Tag 1: Endlich unterwegs! Berlin – Wentowsee

Afoot and light-hearted I take to the open road,
Healthy, free, the world before me,
The long brown path before me leading wherever I choose.

                  Walt Whitman: Song of the Open Road

Ich bin endlich unterwegs. Auch wenn in der Planungsphase der Tag so fern schien, und ich manchmal nicht mal selber dran glaubte, dass ich die Tour in Angriff nehmen werde. 

Und doch liege ich gerade in einem Zelt nach einem Tag auf dem Sattel und verfasse diesen Post. 

Wie von Walt Whitman in diesem schönen Gedicht dargestellt (danke Joanna!) bin ich nun auf dem “Long brown path” und sofern ich dies mitbestimmen kann, wird dieser mich zum Nordkapp bringen. 

Nach dem Stress der vergangenen Tage und der Aufregung kam der heutige Starttag nach weit weniger Schlaf, als eigentlich gesund gewesen wäre. Ich habe noch ein paar letzte Sachen in der Wohnung aufgeräumt, habe dann mein Rad mit zahlreichen Taschen dekoriert und hab dann das letzte Mal für lange Zeit die Tür hinter mir zugeschlagen. 

Die ersten paar Minuten ging es durch den Prenzlauer Berg zu einem bedeutenden Startpunkt für mich:

Was könnte es besseres geben als von der Nordkappstraße zum Nordkapp zu fahren?

Zweiter Stop ist der S-Bahnhof Westhafen, wo ich mit zahlreichen Freund_innen verabredet bin, die einen Teil ihres kostbaren Feiertags dafür verwenden wollen, mit mir gemeinsam die Tour zu beginnen. 

Es wird eine herrliche Fahrt entlang des Berlin-Kopenhagen Radwegs. Ich bin erstaunt an wie viele Stellen ich mich erinnern kann, obwohl die letzte Tour nach Kopenhagen fast genau ein Jahr zurück liegt. 

Da die Route wirklich gut ausgeschildert ist, brauche ich nicht konstant die Führung übernehmen, und so schlängeln wir uns in Zweier- und Dreiergrüppchen den Weg entlang. 

Starten wollte ich ursprünglich am Brandenburger Tor, einfach weil ich das bisher immer so gemacht habe. Aber da kam mir Kirchentag, 80.000 Zuhörer_innen und ein Mann namens Barack Obama dazwischen. Dieser hält nämlich heute dort die Rede. Dann halt vom Westhafen aus, so sind wir wenigstens schnell am Flughafen Tegel, dann geht es über Henningsdorf und Birkenwerder nach Oranienburg. 

Pausen kommen nicht zu kurz und um 15 Uhr verabschiede ich mich von allen vor dem Bahnhof in Oranienburg. 
Danke euch allen fürs mitkommen, hat mir sehr viel bedeutet und riesigen Spaß gemacht! 

Danach schwinge ich mich wieder auf das Rad und biege nun vom Berlin-Kopenhagen Radweg ab. Der ist zwar schön um die Landschaft zu entdecken, aber so verzweigt, dass man viele extra-Kilometer machen muss um nach Rostock zu kommen. 

Ich stattdessen habe vor, auf relativ direktem Wege voranzuschreiten und da ich von einem Bekannten einen Landstraßen-GPS-Track erhalten habe (Danke Daniel!), fahre ich nun auf dieser Route weiter. 

Das geht meistens ganz gut, auf begleitenden Radwegen neben der Landstraße. Teilweise bleibt mir aber auch nichts anderes übrig als auf der Bundesstraße selbst zu fahren, und da mir die SUV-Fahrer_innen dankenswerterweise ganze 30cm Platz beim Überholen mit 100km/h zugestehen, wird es manchmal etwas unentspannt. 

Bis Oranienburg habe ich bereits 55km auf dem Tacho und langsam merke ich, dass die Kraft in den Beinen schwindet. Bloß gut, dass eine Imbissbude mit dem klangvollen Namen “Curry Imbiss an der B96” meinen Weg kreuzt. Mit neuer Energie folge ich weiter der Strecke! 
Allerdings macht sich das Fahrradgewicht deutlich bemerkbar, mit Gepäck bin ich bei über 50kg, welche beschleunigt und Anhöhen herauf transportiert werden wollen.

Schön ist es dennoch! 

Doch ich habe einen Campingplatz am Gransee im Visier und das werde ich auch schaffen. In Gransee selber merke ich jedoch, dass der Campingplatz doch noch ein Ort weiter ist, und so setze ich relativ müde und erschöpft zu den letzte 10km des Tages an. 

Nach 95km Tagesstrecke komme ich an einem schönen Platz am Wentowsee an und richte mich häuslich ein. Bis auf die zahlreichen Mücken lässt es sich hier gut aushalten, ich nehme es aber einfach als Training für Schweden. 

Sonnenuntergang am Wentowsee
Interessant ist, wie lange alles am Anfang einer Campingreise dauert. Zelt aufbauen, kochen, duschen. Alles dauert gefühlt doppelt so lange wie zu Hause. Und morgen kommt dann noch das Taschen einräumen, ein Vorgang, vor dem es mir jetzt schon graust. Aber mit Übung wird das zukünftig deutlich schneller gehen. 

Ich bin zufrieden mit dem ersten Tag und erwarte mit Spannung, wie sich Popo und Beine morgen bei den ersten Kilometern anfühlen werden. 


(Ein Klick auf die Route vergrößert das Bild) 

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