Monat: März 2014

20. März: Yam Le Yam, die erste (Tor-)tour!

Was ist eigentlich geplant?

Nach dem Vorgeplänkel sollte ich jetzt mal erzählen, was ich überhaupt vor habe in Israel. Ich kannte vor einiger Zeit in Israel nur den Israel National Trail (INT), einen 1400km-Weitwanderweg der am südlichsten Punkt Israels bei Eilat anfängt und sich dann bis in den Nordgaliläa zieht.

Mir war recht früh klar, dass ich den nicht gehen würde. Für die ganze Strecke war auf keinen Fall Zeit, den südlichen Teil durch die Wüste Negev wollte ich an sich nicht machen (auch wegen der Wasser Problematik) und nur ein bisschen im Norden machen war mir irgendwie zu unbefriedigend.

Ansonsten kannte ich nur einige Tagestouren, welche ich letztes Jahr schon gemacht hatte. Dies waren Nationalparks in den Golanhöhen, genauer gesagt der Yehudia-, Banyas- und Hula-Nationalpark.

Bei der Recherche stieß ich aber auf 2 weitere Strecken, die keinesfalls so imposant sind wie der INT aber trotzdem mehrere Tage wandern in Nordisrael ermöglichen: Der Yam leYam und der Golan Trail.

Hier möchte ich zuerst den Yam leYam vorstellen. Wortwörtlich bedeutet dies einfach “Meer zu Meer” und reiht sich damit in einige Länder ein, welche einen “Coast 2 Coast”-Trail anbieten. Hier beginnt es am ersten Meer, ergo dem Mittelmeer. Der Clou liegt aber im Endpunkt des Trails: Hier wurde nämlich der See Genezareth kurzerhand zum “Meer” umgedeutet und schon hat man einen “Sea 2 Sea”-Trail draus gemacht. 😉

Wanderstrecke sind ca. 75-80km, und können laut manchen Informationsquellen im Internet in drei Tagen abgearbeitet werden. Ich habe insgesamt 4 gebraucht und hätte es keinesfalls schneller schaffen können, gab aber auch einige Angaben für ein 5-Stop-Strategie. Dieser Trail ist recht beliebt und in Israel auch einigermaßen bekannt. Wird sehr gerne von Jugendgruppen gegangen, ob das Pfadfinder sind oder Yeshiva-Studenten (Studenten aus Religionsschulen), in deren Ferienzeiten dürften einem da Einige begegnen.

Als ich da war, war das überhaupt kein Problem, ich habe in den 4 Tagen nicht eine Person getroffen, die auch den Yam leYam machte, sondern eher Tagestouren. Die letzten 2 Etappen des Yam leYam laufen auf der Strecke des INT und selbst da habe ich nur 2 Mädels getroffen, welche in der letzten Woche ihrer Megatour waren. Also von Überlaufen kann keine Rede sein.

Ich verrate jetzt schon, dass die zweite Tour, der Golan-Trail mir deutlich besser gefallen hat, aber der Chronologie folgend, will ich doch zuerst von meinen Erlebnissen auf dem Yam leYam berichten.

20.3. Abends: Tel Aviv -> Gesher Achziv Beach

Abends geht es mit dem Sherut (Sammeltaxi) wieder zum Bahnhof und von dort mit dem Zug nach Nahariya, die letzte größere Stadt an der Mittelmeerküste vor der libanesischen Grenze.

Alles wunderbar geplant, leider erwirtschaftet der Zug auf der 1,5 stündigen Reise eine 1,5 stündige Verspätung (absolut untypisch, alle anderen Zugfahrten funktionierten wie ein Uhrwerk) und ich komme erst nach Anbruch der Dunkelheit in Nahariya an. Von dort geht es noch 15 Minuten weiter mit dem Bus nach Gesher Achziv Beach, nördlich von Nahariya gelegen. Durch irgendwelche pubertierenden Teenager, die bei jeder Haltestelle die Stop-Taste drücken schaffe ich es auch nicht rechtzeitig mich beim Busfahrer bemerkbar zu machen, muss also eine Station später aussteigen und ca. 1,5 km zurücklaufen.

In Gesher Achziv Beach gibt es einen großen Campingplatz, ich hatte jedoch schon gelesen, dass dieser erst am 1.4. aufmacht, hatte trotzdem die Daumen gedrückt und hoffte auf das Beste. Dies wurde mir jedoch nicht erfüllt, der Campingplatz war dunkel, zudem mit hohen Mauern umschlossen und sah mehr als zu aus. Daneben stand aber auf der Anhöhe ein Haus, welches mit ordentlich Flutlicht ausgeleuchtet war und ich beschloss dort mal zu klingeln und zu fragen wie es mit Camping aussieht. So weit kam es jedoch gar nicht, denn als ich den Feldweg der Zufahrtsstraße betrat, kam ich etwa 5m weit, bevor ein Taschenlampenstrahl mich im Gesicht blendete und ich auf Hebräisch angemeckert wurde. Auch meine Beteuerungen, kein Wort zu verstehen wurden mit einer weiteren streng gerufenen Tirade auf Hebräisch erwidert. Schließlich blieb mir nur übrig ein “Camping ken o Camping Lo?” (Camping Ja oder Camping Nein?) dem Typen entgegen zu rufen, gesehen hatte ich ihn ja immer noch nicht, dafür sorgten die 4000 Lumen welche mir grade die Netzhaut wegbrannten. Ein unwirsches “LO!” besiegelte dann die Sache und ich beschloss den letzten Ausweg zu nehmen: Das Zelt einfach auf dem Strand aufzustellen.

Müde machte ich mich daran, um 20 Uhr mein MSR Hubba Hubba ohne Innenzelt (ganz blöde Idee bei all dem Sand und Wind!) auf einer flachen Stelle am Strand zu positionieren. Das mir der garstige Kerl von der Anhöhe mit der Taschenlampe hinterher leuchtete, trug nicht wirklich zu meiner Beruhigung bei.

Doch nachdem die Isomatte aufgepumpt war und der Schlafsack ausgerollt war, kam ich endlich dazu den neuen Gaskocher zu testen und so gab es lecker Couscous und danach eine heiße Schokolade. Hätte ich gewusst was mich die nächsten Tage erwartet, ich hätte wohl stundenlang nur noch gegessen doch dazu später…

Wie gesagt befindet sich Gesher Achziv in nächster Nähe zur libanesischen Grenze (unter 5km) und genau am Grenzzipfel steht eine riesige militärische Einrichtung. Auch der unfreundliche Herr auf der gut beleuchteten Anhöhe schien ein militärischer Außenposten zu sein. So wunderte es mich dann gar nicht, dass alle 20min auf der Straße, welche am Strand entlangführte ein Militärjeep anhielt, das Fernlicht anschaltete und schaute, was dieser verdächtige Mensch am Strand dort mit einem Zelt vorhatte. Die ersten Male habe ich noch recht freundlich gewunken, mich dann aber irgendwann ins Zelt verzogen, als es kühl wurde. Ich sollte jedoch in der Nacht noch einige Male vom Fernlicht wach werden, ich hatte wohl mein eigenes Beobachtungsteam auf mich gezogen.

Dies alles spielte zusammen, dass ich mich am ersten Abend nicht wirklich wohl fühlte. Am Menschenleeren Strand, unter Militärbeobachtung, das kann ja was werden. Mal schauen was die nächsten Tage so bringen…

Ankunft in Israel

[Vorwarnung: Am Anfang gibt es noch mehr Text und wenig Bilder, ich entschuldige mich dafür schon mal im Voraus]

19-20. März. Tel Aviv – oder auch: Das Brennstoff-Debakel

Komme am 19.3. wirklich in aller Herrgottsfrühe an, aber dadurch waren die Flüge einigermaßen bezahlbar, kann ich also mit Leben.

Wenn ich auch die zwei Ankunftstage am Strand verbringen will gibt es noch eine Outdoorbesorgung, die keinen Aufschub duldet: Brennstoff für den Kocher kaufen.

Hier an dieser Stelle soll gleich meine große Weisheit für diesen Reisebericht verteilt werden:
Nehmt keinen Spiritus-Kocher mit! Ihr werdet keinen Spiritus finden!

Vor meiner Abreise stand ich hier im Forum mit dem User “happy” in Kontakt, welcher im Februar Teile des Israel National Trail gelaufen ist, und er hatte mir schon diesen Ratschlag mit auf den Weg gegeben. Leider habe ich mir überheblich gedacht: “Mei, der wird halt nicht richtig geschaut haben, ich hab ja zwei Tage Zeit” und *schwupps* lag der Trangia-Spirituskocher im Rucksack.

Also, ab zum Outdoorladen. Erstmal in Strandnähe zum Outdoorgeschäft “Maslul” in der Bograshov St. 47. Da hat ein Mitarbeiter schon mal von Trangia gehört, Brennstoff kriege ich dafür an der Tanke und mit einer Wegbeschreibung werde ich entlassen.

Natürlich hat die Tanke nichts in die Richtung und so geht es zu Tel Avivs größten Outdoorshop “Lametayel” im Dizengoff Shopping Center. Ein unglaubliches Einkaufszentrum, 5 Stockwerke hoch und leider hat sich irgendwer überlegt, in den Stockwerken asymmetrische Anordnungen der Geschäfte vorzunehmen und so jegliche anfängliche Übersicht zunichte zu machen.

Nach zähem Suchen finde ich Lametayel im 4. Stock. Ziemlich großer, meiner Meinung nach gut ausgestatteter Shop. Allerdings ist es dort doch um einiges teurer als in Deutschland, ein Großeinkauf lohnt sich also keineswegs. Hier jedoch weiß man sofort was mit dem Begriff “Trangia” anzufangen und auch wenn sie keinen Brennstoff dafür verkaufen, wird mir gleich gesagt, wo ich ihn denn finden kann: In der Super-Pharm Apotheke im Erdgeschoss. Auf meine Anfrage hin, dass Apotheke doch sicherlich auch Apothekenpreise mit sich bringt werde ich nett beruhigt, das wäre alles nicht so schlimm.

In der Apotheke angekommen wird mir jedoch sofort eröffnet, dass sie allerhöchstens 65-70% Alkohol dahaben, und der schick verpackt in kleinen 150ml Flaschen zu erwerben ist. Das kann es also nicht sein und so lief ich schnell noch mal in den vierten Stock zum Outdoorshop um mich zu vergewissern. Dort wird mir ein verächtliches “Die Apotheker haben doch keine Ahnung” entgegengeschnaubt, bevor der Mitarbeiter dazu übergeht, genaue Anweisungen auf hebräisch auf ein Post-It zu kritzeln und sogar die Telefonnummer des Outdoorgeschäfts hinzuzufügen, damit die Apotheke bei nichtverstehen gleich durchrufen kann.

Wieder unten im Erdgeschoss angekommen scheint man mich nun in der Apotheke endlich verstanden zu haben. Bei der Ausgabe für rezeptpflichtige Medikamente wird mir Stolz eine Flasche 95% Alkohol entgegen gehalten. “Ha, dachte ich es mir doch, Happy hat einfach nicht ausführlich genug gesucht” fährt es mir durch den Kopf und ich wähne mich schon am Ziel. Das böse Erwachen steht mir jedoch noch bevor. Nachdem ich mich bereit erklärt habe, die ganze Literflasche zu kaufen (ob jetzt 700ml oder 1L ist jetzt auch schon egal), wird mir nämlich der Preis offenbart:
Diese Flasche soll 280 Shekel kosten! Zum besseren Verständnis: ~5 Shekel sind 1 € und somit hätte mich ein Liter dieser Kostbarkeit spottbillige 56€ gekostet. Nach dem ich mich vergewissert habe, dass dies tatsächlich der Liter-Preis ist, und ich nicht auf hebräisch nach einer Badewanne voll verlangt habe, verlasse ich enttäuscht den Laden.

Eine Hoffnung gibt es noch. Bei uns wird ja Spiritus häufig auch im Supermarkt vertrieben also schnell los zum Billigmarkt im 2. Untergeschoss. Doch auch hier Fehlanzeige, Spiritus scheint es einfach nicht zu geben, ich finde Lampenöl, und jegliche Grillanzünder auf Petroleum-Basis, von Spiritus aber keine Spur.


Lampenöl


aber kein Spiritus

Noch mal hoch zum Outdoorladen. Diesmal passiert etwas, was für mich prägend durch ganz Israel war. Nach meiner Erzählung über den Alkoholpreis lässt der Angestellte, der mir vorher den hebräischen Zettel schrieb alles stehen und liegen, und ging auf Shoppingtour durch das Einkaufszentrum. Ein kurzer hitziger Wortwechsel in der Apotheke, schon stürmt er mit mir zum Supermarkt. Doch auch dort muss er feststellen, dass es außer oben genannten Brennmitteln nichts gibt. Wir klappern noch 3 Spirituosenhändler ab, bevor er frustriert zu dem Fazit kommt, dass es wohl keinen Brennstoff für den Trangia geben wird.

Jedoch erhalte ich durch seine Erklärungen Einsicht, weshalb es so schweineteuer ist: Spiritus (also mit Gällmittel) gibt es in Israel von Haus aus nicht. Gibt also nur die Möglichkeit, fast reinen Alkohol zu verwenden. 2011 gab es in ganz Israel radikale Steuererhöhungen (die zu den Sozialprotesten im Land führten, welche es selbst in die deutschen Nachrichten schafften). Eine Erhöhung betraf dabei alkoholische Getränke. Nur sagte man nicht: “2 Shekel mehr auf Alkohol” sondern es wurden Staffelpreise je nach Alkoholgehalt festgelegt. Das mag ein Bier nur einen Shekel teurer machen, aber bei 95% Alkohol führt es zu diesen extremen Preisauswüchsen. Deswegen führen auch nur noch Apotheken nahezu reinen Alkohol, früher hatten das selbst Spirituosengeschäfte in der Auslage.

Frustriert und verärgert geht es also wieder zurück zum Outdoorgeschäft. Wenigstens der nette Mitarbeiter der mit mir durchs Einkaufszentrum gehechtet ist hat jetzt was davon, denn nun bleibt mir nichts anderes übrig als den günstigsten Gaskocher (immerhin 150Shekel = 30€) zu kaufen. Im Shoppingcenter selbst dürfen keine Kartuschen verkauft werden, also zurück zum “Maslul”-Outdoorladen, wo noch eine Kartusche für 28 Shekel (= 5,50€) dazu kommt.

Lektion gelernt, ich hätte auf Happy hören sollen, ich ärger mich aber extrem, denn einen Gaskocher habe ich im Keller auch rumliegen. Aber wenigstens muss jetzt keiner nach mir den Fehler machen. 😀

Im Supermarkt wird aber wenigstens noch Couscous, ne Dose Thunfisch und das Müsli für die kommenden Tage gekauft. Gibt auch einige leckere Müsliriegel und große Auswahl an Nudeln etc, ich hatte mir jedoch eine ganze Hand voll Müsliriegel aus Deutschland mitgebracht.

Den Rest der Zeit verbringe ich aber entspannt am Strand, beim Falafelessen und kann mir schwer vorstellen die nächsten Tage im Zelt zu verbringen und tagsüber weite Strecken zurückzulegen. 😛

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