27.7.2014 Kebnekaise Fjällstation -> Sälka

27.7.2014 Kebnekaise Fjällstation -> Sälka

Auch wenn es mollig warm war im Zelt, habe ich trotzdem recht mies geschlafen. Immerhin hell, trocken und sonnig nach dem ersten Blick durch die Zelttür. Jedoch brauche ich einige Zeit beim Zusammenpacken, was sicherlich daran liegt, dass es am ersten Tag mit vollem Rucksack immer besonders tetris-eque ist 😀 . So komme ich erst um 10 Uhr los.


Weiter gehts


Kebnekaise in Wolken gehüllt

Flaches Stück bis zur Einbiegung ins Tal Richtung Singi. Lässt sich sehr gut und schnell laufen. Zusammen mit einer jungen Familie erlebe ich eine Szene wie aus Hitchcocks “die Vögel”. 3 Vögel attackieren uns dauerhaft im Tiefflug, vermutlich um von ihren Jungtieren abzulenken. Papa, Mama und ich finden es recht spannend, ihr Sohn hingegen ist stark verängstigt und verkriecht sich hinter seiner Mama. Interessanterweise bleibt deren Hund absolut entspannt, auch wenn die Vögel kaum 10cm vor seiner Nase vorbeizischen. War schon sehr beeindruckend, hätte man da den Wanderstock gehoben, wäre der Vogel mit großer Sicherheit dagegen geflogen, so nah kamen sie uns.


Kurzzeitig mal ein wenig anstrengender

Habe mich entschieden statt nach Singi und dann weiter nach Sälka zu laufen, gleich den Pass nach Sälka, vorbei am See auf 980m, zu nehmen.


Rechts geht es zum Aufstieg

Auch wenn der Aufstieg sicherlich beschwerlicher ist als der Weg untenrum entlohnt die Aussicht von oben alle Mühen!


Endlich oben!


Blick ins Tal

Schaffe es einen Adler beim kreisen zu beobachten und genieße den Blick runter nach Singi.

Auch komme ich so in ein nettes Gespräch mit 3 jungen Schweden, die von Abisko aus gestartet waren und als größtes Weh-Wehchen einen ordentlichen Sonnenbrand auf der Glatze aufweisen konnten. Auch nicht wirklich Lappland-typisch! 😀

Die 5km runter ins Tal gehen sehr schnell, häufig muss ich mich bremsen. Ursprünglich hatte ich vor, ins Sinnivaggi abzubiegen, aufzusteigen bis zu den Seen, dort zu übernachten und am nächsten Tag die Besteigung des Kebnekaise via dem Durlings Led in Angriff zu nehmen. Im Laufe des heutigen Tages hatte ich mir aber eine ordentliche Blase an der Hacke gelaufen (nicht eingelaufene Bergstiefel lassen grüßen), war noch richtig kaputt vom gestrigen Marsch mit dem vielen Gewicht und zudem gab es Wettermäßig zweifelhafte Angaben. Deshalb entschied ich mich weiter zu laufen in Richtung Sälka, der Kebnekaise läuft mir ja nicht weg.


Hier hätte ich zum Durlings Led abbiegen müssen.


Dann doch lieber geradeaus in Richtung Sälka

Nach Sälka sollten es 9km sein, so weit wollte ich nicht, einfach irgendwo auf dem Weg dorthin das Zelt aufschlagen. Allerdings laufe ich einer ordentlichen Regenwolkenwand entgegen, mache noch kurz Pause an der Schutzhütte zum Essen und hatte dann vor, nur noch einen Kilometer zurückzulegen um dann das Zelt aufzustellen. Genau auf diesem einen Kilometer holt mich jedoch der Regen ein.


Regen im Anmarsch!

Schnell den Rucksack hingeschmissen, Regenjacke angezogen und weitergestiefelt. Blöderweise lasse ich die Regenhose aus, in der Hoffnung dass der Sturm schnell vorbeizieht. Großer Anfängerfehler!

Der Regen will nicht aufhören, nach einer halben Stunde ist meine Hose so vollgesogen, dass meine Schuhe bis zum Schaft voll Wasser laufen. Innerlich verfluche ich mich für diesen blöden Fehler, stampfe aber missmutig weiter. Auch wird mir leicht unwohl, stehe ich doch recht exponiert mit 2 schönen Alutrekkingstöcken auf weiter Flur, während es blitzt und donnert. Hilft ja nichts, jetzt brauch ich auch nicht anfangen das Zelt aufzubauen, da kann ich einfach weiterlaufen. So komme ich schließlich doch noch nach Sälka und siehe da: Kaum sind die Hütten in Sicht, hört der Regen auch auf!

Wenigstens sehe ich heute “nur” 36 Leute (immer fleißig mitgezählt), also eine deutliche Verbesserung zu gestern.
Völlig aufgeweicht bei der Hütte angekommen gibt es erstmal einen leckeren Tee, dann baue ich das Zelt auf den “Delta-Flächen” auf.


Zeltplatz in Sälka


Traumhafte Aussicht!

Wahnsinn wie schnell die Pegel steigen, wie dreckig und aufgewühlt das Wasser aussieht. Schnell alles ab in den Trockenraum (gibt es ein adäquates Adjektiv für das Kriechen unter nassen Thermohosen, Trekkingsocken, Regenjacken und Schuhen außer: “Eklig”?) und dann ab zur Sauna, denn wenn ich schon fürs Zelten zahle, dann kann ich die Möglichkeit zum aufwärmen gleich mitnehmen!

Nach dem zweiten Saunagang kehrt die innere Wärme zurück und die Gespräche in der Sauna werden auch lustiger. Mein persönliches Highlight: Der schwedische Richter, der mir und 4 anderen deutschen Studenten (zufällig auch aus München) und 2 Franzosen mit Bezug auf die Fußball WM ein “Don’t talk about the ball” (im Stile eines “don’t talk about the war”) entgegenbringt. Mir als Fußballhasser grade recht, die deutschen Sportstudenten würden vielleicht doch lieber drüber reden.

Nach 21km gestern und 23km Wegstrecke heute bin ich erledigt, meine Blase am Fuß ist gewachsen ohne Ende und so genieße ich den Tagesausklang mit meinem Essen in der Hütte. Schon schön, nicht in der Hocke essen zu müssen, sondern gemütlich am Herd alles zuzubereiten. Gemütliche Gespräche bis 23 Uhr, dann einmal umfallen und bevor ich im Zelt überhaupt den Schlafsack zugezogen habe, bin ich schon längst eingeschlafen.

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