[Tag 16]: Ze’elim – Nizam-Strand

[Biking] – Israel 2019

[Tag 16] Ze’elim – Nizam-Strand

14. Dezember 2019: 85 Kilometer, 550 Höhenmeter von Ze’elim am Gazastreifen vorbei nach Nizam.

GPX-Daten

Hier die heute gefahrene Route, anschließend in Relation zur Gesamtstrecke:

Zeit in Bewegung: 4:19h
Tempodurchschnitt: ~19,6km/h (!!!)
Maximalgeschwindigkeit: 43,9km/h

Gesamtstrecke (Rot) in Relation zur heutigen Strecke (Blau)

Meine Schlafgelegenheit (E-M5, 18mm, f/7.1, 1/13sec, ISO-400)
(E-M5, 14mm, f/7.1, 1/13sec, ISO-400)

In der Früh stehe ich noch vor dem Sonnenaufgang auf und warte dann einsatzbereit mit der Kamera auf die ersten Sonnenstrahlen.

Sonnenaufgang vom Aussichtsturm (E-M5, 34mm, f/9, 1/500sec, ISO-100)

Danach finde ich heraus, das ich nicht eine Packung Porridge aus Deutschland mitschleppe, sondern zwei. Prompt landen die verbliebenen 300gr Müsli im Müll, schließlich finde ich das israelische Müsli bisher nahezu ungenießbar und musste es mir täglich irgendwie reinzwingen. Stattdessen nun also leckerer Schokoporridge zum Frühstück.

(DSC-HX50, 129mm, f/6.3, 1/800sec, ISO-125)
(DSC-HX50, 129mm, f/6.3, 1/800sec, ISO-160)

Anschließend geht es wieder zurück auf die Route 222, welche an einem frühen Shabbat-Morgen absolut traumhaft ist. In der ersten halbe Stunde überholt mich kein Auto in meine Richtung, dafür begegne ich einigen Personen auf dem Rennrad. Erneut fahre ich an gigantischen Obstplantagen vorbei, mein Herz macht einen Hüpfer nach all dem Sand und Geröll der letzten Tage, oder gar der letzten 1,5 Wochen.

(E-M5, 36mm, f/11, 1/30sec, ISO-100)

War ich gestern schon in Nähe des Gazastreifens, halte ich heute voll drauf zu. Ich fahre auch mal auf den kleineren Straßen um die Kibbuzim zu besuchen, welche nahezu direkt an der Grenze liegen.

(E-M5, 28mm, f/9, 1/320sec, ISO-100)
Auf kleinen Nebenstraßen zu den Kibbutzim entlang der Grenze (E-M5, 17mm, f/8, 1/160sec, ISO-100)
(E-M5, 45mm, f/9, 1/320sec, ISO-100)
(E-M5, 45mm, f/5.6, 1/800sec, ISO-100)

Interessanterweise erscheint mir der Gazastreifen hier gar nicht so allpräsent. Geografisch liegt dieser nämlich hinter einer Anhöhe, man sieht Gaza-Stadt und die anderen besiedelten Gebiete im Gazastreifen also nur selten. Auch scheint das Leben hier seinen Gang zu gehen, sofern es keinen Raketenbeschuss gibt. In Friedenszeiten ist es hier auch nicht anders als im Norden in der Hula-Ebene oder gar in deutschen landwirtschaftlichen Gebieten.

Nicht mehr weit (E-M5, 34mm, f/8, 1/60sec, ISO-100)

Doch ganz verlässt die heikle Lage nicht das Bewusstsein, hin und wieder entdeckt man Hinweise, dass es hier auch oft genug um Leben und Tod geht:

Iron Dome Anlage (DSC-HX50, 29.63mm, f/6.3, 1/800sec, ISO-160)

So fahre ich bereits in der ersten Stunde an einer Iron-Dome-Station vorbei. Diese mobilen Einsatzplattformen, von denen mehrere in Israel an neuralgischen Punkten verteilt stehen, beherbergen Radar und eine Batterie Flugabwehrraketen. Erkennt das Radar eine gestartete Rakete aus Gaza, so wird deren Flugverlauf berechnet. Sollte die Gefahr bestehen, dass die Rakete in bewohntem Gebiet einschlagen könnte, startet das Iron Dome System eine Abfangrakete, welche die feindliche Rakete zielgenau trifft und zur Explosion bringt. Dabei können sowohl Raketen, wie auch Artilleriegranaten abgefangen werden, und zwar mehrere gleichzeitig und zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Iron Dome Raketenbatterie (DSC-HX50, 129mm, f/6.3, 1/800sec, ISO-250)

Statistisch fängt das Iron-Dome-System 90% der Angriffe erfolgreich ab. Das Iron Dome ist eine technische Meisterleistung, welche in der letzten Dekade erheblich geholfen hat, die Zivilbevölkerung nahe des Gazastreifens (und nahe der libanesischen Grenze und syrischen Grenze, wo weitere Plattformen stationiert sind) zu schützen. Dafür nimmt der Staat und das Militär auch große finanzielle Bürden auf sich: Nicht nur, dass die Entwicklung der Iron-Dome-Plattform mehrere hundert Millionen Dollar verschlungen hat. Auch die Lenkkörper, die zum zielgerichteten Abfangflug eingesetzt werden, kosten zwischen 35.000 und 50.000 Dollar das Stück. Und sie fangen damit Raketen ab, die für wenige tausend, wenn nicht gar für ein paar hundert Dollar in Gaza gezündet wurden.  (Mehr zu dieser unglaublichen technischen Erfindung findet man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Iron_Dome )
Nebst der bitteren Realität, dass es Gruppen wie der Hamas und dem islamischen Dschihad darum geht, ganz bewusst Raketen auf zivile israelische Zentren zu schießen, merkt man hier den Unterschied: Israel investiert viel Geld, Personal und Ressourcen darauf, seine Zivilbevölkerung zu schützen. Hamas hingegen verlegt ihre Raketenabschussrampen mitten in zivile Zentren, um sich so selbst zu schützen oder Israel in medialen Verruf zu bringen, sollte die israelische Armee doch gegen die Abschussanlagen vorgehen.

Weiterhin hatte ich in der Westbank schon Betonpoller gesehen, die an Bushaltestellen aufgestellt wurden um die in letzter Zeit immer wieder vorgekommenen Terrorattacken durch Autos und LKWs zu unterbinden, nahe des Gazastreifens stehen nun ganz andere Schutzmaßnahmen an den Bushaltestellen:

Die typische Bushaltestelle nahe des Gazastreifens (E-M5, 30mm, f/9, 1/200sec, ISO-100)

Jede Bushaltestelle hat hier einen eigenen Luftschutzbunker gegen die Raketen. Vom jüdischen Nationalfond und seinen Spender*innen finanziert, erstrahlen ein paar dieser Bunker wenigstens mit schönen Verzierungen, es bleibt trotzdem das Gefühl surrealen Wahnsinns bei mir hängen, dass ein Luftschutzbunker an der Bushaltestelle gebraucht wird.

Innenansicht Luftschutzbunker (E-M5, 14mm, f/5.6, 1.3sec, ISO-100)
(E-M5, 45mm, f/9, 1/160sec, ISO-100)
Luftschutzbunker (E-M5, 16mm, f/10, 1/160sec, ISO-100)

Kurz vor dem Kibbuz Nahal Oz gibt die Straße den Blick frei auf Gaza Stadt. Hier bin ich etwa noch 3-4km von der Grenze entfernt. Klar könnte ich noch näher heranfahren, aber erstens fühlt sich das ein wenig nach Katastrophentourismus an, zweitens käme dann unweigerlich wohl eine Militärkontrolle auf mich zu, da habe ich wenig Lust drauf.

Erster Blick auf den Gazastreifen (E-M5, 45mm, f/11, 1/200sec, ISO-100)
Blick nach Gaza-Stadt (E-M5, 45mm, f/10, 1/250sec, ISO-100)
Straße zur Grenzanlage, dahinter Gaza-Stadt (DSC-HX50, 128.07mm, f/6.3, 1/800sec, ISO-160)
Bauarbeiten an der Grenzanlage (DSC-HX50, 129mm, f/6.3, 1/800sec, ISO-125)
Panorama mit Blick auf den Gazastreifen (E-M5, 45mm, f/8, 1/320sec, ISO-100)
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Gaza am Horizont (E-M5, 45mm, f/10, 1/320sec, ISO-100)
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Gedenkort (E-M5, 38mm, f/10, 1/320sec, ISO-100)

Doch nach bereits eineinhalb Stunden verschwindet der Gazastreifen im Rückspiegel, es bleibt, trotz der aufgeblasenen Berichterstattung dazu, ein winziger Landstrich.

Zurück auf dem Highway, aber dafür ist es blumig (E-M5, 25mm, f/10, 1/200sec, ISO-100)

Hier fahre ich auch wieder auf den Highway auf, dieses Fahrgefühl hatte ich seit Tag 1 oder 2 nicht mehr. Zweispurig in beide Richtungen habe ich zum Glück einen großen Seitenstreifen für mich alleine. Seit heute früh habe ich erstmalig auf dieser Tour wirklich anständigen Rückenwind. So schieße ich auch jetzt auf dem Highway mit über 25km/h dahin, es läuft heute einfach. Hinzu kommt, dass fast keine Steigungen mehr zu absolvieren sind, das hilft natürlich enorm!

Kurz vor Ashkelon mache ich in einem kleinen Dorf Rast. Ich habe nur noch ein kurzes Stückchen zu fahren heute, Zeit für eine ausgedehnte Mittagspause im Gras, und den Blick über Palmen schweifen lassen.

(E-M5, 21mm, f/9, 1/80sec, ISO-100)
Mittagspause in einer Gartenanlage (E-M5, 21mm, f/9, 1/20sec, ISO-100)
Mittagessen, heute ohne hungrige Katze (ZTE A2017G, 4.216mm, f/1.8, 1/120sec, ISO-183)

Israel fühlt sich nun, da ich an Ashkelon vorbei fahre, wieder deutlich urbaner, großstädtischer, geschäftiger an. Nach all den Tagen in der Wüste, all den kleinen Siedlungen, stechen nun wieder Hochhäuser in den Himmel, scheint das beschleunigte Leben mich wieder zu haben.

Ashkelon (E-M5, 45mm, f/9, 1/200sec, ISO-100)

Gut das ich dem noch entkommen kann, indem ich beim Kibbuz Nitzan zum Strand abbiege. Eine kurze Fahrt durch eine Dünenlandschaft, dann habe ich nach 14 Tagen endlich wieder das Mittelmeer im Blick.

Erster Blick aufs Mittelmeer (E-M5, 45mm, f/9, 1/200sec, ISO-100)
Endlich zurück am Mittelmeer (E-M5, 14mm, f/9, 1/200sec, ISO-100)
Rückkehr zum Mittelmeer! (ZTE A2017G, 2.48mm, f/2.2, 1/1300sec, ISO-101)

Der Strand selber ist heute relativ leer, dies dürfte am starken, kühlen Wind liegen. An der kleinen Strandbar kläre ich, wo ich mein Zelt aufbauen darf.

Am Strand mit Blick auf Ashdod (E-M5, 30mm, f/9, 1/160sec, ISO-100)
Tanker und Containerschiffe warten auf die Einfahrt zum Hafen Ashdod (DSC-HX50, 22.15mm, f/5.6, 1/200sec, ISO-80)
Hafen von Ashdod (DSC-HX50, 53.12mm, f/6.3, 1/250sec, ISO-125)
(DSC-HX50, 120.91mm, f/6.3, 1/250sec, ISO-160)
Mein Zeltplatz für die Nacht (E-M5, 14mm, f/9, 1/30sec, ISO-100)
Schick hinter dem defekten Klohäuschen, dafür aber windgeschützt (E-M5, 14mm, f/9, 1/25sec, ISO-100)
(E-M5, 16mm, f/9, 1/250sec, ISO-100)

Von hier aus sind es keine 60 Kilometer mehr bis Tel Aviv. Ich werde vermutlich morgen Mittag also wieder in der Großstadt ankommen und das offizielle Ende der Radtour erreichen. Es fühlt sich also bereits heute Abend sehr nach einem Ende an, umso mehr klammere ich mich an den schönen Ausblicken und den Erlebnissen fest.

Jetzt bleibt mir nur noch die fantastische Aussicht und den unfassbaren Sonnenuntergang zu genießen. Leider müsst ihr nun eine Vielzahl Bilder ertragen, aber ich kann mich einfach nicht entscheiden, da alle Fotos bei mir für wohliges Kribbeln im Bauch sorgen.

Glitzernde Wellen im Abendlicht (E-M5, 42mm, f/9, 1/400sec, ISO-100)
(E-M5, 35mm, f/9, 1/125sec, ISO-100)
Traumhafter Sonnenuntergang (E-M5, 9mm, f/9, 1/800sec, ISO-320)
Strandpanorama (E-M5, 9mm, f/9, 1/50sec, ISO-100)
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(E-M5, 9mm, f/9, 1/13sec, ISO-100)
(E-M5, 9mm, f/9, 1/8sec, ISO-100)

Nun genieße ich das Strandleben und das Strandcamping. Zum Abendessen gibt es heute noch eine Delikatesse: Mitgebracht aus Deutschland, über 1000 Kilometer spazieren gefahren. Doch heute Abend gibt es, genau wie beim letzten Abend auf dem Pamir Highway, Kartoffelknödel in Pfeffersauce. Ganz was feines, nachdem es nun fast 16 Tage in Folge Nudeln oder Linsen zum Abendessen gab.

Gutbürgerliche deutsche Küche zum Abendessen 😉 (ZTE A2017G, 4.216mm, f/1.8, 1/60sec, ISO-138)

[Tag 15]: Mitzpe Ramon – Ze’elim

[Biking] – Israel 2019

[Tag 15] Mitzpe Ramon – Ze’elim

13. Dezember 2019: 86 Kilometer, 430 Höhenmeter von Mitzpe Ramon bis nach Ze’elim.

GPX-Daten

Hier die heute gefahrene Route, anschließend in Relation zur Gesamtstrecke:

Zeit in Bewegung: 4:24h
Tempodurchschnitt: ~19,6km/h (!!!)
Maximalgeschwindigkeit: 60,2km/h (!!!)

Gesamtstrecke (Rot) in Relation zur heutigen Strecke (Blau)

In der Nacht bleibt es weiterhin böig und windig. Moshe hat sein Zelt gestern noch in der Nähe aufgeschlagen, zusammen gab es Abendessen und erstmalig auch einen Liter Tee, bisher waren die Teebeutel eher mitgeschlepptes Gewicht. Doch als es nachts knappe 6 Grad erreicht, ist es höchste Zeit für einen warmen Tee.

Moshes Zelt nebenan. Toll, dass es mitten im Ort so ein gratis-Campplatz gibt (E-M5, 14mm, f/7.1, 1/13sec, ISO-320)
Morgensonne (E-M5, 34mm, f/10, 1/320sec, ISO-200)
Sonne über dem Kraterrand (E-M5, 45mm, f/10, 1/2000sec, ISO-200)

In der Früh hat der Wind sich leider nicht gelegt, leicht missmutig mache ich mich ans Zusammenpacken. Nach der Verabschiedung von Moshe geht es dann zurück auf die Straße.

Negev (E-M5, 25mm, f/11, 1/250sec, ISO-100)
Weiter geht es auf der Route 40 (E-M5, 45mm, f/11, 1/200sec, ISO-100)
Nun steht endlich wieder Tel-Aviv dran (E-M5, 45mm, f/11, 1/200sec, ISO-100)

Der Wind kommt aber glücklicherweise von der Seite und nicht mehr frontal von vorn. Immer noch nervig, aber nicht mehr so unmöglich und anstrengend wie gestern. So komme ich auch schnell voran, zudem geht es heute mehrheitlich bergab.

“Und sie dreht sich doch”
(E-M5, 45mm, f/11, 1/200sec, ISO-100)
Wieder diese fake Kamele (E-M5, 45mm, f/11, 1/320sec, ISO-100)
Der Sand vom gestrigen Sturm hängt noch in der Luft (E-M5, 38mm, f/11, 1/250sec, ISO-100)

Ich komme am Nafkha Gefängnis vorbei, laut meiner letzten Information schneidern da die Einsitzenden gerade Masken in Coronazeiten zusammen.

Nafkha-Gefängnis (aus der Hüfte geschossen) (E-M5, 14mm, f/11, 1/160sec, ISO-100)
Sde Boker (E-M5, 26mm, f/11, 1/200sec, ISO-100)

Schnell habe ich Sde Boker erreicht, das Kibbutz von Staatsgründer David Ben-Gurion. Zwar gibt es ein paar kürzere Anstiege, ich werde aber mehrmals mit langen Abfahrten belohnt, wo ich mit über 50km/h gen Tal rausche.

Wüstenformationen (und Blick zurück) (E-M5, 41mm, f/11, 1/160sec, ISO-100)
Plötzlich gleisendes Licht (E-M5, 31mm, f/11, 1/250sec, ISO-100)

Ich komme an der Ashalim Power Station, einer Solarkollektoren-Anlage, vorbei. Der Schein des zentralen Turms leuchtet über mehrere Kilometer. Durch den Dunst in der Luft sieht man auch das hineinprojizierte Licht.

Ashalim Power Station (E-M5, 45mm, f/10, 1/320sec, ISO-100)
Unfassbare Energie (DSC-HX50, 54.62mm, f/6.3, 1/800sec, ISO-80)

„Die Leuchtfeuer von Minas Tirith, die Leuchtfeuer brennen! Gondor ruft um Hilfe!“ kommt mir da sofort in den Sinn 😉 (Ich halte die folgenden Stunden die Augen offen, rohanische Reiterstaffeln kommen mir aber nicht entgegen. 😀 )


Mit 260m Höhe ist dies der höchste Solarturm der Welt, die Anlage leistet 120 Megawatt. Über 570 Millionen Dollar hat die Anlage gekostet, über 50.000 Parabolspiegel richten ihren Schein auf den Solarturm.

Neugierige Begegnung beim Mittagessen (E-M5, 14mm, f/3.5, 1/320sec, ISO-100)

Nach 55 Kilometern versuche ich mich dann an einem Mittagessen in einem Park, werde aber leider von einer viel zu aufdringlichen Katze verjagt. Diese ist so forsch in ihrem Versuch an mein Essen zu kommen, ich kann sie nur dadurch abhalten, dass ich sie am Nacken packe und vom Tisch schmeiße. Doch 5 Sekunden später hält sie die Schnauze wieder an meine Plastiktüte. Ich muss mit einer Hand mein Brot essen, während ich mit der anderen Hand das Fellknäuel davon abhalte, mir ins Gesicht zu springen.

Ich würde dich ja ganz gerne mitnehmen, aber so kann ich nicht weiterfahren! (E-M5, 14mm, f/3.5, 1/320sec, ISO-100)

Entnervt gebe ich auf, 2 Kilometer später esse ich stattdessen in Ruhe an einer Bushaltestelle. Dabei blicke ich auf Beduinen-Ansiedlungen. Diese sind zumeist sehr ärmlich, vielfach auch nicht ans Strom- und Wassernetzwerk angeschlossen. Überall stapelt sich der Müll.

(DSC-HX50, 7.79mm, f/4.5, 1/1600sec, ISO-80)
Großes Vorbild (DSC-HX50, 82.4mm, f/6.3, 1/640sec, ISO-80)

Heute verwandelt sich die Landschaft und zugehörige Vegetation ganz gewaltig: Gestartet bin ich in den typischen Sandstein-Gebieten der Negev-Wüste, so wie ich sie auch die letzten Tage hatte. Doch im weiteren Verlauf kommen irgendwann wieder kleinere Sträucher zum Vorschein, selbst kleinere Sanddünen zeigen sich.

Wüsten-Panorama (E-M5, 14mm, f/11, 1/250sec, ISO-100)
Anklicken zum Vergrößern.
Sandige Wüstenausläufer (E-M5, 37mm, f/11, 1/250sec, ISO-100)

Und da, wo Kibbutzim-Ansiedlungen sind, erkenne ich wie urbar die Wüste gemacht wurde. Über Kilometer erstrecken sich dann Anbauflächen und Wälder.

Anbaugebiete (E-M5, 29mm, f/11, 1/250sec, ISO-100)
So viel Grün! (E-M5, 23mm, f/11, 1/200sec, ISO-100)

Kurz vor dem Mittagessen bin ich von der viel befahrenen Route 40, die Eilat mit Beer Sheva verbindet, abgebogen auf eine kleinere Landstraße (Route 222). Und dort ist das Vorankommen wirklich traumhaft. Autos überholen mich nun nur noch alle 5-10 Minuten, nicht mehr im 30 Sekunden Takt. Zudem ist die Straße grade und zumeist abschüssig, manchmal blicke ich bis zum Horizont.

Leere Straßen und angenehm Bergab (E-M5, 45mm, f/11, 1/200sec, ISO-100)

Leider ist eine wirkliche Fernsicht am Horizont heute nicht gegeben, denn durch den aufgewirbelten Sand in der Luft bleibt die Sichtweite heute beschränkt. Ich hoffe inständig das ändert sich bis morgen, da wird es nämlich die spannenderen Ausblicke geben.

Irgendwie hatte ich… (E-M5, 23mm, f/11, 1/200sec, ISO-100)
… die Arche Noah größer im Gedächnis (E-M5, 45mm, f/11, 1/250sec, ISO-100)

Auf der Route 222 komme ich noch an großen Militärstützpunkten vorbei. Durch die Nähe zu Gaza wird hier einiges aufgefahren, an einer Stelle blicke ich über den Zaun auf einen “Parkplatz” mit hunderten Panzern, Truppentransportern und Jeeps. Ich traue mich allerdings nicht ein Foto zu machen 😉

(E-M5, 31mm, f/11, 1/160sec, ISO-100)
(E-M5, 14mm, f/11, 1/160sec, ISO-100)
Militärcamps in Nähe des Gaza-Streifens (E-M5, 43mm, f/11, 1/200sec, ISO-100)

Zum Tagesende komme ich an einer Aussichtsplattform vorbei, die wohl dazu dient Vögel im nahen Waldstück zu beobachten.

Der Aussichtsturm und Heimstatt für die Nacht (E-M5, 9mm, f/10, 1/80sec, ISO-100)

Es ist zwar erst 15 Uhr, doch habe ich schon 85km hinter mir, zudem sind es bis Tel Aviv nur noch knappe 140 Kilometer und ich habe mir vorgenommen, noch 2 Tage auf dem Rad zu verbringen. Also kann ich ein wenig Lesen und entspannen, als es dunkel ist schleppe ich mein Zeug auf die Aussichtsplattform. Da wird hoffentlich keiner mehr kommen und zumindest ist so ein traumhafter Ausblick vom Sonnenaufgang garantiert. Mein Zelt baue ich nicht auf, ich werde mich heute Nacht einfach nur auf die Isomatte legen.

Panorama vom Aussichtsturm (E-M5, 9mm, f/10, 1/125sec, ISO-100)
Anklicken zur Vergrößerung.
Der Aussichtsturm liegt nahe der Straße, trotzdem bin ich hier einigermaßen geschützt (E-M5, 13mm, f/10, 1/200sec, ISO-100)
(E-M5, 18mm, f/10, 1/60sec, ISO-100)

Gekocht habe ich auf der Plattform, das hat erstaunlich gut funktioniert. Es ist auch nach Einbruch der Dunkelheit keine*r mehr vorbei gekommen, so hatte ich die Plattform ganz für mich alleine und konnte mich in meinem kleinen Lager ausbreiten. Im Umkreis des Turms sind jedoch allerlei Offroad-Tracks und so fahren bis in die Abendstunden noch Menschen mit Enduros, ATVs und Geländewagen vorbei, jedoch hält niemand davon am Turm an.

Ich bin gespannt was der morgige Tag bringt, ich bin keine 25km von der ägyptischen Grenze, ebenso keine 25 Kilometer vom Gaza-Streifen entfernt. Und da ich das Gebiet überhaupt nicht kenne, dürfte es morgen ein paar spannende Ausblicke geben.