In der Nacht zwei Mal schlotternd aufgewacht. Markus neben mir schläft jedoch friedlich. Vermute erst das liegt an seinem deutlich wärmeren Schlafsack. Da er aber ein paar Tage drauf nachts friert und mir warm ist, würde ich die Schuld eher auf den anstrengenden Tag schieben.
Beim Aufwachen jedoch ein gänzlich anderes Bild: Das Zelt ist kochend heiß, steht volle Kanne in der frühen Morgensonne. Frühstück gibt es wieder neben dem Schneefeld sitzend, jedoch mit viel aufspringen, fluchen und nach Mücken schlagen. Erholung sieht anders aus.
Als das Zelt gerade wieder fest am Rucksack verstaut ist, klettert der Stuvgard (Hüttenwart) der Abiskojaure-Hütte über den Vorsprung und grüßt freundlich. Der muss richtig früh losgegangen sein um schon um 9.30 Uhr vormittags am Gipfel zu sein. Neben einem netten Plausch gibt er uns auch ein wenig seines Mückenschutzmittels ab. Ein absoluter Segen! Die Mücken landen gar nicht mehr, sondern drehen frustriert und irritiert in der Luft ab.
Sonnenschein!
Frisch eingeschmiert machen wir uns um 10 Uhr an den Abstieg, dieser dauert etwa 2,5 Stunden, deutlich schneller als die selbe Strecke letztes Jahr mit meiner Mutter und ihren Knieproblemen, da haben wir ca. 4 Stunden für gebraucht.
Blick ins Abisko-Tal beim Abstieg
Im Tal erkennt man schon die Abiskojaurehütte
Am See angekommen
An der Abiskojaurestuga kaufen wir uns die wohlverdiente Cola und viel wichtiger: Mygga-Abwehr in Spray- und Stickform. 100SEK gut investiert, hätte ich mal vorher auf Markus Bedenken hören sollen und dies in Kiruna oder Abisko schon kaufen sollen. Hiermit enden auch die Mückenprobleme des Urlaubs. 2-3 Tage lang tragen wir alle 4-6 Stunden das Mittelchen auf und werden in Ruhe gelassen. Danach treffen wir wundersamerweise auf deutlich weniger Mücken, ich nutze gar kein Spray mehr, Markus greift ab und an dazu. Fairerweise (und um den Lesenden die Angst zu nehmen) muss gesagt werden: Die Mückenstiche waren mehrheitlich schmerzfrei, juckten wenig bis gar nicht und waren im Normalfall nach wenigen Stunden wieder verschwunden. Probleme gab es erst, wenn wieder eine Bremse (oder was auch immer das sein mag) sich einen ordentlichen Bissen Mensch genehmigte.
Nach der Mittagspause in Abiskojaure geht es weiter nach Unna Allakas. Ursprünglich hatte ich (aufgrund fehlerhafter Planung) gehofft, am Abend bereits in Unna Allakas anzukommen. Da es jedoch bereits nach 13 Uhr war und die Allakas-Hütte noch 24km entfernt, besannen wir uns schnell darauf, den Weg dahin zweizuteilen und so weit zu gehen wie wir wollten.
Ich liebe Sumpfgras!
Blick zurück in Richtung Abiskojaure
Kurz nach dem Start in Abiskojaure treffen wir auf einen netten, älteren Schweden. Dieser erzählt uns, dass er vor 40 Jahren schon einmal in der Gegend wandern war. Kann mir gar nicht ausmalen wie das Hüttensystem und die Wege vor so langer Zeit ausgesehen haben müssen. Er biegt nach einiger Zeit auf den Weg nach Stuor Kärpel ab und wir ziehen alleine weiter.
Markus plädiert für ein baldiges Wanderende. Heute hätte ich sogar noch weiter gekonnt, die Rollen haben gewechselt. Wir finden schnell auf Höhe des Sami-Dorfes eine schöne Stelle auf der anderen Seite des Flusses. Nach dem Zeltaufbau nehmen wir Kochzeug und Wechselklamotten runter zum reißenden Gewässer.
Die Koch- und Badestelle
Bei Mücken gilt: Kids, use protection! (Alternativ: Extreme-Kindle-Lesing!)
Nach geraumer Zeit, die nötig war um Mut zu fassen, wagen wir uns doch an eine kurze Bad-Session aus hygienischen Gründen: Ich übernehme die Vorhut, springe todesmutig hinein (die Steine sind zu glitschig um langsam rein zu steigen) und versuche in kurzen Schwimmversuchen keinen Herzinfarkt zu erleiden. Schnell raus! Wenigstens sorgt das eingeleitete Adrenalin und Dopamin dafür, dass es einem schnell wieder warm wird. Und der Vorteil dabei, als Erstes rein zu springen? Ich kann nun seelenruhig zuschauen wie Markus sich der Tortur hingibt.
Zum Aufwärmen gibt es danach leckeres Kartoffelpüree mit klein geschnittenen Pfefferbeißern. Eine Wohltat und ein gelungener Ausklang zu einem schönen Tag. Das Zelt ist wie erwartet ziemlich feucht, steht es doch in direkter Nähe zum Fluss. Nichtsdestotrotz hält uns auch heute nichts vom Schlafen ab.