhkká-Massiv, welches ich ja gestern schon bei der Brücke im Guhkesvágge sehen konnte. Im Südwesten dann das Sarekjåhkkå-Massiv, wieder mit dem markanten Gipfel des Sarvatjåhkkå. Im Süden das Ähpár-Gebirge, welches ich im Basstavágge umgangen habe. Neu ist der Blick gen Norden. Dort sieht man den Suorva-Staudamm in der Ferne, dort verläuft auch die einzige Straße weit und breit über die Markus und ich zu Beginn mit dem Bus angereist sind. Und am nördlichen Fußende des Sluggá beginnt zudem der Pietsaure-See, der sich nach Osten erstreckt und an dem ich weiter entlanglaufen werde um zum Abschluss der Tour zu gelangen. Auf der anderen Seite des Pietsaure steht der Alep Gierkav und der Lulep Gierkav, wobei Zweiterer morgen noch mal interessant werden wird 😉
Panorama gen Norden mit dem Pietsaure See rechts, dem Akkajaure links.
Panorama gen Süden, links-mittig das Ähpár-Gebirge, rechts daneben das Sarek-Gebirge und fast ganz rechts das Ákká-Massiv


Ich finde hier oben sogar ein Gipfelbuch, in welches sich seit 2006 vielleicht 100 Leute eingetragen haben, dass sollen die Alpen erstmal nachmachen. Zudem steht hier oben eine Wetterstation (?) auf einem Schlitten befestigt, ich kann mir kaum ausmalen wie das Teil hier hochgeschleppt wurde.
Manche suchen schon den Kontakt zur Heimat 😉

Dann passiert mir das teuerste Malheur der ganzen Tour: Habe ich gerade schon die ersten paar Aufnahmen von der Umgebung gemacht, schaltet sich plötzlich die Kamera aus. Wieder angeschaltet kriege ich 3 Fotos hin, dann geht sie wieder aus. Und beim erneuten Anschalten kommt ein Whitescreen und danach absolut gar nichts mehr. Akkuwechsel, Speicherkarte rein oder raus, mit oder ohne Objektiv, meine treue Olympus ist auf diesem Berg in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Zuerst macht sich gigantischer Frust breit. Schließlich führe ich mir aber vor Augen, was diese Kamera geleistet hat: 4 Wandertouren in Schweden, dann mehrere Urlaube in Israel, Griechenland, in den Alpen, bei Städtetouren und zahlreiche Astro-Versuche auf dem Acker. 4 Jahre hat die Kamera mich jetzt begleitet und hatte wahrlich nicht immer den kuscheligsten Platz in der Kameratasche.

Zudem bin ich heilfroh, dass die Kamera heute kaputt geht, am vorletzten Tag der Wanderung. Ich schleppe insgesamt 3 Objektive herum, Ersatzakkus und Zubehör. Die Kameratasche an der Hüfte ist über 2,5 Kilogramm schwer. Wäre die Kamera also in den ersten Tagen kaputt gegangen, ich hätte mich wohl unfassbar geärgert. Kann man ja nicht im Gebüsch liegen lassen und später holen, sondern hätte man als nutzloses Gewicht mit rumschleppen müssen. Zudem macht mir das Fotografieren wirklich Spaß, das wäre mit dem Handy einfach nicht dasselbe gewesen.
Apropos Handy, die nun folgenden Aufnahmen habe ich dem Telefon zu verdanken. Damit ist zwar der künstlerische Spielraum ganz schön begrenzt, aber besser als gar keine Fotos ist es allemal und für zwei Tage werde ich das durchhalten.
Blick zurück zum Zeltplatz. Mein Zelt steht in der Nähe des dreieckigen Sees in der Bildmitte, oberes Bilddrittel. Hier hätte ich gerne wieder mein Zoomobjektiv 🙁
Obligatorische Gipfel-Selfies
Willkommen zu MEINEM Sarek
Nachdem es auf dem Gipfel empfindlich kühl war sog ich ein letztes Mal die tolle Aussicht gen Süden in mich auf und machte mich an den steilen Abstieg.
Pietsaure vom Gipfel aus gesehen.
Blick auf den steilen Abstieg.
Wieder herunter vom Sluggá
Zurück klappte alles gut und 3 Stunden nach dem Losgehen stand ich wieder vor meinem Zelt.
Blick auf meine “Badewanne”
Gestern hatte ich ja noch mit mir gehadert, ob ich einen halben Ruhetag mache oder weitergehen sollte am Nachmittag. Ich entschließe mich aber heute das gute Wetter nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Nach dem Mittagessen vor dem Zelt packe ich meine Habseligkeiten zusammen und mach mich auf den weiteren Weg. Der Plan ist heute noch ein paar Kilometer zu schaffen, damit es morgen erstens weniger nach Saltoluokta sind und vielleicht ist so auch eine Besteigung des Lulep Gierkav noch möglich.
Hier geht es nun hoch zur Passhöhe. Dann kann ich oben am Hang am Pietsaure-See entlang laufen.
Blick zurück zum Sarek-Gebirge, nach Ankunft an der Passhöhe.
So muss ich erst ein paar Höhenmeter zur Passanhöhe ableisten, danach geht es schräg am Hang entlang. Dieser stellt die Südflanke des Pietsaure-Sees da, ich habe also einen traumhaften Blick aufs Wasser. Zudem ist es hier oben wirklich sehr geröllhaltig und macht für einen obskuren Ausblick in näherer Umgebung. Trotzdem komme ich gut voran, die Füße tun nicht mehr zu sehr weh und auch der Untergrund erlaubt für schnelle Schritte.
Nun bin ich auf der Pietsaure-Seite des Hangs angekommen und laufe bis fast zur hohen Erhebung in der Bildmitte (Rásek)
Blick zurück zum Sluggá
Das Sarek-Gebirge schaut gerade noch über den Hügel
Gut begehbarer Untergrund.
Kurz vor dem Hügel Rumok, der direkt an der Abbruchkante steht finde ich ein kleineres Grasstück samt Wasser und beschließe somit bereits 2,5 Stunden nach dem Zusammenpacken nun wieder das Zelt aufzubauen. Leider ist die Wiese hier nicht so flach, es steht also eine recht ungemütliche Nacht an, wo ich dauernd auf einer Seite von der Isomatte rolle.
Zeltplatz am Abend. Im Tal der Pietsaure, rechts der Hügel ist der Rásek und auf der anderen Talseite liegt der Lulep Gierkav.
Lulep Gierkav und Pietsaure, die kleine Erhebung vorne links ist der Rumok
Blick zurück zum Sluggá, ein paar Kilometer habe ich heute also doch geschafft.
Man sieht von hier Oben schon die Sami-Siedlung am Ostufer des Pietsaure, da muss ich morgen direkt hin. Da ich morgen in der Nähe der Saltoluokta-Station zelten werde, ist klar dass heute meine letzte Nacht in der „Wildnis“ sein wird, so versuche ich diese voll auszukosten und die Einsamkeit zu genießen.
Über den Pass rüber, und dann beginnt auch schon der Abstieg nach Saltoluokta
Zum Glück ist es bis dahin noch ein bisschen.
Abendessen mit Ausblick
Schon relativ früh auf dieser Reise habe ich mich hier im Bericht über Fußschmerzen beschwert, ohne wirklich ins Detail zu gehen. Der Hintergrund dazu ist: Ich kriege einfach immer Blasen beim Wandern. Habe mich damit abgefunden, kann den Schmerz einigermaßen verdrängen und genieße lieber die schöne Natur um mich rum, als mir zu viel Sorgen um die Füße zu machen. Habe aber beschlossen heute doch mal zwei Beweisfotos zu posten, nicht dass ihr denkt ich bilde mir das alles ein. 😉 Empfindliche Seelen überspringen die Bilder einfach.
Nicht ein oder zwei, nein ganze 3 Lagen Blasen übereinander. So bin ich nahezu täglich dabei die Füße neu mit Blasenpflastern zu versorgen.
Nun aber lieber zu etwas erfreulicherem:
Sluggá im Abendlicht.
Und in der Dämmerung