[Biking] – Israel 2019
[Tag 10] Nirgendwo im Negev – Eilat
8. Dezember 2019: 55 Kilometer, 500 Höhenmeter vom Wildcampingspot in der Negev Wüste zu einer Besichtigung des Timna Parks und dann weiter bis zum Roten Meer und nach Eilat.
GPX-Daten
Hier die heute gefahrene Route, anschließend in Relation zur Gesamtstrecke:
Zeit in Bewegung: 3:45h
Tempodurchschnitt: ~14,5km/h
Maximalgeschwindigkeit: 39,4km/h
Gesamtstrecke (Rot) in Relation zur heutigen Strecke (Blau)
Heute Nacht wurde es wieder ziemlich frostig, so wie man es in der Wüste halt erwartet. Trotzdem, außerhalb der Golanhöhen musste ich bisher meinen Schlafsack nicht zuziehen, derzeit reicht er noch als Decke.
Schon kurz nach dem Start erwartete mich noch eine letzte Ablenkung vor der Einfahrt nach Eilat: Der Timna-Nationalpark. Nah an der Route 90 gelegen ist dies ein gigantischer Nationalpark, der sowohl für seine toll geformten Berge und Hügel aus Sandstein bekannt ist, ebenso wie für eine der ältesten Kupferabbau-Gebiete der Welt.
Am Einlass erkennt man in mir wohl einen weitgereisten, erfahrenen Tourenfahrer. Oder vielleicht eher eine verlotterte, ungepflegte Gestalt? Nun, jedenfalls muss ich nicht die vollen 49 Shekel Eintritt zahlen, sondern bekomme den 25 Shekel “Israel-National-Trail-Hiker”-Spezialpreis. Mit inbegriffen ist eine Tasse Tee und leckere Datteln. Mir haben Datteln noch nie geschmeckt, für Jahre habe ich abgelehnt oder mit verkniffenen Gesicht ein Stück abgebissen und „bäh“ gerufen. Doch nach der Kostprobe im Timna Park beende ich meine Israelreise mit 2x 1kg Packungen Datteln im Fluggepäck. So kann es einem ergehen. 😉
Der Nationalpark ist so groß dass eine fußläufige Erkundung nahezu ausgeschlossen ist. So ist durch den Park eine Asphaltstraße verlegt, zudem gibt es Radwege, an denen dann Wanderungen zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten anschließen. Ich fühle mich ein bisschen wie auf Safari, ein seltsames Gefühl mit dem eigenen Rad den Nationalpark zu erkunden.
Doch was mich die nächsten Stunden visuell beeindruckt sind die zahlreichen Naturphänomene, die es hier zu sehen gibt. Verbunden ist dies mit einer tollen Beschilderung, einer guten Karte die mir in die Hand gedrückt wurde und zahlreichen Info-Tafeln. Ganz anders als mein enttäuschendes Erlebnis in Jericho noch vor ein paar Tagen.
Ein Klick aufs Bild öffnet das Panorama
Nur an einer Stelle kriege ich ob der Schotterpiste kurze Pamir-Flashbacks, hier sind es aber 5 statt 500 Kilometer, so kann ich diese regelrecht genießen! Eingefasst in dieses tolle Tal fühlt man sich, abgesehen von der Straße, wie ein Zeitreisender, denn die Landschaft sah sicherlich auch vor tausenden Jahren nicht anders aus als jetzt.
Unterwegs besuche ich Spiral Hill. Die spiralförmigen Abtragungen sind rein der Natur zu verdanken.
Anschließend komme ich zu den „Arches“, welche Torbögen im Sandstein geformt haben.
Nebst den Naturphänomenen und der beeindruckenden Landschaft liegt der Reiz des Timna Parks in den Fundstellen menschlichen Lebens. Vor über 6000 Jahren wurde hier in der Gegend Kupfer gefördert und verarbeitet, im Auftrag der Ägypter und auch unter König David. Besonders unter ägyptischer Leitung wurde dies wohl vorangetrieben. Von den Kupferminen, wo mit primitivsten Methoden in die Erde gegraben wurde, hin zu den Kupferverarbeitungsstätten, wo das Kupfer aus dem Gestein gelöst wurde. Verbunden ist dies mit religiösen Einrichtungen, die wohl von den Arbeiter*innen aufgesucht wurden.
Ganz in der Nähe der „Arches“ befinden sich somit die weltweit ältesten gefundenen Kupferminen. Kaum zu glauben, dass damals dort Leute sich hier in den Boden gegraben haben.
Dem Arbeitsablauf folgend geht es anschließend weiter zur Kupferschmelze und den Verarbeitungsstellen.
Kupferverarbeitung – Info (E-M5, 18mm, f/10, 1/125sec, ISO-100) Kupferverarbeitung – Info (E-M5, 14mm, f/10, 1/100sec, ISO-100) Prähistorisch! (E-M5, 22mm, f/10, 1/125sec, ISO-100) Prähistorisch! (E-M5, 14mm, f/10, 1/125sec, ISO-100) Kupfer-Werkstatt (E-M5, 20mm, f/10, 1/125sec, ISO-100) Die Werkstatt (E-M5, 20mm, f/10, 1/100sec, ISO-100) Die Werkstatt (E-M5, 20mm, f/10, 1/100sec, ISO-100) Gebetsanlage (E-M5, 14mm, f/10, 1/320sec, ISO-100) Gebetsanlage (E-M5, 14mm, f/10, 1/200sec, ISO-100) Schmelzofen (E-M5, 35mm, f/10, 1/250sec, ISO-100) Schmelzofen (E-M5, 19mm, f/10, 1/200sec, ISO-100) Schmelzofen-Überreste (E-M5, 42mm, f/10, 1/160sec, ISO-100) Nachbau Schmelzofen (E-M5, 14mm, f/10, 1/200sec, ISO-100)
Dort stößt man dann auch auf diese beeindruckende Pilzformation.
Die letzte Station sind Salomons Säulen und der nahegelegene Tempel des Hathor.
Am Tempel Hathors, der ägyptischen Gottheit der Minenarbeiter*innen finden sich allerlei Spuren, die darauf hinweisen, dass hier die Arbeiter*innen religiöse Rituale zelebrierten. Eine Gravur zeigt Ramses III, der Hathor eine Gabe darbringt.
Dann komme ich an der Sphinx vorbei, deren Namensgebung dürfte wohl ähnlich klar sein, wie die danach folgende Felsformation namens „Der Gral“
Sphinx (E-M5, 18mm, f/10, 1/200sec, ISO-100) Sphinx (E-M5, 38mm, f/10, 1/250sec, ISO-100) Blick zurück in den Timna Park (E-M5, 19mm, f/10, 1/320sec, ISO-100) Der Gral (E-M5, 35mm, f/10, 1/160sec, ISO-100)
Ganz am Ende der Straße erreiche ich dann auch noch eine künstlich angelegte Oase. Hier lasse ich mich für eine kurze Pause nieder, dann soll es wieder zurück auf die Route 90 gehen.
Ich bin nun einen 14km langen Halbkreis im Nationalpark gefahren, leider kann mir keiner sagen ob ich nun einen kleinen Weg zurück zur Hauptstraße finde. Da ich aber mit aller Macht verhindern will, die 14km wieder zurück zu müssen, schlage ich mich auf rauen Pfaden durch, und stehe nach 10 Minuten wieder auf einer asphaltierten Straße, die in die richtige Richtung führt. Perfekt! Lang lebe die Navigationssoftware, die auch winzige Pfade eingezeichnet hat.
Solltet ihr es nicht rauslesen können: Auch für den Timna Park gibt es von mir eine uneingeschränkte Empfehlung. Vermutlich könnte man sich gar mehr Zeit nehmen, als ich das getan habe, aber die paar Stunden dort waren beeindruckend, lehrreich und eine reine Freude.
Kaum zurück auf der Route 90 feiert mein Fahrrad einen wichtigen (runden?) Geburtstag:
Ich bin verzückt, ich besitze das Rad nun seit Herbst 2016, also knappe 3 Jahre. In der Zeit hat es Tschechien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Tadschikistan, Kirgistan, Israel und natürlich ganz viel Deutschland unter die Räder bekommen. Auf zahlreiche größeren Touren hat es mich treu begleitet: Prag-Berlin (ca. 465 km), Berlin-Nordkap (ca. 4500km), Rügen-Tour (ca. 360 km), Saale-Radweg (ca. 410km), Pamir Highway (1080km), tausende Kilometer rund um Berlin und nun schon fast 800km durch Israel. Weiter so lieber Drahtesel, ich freu mich auf viel mehr Abenteuer.
Und nun zur Statistik: Über 629 Stunden im Sattel und angeblich 300L Benzin gespart. Dabei muss allerdings angemerkt werden, dass dieser Tacho partout von 7L/100km ausgeht, sich also nicht an unwegsames Gelände anpasst und erst vor ein paar Tausend Kilometern diese Funktion aktiviert wurde. Ist also eher ein Gimmick. Mir wäre ja eine Snickers/100km Anzeige lieber, um mir meinen Schokoriegel-Konsum aufzuzeigen. 😉
Der weitere Weg nach Eilat bleibt weitgehend ereignislos. Ich komme am neu eröffneten Ramon-Flughafen (benannt nach dem israelischen Astronaut Ilan Ramon, der bei der Explosion der Challenger-Rakete ums Leben kam) vorbei, der nun neben dem Ben-Gurion Flughafen nahe Tel Aviv um die fliegende Kundschaft buhlt. Ich sehe 4 Ryanair-Maschinen im Landeanflug, es scheint also zu funktionieren.
Ansonsten geht es mehrheitlich Bergab gen Eilat, die Höhenmeter der letzten Tage wollen nun abgearbeitet werden.
Und dann stehe ich tatsächlich endlich in Eilat, dem südlichsten Teil meiner Reiseroute.
Ich springe schnell in einen gigantischen Supermarkt, anschließend geht es zu einem Hostel. In der Regel mache ich auf Radreisen einen Tag pro Woche Pause, damit der Körper Erholung und der Geist ein wenig Abwechslung vom Radfahren hat. Dies hat sich bisher auf dieser Reise nicht ergeben, ich habe dafür viele spannende Sachen nebenbei gemacht. Aber nun, nach 10 Tagen auf dem Rad brauche ich dringend eine Pause. So habe ich vor mindestens einen, vielleicht sogar zwei Tage Pause in der Stadt zu gönnen.
Kulturell ist Eilat nun nicht so wahnsinnig spannend, aber mit der Lage direkt am Roten Meer (welches ich seit einem Urlaub in Ägypten vor 15 Jahren nicht mehr besucht habe), dem weltweit nördlichsten Korallenriff und der Lage an der Meeresenge, nahe an Jordanien, Ägypten und Saudi-Arabien, gibt es sicherlich einiges zu erleben. Schnorcheln, schwimmen, vielleicht ein bisschen Wandern und die schmerzenden Beine auskurieren. Ich freu mich es bis hier hin geschafft zu haben, mit 825 Kilometern habe ich bereits 2/3 der Tour absolviert. Nach der Erholung geht es dann endlich wieder gen Norden.
Wahrlich ein Dreiländereck. Am südlichsten Zipfel Israels angekommen (ZTE A2017G, 4.216mm, f/1.8, 1/2100sec, ISO-100) Israel Bike Trail. Leider braucht man dafür mehrheitlich ein gutes Mountainbike, mit meiner schweren Karre wäre das wohl nicht gegangen (ZTE A2017G, 4.216mm, f/1.8, 1/1050sec, ISO-100) (ZTE A2017G, 4.216mm, f/1.8, 1/720sec, ISO-100)