Tag 13 – 14 : Ransäter – Mora

Tag 13: Ransäter – Värsjön

Der Tag beginnt nass. Beim ersten Aufwachen höre ich Regen aufs Zeltdach trommeln. Schließlich packe ich im Zelt zusammen, nutze dann eine Regenpause um das Zelt zu zerlegen und frühstücke dann gemütlich vor dem Haupthaus des Campingplatzes. 

Kaum habe ich mich um Viertel vor 10 auf den Weg gemacht, fängt es wieder zu nieseln an. Ey Wetterbericht, so war das nicht ausgemacht, ich wollte heute Wäsche trocknen. 

Die ersten 25km geht es durch den Nieselregen auf der Klarälvsbanan weiter Richtung Norden. Als ich überlege, ob die Hose nun nicht genug durchweicht ist, ebenso der Pulli, und ob ich nicht vielleicht doch Regen Klamotten anziehen sollte, hört der Regen endlich auf. 

Damit kann ich zur Mission des Tages kommen: Wäsche trocknen. 
Mama fragte mich die Tage entgeistert, wie ich das denn mit dem Trocknen am Rad mache, deswegen hier ein paar Fotos von meinem mobilen Wäscheständer. 

Die Klarälvsbanan hört in Hagfors auf, geht aber fast nahtlos in den Klarälvsleden (Leden=Weg) über. Dieser ist nun allerdings kein dezidierter Weg mehr für nicht-motorisierte Fortbewegung, sondern ist auf regulären, wenn auch Verkehrsarmen Straßen angelegt. 

60. Breitengrad, eine Höhe mit St. Petersburg, Südspitze Grönland

So geht es immer am Klarälven entlang, bis ich mich nach 60km zu einer Mittagspause entschließ. Inzwischen bollert die Sonne volle Kanne, also wird auch die Mittagspause zum Trocknen genutzt.  

 Nein, meine Taschen sind nicht explodiert, dass soll so… 

Klingt jetzt erstmal nicht so verlockend. 

Kurz nach dem Mittagessen begehe ich einen Fehler in der weiteren Routenplanung: Plötzlich kommt ein Wegweiser nach rechts, auf dem “Malung 53km” draufsteht. Nach Malung will ich morgen, könnte also den Weg nehmen. Ich entschließen mich allerdings wie zuvor geplant weiter dem Klarälvsleden zu folgen, da dieser mir so gut gefällt. 

Nach 2km führt der Weg über eine Brücke über den Klarälven. Statt auf der bisherigen Uferseite einer Landstraße zu folgen, haben die Planer entschlossen, es wäre sinnvoller, auf der anderen Seite entlang eine Sandpiste zu fahren. Im Gegensatz zu den vergangenen Tagen hat diese aber Stellenweise richtige Geröllbrocken, etwa 4x4x4cm groß, als Bodenbelag. Wie scheiße es sich darauf fährt und wie anstrengend die Fortbewegung ist, muss ich wohl kaum darlegen. Über 18km kämpfe ich mich diese Straße lang, manchmal wirklich nur noch in Schrittgeschwindigkeit und verbrate dabei mehr Energie als auf der doppelten Strecke auf Asphalt. 

Wenn das nun wegen dem Verkehr auf der Landstraße gewesen wäre, könnte ich es nachvollziehen. Aber gelegentliche Panoramablicke zur Landstraße zeigen, dass da höchstens alle paar Minuten ein Auto vorbeifahren. Absolut unverständlich diese Routenführung! 

Schweden ist Wetter technisch wirklich hinterher, hier steht noch kaum ein Pflänzchen, in Deutschland waren da schon Getreidefelder. 



Nach diesen Kraftraubenden 18km kehre ich in eine Tankstelle ein, die mir dankenswerterweise die Flaschen auffällt. Bisher hat jeder, egal ob Privatperson, Restaurant oder Tanke mir ohne großen Aufhebens die Flaschen aufgefüllt, ich bin begeistert. 

Nach der Tanke ist es ein langes Stück bergauf, zwar nicht sonderlich steil, aber über mehrere Kilometer im niedrigen Gang kurbeln geht an die Substanz. 

auf dem Inlandsvägen bleibe ich nun fast ausschließlich für die restliche Strecke durch Schweden.

Siehe das Höhenprofil zum Ende der Strecke. Das nenne ich einen Aufstieg. 

Nach 10km erreiche ich einen kleinen Feldweg, der an einem größeren See entlangführt. Diesen Platz hatte ich als Übernachtungsstelle rausgesucht, auch in der Hoffnung, vor dem Schlafen noch kurz in den See springen zu können und die Hitze & Sonnencreme des Tages abwaschen zu können. Nach einem Kilometer auf diesem kaum vorhanden Pfad zeigt sich jedoch, dass dieser Wunsch Illusion bleiben wird. Der Weg kommt einfach nicht nah genug ans Wasser, immer bleiben dazwischen 300m Luftlinie  Sumpf, Wald, Steinbrocken. 

So kehre ich wieder um und schlage ich kurz bevor der Weg wieder auf die Hauptstraße trifft in die Büsche. Der Platz ist schön, ein Bad wäre halt netter gewesen. 

So habe ich heute insgesamt 103 km zurückgelegt und habe morgen *trommelwirbel* noch über 40km nach Malung… Ich hätte diese Abkürzung fahren sollen, echt jetzt! 

Heute war nach der Regenkapriole am Anfang ein hervorragend sonniger Tag. Das wird sich allerdings Morgen ändern, ab 11 Uhr sind da heftige Schauer angesagt. Zudem werde ich mich laut Wetterauskunft morgen durch 24km/h Gegenwind kämpfen dürfen. Auch dass der Regen zwar schwächer, dafür aber 5 Tage am Stück vorhanden sein wird, motiviert nicht wirklich. Allerdings habe ich mir ja Skandinavien ausgesucht, den Schuh muss ich mir nun auch anziehen. 

Manche haben mich gefragt, ob ich beim Fahren den Kopf so richtig frei kriege. Bisher muss ich das verneinen. Derzeit bin ich noch viel zu beschäftigt im Kopf weiter über die Route nachzudenken, verschiedene Kilometerzahlen zu verschiedenen Referenzpunkten durch Kopfrechnen zu vergleichen, über Pausenplätze und vorhandenes Essen zu grübeln. Ich bin leider also noch weitab einer meditativen Ruhe, wo ich mir Gedanken über Zukunft, Gegenwart oder andere interessante Gedankensplitter machen könnte. Ich hoffe allerdings, dass dies demnächst eintritt, auch weil ich morgen den ganzen Tag auf einer Straße, ohne ein Mal abbiegen, verbringe. 

Den Abend am Wildcamp Spot genieße ich sehr, die Sonne scheint noch mal, ich kann diesen Blog weiterschreiben und mein aktuelles Buch zu Ende lesen, von dem völlig ungenießbaren Couscous abgesehen also sehr gelungen. 

Mein Plan ist morgen früh aufzustehen und so das Zusammenpacken wie auch die ersten Kilometer hinter mich zubringen, bevor der Regen einsetzt. Dann kann ich hoffentlich auch irgendwo im Trockenen eine Mittagspause absolvieren. 

Tag 14: Värsjön – Mora

Der Tag beginnt dann tatsächlich früh, mein Plan geht auf und so stehe ich um kurz vor 8 abfahrbereit vor dem Rad… Und merke dass die Steinpiste von gestern mir noch ein Geschenk dagelassen hat: Der Hinterreifen ist platt. Also noch mal die Ersatzteile rauskramen und mit dem Schlauchwechsel beginnen. So komme ich knappe 45min später als erhofft los. 

Der Weg bis zur nächsten Stadt Malung zieht sich extremst, auch dank des starken Gegenwinds, der mich mal wieder mit 8km/h die Berge hochkriechen lässt. 

Nach 40km in Malung gibt es eine längere Pause beim Supermarkt, dann versuche ich noch eine Tankstelle zu finden um den Reifen voll aufzupumpen, da ich mit meiner kleinen Reisepumpe zwar den Schlauch voll kriege, aber nicht den Druck den ich brauche. So lande ich schließlich in einer Autowerkstatt, der Mechaniker hilft mir beim Aufpusten, füllt meine Flaschen auch noch gleich mit Wasser und sagt dann einen Satz, der mir heute durchgehend in den Ohren klingelt: Angesprochen auf meine Tour meint er nur “you crazy human, don’t you know we have developed airplanes and cars for that occasion?” 

So geht es weiter gegen den Wind, nach 65km mache ich eine Mittagspause weil am Horizont es dunkler und dunkler wird. Kaum ist das Brötchen in den Mund geschoben, beginnt es gleich zu tröpfeln, ich beeile mich also die Taschen zu verstauen und mich selbst Regendicht einzupacken. Der einsetzende Regen ist gar nicht so stark, aber kontinuierlich und verbunden mit dem Wind auch wirklich nervig. Ich kühle total aus, trotz dem anstrengenden Fahren. 

Und dann, nach 75km denke ich mir plötzlich “huch, irgendwie fühlt sich das Rad anders an”, Steige ab und sehe, dass erneut das HINTERRAD platt ist. Ich schreie den Wind an, der wechselt mir allerdings auch keinen Reifen. Erst versuche ich jedoch, den bestehenden Schlauch noch mal aufzufüllen. Und merke dabei, dass meine Pumpe kaputt gegangen ist. ARGH!! Den Tränen nahe stehe ich nun mitten in der Pampa und kann das Rad nicht reparieren. 

So bleibt mir bei Regen und Kälte nichts übrig, als zu versuchen, ein Auto anzuhalten. Dieses Unterfangen trägt zu Beginn keine Früchte, endlos fahren Autos an mir vorbei und halten nicht an. Und als dann eins anhält, ist dies ein Kombi, der im Kofferraum fast voll beladen ist. Ohne Hoffnung auf Mitnahme schildere ich dem Fahrer meine Nöte, worauf der plötzlich meint: “Das kriegen wir schon hin” und holt einen faltbaren Fahrradträger aus dem Kofferraum. Schicksal, Kismet, Karma, Zufall? Keine Ahnung, aber ich bin heilfroh. Selbst einen Sitz-Überzieher haben sie, damit ich mit nassen Klamotten ins Auto kann. So nimmt mich dieses Pärchen mit nach Mora. 

Ich bitte Sie, mich zum Radhändler zu fahren, da meint der Fahrer “das ist ein Kumpel von uns, ich ruf den mal an”. Und so werde ich beim Händler in Empfang genommen und innerhalb von 10 Minuten ist ein neuer Schlauch eingebaut und die Arbeitszeit wird mir geschenkt. 

Auf der einen Seite ist mein Glaube an die Unverwüstlichkeit meines Rades verloren gegangen. Ich mach mir ordentlich Sorgen, dass dies die kommenden Tage zur Regel werden könnte, dass ich mehrmals Flicken werden darf. Und was mache ich wenn zwischen den Orten plötzlich 120km liegen? Heute, genau an dem Tag an dem ich zwei Wochen unterwegs bin, hatte ich den mit Abstand schlechtesten Tag auf der Tour bisher. Ich habe es verflucht und bin mir sicher, wenn noch 2-3 solcher Tage kommen, dann Steige ich in den nächsten Flixbus nach Berlin und verabschiede mich von dem Scheiß. 

Auf der anderen Seite habe ich heute so viel Hilfe durch das Paar erfahren, die mich mitgenommen haben, als für mich alles aussichtslos aussah. Und auch der Radhändler sowie der Automechaniker haben mir den Tag verschönert. Bleibt zu hoffen, dass heute eine große Negativ-Katastrophe war und die nächsten Tage glimpflich ablaufen. 

Nach den 78 selbst gefahrenen Kilometern und den 32km Mitnahme im Auto habe ich mich nach dem Besuch beim Fahrradhändler im örtlichen Campingplatz einquartiert. Und weil es immer noch so dolle regnete und es nicht sonderlich viel teurer war, auch in einer schicken 4-Mann Hütte und nicht im Zelt. 

So kann ich die Heizung voll aufdrehen und noch ein wenig Wäsche trocknen, bevor es morgen weitergeht. 

Tag 10 – 12: Göteborg – Ransäter  

Tag 10: Göteborg – Sikhall

(Zum vergrößern der Route Bitte das Bild anklicken) 

Das Knie ist ausgeruht, die Lust auf das Radfahren zieht mich förmlich nach draußen. Nach einem tollen Frühstück verabschiede ich mich von Janka und Michal, die absolut tolle, geduldige und interessante Hosts waren. Wir schießen noch ein Abschiedsfoto vor der Tür, dann mach ich mich auf den Weg. 

Ziemlich schnell bin ich aus Göteborg draußen, auf schicken Radwegen entlang der E45. Diese Straße werde ich bis weit in den Norden folgen, teilweise auf der Straße direkt, teilweise auf Parallelstraßen. Aber ein eigenartiges Gefühl, zu merken, dass diese Straße für knappe 2000km nun mein ständiger Begleiter sein wird. 

Es geht dann direkt am Fluss, der nach Trollhättan und zum Vänernsee, meinen heutigen  Zielen führt, entlang. Auf einer schönen Nebenstraße kommt plötzlich ein Schwede aus dem Haus gelaufen und hält mich an. Er erklärt mir, dass in 2km Entfernung die Straße komplett aufgerissen ist, gibt mir aber eine Alternativroute, die nur leider einen steilen Anstieg auf einer nassen Sandpiste hat. Hier schalte ich erstmalig auf der Tour in den ersten Gang, leider hilft dies auch nichts, der Weg ist einfach zu steil und lang, mein Rad jedoch zu schwer. So schiebe ich mühevoll das Rad den Berg hoch, so kommt man wenigstens auf Touren. 

Kurz zuvor habe ich ein Pärchen auf Radreise getroffen, die ebenfalls aus Berlin kommen (die Welt ist klein!), sie fahren jedoch nach Stockholm weiter. So halten wir einen netten Plausch am Wegesrand. 

Danach geht es endlos Kilometer auf einer Landstraße voran, die hügelig ist wie sonst noch was. Scheint wohl die Einstimmung auf den Norden zu sein, kaum geht es mal ein paar Meter runter, kommt gleich der nächste Hügel in Sicht. 

Dafür sind die Ausblicke sensationell schön, viel Weideland, aber auch mehr und mehr Wald. 

Spätestens nach Trollhättan und Vänersborg, nach der Ankunft am Vänernsee wird es spektakulär. Der Vänernsee ist gigantisch. Mit über 5500 Quadratkilometern ist es der größte See der EU und der drittgrößte See Europas, wobei die anderen beiden in Russland liegen. Die Länge des Sees liegt bei 150km, und im der Breite sind es auch über 80km. Kein Wunder also, dass man nur dort die andere Seite sieht, wenn man in einer großen Bucht ist oder auf eine der 22.000 Inseln blickt. Wie bereits geschrieben, gigantisch!

 Andere Seite in der Ferne

Dazu scheint dies gerade die Übergangsphase zwischen Süden und Norden ein. Ich fahre jetzt deutlich öfter durch wunderschöne Wälder, mit dem markanten grauen Steinbouldern dazwischen, die moosbewachsen im dichten Wald thronen. Am Waldboden sind Blaubeeren zu entdecken, auch wenn diese lange noch nicht reif sind. Aber zwischendrin lichtet sich der Wald zu großen Freiflächen, die noch landwirtschaftlich genutzt werden und auf denen die klischeehaften roten Schwedenhäuser mit schicken Gärten stehen. 

Der Sverigeleden begleitet mich nun Stückweise mehrere Tage. Dieses Radnetz läuft durch ganz Schweden und umfasst über 9900km Wegstrecke. Leider liegen nur kleine Teile günstig für meine Tour. 

Nach dem Ruhetag gestern fühle ich mich heute super, das Knie hat mehrheitlich aufgehört wehzutun und so knacke ich die 100km auf dem Weg zum Campingplatz. Diesen erreiche ich nach 110km insgesamt am Ufer des Sees, mit tollem Panoramablick über Teile des Sees. Damit ist ganz knapp der Rekord des bisher längsten Tages auf Tour überboten. 

Abends treffe ich am Platz noch zwei Camper aus Karlsruhe, die mir netterweise ein Radler vorbeibringen und spannende Geschichten über ihren gerade gekauften 1970er-Mercedes Camper zu erzählen haben. 

 Der Brüller 
Besonders die letzten 30km des Tages haben es mir angetan, abwechslungsreiche Ausblicke, eine gut geteerte Straße und wenig Verkehr. Das angenehmste heute: eigentlich ging es nur geradeaus, der Blick huschte nur selten aufs Navi. So kann die Seele ein wenig baumeln und ich kann die Landschaft in mich aufsaugen. 

Dazu kam das gute Wetter, teilweise zwar bedeckt, aber nie richtig kalt, später mit genug Sonne um ordentlich ins schwitzen zu kommen bei den Anstiegen. 

Morgen hingegen erwartet mich wohl viel Regen, aber nach dem Motivations Schub, den ich durch den heutige Tag erlangt habe, werde ich das wohl auch durchstehen. 

Tag 11: Sikhall – Mitten im Nirgendwo nahe Kila

Obwohl es beim aufwachen um 5 Uhr noch ein wenig regnet, hat sich das zum Glück bis zum Aufstehen gelegt. 

Inzwischen läuft das Packen in der Früh relativ reibungslos, wenn auch langwierig. Mit Frühstück und Duschen brauche ich immer 2 Stunden. 

Schnell bin ich wieder auf der Route von gestern und fahre auf verkehrsarmen Landstraßen nach Mellerud. Die ersten 15km werde ich nicht von einem Auto überholt. In Mellerud zapfe ich das WLAN des Örtlichen Kiosk an (höchst empfehlenswert) und mach mich dann weiter auf den Weg. 

Dabei gibt es abwechslungsreiche Bodenbeläge heute. So lege ich mehrere Kilometer auf Sand/Erdpisten zurück. Unter diesen ist nun aber keine Zentimeterdicke Sandschicht zu verstehen, vielmehr sind das relativ fest gepresste Naturwege, auf denen sich hervorragend fahren lässt und die auch bei Regen nicht aufweichen. Danach geht es aber auch über mehrere Stunden auf der E45 voran, was zum Glück weniger gruselig ist, als erwartet. Noch ist der Seitenstreifen breit genug, dass ich mit Sicherheitsabstand zu den Autos fahren kann. Habe allerdings gehört, dass an manchen Stellen dies nicht mehr der Fall ist und man dann recht Gedrängt auf der Fahrbahn fährt. 

Mehr Fakten zur E45, diese ist mit 1680km Schwedens längste Straße und heißt häufig auch Inlandsvägen. Die A7 in Deutschland bringt es dagegen nicht mal auf 1000km. Beeindruckend der jetzt so lang zu folgen. 
Mittagspause findet heute in einer Bushaltestelle statt, Wind geschützt, warm, gemütlich. 

In Åmål gibt es dann eine weitere Pause, zudem erhalte ich in einer Pizzeria ohne viel aufhebens frisches Wasser nachgefüllt. 

Nun zur Kür des Tages, noch einmal über eine einigermaßen leere Landstraße. Heute ist kein Campingplatz in Reichweite, so war auch klar, dass ich Wildcampen werde. Da aber noch Energie vorhanden ist, fahr ich einige Kilometer den Weg lang, immer Ausschau haltend nach einem guten Spot. Da die Wolken hinter mir grauer und dunkler werden, beschließe ich es gut sein zu lassen und finde auf einem Waldweg einen akzeptablen Ort für die Nacht: Nicht von der Straße einsehbar aber nicht zu weit ab vom Schuss, ebenerdig und ohne spitze Gegenstände, die meiner Luftmatratze zuleibe rücken könnten. Schnell stelle ich das Zelt auf, parke das Rad im Wald und bin mit all meinen Taschen zur genau richtigen Zeit im Zelt, es fängt dann nämlich ordentlich an zu regnen. 

So bin ich den ganzen Tag trocken gefahren, obwohl Regen angesagt war, und kann diesen nun im Zelt aussitzen. Beim Wildcampen hat man auch deutlich mehr Zeit, der Check-in entfällt, ich muss nicht zur Küche und zu den Sanitäranlagen laufen. Nur dürfte bei zukünftigen Wildcamp Nächten ein See in der Nähe liegen, man merkt schon, dass es im Zelt doch ein wenig riecht. Nur gut dass ich hier allein bin und nur meiner eigenen Nase Rechenschaft schuldig bin. 😉 

Wegen dem starken Regen koche ich im Vorzelt, muss also nicht noch einmal vor die Tür. Das ist zwar ein Balanceakt mit all dem Zeug, dass im Zelt verstreut ist, aber das Risotto schmeckt vorzüglich, ich hab es mir nach knapp 99 km auch wirklich verdient. 

Mit einem guten Buch, Big Bang Theory und Simpsons auf dem Handy, sowie Schokolade zum Nachtisch klingt dieser Tag gemütlich aus. 

Morgen absolvieren ich die letzten Kilometer entlang des Vänernsee, dann geht es weiter gen Norden. Unter anderem auf der Klarälvbanan, etwas worauf ich mich seit Wochen freue. Was das ist? Das werdet ihr morgen erfahren. 

Tag 12: Kila – Ransäter 

(Zum Vergrößern der Route bitte das Bild anklicken) 

In der Nacht hat der Regen aufgehört, so kann ich in der Früh ein einigermaßen trockenes Zelt einpacken. Empfindlich kalt ist es trotzdem, so erledige ich Frühstück und zusammenpacken drinnen, als letzter Schritt wird dann abgebaut und schon bin ich unterwegs. 

Bedeckt ist es, ansonsten aber ganz schön und so fahre ich ziemlich schnell nach Grums (was ein lautmalerischer Ort!) 

Auf dem Weg dorthin erreiche ich einen langersehnten Meilenstein:

Stolzer Tachobesitzer samt Belohnung für die bisherigen Mühen

Damit ist dies offiziell meine längste Radtour, bisher waren dies die knapp 700km in 8 Tagen nach Kopenhagen letztes Jahr. 

Und hey, nur noch 3,5x die selbe Distanz, schon ist die Tour zu Ende. Wie schwer kann das schon werden? 😉 (Berühmte letzte Worte?) 

Es wird nördlicher von der Optik her. 
In Grums gibt es erstmal Zimtschnecken als zweites Frühstück, dann fahr ich weiter nach Kils, mache dort Mittagspause und bin dann bald auf der gestern erwähnten Klarälvsbanan. Zur Auflösung: Hierbei handelt es sich um eine alte Bahnstrecke entlang des Flusses Klarälven, die 2007 in eine asphaltierte Strecke für Radfahrer_innen, Passant_innen und für sonstige Freizeitaktivitäten umgewandelt wurde. 

Das bedeutet: Perfekter Asphalt, kaum Steigungen (da alte Bahnstrecke), malerische Ausblicke auf den Klarälven und manche Abschnitte die so kerzengrade sind, dass man teilweise das Gefühl hat, man kommt nicht vom Fleck. Dies insgesamt auf 90km Länge, wobei er danach in den Klarälvsleden übergeht, den ich auch noch ein paar Km befahren werde. 

 Der Weg hat eigene Entfernungsschilder und eine Brücke sogar Blumenkästen! 
So Rolle ich in der inzwischen rausgekommenen Sonne mit einem Affenzahn dahin und genieße es nur noch. Nicht mehr auf Verkehr achten, nur die Landschaft genießen. 

Unterwegs finde ich diesen perfekten Pausenplatz, den ich für eine Lesepause nutze. Geht so lange gut, bis ich in der Sonne einschlafe und eine Stunde vor mich hin penne. 

Abends komme ich an einen Campingplatz und kümmere mich schnell darum, endlich meine Wäsche zu waschen, das hatte ich vor Tagen schon vor. Mein Zelt ist noch nicht fertig aufgebaut, und es ist nicht mit Heringen verankert. Groß ist also mein Schreck, als ich aus der Waschküche komme und das Zelt (welches 5kg Ballast drin hat) gerade von einer Böe erfasst sehe, und wie es auf den 10m entfernten Fluss zugetrieben wird. Ich renne so schnell ich kann und kann es gerade noch am Schilf abfangen. Grade noch einmal gut gegangen, wobei Gut relativ ist: Die Wiese ist wohl ein Aufenthaltsort für Enten, so ist mein Zelt durch mehrere Entenhaufen gerollt, die wunderschöne Flecken auf dem Innenzelt hinterlassen haben. Na dankeschön! 

Zum Abendessen gibt es dann eine ganz besondere Leckerei: Baked Beans und dazu geriebenen Käse. Und weil ich nach 70gr. Käse mir dachte “ach scheiß drauf, der Käse wird morgen eh schlecht”, wurden es halt 250gr. Käse. Kann man machen, muss man aber nicht. Geschmeckt hat es bei dem Sportlerhunger trotzdem. 

Insgesamt habe ich heute wieder mein Pensum erreicht. Der Track oben behauptet zwar was anderes, dass aber nur, weil ich nach einer Pause vergessen habe das Tracking wieder zu aktivieren. Insgesamt waren es laut Tacho heute 102km.

Morgen geht es bei angeblich besten Wetter auf der Klarälvenbanen weiter, ich bin gespannt.

Mora als Ziel der nächsten Tage.  

Tag 9: Göteborg (Ruhetag) 

Da Janka und Michal nichts dagegen haben, dass ich zwei Nächte bei Ihnen bleibe, kann ich ganz entspannt einen Ruhetag in Göteborg einlegen. 

Janka ist die perfekte Touri-Guide und zeigt mir auf der Karte allerlei Sehenswürdigkeiten. 



Nicht mal im Urlaub lässt mich die Arbeit in Ruhe… 
Die Woche ist Pride Week und wo in Deutschland um jede Regenbogen-Fahne am Rathaus gestritten wird ist die hier an allen öffentlichen Plätzen aufgezogen, sowie vor den Geschäften… Geht doch! 

So lasse ich endlich mal das Rad stehen und fahr mit dem Bus in die Stadt. Dort angekommen wandere ich durch einen Stadtpark bis zur Haga Nygata, einer der besten Café Straßen in Göteborg. Als ich dann im Schaufenster diese Kanelbullar entdecke, ist es um mich geschehen. 




Räder von 1909 und 1917, noch mit Carbid Lampen

Nach einer ausgiebigen Pause geht es dann mit der Tram raus zum botanischen Garten. Dieser ist absolut wundervoll. Riesengroß, voll verschiedener Themengebiete und dazu noch kostenlos. So wandere ich durch deren Gewächshäuser mit allerlei Orchideen und anderen exotischen Pflanzen:




Entdecke den Steingarten und das Japantal:

Und klettere auf den Aussichtshügel, der einen schönen Ausblick auf Göteborg liefert. 



Dann auch noch den Kindle rausholen und so verbringe ich viele fröhliche Stunden in dem Park. Absolute Empfehlung, solltet ihr je nach Göteborg kommen. 
Scheiß Hippie 
Danach geht es zum Supermarkt, mein letzter Einkauf war in Rostock und diese Vorräte gehen nun langsam zu neige. Und da nicht nur Pfingsten, sondern am Dienstag auch noch schwedischer Nationalfeiertag ist, kaufe ich lieber mal auf Vorrat. So stehe ich verzückt im Supermarkt und betrachte die schwedischen Spezialitäten. Mir kommen zwar einige Ideen was man zubereiten könnte, zum Glück kann ich mich besser zurückhalten als in Rostock. Habe ja noch viele Wochen im Land, da werde ich es schon schaffen mich durchs Sortiment zu futtern, so habe ich aber  endlich mal einen Einkauf getätigt, der tatsächlich in die Ortlieb Tasche passt, welche für das Essen gedacht ist. Nicht wie in Rostock wo der Beutel nicht mehr zu ging und die Hälfte oben mitfahren musste. 

Zurück bei meinen Hosts koche ich mit Janka das Abendessen. Ihr Freund ist gerade auf einem “Trainingslauf”, da er für einen “Mountain Marathon” trainiert. Als er 2h später eintrifft, hat er mal eben 40km zurückgelegt. Mich könnte man nach der Distanz im Laufschritt wohl beerdigen, da bleibe ich lieber beim Radfahrer. 

Ein sehr entspannter Tag, der meinem Knie echt gut getan hat. Spannend ist jedoch zu sehen, dass ich wieder richtig heiß darauf bin, mich morgen aufs Rad zu schwingen, ein gutes Zeichen. 

Tag 6 – 8 : Holte – Göteborg

Tag 6: Holte – Mellnbystrand



(klick auf die Route vergrößert diese)
 

In der Früh gibt es sogar noch Frühstück mit Lars, dann mache ich mich auf die Socken. 

Zuerst kreuze ich rüber zu Dänemarks Ost-Küste, um daran entlang nach Norden nach Helsingor zu fahren. An sich sind das nur 30km, wären auch schnell erledigt, wenn nicht plötzlich der Himmel die Schleusen öffnen würde und ein massiver Platzregen einsetzen würde. Darauf war ich nicht ausreichend vorbereitet, die Fleece Jacke liegt noch auf dem Gepäckträger, ich bin mit T-shirt und Radhose bekleidet. Stelle mich dann in einer Bushaltestelle unter und kann dort wenigstens die Regenklamotten anziehen. 

Erster Blick auf Schweden

Völlig eingepackt von Kopf bis Fuß geht es weiter und es zeigt sich dabei schon, dass zukünftige Tage in kompletter Regenmontur eher weniger witzig sein werden. Man bekommt zwar keinen Regen ab, aber fängt unter den Dingern so weit an zu schwitzen, dass man ebenfalls nass wird davon. Wenigstens kühlt man davon nicht aus, aber unangenehm ist es trotzdem. 

Die 30km nach Helsingor ziehen sich wie Kaugummi, auch weil es ein ewiges Auf und Ab ist. Endlich angekommen fahre ich gleich durch zum Hafen. Hatte gestern schon von Lars erfahren, dass die Fähre zwischen Helsingor (DK) und Helsingborg (SWE) alle 15min kommt, über 140x am Tag. So fahre ich gleich au die nächste Fähre, diesmal bin ich der einzige Radfahrer und darf wieder als erstes be- und entladen. 

Die Fährüberfahrt ist so kurz, dass ich kaum sitze, als es wiederzuerkennen zum Fahrzeugdeck geht. Somit bin ich endlich in Schweden!!! Und nach 3 Tagen Deutschland und 2 Tagen Dänemark werde ich nun etwas unter einem Monat in Schweden verbringen. Meine derzeitig Route sieht über 2200km auf schwedischen Straßen aller Couleur vor. 

Von Helsingborg aus schlage ich mich auf Landstraßen weiter in Richtung Norden. Zwar läuft von Helsingborg nach Göteborg der “Kattegattleden”, ein dezidierter Rad-Weg. Dieser braucht aber über 350km nach Göteborg, da wirklich jede Landzunge an der Küste mitgenommen wird. Meine eigene Strecke hingegen ist 250km lang und unterliegt konstanter Änderung: Finde ich noch eine bessere Landstraße, wird halt die genommen.

Aber wunderbar beschildert

Am Nachmittag komme ich an eine Stelle, wo eine Landmuräne von West nach Ost läuft, diese muss ich also auf alle Fälle überqueren. Das bedeutet quälend langsame 7km, die ich mich den Hügel emporschraube. Aber oben angekommen gibt es sowohl “echt schwedischen” Wald:

Noch halte ich das für Fotowürdig, bald werde ich Wochen am Stück nichts anderes mehr zu sehen bekommen. 

Und zweitens gibt es am Ende eine 3km lange Abfahrt. Und diese hat es wirklich in sich, kaum Kurven, perfekter Asphalt und so kann ich es richtig laufen lassen ohne treten zu müssen. So stelle ich, mit dem Kinn auf die Lenkertasche gepresst auch einen neuen Geschwindigkeitsrekord dieser Reise auf, wo ich mir nicht sicher bin, ob dieser noch zu brechen ist. Laut Navi 67,0, laut Tacho sogar 67,89 km/h (Sorry Mama!!!). Auch das Rad fühlt sich dabei gut an, kein Flattern oder aufschaukeln, selbst die Bremsung am Ende wird souverän gemeistert. 


Die Wege sind hier erste Sahne

Zum Ende geht es recht flach an endlosen Feriensiedlungen vorbei. 

Da der Abend erneut nach Regen aussieht und ich eh gerade daran vorbeikomme, entscheide ich ich für einen Campingplatz im Örtchen Mellenbystrand. Hier erhalte ich an der Rezeption eine Einweisung per Excellence:

Auf einem gedruckten Flyer wird mir gezeigt welchen Stellplatz in welcher Reihe ich nehmen darf, anhand von Diagrammen und Erläuterungen auch, das mein Zelt genau innerhalb vier roter Steine aufgebaut werden muss. 

Mit dieser Warnung im Ohr breche ich vor lachen zusammen, als ich schließlich den Campingplatz so vorfinde:

Da sind 20 Reihen á 30 Stellplätze und ich bin das einzige Zelt auf dem ganzen Platz. Da war die Strenge ja wirklich angebracht, Gott behüte ich klaue dem Nachbarn 10cm Platz durch einen Zelt-Hering. 

Warme Dusche nach 98km und dann ab ins Bettchen!  

Tag 7: Mellenbystrand Strand – Olofsbo

(Ein Klick auf die Route vergrößert diese) 

Heute hat nur ein Motto: Wind!

Schon in der Früh beim packen ist es höllisch windig. Noch lege ich meine Hoffnungen darin, dass der Wind von der Seite kommen wird und nicht von Vorne. 

Nach dem Losfahren merke ich aber schnell, dass mir dieser Wunsch nicht vergönnt ist. Dadurch wird es mit Abstand der bisher anstrengendste Tag der Tour und ein Tag, der sich hoffentlich nicht so schnell wiederholt. 

Der Wind bläst konstant mit 50km/h ins Gesicht, die Böen sind teilweise noch stärker. 

Ich verbringe die meiste Zeit des Tages im 4-5. Gang und kurbel wie bekloppt um mit Mühe und Not 10km/h zu halten. Die Tage davor war es eher Gang 10-11 und 18km/h, nur um mal das Verhältnis aufzuzeigen. 

Kommt der Wind mal doch von der Seite, muss ich mich 10 Grad in den Wind lehnen um nicht von der Straße gefegt zu werden. Jedes Auto und jeder LKW der mich heute überholt sorgt für eine kurze Unterbrechung des Windes und damit auch prompt dafür, dass ich wild schlingernd weiter auf die Fahrbahn gerate. Macht also wirklich überhaupt keinen Spaß. 

Dazu kommt am Vormittag noch feiner, fieser Nieselregen und ich kühle unglaublich schnell aus. Außer einer Aufwärmpause in einem Burgerrestaurant und drei Stopps in überdachten Buswartehäuschen verkneifen ich mir selbst das Mittagessen heute. Dafür ist es einfach zu windig, kalt und unangenehm. Deswegen auch die wenigen Fotos heute, ich war vollends damit beschäftigt gegen den Wind zu kämpfen und wollte selten für ein Foto anhalten. 


Gegen 16 Uhr ging einfach gar nichts mehr. Ich war auf einer Landstraße mit dünnem Seitenstreifen, viel LKW Verkehr und der Wind wehte auch noch die Erde der nahen Felder auf, so dass es im Mund knirschte und in den Augen brannte. 

Nach 78km in 6 Stunden reiner Fahrzeit (mit mein normalen Tempo hätte ich da über 100km geschafft), habe ich für heute aufgegeben und mich auf einen Campingplatz eingenistet. Die haben zum Glück ein kleines, windgeschütztes Areal, welches von Hecken umschlossen ist und trotzdem wird mein Zelt wild hin und her geworfen. 

So habe ich zwar morgen über 110km zu fahren, bis ich bei einem neuen Warmshower-Host in Göteborg ankomme, aber morgen soll der Wind nicht mal mehr halb so stark sein. Und bevor ich mich heute komplett ruiniere  und auspowere, versuche ich lieber morgen mehr Strecke zu machen. 

Dafür gibt’s heute Abend mitgebrachten Kaiserschmarrn (wenn auch als Fertig-Mischung), ich bin mal gespannt ob das was wird. Fazit: Lecker, fehlt aber noch Marmelade

Müde, windgegerbte Grüße an alle, die diesen Blog lesen 😉 

Tag 8: Olofsbo – Göteborg

(Zum vergrößern der Route bitte auf das Bild klicken) 

In der Nacht ist der Wind zum Glück ein wenig abgeflacht. Weg ist er zwar nicht, mit 24km/h auch relativ stark, aber im Vergleich zu gestern nur noch halb so schlimm. Die richtung hat er aber leider beibehalten: Von Schräg vorne. 

Ich komme gut los und bin ab halb 10 wieder auf dem Rad. Bei ziemlich kühlen Temperaturen geht es los, das bessert sich zum Glück im Laufe des Tages. 

Mehrheitlich geht es über Landstraßen, immer die Küste lang. In Varberg, nach knappen 30 Kilometern gibt es die erste Pause, hier scheint schon die Sonne und macht für eine lässige Pause. 

Vor dem Mittagessen noch der seltsamste Moment meiner bisherigen Tour: auf einer wenig befahrenen Landstraße kommt mir ein alter Volvo entgegen mit zwei jungen Frauen darin. 200m vor meiner Position bremsen sie ab und fahren dann langsam an mir vorbei, dabei zeigen sie einen Hitlergruß und machen mit der anderen Hand ein Bärtchen unter der Nase. Ich habe wirklich absolut keine Ahnung was da die Idee dahinter ist und bin zu perplex um mir überhaupt ihr Kennzeichen zu merken. 

Die bisher schönste Mittagspause dieser Tour mache ich direkt am Meer, auf einer kleinen Grasscholle sitzend. Da schmeckt das angetrocknete Brot gleich doppelt so gut. 

Das letzte Drittel der Strecke verbringe ich auf einem Rad-Highway, der direkt nach Göteborg reinführt. Wahnsinn was hier an Infrastruktur für Radfahrende bereitgestellt wird. So geht es direkt an der Haupt-Einfallsstraße nach Göteborg rein, während auf der der Straße sich Kilometerlang die Blechkarossen stauen. Auch in der Innenstadt ist die Verkehrsführung so angelegt, dass Passant_innen und Radfahrer_innen möglichst einfach durch die Stadt kommen und selten an der Ampel stehen. 

Ziemlich fertig und während des Fahrens, trotzdem fehlte eindeutig mal wieder ein Selfie 😉 

Bis in die Innenstadt habe ich allerdings über 100km zurückgelegt und merke, dass jedes Anfahren nun richtig Kraft kostet. 

Für Göteborg habe ich über Warmshowers wieder Hosts gefunden, bei denen ich bleiben darf: Janka und ihr Freund Michal haben mir dankenswerterweise Weise einen Platz auf ihrer Couch versprochen. 

Janka arbeitet im Zentrum und holt mich an einem zentralen Platz mit dem Rad ab. Zusammen fahren wir also die letzten 6km zu ihrer Wohnung. Sie warnte gleich, dass der Weg zurück ein wenig steil ist an Stellen, wie steil sollte ich noch rausfinden. Es ging durch einen Park direkt in der Stadt, der eher an einen Naturbelassenen Wald erinnerte und auf dem plötzlich Waldwege steil empor führten. Beim ersten Hang musste ich nach der Hälfte aufgeben und schieben, aber beim zweiten, steileren Anhang war mein Ehrgeiz geweckt. Im zweiten Gang ging es im Stehen und mit letzter Kraft den Anhang hoch. Das Hinterrad drehte trotz dem Gewicht der Packtaschen durch und das Vorderrad kam dauernd hoch. Stolz war ich dennoch, als Janka meinte ich wäre der erste Radfahr-Gast, der diese Anhöhe gemeistert hätte. Victory! 

Mit Janka und Michal zusammen gab es selbstgemachte Pizza und dann danach noch einen Heimkino Abend mit Star Wars. 

108km heute mit ziemlich viel Wind und 76km den Tag zuvor mit dem Horrorwind haben mir echt zugesetzt, vorallem mein linkes Knie schmerzt extrem. So habe ich beschlossen, ein Ruhetag in Göteborg einzulegen. Dankenswerterweise lassen mich Janka und Michal auch zwei Nächte bei ihnen schlafen, so kann ich morgen entspannt Göteborg entdecken und mein Knie schonen.