[Tag 14] Murghab

21. Juli 2019:
Ruhetag in Murghab

Nun, nachdem ich gestern all die Wäsche abends noch weggebracht habe und nur noch eine Vollplastik-Regenhose besaß, habe ich die Nacht dann doch lieber nackig im eigenen Schlafsack als mit dem Homestay-Bettzeug verbracht. Und natürlich habe ich mir im dicken Daunenschlafsack ordentlich einen Abgeschwitzt. Wenigstens ging das Schwitzen nicht sonderlich lang, denn mein Schlafrhythmus ist immer noch kaputt. Selbst als ich gestern um 23 Uhr ins Bett ging, um kurz vor 6 war ich heute wieder wach. Nun, wenigstens konnte ich so entspannt dösen und am Handy rumdaddeln, ich musste ja heute nicht aufs Rad.

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Das Frühstück im Homestay war ziemlich mager, es gab das übrig gebliebene, angetrocknete Brot vom Abendessen mit Marmelade, dazu noch einen ungenießbaren Haferbrei/Milchreis-Mix. Nun, wie gestern schon erwähnt, ich freue mich einfach nur darüber für Übernachtung + Mahlzeiten knappe 8€ zu zahlen, da werde ich keine großen Ansprüche stellen.

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Der Hinterhof des Homestays. Hier wird noch allerlei selbst gebastelt, gebaut und repariert.

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Den Morgen habe ich lesend im Zimmer verbracht, darauf wartend, dass ich um 11 Uhr endlich meine Wäsche vom Pamir Hotel abholen kann. Als ich dann endlich zum Hotel gelaufen bin, hatte ich ein seltsames Gefühl. Und nein, ich rede nicht davon schon wieder bei den Temperaturen in der Regenhose unterwegs zu sein. Haben sie meine Wäsche gewaschen? Wurde diese bei 90°C auf Kleidergröße S zusammengeschrumpft? Ist was verloren gegangen?

Glücklicherweise stellten sich alle Bedenken schnell als unbegründet heraus. An der Rezeption wartet mein Kleiderstapel ordentlich gefaltet und wohlig duftend auf mich. Und das für 4€. Zurück am Homestay wechsle ich endlich aus meiner Plastikverkleidung in normale Klamotten.

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Zum Glück hat das geklappt mit den Klamotten, sonst hätte ich den Rest der Reise in dem schicken Outfit verbracht.

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Frische Wäsche

Anschließend mache ich mich auf den erneuten Weg zum Container-Markt. Viel will ich da nicht kaufen, weil ich herausgefunden habe, dass das Pamir Hotel ein eigenes kleines Magasin betreibt, und dies weit reichhaltiger ausgestattet ist als der Markt.

So war der Plan für den Markt eher, ein reichhaltiges Mittagessen zu finden. Das kleine Restaurant von gestern hatte leider zu, so verschlägt es mich in einen weiteren Laden, der genau ein Gericht anbietet: Frisch frittierte Teigtaschen, dazu eine Chilisauce zum Dippen und einen Pott Tee. Als ich nach zwei Teigtaschen gesättigt mich ans Bezahlen mache, fällt mir die Kinnlade runter. Ganze 40 Cent soll dieses Mahl kosten und plötzlich wünsche ich mir, die nette Köchin samt Küchenanlage hinten auf dem Fahrrad mitnehmen zu können. Bei den Preisen lohnt es sich nicht selbst zu kochen und ich wäre gut versorgt die nächste Woche. 😉

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Im Anschluss geht es zurück zum Pamir Hotel, ich stelle fest dass ich da gestern und heute bereits 6 Mal hin und 6 Mal zurück gelaufen bin. Werde wohl Stammgast, obwohl ich da nicht übernachte. Dort im Shop finde ich alles, was ich die kommenden Tage brauchen werde. Ob ich im nächsten Dorf Karakul einkaufen kann weiß ich nicht genau, der nächste Shop liegt dann erst in Kirgistan, ich kaufe also für 5-6 Tage essen ein.

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Anschließend mache ich mich noch an die Fahrradreparatur. Die Kette gesäubert und neu geölt, sowie alle Schrauben nachgezogen. In den vergangenen Wochen habe ich das fast jeden Abend nach der Fahrt gemacht. Die Pisten des Pamir und entlang des Panj schaffen es nämlich effizient die Schrauben los zu rütteln und ich will mögliche böse Überraschungen verhindern. Auch die Befestigungen der Ortliebtaschen werden nachgezogen.

Der Rest des Ruhetags ist dann auch wirklich von Ruhe gekennzeichnet. In meinem Zimmer schaue ich Filme, schreibe mit Freunden und lese viel. Abends hole ich bei der Tankstelle noch Benzin. Tankstelle klingt nach Zivilisation und Technik, jedoch wird mit einer PET-Flasche einfach aus einem Öl-Barrel geschöpft, eine Zapfsäule wird man hier lang suchen. Ein Liter feinstes 92er-Benzin (in Deutschland kriegt man mindestens 95 Oktan) in einer PET wandert so in meinen Besitz. Sollte ich also in den nächsten Tagen auch die letzte Gaskartusche aufbrauchen, kann ich meinen Kocher auf Benzinbetrieb umbauen und weiter Essen zubereiten. Da ich in diesen Höhen deutlich gestiegenen Brennstoffverbrauch habe, bin ich so auf der sicheren Seite.

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Benzin-Einkauf

Abends packe ich noch mein Zeug zusammen, spiele Tetris um auch alle Einkäufe des heutigen Tages zu verstauen. So muss ich morgen die Taschen nur zum Fahrrad tragen und kann dann schnell in den Tag starten.

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Großes Packen
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mit Missgeschicken

Zum Abendessen gibt es Kartoffeln mit Fleisch, wenigstens sind dies nicht so große Brocken fettiges Yak-Fleisch wie gestern beim Mittagessen. Kurz nach dem Abendessen trifft eine ganze Meute russischer Tourist_innen ein, 15 Personen in 4 Jeeps. Trotzdem bleibe ich alleine in meinem kleinen Zweibettzimmer, worüber ich mich sehr freue.

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Abends teste ich die ziemlich karge Dusche, wenigstens ist dank Solar-Anlage auf dem Dach das Wasser angenehm warm. Anschließend geht es schnell ins Bett.

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Die 1,5 Pausentage waren angenehm, trotzdem merke ich wie es mir in den Beinen juckt. Ich will raus aus dieser kargen und ärmlichen Stadt und schnell wieder in der Natur verschwinden. Und von hier aus geht das Abenteuer steil bergauf…