Montag 31.3. Daliot Camping -> Giv’at Yoav ~20km

Der letzte “Full-Time-Wandertag” in diesem Bericht…

Nachts hört der Wind schnell auf und obwohl ich allein auf dem Campingplatz bin, schlafe ich super. Heute soll mein letzter Trekking-Tag sein, da ich am 1.4. mit einem Freund in Tel Aviv verabredet bin und laut den Berichten die letzten 25km auch nicht so wahnsinnig spannend sind (von schönen Ausblicken über den See Genezareth mal abgesehen).

Da es auch nicht so weit gehen soll, kann ich erstmal gemütlich bis 8 Uhr ausschlafen, dann wird alles zusammengepackt und um 9 Uhr bin ich abmarschbereit. Die ersten Teile des Weges verlaufen durch Militärtrainingsgelände, genau wie große Teile des gestrigen Tages (das habe ich aber erst erfahren, nachdem es mir meine 2 Wasserspender am Abend erzählt haben).
Da es aber nur 3-4km sind, entscheide ich mich, dieses Gebiet einfach schnell zu durchqueren, danach soll es in einen schönen Bachlauf gehen. Teilweise läuft man auf dem Weg in den Spuren, welche Panzerketten in die feuchte Erde gedrückt haben.


Mehr Disteln


Sogar mit Balanceeinlage, der Rucksack zieht aber zu stark für meine Schwebebalkeneinlage.


Grün, grüner, am Grünsten!


Wie der Reifen wohl dahin kam?

Der Weg runter in die Schlucht, durch welcher der Bach läuft ist die ersten 8km doch recht anstrengend, da es auf schmalen Wegen an der Kante der Hänge entlangläuft. Vielerlei Disteln versüßen einem das Durchlaufen. 😀


Einstieg in die Schlucht.


Da geht es heute runter!

Zudem geht es doch manchmal recht steil bergab, meine Wanderstöcke leisten mir hier gute Dienste. Unten im Tal angekommen muss ich mich durch eine Engstelle voll mit Schilf kämpfen.

In der letzten Sekunde, bevor er zu Schaschlik verarbeitet wird, entdecke ich das ein Flußkrebs/Krabbe auf dem Stein sitzt wo ich beinahe unachtsam meinen Trekkingstock hingebohrt hätte. So sehe ich also noch eine Tierart, nachdem ich es am Vormittag erneut nicht geschafft habe, eine Gruppe Gazellen zu fotografieren.

Bald nach der Kletterstelle komme ich zu einer Brücke, die teilweise im Schatten liegt. Da es bereits halb 1 ist, entscheide ich mich für eine kurze Mittagspause im Schatten. Die Schuhe sind gerade ausgezogen, das Buch und die Kekse aus dem Rucksack gefischt, als plötzlich der Jeep vom Daliot-Parkplatz an mir vorbeiknattert und direkt neben der Brücke hält. Die zwei Israelis, welche mir gestern noch Wasser gegeben haben, grüßen freundlich und laden mich zum Frühstück/Mittagessen unten am Fluss ein. Diese nette Einladung kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen und so geselle ich mich zu ihnen, um ihnen bei der Zubereitung zu helfen.

Es gibt Schakschuka, ein traditionelles Frühstücksgericht aus Tomaten, Auberginen, Paprika und garniert mit einem Spiegelei. Bedanken kann ich mich wenigstens, indem ich ihnen meine Gaskartusche schenke, die werde ich heute Abend nicht mehr brauchen und vor dem Rückflug hätte ich sie eh wegwerfen müssen.

Natürlich erfahre ich allerlei über die zwei Israelis und es wird nett geschnackt und so sitze ich ca. 1std mit ihnen am Fluss. Dieser ist an dieser Stelle übrigens tief genug, dass man gut hätte drin Baden können, nach den 4 Tagen ohne Dusche wäre dies vielleicht auch empfehlenswert gewesen, jedoch weiß ich das mich heute Abend eine Dusche erwartet.

Ich packe erst zusammen und gehe weiter, als ich merke wie die Gluthitze sich langsam in einen Sonnenbrand verwandelt. Die vorherigen Tage hatte man eigentlich immer eine angenehme Brise, welche über die Golanhöhen fegte, aber heute im Tal staut sich die Hitze ganz schön. Von der Brücke geht es links einen Weg hoch, dem man einige Kilometer folgt, bevor es einige Kilometer auf diesem Weg wieder ganz in die Tiefe der Schlucht geht. Dabei sind ca. 250Hm zu überbrücken und der Weg spendet überhaupt keinen Schatten. Schlechtes Timing, dass ich das jetzt bei Sonnenhöchststand absolviere. Man hat am Rand der Schlucht einen wunderschönen Blick über das Tal, teilweise sehen ein paar Hänge eher aus wie Alpenwiesen und dabei lässt der Ausblick schon ein wenig vom tiefer gelegenen See Genezareth durchscheinen und man erkennt im Dunst sogar die Stadt Tiberias, welche am gegenüberliegenden Ufer des Sees liegt und von wo ich morgen mit dem Bus nach Tel Aviv zurückfahren werde.


Beim Abstieg


Man sieht endlich den See Genezareth!

In meiner Wegbeschreibung steht nun “jump into the stream because after that you will walk 40-60min uphill“. Rein springen tu ich nicht, aber dafür wird das T-Shirt und die Kopfbedeckung nass gemacht.


Beim Aufstieg: Sieht doch tatsächlich ein wenig aus wie Alpen oder?

Vor dem Aufstieg treffe ich auf ein nettes Rentnerpärchen, welches ich an der Brücke bereits getroffen habe und welche deswegen eine Stunde Vorsprung hatten. Gemeinsam beschließen wir den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Da ihr Englisch recht gut ist, gibt es auch allerlei zu erzählen. Der Mann Ephraim erklärt mir, wie er den Yom Kippur Krieg als Fallschirmjäger auf dem Har Meron erlebt hat und den darauffolgenden Vorstoß nach Damaskus. Als er mir erzählt, wie sie vor dem Krieg im Training alles aus einem Hubschrauber nehmen mussten, was nicht festgenietet war und dann umständlich auf den nächsten Gipfel schleppen mussten, wird mir klar, wie dieser rüstige Mann mit 72 Jahren mir davon laufen kann. 😀 Der Umstand, dass ihre Tagesrucksäcke auch 12kg weniger wiegen als mein Trekkingrucksack spielt aber hoffentlich auch mit rein.

Beide scheinen gerne und oft Wandern zu gehen, nicht umsonst ist Wandern eine Art “Nationalsport” der Israelis. Seine Frau Ahawa (hebräisch für Liebe) gibt dagegen eher den patenten Naturguide. Sie versucht mir allerlei Pflanzennamen beizubringen, erklärt mir welche Früchte essbar sind usw. Alle 3 von uns bleiben öfters stehen um die tolle Landschaft um uns herum zu fotografieren.


Ahawa und Ephraim


Fast fertig für heute!

Nach ca. 45 Minuten entspannten Wanderns erreichen wir die “Road 789” auf der sie gen Norden laufen wollen um zur Busstation zu kommen und auf derer ich nach Süden zum Örtchen “Giv’at Yoav” laufen werde. Schnell noch ein Foto von ihnen, und eins von mir (endlich ein Foto, für das ich mir keinen Stein als Stativ suchen muss 😉 ) und dann trennen sich unsere Wege.

Bis zu diesem Punkt bin ich bereits 15km gelaufen, es geht auf 15:30 Uhr zu und so beschließe ich, tatsächlich auf der Landstraße zur Stadt zu laufen und nicht dem Trail weiter zu folgen, da dieser über Stock und Stein geht und nur um den Ort herumläuft. Laut GPS Karte gibt es zwar aus dem Westen noch einen eingezeichneten Weg in den Ort, jedoch steht in meiner Internetbeschreibung das dort einige Minenfelder noch sind und bevor ich nachher 3-4km zurücklaufen muss, nehme ich lieber die langweilige Landstraße. Leider verpasse ich dadurch einen tollen Aussichtspunkt, welcher den See Genezareth überblickt und bei Sonnenuntergang die phantastischsten Ausblicke bietet. Den habe ich aber schon letztes Jahr besucht, ich hoffe ihr akzeptiert also davon ein paar ältere Bilder 😉


Alle 3 Bilder vom letzten Jahr, man sieht aber wie toll dieser Aussichtspunkt bei Sonnenuntergang sein kann!

Die Landstraße sind nochmal 6km, der Asphalt brennt noch mal richtig von unten und auch von Oben ist kein Schatten gegen die gleißende Sonne zu erwarten.


Immer gradeaus..


Wenigstens ist der Ausblick schön.

Da aber das Ende meiner Tour in absehbarer Nähe ist, geht es doch recht zügig bergauf und nach 1,5 Std. habe ich den Ortseingang erreicht.


Endlich das Ziel erreicht!

Direkt am Ortseingang ist auch gleich ein Supermarkt, wo es meine Standesgemäße “Tour-Beendigungs-Belohnung” gibt: Noch ein Eis, noch ein Eistee. (Und ich sehe schon wieder so fertig aus, diesmal fühle ich mich aber deutlich besser :-D)


Same procedure as last time…

Ich war letztes Jahr (allerdings mit dem Mietwagen) in Giv’at Yoav und habe da ein tolles “Hostel” entdeckt und habe beschlossen dort dieses Jahr meine Tour ausklingen zu lassen.


Komisch, mein Zelt ist über Nacht doch etwas gewachsen…


Und die Inneneinrichtung ist auch ein wenig luxuriöser.

In 20 Minuten streife ich durch den Ort und erreiche dann das “Hostel”. Hostel in Anführungszeichen, da es “Ghengis Khan in the Golan” heißt und von dem Besitzerehepaar 10 mongolische Jurten aufgebaut wurden, komplett mit Aircon/Heizung, Teppichen und Schaumstoffmatratzen. Jede Jurte hat Platz für 3-8 Gäste und neben jeder Jurte steht ein eigenes Dusch-/WC-Häuschen. Zudem gibt es eine große Gemeinschaftsküche, viele Sitzgelegenheiten und tolle Blumen im Garten. Mit 100 Shekel pro Nacht (ca. 20€) ist es auch gut bezahlbar und damit kann ich das Zelt heute Abend im Packsack lassen.


Ankunft bei den Jurten.


Ich gebe es zu, ein wenig Stolz schwingt mit!

Exakt wie letztes Jahr bin ich die einzige Person für die Nacht, hab also eine Jurte ganz für mich alleine. Nach einer tollen Dusche, welche aber gehörig auf dem heute erarbeiteten Sonnenbrand knallt gibt es eine Riesenportion Nudeln mit Tomaten-Thunfischsoße. In Autoreifen im Garten gibt es einen kleinen Kräutergarten voll leckerer Minze und allerlei anderen Kräutern und damit werden die Nudeln zu einem vollen Erfolg.


Ordentlicher Sonnenbrand…


Der “Kräutergarten”


Blumen im Garten…

Während ich die Wanderung Revue passieren lasse, falle ich auch schon gegen 22 Uhr todmüde auf die Matratze.

Sonntag 30.3. Alonei Habashan -> Daliot Camping ~18km

Die Rechnung folgt auf dem Fuße. Um 3 Uhr werde ich wach… *platt – platt – platt* schlägt der Regen aufs Zeltdach. Hmm, erstmal abtasten, Schlafsack trocken? – Yo!… *denkpause* Rucksack im Außenzelt trocken? – Yo so einigermaßen! *denkpause* Wie spät ist es eigentlich? – 3:10 Uhr laut Handy… *Denkpause* Na, dann kann ich ja weiterschlafen… *denkpause*
VERDAMMT, die Schuhe sind draußen noch aufm Baum!!!

Wie ein geölter Blitz schieße ich aus dem Zelt und rette die Schuhe, auf die ich keine Lust im Innenzelt hatte, vom Baum runter. Jetzt habe ich den Mief doch noch im Innenzelt, na toll!

Als ich um 8 aufstehe ist immer noch alles Grau in Grau, und voll mit tiefhängenden Wolken.


Großer Unterschied zu gestern.

Beide Trail Angels sind schon zur Arbeit gegangen, und so mache ich mich langsam ans zusammenpacken und breche dann gegen 9 Uhr auf. Die ersten 2km führen weiter die Landstraße entlang. Kaum habe ich das Örtchen verlassen, tröpfelt es schon wieder und keine 2min steh ich im strömenden Regen. Schnell reiße ich die Regenjacke aus dem Rucksack (wenigstens habe ich die jetzt nicht die ganze Zeit umsonst mitgeschleppt! 😀 ) und ziehe die Regenhülle über den Rucksack!


Nass, kalt, igitt! Fernsicht gleich 0.

Nach den 2km biegt man nach Osten auf einen Feldweg ab. Hier ist es wirklich richtig matschig, der Regen kommt eher horizontal. Die Hose ist bereits komplett durchnässt, aber die Regenjacke schlägt sich tapfer. Dann komme ich irgendwie an ein paar Bäumen vorbei, und bevor ich weiß was Sache ist, hört man ein schönes *ratsch* und in der Deuter-Regenhülle ist ein ca. 20cm langer Riss. Ich fluche bitterböse, das ist das erste mal das die Regenhülle in Benutzung ist und sie hat nicht einmal eine halbe Stunde überlebt. Zudem war der Rucksack nicht rappelvoll, die Hülle also nicht auf Zugbelastung gespannt und bei der Kontrolle der 2 Äste, die vermutlich die Übeltäter waren finde ich nicht mal Dornen. Hätte ja nicht gedacht, dass die so empfindlich ist und werde mal schauen was der Deuter-Service dazu sagt.

Wenigstens ist der Riss am Unteren Drittel, da kann ein wenig Wasser eindringen ohne den Rucksack zu fluten. Weiter geht es über den Weg, welcher leider extrem matschig geworden ist. Ich finde überhaupt keine “Traktion” mehr auf dem Boden und bin nur froh, dass der Weg relativ ebenmäßig verläuft. Die Schuhe gewinnen auch je ca. 1kg Matsch-Ballast und so wird das laufen doch zur Tortur.

Doch nach ca. 2 Stunden klart der Himmel ein wenig auf, der Regen hört auf und es geht um einiges gemütlicher voran. Da ich jetzt auch noch vom Feldweg abbiege und durch wunderschöne Blumenwiesen laufe hilft zwar nicht der Hose beim Trocknen, bietet aber eindeutig mehr fürs Auge.

Zur Mittagszeit erreiche ich die Ruinen des verlassenen, ehemals syrischen, Dorfes “Faradge“. Kurz streife ich durch die Gebäude, betrachte die Ruinen der Moschee und schaue mir die anderen eingestürzten Gebäude an.

Ein paar Kekse später ziehe ich auch endlich den Pulli aus und weiter geht’s.

Zwischenzeitlich liegt die Wegführung auf einem Art Damm, welcher durch die Landschaft läuft. Da aber alles noch recht nass ist und der Weg auf dem Damm von Steinen und Schrägen übersät, laufe ich doch lieber direkt neben dem Damm.

Heute hat man kein beeindruckendes Fernpanorama, sieht dafür aber die tollsten Blumen und auch einiges an Tieren. Sehr zahlreich kommen schwarz-orangene Raupen in den Wiesen vor, deutlich seltener sieht man ein paar Gazellen durchs hohe Gras streifen. Diese sind aber so was von flink und scheu, bevor der Gedanke “Ich könnte jetzt die Kamera auspacken” das Gehirn erreicht hat, sind sie bereits davon gesprungen.


Deswegen als Fotobeweis nur die Raupen.

Auf einer Wiese verliere ich den Weg, da aber keine Minenwarnschilder angebracht sind, quere ich das Feld einfach so. In der Mitte läuft nur leider ein kleines Bächlein durch, und natürlich schaffe ich es reinzufallen. 😉  Jetzt war die Hose grade trocken und schon geht es mit einem nassen Schuh und Hosenbein weiter. 😀 Da es jetzt durchs hohe Gras geht, welches mit recht vielen verdeckten Steinen gefüllt ist, kommen jetzt auch wieder die Stöcke zum Einsatz. Zahlreiche Wegmarkierungen sind vom hohen Frühlingsgras ein wenig verdeckt aber mit ein bisschen schauen findet man den Weg schon!


Hier hätte ich mich nicht verlaufen dürfen.


An vielen Stellen geht es auf breiten Wegen gut voran.

Dann kommt auch das Daliot Wasserreservoir in den Blick, da kann der Campingplatz nicht fern sein.


Das Daliot-Reservoir


Piekst schön!


Auf dem Rand des Sees geht es weiter.


Das Waldstück wo der Campingplatz drin liegt.

Man umrundet auf dem Trail das Reservoir und kommt dann ein bisschen Abseits zu einem Waldstück mit Picknickbänken, Parkplatz und einigen Freiflächen zum Zeltaufstellen.

Schnell den Rucksack hingepfeffert und dann geht es an den Zeltaufbau. Als ich ankomme ist es richtig windig und so beschließe ich das Zelt in einen der aufgebauten Steinkreise reinzusetzen um doch ein wenig Windschutz zu haben. Auch wenn dies zu Lasten der Eingangstüren geht, welche ein wenig eingedrückt werden, funktioniert der Aufbau einwandfrei.

Ein einsamer Jeep steht noch im Parkplatzgelände und so gehe ich doch mal kurz hallo sagen, als zwei junge Männer zurück zu ihrem Wagen kommen. Ich rede kurz mit ihnen und freu mich zu hören, dass der Wind bald nachlassen soll und kein weiterer Regen zu erwarten ist. Sie fragen (wie so viele andere Israelis auf dem Trail) mich gleich nach meinen Wasservorräten. Als ich erwidere, dass ein Liter mehr nicht schaden könnte, zeigt er auf den 20L Kanister auf der Rückseite des Jeeps und ich darf mich bedienen. Sehr zuvorkommend!

Alle Klamotten habe ich mal zum Trocknen ausgelegt, auch der Schlafsack darf mal endlich richtig auslüften!


Alles wird getrocknet.


Der Wassereinbruch und Regen hat heute Spuren hinterlassen.

Abends gibt es dann die doppelte Portion Kartoffelsnack (ich schleppe zwar Nudeln und Couscous mit mir rum, habe aber keine Lust darauf und vernichte damit jeden Abend nur die leichtesten Sachen in meinem Essensvorrat – so was von taktisch unklug 😉 ), viel Tee und sogar eine Orange, die ich seit Tel-Aviv mit mir rumschleppe.


Abendstimmung am Daliot Camping.

Samstag 29.3 Odem Picknick -> Alonei Habashan ~30km

Nach einer recht kühlen Nacht und einigen Mücken werde ich um 6.30 Uhr von dem Vater-Sohn-Gespann geweckt, welches grade die Schlafsäcke verstaut. Sie laufen dann auch früher als ich los, während es bei mir noch ein Müsliriegel-Frühstück gibt. Der Picknickplatz grenzt an die “Palsar 7”- Gedenkstätte, in Erinnerung an die (ich glaube) 24 Israelis, die während dem Yom Kippur Krieg hier bei einem Angriff einer syrischen Kommandoeinheit in ihren gepanzerten Fahrzeugen ums Leben kamen. Eins der zerstörten israelischen APC’s ist in die Gedenkstätte einbetoniert. Via Lautsprecher kann man sich auf Hebräisch und Englisch die Geschichte dazu anhören.


Das Palsar-7 Memorial

Nach dem alles im Rucksack verstaut ist, geht es erstmal über eine Schotterstraße in Richtung “Har Hermonit”. Jetzt sieht man erstmal, wovon die Berichte im Internet warnen:

Links und Rechts des Weges sind die Felder mit Stacheldraht umzäunt und markiert, da diese Landminen enthalten. Ich habe mich vor Beginn der Tour gefragt, was der Sinn dieser Minenfelder ist. Im Falle eines syrischen Angriffes wüssten die Syrer ja eh, wo diese Minen liegen, sind sie ja selbst in israelischen Landkarten vermerkt. Als ich einen Israeli in der Gegend darauf ansprach, hat er mich aufgeklärt. Diese Landminen wurden noch von den syrischen Streitkräften verlegt, vor dem Sechstagekrieg 1967. Dementsprechend haben die Israelis keine Aufzeichnungen, wo genau und wie viele Minen dort liegen. Und da eine Räumung all dieser Flächen extrem kostenaufwendig wäre und natürlich ein Sicherheitsrisiko für die eingesetzten Spezialkräfte, hat man sich entschlossen die Gebiete einfach zu kennzeichnen und sich selbst zu überlassen. Der Israeli erzählte mir auch, dass die einzige Gefahr nun schwere Unwetter sind, wenn sich alles in Matsch auflöst kann es vorkommen, dass die Minen im Schlamm “wandern”. Zudem erzählte er, dass jedes Jahr “Ein lauter Knall zu hören ist, und es dann doch ab und an eine Kuh erwischt”. Nicht schön, aber ihre Lösung scheint mir sinnvoller als die Gefahr einzugehen, die alle zu räumen.

An sich braucht man dabei keine Angst zu haben, es ist alles weiträumig abgesperrt und es hängen genug “Danger Mines!” Schilder rum. Man sollte halt dann doch den gesunden Menschenverstand nutzen und nicht versuchen abzukürzen über irgendwelche dubiosen Wiesen.

Nachdem ein Asphaltweg mich den halben Hügel (Berg wäre übertrieben ) begleitet, verpasse ich aus Unachtsamkeit eine Abbiegung des Golantrails nach links und laufe stattdessen weiter bis zum Gipfel. Hat aber den Vorteil, dass ich noch 2 verlassene Bunkeranlagen besichtigen kann.


Noch mal ein Blick zurück auf Har Hermon. Der rechte, schneebedeckte Teil und die Stadt am Fuße des Berges liegen schon in Syrien.


Hier hätte ich links auf den Feldweg abbiegen müssen, stattdessen bin ich der Asphaltstraße gefolgt und musste nachher zurücklaufen.

Wieder unten bei der Abbiegung kommen mir Vater und Sohn entgegen. Sie haben sich doch dagegen entschlossen weiter zu laufen, sondern wollen jetzt zurück zu ihrem Auto hitchhiken und dann den Rest des schönen Samstags am Meer genießen. Fand ich sehr schade, wäre gerne mit ihnen gewandert, allerdings überlassen sie mir noch 3L ihrer Wasservorräte (Hätte es nicht unbedingt gebraucht, die Möglichkeit zum Nachfüllen kam bald danach), was ich sehr nett fand!

Jetzt geht es am Berg entlang, so dass der Berg immer auf der rechten Schulter ist. Faszinierend ist der Blick, der sich mir bietet. Ich schaue nach Osten und bin keine 3km von der Grenze zu Syrien entfernt. Im Tal kann man den Grenzzaun in der Sonne glitzern sehen, man sieht einige hohe Berge in Syrien selbst und kann auf 2-3 größere Städte/Dörfer blicken. Wirklich surreal wird die Situation dadurch, dass man ab und an Gewehrschüsse hört, und als es dann mal lauter knallt blicke ich zu einem der syrischen Städte und sehe eine Rauchsäule aufsteigen. Wahnsinn, ich bin hier auf einer Trekkingtour und auf der anderen Seite der Grenze (in Sichtweite!) bringen sie sich gegenseitig um. Eine leicht bedrückende Situation, auch wenn ich mich die ganze Zeit über sicher fühlte.


Blick von Har Hermonit auf Syrien, links im Norden noch Har Hermon. In der Mitte sieht man sogar Rauch aus einem der Dörfer aufsteigen.


Hier sieht man etwa in der Bildmitte den Grenzzaun.


Nochmal der Grenzzaun.


Hier sieht man noch mal die Bunkeranlage auf dem Hermonit, diesmal von der anderen Seite.


Ein zurückgelassener, zerstörter Panzer. Ob syrisch oder Israelisch vermag ich nicht zu sagen.

Danach komme ich zu einer zweiten Gedenkstätte. Diese überblickt die “Valley of Bacha” welche sich aber im Yom Kippur Krieg zur “Valley of Tears” entwickelte. 127 israelische Panzer trafen hier auf den syrischen Panzerangriff mit über 1400 Panzern. Viele Soldaten von beiden Parteien starben in den Feldern unterhalb des Aussichtspunktes und so finden sich an dieser Gedenkstätte ein israelischer und ein syrischer Panzer als Mahnmal. Die israelischen Einheiten, welche hier kämpften waren später auch mit an vorderster Front, als nach dem syrischen Überraschungsangriff die israelische Armee bis fast nach Damaskus vorstieß.


Blick auf “Valley of Bacha”/”Valley of Tears”


Weinfelder mit Blick zurück auf Har Hermonit. Der Golanwein soll sehr gut sein, eine Möglichkeit zum Kosten kam mir aber leider nicht unter


Was ein Unterschied zu den Wegen auf der Yam leYam-Tour 😀

Ein sanfter Abstieg vom Berg und nach ca. 1.5 Std weiterem Laufens stehe ich am angeblichen Ende eines Tourabschnitts bei den Ruinen von Bab-el-Hawa. Da es wirklich erst 10.30 Uhr in der Früh ist, setze ich mich auf einen Stein, frühstücke einen weiteren Müsliriegel und mache mich dann auf den weiteren Weg.


See samt Har Bental


Blick zurück auf Har Hermonit und Har Hermon im Hintergrund.

Nun umrunde ich einen kleinen See und steige dann auf den Har Bental. Dieser Berg hat mit Abstand den steilsten Aufstieg der ganzen Golantour, aber selbst der ist in etwa 40min erledigt.

Auf dem Gipfel begegnen mir zahlreiche Touristen und die Lösung dafür sollte ich schnell finden: Es ist dank Straße möglich, mit dem Auto bis zum Gipfel zu fahren und viele Tagesausflügler nehmen diese Möglichkeit wahr. Oben finden sich alte Verteidigungsanlagen, welche man besichtigen kann und (leider) mit zahlreichen Metallsilhouetten von kämpfenden Soldaten verziert sind.


Was sie zu diesen Metallfigürchen bewogen hat, weiß ich leider auch nicht.


Blumenfelder und gleich dahinter der Grenzzaun.


Nochmal Grenzzaun.

Weit wichtiger ist aber das Gebäude am Gipfel, welches das “Cafe Anan” (ob der Wortwitz nun geplant oder zufällig ist, kann ich nicht sagen 😉 ) beheimatet. Da es grade 12 Uhr ist, beschließe ich heute mir ein etwas üppigeres Mittagessen zu gönnen und so sitze ich kaum 10 Minuten später mit einem riesen Thunfischsandwich (richtig lecker, meine Empfehlung!) und einer “Eisschokolade” auf der Veranda und genieße das 360° Panorama, welches vorher schon genannte markante Punkte, See Genezareth, Berg Hermon, Syrien etc. toll hervorhebt.


Vor dem Café ist eine große Metallskulpturen-Ausstellung.

Als ich die Bedienung frage, wo ich denn meine PET Flasche wegwerfen kann, wird mir diese entwendet und sofort aufgefüllt. War zwar jetzt nicht wirklich nötig, aber dort könnte man also gut Wasser auffüllen. Um 14 Uhr mache ich mich wieder auf den Weg. Den Abstieg vom Berg muss man leider auf der Landstraße machen, es sind jedoch nur 2 oder 3km und die sind schnell geschafft.

Unten im Tal biegt man sofort von der Straße ab und die nächsten 3km geht es auf einem wunderschönen Naturpfad über blühende Wiesen und durch schattige Waldstücke.


Immer schön auf den Wegweiser achten 😉


Noch ein Panzer, der vor sich hin rostet.

Dann kreuzt man die Straße nahe der religiösen Gemeinde “Ein Zivan” und hält auf den Berg “Bni-Rasan” zu. Dieser ist kaum zu übersehen, hat er doch einige Windräder oben drauf. Sobald man den Berg erwandert hat, wird man vom Tosen der Propeller begrüßt.


Har Bni-Rasan.


Blick gen Norden von Bni-Rasan.


Auf dem Berg sind noch ein paar Verteidigungsanlagen, zudem ist jetzt schon der See Genezareth zu sehen!


*Zirrrr*

Auf der anderen Seite des Berges begibt man sich an den Abstieg. Hier entscheide ich mich dagegen, dem Trail weiter zu folgen, da dieser durch den Wald zur religiösen Gemeinde “Alonei Habashan” führt. Da es jedoch bereits 17.30 Uhr ist und es knappe 7km auf dem Golantrail bis zur Gemeinde sind, entschließe ich mich zur Landstraße zu laufen. Dort kann ich im Notfall immer noch die 4km zum Dorf laufen, plane aber ein Auto anzuhalten. Nachdem ich einen Kilometer auf der Landstraße gelaufen bin, sammelt mich auch ein nettes Pärchen ein und fährt mich die letzten 3km bis nach Alonei Habashan.

Alonei Habashan ist eine religiöse Gemeinde. Das darf man sich jetzt nicht wie ein Dorf voller Ultraorthodoxer vorstellen, wie dies in manchen Regionen, speziell in Jerusalem, vorkommt. Eher sind es orthodoxe oder nationalreligiöse Juden, die ganz normal arbeiten und leben, jedoch den Shabbat deutlich intensiver feiern.

Dementsprechend war es natürlich taktisch unklug, an einem Samstag in den frühen Abendstunden dort zu erscheinen. Shabbat endet am Samstag erst mit Sonnenuntergang, also schlich ich ein wenig durch den Ort. Habe dann eine Frau getroffen, welche wie viele andere Israelis auf diesem Trip, unglaublich hilfsbereit war. Sie hat mir erzählt, dass es ein Pärchen in dieser Gemeinde gibt, die Trekker in ihrem Garten schlafen lässt, also angelehnt an das amerikanische “Trail-Angel”-System. Sie hat mich dann auch gleich zur Synagoge gebracht und Anwesende gefragt, wo dieses Pärchen denn grade sei. Schließlich hat sie mich mit ihrem Mann losgeschickt, die Trail Angels zu finden. Dies klappte nach einer Viertelstunde auch ganz gut und Assaf, der Trail Angel lädt mich auch gleich zur abendlichen Feier bei den Nachbarn ein. Ich entscheide mich aber, ihnen etwas Privatsphäre zu lassen und lieber mein Zelt im Dunkeln aufzubauen. Ich frage Assaf, ob das denn jetzt ok wäre, wo doch noch Shabbat ist, worauf er mir absolut undogmatisch “You’re not jewish, you can do whatever you like” antwortet. 😀


Der Trail-Angel lässt einen in seinem Garten ein Zelt aufstellen.


Hier sieht man, dass es auch ein paar Sitzgelegenheiten gibt und direkt hinter meinem Zelt ist auch eine Spüle mit fließendem Wasser installiert.


Komisch, irgendwie sind meine Füße heute zweifarbig 😀 war wohl doch staubiger als gedacht.

Als das Zelt steht ist es schon dunkel und Assaf und seine Frau kehren nach Hause zurück. Sie schließen dann auch eine Steckdosenleiste ein, und da sie einen Wasserkocher für die Gäste haben, kann der Kocher heute im Rucksack bleiben. Einen leckeren Kartoffelsnack, nen Tee und ne heiße Schokolade später geht es mir richtig gut. Als mir seine Frau dann noch eröffnet, sie habe von der Party der Nachbarn mir noch 3 Stück Kuchen mitgebracht, bin ich im Paradies.


Der bereitgestellte Wasserkocher und der köstliche Kuchen von den Nachbarn!

Kurz vor der Schlafenszeit komme ich noch mit Assaf und seiner Frau in ein detailliertes Gespräch. Sie erzählen mir, dass ihnen das Trail Angel sein großen Spaß macht, nur im Sommer stehen scheinbar ab und an bis zu 15 Zelte im Garten, und dann limitieren sie ihre Hilfsbereitschaft auch ein wenig (ich z.B. durfte ihre Toilette nutzen – das machen sie bei min. 15 Leuten ganz sicher nicht mehr). Ich erfahre das er im landwirtschaftlichen Planungsrat der Golanhöhen sitzt, die Frau arbeitet in der Buchhaltung eines nahen Weinanbaugebietes. Danach gehen die Themen in alle möglichen Richtungen: Über den Trail, Outdoor-Ausrüstung bis hin zum Bürgerkrieg in Syrien (während wir auf der Couch sitzen hört man ein paar Explosionen) und dem Yom Kippur Krieg.

Ich frage sie dann auch, ob sie irgendwelche Auswirkungen des Bürgerkriegs spüren und als Assaf mir dann erzählt, dass sowohl eine Granate zwischen 2 Häusern in der Gemeinde eingeschlagen sind, wie auch ein Nachbar (der sich wunderte warum es im Auto nass ist), welcher MG-Einschusslöcher an der Autotür fand, wird mir dann doch ein wenig mulmig. In der Nacht in der ich dort war, sind nahe der religiösen Siedlung Ein Zivan (an der ich ein paar Stunden früher schon vorbei kam) 3 bewaffnete Männer von Syrien aus über den Zaun nach Israel eingedrungen. 2 davon wurden daraufhin von israelischen Soldaten verwundet, der dritte konnte wieder zurück nach Syrien fliehen. Irgendwie schon ein komisches Gefühl, wenn man merkt wie nah der Konflikt plötzlich ist.

Heute war auf beiden Touren der Tag, wo ich die meisten KM abgeleistet habe. Knappe 30km + 3km per Anhalter waren für mich zumindest eine stramme Leistung. Aber ich fühlte mich nicht wirklich kaputt, hatte eine lange Mittagspause gemacht und wäre die Sonne nicht verschwunden, hätte ich locker noch ein paar machen können. Das schönste Lob kam von Assaf selber, der mir bei der Beschreibung meines Tagespensums ein “Wow, you walked far” entgegenbrachte, absolutes Balsam für die Seele. 😉

Assaf hatte mir noch erzählt, dass sie in der Gemeinde nachts die Hunde abketten (sind wohl wegen den vielen Kindern angekettet, welche tagsüber durch die Gegend laufen) und ich lieber alles mit ins Innenzelt nehmen sollte oder auf den Baum werfen sollte, was die Hunde entführen könnten.

Freitag 28.3. Tel-Aviv nach Mas’ade (via Bus) und dann nach Odem Picknick (per pedes) ~ 10km

Um 9 Uhr bin ich mit dem Bus von Tel Aviv nach Kiryat Shmona, die nördlichste Großstadt fast an der libanesischen Grenze. Der Bus braucht dafür knapp über 3std, macht aber zwischendrin eine Pause und dank toller Klimaanlagen und sogar Gratis-WLAN geht die Zeit schnell vorbei. Sobald man in den Golanhöhen ist, schaut man eh nur noch staunend aus dem Fenster.

In Kiryat Shmona dann umgestiegen in den Bus der Golanlinie 58, welcher mich ans Ziel bringen sollte. Im Bus mit zwei jungen Briten geredet, welche ehrenamtlich in einem palästinensischen Flüchtlingslager gearbeitet hatten und nun vorhatten, den Berg Hermon zu besteigen. Alles ein bisschen blauäugig, es war etwa 13 Uhr an einem Freitag, ab Sonnenuntergang fängt in Israel der allumfassende Shabbat an und da sie nicht die geringste Ahnung hatten, wie sie auf den Berg Hermon kommen sollten, geschweige denn zurück zu ihrem Hostel in Haifa an der Mittelmeerküste, klang es für mich eher nach einem unorganisierten Roadtrip als einem geplanten Tagesausflug. Habe die Jungs nie wieder gesehen, wüsste gerne ob sie auf dem Hermon notbiwakieren mussten. 😉

Der Golan-Trail beginnt nördlich der Stadt Majdal Shams, schon auf halber Höhe des Bergs Hermon.


Hier ist Majdal Shams an den Flanken des Har Meron zu sehen.

Der 58er Bus, in dem ich saß, fährt auch zuerst nach Majdal Shams. Jedoch muss man dann zum Trail etwa 5-6km auf der Landstraße den Berg hochwandern (oder ein Taxi nehmen), nur um dann auf den Trail abzubiegen und den Berg wieder runter zu wandern. Da ich ja auch etwa 4 Std. für die Anreise gebraucht hatte, beschloss ich also im Bus sitzen zu bleiben und den Ausstieg in der Stadt Mas’ade vorzunehmen, da dort der Trail direkt vorbeiläuft. So verpasse ich die ersten 8km Trail, muss aber auch nicht 5km die Landstraße hochtrotten. Nur dass ich die Festung Nimrod nicht gesehen habe, an der der Trail anfänglich vorbeiführt finde ich natürlich schade. Habe die Festung aber letztes Jahr schon sehen dürfen, war also verschmerzbar.

In Mas’ade gibt es noch ein letztes Eis, Wasser ist voll aufgefüllt, es kann losgehen.

Eis mit Blick auf den Berg Hermon

Für Nachahmer: Solltet ihr von dem Startpunkt auf Berg Hermon aufgebrochen sein, würde ich in Mas’ade Wasser auffüllen, so spart man sich später den Umweg nach Buq’ata.

Dann ging es endlich los. Der Trail beginnt gleich im Osten des Ortes, erstmal entlang des Kratersee Ram. Hier treffe ich zwei Trekker beim Mittagessen, welche den Golan Trail in die Gegenrichtung machten, jedoch nur einen Tagesabschnitt, bevor der Shabbat beginnt. Mir geht es diesmal deutlich anders als beim ersten Trail. Ich fühle mich fit, habe richtig Lust auf den Trail und man läuft erst über schöne Feldwege.


See Ram mit toller Bergkulisse

Bereits 10min nach dem Start kreuzt eine Schildkröte meinen Weg, insgesamt sollte ich noch ein paar auf dem Trail sehen, wie natürlich hunderte Eidechsen, die aber leider zu flott zum fotografieren waren. 😉


Ab jetzt mein Begleiter für die 4 Tage: Der grün-blau-weiße Trailblazer des Golan-Trails.


Auch gemütlich aber ich bevorzuge mein Zelt


Deutlich bessere Beschilderung dieses Mal!


Ich will mal hoffen, das mein Trail erfolgreicher verläuft


Gemütliches Plätzchen


Scheinbar werden hier Plastiktüten und T-Shirts angebaut.


Blick auf Majdal Shams, die Hermon-Gebirgskette und den Weg auf dem ich gerade allerlei Felder durchquert habe.

Nach ein paar Kilometern kommt man zum Har Odem, der jedoch schnell bezwungen ist. Auf der Spitze des “Berges” steht eine verwaiste Bunkeranlage, von der ich ein paar Fotos mache. Oben gibt es eine kurze Pause, ich setze mich auf einen Geröllblock und sauge die Landschaft wirklich in mich auf. Im Norden gibt es den tollen Blick zum Har Hermon, der noch eine winzige Schneekappe trägt. Generell war der Winter dieses Jahr in Israel sehr mild, schlecht für die 3 Skilifte, welche den Har Hermon heraufführen.


Blick vom Har Odem.


Der verlassenen Bunker/Kommunikationsposten auf dem Har Odem.


Ausblick vom Har Odem


Har Odem und dahinter schon Har Hermonit, den ich morgen besteigen werde.

Gen Westen kann man bis zum Mittelmeer sehen, und im Südwesten glitzert schon der See Genezareth in weiter Ferne.
Bei einem sanften Abstieg kommt man dann in den Wald Odem, welcher sich früher angeblich bis zum Mittelmeer ausdehnte, nun aber nur noch wenige Quadratkilometer bedeckt. Es blühen einige Blumen und der Weg ist gut zu laufen. Deshalb erreiche ich schon nach 2,5std wandern den Schlafplatz für die Nacht, die Odem Picknick-Stelle.


Der gemütliche Weg durch den Odem-Wald.

Dort lerne ich schnell die einzigen zwei Mitcamper für die Nacht kennen: Papa Eres und sein dreizehnjährigen Sohn Gal. Beide haben sich ein Campingwochenende vorgenommen und laden mich schnell zum gemeinsamen Zusammensitzen ein. Da es genug Feuerholz gibt, haben sie beschlossen ihr Linsen-Reis-Gericht direkt über den Flammen zuzubereiten. Als der Papa dann fertig gekocht hat, ist ihm der Appetit vergangen, da er beim zubereiten so oft gekostet hat. Der Sohn isst auch nur 3 Löffel und so wird mir ein Topf mit ca. 800gr. kohlenhydrathaltigem Abendessen zugeschoben. Egal wie lang ich esse, ich kriege es nicht hin, dass es auch nur im geringsten so aussieht als wäre was aus dem Topf entfernt worden. Wenigstens der Papa freut sich, dass er morgen weniger schleppen muss und schmeißt den Rest weg. Ich habe ein paar nette Gespräche mit den Beiden, speziell der Sohn überrascht mit sehr gutem Englisch für sein Alter, laut eigener Aussage daher stammend, dass er “viel zu viele englischsprachige Youtube-Videos schaut.”

Da der Picknickplatz auch nachts noch von einigen Besuchern heimgesucht wird, welche direkt mit dem Auto vorfahren und an den Tischen ihr Abendessen zu sich nehmen, entscheide ich mich neben Vater und Sohn die Isomatte aufzuschlagen, dass Zelt bleibt heute im Rucksack. Das hat natürlich den Vorteil, dass ich mit Blick auf einen wunderschönen Sternenhimmel einschlafen kann.


Es muss nicht immer das Zelt aufgebaut werden, Cowboy-Camping sorgt für einen tollen Blick auf den Nachthimmel.

Shvil haGolan (Golan-Trail) – Vorbemerkungen

Nach einigen Tagen Entspannung am Strand von Tel-Aviv musste es jetzt aber doch wieder losgehen. Ich hatte Lust mir zu beweisen, dass ich auch den zweiten Trail auch schaffen würde, zudem schmerzte der Fuß nicht mehr und nur am Strand liegen und relaxen geht bei mir nicht für länger als ein paar Tage.

Das nächste Ziel war der Shvil haGolan. Ich hatte bei meinem letzten Besuch in Israel einige Nationalparks in den Golanhöhen besucht, war dort zwei Tage unterwegs und es hat mir super gefallen. Als ich nun rausfand, dass es dort einen längeren Trail gibt, war ich sofort Feuer und Flamme und der kam augenblicklich auf meine “To-Do-Liste”. 😉

Der Shvil haGolan erstreckt sich von Nord nach Süd durch die Golanhöhen. Er fängt ganz im Norden, am Fuße des Berg Hermon an, und zieht sich dann die meiste Zeit nah an der syrischen Grenze entlang, bis es nach ca. 55km in südwestliche Richtung zum See Genezareth geht. Der Trail läuft die letzten 25km dann an den Klippen oberhalb des See Genezareth entlang. Die Gesamtlänge des Trails beläuft sich auf ~ 125km und wird in den meisten Guidebooks als 7 Tages tour ausgelegt. Ich habe mir die ersten 8km gespart (mehr dazu gleich) und die letzten 25km, habe also knapp über 90km zurückgelegt, war aber auch nur 3,5 Tage unterwegs. Hätte ich das Stück am Anfang noch gemacht, wären wohl 4 Tage fällig gewesen und 25km am Ende übrig geblieben. Ich denk also man kann sicher sagen, dass 7 Tage nicht unbedingt nötig sind, man es eher als 6-, wenn nicht gar als 5-tägige Tour aufziehen kann.

Da ich hier die Karte nicht anhängen darf, man findet den blau eingezeichneten Golan-Trail hier in einer PDF: http://www.golan.org.il/2023/ Einfach auf den grünen “Map” Link klicken

Auch wenn das Gebiet sicherlich von dem Gefährdungslevel höher einzuschätzen ist als bei der vorherigen Tour, hatte ich nie ein ungutes Gefühl dabei. Es gibt jedoch ein paar Sachen zu beachten, auf die ich im Verlauf des Texts eingehen werde.
Im Vergleich zur Yam leYam Tour muss ich sagen, dass mir dieser Trail deutlich besser gefallen hat, dementsprechend wird es auch einiges mehr an Fotos geben, da ich richtig Lust hatte, die immer neuen Landschaftsansichten auch wirklich festzuhalten. Und diesmal auch dauerhaft den Kameraholster vor dem Bauch geschnallt hatte was der Motivation deutlich zuträglicher ist als der Gedanke “Oh Man, schon wieder den Rucksack ausziehen und Kamera rausholen” 😀

Fazit Yam leYam-Trail

Das war also die erste Tour in Israel und meine erste Mehrtagestour überhaupt. Um jetzt ein wenig vorzugreifen: Natürlich habe ich die zweite Tour auch noch gemacht 😉

Nach der ersten Tour habe ich arg an mir gezweifelt. Da war das Problem, dass ich nicht genug essen konnte, die Kraftlosigkeit und das Gefühl, ich muss die ganze Zeit auf den nächsten Schritt achten und kann die Landschaft um mich herum nicht genießen. Habe es jetzt noch mal beim Schreiben gemerkt, klingt nach viel Gemecker, stellt aber nur ehrlich dar, wie ich mich während des Trails gefühlt habe.

Zudem die Sorge, wenn ich bereits solche Probleme bei dieser Viertagestour habe, wie soll das dann erst bei 10 Tagen auf dem Kungsleden in Schweden werden? Dort gibt es ja auch keine Ausstiegsmöglichkeiten.

Das Hauptproblem dürfte aber tatsächlich das Essen gewesen sein. Als ich danach zusammengezählt habe, dass ich grob:
2x Kartoffelsnack á 48gr
150gr Müsli
220gr Couscous
1x Orange, 2x Tomaten
1/2 Sandwich
2x Heiße Schokolade und
nur 220gr Müsliriegel
in 4,5 Tagen gegessen habe, war mir auch klar, weshalb ich mich im Verlauf der Wanderung immer kraftloser fühlte und mich speziell zum Ende hin wirklich nur voranschleppte. Hätte ich das in einem Tag oder 1,5 Tagen gefuttert, dann wäre es wohl in Ordnung gewesen, aber so…

Auch die Landschaft hat mir, von den Obstplantagen und der Aussicht vom Har Meron abgesehen, eher weniger zugesagt. Man verbringt die meiste Zeit im Bachlauf, hat also wenig Fernsicht und muss immer auf den nächsten Schritt achten.
Aber nur soviel sei verraten, der zweite Trail war der absolute Hammer und keins der Probleme, dass ich auf dem Yam leYam-Trail hatte fand seinen Einzug in die zweite Tour.

Hier geht es die Tage dann weiter mit der Beschreibung vom Golan-Trail, dort habe ich auch deutlich mehr Fotos gemacht, für all die Leute die sich “oh mein Gott, wird das ein Roman?” gedacht haben. 😀

Montag 24.3 Ruine im Amud Stream -> Ginosar am See Genezareth ~18km


Der Zeltplatz hoch über dem Amud Stream


Jonas beschauliche Schlafstatt


Der Blick auf die kleine Ruine


Blick ins Tal


Da muss ich wieder runter.

Wie geplant brechen wir recht früh das Lager ab. Dann noch mal hoch zur Mikwe wo diesmal nur noch ein Mann im Wasser badet und sich von uns nicht sonderlich gestört fühlt. Zurück beim Rucksack macht sich Jonas sehr flott auf den Weg, da er deutlich fitter und erholter losmarschiert sehe ich ihn auch den gesamten Tag nicht mehr.

Ich arbeite mich langsam wieder ins Tal zurück. Laut Tagesbeschreibung soll es heute nur noch Bergab gehen, eine Hoffnung welcher ich mich trügerisch hingebe. Das zwar die Grundausrichtung bergab ist, dies aber nicht heißt, dass man heute nicht kraxeln müsste, wird mir schnell klar.

Die nächsten 5km schlängelt sich der Weg durchs enge Bachbett, mal läuft man auf dem felsigen Bachbett selber, meist aber geht es in kleinen verschlungenen Wegen an den Rändern auf und ab. Teils sind die Wege so steil, das metallene Griff- und Trittbretter in den Stein gehauen wurden.


Das Bachbett

Dieser Abschnitt kostet mich viel Kraft. Obwohl ich die Wanderstöcke nutze, knicke ich häufig schmerzhaft um. Erst knapp vor der zu überquerenden Straßen weitet sich der Weg in einen Feldweg aus und es lässt sich sehr angenehm laufen.


Endlich Feldwege!

Ich laufe seit gestern auf dem Weg, über den auch der Israel National Trail verläuft und so treffe ich heute die ersten (und einzigen) zwei INT-Läuferinnen. Diese haben bereits 4 oder 5 Wochen hinter sich und meinten, dass sie in unter einer Woche in Tel Dan, dem nördlichsten Punkt der Route ankommen und ihre Tour dort beenden wollen. Wie vielmals auf diesem Hike bin ich fasziniert von ihrer Ausrüstung. Wo hier im Forum Weitstreckenplanungen von Leichtrucksäcken, gekürzten Zahnbürsten etc. dominiert werden, laufen diese Mädels komplett in Baumwollklamotten, jede mit einem alten, bockschweren Rucksack auf den Schultern ohne Hüftgurt, der auch noch eine riesige aufblasbare Isomatte an der Seite befestigt hat. Der absolute Knüller sind aber die, bei allen israelischen Wanderern sehr beliebten, einfachen Sandalen, mit denen mal schnell 1400km ohne jegliches Sohlenprofil zurückgelegt wird… Respekt!

Nach diesen 5km erreiche ich endlich die Straße und nachdem ich den weiteren Weg trotz großer Baustelle finden kann, geht es auf der anderen Straßenseite weiter im Bachbett. Jetzt jedoch ist der Weg gänzlich anders, es ist recht flach und man läuft auf einem sehr schmalen Pfad, kaum 30cm breit, durch üppige Wiesen. Das dabei teilweise die Vegetation aus vielen Distel-ähnlichen Pflanzen besteht ist für mich nicht so schlimm, ich empfehle aber jedem eine lange Hose mitzunehmen. Auf diesem Weg kommt man sich vor wie im Urwald, viele überhängende Bäume, man hört allerlei Insekten und Vögel und ein bisschen Schatten gibt es auch.

Wer richtig mit den ganzen Stacheln zu kämpfen hat, sind die Schüler, die heute ihren Wandertag absolvieren. Bereits an der Straße hatte ich die 2 großen Reisebusse erkannt, welche die halbe Schule, alle zwischen ca. 11 – 17 Jahre alt dort ausgespuckt haben. Diese laufen nun durch das Tal und werden bei der nächsten Straßenquerung vom Bus wieder eingesammelt. Auch hier wieder viele Sandalen aber auch einige Modesünden, die wohl eher dazu dienen sollten, die Mitschüler zu bezirzen, als eine gemütliche Wanderung zu ermöglichen. Hotpants oder Leggins sind halt doch kein Erfolgsmodell bei Dornenbüschen. 😀

Leider ist es schwierig diese große Karawane von ca. 200 Schülern, die jeweils im dreißig-köpfigen Verband marschieren, effektiv zu überholen. Langsam aber sicher komme ich aber doch an ihnen vorbei, auch wenn es seine Zeit dauert. Da diese Kinder (wie scheinbar alle Israelis) irre gerne singen war es ganz lustig. So durfte ich mir von alten, zionistischen Pioniersliedern bis hin zur aktuellen Justin Bieber Single den recht schiefen Gesang von diesen Jugendlichen anhören. 😀

Die Mittagspause verschiebe ich, denn ich habe keine Lust, dass mich alle Schüler wieder überholen und das ganze Spiel von vorne beginnt. Der Weg wird in den letzten 2km unglaublich schlecht, jetzt läuft man nur noch im Flussbett und dementsprechend knicke ich oft um. Besonders beim letzten Umknicker stehe ich fluchend im Bachlauf und wünsche mir nur, dass ich bald ankomme. Zum Glück tut der Fuß beim Laufen nicht zu sehr weh, erst später im Bus merke ich wie steif er wird und wie ich die nächsten Tage umeinander humpele.

Als ich die nächste Straße erreiche, habe ich die Tour fast geschafft, nur noch 4-5km trennen mich vom Ziel. Am Parkplatz treffe ich auf ein Pärchen, welches eine Tagestour geplant hat und mir bereitwillig ein Liter Wasser schenkt, einwandfrei!
Der letzte Talabschnitt verläuft deutlich offener, und über schöne Feldwege, ich habe also deutlich mehr Zeit für die Umgebung. Und plötzlich habe ich ein Déjà-vu vom Beginn der Reise. Denn nun laufe ich wieder durch Bananen- und Orangenplantagen.


Obst und noch mehr Obst

Hier kommt dann auch die Abbiegung, welche in meiner Internetquelle beschrieben wurde. Der INT biegt nämlich nun nach rechts, gen Süden nach Migdal ab, während der schwarze Trail, der bisher parallel lief, nun weiter nach Osten läuft und am Ufer des See Genezareth endet. Ich folge also dem schwarzen Trail und merke wie der Körper sämtliche Reserven nochmal aufwendet, jetzt wo das Ziel so nah vor Augen ist.


Hier biegt der schwarze Trail nach links ab, der INT geht nach rechts. Empfehlung: INT folgen!


Blick auf die Klippen von Berg Abel. Da habe ich letztes Jahr eine Tagestour gemacht, eine tolle Wanderung!

Ich warte dauernd auf einen Blick auf den See, leider bleibt mir dieser verwehrt. Generell kann ich die Empfehlung, den schwarzen Markern weiter zu folgen nicht teilen. Den ganz am Ende schlägt sich der schwarze Trail ins Unterholz und wo ich jetzt hoffe, endlich auf einen tollen Strand zu treffen, wo ich mich in die Fluten schmeißen kann, stehe ich plötzlich in einem sehr zugewucherten Schilfhain, und direkt an der Wasserkante treibt allerlei Müll im Wasser, welches sich irgendwann im Schilf verfangen hat. Also kämpfe ich mich leicht unorthodox in südliche Richtung weiter, bis ich um 15:00 Uhr das Kibbutz Ginosar erreiche, welches direkt am Ufer des See Genezareth liegt.

Hier gönne ich mir im Supermarkt einen Eistee und ein Eis, welches ich fälschlicherweise für ein Calipo hielt. Überraschend stellte sich heraus, dass im Eis plötzlich Gummibärchen eingeschlossen waren *brrr*, eine wirklich seltsame Eissorte.


Ein Eis (wenn auch seltsam) und einen Eistee. Mehr braucht man nicht zum Glücklichsein.

Eine Frau im Supermarkt hat mir erzählt, dass ich auch problemlos an einem der Strände im Ort baden gehen könnte und auch wenn die Badestelle nicht wirklich attraktiv ist, nutze ich die Gelegenheit, mich ins kühle Nass zu werfen.


Die Badestelle in Ginosar

Doch zuvor wird wieder die Flasche mit dem Meerwasser aus dem Mittelmeer hervorgekramt, um diese Tradition zu einem würdigen Abschluss zu bringen.


Vermischen


Und in den See schütten.

Nach dem Schwimmen wieder ein wunderbares Beispiel der israelischen Hilfsbereitschaft: Ich hatte die Frau im Supermarkt gefragt wo und wann hier im Ort ein Bus nach Katzrin abfährt. Das Wo konnte sie mir beantworten, dass Wann leider nicht. Grade als ich aus dem Wasser steige, kommt besagte Frau zum Strand und drückt mir einen Zettel in die Hand. Sie ist tatsächlich nach Hause gegangen und hat den Busfahrplan ausgedruckt. Ich bin absolut begeistert.

Leider wird es mit Katzrin nichts, denn das Hostel, welches ich mir dort ausgesucht habe ist leider voll. Da aber mein Fuß aufmuckt und ich mich sehr kraftlos fühle, entscheide ich mich schnell nach Tel Aviv zurückzufahren um dort ein paar Erholungstage am Strand zu haben. Ob ich die zweite Tour mache oder nicht, kann ich ja dort immer noch entscheiden.
Also ein letztes mal den Rucksack geschultert, zur Bushaltestelle gelaufen und dort einen Bus nach Tiberias (der einzigen Großstadt am See Genezareth) und von dort einen Bus nach Tel Aviv zu nehmen.

Nahezu lachhaft erscheint es mir, dass in dem Moment als ich am Busbahnhof in Tiberias stehe, mein Appetit zurückkehrt und ich dort einen riesigen Hotdog verspeise. Um ca. 21 Uhr Abends bin ich damit wieder im Hostel in Strandnähe und während ich es kaum in den ersten Stock zu meinem Bett im Schlafsaal schaffe, freue ich mich riesig auf die Entspannung am Strand die nächsten Tage.

Sonntag 23.3. Lower Meron Campsite -> Ruine im Amud Stream ~18km

Um 6 bin ich wieder bei Tagesanbruch wach. Allerdings merke ich jetzt noch viel stärker als in den ersten Tagen die langsam einsetzende Entkräftung.


Der Zeltplatz mit Har Meron im Hintergrund

Bis 7.30 Uhr packe ich langsam zusammen und dann reichen selbst die 50 Stufen der Treppe um wieder zum Wasserhahn zu kommen aus, dass mir schwummrig wird. Nichtsdestotrotz gibt es ein wenig Müsli, der Wasservorrat wird wieder komplett aufgefüllt (was es heute gar nicht gebraucht hätte, da hätten auch 2L gereicht) und los gehts.
Der Tag fängt gleich mit der Besteigung des Har Meron (Berg Meron) an, zu dessen Fuße ich gecamped hatte. Mit 1.208m Höhen ist er der höchste Berg Israels innerhalb der 48er Grenzen, nur noch geschlagen durch den Har Hermon in den Golanhöhen.
Jedoch gehen die 300Hm zum Gipfel auf diesem schönen Pfad doch recht schnell und nach einer Dreiviertelstunde stehe ich an einem Aussichtspunkt. Da der Gipfel von einer Militäreinrichtung in Beschlag genommen wird, läuft man knapp unterhalb des Gipfels entlang.
Die tolle Aussicht auf den Libanon im Norden, Syrien im Nordosten, die Golanhöhen im Osten und dem Zielpunkt, dem See Genezareth im Südosten ist wirklich Atemberaubend. Auch Berg Hermon mit winziger Schneekappe ist in der Ferne zu sehen.


Der Aussichtspunkt


Alles Abwerfen und Fotos machen.


Berg Hermon in weiter Ferne mit Schneekappe.


Komplettes Panorama von Norden nach Osten.


Am höchsten Punkt der Tour


In weiter Ferne ist schon der See Genezareth zu sehen (Mitte-Rechts im Bildausschnitt)

Links im Bild der Har Meron, ganz rechts auf der Hügelkette ist die Stadt Safed, kurz unterhalb der Stadt schlage ich heute das Nachtlager auf. Wenn das Bild noch weiter nach rechts gehen würde, sähe man den See Genezareth im Osten.
Von jetzt an geht es, grob gesprochen, immer Bergab in Richtung See Genezareth. Der Feldweg vom Gipfel runter ermöglicht für die nächsten 4km ein sehr entspanntes Wandern. Zum ersten Mal auf diesem Trip ziehe ich die Ohrstöpsel aus der Tasche und laufe unter großen Gekicher zu Marc-Uwe Klings “Das Känguru-Manifest” (Absolute Lese-/Hörempfehlung!) den Weg entlang. Nur die letzten 2km sind sehr steil und über grobe, große Steine. Dies erfordert einiges an Konzentration und lässt mich ein erneutes Loblied auf meine mitgenommenen Wanderstöcke singen, wobei sie erst am darauffolgenden Tag ihre absolute Notwendigkeit beweisen sollten.

Der Weg endet am Fuße des Dorfs Meron und hier gibt es die Möglichkeit Wasser aufzufüllen. Leider scheinen die Wasserleitungen komplett überirdisch zu verlaufen, selbst nach einiger Zeit kommt das Wasser immer noch mit 40-50° aus der Leitung, ich war also gar nicht so traurig, in der Früh zu viel eingepackt zu haben. Toiletten gibt es dort auch, und die Möglichkeit ein Zelt aufzuschlagen, jedoch waren die Toiletten als ich dort war verschlossen. Keine Ahnung ob das ein dauerhafter Zustand ist oder nur dem Faktor, dass es nicht Hauptsaison war, geschuldet ist.

Die Hoffnung auf ein kühles Getränk motiviert mich dazu, mich an die Straße zu stellen und zu schauen ob mich jemand mit dem Auto ins 2km entfernte Dorf mitnimmt. Dies braucht unerwartet viel Zeit, beim Hitchhiken in den Golanhöhen hatte ich deutlich schneller Erfolg. Aber wie mir schließlich die Person erzählt, welche mich mitnahm gab es in den letzten Jahren einige Gewaltverbrechen beim Trampen und da die Galiläa-Provinz deutlich besser mit den Öffis vernetzt ist als die Golanhöhen scheint wohl weniger Bereitschaft vorhanden zu sein, einen Tramper mitzunehmen. Oben im Dorf gibt es beim Kiosk am Ortseingang ne Flasche Eistee und 2 Packungen Bonbons, nachdem ich mit Enttäuschung feststellen muss, dass sämtliches Eis in der Kühltruhe nicht gefroren ist. Verdammt, ich hatte mich schon extrem auf ein Magnum gefreut!

Nachdem ich mir dann für den Weg zurück zur Wasserstelle ein Auto organisiert habe, biege ich unten in den Nahal Meron ein, der im weiteren Verlauf des Tages in den Nahal Amud aufgeht. Viel hoch und runter samt Flussbettsteinen begleitet mich von nun an. Wieder muss die höchste Konzentration auf den Weg vor einen gerichtet werden und so bleibt leider wenig Möglichkeiten sich mit der Natur um einen herum zu beschäftigen. Im Nachhinein merke ich auch, dass sich dies im fast vollständigen Ausbleiben von Fotos äußert, da ich keine Lust hatte den Rucksack abzusetzen. Ich hoffe ihr verzeiht mir diese doch recht “textlastigen” Teile, ich verspreche das es spätestens bei der 2. Tour mehr als genug Fotos gibt, da habe ich geknipst wie ein Wahnsinniger. 🙂

Nach 2 Stunden komme ich bei den Sechvi Pools an, samt vielen Tagestourlern, die dort die Füße ins Wasser gehängt haben und entspannen. Hier werde ich recht schnell von einem der Ranger angesprochen, einem absoluten Original mit dem Namen “Lazer”. Ich schätze den Mann auf Ende 60, Anfang 70 mit langen weißen Haaren, einem selbstgebastelten “Patronengurt” aus PET-Flaschendeckeln, die er nutzt um zahlreich weggeworfene PET-Flaschen zurück zu den Mülleimern zu transportieren. Recht streng erklärt er mir, dass es jetzt um 15:00 Uhr für mich zu spät wäre um weiterzulaufen, das Gebiet ist ein Naturschutzgebiet, in dem sich nachts niemand aufhalten darf. Da ich aber so ungefähr weiß wo ich heute Abend campen will, zeigt er mir auf meiner GPS-Karte auf dem Handy samt Gefluche (“I am to old for this technology” 😀 ) wo ich hin muss.

Laut seiner Aussage kommt nach 45min auf der linken Bachbettseite ein blauer Wegweiser, welcher mich den Hang hinauf zu einer Campmöglichkeit bringen wird. Dieser Campingplatz liegt auf der selben Hügelkette wie die Stadt Safed (oder Hebräisch Tzefat). Leider habe ich mir diese Stadt nicht mehr angeschaut, man könnte aber sicher auch dort seine Übernachtung planen und könnte damit eine Stadt besichtigen, welche zwischen einem großen Künstlerviertel und jüdischer Gelehrsamkeit viele Widersprüche vereint. Safed war im 16. Jahrhundert DAS Zentrum für Kabbalismus.

Den Wegweiser für die Abbiegung erreiche ich bereits um 15:30 Uhr und mache erstmal eine kurze Pause, bevor der Hang in Angriff genommen wird. Dieser Weg ist richtig steil und ich ziehe mich mehr an den Stöcken hoch, als das ich den Hang erwandere 😉 . Zum Glück ist es nun einigermaßen bewölkt, ich mache trotzdem alle 10 Höhenmeter eine kurze Pause. Nach 30min erreiche ich eine kleine Ruine mit einer flachen Wiese davor. Laut den Informationen aus dem Internet soll ich hier mein Camp aufschlagen.

Weiter oben sollte es noch eine Wassermöglichkeit geben, mit Rucksack da noch weiter hin zu kraxeln hatte ich aber keine Lust. Also erstmal Zelt aufbauen und dann ohne Rucksack den Weg zum Wasser erklommen. Dieser dauert keine 5min, ich hätte also doch eher oben das Zelt aufbauen sollen. Die Wasserstelle hingegen stellte sich als eine Mikwe (ein rituelles Tauchbad für Juden) heraus, in der grad zahlreiche männliche Orthodoxe sich wuschen und beteten. Wasser kann man jedoch beim Ausfluss direkt am Tauchbad auffüllen, da ich aber noch genug für die Nacht hatte, beschloss ich das erst am Morgen zu machen um die Betenden nicht zu stören.

Als ich grade meinen Campingkocher angefeuert habe, um mir in der herannahenden Dunkelheit das Abendessen zuzubereiten, kommt noch eine einsame Gestalt aus der Dunkelheit den Weg entlanggelaufen. Wir reden kurz auf Englisch miteinander und er fragt ob es mich stören würde, wenn er neben meinem Zelt auf einer Isomatte schlafen würde. Tut es gar nicht, ich freue mich über ein wenig Gesellschaft, nachdem ich die letzten 48h nahezu allein verbracht habe. So setzt er sich mit seinem Abendessen zu mir an den Gaskocher und wir reden noch ein wenig. Lustigerweise stellen wir beide erst nach 10min Gespräch fest, dass wir beide Deutsche sind und das Gespräch von Englisch nach Deutsch verlagern. So sitze ich noch ein Stündchen mit Jonas quatschend auf einer kleinen Mauer.

Hier fällt mir jedoch erneut auf, dass mein Essensverhalten dieser Wanderung nicht förderlich sein kann. Während ich mit Mühe und Not einen 48gr “Pfanni Kartoffelsnack” runterbringe, haut sich Jonas gleich die 250gr Couscous in den Kocher.
Schon frühzeitig gehen wir ins Zelt, nachdem wir noch ein wenig einer Gruppe Schakale zugehört haben, die mit schaurig-schönen Rufen durch die Schlucht heulen. Jonas hat im Flussbett noch Bekanntschaft mit einem Wildschwein gemacht, so hoffen wir, dass diese sich heute Nacht nicht auf den Weg hier oben verirren. Frühzeitig schlafen wollen wir auch, da mich 2 vorbeiwandernde Israelis aufgeklärt haben, dass diese Ruine formal noch zum Naturschutzgebiet gehört, wir hier also vermutlich nicht campen dürften, sondern erst oben bei der Mikwe. So ist der Plan recht früh aufzustehen und das Zelt abzubauen um jeglichen Ärger mit den Rangern aus dem Weg zu gehen.

Samstag 22.3. Abirim -> Lower Meron Campsite ~20km

Als ich in der Früh aufstehe, ist das israelische Pärchen schon weg. Ich bereite mich langsam vor, und komme erst gegen 9 Uhr los. Davor habe ich mir grade noch so ein halbes Berghaferl Müsli rein würgen können, mehr ging leider nicht.


Blick ins Tal bevor es an den Abstieg geht. Blick in Richtung Osten.


Der Berg in der Bildmitte dürfte Har Meron sein, an dessen Fuße ich heute das Lager aufschlagen will.

Ich muss heute östlich von Abirim mich wieder runter in den Bachlauf begeben. Dass funktioniert ganz gut, nachdem ich erst die richtige Abzweigung gefunden habe, davor irre ich ein wenig planlos über ein Feld.


Heute folge ich fast ausschließlich dem grünen Wegweiser.

Schön ist jetzt der Abstieg, relativ flach geht es auf Feldwegen mit Allee-Feeling entlang. Vom Aussehen der Umwelt her könnte es auch Griechenland sein und nicht Israel. Viele Blumen und schattenspendende Bäume. Heute habe ich gleich von Anfang an meine Stöcke vom Rucksack geholt, der selbe Fehler wie gestern soll mir nicht erneut passieren.


Griechenland-Feeling


Alles blüht.

Unten im Bachbett geht es viel hoch und runter, immer mal wieder wird die Seite gewechselt, was dank Niedrigwasser und Steinen auch ohne Schuhe ausziehen funktioniert, trotzdem komme ich nur sehr langsam voran. Ich merke wie es mir schwer fällt die Umgebung richtig in sich aufzunehmen, wenn man dauernd den Blick auf den Untergrund fixieren muss um nicht umzuknicken. Das Rinnsal, das gestern wenigstens noch attraktiv genug aussah um die Kopfbedeckung mal nass zu machen, hat sich heute in eine eklige Brühe verwandelt, der man keinesfalls zu Nah kommen will.


Brühe samt Kühe

Heute finde ich aber endlich eine Gelegenheit für eine Mittagspause im Schatten, schaue dabei ein paar Kühen beim grasen zu und lese ein spannendes Buch. Sehr erholsam bis auf die Tatsache, dass ich wieder nur einen halben Müsliriegel runterbringe.


Mittagspause im Schatten


Leicht entkräftet aber zufrieden.

So verwundert es auch nicht weiter, dass ich mich nach der Mittagspause sehr kraftlos fühle und mich weiterschleppen muss. Jetzt geht es verstärkt über Geröll, was mir höchste Konzentration abverlangt. Übermächtig hängt über mir die Wegbeschreibung für heute, welche besagt dass ganz am Ende ein steiler Aufstieg aus der Schlucht stattfindet. Dabei muss ich natürlich an den kräfteraubenden Aufstieg von gestern denken.

Bevor ich jedoch zum endgültigen Aufstieg komme, treffe ich noch 3 Israelis samt britischen Besuch, mit denen ich mich nett unterhalte. Sie sind es auch, die mich beim Aufstieg einholen und dankenswerterweise die letzten 150Hm mit mir zurücklegen. Wenn man jemand zum Reden hat, kann man sich viel besser motivieren und denkt doch weniger über die Beschwerlichkeiten nach.
Oben am Hang angekommen ist auch gleich der Parkplatz wo ihr Auto stand und der Campingplatz ist. Bei Bedarf gibt es in einem der Gebäude neben der Straße scheinbar sogar ein Hostel/Hotel, dies kann ich aber nicht verifizieren, ich war mit dem Zeltaufbau beschäftigt! 😉


Endlich Oben!

Wieder lerne ich die israelische Gastfreundschaft kennen als sie einen Campingkocher aus dem Kofferraum zaubern und es Tee gibt. Auch werde ich bombardiert mit allem Essen, welches sie im Laufe ihrer Tagestour nicht verzehrt haben. Ein Sandwich finde ich eine nette Geste, aber als ich danach der Frau ausreden muss, mir 9 Orangen zu schenken, weil ich sie einfach nicht tragen kann am nächsten Tag, finde ich das sehr witzig. Schließlich ist sie einverstanden, mir “nur” eine zu überlassen 😉

An diesem Campingplatz gibt es keine sanitären Einrichtungen, dafür ist er gratis, es gibt sogar einen Wasserhahn und ich bin ganz allein auf dem ganzen Campingplatz. Schnell wird das Zelt aufgestellt und schon wird es dunkel. Mein Abendessen besteht aus einem halben Sandwich, einem “Pfanni Kartoffelsnack” und der besten Orange meines Lebens. Viel ist es nicht aber immerhin mehr als gestern. Da ein wunderschöner Sternenhimmel lockt, versuche ich Nachtaufnahmen mit Zelt zu fotografieren.


Nachtaufnahme, auch ohne Fuchs.

Als es plötzlich raschelt und ich die Stirnlampe einschalte, sehe ich sofort einen Fuchs in Nähe des Zeltes stehen, den ich nun Dank Wikipedia als einen Rüppellfuchs charakterisieren konnte (http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BC…reitungsgebiet). Wie häufig in Campingplatznähe ist dieser Fuchs nicht im geringsten von meiner Anwesenheit beeindruckt. Während ich an einer Vorzeltseite grade was im Innenzelt verstaue, traut sich der Fuchs frecherweise, einfach mal am Rucksack zu kratzen, der auf der anderen Vorzeltseite steht. Kaum laufe ich ums Zelt um ihn zu verjagen, nimmt er sich den Eingang vor, vor dem ich gerade noch kniete. Frecher Kerl! und das bedeutet für mich heute Nacht alles mit ins Innenzelt zu nehmen, nicht dass er doch noch einen Schuh oder ähnliches klaut.

Heute schlafe ich gar schon um 20.00 Uhr, der Tag hat mich dann doch richtig geschafft.

Freitag 21.3. Gesher Achziv -> Abirim, ~23km

Aufgewacht bin ich am Strand bereits um 6.30 Uhr. Fühle mich fit, packe schön den Schlafsack zusammen im Zelt, summe ein wenig vor mich hin, trällere ein Liedchen, denn schließlich bin ich ja allein am riesen Strand. – Denkste! Mein Fehler bemerke ich erst, als ich um 7 aus dem Zelt krieche und 7-8 ältere Herren in der Nähe des Zeltes stehen und angeln… Fettnäpfchenalarm 😀


Die Landzunge am Horizont markiert die Grenze an den Libanon, dort ist auch die Militäreinrichtung aufgebaut, von wo die Jeeps ankamen um mal ein Auge auf mich zu werfen 😉

Eine Tradition, welche beim Yam leYam besteht ist, dass man in einem kleinen Fläschchen Meerwasser zum See Genezareth transportiert, dort mit Seewasser vermischt und vergießt. Die UL-Trekker im Forum weinen wahrscheinlich grade, nichtsdestotrotz habe ich ein paar Milliliter des Meerwassers mit auf die Tour genommen 😉


Der Schrecken eines jeden UL-Anhängers!

Ziemlich langsamer Start, so bin ich erst um 8.30 Uhr bereit zum Abmarsch. Direkt auf der anderen Straßenseite geht es los in östlicher Richtung und die ersten 5km werden damit verbracht auf Staubstraßen durch Bananen-, Avocado- und Orangenplantagen zu laufen. Es duftet wunderschön, leider waren noch keine Früchte reif 😉

Nach dem Marsch durch die Plantagen geht es 2km die Landstraße entlang. Hier habe ich ein ziemlich ärgerliches Erlebnis mit einem Autofahrer. Ich laufe dem Verkehr entgegen, habe aber im Laufe meiner Trails mitgekriegt, dass das in Israel ganz unüblich ist. Ein Fahrer, der im großen Geländewagen von hinter mir auf mich zufährt hat sich scheinbar in den Kopf gesetzt, er müsste mich erschrecken, fährt auf die Gegenfahrbahn ein, und wirklich richtig knapp (ca. 50cm) an mir vorbei, wobei er meint, auch noch Hupen zu müssen als er ganz nah hinter mir ist. Die Motivation dafür entzieht sich mir natürlich völlig, ich verbringe aber doch ne Minute oder Zwei damit, mir die Seele aus dem Leib zu schimpfen, schon allein wegen dem Schrecken.


Tolle Blumenfelder am Wegesrand

Nach diesem kurzen Stück auf der Straße biegt man nun in das Bachbett “Nahal Achziv” ein. (Nahal heißt einfach “Fluss”). Darin werden die restlichen 10km des Tages absolviert, während es (wie für den Rest der Tour auch) grob in östliche Richtung geht.


Der Beginn des mächtigen und tosenden Achziv-Flusses 😉


Der Feldweg mit Blick auf die noch etwas entfernte Festungsruine von Montfort, eine Kreuzritterburg.


Detailansicht Montfort

Heute sind es recht befestigte Wege und ich komme schnell mit einem jungen israelischen Ingenieurspärchen ins Gespräch, welche in die gleiche Richtung laufen. Geredet wird über alles, inklusive ein Geschimpfe auf ihre Regierung und sie scheinen äußerst interessiert an der Sicht eines nicht-Israelis auf den Nahostkonflikt. Sehr nettes Gespräch, ich merke jedoch erst als sie abbiegen um einen anderen Weg zu laufen, dass sie viel schneller gegangen sind (da sie auch nur einen leichten Tagesrucksack dabei hatten) als es für mich sinnvoll gewesen wäre. Ich fühle mich jetzt wirklich erledigt.


Überall blüht es in den schönsten Farben.


Der weitere Verlauf im “Achziv-Tal”

Jetzt kommen wir aber auch schon zum Problem des Tages: Es ist Freitag, mit Sonnenuntergang fängt Shabbat in Israel an und da ist wirklich alles geschlossen. Am Donnerstag hatte ich mir vor der Zugfahrt noch knappe 4L Wasser im Hostel aufgefüllt, aber die sind natürlich mit dem Kochen am Strand und dem Trinken tagsüber fast komplett aufgebraucht. Wasser im Tal auffüllen ginge nur, sofern man Wasser aus der Quelle holen würde (im Rest des Bachbetts gibt es nur ein dünnes Rinnsal, wenn überhaupt). Für die Quelle bräuchte man aber ein Mittel zur Wasserklärung, ob Chemisch oder via Wasserfilter. Da ich aber weder das eine, noch das andere habe, steht fest das ich heute das Tal verlassen muss, und in einer der kleinen Ortschaften, welche auf den Hügeln gebaut wurden mein Wasser auffüllen muss.

Ich merke für mich selber, wie ich nervös werde, dass es nicht klappen könnte und ich dann beispielsweise auf meine Mittagspause verzichte. Ich bin seit 8.30 Uhr unterwegs, nun ist 14.30 Uhr und außer mal so 2-3x für 5min am Wegesrand anhalten habe ich keine Pause gemacht. Richtig schlimm ist nun der Aufstieg aus dem Tal. Es sind ca. 250Hm schätze ich, aber der Weg ist richtig steil, hohe Steinstufen, wo man alle Kraft braucht um sich hochzudrücken. In meinem Wahn mich zu beeilen hole ich auch nicht meine Trekkingstöcke aus dem Rucksack, wo sie den ganzen Tag vor sich hin vegetieren. Inzwischen stolpere ich kraftlos vor mich hin, muss fast alle 20m eine Pause machen. Innerlich verfluche ich den Trail, wenn es mir am ersten Tag Nachmittags schon so dreckig geht, wie wird das erst die nächsten Tage?

Oben am Berg laufe ich noch knapp 1km eine Teerstraße lang und stehe dann vor der Ortschaft “Abirim”. Mein Herz sinkt, als ich merke, dass das große Tor am Ortseingang verschlossen ist, aber zum Glück gibt es einen kleinen Durchgang für Passanten am Rand. Inzwischen habe ich auch schon länger nichts mehr getrunken, da ich meinen halben Liter Notreserve nicht antasten will und so halte ich wirklich das erste Auto an, dass mir im Ort entgegen kommt und frage ihn ob es einen Supermarkt gibt. “Ne, der ist in der nächsten Ortschaft, 10km von hier” – Mein Herz sinkt weiter. Aber als ich meine ich brauche nur Wasser, deutet er auf die vielen Rohre die durch den Ort führen und meint, hier könnte man sich gratis Trinkwasser abzapfen. Zudem gebe es die Straße runter einen Campingplatz der von einem Ehepaar geführt wird, zu diesem Campingplatz “Makom Balev” schleppe ich mich nun.

Die Frau des Hauses diskutiert nicht lang, sondern bietet mir gleich nen Platz am Küchentisch an und stellt ne Wasserflasche vor mich hin. Scheinbar sehe ich doch fertiger aus als ich dachte. 😀 Dabei finde ich dann auch raus, dass die meisten Siedlungen im Galiläa entweder unreligiös oder sogar druzisch oder arabisch sind, ich mir also wegen Shabbat und Wasser deutlich weniger Sorgen hätte machen müssen.

Ursprünglich hatte ich vor, nur Wasser aufzufüllen und dann noch weiter zu gehen, aber der Blick aufs GPS zeigt, dass ich für heute auch schon 23km hinter mir habe und es halb 4 ist, wobei es um 6 schon richtig dunkel ist. Dann soll eine Übernachtung hier auch nur 10€ kosten, inkl. Duschen, WC und Mitbenutzung der Küche. Dieser Ausblick auf ein wenig Luxus lässt mich sofort zusagen und ich habe die Entscheidung nicht bereut. Eine tolle Anlage mit vielen Pferden, Ziegen und allerlei zutraulichen Hunden, zudem hinter der Scheune ein Waldstückchen, mit 15 gerodeten Plätzen, um sein Zelt aufzubauen.


Ein richtiger “Urwald” mit Freiflächen fürs Zelt.

Nach dem das Zelt steht, kommt noch ein israelisches Pärchen, welches auch die Nacht dort bleibt. Wir kochen gemeinsam Abendessen und unterhalten uns sehr angeregt noch ein Stündchen.

Jedoch merke ich hier schon das etwas nicht stimmt: Von meinen 150gr Couscous, welche ich mir am Abend zubereitet habe, bringe ich mit Mühe und Not die Hälfte runter, den Rest muss ich wegschmeißen. Sobald ich anfange zu Essen wird mir extrem schlecht. Dies hielt bereits den ganzen Tag schon an, und so habe ich insgesamt über den Tag verteilt auch nur 1,5 Müsliriegel runter gewürgt. Noch schiebe ich es einfach auf die Erschöpfung vom Laufen, dass die Müdigkeit und Kraftlosigkeit mein Hungergefühl überdeckt.

Nachdem ich hier beim Lesen von Reiseberichten mich immer gefragt habe “Wie schaffen die das schon um 23 Uhr zu schlafen, das wird mir nie passieren, ich bin ja so richtig nachtaktiv und Langschläfer” passiert mir genau das selbe. Nach der Dusche schlafe ich um 22 Uhr schon wie ein Stein, Erschöpfung sei Dank.