Tag 63 (Tag 11): Brücke nach der Pårtehütte – Laitaure-Fähranleger

Gelaufene Kilometer: 17,2

Habe es heute ruhiger angehen lassen, bin erst gegen 10 Uhr losgekommen. Zum Frühstück gab es endlich wieder Müsli, was den kulinarischen Wert eines Müsliriegels um Längen schlägt.

Zu Beginn ging es erstmal anstrengend durch den Wald, bevor es dann anstrengend bergauf ging.

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Da gehts jetzt hoch.

Hat nicht wirklich geholfen, dass die Sonne zeitgleich an Stärke zulegte, für heute waren 23° angesagt.

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Blick zurück, direkt am See in der Mitte lag die Pårte-Hütte

So kam ich schwitzend und keuchend am Plateau oben an.

Der Blick oben entschädigte aber für alles, hier zerriss endlich eine gigantische Fernsicht die Monotonie der vergangenen Tage. Auf einmal gab es doch mehr zu sehen als nur Bäume, Bäume und … Bäume! Blick zurück auf die Pårte-Hütte, das Pårte-Bergmassiv, zurück nach Kvikkjokk und den Vallespiken.

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Pårte-Hütte und Vallespiken-Gebirge

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Blick aufs Pårte-Massiv

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Endlich ein Fernblick

So habe ich länger dagesessen und den Ausblick in mich aufgesaugt, bevor ich mich an den weiteren Aufstieg und die Überquerung des Bergplateaus machte. Man sah richtig, wie der Tjaktajaure-See sich öffnet, immer größer wird und die zahlreichen Verästelungen des Deltas, welche in den See münden.

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Tjaktajaure
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Das verästelte Delta
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Panorama

An einer Brücke habe ich mich dann auch länger mit einem Sarek-Veteranen unterhalten, der mir zahlreiche wertvolle Tipps gab.

Auf der Hochebene kam ich gut voran, habe dort noch eine Mittagspause zu mir genommen, auch wenn ich doch einen Sonnenbrand befürchtete.

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Auch andere Leute genießen die Sonne
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Mhhhhmmm
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“Gefüllt mit dem Geschmack des schwedischen Sommers” war noch nie so wahr wie heute!

Ab Ende des Plateaus kam dann der erste Blick ins Rapadalen, das Tal entlang welches ich die kommenden Tage in den Sarek abbiegen will.

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Jetzt geht’s an den Abstieg
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Erster Blick auf den freistehenden Tjahkelij und links davon verläuft das Rapadalen

Der freistehende Tjahkelij machte einen tollen Eindruck, und auch die Hochebene, welche ich bald genug erkunden sollte, konnte man von dort in allen Details erkennen. Auch die hohen Berge im tieferen Sarek kamen in den Blick, wobei diese noch schön mit Schnee bedeckt waren.

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Blick ins Rapadalen
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Die Route, die ich an Tag 14/15 laufen werde, ist jetzt schon ersichtlich
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Hereingezoomed lassen sich die tiefen Einbuchtungen erkennen, in denen die Flüsse laufen.

Der Abstieg vom Plateau war wieder anstrengender, da doch recht steil und ich so aufpassen musste, wo der nächste Tritt gesetzt werden sollte. Schneller als es mir lieb war, kam ich unten auch direkt wieder im Wald an. Die Mücken waren hier besonders fies, so kam auch wieder das heilige Mygga-Spray zum Einsatz.

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Am Fuße des Tjahkelij

Eigentlich hatte ich vor, heute recht bald das Zelt aufzustellen, da ich aber erfahren habe, dass die Fähre über den Laitaure relativ früh verkehrt, plante ich nun doch bis zum Fähranleger zu gehen und erst dort das Zelt aufzuschlagen. Das bedeutete auch, dass sich der morgige Tag extrem verkürzt, ich musste nur von der Aktse-Hütte bis zum Skierffe laufen, dafür wurde es dann heute ein wenig länger, etwas über 17km. Der Weg zog sich besonders zum Ende hin schon ein wenig, man kam dem Ziel einfach nicht näher.

An der Fähranlegestelle sah man dann auch erstmalig den Skierffe, zudem wurde ich mit einem einwandfreien Sonnenuntergang verwöhnt. Ich bin so voller Vorfreude auf den Skierffe, welcher als landschaftlicher Traum mir seit 2 Jahren im Kopf rumspukt.

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Der Skierffe in (nicht so) weiter Ferne
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Skierffe vom Fähranleger aus gesehen (rechts), Tjahkelij (links)

Als das Zelt aufgebaut war, kam ein Pärchen an, dessen Weg ich heute mehrmals gekreuzt hatte. Diese beschlossen aber nicht bis morgen zu warten, sondern stattdessen das Ruderboot zu bemühen. Belohnt wurden sie dann mit einem ordentlichen Platzregen, welchen ich lieber im Zelt abwetterte. Erstmalig war es auch ein Gewitter und nicht nur Regen, es blitzte und donnerte recht anständig. Hoffentlich hört das morgen auf der Hochebene auf.

Am Fähranleger gab es aber eine stabile (und im Gegensatz zu Kvikkjokk: mückendichte) Holzhütte, wo wir zu siebt saßen und unser Abendessen genossen haben.

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Zwei kamen direkt aus dem Sarek und konnten so noch Empfehlungen und Hilfestellungen geben, bei den anderen Vier handelte es sich um eine Familie, wobei die erwachsenen Kinder zum ersten Mal auf Tour waren, die Eltern hingegen erfahrene Weitwanderinnen waren. So kam ein reger Austausch zustande, ich konnte auch ein wenig von der Radtour berichten. Das beeindruckte alle, bis auf den einen Sarek-Wanderer. Der war von der Schweiz aus schon nach Nepal geradelt… always someone tougher then you!

Saßen 2-3 Stunden rum, bevor ich wieder zum Lesen mich ins Zelt zurückgezogen habe. Leider ist meine Schoki schon verputzt, diese Packungen sind einfach zu klein!

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Sonnenuntergang neben dem Skierffe

Morgen geht es dann mit dem Boot nach Aktse, und abgesehen vom Anstieg direkt nach den Aktse-Hütten ist der Weg zum Skierffe kurz und sollte gut machbar sein. Am Skierffe selbst werde ich endlich meinen ersten Ruhetag einlegen, welchen ich schon sehnsüchtig erwarte. Heute haben die Knie und Beine deutlich mehr Sperenzchen gemacht als die letzten Tage und auch die Fußsohle fühlt sich plattgelaufen und heiß an. (Da hilft auch das Wetter und die dicken Gore-Tex Schuhe nicht wirklich weiter). Auch die unzähmbaren Moskitoschwärme im Wald gehen mir immer mehr auf den Senkel, weswegen ich mich auf die Mückenarme Hochebene freue.

Morgen wird dann endlich Schokolade nachgekauft! Der wichtigste Proviant auf Tour. Mal sehen ob morgen das Wetter wieder aufklart, das macht den Marsch über Blockfelder deutlich angenehmer und ich wäre sehr enttäuscht, wenn es keinen schönen Ausblick vom Skierffe gäbe.

Tag 62 (Tag 10): Kvikkjokk – erste Brücke nach Pårte-Hütte

Gelaufene Kilometer: 17

Hatte in der Früh viel Zeit, da ich wusste, dass die Fähre erst um 10 Uhr kommt. So konnte ich in Ruhe zusammenpacken und mich von den Mücken nerven lassen, die scheinbar wieder in voller Truppenstärke unterwegs waren.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERABald darauf kam auch schon das Boot mit Björn an Bord, der ziemlich wortkarg mich durchs Delta geleitete. Ich war der einzige Passagier und er hat richtig Gas gegeben. 20€ für 20min Fahrt ist schon eine Hausnummer. Wenigstens haben wir an den Stromschnellen angehalten, die waren das landschaftliche Highlight der Fahrt.

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Die Ankunft in Kvikkjokk war ein ganz schöner Zivilsationsschock. Plötzlich lief ich auf Asphalt, über mir waren Stromkabel verlegt und als dann auch noch ein Auto an mir vorbei fuhr, war der Gegensatz zu den vergangenen Tagen perfekt.

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Habe schließlich die Kvikkjokk Fjällstation besucht. Auf dem Weg zur Station hatte ich bereits ein Langnese-Schild entdeckt, deswegen war der Shopbesuch relativ klar: Neben Müsli (Endlich, endlich! Und was sollte ich es die Tage bereuen, nicht gleich zwei Packungen gekauft zu haben), Gummibärchen, Schoki und einer Fanta fand so auch ein Eis den Weg in meinen Besitz. War wohl nicht ganz so die ausgewogene Ernährung, aber in dem Moment war es genau richtig!

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Die Umgebung der Fjällstation war wirklich Mückenreich, selbst in der Hütte schwirrten genug Tiere umeinander. Schnell habe ich drinnen noch eine Steckdose okkupiert. So konnte ich sowohl Telefon, wie auch Kindle und Kameraakku laden. Da ich bisher nicht einmal die Powerbank benutzt habe, spare ich nun viel Strom und kann dann spätestens im Sarek das Telefon dauerhaft anlassen um die Strecke aufzuzeichnen.

Ich saß dann lange im sehr gemütlichen Aufenthaltsraum, habe den Luxus einer Toilette genutzt und versucht, einen Sinn in den schwedischsprachigen Zeitschriften zu erkennen. Ein Bücherregal haben sie dort vor Ort auch, allerdings stellte ich erschrocken fest, dass die Kvikkjokk Fjällstation dort Bücher verkauft, die Touristen zurückgelassen haben. Find ich schon ein wenig frech. Erst gegen 12 Uhr, als der Burgergeruch aus der Küche langsam unausstehlich lecker wurde, habe ich mich wieder auf den Weg gemacht. Dafür, dass ich heute noch eine lange Strecke vor mir hatte, war das wohl ein wenig spät.

Habe dann draußen noch die Waage in Kvikkjokk genutzt:
Waage zeigte genau 23kg an, davon 1,15kg neuer Einkauf. Deutlich leichter als die 27-28kg mit denen ich gestartet bin.

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Witzigerweise bin ich vor 3 Jahren mit 23kg zu meiner Kungsleden Tour aufgebrochen und habe so was von über das Rucksackgewicht geflucht und jetzt denke ich mir „hach, 23kg, so langsam wird der Rucksack leicht(er).“ Witzig wie sich die Verhältnisse ändern. Ich bin wirklich kein Ultraleicht-Trekker 😉

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Von nun an laufe ich zwei Tage auf dem Kungsleden, dem Königsweg. Dieser Weg führt über 400 Kilometer von Abisko (bin ich auf der Radtour von Kiruna nach Narvik dran vorbeigekommen) bis nach Hermavan. Die nördlichsten 150 Kilometer des Kungsleden habe ich bereits in zwei vorherigen Wanderungen 2014 und 2015 erkundet (die Reiseberichte finden sich auch hier im Blog), jetzt war aber ein neues Stückchen dran.

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Gut getarnt

Der Weg nach der Hütte fing als „Autobahn“ an, wurde dann aber schnell unwegsamer. Viele Felsen auf dem Weg, ich hatte vergessen, dass der Kungsleden so ausgewaschen und ausgetreten ist. Zudem ging es durch den dichten Wald und nach Kvikkjokk steil nach oben. Da es heute 21° hatte und die Sonne vom Himmel brannte, wurde es im Wald besonders heiß und dampfig. Morgen sind gar 23° angesagt, mal sehen wie das wird. Es ist einfach nicht das richtige Wanderwetter für mich, ich schwitze wie bekloppt. Wenigstens habe ich so meine Erkältung, die mich ja seit Tromsø mal stärker, mal schwächer begleitete, rausgeschwitzt. Die hatte mir zum Beginn der Wanderung noch mehr zugesetzt als mir lieb war. Aber ich versuche mich nicht zu stark zu beschweren, besser als Sturmflut und Gewitter.

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Das Maximum an Fernsicht

So habe ich mich ein wenig missmutig den Weg entlanggeschleppt. Der Wald verschwindet auch einfach nicht, es gibt absolut keine Fernsicht, lediglich an zwei großen Seen sieht man dann ein bisschen was, wobei beim ersten See man diesen erst halb umrundet, bevor man überhaupt ans Ufer kommt. Erst als einen der Weg direkt am Ufer ausspuckt kann man die Landschaft der Umgebung erkennen. Der zweite See kommt hingegen erst an der Pårte-Hütte in den Blick und 200m später verschwand man wieder im Wald. Landschaftlich hat mir also heute weniger gefallen, es wird Zeit, dass endlich die Hochebene wieder anfängt. Zudem waren die Mücken heute wirklich die Pest, zeitweise musste ich mich in Mygga-Spray komplett einhüllen. Dazu kommen die Pferdebremsen, die noch bekloppter um einen rumschwirren.

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Vallespiken-GebirgeOLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERA

Beim ersten See hatte man jedoch einen schönen Blick auf das Vallespiken-Gebirge, zudem spiegelte sich die Umgebung auf der unberührten Wasseroberfläche. Habe deshalb dann dort auch mein Mittagessen zu mir genommen, so richtig Entspannung konnte ich dabei aber nicht finden, da die Mücken einen nicht zur Ruhe kommen ließen. Bis zur Pause war es schon 15 Uhr, ich war heute also deutlich später unterwegs. Generell fühlte mich den ganzen Tag über ziemlich platt, da spielte sicherlich sowohl das Wetter eine Rolle, die Mücken, die Strecke, aber auch der Fakt das heute Tag 10 ist und deswegen körperliche Erschöpfung eintritt. Leider muss ich noch zwei Tage durchhalten, erst Tag 13 ist ein Ruhetag am Berg Skierffe geplant. Ursprünglich hatte ich ja viel mehr Ruhetage zur Verfügung, die sind aber weggefallen, als ich jetzt noch die Schleife durch den Sarek geplant habe.

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See direkt an der Pårte-Hütte

Die Pårte-Hütte habe ich ausgelassen, da diese abseits des Weges lag und ich mir dadurch den Umweg sparen wollte. Nach etwa 1-1,5km kam dann eine Brücke, und kurz dahinter habe ich fernab des Weges auf einer Anhöhe das Zelt aufgeschlagen. Leider auch hier immer noch viele Mücken.

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Zum Abendessen gab es lecker Kartoffelbrei, da habe ich noch die letzten Reste meines Bacon-Tubenkäses eingefüllt, es war also auf alle Fälle reichhaltig.

Anschließend gab es für mich und meine Wäsche eine kurze Wascheinheit, so habe ich auch gleich das eklige Mygga-Spray abwaschen können und muss damit nicht in den Schlafsack kriechen.

Mit 17 Kilometern heute ist es kein Wunder, dass ich abends so fertig bin, besonders da ich ja erst um 12 Uhr wirklich mit dem Laufen begonnen habe. Den Zeltplatz habe ich erst gegen 18 Uhr erreicht, die vergangenen Tage war ich da 2 Stunden früher am Endpunkt. Zudem bin ich heute nahezu durchgelaufen. Auch kommen die Gore-Tex Schuhe mit den Temperaturen nicht wirklich klar, deswegen heizen sich die Füße wie bekloppt auf. Und wie schon gesagt: es wird höchste Zeit für landschaftliche Abwechslung. Denn bei den heutigen Ausblicken auf meine Umwelt könnte ich auch durch den Grunewald oder den Bayrischen Wald zuckeln, so ein großer Unterschied besteht da nicht.

Ein Elch hat sich heute wieder nicht gezeigt, dafür immerhin ein Frosch.

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Morgen sind es von der Pårtehütte bis Aktse 24 Kilometer (später sollte ich erfahren, dass da auch die 4km Fährfahrt in der Strecke miteingerechnet sind), werde also mal sehen wie weit ich komme. Ich freue mich auf Morgen, auch wenn heute weniger Spaß gemacht hat. Zudem ist nun mehr als die Hälfte der Tour (zeitmäßig) absolviert. Jetzt geht es also mit rasenden Schritten dem Ende entgegen und ich weiß jetzt schon, dass ich bei Ankunft in Saltoluokta der Wanderung nachtrauern werde, also lasse ich mich von einem weniger spaßigen Tag nicht entmuntern.

Gerade lese ich übrigens von Pat Farmer “Pole to Pole”, was sich als unglaublich spannender Bericht eines Ultraläufers herausgestellt hat, der vom Nordpol über Nord- und Südamerika bis zum Südpol gelaufen ist, und dabei die tägliche Distanz von zwei Marathons absolviert hat. Diese ganze “Mind-over-Matter”-Philosophie finde ich spannend und zeigt mir auch, dass ich mich nicht so sehr über 17km Meinerseits beschweren sollte. Zu meiner Ehrerrettung muss jedoch erwähnt werden, dass er außer ner Flasche Wasser nichts mit sich trägt, von seinem Team mit 10.000 kcal täglich versorgt wird (*sabber sabber*) und jeden Abend ne Massage kriegt 😉

Tag 61 (Tag 9): Luoppalsee – Fähranleger nach Kvikkjokk

Gelaufene Kilometer: 16,1

Ich habe den Tag heute langsam begonnen, habe die Sonne am Zeltplatz genossen, auf der „Parkbank“ vor dem Zelt mein Frühstück (leider wieder nur ein einsamer Riegel) „genossen“, während die Sonne das Kondenswasser vom Zelt vertrieb.

Nach dem Losgehen ist mir schnell aufgefallen, dass meine Mütze noch am Zeltplatz lag. Das ist jetzt das zweite Mal in zwei Wanderungen, dass ich ausgerechnet das Käppi irgendwo liegen lasse. Wenigstens musste ich diesmal nur ein paar hundert Meter zurück und nicht wie bei der Wanderung mit Markus über einen Kilometer. Gut dass es mir so früh aufgefallen ist.

Die Wanderung bis Nunjes war sehr heiß, auch bedingt durch die Feuchtigkeit im Wald, die langsam verdunstete. Nach rund eineinhalb Stunden kam ich in Njunjes an, wobei man von einer Anhöhe vorher schon den Hüttenkomplex erspähen konnte.

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Njunjes vorausOLYMPUS DIGITAL CAMERADer Weg war extrem schlecht, viele große Steinblöcke und dadurch schwierig zu laufen.

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Nunjes war unbesetzt, da der_die  Stuvgard auf Wanderung war. So habe ich einen gemütlichen Holzstuhl genutzt um zu lesen, ein wenig Proviant zu futtern und mich zu entspannen, bevor es wieder auf die Strecke ging.

Relativ schnell änderte sich das Wegprofil, nun waren es Waldwege mit meterhohen Farnen und ich wartete eigentlich die ganze Zeit darauf endlich einen Elch zu erspähen, leider war mir da das Glück nicht hold.

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Manns-(Daniel)hohe Farne

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Selfie samt Mücke auf der Stirn. Stimmung entsprechend.

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Zum Mittagessen habe ich mich auf einer Holzbrücke über einen kleinen Bach ausgebreitet und ganz entspannt gekocht, gelesen und sogar ein wenig in der Sonne geschlafen. Bedingt durch die Fährzeiten kam mir während der Mittagspause auch keiner Entgegen, so konnte ich gänzlich ungestört die Seele baumeln lassen. War die längste Mittagspause bisher, ich war weit über zwei Stunden dort.

Bald danach kamen mir ein deutsches Pärchen entgegen, denen man die Tortur des ersten Tages ansehen konnte. So beschwerten sie sich über ihr Rucksackgewicht, das ungewohnte Terrain und die Mücken. Ich hingegen habe das Gefühl, dass mein Rucksack nur noch ein Viertel des anfänglichen Gewichts wiegt, und auch sonstige Anfangsschwierigkeiten haben sich weitestgehend verzogen. Auch hat man sich an das tägliche Laufpensum gewöhnt und die tägliche Aufgaben, von Zelt verräumen, wandern, kochen, bis Zelt wieder aufbauen sind inzwischen vollständig verinnerlicht. Ein bisschen wie bei der Radtour, jeder Tag bringt Neues, obwohl man jeden Tag an sich doch dasselbe macht.

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Die letzten 5 Kilometer haben sich dann aber nochmal gezogen. Teilweise ging es auf Holzplanken durch Sumpflandschaften, was wirklich überaus malerisch war, an anderen Stellen durch hohes Gras und den Wald, begleitet von endlos vielen Mücken. Deswegen habe ich mich auch mit den Pausen zurückgehalten und habe stattdessen versucht, möglichst schnell am Schlafplatz für heute Nacht anzukommen.

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Gegen 16 Uhr war ich endlich an der Fährstation nach Kvikkjokk. Von hier fährt die letzten 4 Kilometer eine Fähre durchs Kvikkjokk-Delta bis zum Dorf. Auch wenn gerade die Fähre ankam, habe ich mich entschieden die Nacht am Fähranlieger zu verbringen. Grund dafür war, dass man in Kvikkjokk direkt nicht zelten kann, ich aber keine Lust hatte durch den Ort durch zu müssen und weiter zu laufen, bevor ich eine Fläche für mein Zelt finde.

Stattdessen habe ich einen entspannten Nachmittag und Abend am Fähranlieger geplant, und nehme dann morgen früh die erste Fähre rüber nach Kvikkjokk. Habe noch kurz mit den Neuankömmlingen gesprochen, welche aus dem Boot hüpften. Neben drei Schweden war noch ein Iraner dabei, alle waren sie Richtung Ritsem unterwegs. Am Anlieger gibt es eine kleine Schutzhütte, allerdings ist diese nicht „Moskito-proof“, und da wirklich so viele der Plagegeister ansässig waren, habe ich dann doch lieber das Zelt aufgestellt.

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Die Schutzhütte habe ich aber fürs Abendessen auserkoren. Und dann kamen zwei wundervolle Zufälle zum Tragen: Irgendjemand hatte eine 400gr Packung „Chicken Korma mit Kartoffeln“ zurückgelassen, und so hatte ich endlich mal ein Abendessen, welches vollständig sättigte. Die Portionen der letzten Tage hätten eher doppelt so groß sein können. So konnte ich auch eine meiner Speisen aufsparen für die weitere Reise, ein Vorteil, der mir gen Ende der Reise viel geholfen hat – aber dazu später. Das Essen war lecker und diese 400gr Packung war nicht dehydriert, ich wundere mich ein wenig, wer so schweres Essen durch die Gegend karrt. Vielleicht war das auch der Grund weshalb die Mahlzeit dort zurückgelassen wurde 😉

Und noch besser war die zweite Entdeckung in der Hütte: Ein voller Salzstreuer! Mein Fiasko von vorgestern mit dem verschütteten Salz hat so ein glimpfliches Ende gefunden, ich habe meine Salzvorräte wieder komplett aufstocken können! Besonders, da ich auf dieser Tour Salz in mich reinschütte, als gäbe es kein Morgen, war das eine überaus erfreuliche Entdeckung. Zudem lag in der Hütte ein ZEIT-Magazin rum, so konnte ich ein wenig Akku am Kindle sparen.

Nach dem Essen war ich am Fähranleger schwimmen, was sehr luxuriös war, da eine Treppe direkt ins Wasser führte und es sehr schnell Brust-tief wurde. Allerdings war die Strömung nicht zu verachten, ich musste mich mehrmals am Ufer wieder zur Treppe zurückkämpfen.

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Gut kalt war es auch, allerdings nicht so schlimm wie die vergangenen Tage. Da die Mücken mich in Ruhe ließen blieb ich noch ein wenig länger als nötig im Wasser. Hätte ich gewusst wie die Hygiene-Situation in den kommenden Tagen abbauen würde, wäre ich da noch viel länger drin geblieben… (Cliffhanger!) Auch sind dadurch meine Klamotten die vergangenen Tage immer gewaschen worden. Nur die Hose habe ich bisher dreckig gelassen, da liegt einfach so viel Schlamm auf dem Weg, die Hose würde nach 100m wieder gleich aussehen.

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Verfluchte Biester

Nach dem Bad hieß es: Schnell anziehen und wieder ins Zelt flitzen, bevor der Mückenschwarm zum Angriff übergehen konnte. Zur Feier des Tages nutze ich heute mein Telefon ausführlicher, nicht wie die vergangenen Tage nur, um schnell aufs Navi zu schauen oder per Diktiergerät mein Tagebuch aufzunehmen. Stattdessen gönne ich mir einen Film auf dem Telefon, auch weil ich die Hoffnung habe, morgen in Kvikkjokk das Handy an die Steckdose hängen zu können.

Neben Strom werde ich in Kvikkjokk den Shop plündern, ich brauch neue Schokolade und hoffe inständig, dass es dort Müsli zu kaufen gibt, ein Schoko-Müsliriegel zum Frühstück nervt mich enorm.

Ich kann mein Wetterglück derzeit kaum glauben, heute war es fast schon zu heiß. Von einem Mitwanderer habe ich erfahren, dass es ab Donnerstag wohl schlechter werden soll (heute ist Montag), was dahingehend schade wäre, weil Donnerstag mit meinem geplanten Start in den Sarek korrespondiert. Aber das Wetter hier ist so unberechenbar und von Tal zu Tal so unterschiedlich, dass ich mich erstmal deswegen nicht sorge, sondern jeden Sonnenstrahl genieße, den Lappland zu mir durchdringen lässt.

Tag 60 (Tag 8): Nördliche Brücke vor der Sammarlappastugan – Luoppalsee

Gelaufene Kilometer: 18,2 (der längste Tag der Tour!)

Heute Nacht hat es viel geregnet, aber ich habe ganz gut durchgeschlafen, da es nicht so windig war. Bei grauer Bewölkung bin ich aufgewacht und nach einem langweiligen Müsliriegelfrühstück, an das ich mich einfach nicht gewöhne, habe ich gepackt und mich auf den Weg gemacht.

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Ausblick heute früh: Eher nebelig, die Bergspitze ist nicht mehr zu sehen

Am Anfang war alles sehr feucht, an all den Bäumen hing Wasser und jedes Mal, wenn man mit Büschen in Kontakt kam, perlte das ganze Wasser auf die Hose ab.

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Ich bin trotzdem mutig im T-Shirt losgelaufen und schon bald zeigte sich die Sonne wieder. Der Weg war anfänglich ok, es gab allerdings zahlreiche Bohlen, die besonders rutschig waren, und wo es mich zu Beginn fast mehrmalig auf den Hosenboden gesetzt hätte. Zudem ging es wieder sehr hügelig auf und ab. Jedoch wechselten sich heute ein paar Freiflächen mit dem dichten Wald ab, so konnte man einen Ausblick auf die Umgebung erhaschen.

Ich war dann recht zeitig an der Sammarlappastugan und bin mit der netten Hüttenwärtin ins Gespräch gekommen. Da gerade ein großer Personalwechsel an den Hütten stattgefunden hatte, die vom schwedischen Touristenverband (STF) geführt wurden, war sie selbst mit ihrem Mann erst seit 2 Tagen vor Ort. Sammarlappa ist somit auch die erste STF-geführte Hütte, die bisher besuchten Hütten waren von den Sami bewirtet. Ich habe ihr gleich ein wenig Schoki und Erdnüsse abgekauft, saß dann gemütlich auf der Holzbank und habe das Wetter genossen.

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Die Stuvgard war sich sicher, einen Seeadler gesehen zu haben und hat schnell von drinnen die Ferngläser geholt, wobei sie mir eins davon dankenswerterweise abgegeben hat. So ließ sich auch aufklären, dass der Seeadler in Wahrheit von einem kleineren Vogel durch das ganze Tal gejagt wurde, vermutlich um den eigenen Nachwuchs zu schützen. Immer wieder beeindruckend, wie sich die kleinen Vögel todesmutig den Adlern entgegenstellen, das habe ich bereits auf der Radtour ein paar Mal beobachten können.

Leider weiß ich immer noch nicht welchem Berg ich gestern Abend beim Zelten das fantastische Panorama zu verdanken habe, könnte neben dem Rivggonjunnje, mit dahinterliegendem Juovvabuollda auch der Tjievrak gewesen sein. Schön war jetzt bei der Sammarlappastugan auf den Vuoksákvahta zu blicken, der eine beeindruckende Steilwand darstellt.

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VuoksákvahtaOLYMPUS DIGITAL CAMERA

Nachdem ich mich endlich sattgesehen hatte und mich losreißen konnte, bin ich weiter. Der Weg führte mich immer in Flussnähe weiter durchs Tal, wobei der Weg teilweise fies steinig war und man das Tempo drastisch reduzieren musste. Auch wurde es ab und an doch sehr schlammig. Bereits um halb eins habe ich auf einer Freifläche angehalten, wo der Wind die Mücken vertrieb und habe mir in Ruhe ein paar Nudeln zubereitet. Anschließend weiter gestapft, immer an den schönen Steilwänden der Berge entlang.

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Das Tarrekaise-Massiv kam immer weiter ins Sichtfeld und ließ sich gut fotografieren. Man merkt, dass deutlich weniger Schnee auf den Bergen liegt, alles ist weitaus grüner. Dies als logische Folge dessen, dass ich deutlich tiefer unterwegs bin, als zu Beginn des Padjelantaleden, zudem wird die Sonnenkraft der letzten paar Tage auch eine Rolle dabei gespielt haben.

Irgendwann heute gab es zwei Müsliriegel, die ich bereits zu Ostern aus dem mütterlichen Care-Paket gefischt hatte, und mit Schoko-Heidelbeere auch nach einer gehörigen Abwechslung zu den Standard-Müsliriegeln der vergangenen Tage klangen. Erst als ich auf der Verpackung tatsächlich “low-carb” entdeckt habe, wollte ich schreien. Da schleppe ich 70gr. Müsliriegel durch die Gegend, habe einen gewaltigen Hunger, und dann sind die Teile auch noch Kalorien-reduziert. Nicht fair! 😀 Lecker waren sie zum Glück trotzdem.

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Als ich dann die Tarrekaisestugan erreichte, habe ich mich zu einem netten Gespräch mit einem deutschen Pärchen auf die Holzbank gesetzt. Irgendwann waren wir sogar bei einem politischen Gespräch über Erdogans Autokratie angekommen, zudem konnte ich von meiner Nordkappreise berichten, und da die beiden schon öfters im Gebiet unterwegs waren, gab es Tipps zum Nordkalottleden und weiteren Wanderwegen in der Nähe.

Die Hüttenwärtin samt Kleinkind war sehr nett, auch sie waren gerade erst auf der Hütte eingetroffen. Der Kleine hatte ziemlich zu leiden, da reguläre Mückenmittel nicht für Kleinkinder geeignet sind. So kann ich nur hoffen, dass er bald gegen die Mückenstiche abhärtet.

Es war zwar schon viertel vor fünf, trotzdem bin ich erneut aufgebrochen, um noch ein paar Kilometer hinter mich zu bringen. Eigentlich wollte ich nicht sonderlich weit, allerdings kam dann weit und breit keine Freifläche mehr, auf die ich mein Zelt hätte aufbauen können. Dies war jedoch alles Teil einer glücklichen Fügung, wie folgendes Ereignis zeigt:

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Als es entlang der Steilwand ging, die in der Karte mit „Hilldo“ vermerkt ist, hörte ich plötzlich ein Rascheln und blickte schnell vom Boden auf. Und statt dem erwarteten Rentier oder Elch stand nun 20-25 Meter vor mir plötzlich ein Braunbär auf dem Wanderpfad und starrte mich an! Dieser verschwand blitzschnell im Unterholz und nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Mama-Bär nicht hinter mir lauerte, riss ich meine Kamera aus der Tasche und versuchte einen erneuten Blick auf den Bären zu erhaschen.

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Und tatsächlich, dieser stellte sich perfekt beim Übergang Wald zu Steilwand auf eine Lichtung zwischen all den Bäumen und schaute mich interessiert an. Er wartete sogar, bis ich von Standard- auf Teleobjektiv gewechselt hatte und erst nachdem ich ein paar Fotos geschossen hatte, trabte er davon. Das war wirklich eine perfekte Fügung, viel zu einfach wäre es gewesen, den Bären im dichten Gestrüpp zu verlieren und jede Chance auf ein brauchbares Foto zu verlieren. Stattdessen stellte er sich noch so seitlich hin, dass ich ihn im Profil fotografieren konnte.

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Diese Begegnung bedeutet mir so viel. Auch wenn ich wirklich kein Wald-Fan bin und heute und gestern viel geflucht habe, dass ich durch den dichten, stickigen, mückenreichen Wald stapfen muss, in dem Moment war es das alles Wert. Bärensichtungen in der Gegend sind vergleichsweise selten. Ich habe mit mehreren Wanderern geredet im Verlauf der nächsten Woche, keinem davon ist bisher ein Bär begegnet, und dass obwohl manche davon seit 20 Jahren in der Gegend wandern. Von den Hüttenwarten hatte ich erfahren, dass vor einer Woche mal ein Bär gesichtet wurde, es gibt wohl zwei in der Gegend, eine Mutter und ihr zweijähriges Junges. Dass ich diesen aber wirklich erblicke freut mich ungemein. Da es klar war, dass der Bär nicht wieder zurückkehrt bin ich weiter gelaufen.

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Es kamen einfach keine Zeltplätze und obwohl ich total platt war, lief ich beschwingt und mit einem Grinsen im Gesicht weiter. Schließlich erbarmte sich der Wald doch noch und zeigte mir eine schöne Zeltstelle direkt am Wasser, wo zuvor schon andere Wanderer einen Bereich freigeräumt und eine Feuerstelle eingerichtet hatten. Nach dem Zeltaufbau habe ich mich auf einen Stein am See gesetzt und die Füße im Wasser gekühlt.

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Heute Nacht verzichte ich auf jegliches Risiko. Das Essen verbringt die nächsten 12 Stunden außerhalb meines gemütlichen Zeltes an einem Baum hängend. Nur für den Fall, das Meister Petz doch wieder zurückkehrt.

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Badestelle direkt neben dem ZeltOLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERA

Der weitere Abend verläuft entspannt, es gibt leckere Brokkoli-Nudeln (wie immer: Portion zu klein!), Schokolade von der Hütte und einen wahnsinnigen Blick auf den See, hinter dem der Berg Staika im Sonnenlicht erstrahlt.

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Staika im Abendrot

Dieser ist mit 1800m deutlich höher als die umliegenden Berge und sticht deshalb wirklich hervor. Im roten Schein des Sonnenuntergangs sieht dieser wirklich malerisch aus. Da läuft man den ganzen Tag durch dichten Wald und Abends läuft mir nicht nur ein Bär vor die Kamera, nein ich werde auch noch mit einem solchen Blick verwöhnt.

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Morgen ist es nur noch einen Steinwurf bis zur Njunjes-Hütte, danach geht es weiter bis Kvikkjokk. Um den Ort zu erreichen muss man eine Fähre in Anspruch nehmen, vermutlich werde ich also am Fähranleger übernachten.

Tag 59 (Tag 7): Zwischen Tuottarstugorna und Tarraluoppalstugorna – Nördliche Brücke zwischen der Tarraluoppalstugorna und der Sammarlappastugan

Gelaufene Kilometer: 16,9

Gestern beim Einschlafen war es ziemlich heiß, da habe ich mich irgendwie halb aus dem Schlafsack rausgerollt, während die Sonne aufs Zelt schien. Dann ging die Sonne unter und es wurde richtig kalt heute Nacht. In der Früh schien wieder Sonne aufs Zelt und ab 7 Uhr waren an Schlafen nicht mehr zu denken. Ich habe mich dann relativ schnell raus gequält aus der nächtlichen Behausung, weil es mir in der Hitze gereicht hat. Zum Frühstück gab es Müsliriegel weil mein Porridge erstmalig alle ist, ein echt unbefriedigender Start in den Tag also 😉

Anschließend zusammengepackt und losgelaufen, das erste Stück war einfach traumhaft, diese vielen Seen und die umliegende Hochgebirgslandschaft verwöhnte wirklich die Augen. Immer blieben dabei die hohen Berge im Sarek,  Vássjábákte, Tsahtsa im Sichtfeld, wie gestern schon beschrieben.

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All die Berge im Sarek
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Tierische Begleitung

Die Stuvgard-Familie (Hüttenwart), die auf dem Weg nach Hause war, war zur selben Zeit unterwegs und so haben wir uns je nach Pause am Wegrand immer wieder überholt. Sie nehmen den Heli von der Tarraluoppalstugorna, müssen also ebenso wie ich bis zur nächsten Hütte laufen. Der Weg war gut zu gehen, es war aber abartig heiß heute, im Verlauf des Tages habe ich ganze Viereinhalb Liter getrunken, ein Rekord für mich im Fjäll. Besonders arg wurde die Hitze, weil heute öfters Windstille herrschte und man so in der Hitze gebacken wurde. Die Rentiergeweihe, die ich gestern auf meiner kurzen abendlichen Wanderung gefunden habe, wurden von mir neben dem Wegmarker platziert, nachdem ich mein bevorzugtes Geweih am Rucksack verzurrt hatte. Ich hoffe dass irgendwer mit den restlichen Geweihen etwas anfangen kann. Zum Ende des Vormittags hin ging es abschließend bergab bis zur Tarraluoppalstugorna, wo ich anschließend eine sehr lange Pause gemacht habe.

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Blick ins Tarradalen
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Erster Blick auf die Tarraluoppalstugorna
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Hütte vorraus

Der Stuvgard hatte gerade seine Eltern zum Heliport gebracht, aber nach dessen Rückkehr habe ich zwei Brote und einen geräucherten Fisch erstanden und vor Ort erst mal anständig Mittagessen gemacht.

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Nun weiter in Richtung Sammarlappastuga
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Königliches (teures) Mittagessen!

Die zwei Stunden in der Sonne waren sehr entspannend, habe dem Stuvgard noch von meiner Nordkapp-Tour erzählt und mich mit den Hüttenwärten aus der Tuottar-Hütte unterhalten, die auf ihren Helikopter warteten. War spannend zu erfahren, dass sie eigentlich in Jokkmokk wohnen, im Sarek/Padjelanta eine Rentierherde haben und nun für sechs Wochen die Hütte betreut haben.

Im Vergleich zu ihrem regulären Leben, verglichen sie die Hütte als „Urlaub“ und freuten sich über die letzten paar Tage bei gutem Wetter, da der Großteil ihres restlichen Aufenthalts nicht mit gutem Wetter gesegnet war. Erstaunlicherweise hatten die 6 Erwachsenen gerade mal 4 große Trekkingrucksäcke dabei, die anderen zwei hatten jeweils Kleinkinder auf dem Rücken. Dafür, dass sie über eineinhalb Monate die Hütte bewohnt haben, konnten sie wirklich leicht packen.

Um ein Uhr bin ich von der Tarraluoppalstugorna wieder aufgebrochen und von da an ging es sofort ab ins Tal, ins Tarradalen und man sah einfach sofort, ab jetzt wird es grün.

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Von den 900-1000 Meter Höhe bei der Übernachtung gestern ging es nun bergab, bis auf 600m Höhe. Zudem kam nach einigen Tagen Hochebene nun auch der Bewuchs zurück, es wurde sehr grün und die Hitze wurde nur noch drückender. Der Birkenwald war dann aber tatsächlich schöner als ich ursprünglich dachte. Der Weg ist relativ schwer zu gehen mit vielen überhängenden Büschen, gegen die man schrammt und das Terrain ist relativ hügelig, ich gehe konstant hoch- und dann sofort wieder runter in die nächste Senke. Viele Blumen leuchten nach all den kargen Tagen mit ganzer Leuchtkraft. Durch die Sumpflandschaften führten ein paar Bretter. Nach einem Blick in die Karte vermute ich, dass die Begrünung die kommenden Tage immer dichter werden wird.

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Ich habe dann noch ein paar Mal Pause gemacht, einfach weil es sehr, sehr heiß war. Ein Muskel an der Ferse ziepte ein wenig, wobei das gegen Abend endlich aufhörte und ich hoffe, davon die nächsten Tage verschont zu bleiben. Als ich dann schließlich die anvisierte Brücke erreicht habe, waren dort auch ein paar freie Stellen, die gerade dazu einluden mein Zelt aufzustellen. Da ich heute mein angedachtes Tagespensum erfüllt habe, stelle ich mein Zelt mutterseelenallein auf. Ich genieße dieses alleine Zelten sehr, ohne Blick auf andere wandernde Personen in der Umgebung.

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Gen Süden habe ich einen unglaublichen Blick auf eine Bergwand, wo ich nicht genau weiß, ob dies der Rivggonjunnje ist, mit dahinterliegendem Juovvabuollda, oder ob ich doch schon bis zum Staika schauen kann. Habe abends noch ein paar schöne Fotos vom Zelt aufgenommen, nachdem ich mich aufraffen konnte, wieder aus dem Zelt zu krabbeln. Angekommen war ich nämlich um 16:30 Uhr und habe quasi alles ins Zelt geschmissen, bin hinterher gekrabbelt und dabei fast auf dem Zeltboden eingeschlafen. Jedoch überwog die Sorge, wieder bis Mitternacht zu schlafen und dann hungrig und desorientiert aufzuwachen, stattdessen gibt es also Zeltfotos. 😉

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Ganz allein
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mit so einem Ausblick

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Weiterhin habe ich den Abend viel mit Lesen verbracht und meine Kameratasche, welche an der Hüftgurtbefestigung aufgerissen ist, mit Zahnseide geflickt. Diese hatte ich am Tag zuvor von Martin erhalten. Bin ja mal gespannt, wie lang diese Not-OP hält.

Anschließend war ich noch am Fluss meine Wäsche waschen und bin selber noch mal reingesprungen. Das dritte Bad in 3 Tagen, so langsam gewöhne ich mich an die Temperatur. Zudem genieße ich das Gefühl, frisch gewaschen in den Schlafsack zu kriechen und lieber ertrage ich die kalten Fluten, als wie zu Beginn der Reise 5 Tage ungewaschen zu sein.

Eine witzige Anekdote zum Wandern mit Martin und Gabriela vom ersten Tag ist mir noch eingefallen: Nach all dem Radfahren habe ich mich nämlich dabei erwischt, wie ich nach dem Loslaufen immer wieder nach links unten schaute, wenn ich wissen wollte, wo die anderen Beiden blieben. Ich schaute zwar immer nur verdattert in die Botanik, aber die vergangenen Wochen war da immer mein Fahrrad-Rückspiegel gewesen und dadurch war ein solcher Automatismus entstanden, dass ich dieses Verhalten beim Wandern anfänglich nicht abschalten konnte.

Heute Abend hat es zwei Mal stark geregnet und auch jetzt ist es ein wenig wolkenverhangen. Bleibt zu beobachten, ob es sich im weiteren Verlauf komplett zuzieht und wie es morgen beim Blick aus dem Zelt aussieht. An sich ist jedoch gutes Wetter angesagt. Die zurückgelegte Strecke betrug heute 17 Kilometer, womit ich sehr zufrieden bin. Viel mehr ging bei dem Weg auch nicht, dafür muss man zu sehr schauen wo es lang geht und wo der nächste Schritt hin soll.

Heute habe ich 270 Kronen ausgegeben, was mich ein bisschen schockt. Der Fisch war mit 130 Kronen weit teurer als der letzte Räucherfisch in Laddajahkka, der nur 100 SEK kosten sollte. Zudem  war das selbstgebackene Brot, welches sie an der Hütte verkauft haben mit 30 Kronen pro Fladen ziemlich überteuert. Die besondere Belohnung in Form einer Cola habe ich vorher bei meiner Wäsche im Fluss gekühlt und nun im Zelt genossen.

Leider habe ich es beim Abendessen auch geschafft meinen Salzstreuer umzukippen und das Salz auf der Wiese zu verteilen. Dabei hatte mir Klaus am Nordkapp dankenswerterweise meinen Salzvorrat aufgefüllt und der Streuer war noch 85% voll. Zudem hat mein Körper ein gigantisches Bedürfnis nach Salz und der Gedanke daran, mit den kläglichen Überresten nun sparsam umgehen zu müssen, ärgert mich sehr.

Morgen geht es weiter bis zur Tarrekaisestugan oder knapp dahinter, je nachdem wie es morgen vorwärts geht. Beim derzeitigen Wetter ist das Wandern ein wunderbares Spektakel, und außer meinem konstanten Heißhunger geht es mir super. Dringend brauche ich allerdings neue Schokolade und mein Frühstück ohne Porridge ist wirklich unbefriedigend, da werde ich irgendeinen Ersatz für finden müssen, denn einfach nur Müsliriegel machen keinen guten Start in den Tag aus.

Tag 58 (Tag 6): Sommerbrücke zwischen Staloluokta und Tuottarstugorna – See zwischen Tuottarstugorna und Tarraluoppalstugorna

Gelaufene Kilometer: 14

Heute mal wieder aufgewacht zu wunderbaren Sonnenwetter. Ich war den ganzen Tag über im T-Shirt unterwegs, zwar gab es einen leichten Wind, der mich abkühlte, aber zumeist war es warm. Zudem macht Laufen bei solch perfekten Wetter einfach viel mehr Spaß.

Wir sind so gegen 9 Uhr los, nach einem entspannten Frühstück zusammen, welches wir auf einem Stein vor den Zelten abgehalten haben, allerdings wurden wir erneut von den Mückenschwärmen heimgesucht. Diese haben wir dann aber relativ bald hinter uns gelassen,  die Strecke bis Tuottarstugorna war geprägt von rollenden Hügeln und ein bisschen Auf und Ab Geklettere, aber keineswegs unangenehm und von der Landschaft her waren Ähnlichkeiten mit der Strecke zwischen Nallo und Sälka auf dem Kungsleden zu finden. Heute allerdings mit weniger Geröll und mehr Moos, also klassische Fjälllandschaft wie ich sie liebe.

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Man hatte dabei einen ganz tollen Blick auf den südlich von der Tuttorstugorna gelegenen Jungátjåhkka, der mich den ganzen Tag begleitet hat und der wunderschön ist. Vielleicht sieht man den auch morgen wieder.

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Jungátjåhkka

Zudem die ganzen Berge östlich der Tuttorstugorna, die die Grenze zum Sarek darstellen: Vássjábákte, Tsahtsa, Tjågnåristjåhkkå, etc. War beeindruckend auf diese Wand von schneebedeckten Bergen zuzugehen.

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Vássjábákte, Tsahtsa, Tjågnåristjåhkkå in der Ferne

Martin hat sich gestern ein bisschen am Fuß verletzt, er ist umgeknickt und das Innenband vom Fuß tut weh, er wird es heute also ein bisschen ruhiger angehen lassen und so machen wir aus, dass ich ihn an der Tuttorstugorna wiedersehe und so erst mal vorrausgehe. Macht ja keinen Sinn mit dem schweren Rucksack dauernd Pausen zu machen, bis er aufschließt, und dann braucht er sich nicht so gehetzt fühlen. Vor der Hütte kommen noch zwei Furtstellen, welche die ersten dieser Tour darstellten.

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Da muss ich rüber

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Klar ist das immer müßig, die Schuhe auszuziehen, die Hosen hochzukrempeln, die Wanderstiefel irgendwie am Rucksack zu befestigen und dann nach 1min Wasserdurchquerung wieder alles anziehen zu müssen, aber ich finde das nichtsdestotrotz immer recht abenteuerlich und es macht für mich den Charme dieses Gebietes mit aus. Zudem war das Wasser knapp unter Kniehoch und floß nur langsam aus dem See hinaus, die Watstelle war also leicht zu meistern. Nur das Wasser war empfindlich kalt, dass hatte ich aber so erwartet aufgrund der Schneefelder, die um den See lagen.

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Marin durfte nachher auch noch durchs Wasser

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Die Tuottarstugorna war sehr schön gelegen, zudem ist es ein reines Familienunternehmen. Als wir dort ankamen bestand die Sami-Familie aus drei Generationen, die dort die letzten 6 Wochen verbracht hatten und gerade am Mittagessen waren. Heute war ihr letzter voller Tag, dann sollten alle außer der Großmutter wieder ausgeflogen werden.

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Was für ein unfassbarer Ausblick von der Hütte!

Bei mir gab’s zum Mittagessen Kartoffelbrei und Mini-Salamis zum eintunken. So konnte ich entspannen während ich auf Martin wartete, der eine halbe Stunde nach mir ankam. Zusammen haben wir auf der Bank gesessen, die Ruhe genossen und das Panorama versucht abzuspeichern, nicht nur mit der Kamera sondern auch der Versuch, es tief ins Gehirn einzubrennen. Der Blick zurück zum Jungátjåhkka und sogar den Bergen, die hinter Staloluokta lagen, waren einfach zu fantastisch.

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Panorama Tuottarstugorna
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Der See direkt an der Hütte
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Und langsam kommt auch die Sonne wieder raus
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Jungátjåhkka

Die Hüttenfamilie hatte sehr viele Rengeweihe rumliegen, das habe ich in so großer Anzahl auch noch nicht gesehen.

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Es geht weiter in Richtung “Darreluopal” (samische Schreibweise), Tarraluopalstugorna

Habe dann für 55 SEK noch ein wenig Süßkram in ihrem Shop nachgekauft, dabei hätte ich bei meinem derzeitigen Hunger-Level auch den Shop leerkaufen können. 😉 Aber so purzeln vielleicht wenigstens die Kilos, wenn die Körpereigenen Reserven angegriffen werden. Zudem bereue ich, dort keinen geräucherten Fisch gekauft zu haben, das wäre eine lohnende Investition gewesen.

Nachmittags habe ich mich dann von Martin verabschiedet, der morgen einen Ruhetag an der Hütte einlegt und versucht seinen Fuß ein wenig zu kurieren. Passt auch vom Zeitablauf ganz gut, er hat 10 Tage zur Verfügung und wir waren jetzt 5 Tage bereits unterwegs und haben weit über die Hälfte seiner Wegstrecke nach Kvikkjokk hinter uns gebracht. Ich finde es immer noch cool, dass aus einem kurzen Gespräch im Bus auf der Herfahrt sich eine solche Situation entwickelt hat. Es hat großen Spaß gemacht 5 Tage mit ihm den Padjelantaleden zu entdecken. Es war schön mit jemandem zusammen zu campen, Ereignisse zu teilen und in nerdigen Gear-Talk zu verfallen. Beim Laufen an sich macht es gefühlt wenig Unterschied, da dackelt man ja eh hintereinander her und jeder hängt im Kopf den eigenen Gedanken nach. Manchmal hatten wir auch 100m Abstand zwischen einander. Aber in den Pausen hat mir die Gesellschaft sehr gefallen. Jetzt allerdings freue ich mich auf mein „eigenes“ Abenteuer alleine.

Ich bin dann weiter gedackelt und der Ausblick blieb spektakulär. Hochebene, viele kleine Seen, viel Schnee. Der Weg wurde vergnüglich abgelaufen, ich hatte in Tuottar 2 Stunden Pause gemacht und daher war ich relativ erholt. Hätte also fast noch weiter gehen können, aber dann habe ich diesen kleinen See gesehen mit einer Campgelegenheit daneben, welche so perfekt war, dass ich mir eingeredet habe es müsste jetzt für heute reichen. Ich bin heute also rund 14km gelaufen, habe dann ganz entspannt mein Zelt aufgebaut und dann etwas gemacht, was ich mir vorgenommen habe seit ich mich nicht getraut habe mit Klaus am Nordkapp in die Barentssee zu springen: In den Haussee springen, auf dem noch Eis treibt.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=NAR-lFkImro&w=560&h=315]

Wider Erwarten war das gar nicht mal so kalt, 1-2 Minuten mehr wären sogar gegangen. Warm und angenehm war es trotzdem nicht. Habe noch versucht auf den Eisberg zu klettern, der in der Mitte trieb, aber das war so vereist um die Kanten, da habe ich mich nicht hochziehen können. Wenigstens war ich erfrischt und ein witziges Video ist dabei auch rumgekommen.

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Vor dem Zeltaufbau
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Zelt auf der anderen Uferseite
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Mit Eisschollen
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Mein Refugium für die Nacht

Nachher habe ich einfach 20 Minuten lang ohne Gepäck die nähere Zeltumgebung erkundet. Ohne Gewicht auf dem Rücken und nur mit der Kamera bewaffnet fühlte es sich an, als schwebe ich über den Boden. Nebst schönen Fotos habe ich auch unfassbar viele Geweihe gefunden, hätte nie gedacht, dass man so viele abseits der Wege finden könnte. Ich werde diese Morgen an den Weg legen, dann können nachfolgende Personen diese mitnehmen, eins davon hänge ich mir jetzt aber auch an den Rucksack. Ist nur ein kleines und dafür sehr ebenmäßig geformt, zudem leicht genug um es die nächsten 10 Tage als Andenken mitzuschleppen.

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Alle selbst gefunden!
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Abendessen am Ufer

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Einer der schönsten Zeltplätze auf Tour
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Tschüss Sonne!
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Abendbeleuchtung in Richtung Sarek

Anschließend gab es noch den letzten Uncle Ben’s Reis zum Abendessen, da dies mit Abstand die schwerste Speise noch im Rucksack war. Der weitere Abend plätschert ganz entspannt dahin, ich muss ja nichts mehr machen, die Sonne scheint immer noch, Klamotten sind auch schon gewaschen und somit fehlt nur noch das Zähneputzen. Ich entscheide mich aber erstmal fürs Schokolade essen und lese noch ein Buch fertig.

Morgen dann kann ich in meinem eigenen Tempo entscheiden wann es losgeht, muss auf niemanden warten oder mich mit niemandem mehr über Pausen abstimmen. Erstmal geht es in der Früh zur Tarraluoppalstugorna, danach sollte die Hochebene relativ schnell aufhören. Laut Karte wird es dann richtig grün entlang dem Tarrakaisetal, welches ich die nächsten Tage begehen werde. Darauf freue ich mich momentan nicht so wirklich, ich genieße den Fernblick des Hochfjälls und will nicht wirklich durch den Wald laufen. Aber spätestens im Sarek geht es wieder an den Berghängen entlang, dass Fjäll kommt also wieder.

Jetzt genieße ich bis zum Schlafengehen erst mal die Sonne

Tag 57 (Tag 5): Zufluss am Didijávrre – Bis zur Sommerbrücke zwischen Staloluokta und Tuottar

Gelaufene Kilometer: 13

Die Nacht war heute noch mal richtig kalt, da pfiff alles drüber, viel Nebel, der den See verdeckte. Ich hab heute voll eingepackt geschlafen: T-Shirt dann Fleece, drüber dann Daunenjacke drüber Mütze, Schal und Handschuhe und trotzdem ziemlich gefroren. Heute früh war zumindest das Wetter klar und aufgehellt aber relativ grau. Ich habe länger geschlafen, weil ich ja wusste, dass Martin länger brauchen wird mich einzuholen. Deswegen habe ich es ruhig angehen lassen.

War ganz witzig, der erste Hubschrauber der nach Staluokta geflogen ist, flog so niedrig, dass er unterhalb des Zeltes vorbeiflog, sprich ich konnte von oben auf den Hubschrauber drauf gucken. Habe den Morgen genutzt um ein paar Fotos zu schießen und hoffe, dass die was geworden sind. Traumhaft war der Blick auf den Allak heute früh, den ich Hilleberg zu Ehren natürlich fotografiert habe 😉

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Virihaure im Sonnenlicht!
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Nochmal der Allak, diesmal sonnenbeschienen.

Um etwa Viertel vor Elf hat mich dann Martin eingeholt, der konnte es nicht so richtig glauben, dass ich gestern noch so weit geschafft habe, ein Lob dass echt gut tat. Dann ging es gemeinsam relativ aufwendig immer oben an der Klippe entlang, dabei hatte man aber weiterhin einen tollen Blick auf den Virihaure mit viel Schnee außen rum. Sah wirklich spitze aus und dann haben wir bei den Seengruppen wo der Weg vorbeiführt eine Pause gemacht und sind abschließend noch abgestiegen nach Staloluokta.

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Virihaure Panorama
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Windig war’s heute
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Vom Akkajaure im Norden aus, habe ich schon ein ganz schönes Stückchen zurückgelegt.
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Blick zur Hütte in Staloluokta

Der Abstieg war zwar anstrengend, aber okay und in Staloluokta haben wir uns dafür eine längere Pause gegönnt, auch weil jetzt zum Mittag endlich die Sonne in ihrer ganzen Pracht erstrahlte, was den Rest des Tages auch so bleiben sollte. In Staloluokta hat man auch einige Rebhühner gesehen, die rund um die Hütten gerannt sind.

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Sami-Kata
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Sami-Kirche
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Rebhuhn

Haben die Luxustoiletten genossen und wollten eigentlich noch ein bisschen Essen nachkaufen, aber es gibt keinen Shop an der Hütte, sondern nur einen kleinen Verkauf im Sami-Dorf, der auch erst um 16 Uhr aufmachen sollte. So lange wollten wir nicht rumhängen, also haben wir uns um halb 3 wieder auf die Socken gemacht.

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Blick zurück nach Staloluokta

Der Weg verlief mit viel hoch und runter, sprich es war relativ hügelig, nichtsdestotrotz aber ganz nett bis wir in den Sumpfgebiet kamen um den Gieddávrre herum. Hier wollten wir uns ursprünglich auftrennen und Martin sein Camp aufschlagen und den See zur Wäsche nutzen. Aber da war so viel Sumpfgebiet um den See herum und die Moskitos haben uns echt gefressen, zudem gab es überhaupt keine Wiesen und wenn doch, dann waren die winzig klein und überschwemmt, also absolut untauglich zum Zelt aufstellen. Wir sind dann einfach weiter.

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Hüfthohes Weidengestrüpp + Wasser = Mückenplage!

Zum Ende hin war das letzte Stück ziemlich fies mit vielen Stellen, die unter Wasser lagen und schwer zu laufen waren.  Wir kamen zu einer Furt Stelle, wo man wahrscheinlich die Schuhe ausziehen hätte müssen, ich habe mir dann dadurch beholfen, indem ich mit Gepäck auf die andere Seite gesprungen bin, was mit dem Rucksack Gewicht vielleicht keine gute Idee war.

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Die Sommerbrücke

Dann kamen wir aber zur Sommerbrücke und haben quasi direkt dort auf der anderen Uferseite gezeltet. Es gab dort einige Zeltstellen und man kam leicht an frisches Wasser und konnte den tollen Blick auf den reißenden Fluss genießen. Zelt schnell aufgebaut und dann war es auch wirklich dringend notwendig nach vier ganzen Wandertagen, fünf Tagen „on the Road“, jetzt endlich mal ins Wasser zu gehen. Man merkte, dass die Haut trocken ist, stark juckt und man fühlt sich einfach „stinkig“. Deswegen war es unfassbar erfrischend, ins Wasser zu springen. Zuerst aber wurden die Klamotten gewaschen, dabei merkte man schon „Ja, die Hände werden ein wenig kalt“ und daran anschließend bin ich in den Fluss rausgewatet. Unerwarteterweise ging es von den Temperaturen her. Okay die Füße waren relativ schnell taub, aber ich fand den Rest gar nicht so schlimm. Martin hingegen fand es katastrophal, aber ich konnte damit eigentlich ganz gut umgehen. Ich bin jetzt endlich mal sauber, und so frisch gewaschen mit allem Drum und Dran ist wirklich ein tolles Gefühl.

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Wäsche trocknet endlich mal anständig

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Blick in Richtung Tuottar, die morgige Wanderrichtung

Durch die Sonne war es jetzt anständig warm geworden, was natürlich auch die Mücken mögen, die sind in voller Zahl erschienen. Deshalb haben wir nach dem Waschen die ganze Wäsche ausgelegt, die in einem rasanten Tempo trocknete. Auch freuen wir uns, weil wir in Staloluokta gehört haben, dass es jetzt sieben Tage lang ein Hochdruckgebiet geben soll, wäre sehr angenehm wenn es jetzt länger mal freundliches Wetter hätte. Wir haben zusammen draußen auf dem Stein gegessen und uns derweil die Landschaft in all ihrer Pracht angeguckt. Es schwirren allerdings so viele Mücken umher, dass wir uns gegen 8 Uhr uns ins Zelt zurückgezogen haben um die Ruhe vor den Viechern zu genießen. Die Wärme im Zelt ist fantastisch, seit langem liege im Mal wieder auf dem Schlafsack, habe keine Socken an und kann die Füße austrocknen lassen. Ich habe die leise Hoffnung, ich brauch heute mal keine Leggings und kann ganz entspannt im T-Shirt die Nacht ohne frieren genießen. Mal sehen ob das Zelt sich in der Früh wieder richtig aufheizt, aber da ich ein bisschen früher los will, auf alle Fälle um 9 Uhr rum, kann es ja nicht schaden, sollte die Sonne mich aus dem Zelt schmeißen.

Morgen geht’s jetzt über die Hochebene zur Tuottarstuga, dort wird Martin einen Ruhetag einlegen und ich alleine weiterwandern. Ich genieße die Hochebene gerade besonders, da laut Karte es übermorgen ins Terradalen (Terra-Tal) geht, wo alles grün und bewaldet sein wird, worauf ich wenig Lust habe. Ich freue mich, wenn es schön steinig ist, und man den Fernblick der Hochebene hat.

Der Plan mit der Sarek-Kurztour steht immer noch und ich hoffe, dass es sich von der Zeit her ausgeht. Heute hat auf alle Fälle großen Spaß gemacht, der Körper fühlt sich auch immer besser an, einzig der dauernd anhaltende H-U-N-G-E-R nervt, aber das kenne ich ja von mir 😉

Tag 56 (Tag 4): Låddajåhhkåstugan – Zufluss am Didijávrre

Ab morgen kommen endlich die Fotos bei strahlendem Sonnenschein, ein letztes Mal müsst ihr graue, trübe Bilder ertragen.

Gelaufene Kilometer: 16,7

Heute früh hat es wieder geregnet und wir haben wieder einen späten Start hingelegt. Habe gestern im Zelt noch eine Route durch den Nationalpark Sarek geplant, worauf ich mich bereits sehr freue. Dazu nutze ich den genialen Reiseführer „Sarek – Trekking in Schweden“ von Claes Grundsten, der wirklich genial geschrieben ist und viele wichtigen Infos liefert. Ich werde aus dem Reiseführer zitieren, wenn es in ein paar Tagen in den Sarek geht.

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Heute ging es als Erstes direkt an den Aufstieg, ich fand den jetzt tatsächlich nicht schlimm, es zog sich einfach nur ein bisschen.

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Blick zurück zur Låddajåhhkåstugan

Martin hingegen war sehr am Fluchen, ich freue mich also einfach über meinen Fitnessstand, wenn mir sowohl Höhenmeter, wie auch Strecke nicht wirklich etwas ausmachen. Ich könnte gefühlt jeden Tag noch ein paar Kilometer weiter latschen, dieses Wissen im Hinterkopf genieße ich. Weit besser als meine letzte Tour mit Markus, wo mir die ersten Tage ordentlich zugesetzt haben.

Oben auf dem Plateau war der Blick sehr schön, zurück ins Tal nach Låddajåhhkå, auch auf den Huornnásj.

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Huornnásj rechts, sowie das Plateau.

Das Plateau ist jedoch recht klein, gefühlt geht es nach der Ankunft oben gleich über zum Abstieg. Wir haben eine Pause hinter einem Stein gemacht und uns anschließend wieder in Richtung Tal bewegt.

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Weg ins Nichts

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Abstieg nach Árasluokta

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Virihaure

Der Blick auf den Virihaure, einem gigantisch großen See, war sehr beeindruckend. Der Abstieg ging ganz schön auf die Knie, teilweise fängt auch ein Schienbein an zu ziepen und an beiden großen Zehen entsteht wohl wieder eine Druckblase. Erleichtert bin ich allerdings, dass die Ferse sich immer noch einwandfrei schlägt! Den Abstieg mache ich etwas zu schnell, man läuft halt bergab immer zu beschwingt herunter und wundert sich dann nachher warum die Beine wehtun 😉

Unten im Tal legen wir eine Rast am Miellädno-Fluss ein, kurz nachdem wir diesen per Brücke gequert haben. Um nach Árasluokta zu kommen muss man nun einen weiteren Anstieg in Kauf nehmen, der sich extrem lange zog. So sieht man zwar bereits die Sami-Siedlung im Tal, aber bis die Árasluokta-Hütte ins Blickfeld gerät läuft man noch ein ganzes Stück.

Heute war die Strecke teilweise sehr feucht, über lange Stellen lief man auf dem völlig durchweichten Weg im Matsch, was es auf alle Fälle anstrengend machte. In Árasluokta sind wir nicht mal zur Wanderhütte gelaufen, sondern haben gleich die Brücke überquert. Martin hat sich dort dann einen Platz fürs Zelt gesucht, da er ziemlich kaputt war nach den Höhenmetern des Tages. Mir hingegen ging es noch recht gut und ich hätte lieber morgen weniger Höhenmeter zurückzulegen. Aus diesem Grund bin ich dann allein weitergestapft. Diese Höhenmeter hatten es dann aber auch in sich, wobei ich nicht sagen kann, ob es daran lag, dass der restliche Tag bisher anstrengend gewesen war, oder ob es besonders steil war. Da ich teilweise mich mit den Händen an den Felsen hochziehen musste, tippe ich auf letzteres. Es war also ein ganz schönes Gekraxel, dafür dass ich nur 80-100 Höhenmeter überwinden musste. Dafür ging es nach der Anstrengung oben am Grat entlang, auch über mehrere Schneefelder.

Der Blick auf den Virihaure und die schneebedeckten Berge ringsum war so perfekt, dass ich einfach dort oben einen Zeltplatz gesucht habe und am Fluss zum Dijdderjávrre auch fündig wurde, als ich endlich ein flaches Stück Wiese entdeckte. Ganz flach war es nicht, die Nacht verbringe ich unter anderem damit, wieder auf die Isomatte zu rutschen. 😉 Aber es war erträglich. Ebenso finde ich den Wind hier nicht so schlimm, wie von zahlreichen Wanderern im Voraus prophezeit. Alle Personen scheinen sich da große Sorgen drum zu machen und versuchen so geschützt wie möglich das Zelt aufzustellen. Nur Daniel, der knallt sein Zelt vollkommen exponiert auf. Vermutlich kann mich nach den Windböen am Nordkapp nichts mehr schocken und ich habe großes Vertrauen in mein kleines mobiles Heim. Erstmalig habe ich einen Zeltplatz, wo ich absolut alleine bin, soweit ich blicken kann, bin ich hier oben das einzige Zelt.

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Blick vom Zeltplatz auf den Berg Allak, rechts am Ende des Sees liegt Àrasluokta.

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Zeltplatz vor dem gigantischen Virihaure-See, samt verschneiter Berge

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Auch wenn der Wind nicht stört, es ist schweinekalt da oben und das wunderschöne Panorama, welches ich nicht fotografiert habe, ist nach einer Stunde Erholung im Zelt komplett im Nebel versunken. Zudem hat es dann auch angefangen zu regnen. Jetzt ist die Umgebung sehr gespenstisch, was den Eindruck der Abgeschiedenheit nur noch verstärkt. Aber die Kälte greift immer weiter um sich, ich sehe IM Innenzelt meinen eigenen Atem. Auf alle Fälle wird nachher wieder eine Wärmflasche zubereitet.

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Zeltplatzpanorama 1

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Zeltplatzpanorama 2

Wie bereits am ersten Abend auf Wandertour habe ich alles ins Zelt geräumt und war um Viertel vor 6 bereits völlig eingerichtet. Habe mich schnell in den Schlafsack eingepackt, weil es mich so gefroren hat und eh ich mich versah war es 23 Uhr, da ich sofort wieder weggepennt bin. Bis ich dann gekocht hatte, war es bereits nach Mitternacht. Das liegt unter anderem daran, weil bei den Temperaturen sowohl der Spiritus ewig braucht, wie auch das Wasser aus den Gebirgsbächen unglaublich kalt ist. Wenigstens komme ich so noch dazu, ein paar Bilder vom Zeltplatz zu schießen.

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Selbst meine Taschentücher verheißen Abenteuer pur!

Morgen ist der Plan schnell nach Staluokta (6-7km entfernt) zu kommen, wo eine größere Hütte samt Heli-Landeplatz steht. Ich hoffe auf eine Waage für meinen Rucksack. Von  dort dann weiter in Richtung Tuottar. Morgen früh kann ich es ruhig angehen lassen, Martin holt mich nämlich am Zeltplatz ab.

Meine Schultern erholen sich langsam, es hilft ungemein, dass der Rucksack täglich ein dreiviertel Kilo verliert. Die Füße sind ok, es zieht mal hier, mal dort, aber nichts dauerhaftes, es geht also ganz gut.

Bisher macht es mir riesigen Spaß und mit der Idee am Ende der Tour noch einen Abstecher in den Sarek zu machen, muss ich jetzt erstmal ein wenig Strecke machen, dabei aber aufpassen, dass ich mich nicht kaputt mache und irgendwo einen Pausentag eingebaut kriege.

Tag 55 (Tag 3): Brücke nahe Kutjaurestugan – Kurz hinter Låddajåhhkåstugan

Gelaufene Kilometer: 12,2

Heute einen relativ späten Start hingelegt, da es in der Früh noch lange geregnet hat und weder Martin noch ich Lust hatten, bei diesem Wetter vor die Tür zu gehen. Sind dann trotz Regen los, ich konnte mein Zelt aber so einigermaßen trocken verstauen. Zu Beginn war der Weg relativ steil, wobei ich es gar nicht so schlimm fand, Übung der letzten Monate sei Dank.

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Aufstieg nach dem Zeltplatz heute Nacht.

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Blick zurück zur Brücke und zum Zeltplatz

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Blick auf den Vastenjaure

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Vastenjaure

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Panorama Vastenjaure im Regen

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Manchmal wurde es doch ein wenig nass, noch aber ist jegliches Gewässer selbst mit Wanderschuhen gut zu queren.

Vor der Låddajåhhkåstugan ging es dann noch mal steil bergab, davor hatte man aber erstmal einen tollen Blick auf den langezogenen Vastenjaure, der im Hintergrund von wunderschönen, schneebedeckten Bergen ringsum umrahmt wurde.

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Die Låddajåhhkåstugan liegt im Tal-Einschnitt, der weitere Weg führt dann am Hang gegenüber bergauf.

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Pfad zu erkennen links neben dem Schneefeld

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Abstieg zur Låddajåhhkåstugan 

Wir haben heute nicht wirklich Mittagspause gemacht, da es zu kalt war, haben uns stattdessen 2x in den Graben gelegt und Müsliriegel gegessen, eine längere Pause aber weggelassen.

An der Låddajåhhkåstugan haben wir draußen gesessen und ich hab mir einen kompletten Räucherfisch beim Stuvgard (Hüttenwart) gekauft, der zusammen mit meinen eigenen Brotvorräten absolut fantastisch schmeckte.

Viel besser als die mitgebrachte Pfeffersalami und der Bacon-Tubenkäse, auch da ich dies seit 2 Monaten zu Mittag esse 😉 Hat wirklich gut geschmeckt und wir saßen etwa eine Dreiviertelstunde vor Ort rum. Zudem gab es vor Ort noch die Luxus-Plumpsklos. 😉

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Wir hatten eigentlich vor den Anhang hinter der Låddajåhhkåstugan zu erklimmen, der rüber nach Árasluokta, der nächsten Hütte, führt. Allerdings ist das Plateau oben sehr windig, steinig und kalt, und uns wurde mehrmals davon abgeraten, dort oben das Lager aufzuschlagen. Also hätten wir entweder auf der anderen Seite des Plateaus auch noch nach Árasluokta absteigen müssen, so wären noch ca. 7km Wegstrecke dazugekommen. Da wir bis zur Låddajåhhkåstugan bereits 12km in den Knochen hatten und gestern auch schon so lang gelaufen sind, entscheiden wir uns dazu, den Aufstieg auf den Folgetag zu verschieben. So zelten wir auf der Uferseite gegenüber der Låddajåhhkåstugan und machen uns morgen früh an den 200m Aufstieg.

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Witzigerweise machen mir bisher die Höhenmeter sehr wenig aus, war ich doch bei den letzten Touren überhaupt kein Fan von. Die Muskeln in den Beinen haben sich während der Radtour also auf alle Fälle entwickelt. Martin dagegen ist sehr am Fluchen, bei mir scheint’s also zu laufen. Ich mache mir immer noch Sorgen, dass die Blase an der Ferse sich entwickeln wird, wobei es derzeit nicht danach aussieht, auch das Leukoplast-Tape hält gut.

Die Schultern fühlten sich gestern nach der provisorischen Wärmflasche (Wasser aufm Kocher erhitzen und dann ab in die Trinkflasche) deutlich besser an. Dies werde ich heute Abend erneut wiederholen, denn über den Tag hinweg sind die Schmerzen wieder schlimmer geworden. Es ist halt einfach die Belastung, dass der schwere Rucksack nach hinten Kippen will und die Schultern sind der Teil am Körper, der den Rucksack zurück hält. Da scheuern die Schulterträger den ganzen Tag an den Schultern, besonders auch an der Stelle am Schlüsselbein, wo eh wenig “Fleisch” zur Polsterung beiträgt. Aber es war heute schon deutlich besser als gestern. Und der Rucksack wird derzeit jeden Tag 700-800gr. leichter, das wird sich also bald einrenken.

Es bleibt zu hoffen, dass es morgen trockener wird, so wie vom Wetterbericht angesagt. Sonne wäre toll, aber mir würde auch Trockenheit vorerst mal reichen.

Tag 54 (Tag 2): Rastplatz Richtung Kisurisstugan – Brücke Kutjaurestugan

Gelaufene Kilometer: 17,5

Bin gestern trotz dem Vorschlafen am Abend wieder schnell eingeschlafen, heute um 7 Uhr wach geworden und der Regen prasselte noch auf die Zeltwand. Habe heute erstmalig Schokoporridge gekocht und bin ziemlich überzeugt davon. Habe dann zusammengepackt IM Zelt, was ewig gedauert hat. Typisches Problem am Anfang der Tour, der Rucksack ist einfach viel zu voll und es dauert ewig, bis alles korrekt an Ort und Stelle verstaut ist.

Martin und ich haben uns dann von Gabriela verabschiedet, welche es heute ruhig angehen lassen wollte und sowieso in den Sarek abbiegt. So sind Martin und ich alleine losgetigert.

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Infotafel Padjelantaleden
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Viel ist noch nicht geschafft.

War zu Beginn viel durch den Wald, an einigen Stellen wussten wir leider nicht so genau, ob das nun der Weg war, oder doch ein Bach. Meistens war es dann Beides 😀

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Also ziemlich nass alles, aber wir kamen gut voran. Vor der Kisuris-Hütte gab es dann noch einen Aufstieg und dann waren zur Mittagszeit an der Hütte.

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Nächste Hütte: Låddajåhhkåstugan in 24km

Martin hat sich die Tagesgebühr geleistet, durfte deswegen die Hütten betreten und hat in der Küche gekocht. Ich war dafür zu geizig, hab lieber meine Daunenjacke übergeschmissen und es mir vor der Hütte gemütlich gemacht. Die Hüttenwärtin war zu Beginn relativ abweisend uns gegenüber, was nicht dadurch verbessert wurde, dass Martin mit schlammigen Schuhen in die Hütte gestapft ist. Den Besuch beim Plumpsklo hat sie mich dann auch gleich durch Wasser-schleppen abarbeiten lassen. Jedoch hat sich die Hüttenwärtin später noch zu mir vor die Hütte gesellt und ist dort ein wenig aufgetaut. Habe ihr dann von der Nordkapp-Tour erzählt und so sind wir ein wenig ins Gespräch gekommen. Überdacht vor der Hütte gab es dann ein leckeres Mittagessen, vor allem da ich für die ersten Tage noch Brot und Wurst als mittägliche Köstlichkeit dabei hatte. War zwar lecker, so richtig Entspannung kam aber bei den Temperaturen, dem Nieselregen und den nassen Klamotten nicht wirklich auf.

Zusammen sind wir von der Kisurisstugan aufgebrochen. Der Weg war relativ flach, es gab einige Bohlen und auch viele Stellen wo man nebeneinander laufen konnte und deswegen besser miteinander quatschen. Ging es nach der Hütte noch durch den Wald, so war das letzte Stück vor der Übernachtungsstelle oben an einem Grat entlang, so kamen wir endlich zu mehr Fernsicht und der Weg wurde deutlich trockener.

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Schließlich schlagen wir unser Camp an der Brücke auf, die rüber zur Kutjaurestugan führt. Dort konnten wir direkt in Brückennähe das Lager aufschlagen, so fällt es leicht, Frischwasser fürs Abendessen zu kriegen. Der Spot ist beliebt, bis zum Schlafengehen stehen schließlich 7 Zelte in der Gegend, das ist ja schon fast Rock am Ring Niveau 😉

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Camping direkt an der Brücke
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Schneebedeckte Gipfel in der Ferne
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Martin “darf” Wasser holen
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Direkt an der Brücke über den Vuojatädno. Seit unserem Start gestern in Änonjálmme haben wir bereits 28km hinter uns gebracht.
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See bei “Sonnenuntergang”
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Schneefelder bis an den Wasserrand

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Zum Abendessen gibt es Brokkoli-Pasta und eine Packung Nüsse hinterher.

Die Beine fühlen sich voll ok an, auch die Füße fühlen sich gut an, an der Ferse ziept es ein wenig und auch der große Zeh ist ein wenig roh. Diesmal hatte ich aber Leukoplast-Tape aufgeklebt, bevor ich überhaupt aus dem Bus gestiegen bin, nachdem ich in den letzten Jahren fiese Blasen beim Wandern gekriegt habe. Die Hüfte kämpft noch ein wenig mit dem Rucksackgewicht, viel schlimmer sind aber die Schultern, die fühlen sich einfach an als wäre dort, wo die Träger aufliegen, alles blau. Ich mache mir jetzt auf Martins Anraten hin aus meiner Trinkflasche erst mal eine Wärmflasche und schaue ob das hilft.

Jetzt hoffe ich, dass der Rucksack sich schnell leichter anfühlt. Soll jetzt aber nicht so klingen, als wäre ich nur am Leiden, der Tag hat mir großen Spaß bereitet. Am Vormittag gab es zwar noch viel Regen, aber durch die nachlassende Feuchte am Nachmittag und Abend schaffe ich es sogar meine Klamotten abends am Zeltplatz zu trocknen. Auch das Zelt ist endlich ausgetrocknet, hoffentlich kann ich das morgen trocken wegpacken.

Witzig war heute, dass uns eine Zeit lang ein Hund begleitet hat, dem seine beiden Herrchen zu langsam waren und der sich lieber uns angeschlossen hat. Wahnsinn mit was für eine Energie der um uns rum geflitzt ist. Auch jedes Schneefeld scheint der Hund weit mehr genossen zu haben als wir, da hat er sich drin gewälzt als hätten wir gerade 30° Umgebungstemperatur.

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Ein paar Rentiere sind heute in relativer Nähe aufgetaucht und haben sich dann wieder zurückgezogen.

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