Kategorie: Israel 2014

Samstag 22.3. Abirim -> Lower Meron Campsite ~20km

Als ich in der Früh aufstehe, ist das israelische Pärchen schon weg. Ich bereite mich langsam vor, und komme erst gegen 9 Uhr los. Davor habe ich mir grade noch so ein halbes Berghaferl Müsli rein würgen können, mehr ging leider nicht.


Blick ins Tal bevor es an den Abstieg geht. Blick in Richtung Osten.


Der Berg in der Bildmitte dürfte Har Meron sein, an dessen Fuße ich heute das Lager aufschlagen will.

Ich muss heute östlich von Abirim mich wieder runter in den Bachlauf begeben. Dass funktioniert ganz gut, nachdem ich erst die richtige Abzweigung gefunden habe, davor irre ich ein wenig planlos über ein Feld.


Heute folge ich fast ausschließlich dem grünen Wegweiser.

Schön ist jetzt der Abstieg, relativ flach geht es auf Feldwegen mit Allee-Feeling entlang. Vom Aussehen der Umwelt her könnte es auch Griechenland sein und nicht Israel. Viele Blumen und schattenspendende Bäume. Heute habe ich gleich von Anfang an meine Stöcke vom Rucksack geholt, der selbe Fehler wie gestern soll mir nicht erneut passieren.


Griechenland-Feeling


Alles blüht.

Unten im Bachbett geht es viel hoch und runter, immer mal wieder wird die Seite gewechselt, was dank Niedrigwasser und Steinen auch ohne Schuhe ausziehen funktioniert, trotzdem komme ich nur sehr langsam voran. Ich merke wie es mir schwer fällt die Umgebung richtig in sich aufzunehmen, wenn man dauernd den Blick auf den Untergrund fixieren muss um nicht umzuknicken. Das Rinnsal, das gestern wenigstens noch attraktiv genug aussah um die Kopfbedeckung mal nass zu machen, hat sich heute in eine eklige Brühe verwandelt, der man keinesfalls zu Nah kommen will.


Brühe samt Kühe

Heute finde ich aber endlich eine Gelegenheit für eine Mittagspause im Schatten, schaue dabei ein paar Kühen beim grasen zu und lese ein spannendes Buch. Sehr erholsam bis auf die Tatsache, dass ich wieder nur einen halben Müsliriegel runterbringe.


Mittagspause im Schatten


Leicht entkräftet aber zufrieden.

So verwundert es auch nicht weiter, dass ich mich nach der Mittagspause sehr kraftlos fühle und mich weiterschleppen muss. Jetzt geht es verstärkt über Geröll, was mir höchste Konzentration abverlangt. Übermächtig hängt über mir die Wegbeschreibung für heute, welche besagt dass ganz am Ende ein steiler Aufstieg aus der Schlucht stattfindet. Dabei muss ich natürlich an den kräfteraubenden Aufstieg von gestern denken.

Bevor ich jedoch zum endgültigen Aufstieg komme, treffe ich noch 3 Israelis samt britischen Besuch, mit denen ich mich nett unterhalte. Sie sind es auch, die mich beim Aufstieg einholen und dankenswerterweise die letzten 150Hm mit mir zurücklegen. Wenn man jemand zum Reden hat, kann man sich viel besser motivieren und denkt doch weniger über die Beschwerlichkeiten nach.
Oben am Hang angekommen ist auch gleich der Parkplatz wo ihr Auto stand und der Campingplatz ist. Bei Bedarf gibt es in einem der Gebäude neben der Straße scheinbar sogar ein Hostel/Hotel, dies kann ich aber nicht verifizieren, ich war mit dem Zeltaufbau beschäftigt! 😉


Endlich Oben!

Wieder lerne ich die israelische Gastfreundschaft kennen als sie einen Campingkocher aus dem Kofferraum zaubern und es Tee gibt. Auch werde ich bombardiert mit allem Essen, welches sie im Laufe ihrer Tagestour nicht verzehrt haben. Ein Sandwich finde ich eine nette Geste, aber als ich danach der Frau ausreden muss, mir 9 Orangen zu schenken, weil ich sie einfach nicht tragen kann am nächsten Tag, finde ich das sehr witzig. Schließlich ist sie einverstanden, mir “nur” eine zu überlassen 😉

An diesem Campingplatz gibt es keine sanitären Einrichtungen, dafür ist er gratis, es gibt sogar einen Wasserhahn und ich bin ganz allein auf dem ganzen Campingplatz. Schnell wird das Zelt aufgestellt und schon wird es dunkel. Mein Abendessen besteht aus einem halben Sandwich, einem “Pfanni Kartoffelsnack” und der besten Orange meines Lebens. Viel ist es nicht aber immerhin mehr als gestern. Da ein wunderschöner Sternenhimmel lockt, versuche ich Nachtaufnahmen mit Zelt zu fotografieren.


Nachtaufnahme, auch ohne Fuchs.

Als es plötzlich raschelt und ich die Stirnlampe einschalte, sehe ich sofort einen Fuchs in Nähe des Zeltes stehen, den ich nun Dank Wikipedia als einen Rüppellfuchs charakterisieren konnte (http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BC…reitungsgebiet). Wie häufig in Campingplatznähe ist dieser Fuchs nicht im geringsten von meiner Anwesenheit beeindruckt. Während ich an einer Vorzeltseite grade was im Innenzelt verstaue, traut sich der Fuchs frecherweise, einfach mal am Rucksack zu kratzen, der auf der anderen Vorzeltseite steht. Kaum laufe ich ums Zelt um ihn zu verjagen, nimmt er sich den Eingang vor, vor dem ich gerade noch kniete. Frecher Kerl! und das bedeutet für mich heute Nacht alles mit ins Innenzelt zu nehmen, nicht dass er doch noch einen Schuh oder ähnliches klaut.

Heute schlafe ich gar schon um 20.00 Uhr, der Tag hat mich dann doch richtig geschafft.

Freitag 21.3. Gesher Achziv -> Abirim, ~23km

Aufgewacht bin ich am Strand bereits um 6.30 Uhr. Fühle mich fit, packe schön den Schlafsack zusammen im Zelt, summe ein wenig vor mich hin, trällere ein Liedchen, denn schließlich bin ich ja allein am riesen Strand. – Denkste! Mein Fehler bemerke ich erst, als ich um 7 aus dem Zelt krieche und 7-8 ältere Herren in der Nähe des Zeltes stehen und angeln… Fettnäpfchenalarm 😀


Die Landzunge am Horizont markiert die Grenze an den Libanon, dort ist auch die Militäreinrichtung aufgebaut, von wo die Jeeps ankamen um mal ein Auge auf mich zu werfen 😉

Eine Tradition, welche beim Yam leYam besteht ist, dass man in einem kleinen Fläschchen Meerwasser zum See Genezareth transportiert, dort mit Seewasser vermischt und vergießt. Die UL-Trekker im Forum weinen wahrscheinlich grade, nichtsdestotrotz habe ich ein paar Milliliter des Meerwassers mit auf die Tour genommen 😉


Der Schrecken eines jeden UL-Anhängers!

Ziemlich langsamer Start, so bin ich erst um 8.30 Uhr bereit zum Abmarsch. Direkt auf der anderen Straßenseite geht es los in östlicher Richtung und die ersten 5km werden damit verbracht auf Staubstraßen durch Bananen-, Avocado- und Orangenplantagen zu laufen. Es duftet wunderschön, leider waren noch keine Früchte reif 😉

Nach dem Marsch durch die Plantagen geht es 2km die Landstraße entlang. Hier habe ich ein ziemlich ärgerliches Erlebnis mit einem Autofahrer. Ich laufe dem Verkehr entgegen, habe aber im Laufe meiner Trails mitgekriegt, dass das in Israel ganz unüblich ist. Ein Fahrer, der im großen Geländewagen von hinter mir auf mich zufährt hat sich scheinbar in den Kopf gesetzt, er müsste mich erschrecken, fährt auf die Gegenfahrbahn ein, und wirklich richtig knapp (ca. 50cm) an mir vorbei, wobei er meint, auch noch Hupen zu müssen als er ganz nah hinter mir ist. Die Motivation dafür entzieht sich mir natürlich völlig, ich verbringe aber doch ne Minute oder Zwei damit, mir die Seele aus dem Leib zu schimpfen, schon allein wegen dem Schrecken.


Tolle Blumenfelder am Wegesrand

Nach diesem kurzen Stück auf der Straße biegt man nun in das Bachbett “Nahal Achziv” ein. (Nahal heißt einfach “Fluss”). Darin werden die restlichen 10km des Tages absolviert, während es (wie für den Rest der Tour auch) grob in östliche Richtung geht.


Der Beginn des mächtigen und tosenden Achziv-Flusses 😉


Der Feldweg mit Blick auf die noch etwas entfernte Festungsruine von Montfort, eine Kreuzritterburg.


Detailansicht Montfort

Heute sind es recht befestigte Wege und ich komme schnell mit einem jungen israelischen Ingenieurspärchen ins Gespräch, welche in die gleiche Richtung laufen. Geredet wird über alles, inklusive ein Geschimpfe auf ihre Regierung und sie scheinen äußerst interessiert an der Sicht eines nicht-Israelis auf den Nahostkonflikt. Sehr nettes Gespräch, ich merke jedoch erst als sie abbiegen um einen anderen Weg zu laufen, dass sie viel schneller gegangen sind (da sie auch nur einen leichten Tagesrucksack dabei hatten) als es für mich sinnvoll gewesen wäre. Ich fühle mich jetzt wirklich erledigt.


Überall blüht es in den schönsten Farben.


Der weitere Verlauf im “Achziv-Tal”

Jetzt kommen wir aber auch schon zum Problem des Tages: Es ist Freitag, mit Sonnenuntergang fängt Shabbat in Israel an und da ist wirklich alles geschlossen. Am Donnerstag hatte ich mir vor der Zugfahrt noch knappe 4L Wasser im Hostel aufgefüllt, aber die sind natürlich mit dem Kochen am Strand und dem Trinken tagsüber fast komplett aufgebraucht. Wasser im Tal auffüllen ginge nur, sofern man Wasser aus der Quelle holen würde (im Rest des Bachbetts gibt es nur ein dünnes Rinnsal, wenn überhaupt). Für die Quelle bräuchte man aber ein Mittel zur Wasserklärung, ob Chemisch oder via Wasserfilter. Da ich aber weder das eine, noch das andere habe, steht fest das ich heute das Tal verlassen muss, und in einer der kleinen Ortschaften, welche auf den Hügeln gebaut wurden mein Wasser auffüllen muss.

Ich merke für mich selber, wie ich nervös werde, dass es nicht klappen könnte und ich dann beispielsweise auf meine Mittagspause verzichte. Ich bin seit 8.30 Uhr unterwegs, nun ist 14.30 Uhr und außer mal so 2-3x für 5min am Wegesrand anhalten habe ich keine Pause gemacht. Richtig schlimm ist nun der Aufstieg aus dem Tal. Es sind ca. 250Hm schätze ich, aber der Weg ist richtig steil, hohe Steinstufen, wo man alle Kraft braucht um sich hochzudrücken. In meinem Wahn mich zu beeilen hole ich auch nicht meine Trekkingstöcke aus dem Rucksack, wo sie den ganzen Tag vor sich hin vegetieren. Inzwischen stolpere ich kraftlos vor mich hin, muss fast alle 20m eine Pause machen. Innerlich verfluche ich den Trail, wenn es mir am ersten Tag Nachmittags schon so dreckig geht, wie wird das erst die nächsten Tage?

Oben am Berg laufe ich noch knapp 1km eine Teerstraße lang und stehe dann vor der Ortschaft “Abirim”. Mein Herz sinkt, als ich merke, dass das große Tor am Ortseingang verschlossen ist, aber zum Glück gibt es einen kleinen Durchgang für Passanten am Rand. Inzwischen habe ich auch schon länger nichts mehr getrunken, da ich meinen halben Liter Notreserve nicht antasten will und so halte ich wirklich das erste Auto an, dass mir im Ort entgegen kommt und frage ihn ob es einen Supermarkt gibt. “Ne, der ist in der nächsten Ortschaft, 10km von hier” – Mein Herz sinkt weiter. Aber als ich meine ich brauche nur Wasser, deutet er auf die vielen Rohre die durch den Ort führen und meint, hier könnte man sich gratis Trinkwasser abzapfen. Zudem gebe es die Straße runter einen Campingplatz der von einem Ehepaar geführt wird, zu diesem Campingplatz “Makom Balev” schleppe ich mich nun.

Die Frau des Hauses diskutiert nicht lang, sondern bietet mir gleich nen Platz am Küchentisch an und stellt ne Wasserflasche vor mich hin. Scheinbar sehe ich doch fertiger aus als ich dachte. 😀 Dabei finde ich dann auch raus, dass die meisten Siedlungen im Galiläa entweder unreligiös oder sogar druzisch oder arabisch sind, ich mir also wegen Shabbat und Wasser deutlich weniger Sorgen hätte machen müssen.

Ursprünglich hatte ich vor, nur Wasser aufzufüllen und dann noch weiter zu gehen, aber der Blick aufs GPS zeigt, dass ich für heute auch schon 23km hinter mir habe und es halb 4 ist, wobei es um 6 schon richtig dunkel ist. Dann soll eine Übernachtung hier auch nur 10€ kosten, inkl. Duschen, WC und Mitbenutzung der Küche. Dieser Ausblick auf ein wenig Luxus lässt mich sofort zusagen und ich habe die Entscheidung nicht bereut. Eine tolle Anlage mit vielen Pferden, Ziegen und allerlei zutraulichen Hunden, zudem hinter der Scheune ein Waldstückchen, mit 15 gerodeten Plätzen, um sein Zelt aufzubauen.


Ein richtiger “Urwald” mit Freiflächen fürs Zelt.

Nach dem das Zelt steht, kommt noch ein israelisches Pärchen, welches auch die Nacht dort bleibt. Wir kochen gemeinsam Abendessen und unterhalten uns sehr angeregt noch ein Stündchen.

Jedoch merke ich hier schon das etwas nicht stimmt: Von meinen 150gr Couscous, welche ich mir am Abend zubereitet habe, bringe ich mit Mühe und Not die Hälfte runter, den Rest muss ich wegschmeißen. Sobald ich anfange zu Essen wird mir extrem schlecht. Dies hielt bereits den ganzen Tag schon an, und so habe ich insgesamt über den Tag verteilt auch nur 1,5 Müsliriegel runter gewürgt. Noch schiebe ich es einfach auf die Erschöpfung vom Laufen, dass die Müdigkeit und Kraftlosigkeit mein Hungergefühl überdeckt.

Nachdem ich hier beim Lesen von Reiseberichten mich immer gefragt habe “Wie schaffen die das schon um 23 Uhr zu schlafen, das wird mir nie passieren, ich bin ja so richtig nachtaktiv und Langschläfer” passiert mir genau das selbe. Nach der Dusche schlafe ich um 22 Uhr schon wie ein Stein, Erschöpfung sei Dank.

20. März: Yam Le Yam, die erste (Tor-)tour!

Was ist eigentlich geplant?

Nach dem Vorgeplänkel sollte ich jetzt mal erzählen, was ich überhaupt vor habe in Israel. Ich kannte vor einiger Zeit in Israel nur den Israel National Trail (INT), einen 1400km-Weitwanderweg der am südlichsten Punkt Israels bei Eilat anfängt und sich dann bis in den Nordgaliläa zieht.

Mir war recht früh klar, dass ich den nicht gehen würde. Für die ganze Strecke war auf keinen Fall Zeit, den südlichen Teil durch die Wüste Negev wollte ich an sich nicht machen (auch wegen der Wasser Problematik) und nur ein bisschen im Norden machen war mir irgendwie zu unbefriedigend.

Ansonsten kannte ich nur einige Tagestouren, welche ich letztes Jahr schon gemacht hatte. Dies waren Nationalparks in den Golanhöhen, genauer gesagt der Yehudia-, Banyas- und Hula-Nationalpark.

Bei der Recherche stieß ich aber auf 2 weitere Strecken, die keinesfalls so imposant sind wie der INT aber trotzdem mehrere Tage wandern in Nordisrael ermöglichen: Der Yam leYam und der Golan Trail.

Hier möchte ich zuerst den Yam leYam vorstellen. Wortwörtlich bedeutet dies einfach “Meer zu Meer” und reiht sich damit in einige Länder ein, welche einen “Coast 2 Coast”-Trail anbieten. Hier beginnt es am ersten Meer, ergo dem Mittelmeer. Der Clou liegt aber im Endpunkt des Trails: Hier wurde nämlich der See Genezareth kurzerhand zum “Meer” umgedeutet und schon hat man einen “Sea 2 Sea”-Trail draus gemacht. 😉

Wanderstrecke sind ca. 75-80km, und können laut manchen Informationsquellen im Internet in drei Tagen abgearbeitet werden. Ich habe insgesamt 4 gebraucht und hätte es keinesfalls schneller schaffen können, gab aber auch einige Angaben für ein 5-Stop-Strategie. Dieser Trail ist recht beliebt und in Israel auch einigermaßen bekannt. Wird sehr gerne von Jugendgruppen gegangen, ob das Pfadfinder sind oder Yeshiva-Studenten (Studenten aus Religionsschulen), in deren Ferienzeiten dürften einem da Einige begegnen.

Als ich da war, war das überhaupt kein Problem, ich habe in den 4 Tagen nicht eine Person getroffen, die auch den Yam leYam machte, sondern eher Tagestouren. Die letzten 2 Etappen des Yam leYam laufen auf der Strecke des INT und selbst da habe ich nur 2 Mädels getroffen, welche in der letzten Woche ihrer Megatour waren. Also von Überlaufen kann keine Rede sein.

Ich verrate jetzt schon, dass die zweite Tour, der Golan-Trail mir deutlich besser gefallen hat, aber der Chronologie folgend, will ich doch zuerst von meinen Erlebnissen auf dem Yam leYam berichten.

20.3. Abends: Tel Aviv -> Gesher Achziv Beach

Abends geht es mit dem Sherut (Sammeltaxi) wieder zum Bahnhof und von dort mit dem Zug nach Nahariya, die letzte größere Stadt an der Mittelmeerküste vor der libanesischen Grenze.

Alles wunderbar geplant, leider erwirtschaftet der Zug auf der 1,5 stündigen Reise eine 1,5 stündige Verspätung (absolut untypisch, alle anderen Zugfahrten funktionierten wie ein Uhrwerk) und ich komme erst nach Anbruch der Dunkelheit in Nahariya an. Von dort geht es noch 15 Minuten weiter mit dem Bus nach Gesher Achziv Beach, nördlich von Nahariya gelegen. Durch irgendwelche pubertierenden Teenager, die bei jeder Haltestelle die Stop-Taste drücken schaffe ich es auch nicht rechtzeitig mich beim Busfahrer bemerkbar zu machen, muss also eine Station später aussteigen und ca. 1,5 km zurücklaufen.

In Gesher Achziv Beach gibt es einen großen Campingplatz, ich hatte jedoch schon gelesen, dass dieser erst am 1.4. aufmacht, hatte trotzdem die Daumen gedrückt und hoffte auf das Beste. Dies wurde mir jedoch nicht erfüllt, der Campingplatz war dunkel, zudem mit hohen Mauern umschlossen und sah mehr als zu aus. Daneben stand aber auf der Anhöhe ein Haus, welches mit ordentlich Flutlicht ausgeleuchtet war und ich beschloss dort mal zu klingeln und zu fragen wie es mit Camping aussieht. So weit kam es jedoch gar nicht, denn als ich den Feldweg der Zufahrtsstraße betrat, kam ich etwa 5m weit, bevor ein Taschenlampenstrahl mich im Gesicht blendete und ich auf Hebräisch angemeckert wurde. Auch meine Beteuerungen, kein Wort zu verstehen wurden mit einer weiteren streng gerufenen Tirade auf Hebräisch erwidert. Schließlich blieb mir nur übrig ein “Camping ken o Camping Lo?” (Camping Ja oder Camping Nein?) dem Typen entgegen zu rufen, gesehen hatte ich ihn ja immer noch nicht, dafür sorgten die 4000 Lumen welche mir grade die Netzhaut wegbrannten. Ein unwirsches “LO!” besiegelte dann die Sache und ich beschloss den letzten Ausweg zu nehmen: Das Zelt einfach auf dem Strand aufzustellen.

Müde machte ich mich daran, um 20 Uhr mein MSR Hubba Hubba ohne Innenzelt (ganz blöde Idee bei all dem Sand und Wind!) auf einer flachen Stelle am Strand zu positionieren. Das mir der garstige Kerl von der Anhöhe mit der Taschenlampe hinterher leuchtete, trug nicht wirklich zu meiner Beruhigung bei.

Doch nachdem die Isomatte aufgepumpt war und der Schlafsack ausgerollt war, kam ich endlich dazu den neuen Gaskocher zu testen und so gab es lecker Couscous und danach eine heiße Schokolade. Hätte ich gewusst was mich die nächsten Tage erwartet, ich hätte wohl stundenlang nur noch gegessen doch dazu später…

Wie gesagt befindet sich Gesher Achziv in nächster Nähe zur libanesischen Grenze (unter 5km) und genau am Grenzzipfel steht eine riesige militärische Einrichtung. Auch der unfreundliche Herr auf der gut beleuchteten Anhöhe schien ein militärischer Außenposten zu sein. So wunderte es mich dann gar nicht, dass alle 20min auf der Straße, welche am Strand entlangführte ein Militärjeep anhielt, das Fernlicht anschaltete und schaute, was dieser verdächtige Mensch am Strand dort mit einem Zelt vorhatte. Die ersten Male habe ich noch recht freundlich gewunken, mich dann aber irgendwann ins Zelt verzogen, als es kühl wurde. Ich sollte jedoch in der Nacht noch einige Male vom Fernlicht wach werden, ich hatte wohl mein eigenes Beobachtungsteam auf mich gezogen.

Dies alles spielte zusammen, dass ich mich am ersten Abend nicht wirklich wohl fühlte. Am Menschenleeren Strand, unter Militärbeobachtung, das kann ja was werden. Mal schauen was die nächsten Tage so bringen…

Ankunft in Israel

[Vorwarnung: Am Anfang gibt es noch mehr Text und wenig Bilder, ich entschuldige mich dafür schon mal im Voraus]

19-20. März. Tel Aviv – oder auch: Das Brennstoff-Debakel

Komme am 19.3. wirklich in aller Herrgottsfrühe an, aber dadurch waren die Flüge einigermaßen bezahlbar, kann ich also mit Leben.

Wenn ich auch die zwei Ankunftstage am Strand verbringen will gibt es noch eine Outdoorbesorgung, die keinen Aufschub duldet: Brennstoff für den Kocher kaufen.

Hier an dieser Stelle soll gleich meine große Weisheit für diesen Reisebericht verteilt werden:
Nehmt keinen Spiritus-Kocher mit! Ihr werdet keinen Spiritus finden!

Vor meiner Abreise stand ich hier im Forum mit dem User “happy” in Kontakt, welcher im Februar Teile des Israel National Trail gelaufen ist, und er hatte mir schon diesen Ratschlag mit auf den Weg gegeben. Leider habe ich mir überheblich gedacht: “Mei, der wird halt nicht richtig geschaut haben, ich hab ja zwei Tage Zeit” und *schwupps* lag der Trangia-Spirituskocher im Rucksack.

Also, ab zum Outdoorladen. Erstmal in Strandnähe zum Outdoorgeschäft “Maslul” in der Bograshov St. 47. Da hat ein Mitarbeiter schon mal von Trangia gehört, Brennstoff kriege ich dafür an der Tanke und mit einer Wegbeschreibung werde ich entlassen.

Natürlich hat die Tanke nichts in die Richtung und so geht es zu Tel Avivs größten Outdoorshop “Lametayel” im Dizengoff Shopping Center. Ein unglaubliches Einkaufszentrum, 5 Stockwerke hoch und leider hat sich irgendwer überlegt, in den Stockwerken asymmetrische Anordnungen der Geschäfte vorzunehmen und so jegliche anfängliche Übersicht zunichte zu machen.

Nach zähem Suchen finde ich Lametayel im 4. Stock. Ziemlich großer, meiner Meinung nach gut ausgestatteter Shop. Allerdings ist es dort doch um einiges teurer als in Deutschland, ein Großeinkauf lohnt sich also keineswegs. Hier jedoch weiß man sofort was mit dem Begriff “Trangia” anzufangen und auch wenn sie keinen Brennstoff dafür verkaufen, wird mir gleich gesagt, wo ich ihn denn finden kann: In der Super-Pharm Apotheke im Erdgeschoss. Auf meine Anfrage hin, dass Apotheke doch sicherlich auch Apothekenpreise mit sich bringt werde ich nett beruhigt, das wäre alles nicht so schlimm.

In der Apotheke angekommen wird mir jedoch sofort eröffnet, dass sie allerhöchstens 65-70% Alkohol dahaben, und der schick verpackt in kleinen 150ml Flaschen zu erwerben ist. Das kann es also nicht sein und so lief ich schnell noch mal in den vierten Stock zum Outdoorshop um mich zu vergewissern. Dort wird mir ein verächtliches “Die Apotheker haben doch keine Ahnung” entgegengeschnaubt, bevor der Mitarbeiter dazu übergeht, genaue Anweisungen auf hebräisch auf ein Post-It zu kritzeln und sogar die Telefonnummer des Outdoorgeschäfts hinzuzufügen, damit die Apotheke bei nichtverstehen gleich durchrufen kann.

Wieder unten im Erdgeschoss angekommen scheint man mich nun in der Apotheke endlich verstanden zu haben. Bei der Ausgabe für rezeptpflichtige Medikamente wird mir Stolz eine Flasche 95% Alkohol entgegen gehalten. “Ha, dachte ich es mir doch, Happy hat einfach nicht ausführlich genug gesucht” fährt es mir durch den Kopf und ich wähne mich schon am Ziel. Das böse Erwachen steht mir jedoch noch bevor. Nachdem ich mich bereit erklärt habe, die ganze Literflasche zu kaufen (ob jetzt 700ml oder 1L ist jetzt auch schon egal), wird mir nämlich der Preis offenbart:
Diese Flasche soll 280 Shekel kosten! Zum besseren Verständnis: ~5 Shekel sind 1 € und somit hätte mich ein Liter dieser Kostbarkeit spottbillige 56€ gekostet. Nach dem ich mich vergewissert habe, dass dies tatsächlich der Liter-Preis ist, und ich nicht auf hebräisch nach einer Badewanne voll verlangt habe, verlasse ich enttäuscht den Laden.

Eine Hoffnung gibt es noch. Bei uns wird ja Spiritus häufig auch im Supermarkt vertrieben also schnell los zum Billigmarkt im 2. Untergeschoss. Doch auch hier Fehlanzeige, Spiritus scheint es einfach nicht zu geben, ich finde Lampenöl, und jegliche Grillanzünder auf Petroleum-Basis, von Spiritus aber keine Spur.


Lampenöl


aber kein Spiritus

Noch mal hoch zum Outdoorladen. Diesmal passiert etwas, was für mich prägend durch ganz Israel war. Nach meiner Erzählung über den Alkoholpreis lässt der Angestellte, der mir vorher den hebräischen Zettel schrieb alles stehen und liegen, und ging auf Shoppingtour durch das Einkaufszentrum. Ein kurzer hitziger Wortwechsel in der Apotheke, schon stürmt er mit mir zum Supermarkt. Doch auch dort muss er feststellen, dass es außer oben genannten Brennmitteln nichts gibt. Wir klappern noch 3 Spirituosenhändler ab, bevor er frustriert zu dem Fazit kommt, dass es wohl keinen Brennstoff für den Trangia geben wird.

Jedoch erhalte ich durch seine Erklärungen Einsicht, weshalb es so schweineteuer ist: Spiritus (also mit Gällmittel) gibt es in Israel von Haus aus nicht. Gibt also nur die Möglichkeit, fast reinen Alkohol zu verwenden. 2011 gab es in ganz Israel radikale Steuererhöhungen (die zu den Sozialprotesten im Land führten, welche es selbst in die deutschen Nachrichten schafften). Eine Erhöhung betraf dabei alkoholische Getränke. Nur sagte man nicht: “2 Shekel mehr auf Alkohol” sondern es wurden Staffelpreise je nach Alkoholgehalt festgelegt. Das mag ein Bier nur einen Shekel teurer machen, aber bei 95% Alkohol führt es zu diesen extremen Preisauswüchsen. Deswegen führen auch nur noch Apotheken nahezu reinen Alkohol, früher hatten das selbst Spirituosengeschäfte in der Auslage.

Frustriert und verärgert geht es also wieder zurück zum Outdoorgeschäft. Wenigstens der nette Mitarbeiter der mit mir durchs Einkaufszentrum gehechtet ist hat jetzt was davon, denn nun bleibt mir nichts anderes übrig als den günstigsten Gaskocher (immerhin 150Shekel = 30€) zu kaufen. Im Shoppingcenter selbst dürfen keine Kartuschen verkauft werden, also zurück zum “Maslul”-Outdoorladen, wo noch eine Kartusche für 28 Shekel (= 5,50€) dazu kommt.

Lektion gelernt, ich hätte auf Happy hören sollen, ich ärger mich aber extrem, denn einen Gaskocher habe ich im Keller auch rumliegen. Aber wenigstens muss jetzt keiner nach mir den Fehler machen. 😀

Im Supermarkt wird aber wenigstens noch Couscous, ne Dose Thunfisch und das Müsli für die kommenden Tage gekauft. Gibt auch einige leckere Müsliriegel und große Auswahl an Nudeln etc, ich hatte mir jedoch eine ganze Hand voll Müsliriegel aus Deutschland mitgebracht.

Den Rest der Zeit verbringe ich aber entspannt am Strand, beim Falafelessen und kann mir schwer vorstellen die nächsten Tage im Zelt zu verbringen und tagsüber weite Strecken zurückzulegen. 😛

Israel – Prolog

Hi,

ich versuche euch im Folgenden an meinen Erlebnissen im März 2014 in Israel teilhaben zu lassen.
Da beide Trails im deutschsprachigen Raum noch kein Reisebericht gewidmet wurde und ich die meisten Infos von englisch- und hebräischsprachigen Websites erhalten habe, werde ich nun versuchen diesen Bericht ein wenig ausführlicher zu gestalten, vielleicht mache ich den Weg ja für einige von euch Schmackhaft. 😉

Prolog

Irgendwann Mitte letzten Jahres hatte mich der Wandervirus erwischt. Woher der genau kam weiß ich nicht. Das letzte Mal intensiven Wanderns waren Tagestouren in die Alpen gewesen, und da müssen ca. 10-12 Jahre seitdem vergangen sein.
Schnell ging das Interesse in eine wirkliche Planungsphase über, gepaart mit dem Ausrüstungskauf, der leider ein größeres Ausmaß annahm. Wenn ich nachts still liege, höre ich manchmal noch meinen Geldbeutel weinen. Schwamm drüber, so ein bisschen G.A.S. (Gear Aquisition Syndrom) muss sein, man gönnt sich ja sonst nichts. 😉

Geplant war die erste richtige Tour dann als Kungsleden-Tour im Juli 2014. Aber dann kam es doch ein wenig anders:
Ende Februar nach drei ellenlangen Uni-Hausarbeiten entsprang der Wunsch, doch eine Probetour vor dem Juli zu absolvieren, schließlich wollte ich wissen ob ich Ausrüstungsmäßig versorgt bin und ob ich überhaupt körperlich dem ganzen Gelaufe gewachsen bin.

Da im nächsten Unisemester auch die Bachelorarbeit ansteht und ich jetzt schon Word-Dokumente und Unibibliothek satt hatte, wurde kurzfristig entschlossen: Der letzte Abschnitt der Semesterferien wird zum Laufen genutzt.

Klar hatte ich mich die letzten Monate hier im Forum mithilfe von Reiseberichten ein wenig eingelesen, aber die eigentliche Locationsuche stellte sich dann doch als happig heraus. Da wäre der GR221 in Mallorca gewesen, ich traute mir aber die vielen Höhenmeter nicht zu. Schottland wäre ein wettertechnisches Roulettespiel geworden und das wollte ich auf der ersten Tour wenn möglich vermeiden.

Während ich über den Lykischen Weg in der Türkei nachgrübelte, kam dann doch noch der Geistesblitz: Nach meinem Sightseeing-Besuch vom letzten Jahr, könnte es doch diesmal zum Hiken nach Israel gehen. Der Urlaub hat mir letztes Jahr unglaublich gut gefallen, in der Zwischenzeit ist ein Unisemester Hebräischgrundkurs an mir vorbeigezogen und hat mich mit den wirklich rudimentärsten Wörtern ausgestattet und da 2 der 3 geschriebenen Hausarbeiten sich mit Israel befassten und die kommende Bachelorarbeit wohl in selbige Richtung gehen wird, kann es ja keinesfalls schaden, noch mehr israelische Kultur in sich aufzunehmen.

Zudem hat Israel zu der Zeit ein sehr angenehmes Klima, es ist noch einigermaßen mild bei 20-24°C (ganz im Gegensatz zu meiner Tagestour letzten September in den Golanhöhen, welche bei 37°C zur Belastungsprobe wurde), dabei ist aber mit viel Sonnenschein und wenig Regen zu rechnen.

Schnell sind die Flüge vom 19.3 – 6.4 gebucht und die Trekkingausrüstung wird ordentlich gewogen und ich grübele tagelang, was mit soll und was auf alle Fälle daheim bleiben kann. Rückblickend muss ich sagen, dass ich es doch recht gut austariert habe, ein paar Gegenstände habe ich nach der ersten Tour im Hostel gelassen, aber insgesamt scheine ich das Wesentliche eingepackt zu haben.


Das große Einpacken

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