Pamir Highway – Auf zu neuen Abenteuern

Prolog

So, Zeit wieder Leben auf diesen Blog zu bringen.
Schon seit Monaten bin ich im Planungsmodus für meinen Sommerurlaub. Fest stand ursprünglich nur eins: Nach dem Wandern letztes Jahr im Sarek sollte es dieses Jahr wieder eine längere Radreise sein, hatte ich das doch seit meiner Fahrt zum Nordkapp nicht mehr gemacht. 2018 habe ich überhaupt keine mehrtägige Radtour unternommen, nur viele Tagestouren. Und obwohl ich mich 2019 steigern konnte, einen 2-Tagestrip von Halle nach Berlin, sowie einen 4-tägigen Trip auf dem Saale-Radweg unternahm, war das doch nur die Vorbereitungseinheit für den Sommerurlaub.

Denn dieses Jahr geht es, die Überschrift hat es schon verraten, auf den Pamir Highway.
PaWHAT? PaWHERE? sind die anschließenden Fragen, die ich in letzter Zeit auf diese Ankündigung erhielt, verbunden mit dem Blick in verständnislose Gesichter.

Wann genau ich vom Pamir Highway erfuhr weiß ich gar nicht mehr. Ein paar einzelne Tourenberichte schwebten durch die Rad-, Wander- und Fotografieforen, auf denen ich mich tummele. Eingefallen ist es mir die Strecke wieder, als ich ein Reiseland für eine ca. einmonatige Radreise suchte und Lust auf einen Szenenwechsel zu europäischen Wegen hatte. Ein entfernter Bekannter war die Strecke bereits gefahren und erzählte begeistert von der Reise.

Doch jetzt zu den grundlegenden Informationen: Beim Pamir Highway handelt es sich um eine Strecke in Tadschikistan und Kirgistan, die (unter anderem) durch das Pamir-Gebirge führt. Wer auch mit dieser Info nichts anfangen kann, hier noch eine Zoom-Stufe raus: Tadschikistan liegt eingebettet in Zentralasien, und das Pamir-Gebirge grenzt im Süden an Afghanistan und im Osten an China.

Was macht nun den Reiz dieser Strecke aus, auf einem Highway kann man ja auch durch die USA fahren, oder sich in Deutschland auf der Landstraße überfahren lassen?
Nun, der Pamir Highway und das Pamir-Gebirge sind da doch ein wenig spektakulärer: Mich erwarten karge und bergige Landschaften, steile Pässe, einsame Ortschaften. Sengende Hitze und vielleicht auch Neuschnee vor dem Zelt, hoffentlich viel unterstützender Rückenwind und möglichst wenig fieser Gegenwind.

Und wer bei ‘Highway’ an sechsspurigen und frischen Asphalt denkt, wird schnell eines Besseren belehrt. War die Strecke zu Sowjet-Zeiten noch gut geteert und in Schuss gehalten, so ist es inzwischen eine Schlaglochübersäte Piste, wo teilweise der Asphalt ganz aufhört und stattdessen auf Kies, Waschbrettpiste oder gar Sand zu fahren ist. Auch Sechsspurig ist da nichts, teilweise wird es wohl eher in die Kategorie “Einspurig mit Gefahr von Klippensturz” fallen.

Doch je mehr ich mich in den letzten Monaten informiert habe, Foren gewälzt, Blogs gelesen und Youtube-Reisebericht geschaut habe, desto größer ist die Vorfreude auf diese abwechslungsreiche Strecke geworden.

Dürfte ich von den dutzenden Videos, die ich bisher dazu gesehen habe, nur ein kurzes auswählen, um meine Faszination zu erklären, so würde ich euch dieses ans Herz legen:

Die Route

Ich fliege von Frankfurt aus in die tadschikische Hauptstadt Duschanbe. Ein Tag zum Sightseeing und für Besorgungen steht an, dann geht es mit dem Bus weitere drei Stunden näher ans Pamir-Gebirge nach Kulob, in die autonome Provinz Berg-Badachstan (GBAO – Gorno-Badachstan avtonomnaja oblastj) wo die Radreise startet. Von hier geht es mit dem Rad ins Panj-Tal nach Khorugh, immer am Fluss Panj entlang. Und auf der anderen Seite des Flusses, der zugleich die Landesgrenze darstellt, warten tolle Blicke nach Afghanistan auf mich. In Khorugh fahre ich entweder auf dem Pamir Highway tiefer ins Pamir-Gebirge oder bleibe im Wakhan-Tal auf einer Strecke entlang der tadschikisch-afghanischen Grenze. Erwartete mich bis dahin vor allem viel Staub und ein Thermometer, das sich tagsüber auch gerne mal bei 43° C einpendelt, geht es dann auf die Pamir-Hochebene. Hunderte Kilometer geht es auf über 3500, stellenweise auf über 4000 Meter über dem Meeresspiegel vorwärts. Hier wird es deutlich kühler sein, aber fiese Winde und die Aussicht auf Gewitter und womöglich Schneefall werden mich auf Trab halten. Ebenso werden die zahlreichen Pässe und die damit einhergehende dünne Luft sicherlich eine Umstellung darstellen. Schließlich lasse ich Tadschikistan hinter mich und fahre vom Hochplateau hinab nach Kirgistan. In der Provinzhauptstadt Osh trete ich dann den Heimflug an.

(Quelle: www.blackdotswhitespots.com/bdws/wp-content/uploads/2015/08/route-pamir-highway-dushanbe-osch.jpg)

Um überhaupt bis zu diesem Punkt zu gelangen war ein ganzer Haufen Recherche notwendig. Auch wenn jährlich ein paar Hundert Radtouristen den Pamir Highway auf sich nehmen, verglichen mit dem Elberadweg ist dies eine verschwindend geringe Anzahl. Dementsprechend war gute Vorbereitung in meinen Augen sinnvoll, um zu wissen worauf ich mich da einlasse.

Neben der Recherche zu Landesgepflogenheiten, Route, Verpflegungs- und Unterbringungsmöglichkeiten musste zudem mein Fahrrad auf Vordermann gebracht werden für den Trip, gesundheitliche Vorbereitung geleistet werden und neue Ausrüstung ausgesucht werden.

In Tadschikistan ist es nahezu unmöglich an brauchbare Fahrrad-Ersatzteile zu kommen, im Falle einer Panne oder eines Defekts ist man also selber für die Reparatur zuständig, sonst ist die Tour schnell zu Ende. So habe ich zahllose Stunden damit verbracht das Fahrrad zu warten, Ersatzteile einzukaufen und verschiedene Reparaturen zu erlernen.

Auch standen insgesamt 3 Impftermine für 4 verschiedene Impfstoffe an. In einem reisemedizinischen Zentrum habe ich tolle Beratung und die Impfungen bekommen, allerdings auch ein stattliches Sümmchen Geld dafür dalassen dürfen. Knappe 550€, von denen meine Krankenkasse zum Glück knappe 400€ übernimmt.

Ein spaßiger Teil der Vorbereitung waren die Neuanschaffungen, ich lese mich gerne in neue Produkte ein, wäge Vor- und Nachteile ab und erprobe dann neue Ausrüstung. Neben einigem Kleinzeug war ein neuer Campingkocher notwendig. Nutzte ich bisher in Schweden einen Spirituskocher, hatte ich wenig Hoffnung diesen Brennstoff in Tadschikistan gesichert kaufen zu können, besonders außerhalb der Hauptstadt. So habe ich mir einen Multifuel-Kocher zugelegt, der kann neben Gas auch mit Benzin, Diesel oder gar Flugzeugkerosin betrieben werden, was die Chancen deutlich erhöht auch in der tadschikischen Wildnis Abends warme Nudeln zubereiten zu können.

Die Vorbereitungszeit verflog schneller als ich es mir vorstellen konnte, trotzdem überwog die Vorfreude darauf endlich dorthin zu reisen und das Land auch außerhalb von Youtube-Dokumentationen mit den eigenen Augen zu sehen und mit den eigenen Beinen zu er-radeln.

In diesem Sinne, los gehts!